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Vom guten und vom bösen Wurm

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14.02.2018
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Vom guten und vom bösen Wurm

Ein Wurm, der niemandem eine Grube grub, sah eines morgens, wie ein Vogel einen Käfer mit sich riß. Dieser feixte dem Wurm entgegen: „Hähä, morgen bist Du dran!“ „Och nö“, dachte sich der Wurm, „dem häßlichen Flügelviech werde ich noch das Maul stopfen!“

Am nächsten Morgen stand der Wurm eine Stunde früher auf und begann, sich in den Mutterboden einzugraben. Er grub und grub, und trotzdem der Weg steinig und schwer wurde, grub und grub er weiter. Sein Weg mündete in einen Schacht, in den einige Bergleute hinabstiegen. „Frohes Schaffen, stramme Kerls, wie tief ist’s hier?“, grüßte der Wurm. „Schon recht tief“, kam da als Antwort. Der Vogel könnte lange suchen.

Und tatsächlich, das tat der Vogel auch. Er suchte und suchte, und trotzdem es ihn wurmte, daß er den Bedrohten nicht auflesen konnte, suchte und suchte er weiter. „Da ist doch der Wurm drin!“, schimpfte er, aber nein! Der Wurm war da nicht drin. Doch ans Rasten dachte der Vogel gar nicht erst, sodaß er Hungers starb. Sein sterblicher Rest wurde unserem langen Freund, der sich wieder mühevoll herausgewürmelt hatte, ein Abendbrot.

All das sprach sich natürlich herum und ein anderer Wurm, bei dem irgendetwas vorne und hinten nicht stimmte, dachte sich: „Hähä, ich kann jedem Vogel auf den Senkel gehen, und im rechten Moment ins dunkle Tief verschwinden!“ Gesagt, getan und als dann ein Vogel kam, um’s nicht auf sich sitzen zu lassen, ging er feige in den Bodenkampf. Er wühlte und wühlte, und trotzdem sein Stolz größer war als der Weg, wühlte und wühlte er weiter, daß auch er auf die Arbeiter stieß. „Recht große Strapaze, ihr Tölpels! Schuftet ihr, ich spotte drauf. In Erde Tief ist sämtlich Fährnis starr!“ Doch plötzlich brach aus dem Käfig eines Arbeiters ein Kanarienvogel und riß ihn aus der Wand und es wurde klar: Ein Wurm hat auch nur ein Ende.

 

Hallo,

Er grub und grub und trotzdem der Weg steinig und schwer wurde, grub und grub er weiter.
Ich finde ein obwohl an dieser Stelle vielleicht passender als ein trotzdem. Trotzdem verwendest du unten nocheinmal, da passt es aber ein wenig besser (stilistisch) und du würdest die Wiederholung vermeiden. Ist aber nur meine persönliche stilistische Einschätzung und für die Lesbarkeit keineswegs wichtig.

Er suchte und suchte und, trotzdem es ihn wurmte, daß er den Bedrohten nicht auflesen konnte, suchte und suchte er weiter.
Das "wurmte" finde ich hier als Verb sehr toll gewählt! :D

bei dem irgendetwas vorne und hinten nicht stimmte, dachte sich
Hmm... was wohl damit gemeint ist? Wahrscheinlich dass der Wurm ein wenig "schräg" ist würd ich jetzt sagen, oder? Für mich nicht ganz klar, korrigiere mich, falsch ich das falsch verstanden habe!

Ein Wurm hat auch nur ein Ende.
Finde ich sehr toll und auch passend als abschließenden Satz.

Ist natürlich eine eher kurze Fabel, was allerdings nicht untypisch ist und nichts schlechtes ist. Ich finde je kompakter man in dieser Textform die "Lektion" verständlich macht, desto schwieriger ist es einen guten Text zu schreiben. Ein Paradebeispiel für einen besonders tollen solchen Text ist die "kleine Fabel" von Kafka. Kennst du wahrscheinlich schon, finde ich aber immer wieder lesenswert.

 

Hallo ollie,

ich danke Dir sehr für Deine Antwort.

und du würdest die Wiederholung vermeiden
Beim Schreiben habe ich mir gedacht, durch ähnliche Erzählweise, die Parallelen der Geschichten beider Würmer hervorzuheben. Es sollte aber natürlich auch nicht "doof klingen". Da werde ich auf jeden Fall noch einmal draufgucken!

Das "wurmte" finde ich hier als Verb sehr toll gewählt!
Vielen Dank, das freut mich zu hören! ^^

Hmm... was wohl damit gemeint ist? Wahrscheinlich dass der Wurm ein wenig "schräg" ist würd ich jetzt sagen, oder? Für mich nicht ganz klar, korrigiere mich, falsch ich das falsch verstanden habe!

Achso, das soll einfach nur bedeuten, daß der Wurm durch und durch verstunken/verlogen, kurz, böse ist. Aber ich merke gerade selber, daß es ein wenig unklar beschrieben ist.

Vielen Dank jedenfalls für die Rückmeldung. Ich werde morgen auf jeden Fall noch mal drübergucken (es ist schon sehr spät ^^). Es war sehr hilfreich.

Die "kleine Fabel" finde ich auch sehr gut, vor allem das so herrlich plumpe Ende. War damals im Deutschunterricht aber irgendwie der Einzige, der sie mochte.

 

Hallo, Theodor

Nette Geschichte. Ich finde es ansprechend, wie Du v.a. in der zweiten Hälfte mit der Sprache spielst: "stimmte vorne und hinten nicht", "wurmte" und solche Späße. Ein paar Wermutstropfen gibt es aber.

Ein Wurm, der niemandem eine Grube grub, betrachtete eines Morgens einen Käfer, als aus steiler Höh’ ein Vogel gestürzt kam und das Insekt mitriß.

Puh. Krasser erster Satz. Ich musste ihn dreimal lesen, um ihn zu verstehen. Ist das "der niemandem eine Grube grub" und die abgekürzte Höhe notwendig? Und würde es nicht reichen: "Ein Wurm beobachtete eines Morgens, wie ein Vogel einen ahnungslosen Käfer mit sich riss."? Das wäre ... deutlich weniger verschachtelt.

Dieser feixte dem Wurm entgegen: Hähä, morgen bist Du dran!“

Anführungszeichen vor der wörtlichen Rede fehlen. Außerdem "feixte entgegen"? Nee. Das passt nicht zusammen.

„Och nö“, dachte sich der Wurm, „dem häßlichen Flügelviech werde ich noch das Maul stopfen!“

Das Maul stopfen? Der Wurm dem Vogel? Wie soll das gehen? Finde ich nicht so angemessen. Vielleicht: "dem werde ich's zeigen"? Klingt noch nicht ganz so gut. Vielleicht fällt Dir etwas Besseres ein.

Ich möchte nochmal auf das "trotzdem" zu sprechen kommen. Du möchtest zwar Parallelität herstellen, tust es aber - nicht gänzlich.

Er grub und grub und trotzdem der Weg steinig und schwer wurde, grub und grub er weiter.

Er suchte und suchte und, trotzdem es ihn wurmte, daß er den Bedrohten nicht auflesen konnte, suchte und suchte er weiter.

Er wühlte und wühlte und trotzdem sein Stolz größer war als der Weg, wühlte und wühlte er weiter, daß auch er auf die Arbeiter stieß.

Das Komma vor "trotzdem" im zweiten Satz ist falsch gesetzt. Tatsächlich würde ein Komma die Lesbarkeit allerdings sehr erleichtern, und ich fände es schön, wenn Du in all diesen Sätzen - nicht nur in einem - ein Komma setzen würdest. Dann aber am "und". Das ist in diesem Falle erlaubt, weil danach ein neues Subjekt kommt, es sich ergo um einen neuen Hauptsatz handelt. Also: "Er Verb und Verb, und trotzdem ..." Dann gerät man als Leser nicht so ins Straucheln. Nach dem ersten "und" denke ich beim zweiten, dass eine Aufzählung kommt, tatsächlich folgt aber ein neuer Hauptsatz. Also bitte ein Komma davor.

Doch plötzlich kam aus einer Schulter ein Kanarienvogel und riß ihn aus der Wand und es wurde klar: Ein Wurm hat auch nur ein Ende.

Vielleicht liegt es daran, dass ich nichts von Bergbau verstehe, aber "Schulter"? Das ist vielleicht eine Art Wegbiegung, aber in meinem Kopf bricht aus der Schulter eines Bergarbeiters ein Kanarienvogel hervor ... Mal ganz davon ab, dass ich gar nicht verstehe, wo der plötzlich herkommt. Nicht nur wegen der Schulter, sondern generell. Haben die Bergarbeiter ein Büro mit Kanarienvogel da rumstehen? Seltsam. Ich kann's mir leider bildlich überhaupt nicht vorstellen. Vielleicht gehst Du an das Ende nochmal ran.

Ich hoffe, Du kannst mit meinem Feedback etwas anfangen.

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo TeddyMaria,

ich danke Dir herzlichst für Dein Feedback und, daß Du Dich mit meiner Geschichte befaßt hast!

Ist das "der niemandem eine Grube grub" und die abgekürzte Höhe notwendig?
Ich wollte halt klarmachen, daß das der "gute Wurm" ist, deshalb das mit der Grube. Ich zögere daher noch damit, das wegzulassen. Bei der "steile[n] Höh‘" dagegen stimme ich Dir zu, daß es nicht sonderlich entscheidend für den Verlauf ist.

Anführungszeichen vor der wörtlichen Rede fehlen. Außerdem "feixte entgegen"? Nee. Das passt nicht zusammen.

Hoppala! ^^
Wäre "feixte zu" besser?.

Das Maul stopfen? Der Wurm dem Vogel?
Ja, das ist die Ironie im Satz. Ich fand das irgendwie voll lustig, es so zu formulieren... ^^

und ich fände es schön, wenn Du in all diesen Sätzen - nicht nur in einem - ein Komma setzen würdest.

Ja, das ist ein sehr guter Vorschlag! Dankesehr!

Vielleicht liegt es daran, dass ich nichts von Bergbau verstehe, aber "Schulter"? Das ist vielleicht eine Art Wegbiegung, aber in meinem Kopf bricht aus der Schulter eines Bergarbeiters ein Kanarienvogel hervor ... Mal ganz davon ab, dass ich gar nicht verstehe, wo der plötzlich herkommt. Nicht nur wegen der Schulter, sondern generell. Haben die Bergarbeiter ein Büro mit Kanarienvogel da rumstehen? Seltsam. Ich kann's mir leider bildlich überhaupt nicht vorstellen. Vielleicht gehst Du an das Ende nochmal ran.

Bergarbeiter haben, bevor es elektronische Meßgeräte gab, einen Kanarienvogel mitgenommen, um vor giftigen Gasen und Sauerstoffmangel gewarnt zu werden. Auch in Gärkeller wurden Kanarienvögel hingestellt, wegen des Kohlenstoffdioxids, und wenn der nicht mehr so auf der Stange stand wie er stehen sollte, dann hieß es, das Heil in der Flucht zu suchen.

Das mit der Schulter war tatsächlich nicht besonders gut durchdacht. Vielleicht sollte ich schreiben, daß einer aus nem Käfig ausbricht. Wäre es dadurch deutlicher?

Ich hoffe, Du kannst mit meinem Feedback etwas anfangen.
Allerdings!

Vielen Dank, viele Grüße,
Theodor

 

Hallo, Theodor

Wäre "feixte zu" besser?.

Hm ... Habe mal im Duden nachgeschlagen. Meiner Meinung nach gehört da einfach keine Präposition dran. Ich glaube, das Problem, dass ich damit habe, ist auch, dass "feixen" eher vom Grinsen spricht als vom Sprechen. Jemandem zugrinsen geht natürlich, aber dann sagt man halt noch nichts. Ich weiß nicht. Besser wäre vielleicht: "Dieser feixte und rief: ..." Aber ich kann verstehen, dass Du es möglichst kurz halten willst. Viele Autoren benutzen "grinsen" ja auch als Verb im Begleitsatz zur wörtlichen Rede. Ich persönlich halte das eben für eine fragwürdige Praxis, finde es bei anderen hässlich und versuche bei mir selbst, es zu vermeiden.

Bergarbeiter haben, bevor es elektronische Meßgeräte gab, einen Kanarienvogel mitgenommen, um vor giftigen Gasen und Sauerstoffmangel gewarnt zu werden. Auch in Gärkeller wurden Kanarienvögel hingestellt, wegen des Kohlenstoffdioxids, und wenn der nicht mehr so auf der Stange stand wie er stehen sollte, dann hieß es, das Heil in der Flucht zu suchen.

Ah ... Davon habe ich schon mal gehört. Verstehe.

Das mit der Schulter war tatsächlich nicht besonders gut durchdacht. Vielleicht sollte ich schreiben, daß einer aus nem Käfig ausbricht. Wäre es dadurch deutlicher?

Ich denke, ja. So dachte ich, dass der Wurm sich durch eine Zimmerdecke gegraben hat und plötzlich in einer Wohnung auf einen Kanarienvogel getroffen ist. Also, das Problem könntest Du lösen, wenn Du beschreibst, wo sich der Kanarienvogel befindet. Und dass er tatsächlich nicht aus jemandes Schulter hervorbricht - urgs -, freut mich - für diesen Jemand.

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo Theodor,

deine kleine Geschichte wartet mit einer bescheidenen Botschaft auf, fressen und gefressen werden, abhauen, solange es möglich ist. Du streust ein paar witzigintelligente Sätze und Wortspiele ein, etwas altertümlich formuliert, aber so, dass ich den Text mit Vergnügen gelesen habe. Den Plot empfinde ich als ziemlich mager, der trägt nur wenige Zeilen. Wobei ich durchaus längere Geschichten in diesem Stil lesen würde, nur eben mit Wendungen, Wirrnissen, Überraschungen.

Mal sehen, was wir noch von dir lesen, bin gespannt.

Textstellen:

„Och nö“, dachte sich der Wurm, „dem häßlichen Flügelviech werde ich noch das Maul stopfen!“
schön zweideutig, gefällt mir

und trotzdem es ihn wurmte, daß er den Bedrohten nicht auflesen konnte, suchte und suchte er weiter. „Da ist doch der Wurm drin!“,
auch der Satz lebt von der Mehrdeutigkeit.

„Recht große Strapaze, ihr Tölpels! Schuftet ihr, ich spotte drauf. In Erde Tief ist sämtlich Fährnis starr!“
sehr kompliziert ausgedrückt, als sollte es absichtlich rätselhaft klingen, außerdem müsste „tief“ klein geschrieben werden.

Doch plötzlich brach aus dem Käfig eines Arbeiters ein Kanarienvogel und riß ihn aus der Wand und es wurde klar: Ein Wurm hat auch nur ein Ende.
ein Wurm hat nur ein Ende, aha, mir ist das zu „parabol“ :D

Viele Grüße und willkommen hier
Isegrims

 

Hallo Isegrims

deine kleine Geschichte wartet mit einer bescheidenen Botschaft auf, fressen und gefressen werden, abhauen, solange es möglich ist.
Nun ja, ehrlich gesagt, war das nicht wirklich die angestrebte Botschaft... Die Botschaft soll, grob gesagt, mehr in Richtung "dieselbe Kraft kann für Gutes und Böses genutzt werden, mach was draus!" gehen. Also nicht wirklich Wurm versus Vogel sonder Wurm versus Wurm.

Den Plot empfinde ich als ziemlich mager, der trägt nur wenige Zeilen. Wobei ich durchaus längere Geschichten in diesem Stil lesen würde, nur eben mit Wendungen, Wirrnissen, Überraschungen.
Das ist richtig. Der Plot ist nicht der stärkste. Mein Anspruch war es auch erstmal, eine einfache Fabel zu schreiben, die natürlich nicht über den Ultraplot verfügen muß. Ich habe auch auf jeden Fall Lust, auch längere Geschichten zu schreiben.

sehr kompliziert ausgedrückt, als sollte es absichtlich rätselhaft klingen, außerdem müsste „tief“ klein geschrieben werden.
Gemeint ist " Das Tief der Erde", daher hab ich es groß geschrieben.

Mal sehen, was wir noch von dir lesen, bin gespannt.
Freut mich sehr, hier wilkommen zu sein. Vielen Dank für Deine Rückmeldung!

Viele Grüße,
Theodor

 

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