- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 11
Von der bescheuerten Idee, ein Erlebnis- und Selbsterkenntnisbuch zu schreiben
Lange hatte ich nicht gebraucht, um zu dem Entschluss zu kommen, dass es das Beste wäre, mir eine Katze anzuschaffen. Ich wusste weder, wie man eine Katze zu halten hat, noch wusste ich irgendetwas darüber, wie ein Leben mit einer Katze aussehen würde. Die perfekten Voraussetzungen für mein Vorhaben. Aber fangen wir Vorne an. Nachdem ich einen Beitrag im Fernsehen über eine Frau gesehen hatte, die es fertigbrachte, aus der Nacherzählung eines Wanderurlaubs Bücher im Besteller-Umfang zu verkaufen, hatte ich den Entschluss gefasst, Ähnliches zu vollbringen. Wenn es jemand schaffte, so viele Menschen für die Ereignisse einer Urlaubsreise zu begeistern, dachte ich mir, kann auch ich irgendetwas unternehmen, ein Buch schreiben und mich über hohe Einnahmen aus Buchverkäufen freuen. Zugegeben, die gute Frau war mehrere Monate unterwegs gewesen und ganz reibungslos schien ihre Reise auch nicht verlaufen zu sein. Allerdings hatte sie wohl weder Vorkenntnisse mitgebracht noch irgendein besonderes Training absolviert. Zudem wird die besagte Wanderung wohl jedes Jahr von sehr vielen Menschen begangen. Es schien also im Großen und Ganzen kein besonderes Vorhaben gewesen zu sein. Ich schlussfolgerte, dass es eben die Unkenntnis und der Verzicht auf Vorbereitung gewesen sein mussten, die die Geschichte im Nachhinein interessant machten. Inspiriert beschloss ich ein vergleichbares Projekt zu starten und überlegte, wovon ich keine Ahnung hatte, was mich erst mal überfordern würde, aber im Grunde auch jeder andere machen könnte. Schließlich kam ich zu dem Schluss: Ich werde eine Katze kaufen.
Ich sah das fertige Buch-Produkt schon vor mir. Die Aufzucht des Katzenbabys würde sicherlich am interessantesten sein, man weiß ja, wie gestresst Eltern sind. Insbesondere in dieser Zeit wäre ich noch völlig ahnungslos, was die Sache schwieriger und somit interessanter für meine zukünftigen Leser machen dürfte. So sollte nach einigen Monaten bereits Material für den Hauptteil meines Machwerks zur Verfügung stehen. Im Anschluss an die Aufzucht würde ich verschiedene Unternehmungen mit der Katze machen. Mit der Katze im Park. Mit der Katze im Bus. Mit der Katze beim Tierarzt. Dies alles könnten kleine liebenswerte bis tragisch-komische Passagen meines Buches werden. Am Ende würde die Katze zu meinem treuen Lebenspartner geworden sein. Ich würde mich durch sie selbst finden und wir würden glücklich miteinander leben. ENDE.
In Gedanken erzählte ich bereits Talkshow-Moderatoren, was für eine aufregende Zeit ich mit der Katze verbracht hatte und dass ich trotz des Erfolgs natürlich immer noch genug Zeit für mein kleines Puschelmonster (ein womöglich im Buch wiederkehrender Begriff) hätte. Aber weiter im Text.
Um meine Unwissenheit nicht zu gefährden, nahm ich mir vor, weder irgendeine Recherche zu betreiben noch irgendwo Rat einzuholen. So wie es mein Vorbild offensichtlich auch nicht getan hatte. Ich begann sofort und suchte bei Online-Auktionshäusern nach einem Katzenbaby. Die Suche ergab eine überraschend lange Liste von Ergebnissen. Ich wollte mich nicht lange mit der Auswahl aufhalten und klickte auf das Gebot: „Aufmerksames junges Katzenbaby“ Startgebot ein Euro, ein Euro fünfzig „Sofort kaufen“. In der Beschreibung waren, außer eines recht verwaschenen Fotos, keine weiteren Angaben zum Zustand des Katzenbabys zu finden. Das kam mir grade recht, schließlich wollte ich unwissend und impulsiv handeln. Aufgeregt kaufte ich sofort. Bereits am nächsten Tag sollte meine Katze versandfertig gemacht werden. Mich irritierte ein wenig, dass die Option: 'Lieferung an Paketstation' möglich war, aber ich verschwendete keine weiteren Gedanken daran. Nach Abschluss der Formalitäten wurde mir die Lieferung für in zwei Tagen prophezeit.
Als nächstes suchte ich online nach den nötigen Materialien, die ich brauchen würde, um meine Wohnung katzenfreundlich zu machen. Da ich erst auf dem Weg war, ein erfolgreicher Lifestyle-Buchautor zu werden, musste ich mit meinem Geld haushalten und bestellte nur das, was mir unbedingt notwendig erschien. Als ich alles beisammen hatte und die Bestellung abschließen wollte, ereilte mich die erste Hürde meines Abenteuers. Die Lieferzeit der Katzen-Utensilien war mit zwei bis vier Tagen angegeben. Ich sah mich also mit dem Risiko konfrontiert, dass mein Zubehör möglicherweise erst nach Eintreffen meiner Katze zugestellt werden würde. Ich recherchierte die maximale Lagerfrist eines Pakets in der Paketstation. Zur Not würde ich die Katze dort verbleiben lassen müssen. Ich wollte dem Tier zwar keinen unnötigen Stress zumuten, aber ich sagte mir, wenn die Katze schon versandt wird, kann davon ausgegangen werden, dass die Unversehrtheit des Tieres auch bei Nicht-Abholung aus der Paketstation gewährleistet sein müsste. Ansonsten, so dachte ich mir, könne eine solche Option sicherlich nicht ausgewählt werden. Diese Gedanken beruhigten mich. Ich bestellte das Katzenzubehör zu mir nach Hause. Ich hatte nicht die Absicht die zum Teil schweren Gegenstände selbst hoch in meine Wohnung zu tragen. Trotz meines Back-up-Planes, die Katze notfalls in der Paketstation zu belassen, wartete ich gespannt auf das Eintreffen von Katzenklo, Katzenstreu, Katzen-Spielbaum und Co.. Ich hatte Glück. Einen Tag bevor meine Katze geliefert werden sollte, klingelte es an meiner Tür. Nachdem ich den erschöpften Mann losgeworden war, öffnete ich hastig meine Pakete. Man hatte in mir offensichtlich einen unwissenden Neukunden erkannt. Meiner Bestellung lagen allerhand Informationsmaterialien über Katzenbedarf bei. Um meine Unwissenheit nicht zu gefährden, entsorgte ich gewissenhaft die bunten Beigaben. Noch am selben Tag versuchte ich aus meiner Wohnung ein akzeptables Katzen-Habitat zu machen. Nach mehreren Stunden hatte ich, nicht ohne die eine oder andere Panne, aber darum ging es ja, alles zu meiner Zufriedenheit arrangiert. Erschöpft ging ich zu Bett. Vor lauter Aufregung fiel mir das Einschlafen schwer. Immer wieder malte ich mir meine Erfolgsszenarien aus. Ich im Fernsehen. Ich im Radio. Vielleicht würde ich die Katze auch einmal mitnehmen.
Am nächsten Morgen hatte ich noch einige Stunden zu warten, bevor die Lieferung in der Paketstation eintreffen würde. Als die Zeit gekommen war, ging ich aufgeregt und gespannt zur Abholstation. Ich stellte mir das Leiden einer jungen Mutter vor, die sich außerstande sieht ihr Baby aufzuziehen und es unter Tränen an einer Babyklappe abgeben muss. Mich erwartete genau das Gegenteil, ich würde ein Baby aus einer Klappe bekommen. Entsprechend groß war mein Glück. An der Station angekommen, musste ich mich zwingen endlich die entsprechende Klappe freizugeben und mein Katzenbaby zu empfangen. Ich gab die erforderlichen Informationen dem seelenlosen Postausgeber preis und die Klappe, die mein aufmerksames Katzenbaby enthalten sollte, poppte auf. Was ich dort sah machte mich allerdings stutzig: Ein flaches Paket. Ich prüfte meinen Versandschein. Ich hatte alles korrekt eingeben. Zögerlich öffnete ich den Karton. Zu meinem entsetzten musste ich feststellen, dass mir anstatt eines aufmerksamen Katzenbabys, ein Porzellanteller von minderer Qualität, mit dem Aufdruck eines aufmerksamen Katzenbabys geliefert worden war. Wütend machte ich mich, mit dem Teller bewaffnet, auf den Heimweg. Dem Versender würde ich gehörig den Marsch blasen. In meiner katzenfreundlichen Wohnung angekommen, schritt ich schnurstracks auf meinen Schreibtisch zu. Ich studierte die Anzeige, auf die ich geboten hatte. Ich hatte dort nichts überlesen. Keinerlei Hinweis darauf, dass es sich nicht um ein echtes aufmerksames Katzenbaby handelt. Man hatte mich übel übers Ohr gehauen. Wie konnten diese Menschen so fahrlässig die Träume Anderer zerstören. Ich hatte ein Anrecht auf die Katze gehabt. Auf die Erlebnisse mit ihr, aber vor allem auf das Buch, die Aufmerksamkeit und das Glück. Wütend wollte ich den Teller an die Wand schmeißen. Aber die Vorstellung meine zerstörten Träume, manifestiert im zerbrochenen Teller wiederzusehen, hielt mich zurück. Nach und nach wurde aus meiner Wut stille Verzweiflung. Ich starrte nur noch auf die Anzeige. Sie haben erstanden: „Aufmerksames Katzenbaby“. Wenn es doch so wäre.
Von der bescheuerten Idee, ein Erlebnis- und Selbsterkenntnis Buch zu schreiben. PART II
Ah!... Bah!.. In meinem Mund schmeckt es, als hätte dort eine Rattenfamilie übernachtet. Ein ganzes Rudel muss das gewesen sein. Der pelzige und vollgeschissene Geschmack ist so intensiv, dass die nicht lange weg sein können. Ich spucke auf den Boden und habe das Gefühl es sind kleine rattige Haar-Knäule dabei. Es ist noch zu früh zum kotzen, denke ich mir, suche die Fernbedienung und schalte irgendein Mittagsmagazin an. Belanglosigkeit ist das beste Katermittel! Nirgends ist die Schwelle niedriger, um in den Inhalt einzusteigen und sich abzulenken.
Es läuft ein Beitrag über irgendeine Tante, die irgendwo hergelaufen ist und über das Daherlaufen und darüber wie das Daherlaufen, sie zu sich Selbst finden hat lassen, ein Buch geschrieben hat... oder so ähnlich. Die Frau ist attraktiv, also bleibe ich dran. Froh, dass trotz jahrelangem übermäßigem Alkohol-Konsum bei mir physiologisch immer noch alles in Ordnung ist... naja, zumindest hatte das erst mal den Anschein gemacht... Frustriert verfolge ich den Beitrag (offensichtlich eine Wiederholung, seit wann wird so was wiederholt??). Wie sich herausstellt, hat sie eine lange Wanderung gemacht und darüber ein Buch geschrieben. Der Scheiß hält sich schon seit mehreren Wochen in den Bestseller-Listen.
„Wie haben sie sich denn damals auf ihr Abenteuer vorbereitet?“ fragt die Moderateuse.
„Im Grunde gar nicht. Wissen Sie, ich hatte eine schwere Zeit damals [kotz] und ich wollte einfach etwas raus und wieder zu mir selbst finden [würg]. Daher bin ich damals einfach los, mit dem was ich hatte, ohne jede Ahnung oder Plan. Im Nachhinein war das natürlich recht leichtsinnig und ich würde es auch niemandem empfehlen. Die Natur kann wirklich gefährlich sein und die sollte man respektieren [jetzt muss ich aber wirklich kotzen].“
Vom Klo zurück sehe ich immer noch die Frau, die so schön zu sich selbst gefunden hat. Jetzt aber unsicher grinsend, zur Statistin degradiert, neben der Moderatorin rumsteht, die bereits den nächsten Beitrag anmoderiert.
So so, man kann also über seine eigenen Erlebnisse und Selbstfindungsallüren ein Buch schreiben und das dann an irgendwelchen Penner*Innen für Geld verkaufen. „Worth a try“. Ich rappel mich auf, ziehe mich an und durchsuche die Wohnung nach etwas zu schreiben. Das einzig brauchbare ist ein alter Pizzakarton und ein Ikea Bleistift. Für Stichwörter reicht das ja wohl! Immer noch völlig fertig, aber mit Ausblick auf Besserung verlasse ich meine Wohnung. Erstmal was zu trinken besorgen, dann wird es schon werden mit der Inspiration.
Ich laufe in Richtung 24h Tankstelle. Anderthalb kleine Kötzerchen später bin ich dort und es folgt der übliche Einkauf. Ich kaufe nur Bier bei 24h Tankstellen, auch wenn das teurer ist. In der Biologie nennt man das proaktive Lebensraumerhaltung. Den Rücksack voll billiger Mist-Plörre und die Hand voll mit einer Flasche guter Mist-Plörre, zum Einstieg, setzte ich mich auf den Bordstein vor der Tankstelle und überlege. Die einzigen Bücher, die ich je gelesen habe, waren Schullektüre: Andorra von Max Frisch, wie frisch gezapft, he he, und Hau hab du Flasche, von ich hab keine Ahnung wem. Ein jugendliches Alkohol Drama. Ich weiß noch wie neidisch ich war, in dem Buch gab es Bierdosen Automaten, gab es die eigentlich jemals wirklich... Aber Schluss mit den Tagträumen. Konzentration. Also Erlebnis und Erkenntnis... erst mal was erleben.
Hier sitzen bringt mich nicht weiter. Es muss irgendetwas passieren „Ich könnte irgendwen stalken“, denke ich mir oder sage ich es laut, egal. So folge ich dem nächstbesten Heini der vorübergeht. Einem jungen coolen Typen, mit Schnurrbart, Chromrand-Brille und Jeansjacke. Auf seinem Turnbeutel steht: "Hippe di hoppe di". Er hat wohl Angst man würde nicht auch so erkennen was er darstellen will. Ich folge ihm in einen großen Park. Irgendwann bemerkt er mich. Wir gehen, als so ziemlich die Einzigen, durch die „Natur“. Nach ein paar Minuten bemerkt er mich erneut. Ich grinse Ihn an. Er beschleunigt seinen Schritt. Mit seinen Nike Air Sportschuhen ist er eindeutig schneller als ich und hängt mich ab. Erschöpft setzte ich mich auf eine Bank und mache mir eins von der billigen Mist-Plörre auf. So viel zum Thema „physiologisch immer noch alles in Ordnung“. Erst keinen hoch kriegen und dann im Schritttempo abgehängt werden. In Form sieht anders aus. Dagegen dieser junge knackige Hipster. Ich frage mich was eigentlich aus diesen coolen Typen von früher geworden ist? In der Schule waren die recht zahlreich und auffällig, potent und souverän. Aber ich habe keinen von denen je wieder gesehen. Ob die alle weglaufen, wie der hier gerade. Ich stehe von der Bank auf und laufe durch den Park. Man das klappt ja super mit meinem Bestseller.
Durch den Park geht eines dieser absurd attraktiven Pärchen. Nicht nur; dass alles an Ihnen von Natur aus schon schön ist, jedes Detail ihrer Erscheinung scheint durch-perfektioniert. Ich bin beeindruckt von soviel Hingabe, Menschen müssen auch immer alles auf die Spitze treiben. Selbst wenn man schon zum schönsten Promille von Menschen gehört, wird sich noch stundenlang mit Feinheiten befasst. Ich zwinkere der Frau zu, weil ich hoffe den Typen damit zu ärgern, der wird so etwas bestimmt nicht oft erleben. Aber die beiden scheinen wie von einer Wolke eingehüllt, in die nichts hässliches eindringen kann.
Schließlich sehe ich einen anderen Kerl. Der sieht um einiges taffer aus als der von eben. Vielleicht kann ich dem folgen, ohne das der Angst kriegt. Ich gehe ihm nach. Der Typ scheint sich nicht für mich zu interessieren. Er bleibt nur einmal stehen, um sich die Haare in einem Schaufenster zu richten. Oder wohl eher was von den Haaren übrig ist, sieht aus wie das Vogelnest des faulsten Vogels aller Zeiten. Als er um eine Ecke biegt, folge ich ihm. Da packt mich etwas und wirft mich in eine Kellertreppe runter. „Scheiße man, pass auf mein Bier auf“, brülle ich. Der taffe Typ drückt mich mit seinem Stiefel auf den Boden.
„Warum folgst du mir? Was willst du Fickfresse von mir.“
„Fickfresse?“ frage ich. „Tut mir leid, aber so was mache ich nicht“, sage ich ihm.
Er tritt mich. Ich habe die dumme Angewohnheit, immer frecher zu werden je mehr man mir weh tut.
„Pass auf ich frag dich noch einmal: warum folgst du mir?“
Er nimmt einen herumliegenden Backstein in die Hand.
Ich sage: „Ich denke darüber nach meinen Außenkamin neu verklinkern zu lassen und da such ich noch gute Handwerker.“
Er holt mit dem Backstein aus.
„Stopp, stopp, stopp“, rufe ich. „War nur ein Witz, man. Pass auf es ist so. Ich arbeite für...äh... Johnny. Er ist, äh, neu in Stadt und schickt Leute wie mich los um herauszufinden, was hier so läuft und, äh, wer das Sagen hat. Ja genau, wer das Sagen hat, das interessiert... äh... Johnny. Ich hab dich gesehen und du weißt schon dein Rocker Outfit, zu welcher Gang gehörst du? Welche Dinger dreht ihr? Ich scheine da ja auf der richtigen Fährte zu sein, so wie du mich hier behandelst. Aber hey, ich mach nur meinen Job. Johnny möchte halt die Infos.“
Der Typ mustert mich eine Weile. Dann fängt er lauthals an zu lachen. Der kriegt sich wirklich nicht mehr ein. Ich sage nichts. Irgendwann wird er wieder ernster.
„Was auch immer“, sagt er und geht. Nach ein paar sehr schnellen und ein paar nur noch schnellen Atemzügen stolpere ich die Treppe hoch auf die Straße. Ich schnappe meinen Pizzakarton und gehe ein paar Schritte. Dann prüfe ich meinen Rucksack. Pfu, ein Bier hat doch tatsächlich überlebt. Ich öffne es.
Meine Hände zittern wie verrückt. Ob der mich wohl erschlagen hätte mit diesem ollen Backstein... ein mal zwei mal vier... diese Mistdinger. Das lässt unangenehme Erinnerungen wach werden. „Was einen nicht umbringt, macht einen härter“ hört man immer wieder. Aber wenn überhaupt was härter wird, dann ist das die Schale und dann verhält es sich so wie bei alten Rennwagen. Die massiven Stahlkolosse aus den 1950er Jahren hatten nach einem schweren Unfall maximal ein paar Beulen, aber von dem Fahrer war nur noch Matsche übrig. Eine harte Schale gibt alles ungebremst nach Innen weiter. Je öfter man geprügelt wird umso härter wird die Schale, aber was drinnen übrig bleibt sieht aus wie Pflaumenmus. Ich gehe weiter. Das Bier hilft gegen das Zittern.
OK, das lief ja alles nicht so gut. Aus der Traum von der Aufwertung meines Alkoholiker-Daseins durch eine literarische Karriere. „ Er trink natürlich viel zu viel, aber diese schmutzige Poesie ist einfach einmalig.“ So etwas wird auch wohl in Zukunft niemand sagen. Während ich so daherlaufe und an der Flasche billige Mist-Plörre nuckele, bemerke ich einen komischen Kerl, der weinend vor einer Paketstation steht. Er faselte irgendetwas, was ich nicht verstehe und fuchtelt empört mit einem Teller herum... Was ein Spinner, hier in aller Öffentlichkeit zu flennen. Ich gehe in Richtung nach Hause weiter. Heute wird nichts mehr erlebt.