Vorbei
Hallo!
Ich bin neu hier, und das ist mein erster Versuch...
Vorbei...
Was wird er gerade machen? Wahrscheinlich schlafen, es ist kurz nach zehn Uhr, Sonntagmorgen. Mir gefällt der Gedanke nicht. Warum sollte er schlafen wie ein Baby, wenn unsere Beziehung in Scherben liegt, warum sollte er besser schlafen können, als ich?
Zwei Monate will er Zeit, mindestens, wie er sagt. Allzuviel Hoffnung soll ich mir nicht machen...
Wie soll ich diese Zeit nur überstehen? Jetzt, nach zwei Tagen schon, kann ich mich kaum noch beherrschen, ihn nicht anzurufen und ihm zu sagen, dass er das Wichtigste in meinem Leben ist...
Auch ich dachte, ich bräuchte Zeit. Viel ist passiert...
Ich surfe durchs Netz, gebe immer wieder seinen Namen in Suchmaschinen ein. Schaue mir genau an, was sie ausspucken, jedes seiner geschriebenen Worte. Nehme jede kleine Spur, die ich von ihm finden kann, gierig in mich auf.
Ist das normal? Macht das jeder so? Das ist eigentlich egal. Die Situation ist nicht normal und es geht auch nicht um Irgendjemanden.
Ich möchte ihm so gern nahe sein, gerade heute...
„Hi nochmal mein Sonnenschein,
wollte Dich doch noch fragen: Was sagst Du denn jetzt Deinem Vater, wer
ich bin? ;-)“
„Was ich meinen Eltern sage, wer Du bist, dürfte ja wohl klar sein...“
Damit war es besiegelt, vor exakt einem Jahr, eigentlich vorher schon, als ich ihn das erste Mal sah, meine Internet-Bekanntschaft, zu unserem Blind Date am Faschingsdienstag...
Damals war ich noch sein Sonnenschein, er nannte mich nicht nur so, er meinte es auch. Oh Gott, das tut alles so unendlich weh. Meine erste, große Liebe... Die beste und erfüllteste Zeit meines Leben habe ich ihm zu verdanken.
Was soll ich nur machen? Die Gefühle fahren Achterbahn, nein, eigentlich nicht die Gefühle, meine Gedanken, mein Körper. Einmal bin ich erfüllt von Liebe, Zuneigung und Sehnsucht, dann wieder voll von Zweifeln, Misstrauen, Verletztheit. Eigentlich brauche ich auch Zeit und Abstand, auf der anderen Seite kann ich es kaum ertragen.
Wie geht es ihm? Denkt er an mich, grübelt er genauso? Ist er genauso unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen? Ist er auch wie gelähmt? Tritt er auch auf der Stelle? Vermisst er mich ein bisschen? Liebt er mich noch? Daran ließ er eigentlich keinen Zweifel, aber er sagte auch, dass wir uns gegenseitig weder glauben noch vertrauen, jedenfalls momentan nicht... Er hat Recht. Leider. Wir brauchen Zeit.
Wie kann es nur möglich sein, ohne ihn zu leben? Was, wenn er sich gegen uns entscheidet? Niemand wird ihn jemals ersetzen können. Niemals wieder wird es einen Menschen mit einem derartigen Stellenwert in meinem Leben geben. Immer werde ich Männer mit ihm vergleichen, er wird mich niemals loslassen. Und das will ich auch nicht. Er ist etwas ganz Besonderes, etwas unendlich Wertvolles, und das wird er immer bleiben.
Ihn noch einmal umarmen, einmal seine wundervoll zärtlichen Hände spüren, in seine Augen blicken, sehen, wie er mich anlächelt, sehen, dass er glücklich ist, nachts neben ihm liegen, mich an ihn kuscheln, seine Körperwärme spüren, ihn mit allen Sinnen wahrnehmen... Was würde ich dafür geben...
Vor ihm war es leichter, allein zu sein.
Noch ist es nicht vorbei... Noch.
Ich habe Angst...