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Vor dem letzten Gefecht

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11.11.2007
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Vor dem letzten Gefecht

Vor dem letzten Gefecht

Die Sonne schien zwischen den weit ausladenden Ästen der grossblättrigen Bäume hindurch als ich diesen Sommer vor der Hitze in den riesigen Park mitten in der Stadt floh. Abseits vom Gehweg wollte ich mich auf meine Lieblingsbank in den Schatten setzen, einen Joint drehen und mich in ein gutes Buch vertiefen.

Doch da, sass schon ein kleines Mädchen, vielleicht sieben, höchstens acht Jahre alt. Ich setzte mich hin, ganz an den Rand der Bank. Dabei hoffte, dass die Kleine, wenn sie den grossen, unrasierten Mann neben ihr sitzen sähe, die Beine in die Hand nähme und zu ihrer Mutter springen würde. Die musste ja hier bestimmt in der Nähe sein. Ich setzte mich und wartete darauf, dass sie reagierte. Nichts.
Nach einer Minute räusperte ich mich absichtlich rüde. Keine Reaktion. Das kleine Mädchen schaute nicht eine Sekunde von ihrem Zeichenblock auf, den sie in einem Winkel vor sich hielt, der sicherstellte, dass keiner sehen konnte was sie da malte. Allzu gern hätte ich meine Utensilien hervorgekramt, um meinen Glimmstängel zu basteln. Aber als rücksichtsvoller Mensch wollte ich die Kleine nicht mit dem süsslichen Rauch der Droge belästigen. Also probierte ich es damit, etwas näher zu rutschen.

Mit unnachahmlich treuen Kinderaugen schaute sie mich an. ‚Volltreffer!’, dachte ich. Jetzt wird sie gleich losrennen und nach ihrer Mutter schreien. - Denkste! Ein breites Grinsen pflanzte sich in ihr Gesicht und ein fröhliches "Hey!" sprang von ihren Lippen, bevor sie sich wieder auf ihre Zeichnung konzentrierte.
Na klar. Es musste ja eines von der altklugen Sorte sein... "Sag mal, wo ist denn deine Mutter?"
"Die kommt wieder.", entgegnete sie ohne von ihrem Zeichenblock aufzublicken. Und bevor ich meine nächste Frage stellen konnte, fuhr sie wichtigtuerisch fort: "Sie weiss, dass ich mich nicht von jedem anquatschen lasse."
"Du meinst also, sie wird nicht denken, dass ich einer dieser Onkels mit Süssigkeiten bin, der kleine Mädchen entführt?" Mit einem Blick tiefsten Mitleids schaute sie mich von unten herauf an und zog dabei den rechten Mundwinkel hoch. "Das wollte ich damit sagen."
Verdutzt warf ich mein ursprüngliches Vorhaben über Bord. Das Mädchen machte mich neugierig. Ich vergass das Buch in meinem Rucksack. Es war mir egal was die Leute, die uns sahen, denken würden. Ich beugte mich zu ihr hinüber, um ihre Zeichnung sehen zu können. Ihre Reaktion darauf war, den Zeichenblock fest an ihre Brust zu drückten und zum ersten Mal etwas argwöhnisch zu mir hoch zu schauen.
Möglichst locker fragte ich: "Was zeichnest du denn da?" Vielleicht war sie schon öfters wegen ihrer Strichmännchen oder Kritzeleien ausgelacht worden. Mit ernster Miene fügte ich hinzu: "Ich verspreche dir, nicht zu lachen." Während sie mir tief in die Augen blickte, löste sie den Zeichenblock von ihrer Brust und drehte ihn Zögernd um.
Was konnte für ein kleines Mädchen so wichtig sein, dass es Angst hatte es zu zeigen? Ich löste meinen Blick von ihren dunkeln Augen, in denen sich Blätter der Bäume und die am Himmel vorüberziehenden Wolken spiegelten und betrachtete die Zeichnung.
Nicht etwa ein mit einfachen Strichen gezeichnetes Häuschen, mit einem rauchenden Kamin und einer Türe mit L-Griff war auf dem Papier, sondern unverkennbar ein kunstvoll gezeichnetes, mir unbekanntes Wesen war zu erkennen. Es hatte eine grau schimmernde Haut, einen spitz zulaufenden Mund und eine Art Atemöffnung oben, zwischen den Augen. Es hatte grosse Ähnlichkeit mit einem Delphin. Einzig die Flossen waren viel zu gross, eher wie Flügel. Das Wesen schwamm aber nicht etwa im Wasser. Nein, es sass vielmehr in einer Art Sessel, der aus Wasser zu bestehen schien. Ich überlegte, ob es ein Fabelwesen sein könnte. Erfolglos.
"Was ist das für ein Wesen? Versteh mich bitte nicht falsch. Es ist eine wunderbare Zeichnung, aber ich habe so etwas noch nie gesehen."
"Ich weiss auch nicht, was für ein Wesen das ist. Sie werden aber bald auf die Erde kommen, uns besuchen. Kurz vor dem allerletzten grossen Knall!"
"Du meinst, bevor die Erde untergeht?"
"Ja, nur dass die Erde nicht untergehen wird." Das Mädchen war unglaublich. Entsprang das ihrer Fantasie, oder hatte sie es irgendwo aufgeschnappt? "Wie meinst du das? Die Erde wird nicht untergehen?" Sie holte tief Luft und sagte: "Ich erklär’s dir. Weisst du, ich habe alles schon gesehen, was passieren wird."

„Bald wird in einem weit entfernten Land, das die meisten Menschen auf dieser Welt für das reichste und schönste Land auf der Erde halten, auf einem See ein Raumschiff landen. Es wird die gleiche Farbe wie der See haben, welcher aus der Sicht eines fliegenden Vogels aussieht wie ein Kreuz mit einem langen Schweif. Überhaupt passen sie sich jeder Umgebung und jedem Hintergrund an. Wenn man bei ihnen nicht genau hinschaut, wird man gar nicht erkennen, dass sie da sind. Ausgenommen wenn sich die Aussenhaut von Zeit zu Zeit bewegt, wie die kleinen Wellen auf dem See."

"Und wieso sieht man dieses Raumschiff kaum?", wollte ich wissen. "Weil diese Wesen es verstehen sich dem Universum anzupassen. Sie haben nie probiert die Umwelt sich anzupassen, wie die Menschen es immer wieder versuchen, und dabei die Natur zerstören. Aber bitte, wenn du alles hören willst, was passieren wird, unterbrich mich nicht, wie viele Erwachsene das dauernd tun!" Ich gelobte es feierlich und sie fuhr weiter.

„Folgendes habe ich gesehen: Für einige Stunden schwebten diese Wesen mit ihrem Raumschiff über dem See, um das Land, die Leute und die Sprache in ihrer Umgebung zu studieren und zu entschlüsseln.
Sie selber verständigen sich auf einer höheren Ebene. Einer Art Gedankenübertragung, mit der sie sich bei Menschen nicht verständlich machen können.
Also führten sie eine erste öffentliche Kontaktaufnahme mit den Menschen durch, wie sie es mit anderen Zivilisationen im Universum schon viele Male getan haben. Das heisst: Sie gaben der Regierung, der grössten an diesem See gelegenen Stadt nur einen Zeitrahmen von zwei Stunden das Treffen zu organisieren. Ihnen war sehr wohl bewusst, dass in dieser kurzen Reaktionszeit nicht alle ihre Forderungen erfüllt werden könnten. Sie wollten viel mehr Schlüsse daraus ziehen, zu was die Menschen in der limitierten Zeit fähig waren.

Der höchste Politiker, den man in so kurzer Zeit auftreiben konnte, stand hinter dem kleinen hölzernen Rednerpult, das den Kreis der Versammelten Menschen – Lokalprominenz Zeitungsreporter, Fernsehcrews – schloss. Tatsächlich wird man einen runden Saal, an dessen Wand ein Dreihundertsechzig-Grad-Gemälde von einer zerstörten, sich zurückziehenden Armee in einer Winterlandschaft hängt, als Gesprächssaal umfunktionieren.
Nicht weil die Menschen diesen Saal als besonders würdig betrachteten, dem Anlass entsprechend. Der einstige Glanz des Gebäudes lag Jahrzehnte zurück. Nein, sondern weil die schönsten und grössten Säle gerade von einer grossen Politischen Partei besetzt waren. Deren Vorsitzender sah sich jetzt trotz anfänglicher Zweifel hinter dem Rednerpult, am gegenüberliegenden Ende des Kreises, mit dem Vertreter der Ausserirdischen Wesen konfrontiert. Dieses Wesen hatte seine Eröffnungsrede abgeschlossen und sich gerade wieder hingesetzt.
Der Parteivorsitzende ergriff sodann das Wort: "Sie wollen uns also sagen, wenn wir mit ihnen kooperieren, stellen sie Technologien, Philosophie, generell Lösungen zur Verfügung, um alle unsere zwischenmenschlichen und umweltlichen Probleme lösen zu können mit denen wir zur Zeit auf diesem Planeten kämpfen?" Der Vorsitzende klang sehr skeptisch.
Das Wesen, das sich von den Menschen im Saal nur durch seine Hautbeschaffenheit unterschied sass da, von den Kamerascheinwerfern beschienen und nickte langsam mit dem Kopf: "Ja."
"Im gleichen Atemzug geben sie zu diese Technologien nicht vorführen zu können? Auch keine kompatible Philosophie, die uns fließend von unserem 'Irrglauben'“, er machte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft „ohne grössere Verluste zu Lebensharmonie mit allen Lebewesen und der Natur und dem Universum führen könne?" Wieder ein "Ja".
"Wie wollen sie denn das alles bewerkstelligen?" Ein zustimmendes Raunen ging durch die versammelten Menschen, welche zum grössten Teil der Partei des Vorsitzenden angehörten.
Nachdem sich das Gemurmel gelegt hatte, antwortete das Wesen selbstbewusst und mit ruhiger Stimme: "Wir finden immer eine Lösung. Doch jede Lösung ist individuell und muss zuerst erarbeitet werden."
"Und wie stellen sie sich unsere Verteidigung vor? Werden wir Waffen erhalten, die uns gegen jene schützen die nicht mit uns zusammenarbeiten wollen?" Das fremde Wesen verneinte: "Niemand wird von uns irgend etwas erhalten, der nicht bereit ist zum Gemeinwohl aller, unsere Bedingungen zu akzeptieren. Und dazu gehört, dass kein Mensch den Anderen angreift. Sollte es trotzdem irgendwelche machthungrigen Geister geben, werden wir uns mit ihnen befassen. Glauben sie mir, liebe Menschen. Keine eurer Waffen kann etwas gegen uns ausrichten. So schnell, so stark, so gewaltig sie auch in euren Augen sein mag."
Der Vorsitzende schürzte nachdenklich seine Lippen, schüttelte den Kopf, um dann mit dem Zeigefinger seine Brille richtig auf die Nase zu schieben. Während er kurz in seine Notizen schaute, sassen die restlichen Teilnehmer der Runde gebannt und still da. Ihre Augen zwischen dem Ausserirdischen und dem Vorsitzenden hin und her schwankend.
"Sie verlangen von uns, die wir seit Jahrhunderten auf unsere Freiheit stolz sind, dass wir uns von ihnen dreinreden und vorschreiben lassen, was wir zu tun hätten, nur um etwas zu erreichen, dass es vielleicht nie geben wird?! Ich sage ihnen meine Meinung dazu. Und damit weiss ich seit Jahren das Volk dieses Landes hinter mir. Man kann sogar sagen, ich bin die Stimme des Volkes! Wir lassen uns nicht in unsere inneren Angelegenheiten reinreden. Wir haben uns schon gegen mächtigere Gegner behauptet als sie sich vorstellen können. Diese hatten weiss Gott konkrete Vorstellungen, wie sie die Welt regieren wollten, hätten sie sie erst einmal ganz erobert. Wir haben einfach den Zaun um unser Land enger gesteckt. Wir haben uns gegen diese Agitatoren ganz alleine durchgeschlagen.
Wir werden uns auch in Zukunft unseren Glauben an Freiheit und Selbstbestimmung nicht nehmen lassen. Es gibt in diesem Land bereits genug Gutmenschen und Ausländer, die uns die Fahrt auf dem eigenen Schiff vormachen wollen. Wir brauchen keine übergeordnete Gemeinschaft, die uns alles vorschreibt und noch mehr Fremde ins Land bringt, die den guten Bürgern die Arbeitsplätze und ihre gewohnte Sicherheit wegnimmt!" Der Kopf des Vorsitzenden wurde röter und röter, während er mit beiden Händen synchron gestikulierte und ihm der weisse Hemdkragen, um den Hals immer enger wurde.
Der Ausserirdische verharrte bewegungslos. Ob er gebannt zuhörte oder es ihn überhaupt nicht interessierte kann ich nicht sagen. Es war ihm kaum anzusehen ob er verstand, dass er angezweifelt wurde. "Und was soll die Aussage in ihrem Eröffnungsstatement, dass sie uns alle testen? Etwa jeden einzelnen von uns?", wollte der Vorsitzende wissen ohne eine Atempause einzulegen oder den Ausserirdischen zu einer seiner Fragen Stellung nehmen zu lassen. Während dessen die Menschen ihm an den Lippen hingen und mit wichtigen Mienen zustimmten.
"Oder werden sie einzelne von uns entführen lassen? Körperliche Misshandlungen? Seelische Experimente? Man hört da ja so allerhand von so genannten 'Entführten'. Nein, so etwas werden wir auf gar keinen Fall zulassen.“ Er wurde immer aggressiver. „Nicht einmal wenn die Herrenrasse des Universums und das ist der einzige Grund wieso ich überhaupt noch mit ihnen spreche, sich weniger von uns unterscheidet als ein schwarzes Schaf von einem anständigen Weissen!"

Beim letzten Wort platzte dem ausserirdischen Wesen der Kragen. Nein wirklich! Es explodierte! Die wasserartige Substanz aus der das Wesen bestand wurde in alle Richtungen verspritzt, wie bei einem geplatzten Wasserballon. Ein Aufschrei ging durch die Menge. Für kurze Zeit behinderte Nebel die Sicht im Saal. Als er sich auflöste starrten die Menschen im Kreis, an den Tischen, hinter den Schranken, bis hinaus in den Eingang immer noch vor Schreck auf den Sessel, wo vor wenigen Sekunden das humanoide Wesen aus einer anderen Welt gesessen hatte.
Keiner sagte mehr ein Wort. Keiner wagte laut zu atmen. Dem Kameramann des lokalen TV-Senders fiel bei einem Blick auf den Monitor seiner Studiokamera auf, dass die Wasserspritzer auf der Linse seiner Kamera nicht nach unten flossen, sondern sich von der Linse langsam lösten und auf die leere Sitzgelegenheit des Wesens zuschwebten.
Der so wortgewaltige Parteivorsitzende brachte keinen Ton mehr hervor, obwohl sein Mund weit offen stand. Er staunte mit Kinderaugen wie sich überall im Saal, vom riesigen Gemälde an der Wand, von den voll gespritzten Gesichtern und Kleidern der Menschen, von den Stühlen und Tischen, ja sogar von seinem Brillenglas die Flüssigkeit löste und sich über dem leeren Sessel zusammenzog, um sich eine neue Form zu geben.
Nicht die Form eines Humanoiden. Nein, viel mehr die eines Delphins mit überdimensionalen flügelgleichen Flossen. Dieses Wesen schwebte zuerst über dem Stuhl und erhob sich dann mit ein paar Stössen seiner glatten Flügel mitten im Saal in die Luft.“

Das kleine Mädchen hielt mir als Bestätigung ihre Zeichnung hin, bevor sie fort fuhr.

"Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Olgul. Ich bin die Leiterin unserer Expedition. Nachdem ich nun annehmen darf, dass man mir jetzt zuhört, möchte ich sie beruhigen, meine lieben Menschen. Wir verstehen eure Ängste sehr wohl. Ihr seid nicht die ersten Lebewesen, die die Möglichkeit geschenkt bekommen, zu ihrem Segen, von unserem Bund von Zivilisationen zu profitieren. Vielen haben wir die Erlösung von Krieg und Hungersnot gebracht. Aber nur denen, die es wollten. Oberstes Gebot unserer Vereinigung ist es, dass niemand gegen seinen Willen mit unseren Zivilisationen Kontakt haben muss.
Wenn sie die Bedingung erfüllen, dass sie jedes denkende Lebewesen im Universum als gleich wertvoll ansehen, wie es auch immer aussehen mag oder aus welcher Kultur es stammt, ist das Wichtigste erfüllt. Das ist der ganze Test. Mit demokratischen Regierungsformen hat es ihre Spezies schon zur Hälfte geschafft. Sie sehen also wie einfach wir es machen bei uns aufgenommen zu werden." Im Saal erhob sich leises, zustimmendes Gemurmel und vereinzelt erlöstes Lachen, das langsam wieder verstummte, weil die Leute hören wollten ob das schon alles war, was das Wesen Olgul mitteilen wollte.
Nach einer kleinen Kunstpause erschallten die letzten Worte des Wesens in den Rundungen des Saals: "Nur das eine müssen sie mir noch übersetzten, Herr Vorsitzender. Was ist eine Herrenrasse...?"

Irgendwo ausserhalb des Parks heulten die Sirenen eines Polizeiwagens viel zu laut. Als sie in der Ferne verklungen, erzählte die Kleine weiter...

„Als nächstes sah ich was ein paar Jahre nach dieser unglücklichen Begegnung passieren wird: Ich sah, dass der letzte Präsident der Menschen sich die Disk-Aufzeichnungen der Zusammenkunft auf dem Grossbildschirm in seinem ovalen Büro betrachtete. Er spielte anhand der Fernbedienung mit der Ausschnittvergrösserung herum. In diesem Moment klopfte es und auf ein "Herein!", öffnete sich die nahtlos in die Mauer des Büros eingelassene Türe nach innen und der Führer des Industriellen Waffenkomplex betrat den Raum. Der Präsidenten, selber nicht mehr als eine Marionette des Industriellen Waffenkomplexes, forderte ihn ungeduldig auf: "Kommen sie, Gerald! Setzen sie sich neben mich an den Tisch und schauen sie sich das an!" Gerald C. Morgan nahm einen Stuhl und setzt sich damit an das eine lange Ende des Tisches Richtung Bildschirm. Direkt neben June Lightfield, den Präsidenten.
"Ich kenne alle Aufzeichnungen. Es ist kaum zu glauben, dass es erst acht Jahre her ist, seit..." Der Präsident schnitt ihm selbstzufrieden das Wort ab. "Diese nicht! Glauben sie wirklich Gerald, ich hätte sie kommen lassen, um mit ihnen eine Wiederholung im Fernseher anzusehen?" Morgan spielte der Form halber mit: "Nein Sir!" Obwohl sie beide zu wissen schienen, dass der Präsident ohne die finanzielle Unterstützung des Industriellen Waffenkomplex ein Nichts und Niemand wäre. Wie schon immer, seit den Sechzigerjahren des vorderen Jahrhunderts.
"Nun gut, seit fast acht Jahren basteln ihre sogenannten Waffenforschungslabors an einer Möglichkeit die Ärsche, oder sollte ich sagen die Schwanzflossen, dieser Eindringlinge von unserer Erde zu Bomben, wie wir es damals im Irak getan haben. Ist das richtig?" Morgan bestätigte pflichtbewusst während sein Gesichtausdruck etwas anderes sprach. Aber er hörte weiter zu.
„Und jetzt hat ein Mitglied meines Stabes, zugegebenermassen ein sehr kleines Rädchen in meiner Maschinerie etwas entdeckt. Der Kerl hatte wohl nichts Besseres zu tun als nächtelang in der Nase zu popeln und immer wieder diese Aufzeichnung anzuschauen. Dabei hat er über Monate hinweg jede einzelne Bildsequenz mehr aufgespaltet und schlussendlich folgendes entdeckt. Schauen sie gut hin, worauf ihr ganzer aufgeblasener Forschungsapparat in all den Jahren nicht gekommen ist, Gerald!"

Der Präsident drückte die Abspieltaste der Fernbedienung und die digital eingeblendete Zeit am unteren Bildrand, begann synchron mit dem Bild zu laufen. Lightfield liess die Aufzeichnung bis zur Stelle wo das Wasserwesen explodiert war laufen, um dann einen kleinen Ausschnitt hinter dem Rednerpult heran zu zoomen. Zuerst sah man einen Arm, dann eine männliche Hand und als das Bild die volle Auflösung hatte erkannte man darauf eine Petrischale.
In der Mitte der Vergrösserung war jetzt klar und deutlich zu sehen, dass der Mann, was für Beweggründe er hatte, blieb im Dunkeln, einen kleinen Tropfen der wie Wasser aussehenden Substanz, aus der das Wesen bestand, sicherstellte. Auf dem nächsten Standbild war der Deckel schon drauf. Die Flüssigkeit konnte nicht mehr entkommen und sich mit dem Rest des sich neu generierenden Wesens vereinigen.
"War das jemand von unseren Leuten?", wollte Morgan wissen. "Nein Gerald, die Ausserirdischen hatten die Konferenz zu kurzfristig angesetzt. Wir hatten keinen geeigneten Mann in der Nähe als das passierte. Wir können von Glück sagen, dass wir überhaupt an diese Aufzeichnung gekommen sind." Morgan sah Lightfield fragend an: "Und...?". Dieser nahm ihm wieder das Wort aus dem Mund: "…haben wir inzwischen den Mann mit, was noch viel wichtiger ist, der Probe?" Der Präsident gab sich die Antwort gleich selber. "Ja, mein lieber Gerald, wir haben. Nicht nur das, wir konnten bereits einige Schlüsse ziehen.“
„Punkt eins: Das Zeug sieht zwar aus wie Wasser, ist aber keineswegs mit irgendeinem Material vergleichbar, das wir hier auf der Erde kennen. Womit ausgeschlossen ist dass sich ein UFO-Freak mit einer Fälschung, wichtig machen will.
Punkt zwei: Meine Wissenschaftler gehen davon aus, dass es nicht ein Teil des wirklichen Ausserirdischen Lebewesens ist. Das Material ist für diese Ausserirdischen ein Stoff aus dem sie Kopien von sich erschaffen, um nicht persönlich aus ihrem Raumschiff zu müssen. Es ist anzunehmen, dass ihr Raumschiff und die riesigen Türme und Pyramiden, die vor unseren Küsten wie Pilze aus dem Boden oder vielmehr aus dem Wasser schiessen, aus diesem Material bestehen." Morgan runzelte die Stirn: "Abgesehen davon, dass ich gar nicht wissen will wer der Mann, der die Probe sichergestellt hat ist oder was für Beweggründe er hatte, können wir mit ihm sprechen? Wirst du uns die Probe zur Verfügung stellen June?"
"Abgesehen davon Gerald, dass wir herausfanden wer er ist, es spielt keine Rolle mehr. Geheimdienst Standardverfahren, du verstehst?" Der Präsident machte mit der Hand eine wegwischende Bewegung und beantwortete dann die eigentliche Frage von Morgan: "Ja, ihr werdet. Eure Organisation Gerald, das weisst du selbst, ist die einzige, die uns diese Informationen innert nützlicher Frist in brauchbare Waffensysteme ummünzen kann bevor etwas zum Feind durchsickert." Gerald C. Morgan fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger nachdenklich über seine Geiernase. Er stoppte und setzte ein breites Grinsen auf. Er würde bekommen was er wollte. Seine Leute würden anhand der Probe ein ganzes Arsenal an Waffen entwickeln, die alles zerstören was sich der menschlichen Elite entgegensetzt. Sie würden alle Waffen an die neu gegründete Weltregierung verkaufen können und riesige Gewinne dabei erzielen. Mehr als in den Weltkriegen, Vietnam-, Irak- oder dem Polarkrieg zusammen. Er musste nur dafür sorgen, dass dieser Krieg nicht zu kurz ausfallen würde. Aber da hatte er scheinbar keine Bedenken. Schliesslich haben er und seinesgleichen seit Jahrhunderten Übung darin.
Er erhob sich vom Stuhl, lief zur Tür, nahm die Falle in die Hand und drehte sich nochmals zu Präsident Lighthouse um. Diesmal hatte seine Stimme einen bedrohlichen Unterton: "Ach, und übrigens June, reden sie nie, nie wieder in solch einem Ton mit mir. Wir wissen schliesslich beide, wer diesen Planeten wieder kontrolliert wenn die ETs weg sind." Ohne die Stimme weiter zu erheben verliess er das Zimmer. Das Gesicht des Präsidenten wurde kreideweiss.

Bleicher konnte mein sonnengebräuntes Gesicht auch nicht mehr werden. Mir war schlecht von dem schrecklichen Gedanken, was mit all den unschuldigen Lebewesen passieren könnte.
"Hey sie, ist ihnen nicht gut?", fragte das Mädchen. "Danke, es geht schon.“ Ich riss mich zusammen: „Ach ja, weißt ja meinen Namen gar nicht. Du darfst mich Roland nennen."
"Oh, mein Name ist Michelle. Es freut mich sie kennen zu lernen", entgegnete sie. "Mich freut es auch. Erzählst du weiter?", fragte ich, obwohl es mir noch nicht viel besser ging. Sie bedachte mich mit einem prüfenden Blick und fuhr mit ihrer Geschichte fort...

"Die schönste Wasserkolonie der Ausserirdischen in meiner Vision, war diejenige am grossen Barriere Riff vor Australien. Im Gegensatz zu vielen kleineren auf der ganzen Welt, von denen die meisten mit Hilfe der in Barriere Riff ausgebildeten Meeresbewohner aufgebaut wurden, ist sie noch bemerkenswerter.
Diese Wasserstadt mit riesigen Türmen, Pyramiden und Monolithen, die aus dem Wasser vor der Küste Australiens ragte, sahen aus wie ein in klarem Wasser funkelndes Metropolis. Über den eigentümlichen Gebilden schwebte zu diesem Zeitpunkt seit acht Jahren ununterbrochen ein Raumschiff der ausserirdischen Wesen. Verbindung hatten sie über zwei riesige Wassersäulen. Eine Art Liftsystem mit zwei Röhren.
In der einen sah man bei genauem Hinschauen, durch das Rippeln der durchsichtigen Hülle, Ausserirdische und Meeresbewohner aus dem Raumschiff schweben. Die delphinartigen Wesen unterschieden sich mit ihren langen Flossen, wie Mantas, die durch die Fluten nach unten gleiten, von den Irdischen Lebewesen deutlich.
In der anderen Röhre sah man Tag und Nacht Meeresbewohner zum Raumschiff aufsteigen.
Seit bald acht Jahren war es keinem japanischen Walfänger mehr gelungen auch nur einen einzigen Wal zu fangen. Die Schleppnetzfischer hatten nicht nur keine Delphine mehr in ihren Netzen getötet, nein, sie hatten seit Jahren keinen einzigen Fisch mehr im Netz. Die Meerestiere hatten sich alle mit der Zeit instinktiv in die unverwüsteten, durch die Wesen geschützten Territorien der Weltmeere verzogen, durch die undurchdringlichen Schutzschilde sicher vor jeglichen Nachstellungen.
Wenn es aber etwas gibt, worauf der Mensch sich perfekt versteht, dann ist es das Töten. Schnell oder langsam. Kleinstlebewesen oder den ganzen Planeten. Unter uns finden sich immer welche die das gründlich tun.

Olgul war gerade auf dem Weg nach Unten als das erste Geschoss aus der Palette der völlig neu entwickelten Waffen mit "Verzögerungsgeschwindigkeit" auf den wassergleichen Schild, der die Verbindung zwischen Raumschiff und Wasserstadt schützte, auftraf. Sie bemerkte nicht wie das Geschoss seine Geschwindigkeit bis auf das nötige Tempo reduzierte, um den Schild sanft zu durchdringen und dahinter in einer Explosion zu bersten, bei der man jede Stufe der Detonation von Auge mitverfolgen konnte. Die Splitter des Geschossmantels drangen langsam in sie ein. Man konnte zusehen und hätte am liebsten geschrieen, sie solle ausweichen.
Doch die menschliche Tötungsmaschine funktioniert perfekt. Olgul geriet wie ein getroffenes Flugzeug ins Trudeln und sackte nach unten, zum Meer hin, ab. Das Blut, das aus ihren Wunden drang, blieb an den Wasserwänden hängen und saugte sich langsam nach Aussen durch. Je weiter sie nach unten stürzte, desto mehr Blut verlor sie und die Wasserwände fingen an sich zu verfärben. Ihren letzten Gedanken, bevor sie in Ohnmacht fiel, setzte sie auf der kollektiven Bewusstseinsebene ab, auf der alle ausserirdischen Wesen gedanklich miteinander verbunden sind.
Obwohl ihr Gedankenalarm nur wenige Sekunden benötigte, um alle Ausserirdischen darüber zu informieren was gerade in diesem Augenblick vor der Küste Ost-Australiens geschah, nützte es den Wesen wenig.
Sie waren zu nachlässig gewesen. Sie unterschätzten den Drang des Menschen zu töten und vernichten, was er nicht verstehen kann oder was ihm nicht von Nutzen ist.“

Die Stimme der kleinen Michelle versiegte. Selbst die nahen Geräusche der Stadt traten in den Hintergrund. Ihr Kinn zitterte und mir war schlecht. Irgendwie hatte ich das Gefühl jetzt etwas sagen zu müssen. „Aber sahen die Ausserirdischen… ich meine, warum werden die Ausserirdischen diesen Angriff nicht kommen sehen?“
Michelle schluckte leer bevor sie antworten konnte: „Weil sie diese Waffen in einem Versuchslabor unter grösster Geheimhaltung bauen werden. Für die Vorbereitung der Operation 'Wassersturm' gilt dasselbe. Überall auf der Welt werden die vereinigten Erdstreitkräfte zur gleichen Zeit, ohne Verzögerung, losschlagen. Ohne diese präzise Koordination, könnten uns die Wesen noch eine Chance geben.
So aber, wird ihnen nichts Anderes übrig bleiben, als sich erst einmal durch Alarmstart, mit allen gerade an Bord befindlichen Irdischen und Ausserirdischen Wesen, in den näheren Weltraum zu flüchten, um Übersicht zu gewinnen. In der Hoffnung, dass die neuen Waffen der Menschen noch nicht bis ins All reichen.“
„Du hast also noch mehr gesehen?“, fragte ich vorsichtig. „Ja.“ Michelle hatte sichtlich Mühe sich zu sammeln bevor sie fort fuhr:

„Stunden später in einem sicheren Orbit um die Erde, im Raumschiff der Wesen, berieten sie sich in einer Art Tafelrunde. Ohne einmal ihre Münder zu öffnen, nur über ihre Gedanken verbunden.
"Kommen wir zum Kern der Sache. Das Archenoaprinzip bleibt. Alle Tiere, die sich zur Zeit unseres Alarmstarts an Bord der Raumschiffe befunden haben, kommen mit auf unseren Heimatplaneten. Es wird für deren Fortbestand gesorgt. Olgul, die als einzige diesem hinterhältigen Angriff zum Opfer fiel, erhält Eingang in die Halle des Gedenkens.
Was aber machen wir mit diesen... Menschen!" Das Wesen das gerade mit denken an der Reihe war und eine Art Führung im Rat zu besitzen schien, äusserte sich mit sichtbarem Widerwillen über die Spezies Mensch. Der Ekel vor uns Menschen war ihm anzusehen. "Wie Olgul leider schon nach der Bemerkung über die so genannte Herrenrasse des Universums vermutete, hat es sich bestätigt, dass sie wirklich die blutrünstigste Rasse in dem uns bekannten Universum sind."
Ein anderer dachte sich in den Vordergrund: „Sie hatten ihre Chance. Wir sind sogar das Risiko eingegangen ihnen die Probe zu lassen! Olgul hätte jederzeit alle Säfte ihres Replikanten wieder integrieren können.“ Jemand entgegnete: „Das durfte sie aber nicht! Es war unser aller Plan, das allumfassende Wissens des Universums in diese eine Probe einzubauen und sie zufällig den Menschen in die Hände zu spielen.“
Der zuvor dachte, antwortete: „Ja, sie hätten darin den Genetischen Code des Universums entschlüsseln können. Daran waren sie jedoch nicht interessiert! Stattdessen haben sie nur nach einem Zerrstörungspotential geforscht, das ihren Besitzstand verteidigen kann. Sie haben den wahren Test, den Test mit der Probe nicht bestanden!“
Die Ratsführerin meldete sich wieder: "Trotzdem sollten wir nicht von unserer obersten Direktive abweichen. Wir dürfen die Menschheit nicht einfach vernichten. Sie sind nicht alle schlecht!" Ein Anderer erhob sich: „Machen wir es doch wie beim letzten Mal, als wir diese Insel, die zwischen den beiden grossen Kontinenten lag, mit ihrer ganzen überheblichen Kultur untergehen liessen.“
Der Nächste ergriff das ‚Wort’: "Das können wir nicht tun. Damals waren es relativ wenige Menschen, im Vergleich zu heute. Die Elite auf dieser Insel, konnte mit einem Schlag vernichtet werden. Die Chance, dass Einige, die noch nicht so weit entwickelt waren, überleben würden, war hoch und der Fortbestand der Spezies mit der Möglichkeit sich zu bessern auch. Heute müssten wir auf Grund der Übervölkerung den ganzen Planeten versenken." Noch ein Gedanke kam auf: „Warum schliessen wir nicht alle unsere Gedanken zusammen und überreizen ihre Gehirne bis sie wieder auf dem Niveau von Primaten angelangt sind?"
Die Gedanken überschlugen sich. Mehrere dachten zur gleichen Zeit an verschiedenen Lösungen. Immer mehr warfen ihre Meinung in den Gedankenpool, der bei jeder Diskussion zwischen diesen Wesen entsteht. Am Schluss beschlossen sie, uns Menschen mit unseren eigenen Waffen zu schlagen. Den Begriff, der dafür stand hatten sie überhaupt erst durch den Kontakt mit den Menschen kennen gelernt. Er lautete: ‚Biologische Kriegsführung’."

Michelle schnaufte tief durch: „Und so wird es geschehen, dass ein Wissenschaftler in einem streng geheimen Versuchslabor des Industriellen Waffenkomplex nicht mitbekommen wird wie sich das wasserähnliche Tröpfchen in seinem abgeschlossenen, antibakteriellen Glasbehälter unmerklich bewegt. Er wird nie erfahren, dass es eine seiner gezüchteten Laborviren war, die ihn von einer Sekunde auf die andere tötete. Weder die Wachen noch der Kommandant des Labors werden davon berichten können wie ein kleines Etwas, in Form eines Wassertropfens die Siegel der Anlage überwand, damit der Virus ausbrechen und sich in Stunden über die ganze Erde verbreiten kann. Es wird keine Ausnahmen für Reich oder Arm geben. Weder für Gläubige, die an einen bestimmten Gott glauben noch für bestimmte Rassen oder Hautfarben. Unabhängig von irgendwelchen Kriterien, willkürlich, werden einige überleben. Für den Rest der Menschheit wird der Tod unvermeidbar kommen. Die Überlebenden werden einen neuen Anfang finden müssen. Mit der Chance, diesmal die richtige Entwicklung einzuschlagen.“

Um den Inhalt meines Magens würde es auch bald geschehen sein, so realistisch prophezeite Michelle aus der Zukunft. Ich hatte Mühe das leichte Frühstück zu behalten. Schwer wie ein Fels lag es im Magen. Meine Gedanken waren damit beschäftigt, ob uns eine ausserirdische Intelligenz vernichten würde, wenn sie denn zum Entschluss käme, dass wir Menschen das Leben zu wenig achten. Ich versank tief in Gedanken.
"Hallo..., he sie ... geht es ihnen gut?! Hat sie meine Kleine belästigt?" Langsam erwachte ich aus meiner Lethargie.
Ich bemerkte, dass die junge Frau, die mich sanft an der Schulter berührte, auf die kleine Michelle deutete. "Nein… nein.“, erwiderte ich noch gebannt von dem eindrücklich Vorgetragenen. Ich sah die Bilder immer noch vor mir.
"Entschuldigen sie, ich bin noch etwas verwirrt. Ihre Tochter hat eine grosse Begabung." Die Frau lächelte. "Ja, das hat sie. Sie ist sehr intelligent. Leider schleicht sie mir auch immer wieder davon. Und wenn sie jemanden findet, dem sie mit ihren Geschichtchen auf die Nerven gehen kann, dann tut sie's." Sie hob entschuldigend ihre Schultern unter dem eleganten Zweiteiler mit dem sommerlichen Blumenmuster. "Meistens dann, wenn ich so schon in Zeitnot bin. Komm jetzt Michelle! Verabschiede dich von dem Herrn. Wir müssen gehen."
Die Kleine riss das oberste Blatt ihres Zeichenblocks ab und faltete es zweimal. Dann übergab sie es mir mit den Worten: “Auf wiedersehen, Roland.“, kletterte von der Bank und fasste ihre Mutter bei der Hand. Während die Frau mit dem Mädchen schon losging und sich die kleine Michelle nochmal verstohlen zu mir umdrehte, wünschte mir ihre Mutter noch einen guten Tag. "Aber Madame, ihre Tochter erzählt so realistisch!" Schrie ich ihr nach und stand auf. "Ich weiss, sie hat ein grosses Talent Geschichten zu erzählen.", rief sie mir beim gehen über die Schultern zurück, bevor das blumige Muster ihrer Kleidung zwischen den Bäumen verschwand, wie eine entschwindende Luftspiegelung.

Die Zeichnung habe ich eingerahmt. Sie hängt bei mir im Wohnzimmer. Wenn sie wollen, können sie mich jederzeit besuchen, um sie zu betrachten. Vielleicht werden sie danach genau wie ich, jeden Tag darauf warten, dass es passiert…

 

Hallo unter herzlich willkommen bei uns!

Relativ lange Geschichte für den Einstieg ins Forum. Du hast ein technisches Detail außer Acht gelassen, dass deine Geschichte einfacher zu lesen machen würden. Es empfiehlt sich, Dialoge so zu gestalten, dass bei jedem Sprecherwechsel auch eine neue Zeile verwendet wird. Es stecken auch noch zahlreiche Kommafehler in dem Text, aber das passiert mir leider auch häufig.

Die eigentlich die Idee der Geschichte gefällt mir ganz gut. Leider ist die von dir benutzte Sprache für das Kind nicht ganz geeignet. Das Mädchen ist zwar anscheinend sehr klug, aber für eine hoch intelligente Siebenjährige sind manche der Begriffe einfach überzogen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Perspektive manchmal etwas unentschlossen wirkt. Das Mädchen erzählt die eigentliche Geschichte, aber während sie erzählt, will genau dieser Umstand nicht wirklich deutlich werden.

Die Sonne schien zwischen den weit ausladenden Ästen der grossblättrigen Bäume hindurch als ich diesen Sommer vor der Hitze in den riesigen Park, mitten in der Stadt, floh. Etwas abseits vom Gehweg wollte ich mich auf meine Lieblingsbank in den Schatten setzen, eine Selbstgedrehte mit Nachbrenner drehen und mich in ein gutes Buch vertiefen.
Daraus kannst/solltest du mindestens vier Sätze machen und auch den Adjektivismus würde ich an deiner Stelle noch bearbeiten.

»in den riesigen Park, mitten in der Stadt«
in den Stadtpark

Ein Stadtpark ist meistens recht groß unweit auch ein wenig zentraler gelegen.

»Selbstgedrehte mit Nachbrenner drehen«
wenn man sich eine Zigarette dreht, ist sie immer selbstgedreht. Nachbrenner finde ich irgendwie Möchtegern-Hip. Wenn er kiffen will, sollte er sich eben einen Joint drehen, das käme dann auch gleich viel stärker herüber.

Doch da saß schon ein kleines Mädchen, vielleicht sieben, höchstens acht Jahre alt. Ich setzte mich trotzdem hin, ganz an den Rand der Bank und hoffte, dass die Kleine, wenn sie den grossen, unrasierten Mann neben sich auf der Bank sehen würde, die Beine in die Hand nähme und zu ihrer Mutter springen würde, die hier bestimmt in der Nähe sein musste.
der zweite Satz ist viel zu lang. Mit zwei bis drei kurzen Sätzen könntest du das weitaus kraftvoller ausdrücken.

aber ich wollte die Kleine nicht damit kompromittieren.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kompromittieren
Stelle dir mal vor, du würdest einer Achtjährigen erzählen, du hättest nicht vor, sie zu kompromittieren. Wenn ich mir überlege, wie ein Kind auf etwas reagieren könnte, das ich tue, werfe ich sicherlich auch gedanklich nicht mit Fremdwörtern um mich.

realistisch gezeichnetes, unbekanntes Wesen
Wie zeichnet man etwas unbekanntes realistisch?

in einer Art Sessel, der aus Wasser zu bestehen
Komma

"Was ist das für ein Wesen? Versteh mich bitte nicht falsch. Es ist eine wunderbare Zeichnung, aber ich habe so etwas noch nie gesehen."
Der erste Satz dürfte genügen.

„Bald wird in einem weit entfernten Land, das die meisten Menschen auf dieser Welt für das reichste und schönste Land auf der Erde halten,
hier ist die Andeutung so wenig eine Andeutung, wie es ein Schlag mit dem Hammer ins Gesicht wäre. dennoch ist die Erzählweise an sich stimmig: es ist nicht so konkret, wirkt eher wie eine Prophetie, was mir da gefällt. Leider verliert sich das mit der Zeit ein wenig und ähnelt einem Film, der aus einer Erzählung direkt ins Erlebnis überblendet.

"Weil diese Wesen es verstehen sich dem Universum anzupassen. Sie haben nie probiert die Umwelt sich anzupassen, wie wir es immer wieder versuchen, und dabei die Natur zerstören.
an dieser Stelle beginnst du, ständig mit der Moralkeule um dich zu schlagen. Die Menschen sind böse, wollen nur alles zerstören, töten, umbringen, platt machen, vergiften, zerfleischen, niedermetzeln, massakrieren, auslöschen, vernichten, über den Jordan bringen, ausradtieren, bombardieren, ... es nervt, stimmt's?

Einer Art Gedankenübertragung, mit der sie sich
Komma

Sie forderten ein Treffen, an dem die wichtigsten Leute des Landes anwesend sind und übers Fernsehen die ganze Welt.
teilnehmen wäre besser.

Sie gaben der Stadtregierung nur zwei Stunden Zeit das Treffen zu organisieren. So schreibt es ihre oberste Direktive vor.
die zwei Stunden dürften etwas knapp sein, um alle an den Ort zu transportieren.
Außerdem scheint die oberste Direktive ausgesprochener Hirnrissigkeit zu sein, oder leiden die Ausländischen auch unter übermäßiger Bürokratie?

Der höchste Politiker, den man in so kurzer Zeit auftreiben konnte
Erst fordern die Außerirdischen eine Konferenz mit den wichtigsten Leuten, und dann genügt ihnen doch nur einer davon?

Nicht, weil die Menschen diesen Saal als besonders würdig, dem Anlass entsprechend halten würden.
Sondern? Auch nach den nächsten paar Sätzen bleibst du ein sondern schuldig.

"Sie wollen uns also sagen, wenn wir mit ihnen kooperieren, sie Technologien, Philosophie, generell Lösungen zur Verfügung stellen wollen, mit denen wir alle unsere zwischenmenschlichen und umweltlichen Probleme lösen können, mit denen wir zur Zeit auf diesem Planeten kämpfen?"
ähnlich komplizierte Sätze kommen immer wieder vor. Manchmal ist es notwendig, etwas in zwei Sätzen auszudrücken, sonst wird es zu unübersichtlich.

Vorschlag:
im Gegenzug zu unserer Kooperation wollen Sie uns also Technologien, Philosophien und Hilfestellungen für die Lösung unserer Probleme zur Verfügung stellen? Nicht nur im Bereich der Umwelt, sondern auch im Zwischenmenschlichen?

"Sie behaupten weiterhin, sie hätten diese Technologien noch nicht. Auch noch keine kompatible Philosophie, die uns fließend von unserem 'Irrglauben'“, er machte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, „ohne grössere irreparable Schäden zur absoluten Lebensharmonie mit allen Lebewesen und der Natur und dem Universum führen könne?"
Wieder so ein Monstrum von Kompliziertheit.
Das behaupten passt nicht. Besser fände ich hier ein zugeben, was natürlich einen etwas anderen Satz verlangt.
irreparable würde ich streichen.
absoluten würde ich streichen.


erfolgende Monolog des Sprechers der Menschen krankt fast durchgehend an den obigen Symptomen. Die Sätze sind zu kompliziert, zu lang und kommen manchmal nicht richtig auf den Punkt. Immer wieder mal kommt auch die Moralkeule zum Einsatz und das nervt. Als Leser möchte ich nicht in jedem dritten Satz darauf hingewiesen werden, dass ich Teil einer sich unmöglich aufführenden Spezies bin. Weiß ich selber.

Mein Name ist Olgul. Ich bin der Leiter unserer Expedition.
Nachdem das Wesen im Letzten Drittel immer wieder als sie bezeichnet wird, erschiene mir Leiterin passender.

Möglichkeit, die Ärscher, oder sollte ich sagen die Schwanzflossen,
Ärsche

Worauf willst du hinaus, Scheisskerl?
scheint mir unpassend.

was für Beweggründe er hatte, blieb im Dunkeln,
Die Beweggründe sind doch offensichtlich! Er will forschen.

Womit ausgeschlossen ist, dass sich ein UFO-Freak mit einer Fälschung(kein Komma)wichtig machen will.

An dieser Stelle höre ich mit dem Kleinkram auf, denn eigentlich wiederholt es sich nur immer wieder: die meisten deiner Sätze sind zu kompliziert. Im letzten Viertel häufen sich auch die Kommafehler immens.

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass das ganze auf mindestens zwei Drittel gekürzt wahrscheinlich besser funktionieren würde und nicht ganz so langatmig daherkäme.

Herzliche Grüße,
Georg

 

Hallo Georg

Danke nochmal für die Mühe, die Du Dir mit meinem Text gemacht hast. Ich habe wegen Dir die Geschichte nochmal durchgesehen und selber für recht überarbeitungswürdig empfunden. Viele Tipps von Dir sind eingeflossen. Wobei ich sagen darf, dass einiges mittlerweile schon korrigiert war. Nur die Version hier auf KG war halt noch 1.0 :-) Wahrscheinlich werde ich mich aber auch in Zukunft nicht all zu oft hier auf der Plattform tummeln.
Ich würde mich aber freuen wieder Kritik von Dir zu vernehmen. Selten genug kommt es vor, dass äusserungen über meine Geschichten mich wirklich weiter bringen, wie bei Dir geschehen. Damit Du Dich nicht wieder ohne Antwort auf Deine Kritik findest, schreib mir bitte in Zukunft auf meine E-Mail Adresse. Würde mich freuen, wenn es funktioniert.

Gruss
Phil

 

Wahrscheinlich werde ich mich aber auch in Zukunft nicht all zu oft hier auf der Plattform tummeln.
Damit Du Dich nicht wieder ohne Antwort auf Deine Kritik findest, schreib mir bitte in Zukunft auf meine E-Mail Adresse.

Das ist nun wirklich mal ein kreativer Aprilscherz! :thumbsup:

 

In der Tat, lieber Airsax, für Privatkritiken bezahl dir bitte einen Lektor!
Eine öffentliche Absage an das Forum animiert nicht gerade zur Kritikfreudigkeit.

 

Dem ist nichts hinzuzufügen, bis auf den Hinweis, dass man durchaus den Thread mit der eigenen Story abonnieren kann - dann kriegt man automatisch eine Mail, sobald jemand eine Kritik postet.

 

OK. Irgend etwas habt ihr nicht kapiert. Mein Beitrag galt einem Gewissen Georg, der mir auf meine E-Mail geschrieben hat. Wieso gleich drei von euch desswegen am motzen sind kapier ich nicht. Aber vielleicht bin ich ja einfach zu blöde dazu. Weiterhin viel Spass dabei.

 
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Hallo Georg

Danke nochmal für die Mühe, die Du Dir mit meinem Text gemacht hast. Ich habe wegen Dir die Geschichte nochmal durchgesehen und selber für recht überarbeitungswürdig empfunden. Viele Tipps von Dir sind eingeflossen. Wobei ich sagen darf, dass einiges mittlerweile schon korrigiert war. Nur die Version hier auf KG war halt noch 1.0 :-) Wahrscheinlich werde ich mich aber auch in Zukunft nicht all zu oft hier auf der Plattform tummeln.
Ich würde mich aber freuen wieder Kritik von Dir zu vernehmen. Selten genug kommt es vor, dass äusserungen über meine Geschichten mich wirklich weiter bringen, wie bei Dir geschehen. Damit Du Dich nicht wieder ohne Antwort auf Deine Kritik findest, schreib mir bitte in Zukunft auf meine E-Mail Adresse. Würde mich freuen, wenn es funktioniert.

Gruss
Phil

Hallo, Jetzt muss ich mich doch nochmal schnell zurückmelden. Habe ich ganz vergessen.

Schön, dass dir meine Kommentare etwas gebracht haben. Hast du die übernommenen Vorschläge jetzt schon in die oben stehende Geschichte eingearbeitet? Falls nicht, könntest du ja die überarbeitete Fassung auch noch herein stellen. Würde mich schon interessieren, allerdings abseits von E-Mail-Pfaden. Ich hätte es eigentlich schon schön gefunden, wenn du dich häufiger hier herumgetrieben hättest beziehungsweise würdest, denn zum einen ist diese Plattform hier wirklich eine der konstruktivsten, die ich kenne und zum anderen kann man einfach wahnsinnig viel lernen; das weiß ich aus eigener Erfahrung. Außerdem fand ich keine Geschichte nicht so interessant, dass ich nicht noch weitere von dir gelesen hätte.

Ich kann mich natürlich auch nicht wirklich mit Kritiken an dich wenden, wenn ich nichts zu lesen bekomme, das ich kritisieren soll. Das würde ich aber ehrlich gesagt lieber auf diesem Forum tun, als über E-Mail. Der Korrektheit halber möchte ich noch hinzufügen, dass ich per E-Mail auf dich zugegangen bin, weil ich mich geärgert habe, dass du dich nicht auf meine Kritik gemeldet hattest. Darauf will ich jetzt aber nicht weiter herumreiten, denn du hast daraufhin schließlich gemeldet. Dass diese Angelegenheit einigen anderen sauer aufgestoßen ist, sollte aber trotzdem nicht verwunderlich sein.

Wie dem auch sei, nichts für ungut! Beteilige dich doch einfach bei uns, würde mich freuen.

Georg

Edit:
ich habe die Geschichte nochmal gelesen und finde jetzt vor allem den Mittelteil besser. Insgesamt erscheint mir die Geschichte trotzdem noch etwas zu lang, aber es ist schon um einiges besser geworden. Es gibt noch viele Kommafehler und auch die Sprache scheint mir für das Alter der Erzählerin noch zu kompliziert. Im Gegensatz zur ersten Version finde ich den Text jetzt um einiges ausgereifter.

 

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