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"Als Kind schon habe ich den Pfau bewundert," erzählte ich dem Wolf, "folgte seinem Schrei und wartete darauf, dass er ein Rad schlug. Er ist der einzige, der sich frei unter euch anderen bewegen kann und nicht ohne Grund trägt er eine Krone auf seinem Haupt. Noch heute sammle ich jede Feder von ihm, die ich auf dem Weg finden kann."
Der Graue schüttelte den Kopf und grinste hämisch durch das Gitter. "Die wahre Schönheit des Pfaus liegt im Inneren. Aber für meinen Geschmack hat ihm die Natur zu viele Federn und zu wenig Fleisch gegeben." Dann drehte er sich um und ging.
Ich wusste, dass er recht hatte.
deine Geschichte ist ja ziemlich kurz. Ist es eigentlich eine Geschichte? Wohl nicht. Eher eine Betrachtung, ein Fragment, völlig aus dem Zusammenhang gerissen, hätte er nur einen gehabt (?). Der letzte Satz: "Ich wusste, dass er recht hatte." macht den Text dennoch interessant, muss ich gestehen, wenn er auch nicht zum Entschlüsseln deiner Botschaft reicht.
Alles in allem also ein schönes Textchen auf den ersten Blick. Auf den zweiten, näheren Blick für mich als Leser völlig unbefriedigend. Er braucht auf jeden Fall Details...
Ich(!) folgte seinem Schrei und wartete darauf, dass er ein Rad schlug. Er ist der einzige, der sich frei unter euch anderen bewegen kann
Was meinst Du mit dem hier kursiv gesetzten Teil? Meinem Gefühl nach ist "anderem" überflüssig, soweit es keine unterscheidende Aufgabe erfüllt. Wer sind die anderen, wer ist der Protagonist bzw. erste Sprecher?
Auch ich rätsel ein wenig über deine Fabel, welche Botschaft sie enthält.
Man sagt der Pfau ist eitel, ja. Und der Wolf weiß, dass das Innere nicht viel hergibt.
Mit dem Schlußsatz implizierst du, dass dem Erzähler aufgegangen ist, dass er sich das falsche Tier zum Vorbild genommen hat.
ich habe eine eigene meinung, hurra
ich finde den text schoen, aber ein bisschen zu kurz fuer meinen geschmack. wie goldene dame schon schrieb, scheint der erklaerer sich der meinung des wolfes anzuschließen, aber dieser schlussfolgert ein bisschen aus den falschen gruenden
fazit ist, das innere ist wichtig, auch wenn das nicht ganz so woertlich zu nehmen ist wie beim wolf!
Kicher - ich dachte, die Überschrift ist schon Hinweis genug. Es geht nicht um die Eitelkeit des Pfaus, sondern um seine Schönheit, die der Ich-Erzähler bewundert. Der Wolf hingegen interessiert sich mehr für die "inneren" Werte, auch wenn dies im vorliegenden Fall sehr materialistisch gedacht ist. Letztlich ist der Ich-Person natürlich klar, dass es mehr auf diese Werte ankommt. Trotzdem kann er sich nicht von der äußeren Schönheit lösen. Der Text sollte eine satirische Replik auf den gängigen "Es kommt nicht auf die äußeren, sondern die inneren Werte an" - Satz sein - daher auch die boshafte Doppeldeutigkeit des "Inneren".
Der Pfau ist tatsächlich das einzige Tier, das sich in Tierparks unter allen anderen frei bewegen kann. Daher hat das "anderen" schon seinen Sinn.
Ach ja, der Ich-Person wird nicht plötzlich klar, dass der Wolf im Recht ist, sondern er wusste bereits vorher, dass die Position des Wolfes richtig ist.
Daher auch "Ich wusste, das er recht hatte" und nicht "Mir wurde klar, dass er recht hatte".
Joh, du weißt aber, dass diese Erklärungen nicht soviel wert sind, als wenn sie in die Geschichte eingearbeitet wären?
Eine Geschichte sollte für sich stehen und nicht nachträglich die Erklärungen des Autors bedürfen. Es wird beispielsweise überhaupt nichts von Tierpark gesagt.
Andererseits kann es natürlich auch an meinem - alles andere als unbegrenztem - Leseverständnis liegen. Das weiß ich nicht, und will es auch nicht beurteilen.
Lass gut sein, schau nur an, wieviel meiner Geschichten ich in den Boden erklärt habe...
ja, das mit dem Tierpark war meine Phantasievorstellung, in der Geschichte gibt es dazu aber nicht den geringsten Hinweis. Dies ist mir dank Deines Kommentars klar geworden. Ich habe jetzt noch ein "grinste hämisch durch das Gitter" eingefügt.
Vielen Dank - manchmal ist eben einem selber als Autor die Geschichte bildhaft genug, aber erst durch solche Kommentare wird deutlich, dass der Leser dies gar nicht so sehen und verstehen kann.
ich bin ja generell schon dafür, dass eine Kurzgeschichte möglichst kurz ist, und die Erläuterungen über die Umgebung und der Rahmenhandlungen, nicht zu umfangreicher werden.
Hier ist es allerdings zu wenig von allem.
Der Text an sich ist zwar durchaus interessant, wirkt aber völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
Auch wenn Du jetzt die Umgebung umfangreicher beschreiben würdest, wäre es immer noch keine Geschichte, weil die Handlung fehlt.
Fazit: Schön erzählte These, aber für eine Kurzgeschichte zu mager.
Ja, von der Grundidee gefällt mir der Ansatz auch sehr gut.
Ich finde du könntest daraus eine ganze reihe von pseudo-weisheiten machen. Beschreibe doch, wie der Ich-Erzähler in den Tierpark geht und verschiedene Tiere besucht und mit ihnen redet. Bei jedem Gespräch kommt dann die unterschiedliche Sichtweise des Erzählers und der Tiere heraus.
Nuuuun ... entgegen den anderen Kommentatoren setze ich nicht gleich immer Erklärungsnotstand voraus, sondern lasse die Geschichte erst mal wirken und sich dann setzen. Gut, sie ist das, was man eine Super-Short-Story nennen möchte, aber ich bin beispielsweise nicht auf einen Tierpark gekommen, sondern habe mich doch sehr gewundert, warum der Erzähler hinter Gittern ist und nicht der Wolf.
Ich drehe also den Spieß einmal herum und behaupte, es handelt sich um einen Verrückten, der ja in Wirklichkeit auch nicht wirklich mit dem Wolf sondern einem Wärter oder Therapeuten konfrontiert sieht, dem der Pfau auch lieber auf andere Art als herumlaufend präsentiert wird. Wobei ich zugeben muss, dass ich keine Ahnung von den innerern Werten eines Pfaus habe ... Wie bei einem guten Gemälde lassen sich auch bei einer guten Geschichte Dinge interpretieren und öffnen den Geist.
So gesehen ist die Mini-Story ganz gut, denn sie lässt Raum für Sekulationen und Ideen, auch wenn ein bisschen mehr 'Fleisch' vielleicht interessant sein könnte.
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