Von Gott,Krankenschwestern und kleinen Problemen
„So sieht also ein Op-Saal aus“, dachte ich, während ich auf einem kalten viel zu kleinen Tisch in die Mitte des Raumes geschoben wurde. Nicht das es das erste Mal war, das ich operiert wurde, nein eigentlich war es Routine, das zweite Mal in diesem Jahr und zum X-ten Mal in meinem noch recht kurzen Leben. Das war immerhin besser als so manche andere Statistik.
Da aber, wie jeder der mich besser kennt, weiß, und diejenigen die mich eigentlich überhaupt nicht kennen aber es sozusagen sofort schnallen auch wissen, ist mein Gehirn aufgrund von teilweise nicht ganz selbstverschuldeten Sauerstoffmangel nicht ganz frei von Fehlern und etwas verschnörkelt wie dieser Satz hier.
So vergesse ich manchmal Sachen und Dinge die ich gesagt habe, manchmal nachdem ich es gesagt habe, manchmal auch vorher.
Na ja, wie dem auch sei, so hatte ich wohl vergessen das ich schon Mal operiert wurde, und dachte erst mal: „ Boa Eh!!!!!“
Nach dem ersten überwundenen Schock kam eine Schwester zu mir, und erklärte mir in gebrochenem Deutsch, das dass nur der Warteraum sei, in dem ich zu warten hatte.
Na was auch sonst??
Das war die tollste Schwester wo überhaupt gibt! Groß, große ___, lange Beine, große___, lange blonde Haare, große___.
Sie hatte sich mittlerweile von mir abgewandt um etwas vom Boden aufzuheben, und ich betrachtete seelenruhig ihren Allerwertesten. Sie hatte übrigens auch einen tollen Arsch.
Als sie sich wieder umdrehte sah sie mich mit ihren durchdringenden Augen an und fragte mich ob ich den noch etwas möchte. Ich fing an zu stottern und als sie sich lasziv auf das Bett setzte und mir ihre großen____ fast ins Gesicht drückte, maß ich der Redewendung, „Da fährt da Zug drüber!“, eine ganz neue Bedeutung bei .
“ Ein G-G-Glas Milch wäre s-s-super“, stotterte ich.
Sie drehte sich um und ging weg, um mir wohl ein Glas Milch zu besorgen, als ein kleiner Junge zu mir kam und mir seinen Lolly anbot. Er brauche ihn nun nicht mehr denn er sei jetzt ein großer Mann, sagte er zu mir.
Ich aber nicht, und deshalb riss ich ihm den Lolly aus den Händen und als die geile Krankenschwester wieder zurückkam lutschte ich bereits am Lolly.
Sie sagte zu mir, das ich das falsch mache und nahm mir meinen Lolly weg.
Sie zeigte mir wie man richtig Lolly lutscht, und als sie fertig war, sabberte ich und das Glas Milch war leer.
Sie müsse nun gehen sagte sie mit ihrem Akzent und kritzelte mir ihre Nummer auf ein Taschentuch.
0190---, weiter kam ich nicht zum Lesen, denn die Türe ging auf und kleine grüne Männchen sprangen raus. Sie fuhren mit mir durch einen düster beleuchteten, engen, muffeligen Gang und jede zweite Leuchtstoffröhre blinkte rhythmischzu einem ekelerregenden Popsong. Ich versuchte eine Weile in krampfhafter Haltung die Umgebung zu beobachten, doch dann legte ich meinen Kopf hin, und blickte starr auf die Decke. Ich hörte nur das Rollen der Räder über die Fliesen. Tschutschum.
Tschutschum.
Zudumm.
Zwei grüne Männchen links neben dem Wägelchen und zwei grüne Männchen rechts neben dem Wägelchen. Und eines direkt hinter meinem Kopf. Sie trugen grüne Hosen, grüne Mäntel, grüne Kapuzen und grüne Masken. Ich sinnierte gerade darüber nach, wie denn dieses Kotzgrün so trendig werden sein konnte, als plötzlich das grüne Männchen das direkt hinter meinem Kopf war die Maske herunter nahm.
Mir entfuhr ein entsetzlicher Schrei.
Das Ding da war eine Frau.
„Oh mein Gott“, entfuhr es mir, als sie mir sagte das schon nichts passieren würde.
Dabei lächelte sie mich an und plötzlich passierten zwei komische Dinge.
Zum Ersten rutschte ein grünes Männchen aus, fiel hin und wurde auf der Stelle erschossen.
Zum Zweiten wurden die Augen der grünen Frau mit grünem Mantel und grüner Hose plötzlich rot. Das Gesicht verformte sich dabei zu einer Troll-ähnlichen Fratze und kurz bevor ich sagen wollte, das die roten Augen sehr gut zu den mittlerweile grünen Haaren passen, geiferte sich mir ins Gesicht wie eine läufige Hündin.
Ich wünschte mich sehnlichst zurück zu der geilen Krankenschwester und mir kam der Leitsatz in den Sinn, das Qualität eben seinen Preis hat.
Wir bogen scharf rechts ein, und kamen erneut zum stehen, erneut in mitten eines Raums.
„Boah, ist der süß!“, vernahm ich links neben mir, und als ich meinen Blick von dem blendenden Beleuchtungsgerät, von dem ich keine Ahnung hatte auf welchen medizinischen Fachausdruck es hörte, senkte, um den Ursprungsort der Stimme zu lokalisieren, fiel mir auf das noch mehr grüne Männchen hier offenbar auf mich warteten.
Ein kalter Schauer fuhr mir über den Rücken als ich bemerkte, das die Stimme maskulin war, und der Schauer ging in ein ängstliches Zittern mit Schweißausbrüchen über, als er nicht mich, sondern das was seinerzeit meine grüne Decke hätte verhüllen sollte, meinte.
Eifrig wurden meine Brustwarzen an einem „Herzschlaganzeigometer“, angeschlossen.
Eine weitere Person hatte den Raum betreten und alle wichen ehrfürchtig zurück. Er trat auf mich zu gab mir seine Hand und stellte sich als Operator vor.
Er drückte so fest mit seiner Hand zu, das man ein Knirschen vernehmen konnte. „Das richten wir auch gleich!“, grinste er mich an und zu dem grünen Männchen, das meine Brustwarzen angeschlossen hatte, sagte er fragend: „Und, wie ist der Ruhepuls?“
„Null!“ piepste es aus der Ecke, und die Antwort : „Schlecht.“
Plötzlich brach das Chaos aus, irgendjemand schrie: „Kammerflimmern!!!“, und alle holten ihre Baseballschläger aus der Ecke und klopften mir denjenigen freundlich grinsend auf den Brustkorb. Mit letzter Kraft erwähnte ich noch schnell das man bloß hätte den schwarzen Schalter auf ON stellen müssen, bevor mich das Zeitliche segnete.
Nun war es zu spät.
Ich wurde noch schnell mit Helium abgefüllt, damit ich mir bei der Reise zu Gott nicht so schwer täte wie man mir sagte, und außerdem nähten sie mir zwei Flügel an meine Schulterblätter.
Und dann sauste ich auch schon los. Straight up ging es hinauf immer weiter weg von Mutter Erde.
Ich beobachtete wie die Häuser und Strassen immer kleiner wurden, bis sie schließlich als grauer Fleck in der Landschaft meine Heimatstadt verkündete.
Mit zunehmender Höhe konnte ich zuerst eine Rundung am Horizont und danach die Erde als Scheibe eruieren. Aufgrund meinem fehlenden räumlichen Vorstellungsvermögen war ich mir sicher das Galileo sich geirrt hatte.
Ich hatte leider nicht mehr Zeit, um die Aussicht zu genießen, weil ich plötzlich einen Ruck bekam, und eine computermodulierte Stimme mir sagte, dass ich angekommen sei.
Eine große Wolke in dessen Mitte ein weißer Tisch stand und auf den weißen Sessel vor dem Tisch eine Autorität und stoische Ruhe ausstrahlende Person saß.
Ich schrie entsetzt auf.
„Oh mein Gott!“, kreischte ich auf, und eine wohltuend feminine Stimme antwortete mir: „Der kann dir jetzt auch nicht mehr helfen.“
Darin hatte ich ja mittlerweile etwas Übung, weshalb ich wohl überzeugend mein Entsetzen zum Ausdruck brachte, denn die Person stand auf und lächelte mich gütig an, während sie auf mich zuschritt.
Als sie mir gegenüberstand, stellte sie sich als Gott vor, trug einen Ehering am Finger, hatte eine tolle Figur und lange schwarze Haare.
Ich musterte sie ungeniert weiter, und war von soviel Schönheit ganz angetan, dass die Tatsache, das Gott schwarz, eine Frau und verheiratet war, erst nach einer kurzen Denkpause zu einem Lachkrampf führte.
“Hey god, waaazz up?”, grinste ich ihn an.
“Nothin, just watchin Life and havin some fun”, erwiderte Gott mit unveränderlichem gütigen Gesichtsausdruck.
“True!”
“Jaja, girls just wanna have fun!”, erwiderte ich und Gott bot mir eine Zigarette an.
Wir ließen uns beide gemütlich paffend auf einer soeben auftauchenden Sitzgelegenheit nieder, und Gott fragte mich, wie mir das Leben auf der Erde gefallen hätte.
„Naja, geht so, mittelmäßig, war eigentlich noch nicht fertig!“, stammelte ich heraus, und Gott meinte sie müsse das ihrem Ehemann auch jeden Tag sagen.
„Warum ich?“, wollte ich wissen, „Warum nicht?“, entgegnete Gott mir.
Wir palaverten noch eine Weile vor uns hin, über Frauen, den Sinn des Lebens, einfach über Gott und die Welt, als plötzlich ein hagerer großgewachsener Mann auftauchte, und Gott einen zärtlichen Kuss gab. Er stellte sich als ihren Ehemann vor, schüttelte mir kurz die Hand und verschwand in einem Separee, das ebenso schnell verschwand, wie es aufgetaucht war.
Um sich seine Hörner abzustoßen, wie Gott mir mitteilte, die wohl meinen fragenden Blick erkannte.
Vielleicht konnte sie auch einfach nur Gedanken lesen, denn als ich mir dachte, wie der Teufel wohl ohne seine Hörner auszusehen hatte, beantwortete sie mit, „Die wachsen wieder nach!“, meine nicht gestellte Frage.
Gott und ich waren wieder allein und wir sinnierten über das Leben. Sie zeigte mir Menschen und Schicksale dessen Leben eine einzige Tragödie war, und das Meinige tief in den Schatten stellten.
Wir besuchten auch ein kleines Krankenhaus in einer kleinen Stadt irgendwo in einem kleinen nichtssagenden Dorf, in dessen Operationssaal gerade, kleine grüne Männchen damit beschäftigt waren, mit einem Akkuschraubenzieher eine lächerlich kleine Schraube aus einem lächerlich kleinen Ellbogen zu entfernen.
So nach und nach kam ich zu dem Schluss das ich bei weitem noch nicht alles gesehen hatte was nötig ist um dem Leben Adieu zu sagen.
Als ob Gott mich verstehen würde, und ich bin sicher es bedarf keiner Erklärung warum, blickte sie mir wiederum gütig in die Augen und schlug mir einen Handel vor.
Ich dürfe wieder zurück auf die Erde, unter der Bedingung ich müsse in Zukunft alles was ich beginne auch zu Ende bringen. Obwohl der Ausgang ungewiss ist, müsse ich mir vorher Nutzen und Schaden im klaren werden, auswägen ob ich ein Risiko eingehe oder nicht, und wenn ich mich dann dazu entschlossen habe, konsequent durchziehen und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Wer zulange über ein Thema grübelt ohne etwas zu bewegen, verliert nur Zeit. Gott gab mir noch ein paar spezifische Ratschläge, wie ich das Leben zu meistern hätte, und schloss mit den Worten:
“Life is not a bitch,Life is a beautyful woman,
You only call her a bitch, because you won’t get their pussy,
Life told me, ya’ll didn’t share any similar intrests,
Or maybe your are just an asshole and can’t sweet talk to princess!”
Ich öffnete die Augen.
Nein, ich versuchte bloß die Augen zu öffnen, aber das war gar nicht so leicht denn das Licht blendete mich wie ein Dauerblitz von einem Fotoapparat. Ich wollte schon wieder die Augen schließen, als mir „konsequent durchziehen“ durch den Kopf schoss.
Gottes Weisheit in meinem Ohr versuchte ich mich zu konzentrieren und öffnete abermals die Augen. Ein roter Punkt flitzte vor meinen Augen hin und her und ich versuchte mich darauf zu konzentrieren. Noch war alles zu einem verschwommenen Weiß verschmolzen, lediglich dieser rote Punkt bot mir einen Anhaltspunkt, aber die Welt nahm bereits Konturen und Kontrast an und baute sich in meinem Kopf auf. Die Erinnerung an Gott und seine Welt verblasste und wurde kleiner, wie ein Zug dem man von der Bahnstation nachblickte.
„Das Leben ist also eine süße Prinzessin“, dachte ich, “und ich sollte mich nicht wie ein Parasit, sondern wie ein Symbiont verhalten.“
„Toll, wieder was dazugelernt!“
Der rote Punkt bewegte sich auf mich zu, und es stellte sich heraus, das es die kurzen Haare einer symphatischen Schwester waren. Sie fragte mich ob sie denn irgendetwas für mich tun könne und ich antwortete schwach: „ Noch, eine Narkose bitte!“