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Von der Unendlichkeit der Möglichkeiten

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21.06.2005
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Von der Unendlichkeit der Möglichkeiten

„Und das ist genau was ich getan habe. Ich hab nicht mehr gefragt, ob er das echt so gemeint hat, ich mein, die Chance hat er verpasst. Braucht auch sein Maul gar nicht so weit aufreißen.“ Die Stimme hebt sich über den dichten Nebel aus Gesprächen, Alkoholdunst und Zigarettenrauch, selbstbewusst und überzeugt. Anerkennendes Raunen untermalt die Stimme und hebt sie weiter empor als sie fortfährt. „Und was macht er? Der sein Maul nicht weit genug aufreißen konnte? Was macht der? Na, nichts macht er. Sagt nichts, macht nichts, starrt mich nur blöde an. Sagt einfach nichts.“ Gelächter. „Debatte heißt das dann. Debatte, ich fass es nicht. Na, da kann sich die Truppe aber gleich mal in die Opposition verabschieden, wenn das ihre aufstrebenden Redner sein sollen Echt, ich sags euch, bei den Wahlen morgen stecken wir die sowas von in den Sack.“

Die Stimme gehört zu einem Typen mit hochgestelltem Polokragen, die Augen blitzen kampflustig aus seinem runden Jünglingsgesicht. Die Jungs gehören der Jugendvereinigung irgendeiner größeren Partei an, schätze ich. Konservativ, wenn ich mich nicht sehr irre. Möglicherweise auch irgendwas Sanft-Soziales, das gibt sich nicht viel. Die Stimme erhebt sich wieder, triumphierend. Es ist die Art Stimme, der man zuhören möchte, geschult im lauten Sprechen, im Gehört Werden, im Sicher Sein. Die Argumente sind nicht tadellos, aber man nimmt es gerne hin, weil die Stimme so überzeugt ist.

Meine Aufmerksamkeit schweift trotzdem ab. Ich nippe an meinem Wein. Vor Kurzem erst war eine andere Fraktion da. Bunter und weniger uniformiert in ihrer Kleidung. Aber die gleiche Art Sprecher, die gleiche Überzeugung, das gleiche Meinungsdiktat. Die Argumente ähnlich, nur die Seiten gegensätzlich. Ihre Ideale sind hier wie da in Stein gemeißelt. Das gilt natürlich nicht nur für die Politik:
Auch für Musik – hier Black Eyed Peas, da Kraftclub - , das richtige Smartphone, den einzigen Fußballklub. Das geilste Tablet. Die richtige Automarke, beziehungsweise die Überzeugung, dass man als Autofahrer ein gewissenloser Idiot ist, der den Benzinlobbies in die Hände spielt. Literatur spielt keine Rolle, es sei denn sie wäre entweder von Wirtschafts-Weisen oder Weltwirtschafts-Apokalyptikern geschrieben. Das sind erstaunlicherweise selten dieselben Personen.

Und alle bekommen sie glänzende Augen, wenn sie sich einig sind – und deshalb treffen sie sich ja. Debatte, hat der Polohemdler gesagt – aber Debatte wäre Diskussion, das anhören und verstehen wollen von anderen Standpunkten. Aber das will man nicht, sondern sich sicher sein. Recht haben. „Du lebst falsch“, habe ich neulich einen aus der bunten Fraktion einem Polohemdler vorwerfen hören. Natürlich, die moralische Komponente ist auf der linkeren Seite höher als auf der konservativeren. „Und du bist ein Träumer – das bringt dir doch nichts, wenn du dir so viele Gedanken machst. Das ist doch kindisch. Und fad.“ Die konservative Seite hat die besseren Hedonisten.
Substanzlose Variationen, keine echten Gegensätze. Manchmal hoffe ich noch auf Große Ideen, auf Ideale, auf Revolutionsromantik. Aber ich sehe ein, dass das alles zu anstrengend ist, wenn man mehr tun würde als sie nur zu twittern. Ich twittere nicht einmal.

Die Stimme ist einen Moment verstummt, und ich werfe einen Blick auf den Sprecher – er blinzelt mir gerade zu und schwenkt sein Bier in meine Richtung. Hmm. Ich bin ja wohl kaum sein Typ Frau: Ich trage zum Beispiel keine Perlenohrringe. Oder Ketten mit Herzchenanhänger. Ich lächle freundlich und mache mich innerlich über seine Tommy-Hilfiger-Schuhe lustig, bevor ich mich wieder abwende.

Ich nehme den letzten Schluck meines Weines und werde endlich von meiner Freundin erlöst, die sich einen Weg durch das Labyrinth an Leibern, abgewetzten Tischen und Barhockern bahnt. In den Händen hat sie mehr Wein, meiner rot und feurig, ihrer blass und schimmernd. Wir konnten uns nie einigen was Wein angeht. Wobei ich finde, dass Weißwein substanzlos ist und zu Perlenohrringen passt. Lebt sie eben auch falsch. Ich lächle sie an. Sie lässt sich schwungvoll auf ihrem Stuhl nieder. Wir prosten uns zu. „Hast du die Meute da hinten gesehen? Das ist auch wieder so ein typischer Münchner Haufen. Voll arrogant, hast du gehört, was der eine Typ über sozial schwache Familien gesagt hat? Ist echt der Hammer, bloß weil er mit nem goldenen Löffel im Mund geboren ist. Siehste ja schon an seinem Hemd. Lacoste.“ Ich nicke, runzele aber die Stirn. Ich bin auch aus München. Ich lebe nur um Exil. Und da sind die Menschen zwar weniger arrogant, dafür aber (noch) grantiger. Ansonsten – ansonsten haben sie nen anderen Fussballclub. Sonst gibt sich das nicht viel. Ich zucke mit den Schultern. „Die gibt’s bei uns auch.“ sage ich. „Ja, aber hier in München ist das schon so generell die Lebenseinstellung. Hier beruht alles nur auf Kohle und Verbindungen.“ Mag sein. Bei uns beruht alles auf dem Sparerprinzip und der Gemeinsamkeit der Clique. Variationen.

Ich merke, dass ich selbst immer grantiger werde. Ich mag Graustufen. Ich hasse es, wenn Bilder aus schwarz und weiß und nichts dazwischen bestehen. Aber Graubrei?
Meine Freundin zieht eine Packung Zigaretten aus der Handtasche. „Hast du Feuer?“ Ich nicke und halte ihr die Flamme unter die Nase. Sie grinst mich an. „Hast du gesehen? Ich hab mir neue Schuhe gekauft.“ Sie zieht kräftig an ihrer Zigarette und bläst den Rauch seitlich davon in Richtung der konservativen Polohemdler. Sie kippt ihren Stuhl nach hinten bis sie an der Wand lehnt und stützt die Füße auf die Tischkante. Ihre Schuhe sind rot, mit ellenlangen Absätzen. „Der Hammer!“ erkläre ich, und finde das auch so. Solche wollte ich auch haben, nicht zwingend in rot, aber ich hab sie in schwarz gesehen. Sexy. „Sexy!“ ruft jemand durch den Kneipennebel. Die Stimme ist rauchig, könnte männlich oder weiblich sein. Sie dreht sich um und wirft dem Münchner Haufen ein kollektives Lächeln zu. „Vielleicht geben die uns ja einen aus.“ Ich nippe an meinem Wein. Ist nicht schlecht, der Wein. Kein Bordeaux, den trinke ich nicht. Ist nur ein Zusammenschnitt aus anderen Weinen, hab ich mal gehört.

Ein Zeitungshändler betritt die Kneipe. Er wedelt kurz mit seinem roten Käppi, so dass ich den Aufdruck der Zeitung nicht lesen kann. Könnte die Abendzeitung sein, oder der Merkur. TZ? Ich beachte ihn nicht weiter. Wenn er Blickkontakt herstellt, kommt er und will verkaufen, und dann hätte ich das Gefühl eine Zeitung kaufen zu müssen. Wer weiß wie viel er verdient – bestimmt nicht viel – und München ist teuer. Ich würde mich schlecht fühlen, keine zu kaufen. Also starre ich in mein Weinglas. Meine Freundin erzählt von einem Artikel in der Brigitte. Es geht um Frauen in Afghanistan, und ich denke automatisch an Burkas. Die Frauen dort können nicht aufbegehren gegen die Männerwelt, weil sie zwangsverheiratet werden, oder umgebracht, oder entstellt, wenn sie sich nicht fügen. Manche entscheiden sich trotzdem dazu und müssen fliehen. Andere Menschen fliehen auf Schlauchbooten aus ihrem Land – über endlose Meere, eng gedrängt, in dem vollen Wissen, dass sie ihre Lebensersparnisse für eine Karte in den wahrscheinlichen Tod aufgegeben haben. Und trotzdem haben sie diese Entscheidung getroffen.

Ich frage mich, wieso es so wenige Zeitungsverkäuferinnen gibt. Und Topmanagerinnen. Ich möchte beides nicht sein.

Inzwischen erzählt meine Freundin aus ihrem eigenen Leben. Von Stefan, den sie gut findet, der aber eine Freundin hat, mit der er aber nicht zusammenbleiben möchte, oder vielleicht doch, sie weiß es nicht genau. Sie will jetzt mal sehen wie das weitergeht. Und von Andreas, den sie seit Jahren kennt und mit dem sie eine On-and-Off Beziehung führt. Von Markus, der eine sichere Option währe, wie sie sagt, sehr bodenständig, und an einer klassischen Beziehung interessiert. Sie fürchtet sich aber ein bisschen davor, dass ihr Weg dan vorgezeichnet ist. Und sie erzählt von ihrem Job, in dem sie gerade mehrere Perspektiven für sich aufgetan hat. „Eine Win-Win-Situation, ich muss nur sehen, ob mir Marketing oder Sales besser gefällt“. Der Zeitungshändler hat uns erreicht, und meine Freundin kann es nicht lassen ihn anzusehen. Sofort springt der Pitch an, und hoffnungsvollen Auges preist er ihr die Vorzüge mehrerer Tageszeitungen an. Sie kauft am Ende eine Münchner Abendzeitung und sie Münchner SZ, respektive wegen des Klatschs und der Informationen über die Lage des Klimagipfels, der an diesem Wochenende stattfindet. „Wenn man schon die Wahl hat!“ strahlt sie mich an. Ich treffe auch eine Wahl: Ich winke dem Kellner mit meinem Weinglas und bestell mir noch einen guten Rioja. Shiraz macht die Lippen schneller blau.

 

SO, habe mich mal aus der Fantasy-Ecke herausgetraut ... ich hoffe ihr habt eine Menge Anregungen und Vorschläge für mich!

LG Ardandwen

 

Hallo ardandwen,
in was für Kneipen gehst du denn? Kein Wunder, dass du dich normalerweise lieber bei glasdeifis vergnügst! :D

Ich fand das jetzt gerade erstaunlich, deine Geschichte enthält eigentlich keine große Handlung, nur die Gedanken der Protagonistin. Es gibt keine unerwarteten Geschehnisse, man hat sogar das Gefühl, dass die restlichen Personen nur dazu da sind, damit die Protagonistin ihre Meinung über die Welt auf eine Fläche projizieren kann. Sowas kann ja superleicht sehr sehr fad werden. Und: Ich würd da auch unbedingt einiges dran ändern. Aber: Ich habs trotzdem in einem Rutsch gelesen und fand es interessant. Das liegt in jedem Fall an deinem flüssigen Stil. Und vielleicht auch an der Kneipensituation und den Personen, die sie beobachtet. Ich mein ich les selten Geschichten über irgendwelche protzenden CSU-Jungspunde. Ist mal was Neues. Mir gefiel gut, wie du diese Kerlchen beschreibst. Auch das Gerede der Freundin über ihre diversen Lebensperspektiven später. Oder wie die Freundin ihr neuen Schuhe präsentiert. Das mochte ich. Da triffst du einiges.

Was mir weniger gut gefällt, und das kommt zu oft und schwingt auch immer wieder mit. Das sind die "Gegengedanken" der Protagonistin. Zum einen, weil man an manchen Stellen das Gefühl hat, in der Geschichte dienen die Personen zu stark dazu, dass sie ihre Gedanken dahinerzählen kann. Und das merkt man den Personen dann auch an.
Eine typische Stelle ist das hier. Mal davon abgesehen, dass da ein paar Unklarheiten drin sind, z. B. der letzte Satz, auf wen bezieht sich das eigentlich? Aber du schweifst von einem jungen Mann, den sie beobachtet zu einer allgemeinen Konsumkritik ab, wie man sie schon hunderte von malen gehört hat. Das würd ich alles streichen.

Auch für Musik – hier Black Eyed Peas, da Kraftclub - , das richtige Smartphone, den einzigen Fußballklub. Das geilste Tablet. Die richtige Automarke, beziehungsweise die Überzeugung, dass man als Autofahrer ein gewissenloser Idiot ist, der den Benzinlobbies in die Hände spielt. Literatur spielt keine Rolle, es sei denn sie wäre entweder von Wirtschafts-Weisen oder Weltwirtschafts-Apokalyptikern geschrieben. Das sind erstaunlicherweise selten dieselben Personen.
Das ist so eine typische Stelle, wo man mit den Schultern zuckt und sich fragt, was das soll, es sind weder ungewöhnliche Gedanken, das erzählt dir jeder, noch komm ich dadurch viel besser an die Frau ran. Das ist ein zu allgemeiner Erguss. Das Einzige, was ich da erkenne, ist, dass sie abgenervt ist vom allgemeinen Erfolgsstreben und den Vorwirf hat, dass alles stromlinienförmig sind außer ihr selbst. Aber das ist halt so dahingesagt.

Und zum Anderen ist es so, dass ich manchmal dachte, dass die Gedanken der Protagonistin recht abgeklärt erscheinen, aber jetzt auch nichts wirklich Neues oder Weltbewegendes sind. Was sie da so hinerzählt, klingt nach viel heißer Luft. Das plappert jeder mal so vor sich hin, der ein bisschen sich vom mainstream abheben will. Ohje, das klingt so negativ, so meine ich das nicht. Vielleicht verstehst du trotzdem was ich meine. Ich spüre, dass du die Protagonistin nachdenklich haben willst, anders als die große Masse, aber gleichzeitig sind ihre Gedanken auch von großer Beliebigkeit und Normalität.

Manchmal hoffe ich noch auf Große Ideen, auf Ideale, auf Revolutionsromantik. Aber ich sehe ein, dass das alles zu anstrengend ist, wenn man mehr tun würde als sie nur zu twittern. Ich twittere nicht einmal.
Welche Ideale hätte sie denn gern? Das ist für mich einfach ein Bild für "viel heiße Luft". Ok, sie interessiert sich für Literatur, aber was sie an diversen Politikern zu bemängeln hat, das ist ja auch jetzt nichts Neues oder Originelles. Oder dass ihr dann dieselben Gedanken zu afghanischen Frauen kommen, wie ungefähr 99 % der Nichtmuslime in München.
Sie ist, weißt du, ein bisschen wie der verschmähte Bordeaux. Zwischendrin habe ich mir überlegt, ob du gerade das aufs Korn nehmen willst. Da gibt es so Stellen in der Geschichte. Naja, Das wirkt auf mich alles ein bisschen unentschlossen. Und deine Protagonistin wirkt auf diese Weise einfach nur ein bisschen nachdenklicher auf mich als die Freundin, aber so richtig ran komm ich an sie nicht. Sie ist blass und dadurch gekennzeichnet, dass sie anders sein will, ohne dass ich dies durchgängig an ihr bemerken könnte.
Und ich weiß nicht, ich kann das aus deiner Geschichte nicht ablesen, ob du sie so haben willst: Abgeklärt, unbedingt anders sein wollen, träge, ambivalent und eben auch oberflächlich.
So lese ich sie und keine Ahnung, ob du das so wolltest. Würde mich ehrlich interessieren, was du dazu sagst.

Hier kann ich sie besser wahrnehmen, da komme ich näher an sie ran.

Ein Zeitungshändler betritt die Kneipe. Er wedelt kurz mit seinem roten Käppi, so dass ich den Aufdruck der Zeitung nicht lesen kann. Könnte die Abendzeitung sein, oder der Merkur. TZ? Ich beachte ihn nicht weiter. Wenn er Blickkontakt herstellt, kommt er und will verkaufen, und dann hätte ich das Gefühl eine Zeitung kaufen zu müssen. Wer weiß wie viel er verdient – bestimmt nicht viel – und München ist teuer. Ich würde mich schlecht fühlen, keine zu kaufen. Also starre ich in mein Weinglas.
Auch diese Situation kennt man ja, ich glaube, die meisten reagieren ähnlich. Da konnte ich die Protagonisti trotzdem ein bisschen besser lesen.
Ich hab verstanden wie sie tickt in ihrer Ambivalenz.
Sofort springt der Pitch an, und hoffnungsvollen Auges preist er ihr die Vorzüge mehrerer Tageszeitungen an.
Da quatscht sie übrigens genauso wie ihre Freundin.
Also ich fand das interessant zu lesen. Bin mir aber echt unschlüssig, was du mit der Charakterisierung deiner Protagonistin erreichen willst, ob ich das überhaupt so verstehen konnte, wie du das gemeint hast.
Ich wünsch dir was.
Viele Grüße Novak

 

Hi Novak,

huch, das ging ja schnell :) Danke!

Und Danke für die Ausführliche Kritik. Ich hatte mir schon gedacht, dass alles noch präziser werden muss, bin also froh, dass du das so sagst.

Und ich weiß nicht, ich kann das aus deiner Geschichte nicht ablesen, ob du sie so haben willst: Abgeklärt, unbedingt anders sein wollen, träge, ambivalent und eben auch oberflächlich.
Ehrlich gesagt, ja. Genau so. Sie ist nicht anders als alles was sie die ganze Zeit kritisiert.
Jetzt bin ich mir nicht sicher, wie ich diese Person besser charakterisieren kann - hilft es wenn ich die Pseudokonsumkritik rausnehme? Oder wirkt sie dann tatsächlich anders/besser als die anderen?
Ich verstehe dass vieles allzu bekannt ist und nicht neu, weil ich ja gerade diese Verdrossenheit und "Unoriginalität" rausstellen will - gleichzeitig wäre es furchtbar wenn der Leser sich langweilt, das kann der Zweck nicht sein :) Hast du eine Idee?

Viele Grüße und lieben Dank,

Ardandwen

 

Hallo ardandwen

Der eigenwillige Titel hat mich reingezogen, in deine Geschichte. Insgesamt war sie mir angenehm zu lesen, doch vermisste ich schon etwas stärkere Inhalte darin. Du gibst da Einblick in das Alltagserleben einer jungen Frau, was natürlich verschiedene Möglichkeiten eröffnet, ohne dass es sich dramatisieren muss.

Der Konflikt, der sich zu Beginn eröffnet, hebt sich ohne nennenswerte Ereignisse auf. So wie die Prota. sich gibt, hätte ich ihr da schon einen vorwitzigen Zwischenruf zugetraut. ;)

Anerkennendes Raunen untermalt die Stimme und hebt sie weiter empor als sie fortfährt.

Bei untermalt zögerte ich, mir dies akustisch vorstellend. Eine Untermalung würde ich eher anders verwenden, doch ist es nicht falsch, umso mehr du es nimmst, um die Stimme anschliessend zu verstärken. Nach empor hätte ich jedoch ein Komma gesetzt.

Na, da kann sich die Truppe aber gleich mal in die Opposition verabschieden, wenn das ihre aufstrebenden Redner sein sollen Echt, ich sags euch, bei den Wahlen morgen stecken wir die sowas von in den Sack.“

Vor dem Echt fehlt mir da ein Punkt, obwohl ich den Bayern schon einen atemlosen Redeschwall zutraue.

Die konservative Seite hat die besseren Hedonisten.

:lol: Die Argumentationen zu den politischen Qualifikationen klingen, wie dem echten Leben entlehnt.

Ich bin auch aus München. Ich lebe nur um Exil.

Ich denke, da ist sie aber etwas am fràsln, denn eher ist sie wohl im Exil, wie einst Bonaparte auf Elba.

„Die gibt’s bei uns auch.“ sage ich. „Ja, aber hier in München ist das schon so generell die Lebenseinstellung.

Der zweite Satz in direkter Rede signalisiert mir ein Sprecherwechsel. Oder täusche ich mich? Da sollte dies durch eine Zeilenschaltung hervorgehoben sein, sonst wird der Leser noch damisch, da das Bild ihm verrutscht.

Inzwischen erzählt meine Freundin aus ihrem eigenen Leben.

Klingt mir etwas eigen, „ihrem eigenen Leben“, als ob sie ein Doppelleben führt.

Von Markus, der eine sichere Option währe, wie sie sagt, sehr bodenständig, und an einer klassischen Beziehung interessiert.

wäre

Sie kauft am Ende eine Münchner Abendzeitung und sie Münchner SZ,

Ich persönlich würde die Zeitungsnamen kursiv setzen, oder dann mit Anführungs- und Schlusszeichen. Besonders aufgefallen war mir dies vorher schon bei der Brigitte, auch wenn aus dem Text hervorging, dass da nicht eine neue Person ins Spiel kam.

War nett, in diese bayerische Wirtsstube einzukehren. Dafür, dass du es als Exkursion aus der Fantasy-Ecke wertest, also mal was Neues probieren wolltest, fand ich es nicht schlecht. Wenngleich, diese Ratschkattl schon etwas arg Nabelschau hielt. :D

Rückblickend fand ich es nicht schlecht gewählt, in eine Kneipe einzukehren und dieses Szenario zu reflektieren. Wobei thematisch mehr eingegrenzt und das dafür mehr ausgekostet, hätte es sich vielleicht eine intensivere Darstellung erlaubt.

Nachfolgend habe ich nun noch den Kommentar von Novak gelesen, um zu sehen, was ich aus meiner maskulin vorbelasteten Perspektive vielleicht missdeute. Doch ihr ging es ähnlich wie mir.
Die „Eindimensionalität“ der Protagonistin würde sich aufweichen lassen, wenn sie vermehrt einen Austausch hätte, mit ihrer Freundin oder auch andern Anwesenden, denke ich.

Gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi. liebe ardandwen, ich bins noch mal,

Und ich weiß nicht, ich kann das aus deiner Geschichte nicht ablesen, ob du sie so haben willst: Abgeklärt, unbedingt anders sein wollen, träge, ambivalent und eben auch oberflächlich.
Ehrlich gesagt, ja. Genau so. Sie ist nicht anders als alles was sie die ganze Zeit kritisiert.
Jetzt bin ich mir nicht sicher, wie ich diese Person besser charakterisieren kann - hilft es wenn ich die Pseudokonsumkritik rausnehme? Oder wirkt sie dann tatsächlich anders/besser als die anderen?
Ok, sorry, aber das war mir nicht ganz klar, dass du sie wirklich so zeigen willst. Insofern bist du schon den richtigen Weg gegangen, nur noch nicht weit genug. Das heißt, ich würde diesen Zug bei ihr doch noch ein winziges bisschen verstärken. Die Pseudokonsumkritik würde ich wenigstens etwas kürzen, ich befürchte nicht, dass sie dadurch wesentlich tiefgründiger wirkt. Mir kams nur so vor, als wären das zu viele Beispiele. Und als wäre das zu abschweifend.
Der zweite Punkt ist der Wesentlichere. Du musst dich halt selbst fragen, welche Erzählabsicht du eigentlich hast, wenn du eine verdrossene junge Frau zeigst, die sich für originell und anders hält, aber nur dasselbe nachplappert wie so viele andere auch. Wenn du sie einfach so zeigst, naja, dann bleibt das immer alles auf einer Ebene.
Ich verstehe dass vieles allzu bekannt ist und nicht neu, weil ich ja gerade diese Verdrossenheit und "Unoriginalität" rausstellen will - gleichzeitig wäre es furchtbar wenn der Leser sich langweilt, das kann der Zweck nicht sein Hast du eine Idee?
Wirklich langweilig ist es immer noch nicht, dazu schreibst du zu flüssig. Aber es zieht einen auch nichts ins Geschehen. Sie hat ja hier auch keinen wirklichen Konflikt.
Also eine richtig fette Idee habe ich nicht, aber deine Geschichte ist für mich so ein Paradestück dafür, warum Geschichten und Protagonisten ein Konflikt "gut tut". Wenn die CSU-Fuzzys zum Beispiel an den Tisch kämen und die Freundin würd auf die einflippen. Oder irgendwas passiert, so dass sie mit der Freundin in einen Krach kommt. Verstehst du, sie wird in ihrer Art ja gar nicht ernsthaft geprüft. Sie muss ja nie Farbe bekennen. Sie hat nie einen Gegenspieler. Sie muss nie raus aus ihrer bequemen Haltung, in der man sich ja auch verdammt gut und andersartig fühlen kann. Die Güte ihrer Selbstdarstellung wird nie auf die Probe gestellt. Und das wär für mich eine spannende Sache, wenn sie in ihrer Selbstdarstellung mal durch einen anständigen Kontrahenten angepiekst würde. Ich musste komischerweise immer an den Zeitungsverkäufer denken. Da hat sie ja sowas drauf, was wir alle kennen, klar ist jeder gegen Armut, aber direkt damit konfrontiert werden, um Gottes Willen, da schmeckt ja das Weinchen schal, das möchte man nicht. Da gibt es eine Stelle, da wikt sie ja auch nicht besonders angenehm. Was wär denn, wenn der Zeitungsverkäufer was macht, was sie ankratzt, oder an diesem Abend in irgendeine Beziehung zu ihr tritt. Vielleicht wär da was zu holen?
Also - falls ich mich undeutlich ausgedrückt hab, frag ruhig noch mal nach.
Und bis dann
Novak

 

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