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Vom harten Leben des Couch Potatoes
Langsam gleitet die Tastatur vom Schoß des Couch Potatoes.
Schweißperlen rasen sein Gesicht hinunter, die Augen weit aufgerissen dröhnt ein tiefes Stöhnen zwischen den wulstigen Lippen und den mit Karies übersähten Zähnen hervor. Mit letzten Kräften versucht der Couch Potatoe die unvermeidliche Tragödie abzuwenden. Er steuert seine mit Fettpolstern aufgeblasenen Pranken gezielt Richtung Tastatur, die - so könnte man meinen - gerade selbstständig versucht, im Schneckentempo aus der Knechtschaft des Couch Potatoes zu flüchten.
Doch alles ist vergebens. Mit einem dumpfen Knall landet die Tastatur auf dem braunen Teppichboden. Die rießigen Hände des Couch Potatoes versuchen nun kläglich, sie wenigstens dort zu fassen zu kriegen, doch der mit Tiefkühlpizza und Gummibärchen hochgezüchtete Bauch lässt diese Art der steilen Neigung des Oberkörpers nicht zu.
Ernüchtert lässt sich der Couch Potatoe zurück in seinen Sessel fallen. Die Enttäuschung ist ihm ins Gesicht geschrieben.
Er schließt langsam die Augen. Es dauert keine zwei Minuten, da ist er eingeschlafen.
Als er wieder aufwacht, springt er mit einem Ruck aus seinem Sofa. Er läuft nervös zum Fenster seines kleinen Zimmers, das nur wenige Meter entfernt ist. Er öffnet hastig den Rolladen. Draußen ist es Nacht, lediglich die Laternen tauchen die menschenleere Straße in ein gelbes Licht. Die aufgebrachte Stimmung des Couch Potatoes legt sich schlagartig. Im Licht der Laternen glänzt die fettige Haut seines Gesichtes zwischen den Bartstoppeln hervor. Noch einige Zeit steht er am Fenster und starrt mit seinen kleinen Knopfaugen träumend auf die Straße, ohne sich zu bewegen. Schließlich zuckt er zusammen, seufzt ausgiebig, lässt den Rolladen langsam wieder das Fenster verschließen, schlendert zurück auf sein Sofa und zündet sich gemächlich eine Zigarette an. Zeiten ändern sich.