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Vom Erlernen der Körpersprache

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08.06.2009
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Vom Erlernen der Körpersprache

Vom Erlernen der Körpersprache

Als wir die Grenze von Deutschland nach Dänemark überquerten, war mir nach vierhundert Kilometern Autofahrt bereits der Hintern eingeschlafen und ich rechnete angesichts der halsbrecherischen Fahrweise meiner Mitreisenden mit einem grausamen Tod.
„Alles klar bei dir?“, fragte Peter und entblößte seine muskulösen Oberarme. Er strich sich durch die Haare und begutachtete mich mit seinem Sonnyboy-Lächeln aus dem gebräunten Gesicht. „Was schaust ’n du so?“
„Der sieht immer so aus, schon vergessen? Wie ein Lexikon, aufschlagen und immer wieder nachschlagen.“
„Pass lieber auf die Straße auf.“
„Stimmt, diese verdammten Elche.“
„Wir sind in Dänemark. Hier gibt es keine Elche. Du meinst Schweden.“
„Na gut, dann passe ich auf, keine Wikinger zu überfahren. Zufrieden?“
„Darf ich mir jetzt stundenlang eure bescheuerten Sprüche anhören?“
„Klar, bis wir in Oeren sind. Dann werden wir uns benehmen - versprochen“, erwiderte Peter süffisant. „Vorher werden wir jede Minute auskosten.“
„Dann verschlafe ich das besser.“ Tatsächlich verfügte ich über die Fähigkeit, an jedem Ort schnell einschlafen zu können. Aber vorher brannte mir die Frage unter den Nägeln: „Könnt ihr mir bitte nochmal erklären, wieso wir diesen Zwischenstopp auf drei Tage ausdehnen?“
„Wir haben den Trip straff geplant.“ André gähnte, bevor er weitersprach: „Losfahren, am Abend in Oeren ankommen, dort drei Tage bleiben und Spaß haben. Dann nach Norwegen fahren, wo unsere kleine Hütte gebucht ist. Direkt an diesem idyllischen See, wo hunderte sexhungrige Studentinnen ihre Ferien verbringen. Frauen – Fische die den Angler fangen.“
„Den Spruch merke ich mir. Und Oeren - wie seid ihr auf die Idee gekommen?“ Das Internet spuckte kaum etwas über diesen Ort aus. Oeren, das bedeutete nicht mehr als eine Handvoll Hütten in kaum erschlossener Wildnis. Es lag nicht am Arsch der Welt, aber man konnte ihn von da aus sicherlich sehr gut sehen.
„Weil wir ein paar Freundinnen wieder treffen möchten. Aneta und Violetta. Bist du schwer von Begriff?“
„Schon klar, ich kenne eure Schilderungen. Kroatien im Sommer und ihr habt ein Paar Frauen kennen gelernt.“
„Oh ja! Und ja und jaaa“ stöhnte Peter. „Kennen gelernt. Immer und immer wieder! Was für ein Urlaub.“
„Kannst du mal an was anderes als Vögeln denken?“
„Warum sollte er?“
Peter und André vollführten ihr High-Five in jahrelang einstudierter Präzision. Peter war ein furchtloser Draufgänger und es gab keine Frau, die er je verschmäht hätte.
„Ich denke an das, was ich am besten kann. Ich bin eine Liebesmaschine!“
„Jap, das ist er. Die Frauen können nicht die Finger von diesem Hengst lassen.“ André knuffte Peter in die Seite.
„Seit wann seid ihr beide ein Paar?“, witzelte ich.
„Und, verdammter Spießer? Wir lieben uns!“ Sie warfen sich beide Küsse zu. Die Spinner kannten sich bereits ihr ganzes Leben lang und wenn man sie zusammen auf die Menschheit los ließ, konnten sie einen entweder furchtbar nerven oder prächtig unterhalten. „Schatz, wir sollten heiraten und Kinder adoptieren.“
„Was geschieht in Oeren?“
„Du verblödeter Trauerklos. Für einen Denker stellst du echt die dämlichsten Fragen der Welt. Wir sind Männer und es wird Zeit, dass du dich mal wie einer verhältst! In den nächsten drei Wochen lassen wir es krachen. Und in Oeren beginnen wir.“
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung: „Welche Frauen fahren nach Dänemark?“
„Scharfe Mädels.“
„Das wollte ich gerade sagen!“
„Geht es ein bisschen präziser?“ Ich schüttelte den Kopf und verfluchte die Tatsache, unseren geschmuggelten Alkohol nicht im Fonds des Wagens deponiert zu haben.
„Wir haben mit Aneta und Violetta telefoniert, ein paar Mails geschrieben und uns verabredet. Sie haben wohl eine Freundin, die aus Dänemark stammt - oder ihr Vater oder ihre Mutter. Sie ist im Sommer wohl oft in diesem Strandhaus und hat die beiden eingeladen.“
„Also kennt ihr die Besitzerin nicht?“
„Nö, wir hoffen einfach auf unseren Charme und dass sie uns mag.“
„Ist nicht euer Ernst“, antwortete ich angesichts der Möglichkeit drei Tage im Wagen schlafen zu dürfen.
„Wird schon schief gehen! Wer kann uns widerstehen?“, fragte er und zeigte sein Sonnyboy-Lächeln.
„Eure Zuversicht möchte ich mal haben. Und wie geht es jetzt weiter?“
„Wir haben die Adresse ins Navi eingegeben und hoffen, dass sie uns nicht auf den Arm genommen haben.“
„Dann fahren wir also ins Ungewisse.“
„Dann fahren wir also ins Ungewisse“, äffte mich Peter nach. „Man, bekomm‘ endlich den Kopf frei. Du kannst mich richtig krank machen. Hör auf nachzudenken, ob du alles falsch oder richtig machst. Das ist vollkommen egal, sei einfach spontan!“
„Weckt mich, wenn wir da sind.“ Ich drehte mich einfach auf die Seite, schloss meine Augen und hörte auf das Rauschen der Räder auf dem Asphalt. Zehn Sekunden später machte ich von meiner Fähigkeit gebrauch und war eingeschlafen.

„Lassen wir ihn gleich im Wagen. Mal sehen wie lange Dornröschen schlafen kann, wenn er nicht geweckt wird“, schlug André vor.
„Hast du einen Edding? Mal‘ ihm einen Schnurrbart, das verleiht ihm Charakter!“
„Vergesst es, ich kann euch hören. Sind wir da?“
„Jap, wir sind da. Da steht ein Kombi vor der Tür und es brennt Licht. Drück‘ mal auf die Hupe.“
Das schmetternde Quäken der Hupe riss mich aus dem Halbschlaf. Es war bereits dunkel geworden und der Mond war zu einer bleichen Sichel verkümmert. Ich schüttelte mich kurz und versuchte mich in der Enge des Fonds zu strecken. Peter drückte abermals auf die Hupe und schließlich wurden wir vom Lichtschein einer sich öffnenden Haustür begrüßt.
„Na dann, raus mit uns!“ forderte André, öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen.
„He, worüber haben wir vorhin gesprochen?“
„Nicht nachdenken?“
„Spontan sein und nicht denken, genau. Raus mit dir!“
Ich stieg aus und die zwei Mädchen die ich von den Beschreibungen kannte, fielen meinen Begleitern um den Hals. Dann kamen sie auf mich zu.
„Hallo, ich bin Aneta!“ stellte sie sich in nahezu perfektem Deutsch vor und umarmte mich, nur um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Das ist Violetta. Wir haben schon viel von dir gehört.“
Violetta umarmte mich noch fester und küsste mich auf die andere Wange.
„Freut mich euch kennen zu lernen! Aneta, Violetta.“ Im Schein der Lampe und des Mondscheins konnte ich mir sehr gut ausmalen, warum André und Peter diese Frauen wiedersehen wollten. Sie sahen sehr gut aus, mit einer sehr erfrischenden Offenheit und den Bewegungen von Menschen mit gesundem Selbstvertrauen.
„Kommt mit, ihr müsst Eli kennen lernen!“ Aneta griff nach meiner und Peters Hand und zog uns hinter sich her.
„Sie ist heiß!“ formte er wortlos mit den Lippen, um es mit einer bescheuerten Geste zu unterstreichen. Finger anlecken, sie flüchtig an der Schulter antippen und das Zischeln von verkochendem Wasser imitieren.
Ich sah über meine Schulter und sah, wie André und Violetta bereits zum stürmischen Teil ihrer Begrüßung übergegangen waren. Er setzte sie auf die warme Motorhaube und bedachte sie mit seinen Küssen.
Aneta ließ uns erst los, als wir vor einem rustikalen Tisch in der Mitte des Zimmers standen. Es sah so aus, wie ich mir ein Blockhaus immer vorgestellt hatte. Warm, erdig, angenehm, wie eine Wohnhöhle, in der man es aushalten konnte. Der Holzgeruch mischte sich dem nasser Wäsche und einer vertrauten Glühwein-Note. Auf einem Ofen in der Ecke stand ein Topf, dessen Deckel vom Dampf zu einem nervösen Tanz gezwungen wurde. Die Mädchen trockneten ihre Wäsche über einem abknickenden Offenrohr. Lampen spendeten heimeliges Licht und Holzscheite knisterten, wenn sie ein Raub des Feuers wurden. Eine kleine Treppe führte gewunden ein Stockwerk nach Oben. An die Säule in der Mitte des Häuschens gelehnt, stand unsere Gastgeberin. Sie war mittelgroß, beinahe zierlich und ihre langen blonden Haare wirkten wie von einem Flammenkranz umgeben, als sie ins Licht trat. Ihr schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen, ihre großen Augen und ihre spitzen, zwischen den Haaren leicht hervorstehenden Ohren gaben ihr etwas Fremdartiges, Außergewöhnliches. Sie lächelte uns an und begutachtete uns mit unverschleierter Neugier.
„Nun glotzt nicht so. Sie ist keine Elfe“, entkräftete Aneta meinen Verdacht. „Das ist Eli Sörensen“, und schon brach ein Schwall ihrer kroatischen Muttersprache aus ihr heraus. Eli antwortete in Dänisch und verlieh der Sprache eine ungeahnte Leichtigkeit. Aneta scherzte in den harten Vokallauten mit ihr. Ich verstand nur, wie sie unsere Namen sagte, als sie auf uns deutete, aber sonst blieb mir der Sinn ihres Kauderwelschs verborgen.
„Aneta und Violetta sind Fremdsprachenkorrespondentinnen.“ Peter beugte sich zu mir: „Sie können sehr gut mit dem Mund umgehen.“
„Verstehe“, erwiderte ich abwesend ohne seine anzügliche Bemerkung wahrzunehmen.
Eli schenkte uns ein glockenhelles Lachen, das kleine spitze Eckzähne entblößte und reichte mir die Hand: „Eli Sörensen.“
„Ich…“
„Versuche es gar nicht erst!“ Aneta griff mir an die Schulter und bedeutete uns beiden, dass wir uns an den Tisch setzen sollten. „Unsere Süße spricht kein Deutsch. Und sie spricht kein Englisch.“
„Was? Willst du mich auf den Arm nehmen?“, protestierte ich.
„Hat was mit ihrem Vater zu tun. Er ist Diplomat oder sowas in der Richtung.“
„Er ist Diplomat und sie spricht kein Englisch?“
„Nicht viel Englisch zumindest. Sie hat es mal erklärt, ihr Vater ist etwas sonderbar, mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt. Als es Krieg auf dem Balkan gab, hielt er es für besser, sie nicht mit all den schlimmen Dingen zu überfordern.“
„Keine besonders kluge Entscheidung, sollte man meinen. Es ist Englisch! Wie kann ihr Vater nur… Aua!“
Peter warf mir einen vernichtenden Blick zu und trat mir ans Schienbein: „Nicht denken, Schwachkopf!“
Schließlich gesellten sich Violetta und André zu uns. Unsere Gastgeberin bewegte sich lautlos, mit eleganten Bewegungen ihrer langen Gliedmaßen. Zu spät bemerkte ich, wie ich sie anstarrte. Wie sie gewissenhaft mit einem Löffel das Gebräu, das in dem Topf köchelte, abschmeckte. Mit ihren zarten Fingern ein Gewürz zerrieb und nach einer weiteren Kostprobe zufrieden schien. Eli stellte ein Stövchen auf den Tisch und auf ein Gestell platzierte sie einen dampfenden Topf. Die Düfte der Gewürze, die von dem langsam verdampfendem Alkohol mit sich getragen wurden, verwirrten meine Sinne. Sie stellte uns bauchige Tassen hin und füllte sie gewissenhaft mit einer Kelle. Dann stimmte sie einen Trinkspruch an, den wir Männer nicht verstanden und die Mädchen zu einem herzlichen Kichern verleitete.
„Was hat sie gesagt?“
„Sinngemäß? Prost! Fühlt euch wie zuhause“, scherzte Violetta.
Eli trank ihre Tasse in einem Zug leer und es war mir ein Rätsel, wie sie das scharfe Gebräu so gelassen schlucken konnte. Es brannte fürchterlich in der Kehle.
„Wow, was für ein Zeug!“ jubelte Peter und goss uns allen nach. Es dauerte nicht lange und der kleine Wohnbereich war durchdrungen vom vielstimmigen Erzählen in allen möglichen Sprachen. Eli versuchte sich mit verschiedenen Handzeichen bemerkbar zu machen, aber sie war eine ebenso schlechte Pantomime wie sie eine herzliche Gastgeberin war. Bei ihren ungeschickten Scharaden konnte ich den Blick nicht von ihren lachenden Augen und ihren freundlichen Mundwinkeln abwenden. Aneta und Violetta flüsterten in Dänisch, selbst wenn wir kein Wort verstanden und übersetzen ihre Bemerkungen mit der ihr eigenen Heiterkeit. Der würzige Geruch des Gebräus füllte den ganzen Raum aus und befreite uns von den Strapazen der Reise. Und kaum drei Stunden später war der Topf leer, unsere Vorräte aus dem Wagen hatten dran glauben müssen und meine Bauchmuskeln schmerzten vor Lachen.
„Irgendwas riecht hier komisch“, bemerkte Peter und erntete spöttische Bemerkungen.
„Ist das Rauch?“ fragte Aneta in mehreren Sprachen, um ganz sicher zu sein.
Ich sah sofort auf den Ofen. „Shit, die Wäsche!“ Geistesgegenwärtig griff ich nach dem Feuerhaken und räumte die Unterwäsche mit einer beherzten Bewegung auf den Boden. Peter half mir, die kurz vor dem Entflammen stehenden Unterhöschen, BHs und die Bikinis auszutreten.
„Die stehen jetzt schon in Flammen, dabei habe ich nicht Mal losgelegt“, prustete Peter los. Aneta übersetzte und es vergingen ein paar Momente der Unentschlossenheit, bis wir alle laut loslachten.
„Mist, dann müssen wir morgen in die Stadt fahren. Ich habe sonst nichts zum darunterziehen“, schmollte Violetta.
„Nicht so schlimm, wenn du mich fragst“, erwiderte André und küsste ihren Hals.
„Wir sollten schlafen gehen“, Aneta gab sich nicht so viel Mühe zu verschleiern, wie sie die Nacht verbringen wollte. Sie griff nach Peters Hand und entführte ihn nach oben.
„Du sollst hier unten schlafen!“ sagte Violetta und verschwand dann ebenso mit André.
Eli räumte den Topf beiseite, flüsterte dabei Sätze, die mich an Gesang erinnerten, und ich half ihr ein wenig, indem ich die versengte Wäsche in den Mülleimer entsorgte. Wir berührten uns flüchtig an den Händen und wieder ertappte ich mich, wie ich sie anstarrte. Ich konnte diese unangenehme Anspannung in mir aufsteigen fühlen. Mochte sie mich etwa, war da etwas zwischen uns?
Das Quietschen der Betten und das lustvolle Stöhnen unserer Mitbewohner zerbrach den Augenblick. Ich lächelte sie scheu an, aber sie sagte nichts. Kein Wort ihrer freundlichen, zarten Stimme. Nur dieses Ätherische ihrer Bewegungen, das mir einen Schlafplatz auf einer harten Bank zuwies.
„Good Night“, hauchte sie verlegen.
„Schlaf gut, Eli“, erwiderte ich. Sie löschte das Licht, ich zählte bis zehn und schlief ein.

„Wie kann ein Mensch nur so gut schlafen.“
„Fragt mich lieber, wie ich bei all dem Geruckel und Gestöhne schlafen konnte.“
„Überraschung. Wir fahren mit Violetta und Aneta in die Stadt. Sexy Wäsche kaufen.“
Kaum hatte er es gesagt, kamen die beiden die Stufen herunter gesprungen und präsentierten sich in knappen Hotpants und engen Tops.
„Sehen sie nicht zum Anbeißen aus?“ Peter gab Aneta einen Klaps auf den Hintern. „Du musst hier bleiben, sonst kriegen wir nicht genug Zeug in den Wagen. Eli ist vor ein paar Stunden gefahren, sollte aber bald wieder hier sein. Euch fällt schon was ein. Mach dich nützlich, hacke Holz, oder lese ein Buch. Was immer du sonst so machst.“
„Danke.“
„Wir sind dann weg!“ Und so ließen sie mich nahe am Ende der Welt allein in der Hütte zurück. Ich schaute unserem Wagen hinterher, bis er an der Wegbiegung verschwand und durch einen anderen ersetzt wurde. Es war der blaue Kombi, der wohl Eli gehören musste. Sie hielt vor dem Haus und stieg aus. Ihr weißes Kleid mit den dunklen Blumenmustern wirkte gegenüber der extravaganten Gradlinigkeit ihres Äußeren geradezu verspielt. Es stand ihr sehr gut und der schwache Wind streichelte sanft über ihre Haare.
„Hi, Eli! Ich wurde zurück gelassen und darf jetzt den Tag mit dir verbringen“, erklärte ich.
Sie antwortete mir mit einem Lächeln, strich ihre feinen Haare hinter die Ohren und hob den Zeigefinger. Zeit für Scharade. Sie deutete auf mich und dann auf sich, wir beide also. Dann vollführte sie schwungvolle Bewegungen mit den Armen, aber ich sah nur in ihre glänzenden Augen und die vornehme Porzellanblässe ihres Gesichtes.
„Was meinst du denn?“ Ungelenk imitierte ich ihre Bewegungen und sie schüttelte den Lachkrampf spielerisch ab. Wieder versuchte sie eine Scharade, hielt sich die Nase zu und strampelte mit den Füßen.
„Du bist die süßeste, untalentierteste Schauspielerin, die ich kenne.“ Ich spürte, wie ich rot wurde und signalisierte ihr meine Hilflosigkeit. Schließlich imitierte sie „Wickie“, strich sich dabei über ihre Nasenflügel und schnippte mit den Fingern, als ihr eine Idee gekommen schien.
Sie griff nach meiner Hand – zärtlich und bestimmt - und zog mich ins Haus. Sie beugte sich nach etwas, das verborgen unter meiner Schlafbank lag. Der Stoff ihres Kleides spannte sich über ihrem festen Po und ich sah ihr verlegen zu. Sie ertappte mich, als sie sich umdrehte und konnte die vornehme Röte auf ihren Wangen nicht unterdrücken. Aus der Truhe zog sie ein dickes Buch hervor. Sie ließ den Wälzer theatralisch auf den Tisch krachen.
‘Deutsch-Dänisch. Ein Wörterbuch‘, las ich den Einband: „Das ist nicht sehr hilfreich, Eli. Wie soll ich dir erklären, was du von mir willst?“ Mein blauer Fleck an meinem Schienbein erinnerte mich. „Nicht denken!“
Sofort begannen ihre flinken Finger die Reise zwischen den Seiten und fanden ein Wort. „Schwimmen! Svomme“, versuchte ich lautmalerisch zu wiederholen, aber sie legte die Hand auf ihren Mund, um ihre Belustigung zu verbergen.
„Du willst mit mir schwimmen gehen, verstehe. Svomme.“
Dann blätterte sie weiter, fand einen Begriff, aber sie schien nicht sonderlich glücklich mit ihrer Wahl zu sein.
„Taucheranzug? Dyk.. Dykn.. Dykning trop? Du willst mit mir tauchen gehen?“
„Schwimmen“, imitierte sie mich und erntete ein ratloses Kopfschütteln. Eli stand auf und ging zu dem Eimer neben ihrem Ofen. Sie stocherte in den Überresten der Stoffe und holte dann ein halb verschmortes Oberteil hervor.
„Bikini?“ Sie nickte heftig zustimmend. „Oh, du hast keinen Bikini zum Schwimmen. Du fragst mich, ob ich mit dir nackt schwimmen würde.“
Ich wurde wieder rot und kam mir ein wenig dumm vor. Ich nickte ihr zu.
Eli ging voran, barfuß schritten wir einen kleinen Pfad entlang und der Geruch des Meeres war jetzt viel stärker ausgeprägt. Wir gelangten an einen felsigen Hang, der auf einen kleinen Hufeisenstrand führte. Unerschrocken und mit der Erfahrung von unzähligen Besuchen setzte meine elfenhafte Begleiterin ihren Fuß auf für mich unsichtbare Trittsteine. Ich hingegen ließ keine Spitze aus, aber ich gab mir Mühe, die Schmerzen zu unterdrücken.
Zusammen standen wir in dem feinen Sand und sahen auf das Meer hinaus. Es lag glatt wie ein Spiegel und nur kleine Wellen spülten gegen die Küste. Die kleinen Schäfchenwolken grasten friedlich am Himmel und die tiefe Spätmorgensonne warf unseren Schatten scharf auf den Strand. Es war ein friedliches Fleckchen, unberührt, still.
„Wunderschön“, seufzte ich. „So sieht also das Ende der Welt aus.“
„Schwimmen“, sagte sie mit ihrem süßen Dialekt. Sie kreiste mit dem Finger und bedeutete mir so, mich umzudrehen. „Don’t look!“
Ich drehte mich um und blickte, anstatt auf das schöne halbnackte Mädchen zu schauen, auf den kalten Felsen. In dem Schattenspiel zog sie ihr Kleid mit einer fließenden Bewegung aus und warf es neben meine Füße. Ihr Slip landete als kleines Wäscheknäul daneben. Ihr dunkler Schatten zeichnete ihre festen Kurven, ihre langen Beine und die umspielende Weichheit ihrer Haare. Gerade als ich dachte, ein paar nordische Götter würden mich wirklich mögen, entschwand ihr Schatten. Er wurde kleiner und als ich merkte, dass ich ihn nicht ewig festhalten konnte hörte ich, wie sie in das Meer eintauchte.
Sie rief nach mir, schwamm weiter auf das Meer hinaus und ich konnte ihren Hintern aus dem Wasser auftauchen sehen, während sie mit kräftigen Zügen schwamm. Daher stammten also die Bilder von Loch Ness, die verführerischen Rundungen einer Frau. Ich zog mein Shirt aus, befreite mich von meiner Hose und streifte meine Boxershort ab, wogegen sich mein hartes Glied machtlos wehrte. Hoffentlich sah sie jetzt nicht zu mir herüber. Ich stürzte mich in das Wasser und genoss die prickelnde Kälte; Salz kribbelte auf meiner Haut. Von weitem winkte mir Eli zu wie eine Meerjungfrau, die Seeleute in den Untergang lockte. Und ich schwamm mit langsamen Zügen zu ihr, wie hypnotisiert folgte ich ihren Rufen.
Unter meinen Füßen wurde das Wasser dunkler und wie ich entdeckte, befand sich unter uns ein sanft ansteigender Felsen, glatt poliert von Jahrtausenden der Tidenbewegung, der gefährlich für die Schiffer mit der Wasserlinie abschloss.
Elis Kopf und die Schultern ragten aus dem Wasser und sie strich ihre Haare in den Nacken. Ich schwamm neben sie und sah in ihre blauen Augen. Mein Blick fiel auf ihre vollen Lippen, wanderte an ihr herab, denn das Meerwasser verbarg ihre Nacktheit nicht. Ich konnte mich nicht an ihr satt sehen. Sie schaute auf die Stelle, an der meine Männlichkeit aus dem Wasser ragte. Eli rückte auf dem glatten Felsen weiter nach oben, richtete sich auf, so dass ich ihre Brüste sehen konnte. Sie waren klein und fest, ein Schauer ließ ihre Spitzen hart werden. Ich küsste sie und ihre Zunge drang forschend in meinen Mund, erwiderte drängend meine Berührungen. Sie schmeckte süß nach Karamell, meine Zunge berührte spielerisch ihre spitzen Zähne. Sie griff nach meiner Hand und drückte sie an ihre Brust. Ich griff zaghaft zu, ertaste ihre kühle Haut und versuchte ihr etwas von meiner Wärme zu spenden. Aber sie verstärkte den Druck und bedeutete mir, ungestümer zu sein. Ich kniff in ihre Brustwarzen, biss ihr sanft in die Unterlippe. Sie wurde fordernder, mehr als ich es bei diesem zarten Geschöpf je vermutet hätte. Ihre Hand streichelte mir über die Brust, wanderte dann sicher zu meinem erregten Glied. Sie umschloss es mit ihrer Hand, massierte es und umschloss meine harte Spitze. Ihre Haut war weich wie Seide, ihre Wangen und ihre niedlichen Ohrenspitzen waren gerötet. Wieder küsste sie mich, bis ich aufgeregt nach Atem rang. Meine Hand fuhr über ihre Hüften, an der Innenseite ihrer Schenkel entlang und als ich ihre Weiblichkeit fand, umschloss sie mein Glied viel fester. Sie brannte vor Erregung und mit jeder ihrer Bewegungen steigerte sich unsere Lust nach mehr. Ich rollte mich auf sie, als ich in sie eindrang, stöhnte sie leise. Sie war heiß und eng und ihr flacher Atem zeigte mir, wie sehr sie es genoss. Zitternd vor Lust bewegte ich mich auf ihr, verinnerlichte jede ihrer Berührungen. Wortlos, nach Atem ringend schob sie mich sanft weg, nur um sich auf mich zu setzen. Ich griff an ihren festen Hintern, während sie sich auf meinen Schultern abstützte. Sie begann sich rhythmisch zu bewegen, ließ ihre Hüften kreisen, bedachte mich mit süßen Küssen und die Wärme ihrer Schenkel ließ mich die Kühle des Wassers vollkommen vergessen. Ich schmeckte das Salz auf ihrer Haut, fühlte die warmen Schauer, die über ihren Körper herfielen. Ihr Stöhnen wurde lauter und wurde begleitet von den wellenartigen Kontraktionen ihres Schoßes. Sie warf den Kopf in den Nacken, schmiegte sich wieder an mich, als wollte sie die unglaubliche Nähe dieses Moment ganz allein für sich behalten und zugleich mit mir teilen. Sie zitterte am ganzen Körper. Mein Orgasmus kam so unerwartet, dass ich ihr in den Hals biss und mir vor Lust der Atem stockte.
Matt sank sie auf meine Brust und unsere Herzen schlugen in einem wilden Takt. Ich umarmte sie, streichelte ihren Rücken und genoss jeden Moment. Ihre nassen Haare bildeten einen lebenden Vorhang, der unser beider Antlitz von der Außenwelt trennte. Sie küsste mich leidenschaftlich und flüsterte mir den Gesang ihrer Sprache zu. Was sie mir sagte, konnte ich in ihren Augen lesen, durch die Weichheit ihrer Lippen fühlen und an ihrem Geschmack kosten. Als ich ihren Kuss erwiderte, wusste ich, dass sie mich verstanden hatte.

Ende

 

Willkommen Story Raven,

hier auf KG. Als Skandinavienfan, natürlich ein Muss für mich :-), an Deinem Ausflug teilzunehmen :).

Deine Geschichte liest sich sehr leicht und angenehm und ich zolle Respekt vor der Verführung durch die "Meerjungfrau", da ich es extrem schwer finde, Erotik zu Papier zu bringen, ohne dabei ins peinliche oder schmutzige abzugleiten. Die deutsche Sprache ist halt doch ziemlich sprachlos, was diesen Bereich betrifft.
Für mich hast Du das gut gelöst.
Auch sonst mag ich die Art Deiner Sprache, auch wenn mich die ein oder andere Wortwiederholung zu einem "naja" verführte ;).

Inhaltlich konntest Du mich dagegen weniger überzeugen, trotz der Lebendigkeit Deiner Dialoge und schönen Beschreibungen, erschien es mir phasenweise einfach zu ausführlich, die Hinführung zur Verführung war mir zu langatmig, damit hast Du der Spannung eher entgegengewirkt.
Zudem bleiben Deine Personen recht an der Oberfläche (obwohl Du sie sehr genau zeigst), keine hat einen inneren Konflikt, alle leben da so vor sich hin und jedem geht es dabei gut, was ja in diesem Fall durchaus so sein kann. Somit bleibe ich immer Zuschauer und tauche an keiner Stelle in die Geschichte ein, was ich eigentlich sehr gern getan hätte.

Aber vielleicht wolltest Du einfach nur was für die Seele schreiben, ein Sommermärchen und das ist Dir dann ja auch gelungen.

Soviel zu meinen Gedanken, viel Freude Dir hier im Forum und ich glaube, die wirst Du haben.
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Geschichtenrabe,

auch von mir ein Willkommen im Forum.

Die Konstellation Deiner Prots fand ich sehr interessant: einerseits die zwei breitspurigen Aufreißer, andererseits der Dauerschläfer, der nach Vernehmen seiner Freunde lieber ein Buch liest.

Auch das Aufeinandertreffen der Gastgeberin mit dem Prot fängt vielversprechend an: wo verbale Kommunikation unmöglich ist (so hahnebüchen die von Dir, dem Autoren, gefundene Erklärung auch ist), bleibt viel Platz für issverständnisse, Verwicklungen aller Art,aber auch für die ganz feinen Nuancen udn leisen Zwischenöne, die von einem Wort oft erschlagen werden.
Jeder Blick, jede Geste kann da vielmehr bedeuten, eine falsche Handbewegung ein kleines Drama auslösen.

Leider gefällt mir die Umsetzung nur zu, sagen wir, 60%.
Du schreibst einigermaßen solide und angenehm fehlerarm. Doch der erste Teil ist mir zu dialoglastig, da wird ein Haufen unwichtges Zeugs geredet, wo man mit ein bisschen erzählendem Zwischentext viel mehr Atmosphäre und Figurencharakterisierung hätte transportieren können.

Auch finde ich esschade, dass die beiden am Ende in den Wellen poppen. Sex ist doch sprachübergreifend gleich - zwei Körper, in denen einander sympathische Seelen stecken, finden zueinander und wissen schon, was sie machen müssen. Viel zu lernen gibt's da nicht.
Spannender, weil vielschichtiger wäre es mE gewesen, mit Körpersprache auf der nichtkörperlichen Beziehungsebene zu bleiben.
Allzumal Du die Schilderung der Körpersprache, abgesehen davon, dass der Prot Eli sexuell attraktiv findet, für meinen Geschmack sehr kurz hältst.

Noch was:

Sie schaute auf die Stelle, an der meine Männlichkeit aus dem Wasser ragte.
Gerade noch schwimmt er neben ihr, ist also mindestens bis zur Brust im Wasser. Und schon ragt sein Glied aus dem Wasser -da frag ich mich doch, wie groß das sein soll! :D

Nichts für ungut, ich feu mich auf jeden Fall auf weitere Texte von Dir.

LG, Pardus

 

Danke für die beiden ersten Kommentare. Nur eines dazu gesagt: diese Geschichte reichte ich in einem kreativen Schnellschuss bei einem Wettbewerb ein, obwohl erotische Geschichten eigentlich nicht mein Metier sind. Ich musste mich auf eine gewisse Seitenzahl beschränken, weshalb sie an manchen Stellen etwas holprig daherkommt, während sie an anderen etwas zu ausführlich ist.

Aber ein Grund mehr sich weiterhin zu bemühen!

lg Story Raven (oh Gott, das bedeutet ja wirklich Geschichtenrabe *kopfschüttel*)

 

Mir hat die Leichtigkeit der Geschichte sehr gefallen.

So eine richtige Urlaubsromanze ohne Schwere, hat sich leicht und locker gelesen. Ein schöner, unverbindlicher Flirt... na ja, schon ein wenig mehr!

Ansonsten schliesse ich mich den Kommentaren meiner Vorgänger an.


LG Niraki

 

Hi Story Raven,

Mir gefällt Deine KG richtig gut! Sie ist einfach zu lesen und man wird sofort von der Handlung gefesselt.
S-U-P-E-R :)
LG Saiana

 

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