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Von Arschlöchern, Zigaretten und Vergebung

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26.06.2015
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Von Arschlöchern, Zigaretten und Vergebung

Elena war erstaunt. Hier sah es doch ganz passabel aus, und heiss war es wider Erwarten gar nicht. Gut, ernsthaft Sorgen, ob sie hier landen würde, hatte sie sich während ihres ganzen Lebens so oder so nie gemacht, obwohl sie es natürlich aufgrund ihres nicht immer ganz normkonformen Verhaltens irgendwie hätte erwarten können. Aber das waren doch alles nur Lapalien gewesen.
Ernsthaft, wen interessierte das schon, die paar geklauten Kaugummis, ja, und vielleicht hatte sie ein oder zwei Mal einen Typen betrogen. Ab und zu einen Joint geraucht. Aber den Autounfall, den hatte sie definitiv nicht verdient. Frontalcrash, Tod auf der Autobahn mit knapp über Dreissig. Und jetzt sass sie hier. Die Hölle hatte sie sich definitiv anders vorgestellt.
Erst jetzt bemerkte Elena, dass neben ihr ein gut gekleideter Mann sass. Gerade krempelte er die Ärmel seines leicht zerknitterten Hemdes hoch.
„Was hat Sie hierher gebracht?“ Interessiert sah sie ihn an.
„Herzinfarkt“, meinte er trocken. „Und das, obwohl ich seit Jahren auf Alkohol und Zigaretten verzichtet habe. Tolle Sache.“ Er klang genervt.
Elena kramte aus ihrer Handtasche ein Päckchen Zigaretten hervor und bot ihm eine an. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Danke. Ich bin Jeffrey. Hast du ne Ahnung, ob das hier, du weisst schon ...“ Er steckte sich die Zigarette an und sog den Rauch tief in seine Lungen.
Elena zuckte mit den Schultern. „Ich weiss nicht. Scheint okay zu sein, es ist nicht heiss, es stinkt nicht. Alles gut. Was hast du verbrochen, dass du mich das fragst?“ Sie sah Jeffrey durchdringend an. Er erwiderte ihren Blick für einen Moment, dann sah er an ihr vorbei und blies den Rauch in die Luft.
„Nichts, ich habe mein ganzes verdammtes Leben mit arbeiten verbracht. Investmentbank. Hätte ich gewusst, wie wenig Zeit mir noch bleibt, hätte ich ... Ich meine, Vierundfünfzig, das ist doch kein Alter?“
Es war ganz still im Raum, ein düsteres Vakuum. Nach einem kurzen Moment räusperte Jeffrey sich. „Na gut, okay. Erwischt.“ Er hob die Hände abwehrend in die Höhe und lächelte selbstgefällig. „Vielleicht hab ich manchmal ein wenig Geld auf mein eigenes Konto abgezweigt. Aber hör mal, ich habe schliesslich auch die ganze Arbeit gemacht, und diese Mistkerle wollten sowieso nur ihr dreckiges Geld waschen. Gut, und meine Sekretärin kniete öfters mal bei mir im Büro neben meinem Schreibtisch, wenn du weisst, was ich meine.“
Allerdings wusste sie das. Er war definitiv ein selbstgerechtes Arschloch, vom Gegenteil würde er sie nicht mehr überzeugen können. Elena fragte sich, was sie mit diesem Menschen gemeinsam hatte. Es musste einen plausiblen Grund geben, dass sie beide nun hier zusammen in diesem Raum sassen. Die Fauxpas ihres kurzen Lebens waren doch nicht vergleichbar mit denjenigen dieses Typen, der ihr von Minute zu Minute unsympathischer wurde. Ausserdem verspürte sie im Gegensatz zu ihm unerwartet Reue, seit sie hier war. Sie dachte an ihren Freund, dem sie ihren rehbraunen Augen sei Dank jede Lüge als banale Wahrheit verkaufen konnte. Irgendwann wurde es einfach zur Gewohnheit, so sehr, dass sie sich ihre Ausreden und Betrügereien zum Schluss selbst glaubte.
„Kann ich noch ne Kippe haben?“ Jeffrey hatte sich bereits während der wohl rhetorischen Frage selbst bedient. Sie nahm sich ebenfalls eine und steckte sie sich in den Mund. Schweigend rauchten sie.
„Auf was wir hier wohl warten“, dachte sie und flüsterte es gleichzeitig in das dämmrige Licht. Es klang wie eine Frage an sich selbst. Die Ewigkeit war schwer vorstellbar, und eine Ewigkeit mit Jeffrey an ihrer Seite noch viel schwerer. Elena erhob sich und schritt quer durch den Raum bis zu einem grossen Tor, das sich problemlos öffnen liess. Tageslicht schlug ihr entgegen, doch die Luft wirkte abgestanden, wie ein Abfallprodukt aus der Welt, die sie bereits kannte. Draussen hasteten Menschen über den Gehsteig, auf den Strassen herrschte reges Treiben.
Jeffrey war ihr mittlerweile gefolgt und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Siehst du, alles in Ordnung. Es wird weitergehen wie bisher. Jeder hat Dreck am Stecken, wieso sollten gerade wir in der Hölle verrotten?“ Er drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Wange und verschwand in der Anonymität der vorbeigehenden Menschen.

 

Hallo nevermind,

ich habe deine Geschichte gelesen und sie hat mir auch gefallen, die Idee und dein Schreibstil. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich mir nicht ganz sicher bin, was du mit ihr sagen willst. Das kann natürlich auch an mir liegen ;)
Wolltest du zeigen, wie schnell es gehen kann, dass man sich seine eigenen Fehler "schönredet"? Eine Art Selbstreflektion? Oder eher, dass eigentlich jeder ein schlechter Mensch ist, irgendwie? Und dass man sich selbst vergeben darf?
Oder gar nichts davon?
Auf jeden Fall hast du mich zum NAchdenken gebracht, wie du siehst :D

Der Schluss hat mir gut gefallen! Wobei ich ihn anders interpretiert hatte als Feuerwanze. Ich dachte, dass die Hölle gerade darin besteht, dass alles weitergeht wie bisher. Aber vielleicht wolltest du genau das ja auch offenlassen.

Insgesamt... hm. Mir war es noch etwas zu "wenig", das Gespräch, die Gedanken der Protagonisten. ich glaube, ich hätte mir noch etwas mehr Tiefgang gewünscht. Wie gesagt, ich bin nicht so ganz draus schlau geworden. Aber ich kann auch nicht sagen, dass mir deine Geschichte nicht gefallen hat. ;)

Die Ewigkeit war schwer vorstellbar, und eine Ewigkeit mit Jeffrey an ihrer Seite noch viel schwerer.
Den Satz mag ich irgendwie.
(Ich dachte an dieser Stelle aber noch "Aha, genau DAS ist die Hölle - auf Ewigkeit in einem Raum mit einem selbstgerechten Arschloch :D)

Okay, bisschen noch was Sprachlichen (Rechtsschreibfehler etc sind mir nicht aufgefallen)

Gut, ernsthaft Sorgen, ob sie hier landen würde, hatte sie sich während ihres ganzen Lebens so oder so nie gemacht, obwohl sie es natürlich aufgrund ihres nicht immer ganz normkonformen Verhaltens irgendwie hätte erwarten können.
den Satz musste ich zweimal lesen, er ist mir zu umständlich, mit den vielen Nebensätzen.

Er hob die Hände abwehrend in die Höhe und lächelte selbstgerecht. „Vielleicht hab ich manchmal ein wenig Geld auf mein eigenes Konto abgezweigt. Aber hör mal, ich habe schliesslich auch die ganze Arbeit gemacht, und diese Mistkerle wollten sowieso nur ihr dreckiges Geld waschen. Gut, und meine Sekretärin kniete öfters mal bei mir im Büro neben meinem Schreibtisch, wenn du weisst, was ich meine.“
Allerdings wusste sie das. Er war definitiv ein selbstgerechtes Arschloch,
da hat mich die Wiederholung gestört. (Vielleicht kannst du den oberen Satzteil auch ganz weglassen)


So viel mal zu meinem ersten Eindruck von deinem Text :)

Liebe Grüße,
Tintenfisch

 

Hey Feuerwanze

Ich danke dir fürs Lesen. Ja, ich wollte eine etwas unkonventionellere Variante einer "Nach-dem-Tod-Geschichte" schreiben, zumal ich selbst überhaupt nicht an die Abgrenzung Himmel-Hölle-Wasauchimmer glaube :) Deine Interpretation vom Ende meiner Geschichte im Sinne eines zweiten, ganz normalen Lebens gefällt mir!

Herzlich, nevermind


Hey Tintenfisch

Deine Interpretation kommt meiner Idee beim Schreiben ziemlich nah :) Es freut mich ausserdem, dass ich dich etwas ratlos zurücklassen konnte, im positiven Sinn natürlich.
Ich wollte zeigen, dass es (zumindest meiner Ansicht nach) keine postmortale Gerechtigkeit oder Bestrafung im Sinne einer Hölle gibt, sondern dass jeder dafür selbst verantwortlich ist, und das bereits während seines "irdischen" Lebens. Jeder kämpft mit seinen eigenen Fehlern oder trägt irgendeine Last herum, doch schliesslich soll es darum gehen, dass man sich dessen bewusst wird und dafür Verantwortung übernimmt, sodass man sich selbst vielleicht sogar vergeben kann. Klingt jetzt ein wenig abstrakt :)

Mit der Wiederholung hast du recht, das war mir anfangs gar nicht aufgefallen. Wird geändert :) Auch den vermissten Tiefgang kann ich nachvollziehen. Es ist schon noch sehr kurz, ich wollte irgendwie eine Momentaufnahme machen von einer kleinen Szene und dadurch oberflächlich bleiben. Aber ich verstehe schon, dass es möglicherweise etwas zu wenig ist, da man nur wenige Details über die Protagonisten erfährt.

Ich danke dir für deine ehrliche Kritik:)

Herzlich, nevermind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo nevermind,

ja, was kommt nach dem Tod? Himmel, Hölle, Reinkarnation? Und wer oder was entscheidet darüber, was mit uns geschehen wird, wenn es soweit ist? Der eine betrügt seine Kunden, die andere ihren Freund, jeder hat doch irgendwo Dreck am Stecken. Deine Geschichte gefällt mir.

Sie ist gut geschrieben, lässt sich super lesen und regt tatsächlich zum Nachdenken an, das schaffen nicht viele Geschichten. Das liegt vor allem am Ende, das du sehr offen hältst, typisch Kurzgeschichte eben. Wo sind sie tatsächlich? Die Hölle oder doch nicht? Ein Leben nach dem Tod? Hmm, auf jeden Fall viel Raum für Interpretationen. Das kann nichts Schlechtes sein. ;)

Mir gefällt auch die Ruhe zwischen den Protagonisten. Sie sitzen da und rauchen und warten auf irgendwas. Und der Leser wartet mit ihnen. Und obwohl die beiden so unterschiedlich scheinen, sind sie doch nicht so verschieden. Beide betrügen, beide begehen kleine Sünden, beide sterben relativ jung. Das hat mir gefallen und viel zu meckern, habe ich nicht.

Ich meine, Vierundfünfzig, das ist doch kein Alter?

Warum das Fragezeichen?

Ausserdem verspürte sie im Gegensatz zu ihm unerwartet Reue, seit sie hier war.

Würde ich durch Kommata oder Gedankenstriche abgrenzen, das läse sich strukturierter.

Sie dachte an ihren Freund, dem sie Komma ihren braunen Rehaugen sei Dank Komma jede Lüge als banale Wahrheit verkaufen konnte.

Die Kommata müssen nicht, aber s.o.
rehbraunen Augen, sie hat ja nicht wirklich Rehaugen. ;)

Beste Grüße,
gibberish

 

Hey gibberish

Bitte entschuldige meine späte Rückmeldung, ich war in den Ferien und auf dem Handy eine Antwort zu tippen, war mir dann doch zu mühsam :)

Es freut mich, dass du Gefallen an meiner Geschichte gefunden hast. Du hast erkannt, was ich damit ansprechen wollte, und genau auf diese Art und Weise sollte der Leser zum Nachdenken angeregt werden. Deine Verbesserungsvorschläge nehme ich ebenfalls ohne zu meckern an:) Das mit den rehbraunen Augen vs. braunen Rehaugen ist mir gar nicht aufgefallen, aber du hast natürlich recht!

Ich muss zugeben, ich war schon etwas enttäuscht, nur insgesamt drei Reaktionen auf meinen Text zu erhalten, bevor er in der Versenkung verschwindet. Aber das bedeutet wohl, dass es einfach zu wenig war. Zu wenig Kontroversen, zu wenig Geschichte, zu unspektakulär. Ich hatte mir erhofft, ein wenig die Gedanken über den Tod, aber vielmehr über das Hier und Jetzt anzuregen, in dem Sinne, dass wir selbst das zeichnen, was wir schlussendlich tragen müssen.

Ich danke dir jedenfalls fürs Lesen:)

Herzlich, nevermind

 

Hallo nevermind

Der Titel wirkte mir nicht ansprechend, an sich ein Grund, den Text nicht aufzuklappen, wäre da die Zuordnung nicht auf Gesellschaft und Philosophisches gesetzt. Vor allem das Letztere setzte mir die Erwartung frei, dass der Schein trügt und sich Stilvolleres darin verbergen könnte. -

Diesbezüglich erfüllte es sich. Vom Thema her ist es zwar absolut nicht neu, doch eine eigenständige Variante, sehr kurz, aber erzählerisch angenehm dargelegt. Das Werte ich positiv, wenn es gelingt, auch ausgeschöpfte Motive in einer Form einzubringen, die sich von andern ähnlichen Erzählungen abhebt. Ein Wermutstropfen ist mir da nur die „Pointe“, wie die Protagonistin die Tür öffnet und anscheinend die normale Welt vor ihr liegt. Ist es wirklich ihre alte Welt, oder vielmehr eine, die nur auf den ersten Blick diesen Anschein vermittelt? Welche Reflektionen ergeben sich zwischen den Protagonisten und ihrer neuen Umwelt? Ja, sind sie (die Toten) denn für ihre Mitmenschen überhaupt wahrnehmbar? Solche Fragen bleiben im Raum stehen, den gläubigen und ungläubigen Lesern überlassen, das Elementare daran sich vorzustellen. -

Wem es nicht gelingt, die Fiktion in Gedanken selbst zu ergänzen und raumfüllend zu Ende zu führen, kann den Wermutstropfen dennoch wegwischen. Im erzählerischen Werk des Existenzialphilosophen Jean-Paul Sartre findet sich eine im „Kerngedanken“ nahezu analoge aber vertiefte und dennoch kurze Geschichte: „Das Spiel ist aus“. Sie ist ein krasser, deterministischer Kontrast zum existenzialistischen Denken Sartres, der sich damit im Jahre 1943 erlaubte, auch mal ein wirklichkeitsfernes Spiel zu treiben. Das Erleben seiner Protagonisten fügt sich der hier vorliegenden Geschichte ergänzend, abgesehen von ihrer Herkunft, verblüffend nahtlos an.

Soweit, mit letztlich abschweifendem Seitenblick, aus meiner Perspektive.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe nevermind,

auch ich wurde – wie Anakreon - gleich an Sartre erinnert, an sein Stück „Bei geschlossenen Türen“: Drei Tote, eingeschlossen in einem Raum, die sich gegenseitig ausgeliefert sind. Im Gegensatz zu deiner Geschichte können sie den Raum nicht verlassen – ihr Zusammensein ist ihre Hölle.
Bei dir ist der Ansatz gleich: Zwei Menschen, die gestorben sind, treffen sich in einem Raum und stellen fest, dass sie sich nicht mögen. Allmählich zeigst du als Autor auf, warum sie in dieser Hölle sind: Er hat als Investmentbanker betrogen, sie hat ihren Freund immer und immer wieder belogen.
Doch dann wird es für mich verwirrend:

„Auf was wir hier wohl warten“, dachte sie und flüsterte es gleichzeitig in das dämmrige Licht.
An dieser Stelle habe ich gedacht, dass auch sie in diesem Raum bleiben würden, und wie bei Sartre ihr Zusammensein die eigentliche Hölle sein würde. Aber dann kommt es anders: Sie können diese Hölle verlassen und wieder in die
Anonymität der vorbeigehenden Menschen
eintauchen. Hier wird mir die Aussage deines Textes unklar. Was willst du zum Schluss sagen: Dass die normale Welt, unser normales Leben die eigentliche Hölle ist, dass diese Beiden nichts Besonderes sind in einer Welt, in der ja jeder
Dreck am Stecken
hat?
Naja, das ist dann aber so weder richtig noch eine philosophische Erkenntnis, es bleibt eine Platitüde. Wird ihnen vergeben, weil ja alle so sind wie sie? Ist es das, was du deinen Lesern sagen möchtest?
Möglicherweise habe ich die eigentliche Aussage deines Textes nicht richtig erkannt. So, wie ich sie verstehe, kommt sie mir leider etwas eindimensional vor. Oder kennzeichnet sie deine Sicht unserer Welt, unserer Gesellschaft?

Liebe Grüße
barnhelm

 

Schöne Geschichte, klingt ein bisschen nach Sartre: Die Hölle, das sind die Anderen.
Gut konstruiert, süffig geschrieben und in seiner Aussage völlig klar. Mehr davon!

 

Weil ich das gerade sehe:

Ich muss zugeben, ich war schon etwas enttäuscht, nur insgesamt drei Reaktionen auf meinen Text zu erhalten, bevor er in der Versenkung verschwindet. Aber das bedeutet wohl, dass es einfach zu wenig war. Zu wenig Kontroversen, zu wenig Geschichte, zu unspektakulär.

Ich glaube, dass der Text "wenig" kommentiert wurde, lag nicht am Text selbst, sondern einfach am Zeitpunkt, an dem du ihn veröffentlicht hast. Viele wollten ihre freien Tage noch genießen, ein letztes Mal Sonne tanken, da stehen die Wortkrieger auch mal hinten an. Wird halt weniger kommentiert und Texte verschwinden schneller mit wenigen Kommentaren in den Untiefen des Forums. Ich würde mir das nicht so zu Herzen nehmen, der Text ist gut, das sagen dir auch die anderen Kommentare, die mittlerweile eingetroffen sind. ;)

Liebe Grüße,
gibberish

 

Hey Anakreon

Zuerst einmal danke für deinen Besuch.

Ein Wermutstropfen ist mir da nur die „Pointe“, wie die Protagonistin die Tür öffnet und anscheinend die normale Welt vor ihr liegt. Ist es wirklich ihre alte Welt, oder vielmehr eine, die nur auf den ersten Blick diesen Anschein vermittelt? Welche Reflektionen ergeben sich zwischen den Protagonisten und ihrer neuen Umwelt? Ja, sind sie (die Toten) denn für ihre Mitmenschen überhaupt wahrnehmbar? Solche Fragen bleiben im Raum stehen, den gläubigen und ungläubigen Lesern überlassen, das Elementare daran sich vorzustellen. -

Du hast recht, das Ende habe ich sehr offen gelassen. Schade, dass du das als Wermutstropfen empfandest:) Ich wollte bewusst nicht näher darauf eingehen, um was es sich bei dieser Welt vor der Türe genau handelt. Man kann es so interpretieren, dass nach dem Tod ein zweites, genau gleiches Leben auf die Protagonisten wartet, oder jedoch, dass genau dieses "normale" Weiterleben eine Hölle im weitesten Sinn darstellt, solange man sich selbst nicht vergeben kann oder nicht mit sich im Reinen ist.

Tatsächlich hatte ich während des Schreibens Sartre im Hinterkopf, jedoch das Werk "Huis Clos". Wir hatten es einmal im Französischunterricht gelesen und ich fand es ganz toll. Jedoch wollte ich auf einen anderen Punkt als Sartre hinaus. Seiner Aussage "L'enfer, c'est les autres" wollte ich das Gegenteil entgegenbringen, nämlich dass wir eigentlich selbst unsere Hölle sind. Dies in dem Sinne, dass wir unsere irdischen Handlungen selbst gestalten und (höchstens) vor uns selbst und unseren Mitmenschen, nicht aber vor einer göttlichen Macht o.Ä. rechtfertigen müssen.

Herzlich, nevermind

Hey barnhelm

Ich danke auch dir fürs Lesen.

Hier wird mir die Aussage deines Textes unklar. Was willst du zum Schluss sagen: Dass die normale Welt, unser normales Leben die eigentliche Hölle ist, dass diese Beiden nichts Besonderes sind in einer Welt, in der ja jeder Dreck am Stecken hat.

Man kann das Ende wie gesagt auf verschiedene Weisen interpretieren. Die Essenz des Textes ist für mich persönlich, dass wir mit unseren Taten unsere eigene "Hölle" kreieren, es jedoch keine postmortale Bestrafung durch eine göttliche Macht gibt. Das normale Leben soll nicht per se die Hölle sein, kann es aber durchaus, je nachdem, inwiefern man selbst für seine Taten gerade stehen kann. Damit geht es auch um Vergebung, jedoch Vergebung durch sich selbst.

Naja, das ist dann aber so weder richtig noch eine philosophische Erkenntnis, es bleibt eine Platitüde. Wird ihnen vergeben, weil ja alle so sind wie sie? Ist es das, was du deinen Lesern sagen möchtest?
Möglicherweise habe ich die eigentliche Aussage deines Textes nicht richtig erkannt. So, wie ich sie verstehe, kommt sie mir leider etwas eindimensional vor. Oder kennzeichnet sie deine Sicht unserer Welt, unserer Gesellschaft?

Ich möchte widersprechen, wenn du die Aussage meines Textes als Platitüde bezeichnest ;) Auch, dass die Aussage "nicht richtig" sei, kann man so nicht sagen. Ich bin der Meinung, dass es bei solchen Themen kein richtig oder falsch geben kann. Meine Geschichte muss nicht zwingend meiner Sicht der Gesellschaft entsprechen, aber es ist wohl nicht zu übersehen, dass ich doch etwas Kritik an der Sicht einer postmortalen Bestrafung im Sinne einer Hölle üben wollte, da dies so für mich nicht plausibel sein kann. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.

Herzlich, nevermind

Hey wohinmituns

Ganz lieben Dank für deine netten Worte - es freut mich, dass du meine kurze Geschichte gern gelesen hast! Richtig liegst du auch mit dem Ansatz von Sartre, der mich inspiriert hat ;)

Herzlich, nevermind

Hey gibberish

Du hast absolut recht, so ging es mir ja selbst gerade auch ;) Nochmals die letzten einigermassen warmen Sonnenstrahlen tanken, bevor der Herbst definitiv Einzug hält. Man (oder ich) habe halt irgendwie jedes Mal beim Hochladen eines Textes ein bisschen "Angst", dass er zerrissen werden könnte. Oder einfach nur langweilig ist... ;)

Herzlich, nevermind

 

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