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Von der Schönheit des Wassers

Monster-WG
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10.09.2014
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Von der Schönheit des Wassers

Wir schwirren ab, libellengleich!
Raus aus den Großraumbüros, aus den U-Bahn-Gruselstätten, den Hyper-Märkten, aus dem ganzen Gewusel, urbanes Leben genannt, das wir mehr ertragen als genießen.
Raus aufs Land, zu Mutter Grün, wo schon das Luftholen eine Freude ist.
Zu zweit beanspruchen wir die alte Landstraße in ihrer vollen Breite. Wenn man nebeneinander fährt, redet es sich leichter. Sollte tatsächlich der Schulbus oder ein Traktor als dritter Verkehrsteilnehmer auftauchen, werden wir großzügig eine Fahrbahn freigeben.

Durch die neue Umgehungsstrecke hat die alte Landstraße ihre Wichtigkeit für alle Zeiten verloren, aber als Flaniermeile des Dorfes stellt sie immer noch etwas dar. Die Tankstelle ist verbrettert, doch es gibt „Zur Wassernixe“, ein blaugefärbter Dorfkrug mit Disco, einen Italiener, der auch Gyros, Hamburger und Döner serviert und einen echten Drugstore mit ‚Coffee tu go’, Donuts und Icecream. Wir lassen unsere Räder rollen und Karin macht Fotos vom schönsten Haus des Dorfes und vom Coffeeschild.

Am Ortsende ist seitlich ein Erdwall aufgeschüttet, überwuchert von Klatschmohn und blau blühenden Disteln, der offensichtlich als Sperre dienen soll und deshalb unser Interesse weckt. Nach zwei Verbotsschildern führt, leicht abfallend, eine prächtige Kastanienallee zu einigen verlassenen Gebäuden.

Die gehören jetzt uns.
Ja wirklich - seit ein paar Wochen sind wir stolze Mühlenbesitzer. Gekauft wie besehen. Eingeschossiges Haupthaus, zwar mit Strom und fließend Wasser, doch mit schlechtem Dach; zwei Scheunen in beklagenswertem Zustand und ein paar zusammenbruchnahe Ställe – alles eingerahmt von herrlichen uralten Nussbäumen!
Ich bin ein Verrückter, Bäume becircen mich. Die öffnen mein Herz, meine Sinne – da mache ich mir um den ‚baulichen Zustand’ der Gebäude keine allzu großen Sorgen.
Karin ist besonnener, macht mich trotz aller Freude auf dies und jenes aufmerksam, doch ich bin in Hochstimmung und lasse keine Bedenken an mich heran. Ich packe sie an den Schultern, bemühe mich um ein entschlossenes Gesicht und sage: „Wir zwei schaffen das.“

Das Mühlengesetz, wonach der Müller kein Korn hat, wenn er Wind hat und keinen Wind, wenn er Korn hat, hat bei unserer Wassermühle keine Gültigkeit - wir haben immer mehr zu tun, als wir schaffen können, auch wenn der Mühlbach ausgetrocknet ist.
Wollen wir ein paar Dutzend Dachschindeln austauschen, brechen wir ein - samt morscher Dachlatten und ehemals tragendem Gebälk. Die bröseligen Holzdielen des Bodens können unseren Absturz nur verzögern und wir durchbrechen auch sie, bis wir endlich auf die Feldsteine des Kellers krachen. Wimmernd und fluchend und die ganze Mühlenromantik verwünschend, verarzten wir uns notdürftig; Ausfall können wir uns nicht erlauben.
Da wohl der gesamte Dachstuhl ausgetauscht werden muss, suchen wir risikoärmere Tätigkeiten. Wir schleifen alte Farbe und Tapetenreste ab, schlagen alten Putz von grindigen Mauern - doch je mehr wir klopfen, desto bröckeliger wird die Wand. Salpeter, Einsturzgefahr! Jahrhundertealte Feuchtigkeit frisst wie Säure am Stein.

Brotzeit. Meist essen wir kalt. Nichts ist fertig, die Küche noch im Rohzustand. Aber was soll’s – zum Kochen hätten wir eh keine Zeit. Ziemlich geschafft sind wir schon, trotz anfangs bester Kondition und grenzenlosem Optimismus. Ätzend, nur schneller als Salpeter, fressen Enttäuschungen und ständige Rückschläge an unserem Selbstbewusstsein.
Der letzte Sex liegt Monate zurück. Wir sind zu verspannt, sind Mimosen geworden, berühren uns fast nicht, wählen nur die zartesten Worte und vermeiden, die Stimme zu heben. Noch sprechen wir nicht über unser Fiasko, sondern reden uns ein, dass es nach Beheben der letzten Katastrophe nur noch besser werden kann. Fachleute sind dabei, zu retten, was zu retten ist – wir zahlen für Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Installateure, Maurer, Maler, Schreiner. Ob es das wert ist?
Bedenken kommen auf. Unser Geld schmilzt, die Zinsen sind hoch.

Am späten Nachmittag packen die Handwerker ihre Sachen weg. Das Bohren, Hämmern, Poltern verstummt. Wohltuend still wird es und meist trinken wir einen Kaffee. Karin geht danach hinter die Scheunen, um voranzukommen beim Anlegen ihrer Beete und Rabatten. Ich bin dabei, den unebenen Kellerboden mit alten Ziegeln auszulegen.
Doch heute ziehe ich sie am Ärmel: „Ich hätte Lust auf einen Wein. Wir sollten mal innehalten und Luft holen.“
Sie schaut mich skeptisch an. Ich versuche, sie zu überzeugen: „Lass uns was trinken, mal ein bisschen an uns denken.“
„An uns denken?“ Meine Frau verliert die Haltung. Sie lehnt sich an mich, ruckt und bebt.
Lange stehen wir so, ich streichle ihr Haar, ihre Schultern. Meine scheinbare Ruhe überträgt sich ein wenig auf sie. Ich weine nur nachts.

Was bin ich doch für ein Idiot! Weltfremd, spinnert, eine Mühle mit alten Bäumen als Lebensglück! Morgen kommt dieses Arschloch von der Bank. Eine Flasche Wein? Himmiherrgott, ich brauch eine Flasche Schnaps. Eine Magnum!
Aber ich könnte gar nicht so viel saufen, wie ich saufen müsste, um für Stunden weg zu sein, besser für einen ganzen Tag. Oder noch besser: für immer. Eine Scheißidee, eine Scheißmühle. Der Bulldozer soll kommen und diesen ganzen Romantikfurz zusammenkloppen und ab damit. Mich gleich mit. Hier kann ich mich ja noch nicht einmal aufhängen, an diesen morschen Balken!

Sonntag. Ich habe mich wieder im Griff. Wir werden heute absolut nichts tun, beschlossene Sache. Wir vertrödeln den Tag wie andere Leute auch.
Früher sind wir sonntags gesegelt, haben Minigolf gespielt, gegrillt, ausgeschlafen, gelesen – lang lang ist’s her. Es ist dumm, daran zu denken.
Die grelle Sonne treibt uns in den Schatten unserer Leibwächter, unserer Nussbaum - Methusalems. Jeder Ast so dick wie ein Baum, ein Blätterdach wie ein Himmel. Feinherb und würzig ist die Luft.
Nüsse werden wir im Überfluss haben, ich will mein eigenes Nussöl pressen.
Karin hat schon die Etiketten entworfen - kein Problem für eine Grafikerin. Auch anderes wollen wir fabrizieren: tolle Konfitüren, Nusskerne in Akazienhonig, im Kupferkessel geschmortes Pflaumenmus – Ideen haben wir genug, nur die Schwierigkeit ihrer Ausführung haben wir unterschätzt.
Wir schlendern über unser Grundstück. Trotz aller Probleme empfinden wir Besitzerstolz. Ich will einen Teich anlegen, Obstbäume pflanzen.
Auf einem schmalen Steg balancieren wir über den Mühlgraben. Früher floss hier ein starker Bach, der das Mühlrad in Gang hielt. Doch nach Inbetriebnahme der Kohlegruben weiter oben in den Hügeln ist er versiegt. Da war vom Absenken des Grundwassers die Rede - in dieser wasserreichen Gegend vielleicht unumgänglich.
Wir müssen glauben, was man uns erzählt. Fotos gibt’s nur wenige, und ein paar Dias. Das eindrucksvollste Bild zeigt das rotierende Mühlrad, gegen die Sonne fotografiert. Jede Schaufel schleudert einen ganzen Kosmos blitzender Tröpfchen ins Licht. Wasser als Lebenskraft; einfach brillant. Diese Symbolik erreicht mich unmittelbar.

Wir genießen das gute Gefühl, einen ganzen Tag für uns zu haben - echte Sonntagsstimmung kommt auf.
Karin erscheint mit zwei gefüllten Sektgläsern und uns geht es gut wie schon lange nicht. Wir spazieren über die Wiesen und nehmen einen Schluck. Ganz so traurig sieht die Welt doch nicht aus: Die Mühle hat ein neues Dach, neue Fenster ebenfalls. Irgendwann wird sie in Sonnenblumengelb und mattem Weiß angestrichen – und fertig ist das Schmuckstück! Dass das Innere fast noch im Urzustand ist, vergessen wir beiläufig.
Wir planen noch Hecken, Rondelle, ein neues Tor – spinnen fast so hemmungslos, wie wir’s am Anfang taten, als alles möglich erschien. Wirkt so der Sekt, ist das die Sehnsucht nach einem geordneten Leben ohne Unwägbarkeiten, oder Flucht in vermutlich unausführbare, herbeifantasierte Pläne? Trotz des schönen Tages und eines Anflugs von Sektlaune nagt in uns etwas Verzagtes, eine Ungewissheit – schlicht gesagt: Wir haben Angst um unsere Zukunft. Haben wir uns übernommen, Träumerei gegen Realität getauscht?

Karin ist morgens die Erste, stets rücksichtsvoll und leise. Heute nicht! Sie poltert über die Dielen, reißt die Tür auf und schreit außer Atem: „He, Schatz, wach auf, wach auf! Ich glaub’ das nicht! Wir haben eine Quelle! Da ist ...“
„Wie, was, Quelle?“, fahre ich schlaftrunken in die Höh’. „Was denn für eine Quelle?“ , schicke ich geistreich hinterher, bin aber schon aus dem Bett. Wir spurten los. Karin zieht mich mit aller Kraft, ich kann kaum folgen.
Wirklich! Der reine Wahnsinn! Wasser quillt aus unserer Erde!

Haben wir doch das richtige Objekt gekauft? Hat der Bach zurückgefunden? Die Gruben sind seit zwanzig Jahren stillgelegt. Der Grundwasserspiegel ist seitdem wieder gestiegen - bei all den Hügeln, Bergen und Wäldern! Das ist der Glücksfall unseres Lebens!
Wie ein Narr stippe ich den Finger ins Quellwasser und koste umständlich. So gewinne ich etwas Zeit, die Dimension dieser Tatsache zu erfassen. Der ehemalige Mühlbach ist zurückgekehrt! Mir ist nach einem starken Kaffee. Karin und ich – Kinder des Glücks!
Stundenlang erleben wir inneren Aufruhr, die unterschiedlichsten Gefühle bedrängen uns. Zwischendurch gehen wir immer mal wieder hin zu unserem Schatz, um uns von der Wahrheit, von der Beständigkeit unseres Glücks zu überzeugen. Das quellende Wasser läuft ziellos in wechselnde Richtungen. Ich muss für einen Abfluss sorgen. Mit der Spitzhacke schlage ich eine Rinne zum Mühlgraben. So fließt es beruhigend gleichmäßig dorthin, wo es schon immer floss. Jetzt nimmt auch meine Idee, einen Teich anzulegen, realistische Formen an.
Diese Quelle verändert alles! Gibt uns Zuversicht wie ein Freund, wird eine feste Größe in unserem Leben, ein Pfand dafür, dass alles gut geht mit unseren Plänen.

Unser Born soll eine steinerne Einfassung bekommen. Das habe ich schon anderswo gesehen - die Krönung eines jeden Anwesens.
Eine alte Wassermühle mit zwei großen Scheunen und einer zwar bescheidenen, doch wunderschönen Quelle; eingefasst wie ein Edelstein – wenn auch nicht in Gold, obwohl sie es wert wäre, aber immerhin in Sandstein. Unaufhörlich quillt herrlich klares Wasser aus der Erde, Lichtkringel flirren darin; sooft wir können, genießen wir dieses schöne Bild.

Karin und ich sind nicht wiederzuerkennen. Wir sind uns wieder nahe, wunderbar nahe. Was haben wir alles vermisst in dieser verdammten Anfangszeit! Statt Tee gibt es abends Wein. Ich werde ein Labor mit einer Wasseranalyse beauftragen – möglicherweise handelt es sich bei unserem Kleinod um eine mineralische Quelle. Das wäre eine Gelddruckmaschine. Wir füllen das Wasser in hübsch etikettierte Flaschen und verkaufen es. Und dann wäre der Kaufpreis unseres Traums von 1780 keineswegs zu hoch gewesen.
Mit dieser neuen Perspektive sind Karin und ich wieder voller Tatkraft, wir kommen gut voran. Unser Elan reißt die Handwerker mit und früher als gedacht feiern wir die Einweihung unserer neuen alten Mühle.

Karins Studio befindet sich in der ehemaligen Tabakdarre. Ihr hochtrabend ‚Orangerie’ genanntes Gewächshaus hat sie in der alten Räucherei eingerichtet. Sie läuft wieder mit federnden Schritten, sportlich und schön, in einem Pullover, der ausschaut wie Erdbeersahne. Ihr dichtes blondes Haar hat sie kürzen lassen, der Teint einer Landfrau steht ihr bestens. Ich bin der glückliche Ehemann, der stolz auf seine Frau ist und letztlich auch auf sich.

Im Keller errichte ich meine Ölpresse. Ich habe unendlich viel Platz hier unten, werde früher oder später auch schöne Schnäpse destillieren. Immer geschmückt mit den künstlerischen Etiketten meiner Frau. Das wird ein erfülltes Leben! Nur die ständig über uns schwebende Frage, ob denn dieser zauberhafte Ort geeignet wäre für ein schnuckeliges Bio-Café, mit Mandelkuchen, Zitronentarte und Himbeer-Baiser, wollen wir später beantworten – wenn wir uns ein bisschen erholt haben. Na ja, ein beschwerlicher Anfang ist bei so einem Objekt nicht zu vermeiden.

Montags wird unser Briefkasten immer mit Reklame zugestopft. Heute sind zwei Briefe dabei. Der erste kommt vom Labor – wegen des Mineralwassers. Sehr verehr ... usw. Normale Trinkwasserqualität, leider mit etwas zu hohem Chlorgehalt. Erlauben uns zu berechnen ... Punkt. Kein Mineralwasser.
Der andere Brief ist eine Rechnung vom Wasserwerk - Endabrechnung für’s abgelaufene Jahr.
Ein irrsinniger Betrag. Karin schaut mir über die Schulter, sagt „Nein!!“ und rutscht an mir in Zeitlupe herunter. Ich schaue auf meine Fingernägel, an die Decke, auf den Boden, nochmals auf die Rechnung mit dem silberblauen Logo. Wie einen Flieger, wie eine Libelle falte ich sie und schicke sie auf die Reise.
Sie hat keine Lust auf einen Looping, macht nur einen Hopser und fällt auf die Nase.

 

Hallo josefelipe,

einen echten Drugstore mit ‚Coffee tu go’
Wenn dieser echte Drugstore also nicht teil einer Kette ist, könnte das Schild sogar echt sein - sonst wäre es ein Schreibfehler. Dienstag sah ich einen Luxusbeförderer mit dem Kennzeichen TU-IT, dieses Denglish geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Bäume becircen mich.
Warum erwarte ich jetzt, dass sich der Prot in eine Sau oder noch schlimmeres verwandelt?

Mühlengesetz
Das "echte" Mühlengesetz hat die kleinen Mühlen zugunsten der Konzerne kaputtgemacht. Deshalb weckt der Begriff in mir unpassende Gefühle.

gelesen –[Leerzeichen]lang lang ist’s her.

fällt auf die Nase
Schöne Beschreibungen, ja, man kann sich hineinleben und hineinfühlen. Aber auch eine sehr deprimierende Geschichte. Warum kann man nicht einfach aussteigen?
Die heutigen Aussteiger, habe ich gelesen, sind junge Menschen, deren Eltern viel Geld verdient haben, aber die Kinder sind nicht bereit, in diesem Trott weiterzumachen. Sie geben das ererbte Geld für alternative Projekte aus - einen kleinen Bioladen, ein Studentencafé usw. - und ich wünsche mir, die beiden in der Geschichte hätten auch diese Möglichkeit und müssten nicht alle Freude in die Traumwelt verschieben.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo José,

da ich, wie du ja inzwischen auch weißt, auf dem Land aufgewachsen bin, hat deine Geschichte herrliche Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Wenn es auch keine Mühlengrundstücke waren, so gab es doch alte Bauernhöfe, die in einem ebenso beklagenswerten Zustand waren. Manche sind nicht mehr da, aus manchen sind Schmuckstücke geworden. Und an manchen sind Menschen zerbrochen. Einige haben auch noch einen tragfähigen Balken gefunden und auch genutzt, um ihrem Jammertal ein jähes Ende zu bereiten.
Anders aber bei deinen Protagonisten, die einem ans Herz wachsen in ihrem Schicksal. Ich schätze, sie sind noch sehr jung. Schon etwas erwachsener gewordene Menschen beginnen, die Risiken abzuwägen. Sie haben das Mühlengut gekauft und begonnen, sich in ihr Abenteuer zu stürzen. Ich fand es hervorragend dargestellt, wie sich ihr Traum in die Realität wandelte, wie die Probleme mit den finanziellen Belastungen wuchsen. Dann der neue Hoffnungsschimmer mit der Quelle. Ich war mit ihnen glücklich, wie sie ihren Traum doch noch erfüllt sahen, fürchtete aber immer schon auf die nächste Ernüchterung, die dann in Form der Wasserrechnung prompt kam.
Ich finde die Geschichte erzählerisch sehr gelungen umgesetzt. Von Anfang an wurde ich in die Szenerie hineingezogen und konnte alles deutlich sehen.

Wir schwirren ab, libellengleich!

...

Karin schaut mir über die Schulter, sagt „Nein!!“ und rutscht an mir in Zeitlupe herunter. Ich schaue auf meine Fingernägel, an die Decke, auf den Boden, nochmals auf die Rechnung mit dem silberblauen Logo. Wie einen Flieger, wie eine Libelle falte ich sie und schicke sie auf die Reise.
Sie hat keine Lust auf einen Looping, macht nur einen Hopser und fällt auf die Nase.


Dieser Bogen, den du hier schlägst, ist superschön. Der Start mit so viel Unbedarftheit und Enthusiasmus und das Ende mit der Erkenntnis, dass man für alles seinen Preis bezahlen muss.

Sehr, sehr gern gelesen!

Schönen Gruß
khnebel

 
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Ein bisschen José-verwöhnt, ...
Hola Lautmacherin, ich frage Dich allen Ernstes: Hast Du auch nur eine vage Vorstellung, was das im wirklichen Leben bedeutet? Doch sprechen wir von was anderem – ich bin auf Monate ausgebucht.
Erstmal danke schön für Deinen Super-Kommentar! Musste ich gleich mehrmals lesen, der guten Schwingungen wegen. Klingt auch lange nach.

Zitat von josefelipe
Ich bin ein Verrückter, Bäume becircen mich. Die öffnen mein Herz, meine Sinne – da mache ich mir um den ‚baulichen Zustand’ der Gebäude keine allzu großen Sorgen.

Spätestens hier hast Du mein Herz erwischt. Ich kann ihn sooo gut verstehen!


Lautmacherin, mal ganz ehrlich: Hast Du nicht auch das Gefühl, dass wir zwei für einander bestimmt sind?

Jetzt bin ich gerührt. Hier greifst Du tief in die Emotionskiste. Aber (wie generell) nicht ins Kitschige abgleitend. Und weil ich ja nebenbei ein bisschen lernen will : Ich denke, das funktioniert deshalb so gut, weil Du die Gefühle durch Zeigen transportierst, nicht über sie erzählst.
„Jetzt bin ich gerührt.“
Ich auch. Besonders wegen:
„Und weil ich ja nebenbei ein bisschen lernen will.“
Und von wem, bitte? rehla sagt das auch:
Ich lese gern und lerne gern von dir.
Oh, meine Damen, ich dreh’ gleich durch! Ich kenne meine Verführbarkeit nicht, aber ich habe da so eine unheilvolle Ahnung. Können wir denn nicht wie normale Menschen miteinander korrespondieren? Von mir lernen? Ich weiß doch selber nix; probiere mal dies, mal das. Und dann müsste ich ja wie ein Standbild stillstehen und könnte nichts Neues mehr versuchen. Ich will aber bei meiner nächsten Geschichte das gewohnte Fahrwasser verlassen – und vielleicht gibt’s Schiffbruch. Und den könnte sich ein Guru nicht erlauben.

Lautmacherin, ich finde das klasse, dass Du (m)einen Text so positiv-akribisch unter die Lupe nimmst. Das ist weit mehr als die üblichen Gefälligkeits-Komms. Da hat der Autor etwas davon.
In meinem Fall hast Du etwas gesehen, was mir nicht so deutlich auffiel:

Zitat von josefelipe
Er hat keine Lust auf einen Looping, macht nur einen Hopser und fällt auf die Nase.
Übrigens, dieser letzte Satz ist ein wunderbares Pendant zum Eingangssatz:
Wir schwirren ab, libellengleich!
Haa! Dankeschön. Da hast Du mir eine tolle Anregung frei Haus geliefert! Ich hab’s gleich aufgegriffen und hoffe sehr, dass Dir der somit geschlossene Kreis zusagt. Aber ich denke schon. War ja Deine Idee.
Jetzt suche ich einen Smiley, der doppelt so schnell küsst wie Deiner.
Gerne würde ich diese Aufgabe persönlich übernehmen, doch (noch?) bist Du mir ferne.
Aber Du sagst ja:
„Ich will da wohnen! Jetzt!“
Komm nur, mei Frau un ich werden Dich gerne empfangen, auch die Übernachtungsmöglichkeiten übersteigen geringfügig das Gathering-Grundmodell.
„Und Nussöl pressen.“
Hörst Du’s: klack-klack-klack – die Nüsse fallen, jetzt ist die beste Zeit, Deine Sehnsüchte ins normale Leben zu transferieren.
Ich hoffe, Du hast keine Beschwerden mit dem Rücken. Nussernte macht aua.

Wie gesagt – pack Dir was Luftiges, auch was Warmes ein, und dann aufi in die Nüsse!
Dir soll es an nichts mangeln – soll ich auch im Namen meiner Frau so sagen.:shy:
Und nochmals vielen Dank für Deinen Kommentar! Noch am selben Abend hatte ich 99,99 % Deiner Anmerkungen umgesetzt. Du machst wirklich Deinem Nick alle Ehre.

José

 

Hallo José,
ich glaube, ich hatte heute das erste Mal das Vergnügen, eine Geschichte von Dir zu lesen. Und das wars auch-ein Vergnügen.
Ich habe eine ähnliche Szenerie als Kind erlebt, die Hippie-Clique meiner Eltern hatte auch eine baufällige Mühle gekauft und renoviert. Ich glaub so ein Jahrzehnt. :D Da hatte der Idealismus auch sehr oft der Realität Platz machen müssen.

Ich finde aussteigende Städter mit all ihren romantischen Ideen immer lustig. Klar, es war auch tragisch, aber irgendwie geschieht es Deinen Protagonisten auch ein bisschen Recht.
Ich hatte die ganze Zeit ein anderes Szenario im Kopf, als das Wasser kam. Eher Richtung Einsturz der gerade fertigen Mühle.
Das Ende finde ich persönlich nicht so richtig plausibel, weder, warum sie sich so über die Quelle freuen, noch die Abrechnung des Wasserwerks.
Ist aber egal. Denn die Geschichte war herrlich lebendig, bunt, zeigte sehr schön die Blödheit der Städter, schon Etiketten zu entwerfen, bevor man überhaupt ein Dach über dem Kopf hat.

Toll gemacht, danke für das Lesevergnügen!
Liebst, Gretha

 

Das Ende finde ich persönlich nicht so richtig plausibel, weder, warum sie sich so über die Quelle freuen, noch die Abrechnung des Wasserwerks.

Hola Greta,
Du bist zwar noch nicht an der Reihe, doch um weitere Unklarheiten nicht erst aufkommen zu lassen: die Quelle wird von einer durchgerosteten und/oder gebrochenen Wasserleitung „gespeist“, die zum Haus führt! Und dieses Wasser muss an der Wasseruhr vorbei, die dann auch fleißig tickt – Tag und Nacht. Ein Jahr lang! Capisce?

Ich lass noch von mir hören. Erst einmal vielen Dank!
José

 

Hola Jobär,

danke schön für Deine Aufmerksamkeit und die Anmerkungen. Es freut mich, dass ich Dein Interesse erwecken konnte.

Wenn dieser echte Drugstore also nicht teil einer Kette ist, könnte das Schild sogar echt sein - sonst wäre es ein Schreibfehler.
... und Karin macht Fotos vom schönsten Haus des Dorfes und vom Coffeeschild.
Genau deswegen.
Dienstag sah ich einen Luxusbeförderer mit dem Kennzeichen TU-IT, dieses Denglish geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Das ist hart; ich fürchte, dass ich Dir da keinen Beistand leisten kann.

„Bäume becircen mich.“
Warum erwarte ich jetzt, dass sich der Prot in eine Sau oder noch schlimmeres verwandelt?

Die Antwort könnte sein: becircen bedeutet verführen, betören – auch verzaubern in diesem Sinne, jedoch nicht verzaubern im Sinne von verhexen .

Aber auch eine sehr deprimierende Geschichte.
Ach Jobär, das war nicht meine Absicht. Ich mag’s lieber heiter. Nur konnte ich dieses Gottesgeschenk ‚Quelle’ dem Leser nicht bis zum Schlusspunkt zumuten – dann hätten wir ein ziemlich plattes Ende.
Warum kann man nicht einfach aussteigen?
Ich denke, die haben ihre Jobs gekündigt, das Gesparte reingesteckt und einen Kredit aufgenommen. Außerdem sind sie noch jung genug, an ein gutes Ende zu glauben.

- und ich wünsche mir, die beiden in der Geschichte ... müssten nicht alle Freude in die Traumwelt verschieben.
Werden sie wohl müssen, denn sie sind pleite. Jobär, ich hoffe, dass unsere Renten weiterhin pünktlich überwiesen werden!
Sei gegrüßt
José

 
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Hola Feuerwanze,

... war so gut beschrieben, dass ich mich nach dem Lesen verdutzt umgesehen habe, ob ich nicht selbst umgezogen bin.

Und – was ist? Standen die Möbel noch an ihrem Platz? Aber ich denke, so heftig war der Text nicht.
Jedenfalls danke ich Dir für Deinen Komm.

Dann nach dieser ganzen Schöndenkerei dieses gemeine Ende, ...

Du kennst ja die Konstruktion einer KG, und da Happy End verpönt ist, blieb mir nur diese Wahl.

Einen schönen Gruß schicke ich Dir!
José

 
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Hola khnebel,

es tut mir leid, dass es etwas gedauert hat, doch ich will Dir ein bisschen ausführlicher antworten, weil ja Deine Kommentare auch immer gründlich auf die Sache eingehen und Du Dir die dazu nötige Zeit nimmst. Na ja, ich hab’s der Lautmacherin schon geschrieben: Es ist Erntezeit, und neben Äpfeln, Birnen, Pflaumen rieseln die Nüsse in Mengen.
Nach dem faulen Sommer muss ich wieder in die Puschen kommen und meinen Hintern drehen. Aber jetzt bist Du an der Reihe!

Einige haben auch noch einen tragfähigen Balken gefunden und auch genutzt, um ihrem Jammertal ein jähes Ende zu bereiten.
Tja, mein Lieber, dieser Kelch ist an mir vorübergegangen, aber in jeder meiner Geschichten ist etwas Autobiographisches. Ich bin nämlich auch stolzer Mühlenbesitzer mit ausgetrocknetem Mühlbach. Hier in Südungarn haben meine Frau und ich ein tolles, leider ruiniertes Anwesen gekauft – 2001.

... aus manchen sind Schmuckstücke geworden.

Ja, wenn man zu zweit ist und an einem Strick zieht, kann es gelingen.
Dieses verrückte Ding mit der defekten Wasserleitung fand tatsächlich statt, nur hab ich nicht ein Jahr, sondern nur zwei Tage zugeschaut. Ich kann manchmal wunderbar blöd sein.

Schon etwas erwachsener gewordene Menschen beginnen, die Risiken abzuwägen.
Ich war sechzig:(!

Sie haben das Mühlengut gekauft ...
... weil:
– alles eingerahmt von herrlichen uralten Nussbäumen!
Ich bin ein Verrückter, Bäume becircen mich. Die öffnen mein Herz, meine Sinne –
Ist wirklich wahr. Alte Bäume, besonders am stillen Wasser (Mühlteich) oder Alleen lassen mich stillstehen. Einmal sind wir nach Rügen gefahren - nicht wegen der Badefreuden, sondern der Alleen wegen.

Ich finde die Geschichte erzählerisch sehr gelungen umgesetzt.
Sehr, sehr gern gelesen!

Ein tolles Lob, mein Lieber. Allerherzlichsten Dank! Ich nehm’s als Ansporn für die nächste Geschichte.
Alles Gute und bleib gesund!
José

 

Hallo José,

Schon etwas erwachsener gewordene Menschen beginnen, die Risiken abzuwägen.
Ich war sechzig!

Hut ab, und wieder habe ich einen Kollegen jünger eingeschätzt :D. Aber was sagen Jahre schon, wie jung oder alt man im Herzen ist, ist doch wichtig! Weiter so, José!

Dir auch alles Gute und das mit der Gesundheit kann ich nur zurückgeben!
khnebel

 
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Hallo Josefelipe!

Eine schöne, ruhige und doch kraftvolle Geschichte; wie ein breiter Fluss eben. :)

Zwei ganz persönliche Eindrücke:

1. Ich würde die Quelle gerne sehen. Du handelst das meiner Meinung nach etwas zu kurz ab, denn die Quelle ist sehr wichtig für die Geschichte.
Also würde ich gerne noch einen drei/vierzeiligen Absatz der Beschreibung dieser widmen, wie da das Wasser hochsteigt, wo es hochsteigt (als "Tümpel" im Gras oder quillt es zwischen Steinen hervor?) ...

2. Warum geht die Geschichte nach der Quellenentdeckung noch weiter?
Ich hatte so ein mitreißendes Gefühl: Wow, da ist die Quelle, die beiden nehmen wieder "Fahrt" auf, freuen sich ...
Dann aber bremst sich die Geschichte irgendwie wieder etwas aus, bis es dann zum "mittelguten" Ende kommt.
Ich finde, die Geschichte bei der Entdeckung enden zu lassen, hätte mehr "Schwungkraft" als Ende. So dass der Leser mit einem "Wow, gutes Gefühl", die Geschichte "verlassen" würde.
So geht es natürlich auch, aber, wie gesagt, ich finde, das aktuelle Ende nimmt dem Ganzen die Dynamik.


Aber: Jammern auf hohem Niveau.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, sowohl sprachlich, als auch thematisch!


Beste Grüße

Runa

PS. Muss man für das Wasser aus seiner eigenen Quelle, d.h. Wasser auf seinem Grund und Boden, bezahlen? Oder wie ist das Ende zu verstehen?

 
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Hallo José,

Deine Geschichte gefällt mir sehr gut, obwohl ich mir vom Titel her etwas anderes erhofft hatte. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt: Da ich zum Wasser eine besondere Beziehung habe, ist die Schönheit dieses Elements ein großes Thema für mich. Doch bis auf ein paar Nebensätze ist davon in der Geschichte nicht viel zu spüren. Etikettenschwindel!

Ja, die Geschichte ist toll und ich widerspreche Runa energisch, dass sie dieses Ende nicht bräuchte. Sie braucht es, erst mit diesem Ende wird die Geschichte wahr in einem höheren Sinne:

Jeder von uns fühlt mit den Romantikern, die allzu oft bereit sind, für das Gefühl den Verstand zu opfern. Es hat etwas Liebenswertes, wenn ein Mensch gegen die Bedingungen der Realität an seinen Träumen vom schönen Leben festhalten möchte. Aber mir scheint, dass darin auch eine gehörige Portion Egoismus und Unverständnis liegt.

Denk ich mir die Welt, wie sie mir gefällt – das ist das Credo des ewigen Kindes, das glaubt, die Welt sei dazu da, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Natürlich können alte Gemäuer und Kastanienbäume inmitten nahezu unberührter Natur ein Ort sein, an dem es sich zu leben lohnt.

Aber ehrlich gesagt: Marmelade kochen, Schnaps brennen, ein Bio-Café eröffnen – so beschaulich das klingen mag, als Lebensentwurf finde ich es zu mager. Es ist psychologisch gesehen ein Fehler, denke ich, wenn die Zielvorstellungen eines Menschen sich darauf beschränken, es sich in seinem Leben schön einzurichten. Wenn man es sich dann nämlich schön eingerichtet hat, stellt man fest, dass da noch eine ganze Menge fehlt.

Noch gravierender ist es, wenn man seinen naiven Träumereien Jahre und Jahrzehnte seines Lebens opfert und schließlich mit leeren Händen dasteht.

Die Quelle fand ich ein wunderbares Symbol dafür. Sie hat mich sofort stutzig gemacht. Woher kommt auf einmal das Wasser?, dachte ich mir. Und die Rechnung am Ende – perfekt. Das ist genau die Art von Twist, die ich als ideal bezeichnen würde und die ich bei vielen anderen Geschichte hier im Forum so vermisse. Es handelt sich dabei eben nicht nur um eine Wendung im Laufe der Ereignisse, sondern sie entlarvt das ganze Projekt als das Luftschloss, das es von Beginn an war. Gut gemacht!

Sehr gern gelesen, José!

Gruß Achillus

 

Hallo noch mal!

Hab gerade Achillus Beitrag gelesen und ...
Hm. Ja. Sowas habe ich schon befürchtet, Spoileralarm ... also ist das gar keine richtige Quelle. Och Menno. Voll fies!!!

Als erklärte Romantikerin finde ich das natürlich nicht schön, obwohl die Geschichte trotzdem gut bleibt. Ist halt Geschmackssache.
Ich lese und schreibe gerne/lieber schöne Geschichten, gerade weil das Leben oft genug andere Seiten zeigt.

Dennoch: zynisch gut gemacht, Josefelipe!

Und ich schreibe gedanklich schon mal eine eigene Quellgeschichte - für die Romantiker unter uns. :D


Beste Grüße!

Runa

 

Hola Gretha,

... ich glaube, ich hatte heute das erste Mal das Vergnügen, ...

Oh, das Vergnügen ist ganz meinerseits!

... eine Geschichte von Dir zu lesen. Und das wars auch-ein Vergnügen.

Da freue ich mich wirklich. Verblüffend, dass Du selbst mit dieser Materie in Berührung gekommen bist. Viele Menschen sollten das von ihnen favorisierte ‚Aussteigen’ als tröstende Idee im Alltag pflegen – und besser von einer Verwirklichung Abstand nehmen. Ich habe schon einige zusammenkrachende Träume gesehen und es macht betroffen, wie sich Dinge beinahe unaufhaltsam in die falsche Richtung entwickeln können.

Ich hatte die ganze Zeit ein anderes Szenario im Kopf, als das Wasser kam. Eher Richtung Einsturz der gerade fertigen Mühle.

Hätte man auch machen können. Ist ja schön, am PC zu sitzen und alle möglichen Szenarien zu entwerfen. Keine schlechte Idee.

Zum Ende: Ich weiß nicht, ob Du #8, ebenfalls vom 15.09., im Thread gelesen hast, hier ist’s noch mal.

Zitat Gretha:
Das Ende finde ich persönlich nicht so richtig plausibel, weder, warum sie sich so über die Quelle freuen, noch die Abrechnung des Wasserwerks.
Hola Greta,
Du bist zwar noch nicht an der Reihe, doch um weitere Unklarheiten nicht erst aufkommen zu lassen: die Quelle wird von einer durchgerosteten und/oder gebrochenen Wasserleitung „gespeist“, die zum Haus führt. Und dieses Wasser muss an der Wasseruhr vorbei, die dann auch fleißig tickt – Tag und Nacht. Ein Jahr lang! Capisce?
... zeigte sehr schön die Blödheit der Städter, ...

Ich bin kein Stadtmensch, deshalb trifft mich das nicht persönlich, aber ist das nicht sehr allgemein gehalten? Ich kenne Städter, die – Du weißt schon;)

Gretha, danke schön für Lesen und Komm – vielleicht haben wir wieder mal das Vergnügen?
Mich würde es freuen.

José

 

Hola José,

was hätte das so schön werden können: Eine eigene Mühle, selbstversorgend in alten Gemäuern lebend, das Leben geniessen, Träume wahr werden lassen.

Und dann das: Existenzkampf, platzende Träume und ganz zum Schluß die Rückkehr auf die Erde durch eine dicke, erdende Wasserrechnung: Kann das Leben grausamer sein?

Das ist toll:

„An uns denken?“ Meine Frau verliert die Haltung. Sie lehnt sich an mich, ruckt und bebt.
Lange stehen wir so, ich streichle ihr Haar, ihre Schultern. Meine scheinbare Ruhe überträgt sich ein wenig auf sie. Ich weine nur nachts.

"Ich weine nur nachts". Ein einfacher Satz, einfach nur so dahingeworfen. Sehr sehr schön !!!

Weiter, auch toll:

Die Libellen, anfangs vollkommen frei, entfesselt. Zum Schluß nahezu flugunfähig, Blei in den Flügeln. Toll gemacht !!!

[/QUOTE]

Die Geschichte an sich ist sehr schön, eine gute Idee, mit angenehmer Sprache schön erzählt. Schnell gelingt es, sich hineinzuversetzen, bangt und fühlt man mit den Protagonisten.

Trotzdem hat mir ein ganz wenig Tiefe und - ja, auch Breite gefehlt; hier merkt man, dass man zumindest hier im Forum eine Kurzform wählen muß, um gelesen zu werden.

Einen José, extra large, ... das hätte ich mir hier gewünscht. Mehr ist mehr!

Auf jeden Fall: :thumbsup:

Weiter so, alter Krieger!

Gruß, Jürgen aka Freegrazer

 

Hola Runa Phaino,

Och Menno. Voll fies!!!

Es tut mir sehr leid, ich kann nur den Blick schuldigst auf meine Schuhspitzen heften und mich schämen. Soll nicht wieder vorkommen.

Dennoch: zynisch gut gemacht, Josefelipe!

Vielen Dank – dabei bin ich gar kein Zyniker. Eher Zaungast. Aber bei meiner Mühle lief es ähnlich: Schöne Bäume – gekauft. Das Dach? Geht noch. Alles ganz einfach, aber dann kommt’s dicke!
Ich hatte Glück (und einen Terrier-Charakter), deshalb nahm alles ein gutes Ende.

Eine schöne, ruhige und doch kraftvolle Geschichte; wie ein breiter Fluss eben.

Da machst Du mir ein schönes Kompliment, ganz ohne Übertreibungen. Ich danke.
1. Ich würde die Quelle gerne sehen.
... der Beschreibung dieser widmen, wie da das Wasser hochsteigt, wo es hochsteigt (als "Tümpel" im Gras oder quillt es zwischen Steinen hervor?) ...
Da hast Du recht. Das hätte ich ausführlicher beschreiben, bzw. diese ursprünglich vorhandene Stelle nicht wegkürzen sollen.(KG:D!)

2. Warum geht die Geschichte nach der Quellenentdeckung noch weiter?
Ja eben – damit ich meinen Zynismus ausleben kann!

PS. Muss man für das Wasser aus seiner eigenen Quelle, d.h. Wasser auf seinem Grund und Boden, bezahlen?
Ich glaube, dass hier jede Gemeinde macht, wie sie lustig ist. Jedenfalls sah ich einen Fall im TV, in dem die Kommune Geld forderte vom Besitzer eines Grundstücks mit Quelle. Das gab ein ziemliches Kuddelmuddel mit Einspruch und Widerspruch – der Nutznießer war eindeutig der Anwalt.

Und ich schreibe gedanklich schon mal eine eigene Quellgeschichte - für die Romantiker unter uns
... also auch für mich. Nein, Runa Phaino, ich bin kein schlechter Mensch und lieber romantisch statt zynisch. Musste mir glauben. Und wenn Du ernsthaft ans Werk gehst, dann begleiten Dich meine guten Wünsche.

Hab Dank für die Kommentare:D und alles Gute!
José

 

Hola Achillus,

Da ich zum Wasser eine besondere Beziehung habe, ist die Schönheit dieses Elements ein großes Thema für mich.
Etikettenschwindel!
Jau, hier muss ich kuschen! Ziemlich großmäulig bin ich da; bei der Wahl des Titels greife ich gelegentlich daneben. Werd in Zukunft aufpassen, Recht hast Du.
In Deinem folgenden Text allerdings kann ich Dir nicht immer beipflichten.

Jeder von uns fühlt mit den Romantikern, die allzu oft bereit sind, für das Gefühl den Verstand zu opfern.
Hier behaupte ich, dass es auch eine romantische Mischung gibt von Gefühl und Verstand.
Mir sind Fälle bekannt, bei denen eine ‚Bauchentscheidung’ zu besseren Resultaten führte als in anderen Beispielen, bei denen der ‚Verstand’, der vorgeblich gesunde Menschenverstand, zu Hilfe genommen wurde. Mein Leben verlief etwas unruhig (Gott sei Dank im positiven Sinn), und auch aus eigener Erfahrung kann ich das Vorstehende bestätigen.
Eine klammheimliche Freude hab ich sowieso an der Chaos-Theorie, deren begeisterter Anhänger ich bin.

Es hat etwas Liebenswertes, wenn ein Mensch gegen die Bedingungen der Realität an seinen Träumen vom schönen Leben festhalten möchte.
Da bin ich ganz bei Dir.

Aber mir scheint, dass darin auch eine gehörige Portion Egoismus und Unverständnis liegt.
Hier meine ich, dass Egoismus manchmal eine gute, eine lebensnotwendige Eigenschaft ist.
Und ‚Unverständnis’? Das kann ich einem jeden Menschen vorwerfen, denn hätte er das ‚Große Verständnis’, wäre er Gott.

Denk ich mir die Welt, wie sie mir gefällt – das ist das Credo des ewigen Kindes, das glaubt, die Welt sei dazu da, ihm seine Wünsche zu erfüllen.
Dann ist das Kind erwachsen (was auch unterschiedlich interpretierbar ist).
Das erwachsene Kind hat schon kapiert, dass die Welt das nicht tun wird – doch was wäre das Hindernis, es nicht aus eigener Kraft zu versuchen? Ich hab’s versucht, blauäugig und doof (romantisch mit Unverstand) – und Bingo! – ich hatte Glück.

Chaostheorie und Glück – das ist für einen Verstandesmenschen grauenhaft, kann ich mir vorstellen. Doch dazwischen sind nette Sachen versteckt, besonders weil das erwachsene Kind außerhalb der Normen seine Fantasie einbringen kann und die guten Gefühle erfährt, die
es sonst nie genossen hätte.

Natürlich können alte Gemäuer und Kastanienbäume inmitten nahezu unberührter Natur ein Ort sein, an dem es sich zu leben lohnt.
Als ob Du mich schon besucht hättest! Es ist so.

Aber ehrlich gesagt: Marmelade kochen, Schnaps brennen, ein Bio-Café eröffnen – so beschaulich das klingen mag, als Lebensentwurf finde ich es zu mager.
Mager? Lieber Achillus, es ist doch gleich, ob ich Bronzegießer oder Destillateur oder Maler bin. Etwas selbst, eigenständig zu machen, immer besser zu werden, nicht mehr den Vorgaben der Anderen zu folgen, sondern Gas zu geben, überzeugt zu sein von dem, was man tut – das, verdammt noch mal, ist doch das echte Lebensgefühl – für mich zumindest.
Abhängigkeit von tausend Sachen – das braucht kein Mensch. Aber Abtauchen in die Katakomben, wo es duftet, wo man der Oberteufel ist, der den selbstgebrannten Aprikosenschnaps auf exakt 40% einstellt, in diesen bemerkenswerten Flaschen mit den (in der Geschichte schon erwähnten) schönen Etiketten.
Nein, da brauchen wir keinen Smiley, ich hoffe, wir verstehen uns. Und außerdem - die Hauptsache: Man begegnet Menschen.

Weiter im Text:

Es ist psychologisch gesehen ein Fehler, denke ich, wenn die Zielvorstellungen eines Menschen sich darauf beschränken, es sich in seinem Leben schön einzurichten.
Achillus – ich bitte Dich! Was sagst Du denn? Wofür und warum sollten wir uns denn abrackern, wenn nicht genau für das. Knausgård (dessen Fan ich NICHT bin) sagt: Kein glückliches Leben anzustreben, ist das Provozierendste, was man überhaupt tun kann.
Aber warum sollte ich provozieren? Und wen?

Wenn man es sich dann nämlich schön eingerichtet hat, stellt man fest, dass da noch eine ganze Menge fehlt.

Das klingt ja fast wie ein Vorwurf. Das muss doch nicht ausschließen, dass ich mich einbringe in die Gemeinschaft, Verantwortung übernehme, mein Wissen weitergebe.

Fehlt nicht immer was, wenn man sich nicht im Griff hat? Wer sind wir denn, dass uns immer noch eine ganze Menge fehlt? Ja, ich glaube schon, zu verstehen, dass Du die Werte zwischen Himmel und Erde meinst, das Ideelle, das Ethische vielleicht etc.

Noch gravierender ist es, wenn man seinen naiven Träumereien Jahre und Jahrzehnte seines Lebens opfert und schließlich mit leeren Händen dasteht.
Pardon, was sind leere Hände? Was gehört da rein?
Zwanzig Jahre gelebt zu haben überm Meer, Avocados im Garten und Zitruszeugs, ohne all den Kram, den die Medien beflissen Tag für Tag breitstreuen, in aller Arschruhe Kompott und Brot machen, die Kinder versorgen, Zeit haben – das sind keine leeren Hände (auch wenn das Konto bescheiden aussieht).

Zurück zur Textarbeit!!

Gut gemacht!
Sehr gern gelesen, ...

Achillus, Du bist doch der Beste! Danke schön. Ich würde mich freuen, wenn unser Geplänkel Bestand hätte.
José

 

Hola Freegrazer,

... was hätte das so schön werden können: ...

Ja, mein Lieber – hätte! Ich hoffe, bislang sind Dir einstürzende Neubauten oder alte Gemäuer, die Dich ruinieren, erspart geblieben.

... zum Schluß die Rückkehr auf die Erde durch eine dicke, erdende Wasserrechnung ...

Etwas vom Autor als Privatmann steckt in jeder Geschichte - ich hatte das geplatzte Wasserrohr durch Zufall entdeckt, sonst wäre es richtig teuer geworden. Und auch alles andere ist wahr.
Einige Kommentatoren hatten Schwierigkeiten mit dem Ende der Geschichte. Da hab ich die „Quelle“, die mit Trinkwasser aus der kaputten Leitung ‚gespeist’ wird, wohl doch zu irreführend beschrieben – und das ist dumm, weil die erste Version den Sachverhalt offener darlegte. Aber da ich immer wieder las, der Autor möge den Lesern nicht das Denken abnehmen, hab ich’s dann etwas verklausulierter geschrieben – na ja:hmm:.

Trotzdem hat mir ein ganz wenig Tiefe und - ja, auch Breite gefehlt; hier merkt man, dass man zumindest hier im Forum eine Kurzform wählen muß, um gelesen zu werden.

Du machst mich grübeln. Als ich Forumsmitglied wurde, erlitt ich als Geschichtenschreiber Qualen, weil ich kürzen, kürzen, kürzen musste. Jetzt sieht es so aus, dass ich die gestraffte Form als hinnehmbar empfinde. Ich will im Forum bleiben, weil es hier ohne Betulichkeit zur Sache geht – woanders würden mir die Augen zufallen.

Einen José, extra large, ... das hätte ich mir hier gewünscht. Mehr ist mehr!

Freegrazer, alles ändert sich – und wir sind mittendrin. Vielleicht werde ich rückfällig
und wieder etwas ausführlicher. Dann selbstverständlich als freier Autor, um den sich die Verlage kloppen!

Dein thumbsup gibt mir neuen Lebensmut, ich danke Dir für Deinen treffenden und trefflichen Kommentar.
Arbeite nicht so hart und - wie ich schon Karin*) rate - denk auch mal an Dich!

Weiter so, alter Krieger!
Das könntest Du auch feinfühliger sagen! Was soll denn das ‚alt’? Weiß ich doch selbst:mad:.

José
*) Das ist meine Ehefrau aus der Geschichte;).

 

Hallo josefelipe,

bevor mich deine ´schriftliche Einladung` erreichte, hatte ich allen Ernstes darüber nachgedacht, ob es denn nicht albern sei, jemanden, der fähig ist, vor den Augen des Lesers solche Bilder entstehen zu lassen - und da spreche ich nicht von den Nussbäumen - überhaupt einen Komm zu schicken. Habe mir dann selbst die Frage beantwortet - ein Geniestreich zuzusagen. Ja, der José wird sich freuen, sonst wäre er nicht hier in Forum. Und ein gutes Wort wärmt uns alle.

Im Prinzip ist alles gesagt. Trotzdem noch mal: Deine KG ist bunt und rund und ich war hin und weg, nachdem ich sie gelesen hatte. So, jetzt ist es raus.

Nur eine technische Angelegenheit leuchtet mir nicht ein. Wenn doch die Wasserzuleitung ins Haus gebrochen ist, wie kann dann in Bad und Küche Wasser ankommen. Ich schnall das nicht.
Oder steht einer bei mir auf der Leitung?

Du erwähntest, dass dir dieses Malheur wirklich passiert ist und du zwei Tage brauchtest, um es zu erkennen. Erklärst du mir den vermeintlichen Widerspruch?

Liebe Grüße

peregrina

 

Hola peregrina,

Habe mir dann selbst die Frage beantwortet - ein Geniestreich zuzusagen.

Ganz ohne Frage – das sehe ich auch so.

Ja, der José wird sich freuen, ...

Und wie! Nicht zuletzt, weil ich mich gerne freue:dozey:. Bei Dir habe ich das gute Gefühl: Hier schreibt mir ein Mensch, der gut drauf und fröhlich und positiv geerdet ist. Sehr angenehm.
Aber bevor es kuschelig wird, erst mal die kalten technischen Dinge:

Wenn doch die Wasserzuleitung ins Haus gebrochen ist, wie kann dann in Bad und Küche Wasser ankommen.
Hier hast Du mich eiskalt erwischt!! Mein Gott, wie peinlich. Ich könnte im Erdboden versinken!
Komisch, dass Du als erste darauf stößt. Niemandem sonst ist es aufgefallen.
Jetzt müsste ich nur noch sagen: Auch mir nicht!

Natürlich stimmt das, doch in meinem Fall muss ich mildernde Umstände geltend machen. Es gab tatsächlich eine dunkle, dann feuchte, dann nasse und schlussendlich quellende Stelle in der Nähe unseres Hauses. Ich hatte keine Ahnung, wo irgendwelche Wasserleitungen zu den verschiedenen Gebäuden hinführen, das ganze Ensemble ist Baujahr 1891. In diesem Fall war’s die Leitung zum Pferdestall – und, ich schrieb es schon an anderer Stelle: Ich kann manchmal wunderbar blöd sein!

Oder steht einer bei mir auf der Leitung?

Nein, sei unbesorgt. Das würde sich niemand wagen. Eher bei mir: Mit keiner Silbe habe ich daran gedacht, dass nur ich von der Existenz mehrerer Wasserleitungen Kenntnis habe. Das ist wirklich dumm. Mich fröstelt. Deshalb ist Dein Post für mich so wichtig:

... ein gutes Wort wärmt uns alle.

Ich hab’s bitter nötig.

Trotzdem noch mal: Deine KG ist bunt und rund und ich war hin und weg, ...

Aahh, mir wird schon wärmer. Danke schön, peregrina, dass Du in dieser für mich äußerst dramatischen Situation die richtigen Worte gefunden hast und ich hoffe sehr, dass wir uns im Forum wieder begegnen.

So, jetzt ist es raus.

So, jetzt ist es raus.

José

 

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