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Von PC Käufen und anderen längeren Aufenthalten im Elektrohandel

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04.11.2002
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Von PC Käufen und anderen längeren Aufenthalten im Elektrohandel

Eines Tages ging mein Computer kaputt. Trotz mehrerer Wiederbelebungsversuche meinerseits blieb das ermunternde Piepen beim Einschalten aus, es tat sich nichts mehr. Da das Teil schon ziemlich veraltet war (o.k., das war es ja schon beim Kauf) entschied ich mich dafür, mir einen neuen PC zuzulegen. Weil ich ja nicht blöd sein wollte, fuhr ich zu dieser roten Elektrohandelskette, welche ja mit unglaublich günstigen, kaum zu glaubenden, unmöglich zu unterbietenden, Ultraniedrigpreisen wirbt.

Beim Eintreten in das übergroße Geschäft bemerkte ich direkt in der Nähe des Eingangs ein kleines Zelt umgeben von Werbeaufstellern und Sonderangeboten. Vor dem Zelt saßen drei Männer sowie ein kleiner Junge auf Campinghockern. Eine heiße Suppe schlürfend diskutierten sie angeregt.
„Diese Kaffeemaschine ist nicht gut genug Herbert.“
„Nun, es war die preisgünstigste.“
„Ist mir bewusst. Vielleicht sollten wir eine teurere nehmen. Diese Suppe ist viel zu wässrig.“
„Das können wir nicht tun.“
Nun meldete sich auch der Dritte zu Wort.
„Herbert hat recht. Wir halten uns an unsere Abmachung. Wir nehmen immer nur das billigste Produkt und stellen es nach Gebrauch wieder zurück.“
In diesem Moment trat ich zu ihnen und begrüßte die Gruppe freundlich. Der Junge rückte schüchtern näher an den Mann neben sich.
Es stellte sich heraus, dass es sich bei den vier Personen um echt nette Leute handelte. Ich setzte mich eine Weile zu ihnen.

Der älteste von ihnen, ein etwa 50 jähriger Mann mit grauem Haar fing an seine Geschichte zu erzählen, wie er vor sechs Wochen hergekommen war, um für seine Frau eine neue Kaffeemaschine zu kaufen. Nach mehreren Stunden sinnlosem Rumstehens bei den Kaffeemaschinen, hatte er bereits alle Preise und Informationen gekannt, die es zu jeder einzelnen Maschine gab, nur einen Mitarbeiter hatte er noch nicht getroffen. Auch ein extrem hilfloser Blick hatte da nichts gebracht, es hatte ihm keiner helfen wollen. Doch Herbert, so hieß der Mann, hatte nicht aufgegeben und war am nächsten Tag wiedergekommen. Und am übernächsten, und am überübernächsten... ohne jeglichen Erfolg. So hatte er irgendwann ein Zelt aufgeschlagen und begonnen zu warten. Nur wenige Tage später war Detlef im Markt erschienen.

Damit begann einer der anderen zu erzählen. Er sei hergekommen, um einen defekten MP3 Player reparieren zu lassen, den er nur wenige Tage zuvor hier käuflich erworben hatte. Man hatte ihm gesagt, dass das Gerät eingeschickt werde und die Reparatur etwa zwei Wochen in Anspruch nehmen würde. Als Detlef nach zweieinhalb Wochen jedoch noch immer nichts von seinem MP3 Player gehört hatte, hatte er bei einer Servicehotline der Elektrohandelskette angerufen, bei der ihm eine Stimme vom Band versichert hatte, das Gerät sei noch ‚in Bearbeitung’. So ging das mehrere Tage. Irgendwann hatte Detlef dann die Geduld verloren und war zurück ins Geschäft gekommen. Tja und dort sei er nun seit dem Tag und warte auf seinen Player.

Zuletzt berichtete noch der dritte Mann mit Namen Rolf, wie er mit seinem Sohn Tobi vor nur vier Tagen sein Lager hier aufgeschlagen hatte, nachdem er vergeblich versucht hatte für seinen Jungen hier eine Stereoanlage umzutauschen.

Nun, das nenne ich Durchhaltevermögen. Ich antwortete ihnen, dass ich nicht glaubte, dass es so schwer sei, hier auf einen Mitarbeiter zu treffen, der einem behilflich sei. Die vier lächelten verständnisvoll, wie die Leute in diesen anonymen Hilfsgruppen es zu tun pflegen. Ich verabschiedete mich von den netten Leuten und marschierte entschlossen auf einen Mitarbeiter zu, der sich, als ich auf ihn zuging, hinter einem Fernseher duckte und mit einem Mal unglaublich beschäftigt wirkte. Ich sprach ihn also an.
„Guten Tag, ich möchte einen Computer kaufen.“
„Oh, schön, haben Sie sich schon für einen bestimmten entschieden?“
„Naja, ich sage mal, ich habe zwei von ihnen in meiner engeren Auswahl.“
„Sehr schön, dann brauchen Sie also nur noch jemanden, der Ihnen die beiden Geräte genauer beschreibt, was?“
„Ja, das wäre ganz toll, würden Sie mich da vielleicht beraten?
„Tut mir leid, aber ich bin hier Fachberatung für TV Geräte, für die Computerabteilung bin ich nicht zuständig.“
Nun gut, das verstand ich natürlich und so zog ich also munter weiter in die PC Abteilung, in der sich eine Menge potentieller Kunden und auch ganze zwei Angestellte tummelten. Ich stellte mich also in deren Nähe und fragte in die Runde, ob mich jemand beim PC Kauf beraten könne. Worauf sie allerdings rasch zu den Toastern flüchteten.

Nach drei Stunden des Wartens taten mir die Füße weh und ich bekam ziemlichen Hunger. Also begab ich mich wieder zu den Männern am Zelt. Sie nahmen mich liebevoll auf und zeigten Verständnis für meine Situation.

Wie lange das jetzt her ist? Ich weiß es nicht mehr. Inzwischen mussten wir ein weiteres Zelt aufstellen, da das alte mit den vier Kabinen zu klein geworden ist.

Detlef hat derweilen einen unglaublichen Erfolg erzielt. Als er gestern bei einer der Service Hotlines angerufen hat, war tatsächlich eine echte Person am Telefon. Sie teilte ihm freundlich mit, dass sich das Gerät leider noch ‚in Bearbeitung’ befände.

Und warum bist du hier?

 

von pc käufen und anderen längeren aufenthalten im elektorhandel

hi little alien,

ein paar kleine tipps. am beginn der geschichte sind es drei männer und ein junge. später sind es fünf. das musst du korrigieren.

und sprachlich solltest du auf das wort "sich" bei den sätzen:

"Eine heiße Suppe schlürfend diskutierten sie sich angeregt."

"Worauf sie sich allerdings rasch zu den Toastern flüchteten."

verzichten. so ein wort wie "sich" sollte sparsam verwendet werden; es verwässert zu sehr einen satz.

ansonsten war mir relativ schnell klar, dass der protagonist am ende auch im zelt landet. also, ich meine, das thema "kundenverarschung" ist immer eine geschichte wert, aber deiner fehlt ein wenig salz; verstehst du? lass die typen doch noch etwas erleben bei ihrem abblitzgeschichten; was weiss ich...dummer verkäufer, frecher verkäufer...ich würde sie noch ein bischen aufpeppen, die geschichte.

gruss kardinal

 

Danke erstmal für's Lesen Kardinal. Das mit dem ersten sich ist passiert, weil der Satz ursprünglich "die sich angeregt unterhielten" hieß. Als ich das geändert habe, ist das sich dann halt ausversehen stehengeblieben. Ändere ich gleich mal. Das zweite streiche ich dann auch noch weg. Zum Thema da-muss-noch-was-passieren ist mir mal noch was eingefallen. Ich denk da noch ein bisschen drüber nach und bringe das dann mal mit rein, vielleicht würzt das die Story dann ein wenig.

 

Hallo little alien,

mir hat deine Geschichte gut gefallen!
Sie ist vom Plot her zwar nichts Innovatives, aber die Umsetzung fand ich schon mal gelungen, weil ich, obwohl irgendwie klar war, dass dein Protagonist nachher auch im Zelt landet, unbedingt lesen wollte, was ihm nun noch widerfährt, bis es soweit ist.

Sprachlich solltest du vielleicht nochmals ein mehr überarbeiten, grad am Anfang fand ich es ein wenig holprig. Mir selbst hilft es, wenn ich mir meine eigenen Geschichten laut vorlese, überall da, wo ich nicht ohne zu stocken weiter lesen kann, ist meistens eine Stelle, die der Überarbeitung bedarf.

Dann geht es mir im übrigen auch wie den Vorkritikern: ich fände es gut, wenn noch mehr in die Geschichte hineingepackt worden wäre. Das ist ja der riesige Vorteil bei der Satire, du darfst hier überdrehen bis zum Anschlag.
Mir fiele so ein ähnlicher Plot wie dem des Blaumilchkanals ein.
Deine Zeltbewohner werden zur beständigen Institution, vor ihrem Zelteingang bilden sich Schlangen mit Leuten, die allesamt Infos benötigen, Tipps wie sie sich am besten verhalten sollen, einer der Protagonisten ist dabei Handzettel zu drucken( natürlich auf den probehalber ausgeliehenen Supermarktgeräten) auf denen die Kunden mit Tipps versorgt werden, wie sie am besten auf Mitarbeiter stoßen können und wie sie die Informationen aus ihnen heraus bekommen können.
Am Ende gibt es eine ganze Zeltstadt im Markt mit Lagerfeuer genährt aus den missglückten Bedienungsanleitungen und Umkartonagen, naja du siehst, ich kann mir da noch ne Menge witzig-ironischer Dinge vorstellen. Nur zu! Der richtige Anfang ist von dir ja gemacht.

Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke Likita, die Ideen sind echt gut, ich denk das werde ich übernehmen. Dazu hatte ich noch die Idee, dass es im Markt gegenüber (Geiz ist Geil) auch so 'ne Gruppe gibt und die in der Umgebung liegenden Supermärkte unter den Gruppen irgendwie so aufgeteilt sind, bzw. es da Probleme gibt, da beide Gruppen den gleichen Supermarkt beanspruchen. Ich werde mir noch mehr Kram aUsdenken und die Geschichte dann um einiges Ausbauen. Vielen Dank für deine Kritik!!

Oder es könnte auch wer Geburtstag haben und man beschenkt ihn mit netten Gegenständen aus dem Markt.

 

Juchu, dat bringt Spaß! :bounce:

Da fiele mir noch mehr ein z.B.:
morgens stehen schon zur Ladenöffnungszeit die Frauen, Mütter und sonstigen Verwandten mit den Fressalien und Getränken vor der Tür, um ihre Zeltler zu versorgen, schließlich kann man ja keine Lebensmittel dort kaufen.

Carepakete und sonstige Hilfsgüter von anderen Elektronikketten treffen ein, zur Unterstützung der leidenden Kunden.

Klar ein paar Blocks weiter gibt es die Konkurrenz wo sich auch so ein Zeltlager gebildet hat.

Es gibt Überläufer, die bei deinen Protas um Asyl bitten, weil sie sich nicht an die Regeln halten wollten (waren nicht geizig genug).

Gescheiterte, die bei ihren Familien rausgeflogen sind, weil sie aufgrund der hundsmiserablen Bedienungsanleitungen nicht den Videorekorder oder sonstwas zu programmieren wussten, treffen ein und erhalten Obdach.

Kinder, die von Oma und Opa das falsche Technikspielzeug geschenkt bekommen haben, werden extra von einer geschulten Kindergärtnerin getröstet und bekommen exta Reha-Maßnahmen, dass sie weiterleben können mit dieser traumatischen Erfahrung.

Delegationen aus anderen Technikmärkten, oder Technikmarktketten kommen zur Besichtigung und lassen sich informieren, wie sie sowas bei sich aufziehen können.

Das Ende vom Lied könnte sein, dass keiner mehr den Markt betreten kann, ohne nicht vorher eingehend in der Zeltstadt sich seine Infos geholt zu haben, ABER mittlerweile dort dieselben Verhältnisse vorherrschen wie im sonstigen Marktbereich, also: lange Warteschlangen vor den Zelteingängen und inhumane Wartezeiten, weil man sich bereits selbst genug ist. :D

Bin mal gespannt...
aber lass dir ruhig Zeit.

 

lol ja, ich denke das wird noch ein paar Tage in Anspruch nehmen. Aber hab' schon echt bock drauf. Da kommt noch was, versprochen!

Da kann man ja ne ganze Serie von Stories draus machen *lol*, is das geil.

 

Hehe, ihr Mädels gebt ja Gas hier.. :D

Nur eine kleine Anmerkung meinerseits: Was mich an dem Text etwas gestört hat, ist die quasi rechteckige Spannungskurve - soll heißen: Die hohe Vorhersagbarkeit des Textes. Man weiß irgendwie schon nach drei Sätzen oder so, worauf es hinausläuft, ein echter Spannungsbogen fehlt mehr oder weniger. Daran könntest Du bei der Überarbeitung noch feilen, Tipps hat lakita ja schon ein paar ausgeplaudert. ;)

 

Also eins verstehe ich nicht. Wieso muss jeder Geschichte so ein unvorhersehbares, überraschendes Ende haben? Ich wollte doch garnicht, dass man am Ende denkt "Oh wow er kommt auch ins Zelt, das hätte ich jetzt aber nicht gedacht!" Es ging mir mehr um die Art, wie jeder einzelne im Zelt gelandet ist. Die ganzen Dinge, mit denen ich die Geschichte dann demnächst noch ausbauen werde, lassen den Einzug ins Zelt dann ja auch nicht zur überschenden Wendung der Story werden. Sondern wie die ganze Sache ausartet und was da noch passiert ist der Kernpunkt.

 

*hüstel*

Was ich in diesem Fall auch eher meinte, war, dass zumindest ich schon recht zuverlässig vorausahnen konnte, welche typischen Service-Wüsten-Klischees der Text in der Folge abspulen würde - und genau auf diesem Level spielte sich dann auch mehr oder weniger das Geschehen ab. Hier hätte ich mir wirklich etwas mehr Innovation gewünscht. Bzw. auch eine Verlagerung des Schwerpunktes.

Soll heißen: Ein Genörgel über schlechten Service in Laden xy - sorry, aber das ist inzwischen sowas von ausgelutscht. Der Einfallsreichtum der Konsumenten in der "Geiz-ist-geil"-Ära (Geez, wie ich diesen Slogan verabscheue... *kotz*) bzw. die Skurrilität des zeitgenössischen Einzelhandels-Zirkus wären hier lohnendere Ziele gewesen, die der Text momentan leider nur anreißt.

Und auch und gerade Satire hat sehr oft tatsächlich noch einen überraschenden Twist am Ende. Gerade, wenn man denkt, man hat's verstanden und anfängt, die armen Würstchen in der Geschichte zu bemitleiden oder zu verabscheuen oder wasauchimmer (je nachdem halt, was für eine Story es ist), kippt plötzlich alles und es bleibt einem das Lachen im Halse stecken, weil man sich selbst wiederfinden muss. Oder seine Vorurteile. Oder weil das vordergründig richtige und falsche plötzlich seine Gültigkeit verliert oderoderoder... das meinte ich mit "vorhersagbar" - Deine Geschichte bot mir in ihrer jetzigen Form leider nur wenig neues oder überraschendes. Aber da Du ja schon im Aufpepp-Modus bist, kommt das ja vielleicht noch. ;)

 

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