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Vom Warten und glücklich sein
Vom Warten und glücklich sein
Das Licht fällt durch das Fenster. Draußen im Park zwitschern Vögel und hoppeln Hasen von einem Busch zum nächsten.
„Wie lange ist es her?“, fragst du.
„Zu lange, fünf Jahre?“
Du schaust zu mir auf. Deine blonden Haare schmücken das Kissen unter Deinem Kopf.
Und erhitzt schaust du aus, früher hattest du diese roten Wangen und dieses leichte Schnaufen nach ganz anderen Tätigkeiten. Ich muss lächeln.
Unter der Decke suche ich Deine Hand, warm und müde greifst du zu.
„Woher wusstest du wo du mich findest?“
Ich zwinkere: „Dein Vater hat schon immer zu mir gehalten.“
Du spielst die Empörte: „Nein, wie konnte er das tun?“
Wir müssen beide lachen. „Warum hast du dich nie wieder gemeldet?“, möchte ich wissen.
„Du weißt dass ich niemals zurück schauen wollte. Ich wollte endlich mein Leben leben. Verstehst du?“ ich verstehe, verstehe eigentlich nichts. Viel ist passiert in den letzten zwei Stunden. Erst treffe ich dich wieder, dann sitze ich hier an Deinem Bett, spüre dieses Kribbeln wie damals. Und ich sehe, auch du hast dieses Kribbeln, ich spüre es, sehe es an deinem Lächeln.
Wo soll ich anfangen?
„Auf jeden Fall haben wir beide echt Mist gebaut.“ stelle ich fest.
„Nun, darüber brauchen wir jetzt nicht mehr zu reden, oder? Sag mir lieber wo du auf einmal warst.“
„Ich ging fort. Ich habe mich entschlossen im Ausland zu arbeiten. Für Hilfsprojekte. Weit weg von dir, weit weg von meinen Problemen.“
„Ich habe viel gelebt, hatte zuviel Spaß. Irgendwie war es nachher nur noch ein Zwang. Ich war eine Puppe, die Hübsche die jeder mal vorzeigen will.“, Nun schaust du traurig aus.
Ich streiche über deine Wange und küsse Deine Stirn. „Jetzt bin ich bei dir Engelchen!“
„Ich wollte nur einmal noch glücklich sein! Du machst mich glücklich!“, sagst du und schaust mir in die Augen, genau wie früher.
„Versprich mir, dass du bleibst!“ Beharrlich schaust du aus, und müde.
„Ich gehe nie mehr weg!“, sage ich, krabble unter Deine Decke und lege den Arm und dich. Innerlich freue ich mich, du hast erkannt was mit dir geschah.
Als ich meine Augen öffne, sehe ich Dein friedliches Gesicht. Draußen ist es dunkel geworden. Du siehst richtig entspannt aus. Und zum ersten mal wird mir bewusst, dass du auf mich gewartet hast. Das letzte mal.
Ich küsse Deine kalten Lippen und klingele nach der Schwester. Immer noch umschließt Deine Hand die meine. „Leb wohl Engelchen! Ich bin für immer bei dir!“, und die Tränen suchen sich den Weg über meine Wangen.