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Von Stiften und Herzen

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29.01.2014
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Von Stiften und Herzen

Der Duft von dir ist schon lange aus dieser Stadt verflogen, wie die Zugvögel, die im Winter dahin fliegen, wo die Sonne länger scheint. Diese Stadt – sie trägt mittlerweile wieder grau. Schwer und wolkenverhangen verdeckt die angehende dunkle Jahreszeit ihr Antlitz in einer Tristesse aus Grautönen. Damals, als wir uns kennenlernten, hatte die Stadt sich gerade für den Sommer gerüstet. Oder für uns. Hatte die Tristesse des Winters gegen das Kaleidoskop des Frühlings getauscht und ließ für uns alles scheinbar endlos erscheinen.

Vom Frühling und der Sonne getragen, schrieben wir zaghaft die ersten Sätze unserer ganz eigenen Version dieser, sich immer wiederholenden Geschichte. Wir hatten Kitsch, Hollywood und Telenovelas zusammengeworfen und begannen aus diesem Konglomerat die Geschichte weiter zu schreiben. Du als Kurzgeschichte. Ich als Roman. Intensität traf auf Erkunden. Schnelllebigkeit gegen Innehalten. Du reduziertest auf ein Minimum, wo ich Seiten füllen wollte. Ohne es zu merken hatte ich mich einfach blind in dem Verderben der perfekten Illusion verrannt. So war es dann auch für die Leser der Geschichte nicht wirklich verwunderlich, als du auf einmal mit dem Twist "Es liegt an mir" ein abruptes Ende fandst, wo ich noch im dritten Kapitel feststeckte.

Dann standst du wieder einmal vor mir. Unscheinbar. In deinem Lieblingskleid. Keck lächeltest du mich an und fragtest, ob ich nicht kurz Zeit hätte Kaffee zu trinken. Du warst gerade "in-between-meetings" und konntest Ablenkung gebrauchen. Ablenkung. Das Wort rief verdammt viele gute Erinnerungen wach. Keine davon hat mit Kaffee zu tun. Aber ich willigte ein. Einerseits weil ich bei dir eh nie nein sagen konnte und andererseits haben Fußnoten noch keinem Text geschadet. Natürlich blieb es nicht bei einer Fußnote. Es wurde ein Exkurs. Ein verdammt langer Exkurs. Mein Kopf schrieb und schrieb. Selbst als du schon lange wieder in einem deiner Meetings, irgendwo in den verglasten Stockwerken über den Wolken verschwunden warst, schrieb ich noch.

Der wievielte Exkurs es war, konnte ich schon nicht mehr zählen. Auf jeden Fall waren sie zusammen weit größer als all das, was wir einmal hatten. Dennoch war da ein komisches Gefühl. Irgendwie war dieser Exkurs anders als die anderen. Sicherlich – ich schrieb über uns. Über dich. Über mich. Aber ich radierte immer öfter. War unzufrieden. Wurde wütend, weil die Geschichte nicht mehr passte wie ich sie wollte. Ich wollte Strandhochzeit und Kinderglück, doch schaffte es immer wieder nur alleine an der Theke dran zu sitzen. Die Realität hatte mich eingeholt und machte mir unmissverständlich klar, dass die Geschichte, egal wie weit wir sie zusammen geschrieben hätten, von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.

Dieser Gedanke setzte sich in meinem Kopf fest und begann zu keimen, zu blühen und sich auszubreiten. Mehr und mehr setzte er sich in meinem Kopf fest und ich schrieb immer weniger. Hörte damit auf, die Realität durch alkoholgetränkte Fantasien zu ersetzen. Schrieb irgendwann einfach nicht mehr über mich. Nicht mehr über dich. Nicht mal Exkurse. Und auch das Bisschen was ich in seltenen Stunden, zumeist am Abend, über uns schrieb, wurde weniger. Mir gingen die Ideen aus.

 

Servus PinkahPandah

Der Duft von dir ist schon lange aus dieser Stadt verflogen, wie die Zugvögel, die im Winter dahin fliegen, wo die Sonne länger scheint. Diese Stadt – sie trägt mittlerweile wieder grau. Schwer und wolkenverhangen verdeckt die angehende dunkle Jahreszeit ihr Antlitz in einer Tristesse aus Grautönen. Damals, als wir uns kennenlernten, hatte die Stadt sich gerade für den Sommer gerüstet. Oder für uns. Hatte die Tristesse des Winters gegen das Kaleidoskop des Frühlings getauscht und ließ für uns alles scheinbar endlos erscheinen.

Dein Duft gefiele mir besser. Ist wohl Geschmackssache.
dahin ließ mich kurz straucheln, dorthin fände ich irgendwie richtiger.
Du bemühst dich um eine sehr poetische Sprache, was mir gefällt, allerdings fallen darin so kleine Nachlässigkeiten wie die Wortwiederholungen umso mehr auf. Und scheinbar erscheinen klingt nicht nur wiederholend, sondern ist auch redundant.

schrieben wir zaghaft die ersten Sätze unserer ganz eigenen Version dieser, [kein Komma] sich immer wiederholenden Geschichte.

Wir hatten Kitsch, Hollywood und Telenovelas zusammengeworfen und begannen [Komma] aus diesem Konglomerat die Geschichte weiter zu schreiben.

abruptes Ende fandst,
fandest

und fragtest, ob ich nicht kurz Zeit hätte [Komma] Kaffee zu trinken.

Das Wort rief verdammt viele gute Erinnerungen wach.
Dieses umgangssprachliche Wort verträgt sich für mein Gefühl nicht recht mit deinem Bemühen um schönen, literarischen Stil.

weil ich bei dir eh nie nein sagen konnte
siehe oben. Besser: ohnehin

Ein verdammt langer Exkurs
siehe oben

Ich wollte Strandhochzeit und Kinderglück, doch schaffte es immer wieder nur alleine an der Theke dran zu sitzen.
Hier würde ich entweder die Satzstellung ändern (Ich wollte Strandhochzeit und Kinderglück, schaffte es jedoch immer wieder …) oder das Subjekt ein zweites Mal verwenden (Ich wollte Strandhochzeit und Kinderglück, doch schaffte ich es immer wieder …)

Grundsätzlich gefällt mir deine Idee, die verschiedenen Sichtweisen, Vorstellungen und Erwartungen von zwei Partnern im Bezug auf ihre Beziehung mit dem Schreiben zu vergleichen. (Kurzgeschichte versus Romanepos)
Für mich macht es das allerdings noch nicht zu einer gelungenen Geschichte. Auf mich wirkt der Text nämlich eher wie der (zugegeben schön geschriebene) Brief an eine Verflossene, es wird ein bisschen räsoniert, ein bisschen lamentiert, und zum Schluss ein resigniertes Resümee gezogen.
Ist so aber keine Geschichte, die mich sonderlich beeindruckt.

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Pinkapanda!


Ich erlaube mir, eine kurze Ergänzung zu offshores Kommentar anzubringen, weil mich gleich der erste Absatz aus dem Text geworfen hat.

Der Duft von dir ist schon lange aus dieser Stadt verflogen, wie die Zugvögel, die im Winter dahin fliegen, wo die Sonne länger scheint. Diese Stadt – sie trägt mittlerweile wieder grau. Schwer und wolkenverhangen verdeckt die angehende dunkle Jahreszeit ihr Antlitz in einer Tristesse aus Grautönen. Damals, als wir uns kennenlernten, hatte die Stadt sich gerade für den Sommer gerüstet. Oder für uns. Hatte die Tristesse des Winters gegen das Kaleidoskop des Frühlings getauscht und ließ für uns alles scheinbar endlos erscheinen.

Der Eröffnungssatz ist vielleicht der wichtigste eines Textes. Er soll den Leser in die Geschichte ziehen und nicht rauswerfen. Dein erster Satz beginnt (umständlich) mit einem Begriff im Singular und mündet in einen Vergleich im Plural. Das ist stilistisch unsauber. Auch fliegt es im ersten Satz gleich zwei Mal. Das ist für meinen Geschmack einmal zu viel.

Vorschlag: "Dein Duft ist schon lange aus der Stadt verflogen, wie ein Zugvogel, der im Winter dorthin zieht, wo die Sonne länger scheint."

Und:

Scheinbar ist nicht nur überflüssig, sondern auch das falsche Wort. Es müsste, wenn schon, anscheinend heißen, was hier jedoch ebenso überflüssig ist. In einer anderen Konstruktion ginge: ... erweckte den Anschein von Endlosigkeit.

Kurz und gut,
LG, Manuela :)

 

Hallo Leute. Mal wieder ewig her, dass ich mich melde.. aber die Uni die Gute, sie ist nicht nett zu mir.
Sei es drum.

Erstmal wieder ein großes Dankeschön an euch drei für die Mühe sich mit dem Text auseinander zu setzen.

Das mit den Wortwiederholungen ist mir so gar nicht aufgefallen -> Werd ich beim nächsten Mal drauf achten.

Die Idee eh durch ohnehin zu ersetzen ist famos! Danke. Ich werde in Zukunft allgemein mal nochmehr auf die Wortwahl achten.

Auch die Tatsache mit Singular und Plural im ersten Satz ist mir so nicht aufgefallen. Danke!

Zu der Frage wer die "Leser" sind: Die gemeinsamen Freunde. Die das zum Teil schon vorausgeahnt haben.

Danke für das Kompliment für die Überschrift, aber ich finde gerade das Stifte nicht vorkommt besser. Da Herzen ja auch nur im übertragenen Sinne vorkommt.

Alles in allem
Vielen Dank!
Hab ich wieder was gelernt!
Pandah!

 

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