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Von Vorurteilen und roten Lippen

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20.01.2012
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Von Vorurteilen und roten Lippen

Er hatte es schon kommen sehen. In ihrer Verkleidung, dieses Jahr im Dirndl, wird sie ihn über die Tanzfläche und quer durch den Klub an der Hand hinter sich herziehen und obwohl er weiß, dass er sie, so sehr er auch will, nicht haben kann, lässt er es mit sich machen.
Wieso sonst würde er es zulassen, wenn nicht dieses rundliche, süße und doch feminine Gesicht ihn zum träumen anregte.
Den Traum von einer Bilderbuchbeziehung, ohne Probleme und mit bedingungsloser Zuneigung, unbeachtet der kleinen und großen Ticks.

Sie hält an, nachdem wir uns knapp 20 Minuten durch den überfüllten Raum gekämpft haben.
Die Musik ist übertrieben laut und der Schweiß der 400 tanzenden Gäste tropft von der Decke runter auf dessen Produzenten.
-„Wollen wir eine Rauchen?“
Ich nicke und hole meine Schachtel raus.
Sie lächelt, zieht mich an sich ran und gibt mir einen Kuss auf die linke Wange.
Es bleibt ein comicfähiger Lippenstiftabdruck und ein charmant lächelnder jemand zurück, in dem gerade wieder Träume aufgewirbelt wurden und auch sie schaut mich mit Augen an die einem Tief in die Seele blicken können.
Dies ist wieder so ein Moment, wo ich mich frage ob bei ihr wohl doch ernsthaft was an mir liegt.

Ich entschied mich dafür, bei meiner alten Einschätzung zu bleiben und es beim Träumen zu belassen.
Diese Wahl bestätigte sich als richtig, nachdem sie, natürlich nach der genüsslich gerauchten Zigarette, blitzschnell verschwand.
Wahrscheinlich hatte sie ihren Freund gesehen.

Ihr 19 jähriger, blonder und großer Freund war zufällig auch ein guter Freund von mir, was die ganze „Sache“ zwischen mir und ihr noch etwas verschärfte.
Die beiden waren nun knapp 2 Jahre zusammen, was im allgemeinen Verdutzen erregt.
Sie hatte nicht gerade den besten Ruf.
Ein leicht zu kriegendes Mädchen, die schon öfters mit anderen rum gemacht haben soll.
Eine echte Schlampe halt.
Da fragt man sich was, den Freund dazu bewegt solange zu ihr zu halten.
Ob es aus Angst ist, weil er sie wirklich liebt, oder weil er Angst hat nach ihr niemanden mehr zu finden.
Ich jedenfalls war des Wahrheitsgehalts dieser Erzählungen nicht sicher.

Die salzige Luftfeuchtigkeit des Raumes, hatte jegliche Flüssigkeit aus meinen Rachen entfernt, so dass ich keine andere Wahl hatte als zur Theke zu gehen und mir ein Bier zu holen.
Übertrieben teuer.
Als ich endlich wieder draußen war, war es auch schon tief in der Nacht.
Ich zündete mir noch eine Zigarette an, zog tief ein, atmete aus.
-„Oh, Fuck. Was eine Frau“

Ich fuhr nach Hause. Wahrscheinlich werde ich sie erst nächstes Jahr wiedersehen.
Ich freu mich drauf.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Henryjames,

erstmal herzlich willkommen. Du schreibst in Deinem Profil, dass Du hier bist, um Deine Geschichten zu veröffentlichen. Ich weiß nicht, ob Du darüberhinaus auch Interesse an Kritik und die Bereitschaft hast, an Deinen Geschichten zu arbeiten. Aber ich schreib trotzdem mal einen Kommentar.

Es ist wenig Geschichte in dieser Geschichte. Das Thema, diese unerfüllte Liebe, dass der Typ da weiß, dass er enttäuscht werden wird und das Hoffen trotzdem nicht lassen kann, ist interessant. In eine prägnante Szenen gepackt, mit interessanten Figuren, kann das schon auch als Kurzgeschichte durchgehen. Aber in diesem Text gelingt das nicht.

Wieso sonst würde er es zulassen, wenn nicht dieses rundliche, süße und doch feminine Gesicht ihn zum Träumen anregte.
Den Traum von einer Bilderbuchbeziehung, ohne Probleme und mit bedingungsloser Zuneigung, unbeachtet der kleinen und großen Ticks.
Die Beschreibung ihres Gesichts ist sprachlich nicht schön, auch nicht besonders evokativ. Das reicht nicht, um die Faszination nachzuvollziehen. Idealerweise sollte doch in Beschreibungen auch von Äußerlichkeiten der Charakter der jeweiligen Person (eigentlich sogar noch der Charakter des Betrachters) aufblitzen. Und die Zukunft ist auch total bildlos beschrieben. Schön und unkompliziert soll sie sein. Zeig doch in ein paar Bildern, was für ihn eine Bilderbuchbeziehung ist, da gehen die Geschmäcker ja durchaus auseinander. Dann hättest Du mit ihrer Beschreibung und seinen Träumen sofort beide Protagonisten charakterisiert - sehr wichtig, gerade in handlungsarmen Texten.

Dann gibt es noch erhebliche Probleme mit der Erzählperspektive: Du wechseltst vom er-Erzähler zum ich-Erzähler. Und dieser Ich-Erzähler kann sich dann offenbar wieder selbst von außen betrachten:

Es bleibt ein comicfähiger Lippenstiftabdruck und ein charmant lächelnder jemand zurück, in dem gerade wieder Träume aufgewirbelt wurden und auch sie schaut mich mit Augen an die einem tief in die Seele blicken können.
tief in die Seele blicken ist auch zu abgenudelt, um noch einen Effekt beim Leser zu erzeugen.

Wenn die Sätze besonders poetisch werden wollen, wirken sie oft gekünstelt und holprig. z.B.:

Ich jedenfalls war des Wahrheitsgehalts dieser Erzählungen nicht sicher.

Die salzige Luftfeuchtigkeit des Raumes, hatte jegliche Flüssigkeit aus meinen Rachen entfernt, so dass ich keine andere Wahl hatte als zur Theke zu gehen und mir ein Bier zu holen.


Die Musik ist übertrieben laut und der Schweiß der 400 tanzenden Gäste tropft von der Decke runter auf dessen Produzenten.
seine Produzenten

Dazu kommen fehlende Kommata und Rechtschreibfehler. Insgesamt nicht so der Brüller, gerade bei so einem kurzen Text. Da kann man sich schon etwas mehr Sorgfalt leisten.

lg,
fiz

P.S.: Mir fällt grad auf, dass das hier in Gesellschaft steht. Und dann der Titel mit den Vorurteilen. Also wenn es in diesem Text tatsächlich auch um dieses Thema gehen soll, wie Frauen unter bestimmten Umständen als Schlampe abgestempelt werden, dann ist der Text mit diesem Anspruch eigentlich noch dünner als er mir eh schon schien. Denn das Thema wird ja überhaupt nicht in irgendeine Richtung entwickelt. Die wenigen Reflexionen beruhen auf Spekulationen. Also nee ...

 

Hallo fiz,

vielen Dank dafür dass du dir meinen Text durchgelesen hast!

Natürlich bin ich offen für jede Kritik, deswegen bin ich auch hier. Um eine gewisse Rückmeldung zu bekommen. The brutal truth.

Die habe ich ja auch bekommen.
Dies ist der erste Text den ich jemals geschrieben habe. Und das vor einiger Zeit.
Ich habe mir die Geschichte nach deinem Beitrag noch einmal durchgelesen und stimme dir durchaus zu.

Ich habe einen weiteren Text geschrieben und ich hoffe ich habe mich verbessert.
Ich würde mich freuen wenn du ihn dir durchlesen würdest fiz.

Er heißt "Spiegelbild" und ist unter der Rubrik "Alltag".

lg,

Henry

 

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