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Von Hoheit zu Hoheit
Ruhig. Ruhig. Verzieh nicht das Gesicht. Was soll diese Spannung ? Du stehst direkt an der Kreuzung, der Boden ist kalt bedeckt – heute wird man wohl mit Eis rechnen müssen.
Nun? Na! Sinne! Hast du alles, vergessen hast du nichts ? Wie krumm du dich beugst, wie gedrungen du keuchst und wie sich das überhaupt nicht ziemt für einen Schüler einer höheren Lehranstalt. Man meint, du seist ein Tier, das eine höhere Instanz zur Schlachtung ins Gehege treibe; so willst du´s nur sein, verdienst du ihre Richtung.
Der aufrechte Gang vermeint ein gesundes Herz und ein reines Gewissen. Er trägt die Zierde eines stolzen Körpers.
Guten Tag, vermeine nur, ein guter Tag; erhaben, sicher grüß die Leute auf der Straße, wenn du weiter gehst – nur geh, geh schon! Schule absolvieren ist nun dein Metier. Wessen anders zur Vollkommenheit gebürtig, wenn nicht ‚iuvenium in studii’ von hohem Rang ?
Wie auch der Körper, eine stolze Zierde ist alles an dir. Die ordentliche, zweifach gegurtete Tasche, der stilvolle, weinrote Schlips in modo adultorum, das glatte, edel zur Seite gestreifte Haar ohne jede abstehende Strähne, die festbesohlten, glanzgeputzten Schuhe von tiefschwarzem Lack – allgemein, Unikat ist ein jeder junge Mann von demselben stattlichen Wuchs und ein solches zierdevolles Unikat verlangt nach würdevoller Wertschöpfung. Das Beste aller Jugend sei hier gebart zu früher Stund dem hohen, ‚Magister honore’, des langes Leben Weisheit hat getragen von Hoheit zu Hoheit, gleich den Täler überspannenden Schritten eines Riesen – in langsam, tief bedächt´ger Schwere versinkt mit ihm der Geist zu hoher, klarer Wissensschärfe – ein Streif gen Göttlichkeit! Der Schüler kann nur fürchtig glauben : der Schemel sitzt hoch, so wie auch hier nur ziemt, was ziemen muss dem hohen Lehrer; so sitzt auch meiner Zierde Kopf doch hoffentlich bald in den Wolken.