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Von Schildkröten und anderen Menschen

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12.12.2011
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Von Schildkröten und anderen Menschen

Es war einmal ein Junge, der hatte alles, was ein Junge sich wünscht. Er hatte einen starken Vater und eine liebevolle Mutter. Sein Vater war für ihn der Größte. Er konnte alles. Der Vater musste viel arbeiten, aber das verstand der Junge, denn der Vater sorgte dafür, dass die Familie immer genug zu essen hatte. Die Mutter des Jungen war immer zu Hause und kochte das Essen und wusch die Wäsche und machte das Haus sauber. Der Vater musste es schön haben, wenn er abends nach Hause kam, er hatte einen wichtigen Beruf und er hatte viel zu sagen und ganz viele Leute mussten das machen, was er sagte, weil er so wichtig war. Irgendwann hatte die Familie sogar ein eigenes Haus.

Der Junge ging als kleiner Junge gerne in den Kindergarten und nachmittags war er zu Hause. Der Junge hatte einen Bruder, der war älter als er. Nachmittags konnten die beiden immer gut mit den anderen Jungen in der Straße spielen. Sie fuhren mit dem Fahrrad oder sie spielten Fußball. Gerne gingen sie in den nahen Wald oder sie gingen auf eine Baustelle und gruben sich eine Höhle oder sie gingen in ein Haus, das gerade gebaut wurde und im Keller eine Grube voller Wasser hatte, in die ein Schwimmbecken reinkommen sollte. Der Junge und seine Spielkameraden nahmen sich einmal ein großes Styroporbrett und fuhren Boot auf dem Wasser. Am Wochenende unternahm die Familie viel gemeinsam. Sie gingen in den Tierpark oder Minigolfspielen oder schwimmen. Im Sommer fuhr die ganze Familie immer drei Wochen in den Urlaub. Entweder nach Dänemark ans Meer oder nach Österreich in die Berge. Auf diese Urlaube freute sich der Junge immer besonders, weil da die ganze Familie zusammen war und viel unternehmen konnte.

Als der Junge fünf Jahre alt war, bekam er noch eine kleine Schwester. Es war also gar keine so kleine Familie. Im Winter fuhr die Familie immer in die Berge, wo immer Schnee war. Der Junge traute sich aber nicht so sehr Ski zu fahren, aber Schlitten fahren war auch toll. Und abends durften die Kinder dort kegeln. Immer im Winterurlaub hatte der Junge Geburtstag und dann gingen sie auch kegeln oder Tischtennis spielen. Als er älter wurde, ging der Junge gerne in die Grundschule. Dort fand er neue Freunde. Und der Junge machte auch Musik. Erst Blockflöte, dann Querflöte. Und er ging in den Schwimmverein und in die Judoverein und zum Tennis.

Der Junge hatte sehr nette Eltern. Manchmal machte der Junge Sachen falsch, dann mussten ihn der Vater oder die Mutter verhauen oder er musste zur Strafe 50 Mal die Dinge aufschreiben, die er nicht machen sollte. Das fand der Junge nicht gut und er musste dann immer weinen. Dann waren die Eltern aber wieder nett.

Als der Junge neun Jahre alt war, war er oft nicht mehr so glücklich. Sein Vater und seine Mutter konnten sehr wütend werden. Deshalb beschloss der Junge eines Tages von zu Hause wegzugehen. Er schlich sich in die Garage zu seinem Fahrrad. Er hatte sein ganzes Geld, etwa drei Euro, eingesteckt und in die leere Hülle eines Kartenspiels hatte er Brausepulver getan. Der Junge war sehr traurig, weil er seine Eltern ja nie wieder sehen würde. Als er für immer fahren wollte, wurde es dunkel. Er hielt es für keine gute Idee, sich im Dunkeln auf den Weg zu machen. Deshalb ging er wieder nach Hause. Zum Glück hatte niemand gemerkt, dass er für immer weggehen wollte.
Seine Mutter konnte ganz toll kochen, die leckersten Sachen konnte sie kochen und backen konnte sie auch. Einmal kam der Junge nach Hause, da war die Mutter ganz komisch. Sie stand auf einer Leiter und wollte Gardinen aufhängen. Sie stand auf der Leiter und trug ein rotes Kleid und sie schrie den Vater an und vieles konnte man nicht verstehen und der Vater schrie auch. Einmal kam der Junge von der Schule nach Hause, da lag seine Mutter auf dem Fußboden. Der Junge konnte den Vater meistens bei der Arbeit anrufen und der kam dann nach Hause. Manchmal kam der Vater aber nicht und dann zog der Junge die Mutter nach oben ins Schlafzimmer und schloss die Tür von außen ab, da war er aber schon etwas größer. Seine Schwester konnte alles nicht so gut verstehen und weinte viel. Und die Mutter weinte am nächsten Tag auch viel und sie entschuldigte sich ganz viel und dann war alles wieder ganz normal und der Junge war glücklich.

Er kam dann auf das Gymnasium, auf dem auch sein Bruder war. Auf der neuen Schule hatte er erst keine Freunde. Aber er ging zum Sport und ins Schulorchester und in seinem Dorf hatte er Freunde. Der Junge war immer ganz wild in der Schule und spielte viele Streiche. Die Lehrer fanden den Jungen bestimmt nicht einfach. Aber wenn die Lehrer mal ganz böse mit ihm waren, kam der Vater und es war wieder gut. Als der Junge sechzehn war hatten sie etwas zu viel Mist in der Schule gebaut und es sollte eine große Konferenz deswegen geben. Der Junge hatte Angst, das seinen Eltern zu erzählen. Deshalb beschloss er wegzugehen und nie wiederzukommen. Er setzte sich in einen Bus und fuhr ganz weit weg. Dort fühlte er sich sehr einsam und rief zu Hause an. Dann kam sein Bruder mit dem Auto und holte ihn ab. Sein Vater war sehr nett zu dem Jungen. Und als die Konferenz kam redete der Vater sehr viel und der Junge durfte wieder zur Schule gehen.
Als der Junge älter wurde fand er auch die Mädchen immer interessanter. In seiner freien Zeit machte er Sport und Musik und ging in eine Jugendgruppe.

Gleichzeitig gab es aber auch immer mehr Feten und hier konnte der Junge mit vielen Mädchen küssen, was er sehr schön fand. Als er einmal heimlich geraucht hatte; merkte das sein Vater und musste ihn ganz schön verhauen.
Der Junge hatte auch eine Oma, das war die Mutter seines Vaters. Die Oma besuchte die Familie manchmal und er fuhr manchmal zur Oma, was sehr schön war. Der Vater und seine Oma stritten sich viel, und der Vater sagte, die Oma müsste sich benehmen, wenn sie bei Ihnen zu Besuch sei.
Die Mutter war immer wieder komisch, sie trank Alkohol. Der Vater hatte keine Fehler oder er tat so als ob er keine hätte. Der Junge war fast 18 als er sich einmal wieder mit seinem Vater stritt und der Vater nahm einen Kleiderbügel und verhaute den Jungen, der ja eigentlich kein Junge mehr war.

Da beschloss der Junge wegzugehen von zu Hause und er stellte sich an die Straße und streckte seinen Daumen nach oben. Ein Auto nahm ihn mit in eine große Stadt. Dort ging der Junge durch die Straßen, rauchte Zigaretten und trank ein Bier. Er lief die ganze Nacht herum und dann fuhr er mit einem anderen Auto weiter zu seinem Onkel. Dort feierte er dann seinen 18. Geburtstag. Es war ein sehr schöner Tag und sie machten einen schönen Ausflug. Dann fuhr er wieder nach Hause und die Eltern freuten sich sehr, ihn wieder zu sehen. Auch sein größerer Bruder hatte sich immer viel mit dem Vater gestritten und einmal, als der Vater den Bruder mit einem Kleiderbügel verhauen wollte, haute ihm der Bruder mit der Faust auf die Nase. Das traute sich der Junge nicht, aber er fand das irgendwie gut von dem Bruder. Der Bruder war mal lange sehr krank gewesen, aber mehr in der Seele und dann war der Bruder Soldat geworden. Als der Junge mit der Schule fertig war, verließ er sein Zuhause und arbeitete in einem Kinderkrankenhaus, denn er wollte nicht Soldat sein. Kinder mochte er immer, er war auch mal Babysitter gewesen. Der Junge war jetzt kein Junge mehr und er ging in eine fremde Stadt um zu studieren. Dort hatte er viel Spaß und viele Freunde und Freundinnen und es wurde viel gefeiert und es war eine tolle Zeit. Und dann ging er in andere Städte um zu arbeiten. Und alle paar Jahre lernte er eine neue nette Frau kennen, mit der er sehr gern zusammen war. Aber irgendwann trennten sie sich wieder. Der Junge war dann oft enttäuscht und traurig.

Eines Tages ging der Junge, der schon kein Junge mehr war durch den Wald. Und traf er eine alten Wolf. Der alte Wolf fragte ihn: „Was bist Du?“ Der Junge sagte:“Ich bin ein Mensch. „Nein sagte der alte Wolf, du willst ein Mensch sein, bist es aber nicht. Du bist eine Schildkröte“. „Eine Schildkröte“?, fragte der Junge belustigt? Du spinnst alter Wolf.“ Etwas ärgerlich lief er davon und verstand überhaupt nichts.

Als er sich viele Tage nicht bei seinen Freunden meldete, gingen sie zu ihm. Sie gingen in der ganzen Wohnung herum und fanden nichts. Also sie fanden nichts von ihm.Aber sie fanden etwas anderes: Auf dem Boden saß eine Schildkröte und sie schaute eine der Freundinnen des Jungen mit freundlichen Augen an. Komisch sagte die Freundin, ich wusste gar nicht, dass er eine Schildkröte hatte. Und sie nahm die Schildkröte mit zu sich nach Hause. Schildkröten können sehr alt werden. Von dem Jungen aber hat man nie wieder etwas gehört.

 

Hallo Taxifahrer,

für deinen Text hast du die Form des ‚Berichts‘ gewählt, der Anfang hat auch leicht märchenhafte Züge (die hätte ich verstärkt, vielleicht sogar durchweg, das Ende erinnert schließlich auch an Märchen).

Für mich las sich das Ganze wie eine Litanei, die Wortwiederholungen machten die Sache nicht lebendiger, Beispiele:

Das erste „immer“ kannst du streichen, erspart die Wiederholung.
(„Immer“ scheinst du zu lieben).

Der Junge ging als kleiner Junge gerne in den Kindergarten“

Als großer Junge, doch sicher nicht, da kann man die vielen „Junge“ etwas reduzieren.

(Formen von ‚gehen‘ könnte man etwas variieren).


Du vermittelst mir in deinem Text leider nicht, ob die Verwandlung in eine Schildkröte (bei Verwandlungen hat Kafka eine hohe Messlatte aufgelegt …) nur seltsam sein soll oder ob sich das Seltsame als Symbolik aus dem Lebenslauf irgendwie ableiten lässt (würde mir zumindest besser gefallen).


Tschüß …

Woltochinon

 

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