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Von Afrikanerinnen und anderen Kuriositäten

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04.03.2018
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Von Afrikanerinnen und anderen Kuriositäten

Facebook ist doch ein schöner Ort. Ein Ort voller hipper Prankster, Fake-News-Journalisten, Sozio- und Psychopathen, Katzenliebhabern, Pädophilen, „Politikexperten“ und verzweifelten Heranwachsenden. Ich gehöre übrigens zur letzten Kategorie.
Jahrelang hab ich versucht, der Anziehungskraft des Facebook-Kultes zu widerstehen. Doch leider misslang es mir.
So geschah es das ich eines gelangweilten Abends vor meinem 2005er PC saß (wir schrieben übrigens an diesem Abend das Jahr 2016) und an ein weiteres hoffnungsloses Videospielprojekt arbeitete.
Während ich so da saß, kamen mir zwei Gedanken: 1. Wann begann mein Leben so traurig zu werden? Und 2. Wie schaffe ich es, dass meine Projekte mehr Aufmerksamkeit bekommen?
Ich hatte mich schon überall angemeldet, wo man sich anmelden kann. Ich war auf Twitter, auf Tumblr, auf Instagramm, bei Google+, auf Reddit, auf 4chan, auf SchülerVZ, ja sogar auf MySpace angemeldet. Aber nirgendwo fruchtete etwas. Nirgendwo erreichte die nötige Menge an Aufmerksamkeit. Was sollte ich bloß tun?
Es fiel mir schlagartig ein.
Es gab ein soziales Netzwerk, welches ich total ausgeklammert hatte. Welches über 500 Millionen Nutzer hatte. Facebook.
Zuerst sträubte ich mich, doch eh ich mich versah, hatte ich mein Handy in der Hand und war auf der Seite von Facebook. Und war erst mal ziemlich erstaunt, was die alles von mir wissen wollten.
Alter, Größe, Wohnort, Geburtsort, Haarfarbe, Hautfarbe, Augenfarbe, 1. Name, 2. Name, Nachname, Hobbys, Lieblingssachen, mit welchen von den 372 Geschlechtern möglichen Geschlechtern ich mich identifiziere, und so weiter und so fort.
Ich verbrachte 3 Stunden damit alle möglichen Formulare und Unterlagen auszufüllen, bevor ich dann endlich das Lande Facebook, wo die Schatten drohen, betreten durfte. Ich verschickte ein paar Anfragen an mir bekannte Freunde, schaute mir einige Fotos an und meldete mich zum Dienst in einigen Gruppen, die mir gefielen. Dann passierte einige Zeit lang erst mal nichts.
Zwei Tage später lag ich gerade auf meinem Bett und zockte mit einem Kumpel zusammen, als plötzlich mein Handy konstant zu vibrieren anfing. Ich bekam Freundschaftsanfragen und zwar in Massen. Das waren mindestens 300 Anfragen die Minute.
Ich schaute sie mir an und
bemerkte, dass ungefähr 99% aller Kontakte arabischer, afrikanischer, türkischer und indischer Herkunft waren. Naiv wie ich war (und bin), nahm ich natürlich alle Anfragen an und freute mich, wegen meiner Popularität.
Dies war ein wirklich fataler Fehler, wie sich später noch herausstellen wird. Ich werde nicht jedes kleine Detail erzählen was ich erlebt habe, da dies den Rahmen dieser Geschichte sprengen würde, aber ich gehe auf ein paar besondere Kuriositäten ein.
Da wäre zum einen der Deutsch-Türke, der nicht richtig deutsch schreiben konnte, der gefragt hat, ob ich seine Freundin („frundin“) sein möchte.
Oder der Pakistani, der mir ständig „God bless you“ schrieb.
Oder die Deutsche, die nur in Ein-Wort-Sätzen sprach und meine Nummer haben wollte.
Am Besten fand ich immer noch den Araber, der nach drei Wortwechslern nach Geld für seine Hilfsorganisation fragte („Only 80 $“), oder der Afrikaner, der sein Visa verloren hatte und jetzt etwas Bargeld für den Weg nach Hause brauchte.
Manchmal zweifle ich wirklich an der Menschheit … Aber das alles war nichts im Vergleich zu der einen Kuriosität, der ich später begegnete. Hier beginnt auch die eigentliche Geschichte.
Ich saß also wieder einmal eines Abends vor meinem PC, als mein Handy wieder vibrierte. Es war natürlich wieder eine Freundschaftsanfrage und natürlich nahm ich sie wieder an (zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Lektion diesbezüglich noch nicht gelernt).
Kurz darauf vibrierte es wieder. Es war eine Messengernachricht, von…wir nennen sie jetzt einfach Lisa. Sie schrieb: „Hey, handsome.“. Darauf sprang ich natürlich auf und begann mit ihr zu chatten. Was sich etwas schwierig gestaltete, da sie englisch sprach und ich deutsch. Ich konnte mich auf Englisch, auf FünfteKlasse-Niveau, mit ihr unterhalten. Sie schlug ein anderes Chatprogramm vor und ich willigte ein.
Wir unterhielten uns dort weiter und sie schien Interessen an mir zu entwickeln. Ich auch, aber nur weil ich neugierig war, wo hin mich das führen wird. Unsere Gespräche drehten sich meist um das Wetter, unseren Tagesablauf und was wir gerade so tun. Mit anderen Worten: Geschwätz. Sie erzählte ständig von Liebe und was sie aus macht und was nicht tun sollte und was man alles tun sollte. So vergingen die Stunden. Mein Englisch schlug sich relativ wacker, durch die Macht des Google Übersetzers (Ich danke den „Großen Alten“ dafür) und ich konnte sie recht gut verstehen. Im Laufe der Zeit erfuhr ich, dass sie eine weiße, afrikanische Christin sei und an den lieben Herrn Gott glaubt.
Ich erfuhr auch, dass sie in Ghana wohnt, ihr Vater Amerikaner ist, ihre Mutter früher in den Goldminen arbeitete und sie Krankenschwesterzeug studiert. Klingt super, oder? Dachte ich auch. Doch mir kamen Zweifel.
Würde eine Fernbeziehung funktionieren?
Spielt sie nur mit mir?
Ist sie überhaupt eine echte Frau?
Würde die Sprachbarriere die Beziehung behindern?
Würde sie irgendwann merken, dass mein Englisch grottig ist?
Ich musste feststellen, dass meine Zweifel völlig unnötig waren, denn sie schrieb mir (in sehr guten Englisch) das ihre Mutter ins Krankenhaus und musste und dringend, dringend Medikamente brauchte.
Natürlich hatte sie kein Geld dafür und natürlich fragte sie mich, ob ich ihr etwas Geld „leihen“ könnte. Ich antwortete in höflichen und bestmöglichen Englisch: „I have no money.“
Dies schreckte sie nicht wirklich ab, denn sie erwiderte: „Then could you ask your mum, please? I need this medicine.“ Daraufhin ging ich ins Menü des Programmes und blockierte die junge Dame. Kurz darauf entfernte ich sie auch auf Facebook.
Tja, das war das Ende einer süßen, tragischen Liebesgeschichte.
Fast schon auf Shakespeare-Niveau.
Ich begann den Großteil meiner Freundschaftsliste zu „säubern“ und lernte eine wichtige, nein, sogar zwei wichtige Lektionen fürs Leben.
Erstens, Gespräche mit Anderssprachigen können deine Sprachfähigkeiten massiv verbessern, was dir im späteren Leben sehr hilfreich sein kann. Du könntest dadurch einen besseren Job bekommen, mehr Geld verdienen, eine tolle Familie kriegen, etc.
Kurz gesagt, wenn du deine Muttersprache und eine Fremdsprache sehr gut beherrschst, kommst du weit voran … Ich schweife ab.
Zurück zum Thema. Die zweite, wichtige Lektion ist, nehme niemals alle Freundschaftsanfragen auf Facebook an. Um es mit den Worten des legendären Forrest Gump zu sagen: „Facebook ist wie eine Pralinenschachtel, du weißt nie was drin ist.“ Man solle aber jetzt nicht glauben, ich habe Facebook danach den Rücken gekehrt. Denn das habe ich nicht. Warum? Ich glaube ein Auszug aus J.R.R Tolkiens „Herr der Ringe“ erklärt das am besten.


„Im Lande Facebook, wo die Schatten drohn.
Ein Netzwerk, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Facebook, wo die Schatten drohn.“


Ende

 

Hallo @Joseph James,

Tja, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Du schreibst auf jeden Fall ein gutes Deutsch. Ich habe gerade noch eine "Geschichte" mit über 50 Kommafehlern kommentiert, da las sich dein Text schon recht angenehm. Auch der Aufbau ist eigentlich gut entwickelt.

So geschah es (,) das(s) ich eines gelangweilten Abends vor meinem 2005er PC saß (wir schrieben übrigens an diesem Abend das Jahr 2016) (das ist nicht relevant und verschleppt das Tempo) und (an) ein weiteres hoffnungsloses Videospielprojekt (be)arbeitete.

Facebook ist doch ein schöner Ort. Ein Ort voller hipper Prankster, Fake-News-Journalisten, Sozio- und Psychopathen, Katzenliebhabern, Pädophilen, „Politikexperten“ und verzweifelten Heranwachsenden. Ich gehöre übrigens zur letzten Kategorie.

Eigentlich gut gemeint, für mich fehlt da aber ein wenig Pfeffer, könnte skurriler sein, um mitzureißen. Ist mir zu sachlich. Die Gänsefüßchen kann man sich sparen, sieht nicht gut aus und man sollte wissen, was gemeint ist. Die letzte Zeile hat es mit dem seichten Sarkasmus dann aber noch gerettet.

1. Wann begann mein Leben so traurig zu werden? Und 2. Wie schaffe ich es, dass meine Projekte mehr Aufmerksamkeit bekommen?

1. finde ich auch wieder nett sarkastisch, bei 2. habe ich das gleiche Problem wie mit dem Videospielprojekt, es sagt mir nichts. Versuchst du, irgendwas zu vermarkten?

Ich bin jetzt aber auch kein Facebooknutzer und treffe mich lieber mit richtigen Menschen.

Nirgendwo erreichte die nötige Menge an Aufmerksamkeit.

Ich finde, hier fehlt auch ein wenig Hintergrundinformation. Man weiß nicht, was du, der Protagonist da wirklich beabsichtigen.

Zwei Tage später lag ich gerade auf meinem Bett und zockte mit einem Kumpel zusammen,

Erscheint wie ein Satz ohne Ende. Was habt ihr gezockt? Sollte ich das als Leser wissen? Du schreibst für alle, nicht nur für Facebook-User.

„Then could you ask your mum, please?

Diesen Satz fand ich dann auch wieder witzig.

Also, was du schreibst ist nun nicht wirklich kurios oder neu. Eine Freundin von mir bekommt ähnliche Antworten, wenn sie eine Kontaktanzeige bei ebay aufgibt. Und ich habe dort mal einen Schrubber gesucht, zum Teppichreinigen. Hatte an einem Tag 500 Klicks.
Trotzdem finde ich es ganz interessant, weil ich diesen Hintergrund bei Facebook nie gesehen habe. Letztendlich erscheint es mir aber, als würde mir ein Kumpel was erzählen. Irgendein paar Ereignisse, irgendein Witz fehlt für mich noch, damit daraus mehr wird, als nur ein Erzählen. Trotzdem finde ich es interessant, da es einen gewissen Humor hat.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Vielen lieben Dank für das tolle Feedback.

Hier einige Hintergrundinformationen:
Der Text war das Ergebnis einer Aufgabe aus dem Deutschunterricht, wir sollten nämlich eine Geschichte zum Thema "Sprache und Kommunikation" verfassen. Ich entschied mich für eine, welche auf wahren Begebenheiten beruhte. Alles was sich hier abspielt, hat sich auch wirklich so zugetragen.

Ich war damals als Hobby-Gamedesigner tätig, arbeitete an mehreren Videospielen und versuchte diese auch zu vermarkten. Deshalb auch die Anmeldung auf Facebook, ich wollte dort Werbung für meine Spiele machen (erfolglos, mittlerweile ist mein Account gelöscht und ich bin zur Schriftstellerei gewechselt).

Jedenfalls, ich werde die Geschichte nochmal überarbeiten und verbessern.

Nochmal danke für die Ratschläge.

Liebe Grüße

Joseph

 

Hallo, @Joseph James,

noch ein kleiner Hinweis. Wenn, wie oben, ein at vor dem Namen steht, bekommt der Angesprochene unter Benachrichtigungen einen Hinweis auf einen neuen Text. Sonst könnte es sein, dass er es nie erfährt.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Joseph James,

-- "Alles was sich hier abspielt, hat sich auch wirklich so zugetragen.
- So liest es sich auch: Wie ein Tatsachenbericht. Probier doch mal, das ein bisschen mehr als Geschichte zu gestalten. Dabei könnte dann auch alle die Teile wegfallen, die sich zwar wirklich zugetragen haben, für den Leser aber nicht interessant sind, weil er sie schon hundertmal irgendwo gelesen oder selbst erlebt hat. Und die Kommunikation, die im Zentrum steht, müsste natürlich irgendetwas mitbekommen, also nicht so völlig gefahrlos ver- und geradlinig auslaufen.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo @Joseph James,

eigentlich wollte ich das Gleiche sagen, wie erdbeerschorsch, wollte aber nicht mit der Tür ins Haus fallen. Eine Geschichte hat eine Entwicklung, einen Konflikt, den der Protagonist zu lösen hat. Daraus entsteht Spannung. Der Prot durchläuft Gefühle, muss Dinge einschätzen, planen, das kann im Widerspruch zu seinen Einstellungen stehen und ihn belasten usw. Hier gäbe es eine lange Liste, welche Aspekte man beim Schreiben berücksichtigen kann. Es dauert eine Weile, das zu erarbeiten, dafür sind wir bei Wortkrieger.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

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