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Von grünen und weissen Farben

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24.03.2013
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Von grünen und weissen Farben

Die Peiniger

Ich stehe vor der weiss gestrichenen Tür und frage mich, ob es ein grosser Tag oder einfach ein schrecklicher Tag sein wird. Zögerlich betätige ich die Türklingel. Ein Summen ertönt und ich zwänge mich ängstlich durch die geöffnete Tür.

Mit grossen Schritten erreiche ich den ersten Stock. Mit aufgesetzter Lässigkeit begebe ich mich nun in die Höhle des Löwen. Die umher huschenden Assistentinnen grüssen freundlich, ich werfe einen netten Blick zurück. Nein diese Höhle ist nicht dunkel, sie ist ganz hell. „Bitte folgen Sie mir und setzen sie Sie sich dort hin.“, sagt eine der in weiss gekleideten Damen. Während ich in den Raum eintrete, erblicke ich sie, die Instrumente. Auch wenn unter einem grünen Tuch versteckt, besteht kein Zweifel: Meine Peiniger warten. Mein Herz schlägt höher. „Richtig scharf das Zeug?“, sage ich gelassen zu der Assistentin. „Ja natürlich, nur für Sie.“, sagt sie mit verschmitztem Lächeln. Schwitze ich etwa schon? Bildet sich da etwa eine irrationale Angst heran? Zittrig setze ich mich in den Sessel. Vor mir auf dem Tablett liegt sie, die „Penetrantin“. Zugegen sind ebenfalls ihre Giftladungen und das in reichlicher Form.

Der Arzt betritt das Zimmer. „Na, wie geht es Ihnen?“ „Ganz gut, danke.“ „Habe Sie ihre Prüfungen gut bestanden?“ „Meinen Sie die, die ich bereits zwei Monate vorher hatte?“ „Äh, ja genau die.“ „Ja die waren gut gegangen.“ Während wir weiterreden legt er ein grünes Tuch mit Öffnung für das Gesicht über mich, zieht eine grüne Mütze und Mundschutz an. Jetzt sieht er wie ein gemeiner Kobold aus, begierig den ersten Stich zu setzen. „Jetzt kann‘s losgehen.“ Ich meine eine Schadenfreude in seinen Augen zu erkennen. Ich habe für Musik gesorgt. Meine Hand umklammert den MP3 Player verzweifelt. Nicht schon wieder, ächze ich innerlich. Der Arzt setzt die „Penetrantin“ an. Ein stechender Schmerz zuckt durch mein Gebiss. Da dringt was ein. Trotz meinem flehenden Blick lässt der Arzt nicht ab. Neue Ladung neues Glück; die Ladung wird ausgetauscht. „Spüren Sie noch was?“, fragt der Mann mit lächelnden Augen. „Nein nicht mehr…“ „Wunderbar dann kann‘s ja weitergehen!“ „Aufgeht‘s“, pflichte ich ihm mit wenig Begeisterung bei. Da kommt er schon mit dem nächsten Instrument, ein klitzekleines Skalpell. „Na, sind Sie bereit für das hier?“ Wortlos lasse ich es geschehen.

Meine nassen Hände drücken hilflos auf dem Player rum. Warum kommt keine Musik? Wo ist meine Erlösung? Dann kommt der Bohrer ran. Meine Beine verkrampfen sich, die Hände verschränken sich. Die Dame zerrt ruppig an meinem wimmernden Kiefer. Dann höre ich das Geräusch wie ein Raspeln, verdammt mein Knochen! Kein Loch in meinen Knochen! Endlich Musik, dieser miese Player wollte mich einfach im Stich lassen! Doch es ist ein schwacher Trost. Der Borer übertönt die beschwichtigende Musik mit höhnischem Knirschen. Die Assistentin saugt mit dem kleinen Schlauch in meinem Mund immer wieder ein Stück von mir weg. Dann kommen die Fäden. Ich spüre nichts, male es mir aber aus.

Und schliesslich; die Musik verklingt, der Arzt lässt ab. Der Tag ist gerettet. Ich frage mich noch einmal, ob es ein grosser Tag war oder eher ein schrecklicher. Klar steht jedenfalls: er ist überstanden.

 

Ich stehe da so vor der weiss bestrichenen Tür, frage mich ob es ein grosser Tag oder einfach ein schrecklicher Tag sein soll,

beginnt Dein Text,

liebe/-r/-s Tiscar –

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts! -

und schreckt ab, offenbart handwerkliche Mängel, die eine durchschnittliche Schulausbildung an sich verhindern sollten.

Schon die einleitenden Worte

Ich stehe da so vor der weiss bestrichenen Tür
(ein Pronomen, ein Verb, ein Artikel und ein zugehöriges Substantiv, zwei Adjektive als Attribut (von denen das eine noch irrtümlich mit der falschen Vorsilbe beglückt wird, komm ich gleich drauf), drei einsilbige Partikel, von denen zwo mehr als entbehrlich sind, dass eigentlich nur Subjekt und Prädikat (ich stehe) stehen bleiben können, denn „da so vor“ hat vier überflüssige Buchstaben von sieben, denn der Icherzähler steht schlicht vor der Tür seines Zahnarztes.

Es kommt hinzu, dass ein Butterbrot „be“strichen wird (nur für den Fall der Substantivierung: was dann Aufstrich genannt wird), eine Tür aber „ge“strichen wird, was dann - für den Fall der Substantivierung - Anstrich genannt wird.

Der zwote Teil des ersten Satzes

Ich … frage mich ob es ein grosser Tag oder einfach ein schrecklicher Tag sein soll
lässt ein Komma zwischen Haupt und Nebensatz vermissen, wozu sich die Frage gesellt, warum das Modalverb"sollen" statt des Hilfsverbs "sein" verwendet wird. Ja, theoretisch kann man einen schlechten Tag als gut-sein-sollend ironisieren, nicht aber ein schrecklicher Tag.
Mein Vorschlag wäre also folgende Korrektur zu Einleitung
Ich stehe […] vor der weiss [ge]bestrichenen Tür, frage mich[,] ob es ein grosser […] Tag oder einfach ein schrecklicher Tag [sei].

Kommen wir zum Hang der Substantivierung!
Zögerlich betätige ich die Türklingel.
Das ist Bürokratie, so spricht der Verwaltungsangestellte, der weniger einkauft als einen Einkauf tätigt. Der Erzähler klingelt einfach, einfach so
Zögerlich [klingel ich].
Und die Substantivierung wird fortgesetzt, wo’s nur summt, ertönt die gerade betätigte Klingel
Ein Summen ertönt und …
(ist das dann eigentlich nicht eher ein „Türsummer“?) Usw.

Dann schnappt die Fälle-Falle auch mal zu, wahrscheinlich, weil man statt der erwarteten drallen Arzthelferin Handwerkszeug sieht, dass man den Genitiv gleich dahinmordet:

Während dem Eintreten in den Raum erblicke ich sie, die Instrumente.
So kommt's also auch noch in einer schräg angedachten und lockeren Geschichte zum Totschlag (ich unterstell mal keinen Vorsatz oder niedrige Beweggründe).

Originell finde ich die Wortschöpfung

„Penetrantin“

Alles kein Beinbruch, aber Du solltest Deine Geschichte neu überarbeiten, auf Partikel und Adjektive abklopfen (will sagen: vor allem streichen und sparsam einsetzen), Substantivierungen vermeiden, wo’s ein Verb täte (spart Buchstaben), Zeichensetzung (auch bei wörtl. rede) korrigieren. Ich empfehl immer die ersten hundert Seiten des Rechtschreibdudens, auf dass man mal eine Woche auf Belletristik verzichtet. Zur Not lauf ich ja nicht weg (obwohl ich nicht jeden Tag hier am Bildschirm sitz) und Du solltest es auch nicht.

Gruß

Friedel

 

Hallo Tiscar,
Du hast einen Zahnarztbesuch beschrieben und wolltest wahrscheinlich eine spannende Sache mit Überraschungseffekt machen.
Aus meiner Sicht hast Du die Idee einer Geschichte notiert.
Das Grundgerüst der Geschichte steht, muss aber ausgebaut werden.
Im Moment hat Deine Geschichte noch den Charakter eines Aufsatzes.
Ich schlage Dir folgenden Weg vor. Nimm Deine Geschichte und überarbeite sie diszipliniert.
Hiezu habe ich folgende Anregungen:
1. Ein Schmerz trifft Dich auf dem Weg zu einer schwierigen Sache (Darstellung der Angst);
2. Die Angst steigert sich, noch weiß niemand, worum es geht, bis Du auf dem Stuhl sitzt und die Schwester erscheint;
3. Jetzt erst kommt der Überraschungseffekt (aha-Zahnarzt);
4. Darstellung der Schwierigkeit der Behandlung durch besorgte Schwester und ernsthaften Arzt (Schilderung Gestik, Mimik), eigene Gefühle;
5. Ausklang (Musik und Wirkung der Betäubung in Gegenüberstellung zur Beschreibung des Knischens und Bohrens);
6. Kleine Schlusspointe.
Ich kann mir vorstellen, dass hier eine gut lesbare Geschichte auf zwei, drei Seiten entstehen kann.
Viele Grüße, Svenson

 

Hallo Friedel,

danke für deine Grammatik Korrekturvorschläge. Ich habe die ein paar der Schnitzer beseitigt, die du genannt hast. Ansonsten versuchte ich bloss eine lässige Geschichte mit etwas Witz zu schreiben und wollte dabei einen lockeren Schreibstil anwenden. Ja ohne gepflegte Aussprache nach den Regeln der deutschen Sprache ist keinem Text zu helfen. :)

Hallo Svenson,

darüber habe ich ehrlich gesagt gar nicht nachgedacht. Ich wollte ein kurze knackige Geschichte schreiben. Ich hoffe, dass das nach den hier geltenden Konventionen als Kurzgeschichte durchgeht :)
Deine Vorschläge für den Ausbau gefallen mir, jedoch habe ich hier nicht vor die Geschichte auszuweiten. Das liegt vor allem daran, dass ich bereits an einer neuen Kurzgeschichte arbeite.

Liebe Grüsse,
Tiscar

 

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