Was ist neu

Von Schakalen und Schädelbrechern

Mitglied
Beitritt
27.04.2006
Beiträge
21

Von Schakalen und Schädelbrechern

Peter schlief. Das heißt, er versuchte zu schlafen, aber etwas sehr Kaltes presste sich gegen seine Stirn und vertrieb den Schlaf. Müde und übellaunig öffnete er ein Auge einen Spalt weit, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welche wohl die passenden Beschimpfungen für den dreisten Störenfried waren. Er bewegte den Kopf ein Stück, gerade soviel um zu erkennen, dass es eine schlechte Idee war, den Kopf zu bewegen. Stattdessen fokussierte er seinen Blick weg von dem silbernen Pistolenlauf, auf den Übeltäter, der hinten an der Waffe befestigt sein musste. Peter kannte ihn nicht.
„Ich hoff’ du bist kein Urologe. So kalt wie das Mistding ist, würdest du dir unter deinen Patienten keine Freunde machen“ brummte Peter und grübelte, wer der Kerl sein könnte. Verwirrung huschte über das Gesicht des zur Urologie für untauglich Befundenen... nun ja, nennen wir ihn „Angreifer“.
„Halt’s Maul! Ich bin hier, um dich umzulegen!“ schnauzte der Verwirrte in dem verzweifelten Versuch sein angeschlagenes Selbstvertrauen zu retten.
„Aha, und äh... warum lebe ich dann noch?“ fragte Peter gelassen.
„Weil ich... du... du sollst wissen, wer dich umlegt!“ antwortete der Kaltläufige mit einstudiert wirkender Großspurigkeit.
„Achso! Sehr liebenswürdig. Und?“
„Was und?“
„Na, wer bist du nu?“
„Achso... Banner, Thomas Banner! Genannt der Schakal!“
„Uhh, der Schakal!“ raunte Peter und gab sich beeindruckt.
„Du hast von mir gehört?“ fragte Thomas freudestrahlend.
„Ähm, nein. Sorry. Dachte nur dein Ego könnte vielleicht bissl Zucker gebrauchen. Siehst was unsicher aus“ erklärte Peter freundschaftlich.
„Naja, ist mein erster Auftrag; irgendwie klappt das alles nicht so richtig.“ Thomas war niedergeschlagen.
„Hey! du machst das schon ganz gut! So mit den schwarzen Klamotten und der Knarre und... na ja, alles sonst so...“
„Hm, danke... aber ich glaube der Job ist doch nix für mich...“ Resigniert ließ Thomas die Waffe sinken und setzte sich ans Fußende des Sofas, das wohl eigentlich Peters letzte Ruhestätte hätte werden sollen.
„Tja, ist ein harter Job, da muss man sich erst reinarbeiten. Was hattest du gesagt wer dich schickt?“ Trost und Beiläufigkeit tun oft einen guten Dienst.
„Carlos der Russe.... ach, ist ein scheiß Job! Vielleicht sollt ich doch besser wieder in mein Büro gehen... Vielleicht geben die mir ja meinen Job zurück.“ Geistesabwesend fummelte er an der Pistole herum während er vor sich hin grübelte.
„Carlos...,“ Ja, Carlos war kein typisch russischer Name, aber eine zu große Anzahl an Carlos in der Gegend, eine spanische Mutter und ein russischer Vater hatte zu dieser Absurdität geführt. Er war ein Gangster und verkaufte so ziemlich alles, von Frauen bis Waffen. Peter hatte früher einige Male für ihn gearbeitet. „... der Russe... was will er von mir?“ sagte Peter mehr zu sich selbst, und „Was war das für ein Job in deinem Büro?“ an Thomas gerichtet.
„Eigentlich bin ich Sicherheitstechniker, aber irgendwie hab ich es nur zum EDV-Heini-Kaffeekocher-Bimbo-für-alles geschafft.... Carlos hat irgendwas von einer Frau erzählt, die du angemacht haben sollst....“
Peter sprang auf. Mit hochrotem Gesicht schrie er: „Gina! Diese kleine Schlampe!“ Er baute sich über Thomas auf, der bei diesem unerwarteten Ausbruch die Waffe hatte fallen lassen und nun versuchte, im Sofa zu versinken. Wild mit dem Finger fuchtelnd schimpfte Peter: „Die Weiber, das sag ich dir Tom, die Weiber, die hat uns der Teufel auf’n Hals geschickt, um uns zu quälen! Die sind der Ursprung allen Übels!“
„Wem sagst du das?“ pflichtete Tom ihm inbrünstig bei. Dann realisierte er, dass er hier mit dem Mann sprach, den er eigentlich hatte töten sollen. „Wegen einer Frau hab ich meinen Job verloren und sitze heute hier...“ fügte er, in der Hoffnung Solidarität zwischen Männern zu schaffen, kleinlaut hinzu.
„Ach echt? Haste die Frau vom Chef angemacht?“ fragte Peter, der sich wieder beruhigte, mit hochgezogener Braue.
„Um Himmelswillen nein!“ entrüstete Tom sich. „Da war so eine verrückte Kollegin, Susan, die war schon mit jedem aus dem Büro im Bett. Ich war wohl der Letzte, der noch auf ihrer Liste stand. Hat mich dauernd angemacht, wollte mit mir essen gehen und mich zu sich einladen. Hab immer abgelehnt, ich bin ja meiner Freundin treu... Dann hat sie im Büro erzählt, ich hätte sie belästigt und sie hätte Angst, dass ich sie vergewaltigen würde! Mein Boss hat mich gefeuert und meine Freundin hat mich verlassen.“
Peter musterte das Häufchen Elend auf seinem Sofa: klein, dürr und nervös; scheinbar immer bereit, sich vor Angst in die Hosen zu machen. „Du siehst nicht grad so aus, als könnte du wen vergewaltigen.“
„Wen interessiert das? Wenn eine Frau so was behauptet, bist du geliefert, egal ob es stimmt oder nicht! Das müsstest du doch gerade am besten wissen.“
„Ja, Gina...“ knurrte Peter. Seine Stimme war bisher immer ruhig und emotionslos, fast unbeteiligt gewesen, aber der Zorn der diesmal in ihr mitschwang, ließ Thomas noch weiter im Sofa versinken. „Die wird mich kennenlernen!“ Peter brodelte vor Wut, seine Schultern waren angespannt, und geistesabwesend ballte er immer wieder die Fäuste, während unerfreuliche Bilder durch seinen Kopf geisterten – unerfreulich für Gina.
„Wurdest du auch reingelegt?“ fragte Tom vorsichtig.
„Hm?“ Peter brauchte einen Moment, um die Bilder beiseite zu schieben und sich wieder auf Tom zu konzentrieren
„Von dieser Frau. Sie versucht auch, dir was anzuhängen?“
„Ja, eigentlich das Gleiche wie bei dir. Sie arbeitet für Carlos, der kennt genug Leute die gern ein paar Scheine springen lassen, um einen knackigen Hintern zu vernaschen.“
„Du meinst, sie ist eine Prostituierte?“ fragte Tom mit großen Augen.
„Nee, nur ’ne Nutte. Ich hab ab und an mal für den Russen gearbeitet. Hab auf seine Mädchen aufgepasst; manchmal werden die Kerle was grob oder wollen nicht bezahlen. Sie hat mir immer ’ne kostenlose Nummer angeboten, stand wohl auf mich. Aber dass sie mir deswegen den Russen auf’n Hals hetzt, hätte ich nicht gedacht.“ Peter setzte sich grübelnd zu Tom aufs Sofa und hob die Pistole auf. Tom wurde bleich und versuchte, sich in seinen Kleidern zu verstecken. Peter wog die Waffe in der Hand und runzelte die Stirn. Bedächtig zog er den Schlitten zurück und schaute in die Kammer. Dann nahm er das Magazin heraus und hielt es Tom unter die Nase. „Keine Patronen, du Killer.“
Das Blut, das gerade erst Toms Gesicht verlassen hatte, kehrte nun mit voller Wucht zurück und ließ ihn rot anlaufen.
„Haste schon mal einen umgelegt?“ fragte Peter ohne ihn anzusehen.
„Nee-nee...“ stammelte dieser beschämt.
„Junge Junge, das hätte aber böse ins Auge gehen können“ sagte Peter gelassen.
Tom wünschte sich, er wäre nie auf diese wahnwitzige Idee gekommen.
Beide saßen eine Zeit lang schweigend da und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Schließlich brach Peter das Schweigen.
„Wie viel hätte der Russe für mich bezahlt?“
„Fünfhundert.“
„Fünfhundert?“ Peter war beleidigt. „Du hättest mich für fünfhundert umgelegt?“
„Na ja, das war eine Art Einsteiger-Sonderangebot. Wollte mir erst mal einen Kundenstamm aufbauen.“ Tom fühlte sich dumm, als er seine eigenen Worte hörte.
„Einsteiger-Sonderangebot“ wiederholte Peter langsam, „sehr wirtschaftlich.“
Wieder schwiegen sie einen Moment.
„Was willst du jetzt machen?“ fragte Peter abwesend. Es schien, als würde er in seinem Kopf eine Idee hin und her drehen, unschlüssig, ob sie ihm gefiel.
„Wie machen? Was meinst du?“
„Na, der Russe hat meinen Kopf bestellt und du hast nicht mal Kugeln dabei. Er wird sicher nicht begeistert sein, wenn du hingehst und sagst: Sorry, hab’s mir anders überlegt.“
„Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich die Stadt verlassen. Aber ich wüsste nicht, wohin ich gehen sollte.“
„Hast du keine Familie, wo du unterkriechen kannst?“
„Nein, keine die sich freuen würde, mich zu sehen.“ Thomas grübelte über seine Situation, kam aber zu keinem Ergebnis. „Was machst du denn jetzt?“
„Hm, wenn der Russe sich einmal entschieden hat jemanden loszuwerden, wird er dabei auch bleiben... ist so ein Prinzipien-Ding. Vielleicht wär’s gut, wenn du zu ihm gehst und sagst, dass ich tot bin. Du bekommst deine Kohlen und ich hab erstmal ein bissl Ruhe.“
Tom nickte. Der Gedanke an Geld gefiel ihm, er hatte sein letztes in seine schwarze Kleidung und die Waffe investiert.
„Und dann könnten wir losziehen und den Russen umlegen“ fügte Peter beiläufig an.
Tom nickte wieder, stockte und riss die Augen auf. „U-umlegen?“ fragte er entsetzt, „meinst du töten?“
„Japp“ war Peters gelassene Antwort.
„Und mit wir meinst du dich und mich?“
„Ja, und mit den Russen meine ich den Russen!“ entgegnete Peter genervt.
„Aber wir können doch nicht einfach einen Gangsterboss töten!“ Panik lag in Toms Stimme.
„Gangsterboss?“ Peter zog eine Braue hoch und schaute Tom an.
„Der Russe ist nur ein kleines Licht, ein Drogendealer und Zuhälter, nix Dolles. Das wird keine große Aktion. Außerdem springt dabei sicher was für uns raus.“
„Aber ich bin doch kein Killer! Ich bin nur ein Bürohengst mit ungeladener Waffe und schwarzen Klamotten!“ Tom war verzweifelt. Tränen stiegen ihm in die Augen und er verfluchte sich innerlich dafür, diese irrsinnige Idee gehabt zu haben. „Und wenn er nur ein kleines Licht ist, kann er doch auch keine Gefahr darstellen. Warum willst du ihn dann umbringen?“ wimmerte er.
„Weil er irgendwann dahinter kommt, dass ich noch lebe und mir dann wieder irgendwen auf den Hals schickt, und der hat dann vielleicht ’ne geladene Waffe und weiß was er tut. Ich kenne Carlos, der ist ein Spinner. Er würde es als Verletzung seiner Ehre betrachten, wenn ich davon komme. Außerdem würde er auch jemanden für dich schicken. Immerhin hast du ihn reingelegt.“
„Hab ich nicht!“ Tom war empört.
„Kommt noch.“
Tom suchte verzweifelt nach einem Ausweg, zermarterte sich das Hirn über eine Lösung, aber wie er es auch drehte und wendete, er sah keine Möglichkeit.
„Keine Panik, ich mach die Drecksarbeit. Sieh es einfach so: Wir tun der Welt einen Gefallen, indem wir sie von diesem Abschaum befreien.“ Peter stand auf, ging zu einem Schrank, öffnete ihn und nahm einen kleinen Karton heraus. Er kramte darin herum und reichte Tom schließlich eine Pappschachtel mit Patronen. Dann zog er eine Pistole hinten aus seinem Gürtel und setzte sich wieder zu Tom. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah Tom zu, wie Peter die Waffe prüfte, das Magazin entnahm, anschaute und wieder hineinsteckte.
Ihm wurde klar, wie knapp er seiner eigenen Beerdigung entgangen war. „Hast du schon viele Menschen getötet?“ fragte er mit zittriger Stimme.
„Hm? Nee, nur ein paar. Meistens reicht es, sie zu verprügeln oder ihnen was zu brechen, ein toter Freier ist ein verlorener Kunde. Lad deine Kanone, vielleicht brauchen wir sie.“
Toms Blick wanderte von seiner Pistole neben ihm auf dem Sofa zu der Schachtel in seiner Hand und wieder zurück. „Wie macht man das?“
Peter grinste amüsiert und zeigte es ihm.


Peter hatte sich seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und lag mehr als er saß auf der Rückbank von Toms Wagen. Sie standen vor einer heruntergekommenen Kneipe, in deren Hinterzimmer sich Carlos’ Büro befand.
„Jetzt mach dir nicht ins Hemd! Du gehst da rein, fragst nach Carlos, gibst ihm meine Brieftasche als Beweis, nimmst dein Geld und kommst wieder raus. Ganz einfach, kein großes Drama.“
„Aber was ist, wenn ihm die Brieftasche nicht reicht?“ Tom war es übel. Der Gedanke Carlos zu belügen, ließ seinen Magen zu Stein werden.
„Sie wird ihm reichen. Er kennt mich und weiß, dass du sie nur über meine Leiche bekommen konntest. Und jetzt raus mit dir, ich will hier nicht die ganze Nacht rumstehen!“
„Aber was...“
„Raus!“ Peters Stimme war wie ein Peitschenknall, und bevor Tom wusste wie ihm geschah, hatte er die Tür geöffnet und war ausgestiegen.
Tom stand neben dem Auto, und überlegte verzweifelt wie er dieser Sache noch entkommen konnte. Er sah, dass der Türsteher vor der Kneipe ihn bemerkt hatte, nun gab es kein Zurück mehr. „Ich bin der Schakal! Ein eiskalter Killer! Kenne weder Furcht noch Skrupel!“ sagte er sich und klammerte sich daran fest, wie ein Ertrinkender an einem Strohhalm. Dann richtete er sich auf, um entschlossenen Schrittes auf den Eingang zu zugehen. Je näher er kam, desto mehr wich alle Entschlossenheit von ihm. Sein Strohhalm schien ihm zu entgleiten.
„Geschlossene Gesellschaft“ knurrte der Türsteher, als Tom endlich vor ihm stand.
„Carlos erwartet mich“ sagte er kleinlaut.
„Ach, und wer bist du?“ fragt der Mann mit hochgezogener Braue, während er Tom von Kopf bis Fuß musterte.
„Banner, Thomas Banner.“
„Der Schakal, hm?“ erwiderte der Mann spöttisch. Allerdings blieb der Spott Tom verborgen; er bemerkte nur das warme Gefühl in seinem Bauch: der Mann kannte seinen Namen!
Der Türsteher öffnete die Tür und Tom trat ein, seinen Strohhalm mit beiden Händen fest umklammert. Drinnen war es verraucht, düster und stickig. Dunkle Gestalten saßen in den Ecken und an der Bar, alle Köpfe drehten sich zu ihm um. Einige Blicke trugen Verwunderung, andere Argwohn und wieder andere Hohn. Tom fühlte sich wie ein Lamm im Raubtierkäfig. Als Ausgleich für seinen Mangel an Körpergröße und Muskeln, musste er sich wohl geschmeidig wie eine Raubkatze bewegen um von diesen Gorillas respektiert zu werden. Allerdings war ihm klar, dass alles nur noch schlimmer würde, sollte er straucheln oder sich anderweitig ungeschickt anstellen. Also tappte er einfach zur Bar und fragte den Barmann nach Carlos. Der nickte in Richtung des hinteren Endes des Raumes. Dort sah Tom eine Tür, flankiert von zwei bulligen Kerlen. Er ging hinüber, beide bauten sich vor ihm auf und sahen auf ihn herab. Tom spürte den unbändigen Drang, wild kreischend davon zu rennen und erst wieder stehenzubleiben, wenn seine Lunge brannte und seine Füße bluteten. Aber er war der Schakal und hatte hier etwas zu erledigen!
„Thomas Banner, Carlos erwartet mich“ sagte er mit fester Stimme... so fest er es zumindest vermochte.
Einer der beiden verschwand durch die Tür, welche sich kurz darauf für ihn öffnete.
Carlos war ein schmieriger fetter Kerl. Er lümmelte hinter einem Schreibtisch im Halbdunkel des Raumes. Er trug sein grellbuntes Hemd bis zu Brust aufgeknöpft. Schwere Goldketten lagen auf seiner haarigen braunen Brust, sein dünnes, dunkles Haar war zu einem fettigen Zopf gebunden. Eine junge, blonde, leichtbekleidete Frau räkelte sich auf einem Sofa in der Ecke und bedachte Tom mit einem müden Blick.
„Ah, der Schakal kommt von seinem Beutezug, nicht wahr?“ seine Stimme war rau, er sprach mit einem Akzent, den man beim besten Willen nicht zuordnen konnte.
„So ist es“ sagte Tom heiser und warf dem Russen Peters Brieftasche auf den Tisch.
„Was haben Sie mit Skullcracks Leiche gemacht?“ fragte Carlos grinsend.
Bei diesen Worten schreckte das Mädchen auf dem Sofa auf und starrte Tom ungläubig an. „Das Kerlchen will Skullcrack Pete getötet haben? Du verarschst mich!“ lachte sie.
„Er hat seine Brieftasche.“
„Na und? Nur weil ich einen beklauen kann heißt, dass doch nicht das er tot ist!“
„Jenny, kennst du Charly Two-Fingers da draußen? Er war der Letzte, der versucht hat, Skullcrack zu beklauen. Die eine Hand hat Skull ihm komplett abgerissen und von der andern sind nur noch zwei Finger übrig. Alles was der noch kann, ist in der Nase bohren. Wenn Skulls Brieftasche hier ist, ist das ein eindeutiger Beweis. Und jetzt halt den Mund, hier geht es ums Geschäft!“ schnautzte Carlos sie an. Das Mädchen beobachtete Tom mit argwöhnischen Blicken, schwieg aber.
Tom war so erleichtert, dass er beinahe geseufzt hätte.
„Also, was ist mit der Leiche?“
„Die... die hab ich entsorgt.“ Tom versuchte nicht zu stottern.
„Wird man sie finden?“
„Ähm... eher nicht... Nein unmöglich.“ Zumindest hierbei war er sich sicher.
„Gut.“ Carlos stand auf und ging zu einem Schrank in der Ecke und öffnete ihn. Darin kam ein Tresor zum Vorschein. Er tippte einige Zahlen in das Schloss und öffnete die Tür. Tom sah, dass der Tresor mit Bargeld und Papieren vollgepackt war. Carlos setzte sich wieder an seinen Tisch und zählte fünf Hunderterscheine vor Tom ab. „Ich habe ein gutes Geschäft gemacht. Einen Mann, der so schwer zu töten ist, zu diesem Preis... Ich danke Ihnen Mister Banner.“ Er reichte Tom grinsend das Geld.
„Ich habe zu danken. Rufen Sie mich an, wenn Sie wieder meine Dienste brauchen sollten.“ Tom hatte das Telefon, dessen Nummer der Russe hatte, längst weggeworfen. Er steckte das Geld ein, und wand sich zum Gehen.
„Eins noch Mister Banner.“ Tom gefror das Blut in den Adern. Carlos’ Grinsen war verschwunden, sein Blick durchbohrte Tom. „Sollte man die Leiche finden und sollten die Bullen bei mir auftauchen, werden Sie Sich wünschen, mir nie begegnet zu sein.“ Seine Stimme war ruhig und gelassen, was die Drohung nur noch wirkungsvoller machte. Wobei Tom diesen Wunsch ohnehin jetzt schon hatte. Tom nickte stumm und verließ den Raum. An der Bar stand ein Mann, der eine Hand mit zwei Fingern hob und drei Bier bestellte. Tom versuchte nicht daran zu denken, dass der Mann der das getan hatte, draußen in seinem Wagen auf ihn wartet. Er huschte zum Ausgang, zwang sich draußen langsam zum Auto zu gehen, stieg ein und atmete erleichtert und völlig erschöpft durch.
„Alles geklappt?“ fragte Peters Stimme schläfrig hinter ihm.
„Ja, hab das Geld.“
„Gut, dann fahr los, ich hab Hunger! Du lädst mich ein. Muss wohl meine Brieftasche verloren haben...“ sagte Peter unbeteiligt.


Als sie dann in einem kleinen Restaurant saßen, war Tom immer noch ganz flau im Magen. Er trank nur einen Kaffee, während Peter über einem fettigen Steak und einem Berg Fritten saß. Tom betrachtete sein Gegenüber: Peter war groß und hatte ein kantiges Gesicht. Sein dunkles, kurzes Haar vor von Grau durchzogen, aber seine Augen wirkten jung und wach. Wenn er seine Arme bewegte, spannte sich der Stoff seiner Jacke über seinen breiten Schultern. Er überlegte, dass es wohl für diese riesigen Hände ein Leichtes wäre, den kleinen Tom in der Mitte durchzubrechen. „Warum nennen sie dich Skullcrack Pete?“
„Hm, Peter ist kein sehr furchteinflößender Name, oder?“
„Nein, aber warum Skullcrack?“
„Mir haben mal n paar Kerle mit Knarren versucht zu erklären, dass mein Boss seine Mädchen woanders laufen lassen soll. Ich hab ihn’ die Dinger weggenommen und ihnen damit die Schädel eingeschlagen“ erzählte er völlig ungerührt, während er weiter sein Essen in sich hinein schaufelte.
„Ich dachte es reicht, die Leute zu verprügeln oder ihnen was zu brechen?“
„Tja, damals war ich jung und wild. Manches muss man eben erst lernen.“
Tom nickte und beschloss, es dabei zu belassen. „Im Büro des Russen steht ein Tresor, der mit Geld vollgepackt ist,“ wechselte Tom das Thema.
„Wie viel circa?“ fragte Peter beiläufig zwischen zwei Bissen.
„Weiß nicht, waren große Scheine, einige tausend sicher.“
„Ok, die Kohlen holen wir uns.“
„Was? Wie?“ Tom wünschte, er hätte nichts davon gesagt.
„Wir gehen da rein, legen alle um, nehmen das Geld und gehen wieder“ sagte Peter, als wäre es das Normalste der Welt.
„Wie stellst du dir das vor? Da ist eine Wache vor der Tür, bestimmt zwanzig Kerle drinnen und zwei Wachen vor dem Büro. Die sind bestimmt alle bewaffnet, da können wir nicht einfach reinmarschieren!“ Tom war verzweifelt. Wie konnte Peter das übersehen?
Peter sah von seinem Teller auf und grinste Tom an. „Natürlich nicht, aber du machst dir immer so schön ins Hemd, wenn ich sowas sag.“
Tom war beleidigt weil Peter sich über ihn lustig machte.
„Trotzdem müssen schon rein, wenn wenigstens der Russe da ist, sonst bekommen wir den Safe nicht auf“ fuhr Peter nachdenklich fort.
„Den bekomm ich auf“ warf Tom eingeschnappt ein.
„Hm, wie denn das?“ Peter sah ihn verdutzt an.
„Ich hab doch gesagt, dass ich Sicherheitstechniker bin. Da konzipiert man Sicherheitssysteme, und lernt auch wie man sie umgeht, falls man sich mal ausgeschlossen hat. Außerdem ist das Knacken von elektronischen Schlössern so eine Art Hobby von mir.“
„Ok, wie lange würdest du dafür brauchen?“
„Das war ein billiges Fabrikat... vielleicht zehn Minuten“ grinste Tom.
„Junge, da kann man dich ja am Ende doch noch für was brauchen!“ lachte Peter, und Tom spürte, wie sich Stolz in seiner Brust breit machte. „Brauchst du irgendwas dafür?“
„Ich habe alles notwendige im Kofferraum.“
„Alles klar, dann gehen wir da morgen Vormittag rein.“
„Morgen schon?“ Tom hatte den Besuch bei Carlos noch nicht ganz verdaut, und nun sah er sich schon einen Einbruch begehen. Sein Magen sackte ihm in die Knie und ihm wurde schlecht.
„Warum nicht? Haben alles was wir brauchen, wozu warten?“
„Aber...“ Peters Blick unterbrach ihn, „...ok.“
„Gut.“

Peter hatte Tom in einem Hotel abgeliefert, gesagt er solle etwas schlafen und war dann losgezogen „noch ein paar Sachen besorgen“. Er hatte geduscht und sich hingelegt, konnte aber kein Auge zubekommen. Also schaltete er den Fernseher ein, aber um drei Uhr morgens war das Programm mager. Schließlich lullten ihn die Pharaonen im Discovery Channel nach einer Weile ein. Nach einigen Stunden rüttelte etwas an seiner Schulter, „Wach auf Dornröschen, oder muss ich dich erst küssen?“
Diese Worte einer rauen Männerstimme vertrieben schlagartig den Schlaf aus seinem Kopf. Er setzte sich auf und schaute sich um. Es dauerte einen Moment, um die Bilder in seinem Kopf wieder in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, dann fragte er: „Wie spät ist es?“
„Neun.“ Peter stand vor dem Bett und sah ihn wartend an.
„Achso, aufstehen“ murmelte Tom, quälte sich aus dem Bett und zog seine Kleider zerknitterten an.
Auf dem Parkplatz hinter dem Hotel deutet Peter auf einen blauen Lieferwagen mit dem Schriftzug einer Elektrikerfirma auf der Seite. „Wir nehmen den, hol was du brauchst.“
Tom wühlte sich durch seinen Kofferraum, packte einige Gerätschaften in eine Werkzeugtasche und stieg zu Peter in den Lieferwagen. „Wo hast du den her?“
„Geklaut. da liegt ein Overall für dich.“
Tom nahm sich vor, weniger Fragen zu stellen, da ihm die Antworten meistens nicht gefielen.
Während der Fahrt quälte er sich umständlich in den Overall, der ihm einige Nummern zu groß war und krempelte Arme und Beine um. Als sie vor der Kneipe ankamen, sah Tom sich um. Alles war ruhig. „Was ist, wenn uns die Putzfrau überrascht?“ fragte er geistesabwesend.
„Töten wir sie“ sagte Peter kurz und bündig.
„WAS?“ rief Tom und drehte sich schockiert zu Peter um. Der schlug sich vor Lachen auf die Schenkel. „Dein Gesicht! Herrlich!“
Tom war geknickt.
„Ach komm, glaubst du, der Laden hat jemals ’ne Putze gesehen? Die putzen hier, indem die den Dreck mit den Besoffenen vor die Tür schieben. Los jetzt.“ Peter schlug Tom kumpelhaft auf die Schulter und blickte verwirrt drein, als dieser dadurch gegen die Wagentür knallte.
Kopfschüttelnd stieg er aus und ging zu Kneipentür. „Kannste so ein normales Schloss auch knacken oder soll ich die Tür einschlagen?“
„Das wäre ja super für unsere Tarnung... Lass mich mal sehen!“ Tom schob Peter zur Seite, oder eher er versuchte es, bis Peter von selbst zur Seite trat. Dann betrachtete er das Schloss und machte sich mit zwei winzigen metallenen Werkzeugen daran zu schaffen. Es klickte und die Tür öffnete sich. „Tadaaa“, deutete Tom auffordernd auf die Tür.
„Ich sag ja, dich kann man doch für was brauchen.“ Peter trat ein und schaute sich um: Alles war still und nichts regte sich. Sie schlossen die Tür und gingen durch den Raum zur Bürotür. Gerade als Peter nach dem Knauf griff, packte Tom seinen Arm. „Warte! Hier ist ein Codeschloss von einer Alarmanlage!“ Tom deutete auf ein Zahlenfeld neben der Tür.
„Meinst du etwa, er würde die Bullen hierher rufen?“
„Nee, das nicht! Eher irgendwelche Schläger mit Kanonen!“ Peter sah Tom an, zuckte die Schultern, sagte: „Ok, dein Job“ und setzte sich auf einen Stuhl. Tom schraubte die Abdeckung der Zahlenfeldes ab, hantierte mit einem kleinen Messer an zwei Kabeln, holte einen kleinen Apparat aus seiner Tasche und klemmte ihn an die Kabel. Zahlen liefen über das Display des Apparats und eine nach der anderen blieb stehen. Es piepte und die Tür sprang einen Spalt weit auf. Die beiden traten in den Raum. Gegenüber der Tür stand der Schreibtisch, links davon das Sofa, und rechts war der Schrank mit dem Tresor. Tom marschierte zum Schrank und fing an, am Schloss des Tresors herumzuwerkeln. Währendessen setzte sich Peter in den Schreibtischstuhl und begann, die Papiere auf dem Tisch und die Schubladen zu durchsuchen. In einer Schublade fand er seine Brieftasche, in einer anderen ein goldenes Feuerzeug mit der Gravur Für meinen geliebten Sohn. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es von Carlos’ Mutter stammte. In der letzen Schublade lag eine große Pistole. Er musste grinsen, Desert Eagle .50! Großes Kaliber, aber nur sieben Schuss, die typische Waffe für Großmäuler. Er steckte sich alles in die Taschen und schaute dann zu Tom hinüber. „Klappts?“ fragte er neugierig.
„Ja, Moment noch.“ Kurz darauf ertönte wieder ein Piepen und Tom öffnete den Safe. Peter ging mit der Sporttasche unterm Arm zu ihm und fing an, die Geldbündel in die Tasche zu packen.
„Das ist mehr als ein paar tausend. Ich glaub, das lohnt sich richtig“ grinste Peter.
Tom blätterte derweil die beliegenden Papiere durch und nickte nur kurz. „Hast’n da?“ fragte Peter und schaute Tom über die Schulter.
„Wertpapiere, Inhaberobligationen genauer gesagt. Die sind so gut wie Bargeld! Damit kannst du zur Bank gehen und die zahlen dir den Wert aus.“ Nun grinste auch Tom.
„Ok, pack ein die Dinger, wir sollten abhauen.“
Sie packten zusammen, als Peter plötzlich aufhorchte und zur Tür sah. Dann hörte auch Tom die gedämpften Stimmen und schlich zur Tür, um durch das Guckloch zu spähen. Kreidebleich drehte er sich zu Peter um, der schon seine Pistole in der Hand hielt. „Der Russe, mit zwei Kerlen!“ zischte Tom. Peter stand auf, ging zur Tür und spähte ebenfalls hinaus. Die Stimmen wurden deutlicher.
„Aber es gab keinen Alarm, Boss!“
„Na und, die Tür war offen!“
Peter grinste Tom an: „Wie praktisch, so brauchen wir ihn nicht zu suchen.“
Tom zitterte am ganzen Leib. Er hatte die Schrotflinte in der Hand des Mannes gesehen und wollte sich nicht vorstellen, was man mit dieser Waffe anstellen konnte.
„Haste deine Knarre dabei?“ Tom war wie versteinert. „Tom! Ob du deine Knarre hast!“.
„N-Nein, ich... ich dachte nicht...“
„Egal, macht auch keinen Unterschied. Versteck dich hinter dem Schreibtisch!“
Tom rannte zum Tisch und krabbelte darunter. Er war erleichtert, hier würde man ihn nicht sofort sehen, da der Tisch nach vorn verblendet war. Peter stellte sich hinter die Tür und wartete. Die Tür öffnete sich und ein großer stämmiger Mann mit schiefer Nase trat ein, Tom sah ihn durch einen Ritz im Holz. Er erkannte den Mann: Der hatte gestern vor der Tür Wache gehalten.
„Der Safe ist offen, Boss!“ sagte der Mann aufgeregt und ging zum Tresor. Ein zweiter, ebenso kräftiger Kerl trat durch die Tür. Peter schlug ihm mit der Pistole hart auf den Schädel und der Mann ging wie ein gefällter Baum zu Boden. Dann schoss Peter dem Schiefnasigen drei Mal in den Rücken, bis dieser mit einem Schrei vor dem Tresor vornüber zusammensackte. Eine Hand hinter der Tür packte Peters Arm und riss ihn gegen das Türblatt. Schmerz brannte in seinem Arm und die Waffe entglitt seinem Griff. Tom sah, wie der Russe gegen die Tür trat und sie Peter, der seinen Arm umklammert hielt, ins schmerzverzerrte Gesicht schlug. Peter taumelte einige Schritte in den Raum, während der Russe langsam eintrat und seine Waffe auf ihn richtete.
„Skullcrack Pete, von den Toten zurückgekehrt, hm?“ fragte Carlos amüsiert.
„Jemand hat meine Brieftasche geklaut, ohne die geh’ ich nirgends hin.“ stöhnte Peter der immer noch seinen Arm festhielt. Ein Rinnsal Blut lief ihm von der Stirn, wo ihn die Tür getroffen hatte.
„Ach ja, deine Brieftasche! Wie hat der kleine Wicht sie bekommen?“
„Wurde geklaut als ich besoffen unter ’nem Tisch lag!“ knurrte Peter.
Der Russe lachte ein lautes kratziges, freudloses Lachen. „Wirst du etwa alt?“ fragte er spöttisch.
Peter schaute auf die beiden Männer am Boden und dann auf die Waffe in der Hand des Russen. „Scheint so“ antwortete er gelassen.
Carlos schloss die Tür hinter sich und machte Anstalten, zu seinem Tisch zu gehen.
„Was soll der Scheiß mit Gina? Warum willst du mich loswerden?“ fragte Peter.
Carlos blieb stehen und sah Peter in die Augen. „Woher weißt du davon?“
„Hab’s aus dem Kleinen rausgeprügelt, bevor ich ihn kaltgemacht hab.“
„Ah gut, dann muss ich mich um den wenigstens nicht mehr kümmern. Gina sagte, du hast sie verprügelt, weil sie nicht mit dir ins Bett wollte.“
„Sie verprügelt? Dann könnte sie nicht mehr sprechen!“ grollte er. „Warum sollte ich mit der Hure ins Bett wollen?“ Peter spuckte auf den Boden und wischte sich das Blut von der Wange.
„Ich weiß nicht, hat mich auch nicht interessiert. War einfach eine Gelegenheit dich loszuwerden. Vermutlich hat sie gelogen.“ Der Russe lachte.
„Sie hat mir erzählt, dass sie dafür gesorgt hat, dass ein Kerl seinen Job verloren hat, weil er nicht mit ihr ins Bett wollte. Ist ein kleines Miststück, aber bringt gutes Geld rein, das Luder.“ Wieder lachte er krächzend.
„Wie heißt sie richtig?“ fragte Peter ruhig.
„Warum kümmert dich das?“
„Weil ich sie mir vorknöpfen werde, wenn ich mit dir fertig bin“ antwortete er gelassen.
Der Russe starrte ihn an, dann brach er wieder in sein widerwärtiges Gelächter aus und setzte sich auf die Kante seines Tisches. „Du bist wirklich n komischer Vogel! Na gut, sie heißt Susi Timmins, arbeitet irgendwo in der Stadt, keine Ahnung wo. Ich wäre ungehalten, wenn du ihr was tust, aber ich glaube nicht, dass es dazu kommt.“ Er spannte den Hahn seiner Pistole.
„Hast du deine Brieftasche? Ich möchte gern dauerhaft auf deine Gesellschaft verzichten.“
Peter nickte und klopfte auf seine Tasche. Carlos hob die Waffe und zielte auf Peters Gesicht: „Dann mach’s gut, Pete.“
Laut schreiend kroch Thomas unter dem Tisch hervor, setzte einen Fuß auf die Tischkante, um Carlos in den Rücken zu springen. Dieser wirbelte herum und traf Tom mit dem Pistolenlauf an der Schläfe. Er flog zur Seite, Carlos folgte seiner Flugbahn mit der Waffe. Er stöhnte auf, als er auf dem Boden landete und zuckte zusammen, als ein Schuss dröhnte. Er spürte warmes Blut und presste sich beide Hände auf die Brust.
„Genau das Richtige für ein Großmaul“ das war Peters Stimme.
Tom sah auf und blickte auf die riesige Pistole in Peters Hand. Eine dünne Rauchfahne kräuselte sich aus der Mündung. Sein Blick huschte zu Carlos, dessen Hand gerade herabsackte und seine Waffe polternd zu Boden fallen ließ. Sein Körper fiel auf die Knie und kippte nach vorn. Er landete zu Toms Füßen, aber da war kein Kopf, sondern nur ein blutiger Stumpf, der einst ein Hals gewesen sein musste.
Peter zog Tom auf die Beine. „Vielleicht machen wir doch noch einen Killer aus dir“ grinste er.
Tom sah sich um: Wo er gesessen hatte, war sein Umriss abgezeichnet; rundherum war alles blutbespritzt. Kleine Stückchen rutschten langsam die Wand hinab, und er fragte sich, was das wohl war. Er bereute die Frage, als er an den fehlenden Kopf dachte. Er sah an sich herab: Auch da alles voller Blut, Bröckchen und Haarfetzen. Er sank auf die Knie und übergab sich lautstark.
„Oder auch nicht.“ Peter lachte und sammelte ihre Sachen zusammen. „Zieh den Overall aus und wasch deinen Kopf, so kann man dich ja nirgends mit hinnehmen.“

Peter lag auf dem Bett und reinigte die Waffen, während Tom ihre Beute zählte. „Etwas über hunderttausend in bar und noch mal zweihunderttausend in Wertpapieren. Der Kerl hielt wohl nichts von Banken“ staunte Tom.
„Würdest du auch nicht, wenn du schon mal eine überfallen hättest.“ Peter legte lachend die Waffen weg und setzte sich zu Tom an den Tisch.
„Peter, der Russe hat gesagt, Ginas Name ist Susi Timmins. Das ist die Kollegin, wegen der ich meinen Job verloren hab“ sagte Tom nachdenklich.
„Dachte ich mir. Was willst du machen? Solln wir sie uns vornehmen?“
„Nee, ich dachte eher, ich bedanke mich bei ihr. Ich hab mich noch nie so lebendig gefühlt und hatte noch nie soviel Geld in der Hand!“ Er grinste von einem Ohr zu andern.
„Wie du meinst,“ lachte Peter, „was machst du mit deinem Anteil?“
„Na ja, ich hatte da so eine Idee... Was hältst du davon, wenn wir zwei eine Sicherheitsfirma gründen? Sicherheitsanlagen und Personenschutz!“ Tom lächelte hoffnungsvoll.
„Hm, klingt gut, für den andern Kram werd ich wohl echt langsam zu alt.“

 

Ja moin Gabriel55,

die Geschichte hat mir nicht so gut gefallen. Zum einen fand ich sie eher lustig als spannend. Grund dafür sind meiner Meinung nach die Dialoge, die cool rüber kommen aber eben keine Dramatik und Spannung erzeugen. Zum anderen wird die Story wie ein Gangsterfilm abgehandelt, nichts neues also. Da fehlt mir irgendwie deine eigene Stilistik drin.

Der Titel macht ja Lust auf mehr, aber die Geschichte wurde diesem nicht gerecht. Würde ich jetzt mal hier klugscheißerischerweise anführen.

Gruß Freygut

 

Hi, danke fürs Kommentieren, was meinst du mit:

Zum anderen wird die Story wie ein Gangsterfilm abgehandelt, nichts neues also. Da fehlt mir irgendwie deine eigene Stilistik drin.
da kann ich dir leider nicht ganz folgen.

Meinst Du sie ist hier generell fehl am Platz, und sollte eher nach Humor?

Viel Spaß
Gabriel

 

Moin,

jaa, hab mich da ein bissel doof ausgedrückt. Ich finde die Geschichte irgendwie vorhersehbar geschrieben ohne Tiefe. Klar, du hast ne Menge Action drin (das meinte ich mit Gangsterfilm), aber das macht es für mich nicht spannender. Die Dialoge könnten auch aus Ice Cube oder Steven Seagal Filmen stammen.

Für mich ist das zu fantastisch mit dem Killer, der umgebracht werden soll und sich dann mit seinem potentiellen Mörder zusammentut und diesen im Prinzip anlernt. Aber das ist Geschmacksache. Deshalb hör dir vorher noch andere Kritiken an, wenn du dir nicht sicher bist.

Meinst Du sie ist hier generell fehl am Platz, und sollte eher nach Humor?

Also ich fands eher lustig.;)

Gruß Freygut

 

Hallo gabriel55!

Ein humoristischer, ja stellenweise grotesker Krimi und obendrein noch spannend.
Spannend vor allem deshalb, weil ich mit Tom Mitleid hatte. Ich habe dem armen Kerl von Anfang an die Daumen gedrückt, dass er die Geschichte heil übersteht.

Ob der Text in „Humor“ besser aufgehoben ist, wäre zu überlegen. Vielleicht auch den Titel ändern in „Von Schlangen und Kaninchen“ oder kurz „Killer in Nöten“.
Die Entscheidung liegt bei dir. Überlege, welche Art von Geschichte du beabsichtigst und wo sich dafür das passende Publikum finden lässt. Falls Rubrik und/oder Titeländerungen gewünscht sind, sende mir eine PM.

Gruß

Asterix

 

Danke für deinen Kommentar Asterix, ich dachte schon ich hätte es völlig vergeigt.
Die nächste Geschichte mit weniger Humor und (hoffentlich) mehr Spannung ist schon fertig, und wartet nur noch auf die Korrektur durch meine Privatlektorin :P

wünsche allen ein schönes Wochenende.
Gabriel

 

Hallo Gabriel55,
irgendwie könnte das eine splatterstory sein, doch dazu fehlt ihr noch mehr Übertreibung, Skurirrilität und Schamlosigkeit. Ich habe nur bis zur Hälfte alles gelesen, es wurde mir zu vorhersehbar und auch langweilig, doch es ist ein guter Ansatz drin. Ich würde aber gerne wissen, was denn eigentlich Deine Absicht war, oder ist die Geschichte unabsichtlich 'verrutscht'? Achte in Zukunft bitte auch mal auf ungeschickte Formulierungen wie:
"..sein Körper fiel auf die Knie.." (..erfiel auf die Knie und sackte nach vorn..)
Besonders der erste Abschnitt ist viel zu verschachtelt, das könnte anfangen mit:
"..Peter versuchte zu schlafen.."
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta,
danke das du dir die Mühe gemacht hast, meine Geschichte halb zu lesen. Wie du auf "Splatterstory" kommst ist mir allerdings rätselhaft. Es sterben genau 2 Personen, und nur bei einem davon wird Blut erwähnt. Das ist recht wenig Stoff für Splatter, oder? Es ist dir zu vorhersehbar? Also wenn du Splatter vorher siehst musst du vllt nochmal lesen, weil du was missverstanden hast.
Was du mit

'verrutscht'?
meinst weiß ich nicht.
Formulierungen wie
"..sein Körper fiel auf die Knie.."
sind eigentlich Absicht. Hier gehts darum, dass der Körper tot ist, da ist kein "Er" mehr, nur noch ein toter Körper. Wenn ich die Geschichte mit
"..Peter versuchte zu schlafen.."
anfangen ließe, müsste ich alles umschreiben und einen neuen Einstieg finden. Jemand der versucht zu schlafen ist wach und hat nur die Augen zu. Es dürfte recht schwierig sein sich an ihn heran zu schleichen um ihm eine Waffe an die Stirn zu halten. Vorallem für jemanden wie Tom.
Schade das es dir zu verschachtelt ist, aber was soll ich machen, so schreibe ich nun einmal. vllt wäre dir das aufgefallen wenn du zuende gelesen hättest.
Bist du irgendwie eingeschnappt wegen meinen Kritiken an deinen Geschichten? Ich mein, eine Geschichte halb lesen und verreißen find ich jetzt nich so dolle.
Danke trotzdem, wieder was gelernt.

 

Hallo gabriel!

Peter schlief. Das heißt, er versuchte zu schlafen, aber etwas sehr Kaltes presste sich gegen seine Stirn und vertrieb den Schlaf. Müde und übellaunig öffnete er ein Auge einen Spalt weit,
Das ist tatsächlich ziemlich verworren. Wie wäre es damit:
Peter erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Etwas sehr Kaltes presste sich gegen seine Stirn. Müde und übellaunig öffnete er ein Auge einen Spalt weit,

Oder so ähnlich. Dann hast du nicht diesen Knoten: "Er schlief, aber irgendwie doch nicht".

Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,
grundsätzlich bin ich natürlich für jeden Vorschlag dankbar, aber in diesem Fall werde ich von einer Änderung absehen da ich die Stelle mag wie sie ist.
Viel Spaß.

 

Hallo Freygut,
jetzt habe ich die Gschichte ganz gelesen, doch mein Eindruck, dass ich sie nicht einordnen kann, bleibt. Ich finde sie (unfreiwillig?) komisch, nicht wirklich spannend, eher belustigend. Jemand, der sich im Selbstgespräch 'Schakal' nennt, ein 'Einsteiger-Sonderangebot', ein'bissl' Ruhe. Viele Beschreibungen, Z.B. die von Carlos sind echtes Gangsterklischee, auch die Typen in der Kneipe mit ihren Blicken..., das ist halt meine Wahrnehmung der Geschichte. Splatter war so eine Assoziation am Anfang, als ich dachte, wohin geht das, wird das jetzt ganz absurd und völlig übertrieben?
Das ist ja das Spannende an dieser Seite: Jeder Autor hat ein bestimmtes Konzept im Kopf, doch die Leser haben ganz andere Impressionen und so erweitern sich die Perspektiven. Deshalb stelle ich hier Geschichten ein; und ich hoffe, dass sich damit Deine Frage nach dem Eingeschnapptsein erübrigt...,solche Bemrkungen sagen meist mehr über den aus, der sie macht.
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta,
Psst, ich bin der Gabriel, nicht der Freygut. ;)
Mit dem Kommentar konnte ich jetzt sehr viel mehr anfangen, und hab gebeten das Ganze nach Humor zu verfrachten.
Heute ist irgendwie nicht mein Tag, ich tappe von einem Misthaufen in den nächste, vllt hab ich deshalb deinen Kommentar als eingeschnappt gedeutet. Danke dir aber nochmal für den deutlichen Seitenhieb.
Ich werd mal den Mund halten bis sich meine Laune wieder gebessert hat.
Wünsche einen schönen Resttag.
Gabriel

 

Auf Wunsch des Autors von "Spannung/ Krimi" nach "Humor" verschoben.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom