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Von Drachen und Prinzen

Beitritt
04.09.2017
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Von Drachen und Prinzen

Wenn ich meine Augen schließe ist es fast wie früher. Ich rieche den Duft der Kastanien und höre die Vögel zwitschern. Der Sand unter meinen Füßen fein und weich. Die Sonne brennt vom Himmel.
Ich öffne die Augen wieder und sehe ein bekanntes Bild. Es ist ein bisschen wie Zeitreisen.
Da ist die schiefe Schaukel, die ächtzend quietscht und mit rostig klappernden Ketten, vom Wind bewegt, leicht hin und her schwingt. Sie sieht niedrig aus.
Aber auch die Rutsche steht noch hier. Sie ist ein trauriges Bild, dass glückliche Erinnerungen hervor ruft.
Man sieht wie die Farbschichten nacheinander abgeplatzt sind und die verbliebenen Reste von Gelb, Rot, Weiß und Grün, die ein lebendiges Fleckenmuster bilden.
Ich will mit den Fingern über die Rutschfläche streichen. Sicher ist das Metall ganz heiß von der Sonne. Unzählige Male habe ich mich daran fast verbrannt.
Ich höre lachen. Es ist wie eine Seifenblase. Es ist da und ich bin entzückt davon. Im nächsten Moment ist es aber schon wieder weg. Zerplatzt.
Denn ich weiß nicht wo du bist, weiß nicht wo ich bin.
Wo sind die kleinen Kinder mit den Zahnlücken und aufgeschlagenen Knien?
Sie sind Erwachsen geworden und haben einen Teil ihrer Welt hier gelassen.
Doch jetzt, da ich wieder hier bin kommt etwas zurück, wie ein Splitter von dem Stock mit dem wir Schwertkampf gespielt haben.
Ich bekomme große Lust dazu wieder mit dir über diese Wiese zu rennen, mit ausgebreiteten Armen und aus voller Kehle Lieder singend.
Es ist seltsam wieder hier zu sein.
Ich setzte mich auf die Schaukel. Mittlerweile ist sie zu niedrig für mich, um vernünftig schaukeln zu können. Aber ich muss grinsen, weil ich mich an alles erinnere.
Auf dem Boden liegt ein Stock. Er wäre ein schönes Schwert.
Früher habe ich mich geweigert von dem Prinzen vor dem Drachen gerettet zu werden. Ich war fest davon überzeugt, dass der Drache die Prinzessin bestimmt auch mal vor dem Prinz retten muss.
Heute weiß ich dass ein vermeintlicher Prinz sich als Drache entpuppen kann und ebenso ein Drache so edel wie ein Prinz sein kann.
Mit einem Seufzer hebe ich den Stock auf.
Mit einem Lächeln auf den Lippen blinzle ich in die Sonne.
Dieser Ort and dem die Zeit still zu stehen scheint wappnet mich dafür meiner Vergangenheit gegenüber zu treten.
Ich bin gespannt was aus dir geworden ist.
Ein Drache oder ein Ritter.
Ich schätze es ist egal, denn ich weiß, dass ich die Prinzessin von früher geblieben bin.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mister and Sister,
ganz hübsch hast Du da in einem nostalgischen Tonfall eine Stimmung eingefangen.
Da fehlt das Verb. Aber ist vielleicht auch bewusst so.

Der Sand unter meinen Füßen fein und weich.
Grinsen befremdet mich da. Das bekomme ich mit dem Anlass zusammen nicht ganz gebacken. Mit Grinsen verbinde ich einen anderen Affekt, den ich als schelmisch, vielleicht auch verschlagen, als schlitzohrig, negativ auch als abfällig bis zur Gemeinheit beschreiben würde. Das sehe ich nicht.
Aber ich muss grinsen, weil ich mich an alles erinnere.
Was ist der Text nun? Eine Geschichte jedenfalls nicht. Ich könnte ihn mir gut als Einleitung zu einem Kindergarten-Grundschul-Ehemaligentreffen vorstellen. Er beschreibt ein Gefühl und macht das mit ganz schön gewählten Bildern, die man kennt, weil sei auf der Erfahrung beruhen, die allen gemein ist: Der Verlust der Kindheit und die damit verbundene Wehmut, soweit sie eingermaßen traumafrei war. Im Grunde ist der Text, was schon oft hier der Fall war, als eine Art Gedicht verfasst. Deshalb wohl auch die vielen Zeilenumbrüche, die den einzelnen Motiven einen besonderen poetischen Raum gewährleisten sollen. Wenn man aber eine Geschichte lesen möchte, dann würde man wohl lieber das Kind auf der Schaukel beim Namen nennen können, einem Kampf mit den Holzschwertern zusehen und einem Treffen beiwohnen, bei dem der mit dem Schwert Geschlagene als alter Mann immer noch seine Narbe am linken Auge trägt. Und die beiden würden Stöcke nehmen und einen grotesken, dramatisch-berührenden Schwertkampf im Sandkasten aufführen. Und dann würde man mit der greisen oder mittelalten Prinzessin in der Mitte zum Kaffetrinken um die Ecke gehen. Was ich also meine ist, dass die Geschichte davon lebt, dass eine Idee gefüllt wird mit einer Anschauung. Und bei Dir ist es nur die Idee, die im Raum steht, ohne dass sie als Handlung angeschaut werden kann. Das Versinnbildlichen, das Transformieren einer Idee in das Anschaubare und Fassbare im Sinn einer verfolgbaren Handlung fehlt.
Soweit mein Kluggeschwätze. Vielleicht kannst Du damit was anfangen. Ich habe jedenfalls recht gerne Dein Ideenbild, Deine Erinnerungsprosagedicht kommentiert und es nicht nur wegen der Kürze gern gelesen.
Herzlich
rieger

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Mister and Sister!

Ein schöner, kleiner Text ist dir da gelungen, der mich an manchen Stellen durchaus bewegt hat.

Ergänzend zu riegers Ausführungen hier noch einige Kleinigkeiten zum Verbessern:

ein trauriges Bild, dass glückliche Erinnerungen

"das" ließe sich hierbei durch "welches" ersetzen, daher nur ein "s"

Erinnerungen hervor ruft

Richtig ist "hervorruft".

Sie sind Erwachsen geworden

"erwachsen" ist hier ein Adjektiv und wird klein geschrieben.

Dieser Ort and dem die Zeit still zu stehen scheint

Kleiner Tippfehler: an dem


LG, Markus

 

Guten Abend Mister and Sister,

ein paar kleine grammatische Dinge sind mir aufgefallen ...

Wenn ich meine Augen schließe ist es fast wie früher.
da fehlt ein Komma nach "Wenn ich meine Augen schließe, ..."

Denn ich weiß nicht wo du bist, weiß nicht wo ich bin.
wieder fehlt ein Komma nach "Denn ich weiß nicht, ..."

Doch jetzt, da ich wieder hier bin kommt etwas zurück,
und wieder ein Komma "Doch jetzt, da ich wieder hier bin , kommt etwas zurück, ..."

Ich bekomme große Lust dazu wieder mit dir über diese Wiese zu rennen,
und nochmal
"Ich bekomme große Lust dazu , mit dir über diese Wiese zu renne, ..."

Es ist seltsam wieder hier zu sein.
ich weiß, ich wiederhole mich
"Es ist seltsam, wieder hier zu sein."

Früher habe ich mich geweigert von dem Prinzen vor dem Drachen gerettet zu werden.
"Früher habe ich mich geweigert, von dem Prinzen vor dem Drachen gerettet zu werden."

Heute weiß ich dass ein vermeintlicher Prinz sich als Drache entpuppen kann und ebenso ein Drache so edel wie ein Prinz sein kann.
"Heute weiß ich, dass ein vermeintlicher..."

Dieser Ort and dem die Zeit still zu stehen scheint wappnet mich dafür meiner Vergangenheit gegenüber zu treten.
"Dieser Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint, wappnet mich dafür, meiner Vergangenheit gegenüber zu treten."

Ich bin gespannt was aus dir geworden ist.
"Ich bin gespannt, was aus dir geworden ist."

Ich schätze es ist egal,
"Ich schätze, es ist egal, ..."

So, genug jetzt. Alles nur Kleinigkeiten, aber für mich als Leser irritierend.

Viel Spaß noch und einen schönen Abend,

kafriema

 

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