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Von der Liebe zum Teufel

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17.06.2018
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Von der Liebe zum Teufel

Mit dem Fernglas stehe ich spät nachts am Fenster
und ich denk’, ich seh Gespenster.
Aber nein,
da ist tatsächlich ein
ganz und gar
glücklich’s Paar.
Nur in meiner Fantasie
kann ich so sein wie sie.

Es fühlt sich an, als wachte ich auf. Als zeige mir das Universum eine ganz neue Welt. Eine schöne. Eine bessere. Da steht sie an der Bar, und ich habe bisher nicht an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber jetzt … jetzt verändert sie alles. Ihr Gesicht, gerahmt von braunem Haar und immer und immer wieder lacht sie auf und selbst durch den Techno-Bullshit, der den Raum verpestet, höre ich ihre Stimme, wie eine zarte Geige. Am liebsten würde ich hingehen, über ihre roten Wangen streicheln, sie an mich ziehen und sie küssen. Wenn nur ihr Anblick neue Gefilde öffnet, wie muss es dann erst sein, sie zu küssen?
Das Gefühl der Verliebtheit ist einem nur selten vergönnt, also weiß ich nicht, ob Du es kennst. Vielleicht wünscht Du es dir, und weil Du es nicht haben kannst, schenkst Du es mir. Und Du fühlst dich gefangen hinter dieser Seite, würdest am liebsten herüber kommen, zu mir, ich sein, fühlen, was ich fühle, sie sehen, ach wenn Du sie nur sehen könntest … Aber keine Angst. Der Schein trügt. In Wirklichkeit bist Du sicher, da wo Du bist. Hinter der Seite, in meinem Kopf — oder besser: Ich in deinem. Was mir jetzt bevorsteht, das ist mindestens genau so schlimm, wie die Verliebtheit schön ist. Denn jetzt – und ich kann nicht anders, ich werde getrieben – muss ich hingehen, sie ansprechen. Ich weiß nicht, wie sie heißt, dafür kenne ich ihre Augenfarbe. Und sie weiß nicht, dass es mich gibt. Aber egal. Dass ich sie hier treffe, das muss doch etwas bedeuten. Es muss einfach.
Oder?
Ich gehe zu ihr. Ich habe Angst, und wie, vor Zurückweisung, aber ich kann ihrer Schönheit nicht mehr entkommen. Sie hat mich gefangen genommen, und jetzt muss ich gleich mit ihr sprechen, jetzt bin ich gleich bei ihr …
»Hi«, sage ich. Und jetzt?
»Hi«, sagt sie und sieht mich fragend an. »Kennen wir uns?«
»Nein«, sage ich, und vielleicht sollte ich mehr sagen, aber ich kann sie nur anstarren.
»Okay?«, sagt sie, und ihr Blick wechselt von fragend zu scheel. Na los! Ich muss irgendetwas sagen.
»Aber ich kenne deine Augenfarbe.« Nein, nicht das. Jetzt denkt sie, ich bin vollkommen neben der Spur. Gleich schickt sie mich zum Teufel, wo ich hingehöre.
Aber sie lacht. »Du bist ja strange«, sagt sie und schließt die Augen. »Dann sag mal an.«
»Sie sind grün. Ist echt schön, sie passen zu deinen Haaren. Du siehst damit aus wie eine Waldnymphe.« Ich muss endlich still sein.
Sie öffnet ihre Lider und lächelt mich an. Ich glaube, mein Herz hat gerade kurz ausgesetzt.
»Du bist süß, danke«, sagt sie. »Wie heißt du denn?«
»Elliot.«
»Tahliah.«
»Das ist die spannendste Frage.«
»Was?«
»›Wie heißt du‹ ist die spannendste Frage, die es gibt.«
»Inwiefern?«
»Weil die Antwort anders ist als bei jeder anderen Frage. Ich kenne jetzt deinen Namen, weiß deshalb aber nicht mehr über dich als vorher. Und doch fasst dein Name alles zusammen, was du bist.«
Woher kommen nur diese Sätze?
Sie lacht wieder. »Richtiger Deepshit. Bist du Philosoph?«
»Nein, ich habe nur viel Zeit, nachzudenken.«
»Wieso denn das?«
»Na ja, wenn man die meiste Zeit alleine ist, beginnt man, mit sich selbst zu sprechen.« Du weißt, was ich meine.
Mit diesem Satz habe ich ihr das wunderbare Lächeln aus dem Gesicht gewischt. Jetzt sieht sie mich mit diesem mitleidigen Blick an. Als ob es so schlimm wäre, alleine zu sein. Als wollte sie mir sagen, dass mein Leben traurig ist. Wahrscheinlich so traurig, dass sie sich da nicht reinziehen lassen will. Jetzt aber, jetzt schickt sie mich wirklich zum Teufel.
»Ey, Tahliah.« Plötzlich steht ein riesiger Typ neben ihr und reißt sie aus unserer Konversation. »Yo«, sagt er zu mir und wendet sich wieder dem Meisterwerk zu. »Wir wollen jetzt los, kommst du?«
Das war’s dann wohl.
»Nein, geht ihr nur«, sagt sie. »Ich möchte mich noch ein bisschen mit Elliot unterhalten.«
Mag sie mich wirklich oder hat sie ein Helfersyndrom? Ich habe ihr gerade gesagt, dass ich oft alleine bin, es wäre zynisch von ihr, mich jetzt hier stehen zu lassen. Ich würde es verstehen, aber das weiß sie nicht. Es wäre schön, würde sie bleiben, weil sie tatsächlich noch weiter mit mir sprechen möchte. Ich rechne mir da aber keine hohen Wahrscheinlichkeiten aus.
»’Kay«, sagt der Große und zieht ab.
»Also«, sagt sie. »Was willst du trinken?«
»Du musst nicht hierbleiben, wegen dem, was ich gesagt habe. Ich meine, ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, aber nicht, weil ich nicht alleine sein will, sondern weil ich gern mit dir zusammen sein möchte … also, ich meine, weil …«
Gott sei Dank. Sie bremst mich, indem sie mir den Zeigefinger auf den Mund legt.
»Du plapperst viel zu viel«, sagte sie und lächelt, was mir einen wunderbaren Schauer über den Rücken treibt.
Jetzt nimmt sie den Finger von meinem Mund und ersetzt ihn durch ihre Lippen. Die Welt verschwimmt, alles Schöne und Gute fließt durch mich hindurch. Ich muss aufpassen, dass ich nicht vor Überwältigung in Ohnmacht falle. Alles ist wie in Zeitlupe, und von mir aus könnte sie noch langsamer sein, denn ich will nie nie wieder aufhören, sie zu küssen. Ich will diesen Rausch nicht aufgeben, wenn du es nur fühlen könntest. Ich wünsche es dir.
»Du spürst das auch, oder?«, sagt sie sanft, und streichelt meinen Kopf.
»Ja.«
Sie schmunzelt. »Das passiert nicht jeden Tag. Wir laufen uns über den Weg und spüren beide sofort eine Verbindung. Das muss doch etwas bedeuten, oder?«
Hast Du ihr das verraten?

Wissen sie, dass ich hier oben stehe,
wie Gott ein Auge auf sie habe,
auf sie hinunter spähe?
Ja, die Liebe,
sie ist eine Gabe.
Die Frage ist,
ob ich sie habe.

Ich habe nicht auf Dich vergessen, ich war nur abgelenkt. Wir sind, nachdem Tahliahs Freunde gegangen waren, im Gespräch versunken und haben gelacht und getrunken. Dann wollten wir weiter ziehen und so wir aus dem Bar gegangen waren, hat es angefangen zu regnen. Ich habe befürchtet, das Wasser könnte unsere gute Laune wegspülen, aber im Gegenteil. Tahlia freute sich wie ein kleines Mädchen über den Wolkenbruch. Du hättest sie sehen sollen, sie begann zu tanzen mit der Leichtigkeit eines Blattes im Wind, und nachdem ich ihr einige Zeit verträumt und verliebt zugesehen hatte, forderte sie mich auf, mitzutanzen. Natürlich habe ich mich zuerst geweigert, aber es ist erstaunlich, wie überzeugend Tahliah sein kann.
Jetzt stehen wir bei einer Bushaltestelle, geschützt vom Regen, was völlig sinnlos ist, da wir bis auf die Knochen durchnässt sind. Aber irgendwie fühlt es sich an wie eine kleine Insel, die nur uns gehört. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen, im Hintergrund das Rauschen des Wassers.
»Wo bist du denn mit deinen Gedanken?«, fragt sie und streicht über meinen klatschnassen Pullover.
»Bei dir«, sage ich. »Wie könnten meine Gedanken irgendwo anders sein, als bei dir?«
»Ich weiß auch nicht«, sagt sie beinahe traurig. »Du hast so ausgesehen, als würdest du dich mit jemandem unterhalten.«
Kann sie uns etwa hören?
»Elliot«, sagt sie, immer noch mit dieser nachdenklichen Stimme. »Wieso bist du alleine?«
»Was?«
»Du hast vorhin gesagt, dass du oft alleine bist. Wieso?«
»Ich … ich weiß nicht. Ich denke, ich bin wohl nicht so der Typ für Menschen.«
»Aber jeder braucht doch Menschen um sich.«
»Wer sagt das?«
Tahliah zuckt zurück. Verdammt, ich glaube, das war etwas zu scharf.
»Tut … tut mir Leid«, sage ich.
»Schon gut«, sagt sie, aber man sieht ihr an, dass nichts gut ist. Ich habe sie eingeschüchtert.
»Tut mir Leid«, wiederhole ich. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.
Sie wendet sich ab, schweigt in den Regen hinein. Wieso stellt sie solche Fragen? Wieso glaubt jeder mir sagen zu müssen, dass ich Leute um mich brauche? Das tue ich nicht. Zumindest nicht grundsätzlich.
»Weißt du«, fange ich an. Ich denke, ich bin derjenige, der das Schweigen brechen muss. »Natürlich brauche ich Menschen um mich. Aber keine beliebigen.«
Sie rührt sich nicht. Hilf mir! Ich will sie nicht verlieren, nicht schon jetzt.
»Die meisten Leute strengen mich an«, sage ich. »Selbst Leute, die mir nahe stehen, die ich mag, es wird mit der Zeit mühsamer für mich, zu interagieren. Nicht weil sie mir auf die Nerven gehen oder so. Es liegt an mir, ich kann … ich kann meine Gedanken nicht so lange zusammenhalten. Es ist so schwierig, mich auf andere zu konzentrieren, an Gesprächen teilzunehmen. Aber bei dir …«
Jetzt hättest Du mich beinahe verraten. Es ist zu früh, ihr so etwas zu sagen. Vielleicht würde sie mir nicht glauben.
Sie blickt über ihre Schulter. Verdammt, ich befürchte, sie will wissen, was ich sagen wollte.
»Was ist bei mir?«
Ich starre sie an. Sag etwas. Na los doch. Bitte.
»Ach egal.«
»Nein«, sagt sie und wendet sich mir wieder zu. Ihre Haare beginnen an den Spitzen zu trockenen und kräuseln sich ein wenig. Sie sieht süß aus mit den wilden Haaren. Ich frage mich, ob sie eigentlich Locken hätte, oder ob das nur daran liegt, dass …
»Elliot!«, ruft sie. »Du driftest schon wieder ab. Nun sag schon, was du sagen wolltest.«
»Es ist nicht wichtig«, sage ich.
»Natürlich ist es das. Sag es, oder ich gehe.«
Ich seufze. Das ist emotionale Erpressung.
»Bei dir habe ich das nicht«, sage ich.
Sie sieht mich fragend an. Ich muss wohl weiter sprechen.
»Du strengst mich nicht an, nicht eine Sekunde. Oft, wenn andere reden, wird das von meinen Gedanken übertönt. Wenn du sprichst, dann höre ich nur dich. Und statt in meinem Kopf, verliere ich mich in deiner Stimme. Ich weiß auch nicht, aber du gibst mir etwas, was mir noch niemand gegeben hat.«
Sie geht auf mich zu, sieht mir tief in die Augen. Ist das jetzt gut oder schlecht? Sie legt ihre Hand wieder auf meine Brust.
»Du faszinierst mich«, sagt sie. »Alles, was du sagst, klingt so traurig. Aber es macht dich nicht traurig. Es macht dich … zu dem, was du bist.«
Muss ich jetzt wieder etwas sagen?
»Ich …«
»Nein, sprich jetzt nicht«, sagt sie und drückt mir wieder den Finger auf den Mund. »Komm schon, lass uns zu mir gehen.«

Ich sitze hier im Kerzenschein,
mit einem Glas voll blutrot Wein.
Ich kann mich nicht wehren,
den Teufel muss ich ehren,
denn nur er kann mich lehren
in ihre Seelen zu sehen,
ihre Leiber zu quälen
ihre Herzen zu stehlen.

Zart haucht Tahliah Luft auf meinen Hals. Sie ist eingeschlafen, ihren Arm um meine Brust geschlungen. Sie hält mich fest, als wollte sie nicht, dass ich sie je wieder verlasse. Als sei sie ein Kind und ich ihr Kuscheltier, ohne das sie keine Ruhe findet. Ich liebe sie und damit ist sie verdammt. Sag mir, wieso kann ich nicht so sein wie alle anderen? Warum entreißt Du mir mein Glück jedes Mal, obwohl es mich festhält?
Ich streiche mit meiner Hand über ihre. Haut wie Seide. Aber sie muss weg, ich muss sie ablegen. Ich packe sie sanft am Handgelenk, lege ihren Arm auf ihre Seite und steige so leise wie möglich aus dem Bett. Es ist Zeit, sie zu verlassen. Sie hat mich nicht verdient. Nein, nein. Sie hat meine Liebe nicht verdient. Sie würde ihr nur Schmerz bringen. Leid. Unglück. Das trage ich in mir und das gebe ich weiter. So war es schon immer. Nein. Sie soll jemanden haben, der ihrer Seele ebenbürtig ist. Jemanden, der sie nicht zerstört.
Wie konnte ich nur so ein Dummkopf sein? Wäre ich nur nie zu ihr gegangen, hätte ich sie nie angesprochen. Warum hast Du mich dazu getrieben? Warum habe ich mich hinreißen lassen? Jetzt, wo sie sich tatsächlich für mich interessiert, sehe ich, welch Egoist ich war. Aber ich darf kein Egoist sein, sie hat das nicht verdient. Ja, sie wird morgen aufwachen und nicht wissen, wieso ich sie verlassen habe. Und sie wird traurig sein, denn ich spüre, dass sie mich auch liebt. Aber besser ich gehe jetzt als später. Denn diese Wunde wird heilen. Würde ich bei ihr bleiben, wäre das ihr Ende.
Ich suche meine Kleider zusammen, die am Boden verstreut sind, ziehe mich an und werfe einen letzten Blick auf sie. Auf meine Nymphe. Auf meine Liebe. Wenn sie schläft, ist sie noch viel schöner. Sie gibt mir das Gefühl, dass die ganze Welt in Frieden lebt.
Aber in mir ist kein Frieden.
»Ich beschütze dich«, flüstere ich und gehe. Ich gehe zum Teufel. Wo ich hingehöre.

 

Hallo @AWM,

vielen Dank fürs Lesen und deine Kritik! Bei den meisten Punkten stimme ich dir zu, die werde ich gleich ändern. Das sind so kleine Sachen, für die man einfach betriebsblind wird.

Alveus Jekat schrieb:
Als öffne mir das Universum seine Grenzen
finde ich ein komisches Bild, weil das Universum ja grenzenlos ist. Wäre Tore oder sowas nicht besser?

Ich kann nachvollziehen, dass das am Anfang des Textes merkwürdig wirken mag. Aber Elliot ist eine sehr zurückgezogene Figur, die sozusagen in sich selbst gefangen ist. Deswegen möchte ich die Formulierung gerne behalten.

Alveus Jekat schrieb:
Eine Schöne. Eine Bessere.

Eine schöne. Eine bessere. Welt wird ja weggelassen, da braucht es keine Substantivierung. Du hast noch so eine Stelle im Text, die ich aber gerade nicht mehr finde.


Hier widerspricht der Duden, es ist genau umgekehrt. Da die Welt weggelassen wird, braucht man die Substantivierung. Es handelt sich um einen sogenannten substantivischen Gebrauch des Adjektivs. Ich müsste es klein schreiben, hätte ich statt der Punkte Kommas gesetzt. Dann wären es attributiv-elliptische.
(Anm: Ich weiß das nicht auswendig und klugscheiße hier herum. Ich hab es gerade in meiner Duden Grammatik nachgeschlagen, weil ich mir nicht mehr ganz sicher war :P)

Alveus Jekat schrieb:
Dann wollten wir weiter ziehen und das Schicksal hat offenbar entschieden, diesen Tag noch klischeehafter zu gestalten, und es fing zu regnen an.
Finde ich nicht gut mit dem klischeehaft. Fand das bis dahin gar nicht so klischeehaft (bis auf die 7 Millarden Menschen). Das schafft Distanz deines Protas zur Situation, wo keine sein sollte. Und es schwingt auch bisschen die Angst des Autors vor dem Text mit.

Und weißt du was? Genau das ist es! Ich dachte da wirklich selbst, dass es zu klischeehaft ist. Ich werde es raus nehmen, danke!

Ich finde die Wandlung deines Protas zu schnell und nicht wirklich nachvollziehbar.

Auch davor habe och mich gefürchtet, es aber trotzdem mal stehen lassen, um zu sehen, wie es auf andere wirkt. Aber jetzt, da du mich bestätigt hast, werde ich mir um das Ende nochmal Gedanken machen. Ich weiß nämlich, warum er das tut, und dacht, vielleicht kann man es erkennen. Aber offensichtlich ist das nicht so :P Ich werde eine Nacht darüber schlafen, und das morgen noch ein bisschen umschreiben.

Und zu den Gedichten: Ja daran arbeite ich. Im Gedichte Schreiben bin ich recht neu :P

Nochmals vielen lieben Dank für deine Worte, sie sind wirklich hilfreich!

Liebe Grüße,
Alveus

 

Hallo Alveus,

Als öffne mir das Universum seine Grenzen, als ließe es mich ein in eine ganz neue Welt. Eine Schöne. Eine Bessere.
Den Punkt hast du ja gegenüber AWM verteidigt ... Aber ich finde, die Figurenpsychologie rechtfertigt nicht die schiefe Metapher von den "Grenzen des Universums". ;) Nicht nur, dass das Universum keine Grenzen hat, der Erzähler befindet sich ja zwangsläufig im Universum. Ich würde da noch mal dran gehen.

Die Frage mit der Substantivierung: Ich bin mir hier echt unsicher, weil die "Welt" als Substantiv ja auftaucht, wenn auch in einem anderen Satz. Ich wäre davon ausgegangen, dass "schönere" und "bessere" deshlab klein bleiben. (Und die Subtantivierung nur greift, wenn es dazu gar kein Subtantiv gibt, wie bei "die Schöne", für eine schöne Frau.)

Da steht sie an der Bar, und ich habe bisher nicht an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber jetzt …
Ich würde um der Betonung willen nach "Bar" einen Punkt setzen.

Ihr Gesicht, gerahmt von braunem Haar und immer und immer wieder lacht sie auf und selbst durch den Techno-Bullshit, der den Raum verpestet, höre ich ihre Stimme, wie eine zarte Geige.
Ich verstehe zwar die Idee, aber dass man ihre Stimme einfach so durch lärmende Techno-Musik hindurch hört, halte ich dennoch nicht für realistisch. Der Vergleich mit einer Geige für eine menschliche Stimme scheint mir auch nicht ganz passend.

Bist du jetzt neidisch? Das Gefühl der Verliebtheit ist einem nur selten vergönnt, also weiß ich nicht, ob du es kennst.
Den Trick mit der unverhofften Ansprache des Lesers finde ich hier gut gelungen.

Das ich sie hier treffe, das muss doch etwas bedeuten.
Dass

»Du bist süß, danke«, sagt sie. »Wie heißt du denn?«
Dafür, dass der Typ eben nocht ziemlich komisch rüber kam und sie gerade mal fünf Worte gewechselt haben, scheint mir das als ziemlich starke Reaktion ... Vielleicht "Das ist süß"?

»Yo«, sagt er zu mir und wendet sich wieder dem Meisterwerk zu.
Vielleicht soll der Erzähler ja so charakterisiert werden ... Aber das finde ich weniger romantisch als viel mehr creepy.

Gott sei Dank. Sie bremst mich, indem sie mir den Zeigefinger auf den Mund legt.
Auch das für die Dauer der Bekanntschaft eine ziemliche Grenzüberschreitung.

Ich habe nicht auf Dich vergessen, ich war nur abgelenkt.
Ich habe dich nicht vergessen ...

Es liegt an mir ich kann …
Es liegt an mirKOMMA


Obwohl ich die Sprache oft zu schwelgerisch fand, habe ich die Geschichte ganz gern gelesen. Das Nebeneinander der Innenwelt des Erzählers und der äußeren Handlung fand ich gut gemacht. Am Ende ist mir immer noch nicht ganz klar, was mit dem Erzähler nicht stimmt ... Ob es sich um einen extremen Fall von Introversion oder eine Form von Autismus handelt: keine Ahnung. Aber das ist vermutlich ok so.

Wie rasant und (in der Anbahnung) reibungslos sich diese "Liebe auf den ersten Blick" entwickelt, scheint mir zudem recht unwahrscheinlich, aber es ist ja gewissermaßen die Prämisse für alles weitere.

Soviel erst mal von mir dazu. ;)

Schönen Gruß
Meridian

 

Hallo @Meridian!

Vielen Dank für deine Kritik, es freut mich, dass dir meine KG gefallen hat (:

Den Punkt hast du ja gegenüber AWM verteidigt ... Aber ich finde, die Figurenpsychologie rechtfertigt nicht die schiefe Metapher von den "Grenzen des Universums". ;) Nicht nur, dass das Universum keine Grenzen hat, der Erzähler befindet sich ja zwangsläufig im Universum. Ich würde da noch mal dran gehen

Da du jetzt schon die zweite Person bist, die das bemängelt, werde ich mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Aber ich sage gleich dazu, ich hänge sehr an der Formulierung, weil es für mich im Bezug auf die Figur sehr stimmig erscheint. Andererseits sagt man wohl nicht umsonst "Kill your darlings", und das gilt nicht nur Figuren sondern manchmal auch für Formulierungen. Schauen wir mal!

Die Frage mit der Substantivierung: Ich bin mir hier echt unsicher, weil die "Welt" als Substantiv ja auftaucht, wenn auch in einem anderen Satz. Ich wäre davon ausgegangen, dass "schönere" und "bessere" deshlab klein bleiben.

Vielleicht findet sich ja hier noch jemand, der das ein für alle mal klarstellen kann. Der Duden gibt mir zu dieser Frage keine wirklich Antwort.

Ich verstehe zwar die Idee, aber dass man ihre Stimme einfach so durch lärmende Techno-Musik hindurch hört, halte ich dennoch nicht für realistisch.

Nachvollziehbar. Ich weiß allerdings noch nicht wirklich, wie ich das ändern kann, ohne dass alles verloren geht ...

»Yo«, sagt er zu mir und wendet sich wieder dem Meisterwerk zu.
Vielleicht soll der Erzähler ja so charakterisiert werden ... Aber das finde ich weniger romantisch als viel mehr creepy.

Ja das habe ich ganz bewusst so gewählt. Es ist creepy, ich weiß :P

Gott sei Dank. Sie bremst mich, indem sie mir den Zeigefinger auf den Mund legt.
Auch das für die Dauer der Bekanntschaft eine ziemliche Grenzüberschreitung.

Das sehe ich nicht unbedingt so. Sie haben beide schon ein bisschen was getrunken, empfinden beide sofort eine tiefe Zuneigung zueinander und teilen sich das auch mit. Für mich würde das in so einem Fall in Ordnung gehen.

Ich habe nicht auf Dich vergessen, ich war nur abgelenkt.
Ich habe dich nicht vergessen ...

Das durfte ich hier schon einmal diskutieren, und es ist tatsächlich auch recht interessant: Ich komme aus Österreich und in unserer Standardsprache ist das ein korrekter Ausdruck, einfach deshalb, weil "etwas vergessen" und "auf etwas vergessen" unterschiedliche Bedeutungen haben. Es ist tatsächlich keine Frage von Dialekt sondern von Semantik. Wenn es dich näher interessiert, kannst du es in diesem Paper nachlesen: http://www.das-oesterreichische-deutsch.at/das_oesterreichische_deutsch_02.pdf

Obwohl ich die Sprache oft zu schwelgerisch fand, habe ich die Geschichte ganz gern gelesen.

Das ist wohl Geschmackssache. Es freut mich, dass es dir trotzdem gefallen hat!

Wie rasant und (in der Anbahnung) reibungslos sich diese "Liebe auf den ersten Blick" entwickelt, scheint mir zudem recht unwahrscheinlich

Auch das ist einigermaßen nachvollziehbar. Aber eines muss man schon sagen: Unwahrscheinlich ist nicht unmöglich :P

Zum Abschluss noch einmal eine Dankeschön, ich fange viel mit deinem Kommentar an. Du hast mir einige Stellen aufgezeigt, die möglicherweise zu fiktional für eine Geschichte sind. Das kann ich jetzt leider bei dieser hier schwer ändern, da die Geschichte sonst nicht funktioniert. Aber für Zukünftiges werde ich das im Hinterkopf behalten.
Die kleineren Fehler werde ich sofort beheben.

Liebe Grüße,
Alveus

 

Hi, @Alveus Jekat

Bevor ich die Wenigkeiten anspreche, die ich nicht so mochte, sage ich schonmal, dass mir Deine Geschichte wirklich gefallen hat, vor allem mit dem Twist. Der war sehr gut verpackt und richtig schauerlich. Gänsehautmoment!

Ich habe zwei wesentliche Kritikpunkte. Das betrifft 1) das Einbinden von Gedichten und 2) das direkte Anreden der Leserschaft. Das ist eigentlich interessant, dass ich das unbedingt anmerken will, denn beides mag ich generell sehr gerne, wenn es in Geschichten verwendet wird. Obgleich beides häufig umstritten ist. Hier erscheint es mir aber stellenweise ein wenig unglücklich.

Die Gedichte:

Mit dem Fernglas stehe ich spät nachts am Fenster
und ich denk’, ich seh Gespenster
Aber nein,
da ist tatsächlich ein
ganz und gar
glücklich’s Paar.
Nur in meiner Fantasie
kann ich so sein wie sie.

Du kennst ja zum Beispiel meine „Saya“ und wirst mir sicher glauben, dass ich persönlich Gedichte in Geschichten liebe und sie selbst gerne verwende. Was ja an sich schon kontrovers ist. Von einer Sache aber bin ich überzeugt: Gedichte in Prosa sollten sorgfältig eingewoben werden. Sie sollten den Interpretationsrahmen der Geschichte erweitern, eine Metaebene aufmachen, die Leserin innehalten lassen. Und dieses Innehalten muss sich lohnen. Nach dem Innehalten sollte die Leserin schlauer sein als vorher.

Gedichte entschleunigen, das solltest Du Dir bewusst machen. Sie hemmen den Lesefluss. Und das finde ich ausnahmsweise gar nicht schlimm: Wenn sich das Unterbrechen, das Nochmallesen, das Nachdenken, das In-Beziehung-setzen am Ende lohnt, mir neue Erkenntnisse über die Gedichte bringt.

Das kann sehr gut funktionieren. Hier zum Beispiel funktioniert es ganz großartig:

Ich sitze hier im Kerzenschein,
mit einem Glas voll blutrot Wein.
Ich kann mich nicht wehren,
den Teufel muss ich ehren,
denn nur er kann mich lehren
in ihre Seelen zu sehen,
ihre Leiber zu quälen
ihre Herzen zu stehlen.

Hier klicken die Zahnrädchen in meinem Kopf, rasten ein, und ein Licht leuchtet auf. Ich habe etwas über die Geschichte gelernt, was ich vorher lediglich geahnt habe. Eine richtige Erkenntnis! An dieser Stelle hilft mir das Gedicht, die Geschichte zu deuten. Weil es hier so platziert ist, dass es zusätzliche Informationen auch hergibt.

Wo es keine zusätzlichen Informationen hergibt, ist ganz zu Anfang. Denn ich weiß ganz zu Anfang ja gar nichts über die Geschichte und ihre Figuren, kann das anfängliche Gedicht (oder die erste Strophe) in keinerlei Bezug zu den Geschehnissen setzen – von denen ich noch gar nichts weiß. Die zweite Strophe …

Sie wissen nicht, dass ich hier oben stehe,
wie Gott ein Auge auf sie habe,
auf sie hinunter spähe.
Ja, die Liebe,
sie ist eine Gabe.
Die Frage ist,
ob ich sie habe.

… erscheint mir entweder komplett verschwurbelt oder total trivial. Nachdem ich mir das eine Weile anschaue, interpretiere ich die Strophe so: Der Prot steht außerhalb des Treibens und weiß nicht, ob er zu Romantik fähig ist. Welche zusätzliche Information gibt mir diese Strophe also? Richtig. Keine, die nicht schon aus der Geschichte hervorginge.

Ich möchte Dich auf jeden Fall bestärken, weiterzudichten. Gedichte können eine tolle Bedeutungsebene aufmachen. Womit Du Dich aber beschäftigen müsstest, denke ich, ist, sie so einzubauen, einzuweben, dass sie eine neue Bedeutungsebene aufmachen. Hier würde ich den einfachen Vorschlag machen: Die erste und die zweite Strophe streichen. Die erste ist nicht interpretierbar, da sie am Anfang außerhalb des Zusammenhangs steht, und die zweite enthält keine neuen Informationen. Die dritte ist gut und auch gut platziert.

Was mir übrigens hilft, mich zu disziplinieren, was das Einweben von Gedichten angeht: In meinen Geschichten kommen die Gedichte nie aus dem Nichts. Sie werden immer von einer Figur aufgesagt oder wenigstens von einem Band abgespielt, finden also in der Geschichte wirklich statt und wurden nicht vom Autor oder der Autorin, entschuldige bitte, „an den Text gepappt“.

Das zweite: das direkte Ansprechen der Leserschaft. Soweit ich weiß, scheiden sich dort die Geister. Ich persönlich stehe eher auf der Pro-Seite, mag es also ganz gerne, wenn die Vierte Wand durchbrochen wird. In dieser Geschichte habe ich aber leider stellenweise das Gefühl, dass das Ansprechen der Leserschaft bloß der Rechtfertigung des Autors dient:

Bist du jetzt neidisch? Das Gefühl der Verliebtheit ist einem nur selten vergönnt, also weiß ich nicht, ob du es kennst. Vielleicht wünscht du es dir jetzt auch.
Ich will diesen Rausch nicht aufgeben, wenn du es nur fühlen könntest. Ich wünsche es dir.

Hier habe ich das Gefühl, dass Du, anstatt es zuzulassen, dass die Figur und auch ich als Leserin uns wirklich dem Rausch hingeben, dass ich also echt mitgerissen werde, mitfühle, dass Du das Ansprechen nutzt, um zu rationalisieren. Du rationalisierst, anstatt den Strom der Gefühle zu beschreiben.

Eigentlich finde ich das Ansprechen meistens nett, weil es ungezwungen wirkt, plauderhaft. Aber hier geht es ja eigentlich um total mächtige Gefühle. Die an diesen Stellen durch das Ansprechen der Leserschaft runtergespielt werden. Im Sinne von: Oh, das ist so verrückt. Oh, ich bin so ganz anders als du. Oh, kannst du das überhaupt nachvollziehen? Dabei: Denkt eine wirklich verliebte Person das in solchen Augenblicken? Mehr noch: Schaffst Du durch diesen „Kniff“ nicht eine Distanz zum Geschehen an Stellen, an denen Distanz unangebracht ist, im Gegenteil, Nähe wichtig wäre?

Ich hoffe, Du kannst meinen Einwand an dieser Stelle nachvollziehen. Wie gesagt, das Ansprechen der Leserschaft löst in mir meistens eine Das-ist-aber-nett-Reaktion aus. In den oben zitierten Augenblick ist eine Ganz-nett-Bewertung der Situation aber sicher nicht das, was Du im Kopf hattest. Und vielleicht solltest Du an diesen Stellen eher darauf verzichten, Deine Leser/inne/n ganz nett ins Geschehen einzubeziehen.

Über eine Sache musste ich schmunzeln. Und stolpern:

»Zuerst so wortkarg und jetzt plapperst du viel zu viel.«

Dein Prot war nicht wortkarg. Er ist aufgetaucht und hat der Frau sofort sein Herz ausgeschüttet. Sein verbales Verhalten ist für mich alles, nur nicht wortkarg. Keine Ahnung, wie sie zu einer solchen Einschätzung kommt.

So viel erstmal von mir. Insgesamt eine tolle Geschichte, sehr dicht, sehr viele Gedanken, die Du gut schreibst (Hut ab!), viele Stilmittel wirkungsvoll eingesetzt. Wie gesagt, Gedichte und Ansprechen würde ich an vereinzelten Stellen nochmal prüfen. Hoffe, ich kann Dir damit weiterhelfen. Make it work!

Dichte Grüße,
Maria

 

Hallo Alveus, ich empfinde das als eine typische Gothic-Geschichte, da gibt es diesen düsteren Zug, das Romantische, das Absolute der Gefühle, dieses Schwelgen in unerfüllter und unerfüllbarer Sehnsucht. Ganz grundsätzlich kann man das alles machen, und man kann damit auch wunderbare Werke schaffen, aber Vorsicht ist geboten. Du schreibst gut, hast sicher ein Talent für dieses spezielle Genre, deshalb könnten Dir vielleicht ein zwei meiner Gedanken nützlich sein, auch wenn sie erst einmal extrem klingen:

In gewisser Hinsicht besteht kein qualitativer Unterschied zwischen so einem Text wie diesem hier und einer Kriegsgeschichte, die das Sterben für Heimat und Vaterland verherrlicht oder einer Krankenhausliebesgeschichte, die das Schmachten der Patientin für den sexy Chefarzt illustriert. Das wirst Du vielleicht nicht hören wollen, aber der gemeinsame Nenner ist das verzerrte dabei gleichzeitig verherrlichte Gefühl. Sentimental schwelgen manche Texte in Phantasien männlichen Heldentums, sentimental schwelgen andere in unwahrscheinlichen Romanzen.

Natürlich gibt es diesen »Liebe auf den ersten Blick«-Mythos. Aber das ist eben eine lustvolle Vorstellung, die mit der Realität nichts zu tun hat, außer man degradiert die Bedeutung des Begriffs »Liebe«. Kann man einen Menschen lieben, den man nicht kennt? Dieses Aufblasen von Gefühlen, wer hat sich in wen verliebt, wer ist für wen zu schade usw. ist deshalb so fatal, weil solche Empfindungen unter anderen Umständen eine reale Grundlage und dann reale Tragik haben könnten.

Ja, ich kann mir vorstellen, dass man irgendwann entsetzt feststellt, diese Frau hat einen besseren Mann als mich verdient. Aber doch nicht einfach so, nach ein paar Stunden. Nicht ohne, dass da irgendwas vorfällt, mir etwas klar wird, das mit längeren Entwicklungen zusammenhängt.

Der Text unterstellt, dass all die Verbundenheit, die Vertrautheit, die emotionale Intensität, die sich im Laufe einer langen Freundschaft und vielleicht Liebesbeziehung entwickelt, auch im Moment des Kennenlernens da sein kann. Man muss nur sensibel genug sein. Und in diesem Punkt ist der Text unehrlich. Er wertet ab und bestreitet, dass die wirklich tiefen Gefühle etwas mit gemeinsamen Erfahrungen zu tun haben, mit intimer Kenntnis und Akzeptanz eines anderen Menschen. Er überspringt das alles und macht die Sache gleich am ersten Abend in dieser Techno-Bude rund.

In dieser Hinsicht ist der Text genau so scheinheilig wie ein Blut-und-Boden-Porno, auch wenn Deine Figuren sehr freundlich oder zärtlich miteinander umgehen. Mach Dir bewusst, dass dieses Schwelgen in falschen Gefühlen reaktionär ist. Es zeichnet ein Bild von uns Menschen, bei dem wir, die realen Menschen, stets verlieren müssen. Denn wir haben diese Gabe nicht, wir sind nicht so rein, edel, empathisch, unsere Liebe müssen wir uns erarbeiten, und meist scheitern wir dabei.

Deshalb nutze Deine Fähigkeit für wahrhaftigere Texte. Romantik ist nicht tot. Aber sie darf nicht wie in einem Schnellimbiss aufs Tablett geklatscht werden.

Natürlich besteht ein Bedarf an solcher Instant-Romantik, an den großen Versprechen, die damit verbunden sind. Manche Leser flüchten sich gern in solche Welten, denen jede Widerständigkeit fehlt. Es ist eine harte Debatte, ob Kitsch die Welt schlechter macht. Und sie ist nicht eindeutig entschieden. Aber ist einfach schade, Talent und Fähigkeiten für die Konstruktion von Bedürfnisbefriedigungswelten zu vergeuden.

Gruß Achillus

 

Hallo @Alveus Jekat und @Meridian
ohne auf die Geschichte eingehen zu wollen - und nur, weil ichs zufällig gesehen habe:

Zitat von Meridian:

Die Frage mit der Substantivierung: Ich bin mir hier echt unsicher, weil die "Welt" als Substantiv ja auftaucht, wenn auch in einem anderen Satz. Ich wäre davon ausgegangen, dass "schönere" und "bessere" deshlab klein bleiben.

Zitate von Alveus:
Hier widerspricht der Duden, es ist genau umgekehrt. Da die Welt weggelassen wird, braucht man die Substantivierung. Es handelt sich um einen sogenannten substantivischen Gebrauch des Adjektivs. Ich müsste es klein schreiben, hätte ich statt der Punkte Kommas gesetzt. Dann wären es attributiv-elliptische.
Vielleicht findet sich ja hier noch jemand, der das ein für alle mal klarstellen kann. Der Duden gibt mir zu dieser Frage keine wirklich Antwort.

Um diesen Satz ging es:
Als zeige mir das Universum eine ganz neue Welt. Eine Schöne. Eine Bessere.

Der Duden gibt da schon Antwort, aber dazu gleich mehr.
"Schöne" und "Bessere" sind hier keine Substantivierungen, sondern sie sind adjektivisch gebraucht, sie beziehen sich beide (ebenso wir das Adjektiv "neue") auf das Substantiv "Welt". Und dieses Substantiv ist nicht weggelassen, sondern steht im Satz davor. Daran ändert sich nichts, ob man nun einen Punkt setzt oder ein Komma. Wichtig ist der Bezug.

Link siehe hier:
https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/Groß- und Kleinschreibung

Zitat dazu aus dem Duden, schau mal besonders auf das erste Beispiel:

Wenn nach einem Adjektiv ein Substantiv eingespart worden ist, das sonst noch im Text vorkommt und daher ohne Weiteres ergänzt werden kann, schreibt man klein (= attributiv-elliptischer Gebrauch) <§ 58 (1)>.
  • Mir gefallen alle Krawatten sehr gut. Besonders mag ich die gestreiften und die gepunkteten (= die gestreiften und gepunkteten Krawatten).
  • Sie war die aufmerksamste und klügste unter allen Zuhörerinnen.
  • Das blaue ist mein Auto.

 

"Mensch, verspotte nicht den Teufel,
Kurz ist ja die Lebensbahn,
Und die ewige Verdammnis
Ist kein bloßer Pöbelwahn."
Heine​

Das Gefühl der Verliebtheit ist einem nur selten vergönnt, also weiß ich nicht, ob du es kennst. Vielleicht wünscht du es dir jetzt auch.

Das Gefühl kenn ich, aber jetzt würd‘ es nur stören, frag mal Heines Heinz,

lieber Elliot -

ich geh mal beim Namen von der hebräischen Herkunft aus, Elias = „(Mein) Gott ist“ – und denk mir, welch ein Teufel(skerl), aber erst recht, was für eine Tarnung von Namen (zu ddem ja noch der der Muse des Lustspiels kömmt)! Und weil wir uns das erste Mal begegnen, und dafür kann‘s nie zu spät sein -

herzlich willkommen hierorts,

Alveus Jekat!

Nunja, vom Hocker gerissen hat es mich jetzt nicht, weder Lyrik, noch Prosa, wiewohl die Darstellung einen eher schüchternen oder doch zumindest zurückhaltenden Jüngling (vielleicht noch in der Lehre beim Teufel, dessen Wärme und Handwerk ja nie aussterben wird und auch keinen goldenen Boden braucht) zwischen tun oder doch besser lassen gelingt, wobei die persönliche Anrede des Publikums mich nicht stört und die Verwendung von Ellipsen gelingt.

Das erste, was selbstverständlich auffällt, ist die Lyrik, die mal die Zeichenregeln einhält und dann wieder nicht – wie hier etwa

Mit dem Fernglas stehe ich spät nachts am Fenster / und ich denk’, ich seh Gespenster[.] /
Aber nein, / da ist tatsächlich ein / ganz und gar / glücklich’s Paar.

Das nächste ist die inkonsequente Anwendung des Konjunktivs, wie hier bereits
Es fühlt sich an, als würde ich aufwachen. Als zeige mir das Universum eine ganz neue Welt.
Wobei die vergleichende Konjunktion „als“ auf Unterschiede der zu vergleichenden Objekte - hier die irreale„neue“ gegen eine „alte“ Welt. Also besser Konj. irrealis, „als zeigte mir ...“

Auf die rechtschreibliche Konsequenz der Attribute „schön“ und „besser“ der Welt hat schon Nowak hingewiesen

Eine schöne. Eine bessere.

Nur so am Rande: Man muss bzw. sollte nicht alles glauben, was einem vorgesetzt wird. Einfach mal selber nachgucken (in Rechtschreibung und Zeichensertung ist Duden.de geradezu die Heilige wirrtuelle Sdhrift, Problem (-Wort oder auch zeichen) eingeben, geliefert wird neben der korrekten Rechtschreibung (oder Zeichensetzungsregel) auch die Bedeutung nebst Synonymendes Wortes, fast immer auch seine Herkunft und ursprüngliche Bedeutung und besonders bei Präpositionen auch ein kleine Grammatik)

Hier nun geht die poetische Freiheit arg großzügig mit der eher begrenzten Ansicht eines zarten Geschöpfes um

Wenn nur ihr Anblick neue Gefilde öffnet, wie muss es dann erst sein, sie zu küssen?
Das ahd/mhd gifildi/gevilde ist eine Kollektivbildung zu „Feld“, also eigentlich eine Gesamtheit von Feldern – weiträumige Landschaften, die nicht nur bestellt werden können, sondern auch zu Schlachtfeldern Raum lassen.

»Du musst nicht hier bleiben, wegen dem[,] was ich gesagt habe.
„hierbleiben“ ein Wort (wegen + Genitiv will ich mal bei gesprochener Sprache ignorieren ...)

unfreiwillige Kurriosität

Ich habe nicht auf Dich vergessen, ich war nur abgelenkt.

..., und nachdem ich ihr einige Zeit verträumt und verliebt zu gesehen hatte, ….
„zusehen“ auch als Partizip ein Wort!

Ich frage mich, ob sie eigentlich Locken hat, oder ob das nur daran liegt, dass …
Besser Konj., hätte und läge

Flüchtigkeit

»Nein, sprich[...] jetzt nicht«, sagt

Der Satz ist vermurkst,
Als sei sie ein Kind und ich ihr Kuscheltier, ohne dem sie keine Ruhe findet.
nicht so sehr, weil er besser im Konj. II stände, sondern gleichzeitig „ohne“ den Akkusativ erzwingt, „ohne das („das Tier" halt) sie keine Ruhe findet.

Aber besser ich gehe jetzt, als später.
Komma weg beim bloßen Vergleich!

Tschüss und ein schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @TeddyMaria,

ich freue mich, dass du vorbei geschaut hast. Als Fan deiner Arbeit schätze ich deine Worte ganz besonders! Let's get into this.

Zum Ersten:

Ich möchte Dich auf jeden Fall bestärken, weiterzudichten. Gedichte können eine tolle Bedeutungsebene aufmachen. Womit Du Dich aber beschäftigen müsstest, denke ich, ist, sie so einzubauen, einzuweben, dass sie eine neue Bedeutungsebene aufmachen. Hier würde ich den einfachen Vorschlag machen: Die erste und die zweite Strophe streichen. Die erste ist nicht interpretierbar, da sie am Anfang außerhalb des Zusammenhangs steht, und die zweite enthält keine neuen Informationen. Die dritte ist gut und auch gut platziert.

Ich stimme dir auf jeden Fall zu und es war auch meine Intention, den Prosatext zu erweitern. Tatsächlich ist die ganze Geschichte in gewisser Weise aus einigen meiner Gedichte hervorgegangen, vor allem aus dem ersten, was auch der Grund dafür war, dass ich mich dazu entscheiden habe, sie ein wenig umzuschreiben und als Rahmen für den restlichen Text zu verwenden. Daher möchte ich sie eigentlich auch nicht streichen. Dazu kommt natürlich, dass sie auch eine Funktion haben, nämlich jene, dass jedes Mal in der Geschichte Zeit vergeht, wenn da ein Gedicht steht.
Da ich erst seit ca. drei Monaten überhaupt Gedichte schreibe, und sie daher auch stellenweise an Qualität zu wünschen übrig lassen, fällt mir auch das Einweben in einen Text ein wenig schwer und ich erkenne auch, dass sie hier teilweise eben keinen Rahmen sondern eher ein eigenes Bild ergeben. Daher werde ich das

Was mir übrigens hilft, mich zu disziplinieren, was das Einweben von Gedichten angeht: In meinen Geschichten kommen die Gedichte nie aus dem Nichts. Sie werden immer von einer Figur aufgesagt oder wenigstens von einem Band abgespielt, finden also in der Geschichte wirklich statt und wurden nicht vom Autor oder der Autorin, entschuldige bitte, „an den Text gepappt“.

auf jeden Fall gerne beherzigen und in meine nächsten Arbeiten mitnehmen.

Zum Zweiten:

Eigentlich finde ich das Ansprechen meistens nett, weil es ungezwungen wirkt, plauderhaft. Aber hier geht es ja eigentlich um total mächtige Gefühle. Die an diesen Stellen durch das Ansprechen der Leserschaft runtergespielt werden. Im Sinne von: Oh, das ist so verrückt. Oh, ich bin so ganz anders als du. Oh, kannst du das überhaupt nachvollziehen? Dabei: Denkt eine wirklich verliebte Person das in solchen Augenblicken? Mehr noch: Schaffst Du durch diesen „Kniff“ nicht eine Distanz zum Geschehen an Stellen, an denen Distanz unangebracht ist, im Gegenteil, Nähe wichtig wäre?

Ich war mir ehrlich gesagt nicht wirklich sicher, wen Elliot da genau anspricht. Die Leserin, einen imaginären Freund, den Teufel. Aber jetzt, wo du es als Ansprechen der Leserschaft interpretierst, ist mir klar, wen er tatsächlich anspricht, und dieser jemand bin ich als Autor der Story. Elliot spricht am Anfang davon, dass er dazu getrieben wird, Tahliah anzusprechen. Sagt, die Person, die da in seinem Kopf ist beziehungsweise jene, in deren Kopf er sitzt, ist sicher vor seiner Welt. Am Ende fragt er dann "Warum hast du mich dazu getrieben?". Ich werde mich da noch einmal dran setzen und besser herausarbeiten, dass es eben nicht die Leserschaft ist, die er anspricht, sondern "seinen" allmächtigen Autor, den, der ihn dazu zwingt, so zu sein, wie er ist. Eben seinen Teufel. Das macht für mich einfach viel mehr Sinn, als dass er mit sonst jemandem spricht, vor allem in puncto Distanz und Rationalisierung der Gefühle, denn für mich als Autor sind diese Gefühle etwas sehr rationales. Ein Mittel, eine Geschichte zu produzieren. Wörter, die ich aneinanderreihe. Während es für meine Figur etwas sehr Reales ist, was ich ihr dadurch aufzwinge.

Zum Dritten:

Dein Prot war nicht wortkarg. Er ist aufgetaucht und hat der Frau sofort sein Herz ausgeschüttet. Sein verbales Verhalten ist für mich alles, nur nicht wortkarg. Keine Ahnung, wie sie zu einer solchen Einschätzung kommt.

Das sollte sich darauf beziehen, dass er nach seinem "Hi" sie nur angestarrt hat. Aber eigentlich hast du Recht, er ist dann doch geschwind aufgetaut. Ich werde das nochmal überdenken!

An dieser Stelle mein Dankeschön an dich. Nicht nur für die Kritik an sich, die Tipps und die Hinweise die mich zum Nachdenken gebracht haben, sondern auch für dein Lob. Ich habe mich sehr gefreut (:

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @Achillus,

ich empfinde das als eine typische Gothic-Geschichte, da gibt es diesen düsteren Zug, das Romantische, das Absolute der Gefühle, dieses Schwelgen in unerfüllter und unerfüllbarer Sehnsucht. Ganz grundsätzlich kann man das alles machen, und man kann damit auch wunderbare Werke schaffen, aber Vorsicht ist geboten. Du schreibst gut, hast sicher ein Talent für dieses spezielle Genre

Gleich zum Einsteig vielen Dank für diese Worte! Es zeigt mir, dass ich ganz grundsätzlich in die richtige Richtung unterwegs bin, daher sind deine folgenden Ausführung tatsächlich wertvoll für mich.

Diskutieren muss ich trotzdem! Ich denke schon, dass es sehr stark um die Frage geht, was ist eigentlich Liebe? Ja, Elliot nennt es Liebe auf den ersten Blick. Aber ist es das wirklich? Das zu beantworten, obliegt wohl der Leserschaft. Ich sage, nein, es ist keine Liebe. Vielmehr empfinde ich es als Einbildung, als Kanalisation seines unbewussten Wunsches, nicht länger alleine zu sein. Und ein Wunsch ist genau das, was du beschreibst: Eine lustvolle Vorstellung, die mit der Realität nichts zu hat. Tahliah auf der anderen Seite spricht nie von Liebe. Sie spricht von einer Verbindung, die sie zu ihm fühlt, und das ist nicht sehr weit hergeholt, auch nicht nach kurzer Zeit. Sie spricht von Faszination für ihn, auch das ist möglich. Und am Ende des Tages kennen wir nichts vom Innenleben von Tahliah. Vielleicht ist der tatsächliche Grund für ihren Umgang mit Elliot ein ganz anderer.
Außerdem, wenn ich das so sagen darf, halte ich deine Definition von Liebe für eine sehr romantische. Und das ist schön und gut so und soll auch so sein. Aber für mich ist Liebe etwas anders. Für mich ist Liebe Obsession. Ein Gift nach dem man immer und immer wieder greift um einen Durst zu stillen, den nach Nähe, nach Geborgenheit, Sicherheit und Lust. Wahrscheinlich ist deine Definition die gesündere :P
Aus all diesen Gründen halte ich den Text nicht unbedingt für scheinheilig. Vielmehr halte ich Elliots Liebe für scheinheilig und das wiederum halte ich für ein sehr reales Bild. Ich sehe auch keinerlei Befriedigung von irgendwelchen romantischen Bedürfnissen. Ich habe im Sommer viel Zeit mit einer Telenovela verbracht, lese von Zeit zu Zeit mit großer Freude Hefte wie "Liebe Lust und Leidenschaft – Gefühle kann man lesen". Aber das alles tue ich nicht aus Spaß, sondern viel mehr aus Interesse an diesen voll und ganz surrealen Welten. Und ich kann sagen, ja, es erinnert tatsächlich an einen Porno. Denn so, wie in Pornos keine echte Sexualität dargestellt wird, wird in solchen Heftchen und Filmchen keine echte Liebe dargestellt, allerdings sehr wohl mit dem Ziel, diese Form der Liebe zur Norm zu machen. Und das möchte ich ganz bestimmt nicht mit meinem Text. Wenn überhaupt soll er zeigen, was es mit einem machen kann, wenn man sich solchen Irrealitäten hingibt.

Aber was weiß ich schon, mit meinen 23 :P Vielen Dank auf jeden Fall für deine Worte, die der negativen Kritik und die des Lobes. Es ist spannend und bereichernd sich mit den Ansichten und Interpretationen anderer auseinanderzusetzen. Ich nehme auch deine Ausführungen mit in zukünftige Projekte, denn ich glaube schon, dass es gerade bei solchen "Liebes"geschichten gilt, vorsichtig zu sein und die feine Linie zwischen Kitsch und Realität zu finden und klar abzustecken. Offenbar ist mir das hier nicht ganz gelungen. Beim nächsten Mal werde ich umso intensiver danach Ausschau halten.

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @Novak,

ich danke dir sehr für die Klärung und für den Link. In meiner 1300-seitigen Dudengrammatik habe ich kein einziges Beispiel gefunden, in dem die attributiv-elliptischen Adjektive durch einen Punkt von ihrem Nomen getrennt waren, deswegen habe ich einfach angenommen, dass der Punkt eine Grenze darstellt. Gut, dass das jetzt aufgelöst ist. Ich werde das gleich ausbessern.

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @Friedrichard,

auch an dich ein Dankeschön für die Kritik. Ich bin dir vor allem für die Hilfestellungen beim Konjunktiv sehr dankbar. Der Konjunktiv und ich sind keine guten Freunde, aber wir sind am Weg, unsere Bekanntschaft zu vertiefen. Bis dahin bin ich für jedes Wort zu meinen Konjunktivfehlern froh, aber natürlich auch über das Aufzeigen anderer Fehlerchen und Fehler. Natürlich werde ich die Stellen sofort korrigieren.
Schade, dass die Geschichte dich nicht wirklich angesprochen hat. Umso mehr freut mich, dass dir die Darstellung von Elliot gefallen hat.

Ich frage mich, ob sie eigentlich Locken hat, oder ob das nur daran liegt, dass …
Besser Konj., hätte und läge

Hier muss ich aber doch widersprechen. Mit dem "hätte" gehe ich mit, das "läge" ist mir hier aber wirklich zu merkwürdig. Ich kann nicht wirklich erklären, wieso, aber der Konjunktiv an dieser Stelle scheint mir extrem unangebracht.

Der Satz ist vermurkst,
Als sei sie ein Kind und ich ihr Kuscheltier, ohne dem sie keine Ruhe findet.
nicht so sehr, weil er besser im Konj. II stände, sondern gleichzeitig „ohne“ den Akkusativ erzwingt, „ohne das („das Tier" halt) sie keine Ruhe findet.

Der Punkt war für mich besonders spannend, denn da wollte ich schon wieder die Österreischiches-Standarddeutsch-Keule schwingen, musste dann aber bei der Recherche erkennen, dass es sich bei "ohne dem" tatsächlich nicht um ÖSD handelt. Hier hat mir schlicht und einfach mein Dialekt einen Streich gespielt. Und zwar einen bösen. Diesen Fehler habe ich wohl unzählige Male in unzähligen Texten.

Vielen Dank nochmal und liebe Grüße,
Alveus

 

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