- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 30
Volvo 240 Kombi Baujahr 1979
Du kannst in die Leut einfach nicht hineinschauen. Wer hätt denn bei dem Schwarz Jakob geglaubt, dass das so einer ist? Bei einem Polizeibeamten, einem hochrangigen noch dazu, nicht nur so larifari.
Aber dass die Eva, seine Frau, schon ein bisserl locker war, wenn du weißt was ich meine, das hat ein jeder gewusst. Zumindest hat es ein jeder herumerzählt hier im hinteren Zillertal und dann wird da schon was dran sein, wenn es ein jeder erzählt, oder? Doch dieses Sado-Maso-Fessel-Ding hätten selbst der Eva nur die wenigsten zugetraut. Und dem Schwarz Jakob, dem Kieberer, schon gleich überhaupt niemand. Aber wie gesagt: du kannst halt in die Leut einfach nicht hineinschauen.
Solche SM-Spielchen hat der Jakob schon immer gern gespielt, lange vor es einen Christian Grey und seine Fifty Shades gegeben hat. Aber an diesem Sonntagmorgen hat er sich was ganz Besonderes ausgedacht für seine Eva. Der Jakob ist in dieser Nacht noch gar nicht im Bett gewesen, weil er vorher noch was erledigen hat müssen. Dunkel war’s noch, stockdunkel, als er zur Eva ins Schlafzimmer spaziert ist.
Dann hat er seine Eva adjustiert, die da um fünf in der Früh noch tief am Schlafen war, hat ihr zuerst die Augen verbunden mit einem langen schwarzen Seidenschal. Ich glaub die Eva hat da gleich geahnt, was jetzt kommt, denn so richtig gewehrt hat sie sich nicht. Der Jakob hat dann so ein Ledergeschirr mit einem goldenen Ballknebel um ihren Kopf geschnallt. Harness heißt das bei diesen Sado-Maso-Typen, das kannst du im Internet nachschauen. Danach hat sie gar nichts mehr sagen können, die Eva. Den Kopf hat sie halt bewegen können, aber mit Reden war nicht mehr viel. Nur noch so ‚mmmhmmm‘ oder ‚grrmpf‘ ist da aus ihr rausgekommen.
Danach hat der Jakob seine Eva in ihre hochhackigen roten Lackstiefel gesteckt. So richtig nuttige Teile mit Megaabsätzen waren das, die ihr bis übers Knie gegangen sind. Aber ich muss sagen, schaut schon geil aus, wenn eine fesche Frau solche Geräte anschnallt. Und die Eva war ja auch eine Fesche, keine Frage. Hübsches Gesicht, elendslange Stelzen, ausreichend Holz vor der Hütte und überhaupt ein heißes Fahrgestell insgesamt. Die meisten hier im Zillertal haben sich ohnehin immer gefragt, was denn die heiße Eva von dem langweiligen Schwarz Jakob eigentlich will. Der schaut alles andere als super aus, also mehr so Jack Black oder Kevin James als George Clooney, mindestens zehn oder zwölf Jahre älter ist er sowieso und in Geld schwimmen tut der Jakob auch nicht, mag er noch so ein wichtiger Polizeifuzzi in Innsbruck sein. Aber vielleicht war es genau dieses Sado-Maso-Dings, das die beiden irgendwie zusammengebracht hat. Kann ja sein.
Zum Schluss hat der Jakob der Eva dann noch was Besonderes gegönnt. Einen Stöpsel, einen goldenen. Den hat er ihr, mit ein bisserl Spucke, einfach hinten reingesteckt. Zack, drin war er. Und ob du es glaubst oder nicht, das war der Eva ziemlich Wurscht. Oder nein: ich glaub, das hat ihr sogar gefallen, dass sie da plötzlich dieses runde Metallteil mit Swarovski-Kristallen in ihrem Anus stecken hatte. Möcht man gar nicht glauben, was den Leuten alles so eine Freude bereitet.
Als der Jakob dann die Eva nicht ganz sanft nach draußen zu seinem uralten Volvo 240 Kombi gezerrt und sie dort auf den Beifahrersitz gestoßen hat, war die Eva auf einmal nicht mehr so tiefenentspannt. Zweimal hat sie noch so ein komisches ‚grrmmpff‘ von sich gegeben, aber irgendwie wollt der Jakob die Meinung der Eva in dem Moment gar nicht wirklich hören. Kann mir gut vorstellen, dass sie ihm sagen wollt, dass ihr einfach arschkalt war. Halb sechs Uhr früh, Mitte Dezember, höchstens zwei Grad plus, drei vielleicht und sie musste da nackert über den Hof laufen, nur die Lackstiefel an, den Knebel im Mund, Augen verbunden und den Stöpsel im Arsch. Da würden die meisten nicht wirklich mit ihr tauschen wollen. Und wenn sie gewusst hätte, was der Jakob eigentlich mit ihr vorhat, dann hätt sie besser schauen sollen, dass sie Meter gewinnt. Aber erstens hat sie das ja nicht wissen können und zweitens ist das natürlich leichter gesagt als getan, wenn du blind und nackt und nicht reden können im hintersten Zillertal über den Hof vom Schwarz Jakob spazierst und das nächste Haus einen halben Kilometer weg ist. Gratuliere!
Und damit die Eva ihm auch wirklich nicht davonlaufen kann, hat der Jakob ihre Hände hinter ihrem Sitz mit einem Kabelbinder zusammengebunden. Beim Fixieren ihrer Extremitäten ist der Jakob immer schon kompromisslos gewesen. Sie darf sich nicht bewegen können, keinen Zentimeter Spielraum. So eng, dass sich das Plastik richtig in ihre Handgelenke geschnitten hat, dass sie sich kaum noch rühren hat können. Aber die Eva hat da noch immer mitgespielt, hat ja geglaubt, da kommt heut eine besondere Session auf sie zu. Und bei Gott, damit hat sie gar nicht so falsch gelegen.
Ganz langsam hat der Jakob den schwarzen Volvo Richtung Mayrhofen gelenkt. Kurve um Kurve. Eine Nebelsuppe war das, bist du gelähmt! Wie so ein dickflüssiger Milchsee ist der Nebel im Zillertal gelegen. Gesagt hat er nicht viel, der Jakob, eigentlich gar nichts, aber hellwach war er, wie wenn er drei Red Bull intus gehabt hätt. Und die Eva hat da neben ihm gesessen in freudiger Erwartung einer heißen Dezembermorgensession. So kann man sich täuschen. Von dem Volvo hat man fast nichts mehr gehört. Der Nebel hat das Knattern der alten Kiste, die ein bisserl wie ein Leichenwagen ausgeschaut hat, fast völlig in sich aufgesaugt. Gruselig irgendwie.
„Morgenstund‘ hat Gold im Mund“, hat dann der Jakob süffisant gemeint. Ein bisserl doppelbödig, versteht sich, weil die Eva diesen goldgefärbten Silikonball im Mund hatte. Die Eva hat darauf nichts gesagt, wie auch, nicht einmal ein ‚mmmhmmm‘ oder sowas hat sie von sich gegeben.
Mit seiner rechten Hand hat der Jakob plötzlich grob auf ihren nackten Busen gegrapscht und hat ihre aufgerichteten, harten Nippel gespürt.
„Ist dir kalt?“
„Mmmhhmm“
„Bist du geil?“
„Mmmhmm“
„Schlampe!“
Trotz des Knebels in ihrem Mund hat sie dabei ein bisserl grinsen können. Ihm so ausgeliefert zu sein, das hat sie immer gemocht. Nein, geliebt hat sie es sogar und eigentlich hätte sie sich solche Spiele viel, viel öfter gewünscht, nicht nur alle heiligen Zeiten. Wenn er denn öfter da gewesen wär, der Jakob und nicht ständig irgendwo unterwegs, auch am Wochenende und überhaupt. Aber im Nachhinein ist man ohnehin immer gescheiter.
„Beine auseinander! Mal schauen, ob das stimmt.“
Da hat der Jakob die Nässe zwischen ihren weit gespreizten Schenkeln gefühlt. Und die Eva hat ihr Becken seiner fingernden Hand entgegengedrückt, soweit es ihr in ihrer gefesselten Position möglich war. Ein Stöhnen hat sie zwischen dem Knebel hervorgepresst, ihren Kopf nach hinten in die Kopfstütze gedrückt. Tief und schwer geatmet hat sie und die Luft mit weit geöffneten Nasenflügeln in sich aufgesaugt.
„Ist dir das schon mal aufgefallen? Dass man Dinge beim ersten Mal oft total beeindruckend findet. Das erste Mal mit dem Auto fahren. Das erste Mal ein Tor schießen beim Fußball. Der erste Zungenkuss, das erste Mal ficken oder der erste Hieb meiner Peitsche auf deinem nackten Arsch. Das sind alles bleibende Momente, die man zu schätzen weiß. Die vergisst man sein ganzes Leben lang nicht.“
Ganz schön komisch ist der Jakob auf einmal geworden, fast schon ein wenig philosophisch. So hat die Eva ihn gar nicht gekannt. Aber vielleicht ist das ja Teil des Spiels, hat sie sich gedacht.
„Aber warum ist das beim letzten Mal so viel anders? Warum kann man Sachen, die man definitiv zum letzten Mal in seinem Leben macht, nicht ebenso schätzen? Ich sag’s dir: weil man nämlich meistens gar nicht weiß, dass sie zum letzten Mal passieren. Das letzte Glas Rotwein zum Beispiel, weil man vielleicht genau zwei Stunden später im Bett an einem Herzinfarkt verreckt. Die letzte Skiabfahrt bei Pulverschnee von ganz oben bis runter ins Tal. Die letzte, weil man unten an der Kante die Kontrolle über seine Ski verliert und man die Konfrontation mit dem Baum nur mit einer Querschnittlähmung überlebt. Oder die letzte Ausfahrt mit unserem Volvo 240er Kombi Baujahr 1979, weil du morgen aus irgendwelchen Gründen einfach nicht mehr in der Lage bist mitzufahren.“
Die Eva hat keinen blassen Schimmer gehabt, worauf der Jakob hinaus will. Was ist das für eine komische Session, hat sie sich gedacht, soviel geredet hat der Jakob sonst nie dabei. Aber dann hat er die Katze aus dem Sack gelassen, aber sowas von. Und die Eva hat es ordentlich gerissen, wie einen Blitz aus heiterem Himmel hat sie das da erwischt: „Hast du wenigstens den Arschfick mit dem jungen Brunzer aus deinem Büro genossen, du Sau?“
Ganz schön grob hat das geklungen und die Eva hat schon gemerkt, dass der Jakob ziemlich angepisst sein musste. Dazu hat sie ihm nicht einmal ins Gesicht schauen müssen. Aber nicht einmal jetzt ist ein ‚mmmhmmm‘ oder ‚grrmmpf‘ oder sonst irgendwas von der Eva gekommen. Da ist sie wirklich ein wenig perplex gewesen. Und der Jakob hat die Entrüstung in ihren Augen hinter der Binde zwar nicht sehen können, aber gespürt hat er sie. Ein überlegenes Grinsen ist da um seine Mundwinkel gezuckt.
„Hatten wir nicht eine Abmachung? Oh doch, wir hatten eine Abmachung! Eine Abmachung, die sogar in der Bibel steht, ein Gesetz Gottes, eines seiner zehn Gebote: ‚Du sollst nicht ehebrechen!‘ Doch du Hure fickst mit diesem Brunzer, der ist gerade mal zwanzig oder so. Ich hoffe wirklich für dich, dass du diesen Fick genossen hast, denn es war euer letzter, das schwör ich dir.“
Aus ihrer Kehle ist nur ein undefiniertes ‚mmmhmmm‘ gekommen. Es war laut und hat nach Verzweiflung geklungen oder nach einem Flehen, vielleicht auch nach einer Frage oder einem Wutausbruch. Jedenfalls wollte die Eva dem Jakob noch sagen, dass das wirklich nur ein Ausrutscher war auf dieser Weihnachtsfeier und dass es vermutlich auch nur so weit gekommen ist, weil der Jakob so wenig daheim war und lediglich eine SM-Session mal zu Ostern, Weihnachten und Geburtstag ihr ganz einfach zu wenig war und dass sie sowieso nur ihn, den Jakob, liebt und dass er ihr bitte verzeihen möge. All das und vielleicht noch viel mehr wollte die Eva ihrem Jakob noch sagen, hat aber nicht können. Ganz schön beschissene Situation das Ganze.
„Auch den Julian, diesen Brunzer, hab ich gefragt, ob es ihm mit dir Spaß gemacht hat. Ob er es dir richtig schön besorgt hat. Aber er hat nur gemeint, es wäre nur eine einmalige Geschichte gewesen. Nichts Ernstes und er habe zu viel gesoffen und du auch und es wäre halt einfach passiert, ohne Absicht. Er hat gehofft, er kommt mit seinem Betteln und Heulen ohne Watschen, blauem Aug und gebrochener Nase davon. Da hat er sich aber getäuscht, der kleine Julian. Jetzt liegt er da hinten im Kofferraum und der Arsch geht ihm ganz schön auf Grundeis.“
Dass der Jakob das alles zu hundert Prozent ernst gemeint hat, war der Eva klar, sonnenklar. Und auch ihr ist der Arsch ziemlich auf Grundeis gegangen, weil ihre Situation wirklich alles andere als rosig war. Kein Gedanke mehr an eine geile SM-Session, kein Gedanke mehr an geilen Sex, aber schon rein gar nicht mehr.
„Du fragst dich sicher wie das hier weitergeht, oder? Ich will es dir verraten: wir fahren jetzt zu unserem Spielplatz am Bach. Dort werde ich ihn an die große Eiche, unseren Lieblingsbaum, binden und du Eva wirst mit unserer Kettenpeitsche so lange den Arsch des süßen Julian bearbeiten, bis ihm dieser mehr blutet als seine gebrochene Nase. Dann werde ich ihm dieselbe Behandlung angedeihen lassen, die du von ihm zuletzt genossen hast. Zum Abschluss werde ich ihn noch mit den elektrischen Hodenklemmen verwöhnen, bevor ich sein Gerät für lange Zeit in den stählernen Keuschheitskäfig sperre und den Schlüssel im Bach versenke. Bevor ich wieder zurückfahre, kette ich euch beide noch an dieser Eiche fest und ihr könnt dann den weiteren Vormittag solange relaxen bis sich der Nebel verzogen hat, die Sonne aufgeht und euch vielleicht jemand findet. Hin und wieder sollten Spaziergänger hier vorbeikommen.“
Während der Jakob seiner Eva so seine genialen Pläne für ihre Bestrafung offenbart hatte, hat er den alten Volvo in eine langgezogene Rechtskurve gelenkt. Am Ende der Kurve hat ihn ein kleines, auf und ab hüpfendes, rotes Licht empfangen. Kaum zu sehen in dem dichten Nebel. Er hat gebremst, ist langsamer geworden und hat einen Polizisten, der ihn auf einen Parkplatz gewinkt hat, erkannt. Ungünstig, sehr ungünstig sag ich dir.
„Scheißdreck verreckter! Eva, wir haben eine Polizeikontrolle. Wenn du jetzt einen Zirkus machst und dich nicht ruhig verhältst, dann gibt das hier ein Blutbad. Also halt ja die Goschn!“
Die Eva hat zwar ohnehin nicht reden können mit ihrem Knebel im Mund, aber sie hätt sich sicherlich so aufführen können, dass die Polizisten was unternehmen. Aber die Eva ist ja nicht blöd, die hat genau gewusst, dass mit dem Jakob nicht zu spaßen ist und so wie der da drauf gewesen ist, war ihm auch zuzutrauen, dass er jemanden erschießt oder am Ende gleich auf alle zu ballern beginnt. Können tut er das ja. Ist ja sein Spezialgebiet sozusagen. Also hat sie brav das Maul gehalten und gehofft, dass sie den Jakob später noch zur Vernunft bringen kann.
„Guten Morgen, Verkehrskontrolle. Zulassung und Führerschein zeigen, bitte!“ hat der junge Bursch in Uniform gemeint. Allerdings hat das nicht wirklich nach Tiroler und schon gar nicht nach Zillertaler Dialekt geklungen. Ganz und gar nicht. Komisch, seit wann haben wir im hintersten Zillertal Verkehrspolizisten mit Migrationshintergrund im Einsatz, hat sich der Jakob gedacht. Jedenfalls hat er begonnen, nach seinen Dokumenten zu suchen.
„Zu schnell gefahren. Kostet Sie hundert Euro!“
Keine behördlich korrekte Ansprache, kein Check des Fahrzeuginnenraumes mittels Taschenlampe, warum genau hundert Euro, dieser seltsame Dialekt. Gemustert hat der Jakob die beiden, die zwar in einer Original-Uniform gesteckt haben, aber mit Sicherheit nie und nimmer echte österreichische Polizeibeamte gewesen sind, sondern vermutlich irgendwelche südosteuropäische Ganoven, die mit dieser Masche versuchen, Leute abzuzocken. Und das ausgerechnet beim Schwarz Jakob, dem Oberkieberer höchstpersönlich. Pech gehabt.
„Ihr seid keine Polizisten, ihr Arschlöcher, deshalb fahr ich jetzt einfach weiter und wir tun so, als wäre das ganze Theater hier gar nicht passiert!“
Dem Jakob hat in seiner Situation nicht wirklich an polizeilicher Ermittlungsarbeit und Klärung des Vorfalles gelegen, aber noch viel weniger war ihm nach einer Eskalation mit den beiden Abzockern. Dummerweise haben die beiden Südosteuropäer das Ganze ein wenig anders gesehen. Die wollten ihren schnellen Hunderter mitnehmen. Einer der beiden hat sich direkt vor den Volvo gestellt und nach seiner Schreckschusspistole gegriffen, die er im Halfter platziert hatte. Doch der Jakob ist gleich voll aufs Gas gestiegen und hat den vor ihm postierten Gauner einfach über den Haufen gefahren. Der hat einen wenig eleganten Abflug über die Motorhaube gemacht und ist mit gebrochenem Oberarm hinter dem davon brausenden Jakob im Dreck gelandet.
„Solche Deppen, ich pack es nicht!“
Ob das allerdings so gescheit war, den Burschen einfach niederzufahren, ich weiß nicht. Auf alle Fälle sind dann der Jakob mit der Eva auf dem Beifahrersitz und dem Julian im Kofferraum weiter talauswärts gedüst. Aber so was von gedüst, weil der Jakob hat da schon so ein Gefühl gehabt, so ein kriminaltechnisches, kennst dich aus?
Wo dann auf einmal der Zwölf-Ender dahergekommen ist, weiß der Teufel. Mitten in dem Scheißnebel ist jedenfalls so ein Mordstrumm Hirsch herumgestanden. Aber nicht lange, weil dem Jakob sein Volvo ihn schnurstracks mitgenommen hat. Mit bremsen war da nicht mehr viel, weil Sicht gleich null und viel zu schnell sowieso. Den Zwölf-Ender hat’s in den Volvo geschleudert, direkt auf den Jakob drauf. Ganz schöne Sauerei war das, weil das Geweih hat sich richtig im Brustkorb vom Jakob versenkt. Ich glaub gespürt haben sie beide nicht mehr viel, der Jakob und der Hirsch.
Die Eva hat nur das versuchte Bremsmanöver mitgekriegt, dann hat’s gekracht und der Volvo ist irgendwo im Gelände zum Stehen gekommen. Dass der Jakob hinüber ist, neben ihr ein halber Hirsch im Auto gesteckt hat, hat sie gar nicht geschnallt. Aber wenigstens hat der Eva nichts gefehlt und dem Julian hinten im Kofferraum auch nicht, außer seiner gebrochenen Nase halt.
Lang gedauert hat’s dann nicht, bis die beiden Südosteuropäer mit ihrem geklauten Polizeiauto bei dem verunfallten Volvo eingetrudelt sind. Am Anfang war die Eva ja froh, dass überhaupt irgendjemand auftaucht, der ihnen aus dem Auto hilft. Als die zwei aber keinerlei Anstalten gemacht haben, ihr den Knebel zu entfernen und die Augenbinde abzunehmen, hat sie schon geahnt, dass das nichts Gutes zu bedeuten hat. Und das was sie geredet haben, hat sie hinten und vorne nicht verstanden. Osteuropäisch eben. Blöd nur für die Eva und den Julian dass die beiden Banditen auch gute Kontakte zu diesen Organhandelmafiosi hatten, wie sie erst später draufkommen sollten. Du kannst halt in die Leut einfach nicht hineinschauen.