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Vom Wegwerfen ...
Vom Wegwerfen ...
Es war einmal eine schöne grüne Insel mitten im blauen Ozean. Die Bewohner lebten von ihren Feldern, ihren Tieren, und was sie nicht hatten, das vermissten sie auch nicht.
So ging es viele Jahre lang, fast eine ganze Ewigkeit, bis eines Tages einer der Insulaner ein tiefes Pflanzloch für einen Strauch ausheben wollte und dabei auf einen dicken Klumpen reinstes Gold stieß! Dass man für Gold alles, was sie bisher nicht vermisst hatten, von anderen Inseln eintauschen konnte, das wussten sie und jetzt fielen ihnen plötzlich tausende Dinge ein, die sie immer schon mal haben wollten! Die Augen der Bewohner begannen gierig zu glitzern und bald waren alle damit beschäftigt, Gold aus der Erde zu buddeln und Schiffe zu bauen, um Handel mit anderen Inseln zu treiben.
Die Zeit verging, den Menschen ging es gut und immer besser. Für ihr Gold konnten sie nun alles kaufen, was ihr Herz begehrte. Sie verlernten es mit der Zeit, kaputt gegangene Dinge zu reparieren. Sie kauften sich neue. Sie verlernten es, etwas, das man noch gebrauchen konnte, anderswo einzubauen, sie kauften etwas Neues und warfen das alte Teil weg.
Die Sachen, die man nicht mehr brauchte, lud man zwischen den Dörfern auf dem freien Feld ab, um Getreide für Brot anzubauen brauchte man die ja sowieso nicht mehr. Und so kam ein Teil zum anderen und die Müllberge auf den Feldern wuchsen langsam aber sicher, jedes Jahr. Der Geruch zog bis in die Siedlungen der Insulaner und die ersten packten ihre Habe und zogen fort auf eine Nachbarinsel.
Bald war die Sonne zwischen den Dörfern nicht mehr zu sehen, weil die Müllberge bis zur Wolkendecke reichten. Das gefiel vielen nicht und immer mehr bestiegen mit ihren Familien ein Schiff und wanderten aus.
Eines Tages war es soweit, ein Boot mit den wenigen letzten Inselbewohnern verließ die Insel, die nur noch die "Müllinsel" genannt wurde, weil niemand von ihnen den Gestank und die Hässlichkeit ertragen konnte. Die Menschen an Bord des letzten Bootes warfen noch einen Blick auf ihre ehemals so schöne Insel und schüttelten wütend die Fäuste gegen die Bürgermeister und Regierungsräte, die es so weit hatten kommen lassen.
Dabei vergaßen sie ganz, dass jeder Einzelne von ihnen ein Stück, und sei es noch so klein, dazu beigetragen hatte.
Susafee 2004