Was ist neu

Vogelfreiheit

Mitglied
Beitritt
25.11.2001
Beiträge
16

Vogelfreiheit

Vogelfreiheit
Von O. Paul Schoeps
8.8.2003

Noch wenige Meter zum Gipfel. Der Wind wehte um sein Gesicht. Er hörte den Ruf von Vögeln, vielleicht Falken. Sein Fuß suchte zum hundersten oder tausendsten Mal nach Halt an der steilen Felswand. Bloß nicht runter sehen. Er tat es trotzdem. Die Ebene lag weit da. Wie sie es immer getan hatte soweit er sich zurück erinnerte. Ein Steinchen purzelte in die Tiefe und traf dort mit einem leisen Geräusch auf die Erde auf. Er hörte das gar nicht mehr. Seine Hand legte sich auf einen Vorsprung, er zog sich daran hoch und stand auf dem Plateau.
Der Ausblick auf das gesamte Tal eröffnete sich ihm. Dies war seine Welt gewesen, schon immer. Er erkannte seine kleine Stadt, die Basis der Aufseher. Von hier war all dies so klein und entrückt. Er drehte sich in die andere Richtung und sah ein anderes Tal, eine andere Welt von der er nichts gewusst hatte. Der Blick in eine andere Welt. Saftige grüne Wiesen, üppige Wälder. So weit das Auge sehen konnte.
Wind blies wieder in sein Gesicht, der Himmel klärte auf, die Sonne schien für ihn auf den Berg. Die Freiheit die er in seinem Herzen fühlte überwältigte ihn und er sank in Tränen auf die Erde. Hier war er frei wie ein Vogel. Und dann kam der Gedanke an sein eigenes Leben. Nein, dorthin wollte er nie wieder zurück. Dieses kleine Leben, zwischen den kleinen Menschen und den kleinen Aufsehern. Unbedeutend und unwichtig.
Er fasste den Entschluss, nein er schwor sich, die Stadt zu verlassen. Ganz gleich was seine Familie sagte, ganz gleich was die Aufseher sagen würden. Er würde sie bekämpfen wenn nötig. Jetzt war er sich sicher: Er hatte sie lange genug ertragen. Lieber für diese Freiheit sterben als weiter dieses Leben zu ertragen.
Er hatte die Geschichten seiner großen Vorfahren sein Leben lang gemocht und er wollte nicht mehr nur Bilder längst entschwundener Zeiten sehen und die Alten die der verlorenen Würde nachweinten. Wollte nicht mehr die Aufseher ertragen die so verständnislos und gleichgültig der Geschichte hinterher sahen.
Er brüllte dem unbekannten Tal seinen Schwur ins Gesicht. Er wollte es besuchen und nur noch ein Mal nach Hause zurückkehren um den Seinen Lebewohl zu sagen. Und um den Aufsehern in ihre dummen Gesichter zu sagen, dass ihm ihre Regeln und ihre Gesetze egal waren. Das Tal antwortete mit dem Echo seines Schwures und die Vögel zwitscherten ihm ermutigend, er solle einer von ihnen werden.

„Hast du den Verstand verloren?“ Sein Vater geriet außer sich über seinen Schwur, noch ehe er ihn zuende formuliert hatte. Er hatte es sich einfacher vorgestellt. Auf einmal kam es ihm so schwer und ungehörig vor ihm zu widersprechen. „Weißt du was die Aufseher mit dir machen? Sie sperren dich ein! Oder Schlimmeres. Niemand hat das Tal verlassen seit wir hier leben! Es ist zu gefährlich da draußen!“
Er wollte ebenfalls schreien, seinem Vater die Meinung sagen aber als er es versuchte kam nur ein schwaches Stimmchen. „Das haben die Aufseher gesagt…“ „Nicht nur die! Die Alten haben uns immer gewarnt! Deine eigene Großmutter hat die Welt draußen einen Hexenkessel genannt!“ Unterbrach ihn sein Vater bevor er zu Ende geredet hatte. „Aber, Vater, sie waren alle Kinder als sie in das Tal kamen. Vielleicht hat sich alles…“ „Alles geändert? Wer hat dir nur diese Flausen in den Kopf gesetzt?“
Seine Mutter mischte sich ein, beruhigend und vermittelnd nahm sie seine Hand. „Sohn. Es ist so gefährlich, wir haben solche Angst um dich.“ Aber er wollte sich nicht beruhigen lassen. „Ich habe das andere Tal gesehen! Es ist dort wunderschön. Schöner als hier. Ich habe keine Stadt gesehen, keine Aufseher. Nur Gras und Bäume. Lasst mich gehen!“
Sein Vater funkelte böse, seine Mutter sah flehentlich, er aber war entschieden. „Wenn ich die Freiheit gefunden habe, komme ich zurück, ich verspreche es.“

„Ich verlasse das Dorf.“ Seine feste Stimme war überzeugend. Er hatte diesen Satz lange geübt. „In Ordnung, gute Reise.“ Antwortete der Aufseher beiläufig. Das verwirrte ihn. „Wollen sie mich nicht vom Bleiben überzeugen?“ „Du siehst recht überzeugt aus. Kann ich dich irgendwie aufhalten?“ Aufhalten? Nein natürlich nicht. „Nein. Können sie nicht, jedenfalls nicht mit Worten.“ Er nickte. „Ich habe nicht vor dich einzusperren. Wir sind nicht eure Gefängniswächter.“ Er verengte die Augen „Nur unsere Zoowärter.“ Und er bereute das sofort, denn so offen äußerte sich ihnen niemand gegenüber. Doch der Aufseher schien nicht im Geringsten wütend zu werden. „Sieh dir an was dein Volk mit seinem Planeten gemacht hat, sieh dir an wohin die Freiheit geführt hat die sie Jahrtausende lang hatten und die du suchst.“
„Danke, danke Aufseher, ich werde meine Freiheit suchen gehen.“ Der Junge hatte sich nie an das seltsame Aussehen der Aufseher gewöhnen können und obwohl er ihm im Inneren dankbar für die Erlaubnis und die Geste war, ekelte es ihn an als der Mann aufstand und ihm die Hand auf die Schulter legte. „Wenn du gehst, könnte es für dich gefährlich werden. Nimm Nahrung mit soviel du brauchst. Und wenn du willst geben wir dir eine Ausrüstung.“ Ausrüstung? Es wäre keine Freiheit wenn er sich von ihrer Technologie abhängig machte. „Es tut mir leid, Aufseher. Ich werde Proviant mitnehmen. Aber was ihre Geräte angeht…“ er ließ den Satz offen. Der Mann seufzte und drückte ihm etwas in die Hand. „Nimm wenigstens das.“ Es war ein winziges Gerät. „Es ist wie ein Kompass. Seine Nadel zeigt dir ständig den Weg zurück ins Dorf. Leide nicht aus Stolz.“ Er würde nicht aus Stolz leiden, sondern in Freiheit, er steckte es trotzdem ein.
Das Dorf hatte den Jungen herzlich verabschiedet. Alle waren gekommen und hatten ihm eine gute Reise gewünscht. Viele wussten, dass er nicht gehen sollte aber auch, dass sie den Wanderer nicht vom Gegenteil überzeugen konnten. Die Kinder und Jugendlichen dagegen feuerten ihn an. Er tat etwas, dass sie sich irgendwie alle wünschten. Auch wenn sie sich nicht trauten.
Die Aufseher standen abseits. Die Dorfbewohner hatten gelernt ihre Gefühlsäußerungen zu deuten. Sie waren besorgt. Und die jungen Leute wussten auch warum, jedenfalls glaubten sie das: Die Aufseher hatten Angst, dass ihre Kontrolle über das Dorf dahin schmelze und sie vielleicht nach einem Aufstand flüchten müssten.

Die alte Heimat blieb schnell hinter dem Jungen zurück. Er war nun in seinem Exil, einem riesigen Planeten der einst von seinem Volk bewohnt war. Er hatte im Unterricht die Geschichte seiner Welt gelernt. Seine Vergangenheit war überzogen von Ungerechtigkeit, Leid und Kriegen. Von furchtbarer Vernichtung und Völkermord. Warum wurde in diesem Unterricht nur jede wichtige historische Wendung an einem Krieg festgemacht? Zwischen den Kriegen, deren kalte Jahreszahlen gelangweilt und sachlich einen Fakt aufzeigten, lagen teilweise Jahrzehnte und Jahrhunderte die kriegfrei waren.
Und dennoch: Wenn die Geschichten der Alten wahr waren, und daran gab es auch trotz der Aufseher nichts zu zweifeln, war es ein Krieg der ihre Welt vernichtete. Die Ansichten über die Verstrickungen der Aufseher waren vielfältig. Manche sagten, heimlich wären sie es gewesen, die den letzten Weltkrieg ausgelöst hatten. Die Aufseher selbst äußerten sich nicht. Sie hatten in den Schulbüchern, die sie zwar produzierten, aber nicht schrieben, in das Vorwort schreiben lassen, dass sie nach dem Krieg die letzten Überreste der Zivilisation gefunden hatten und ihre Kultur erhalten wollten.
Die Kultur hatte sich von ihnen abhängig gemacht. Das Dorf hatte keinen Reaktor, den hatten die Fremden. Das Dorf produzierte Nahrung auf den Feldern aber wenn die Ernten karg ausfielen waren es die Aufseher die sie versorgten. Wer die Aufseher waren war ein Geheimnis. Genau wie ihre wahren Motive, denn kaum jemand glaubte an die Geschichte der erbarmungsvollen Retter. Sie selbst hatten nur einige Duzend auf dem Planeten, zumindest in ihrer Basis im Dorf. Zwei mal im Jahr landete eines ihrer Raumschiffe, danach verschwanden viele Aufseher, neue tauchten auf.
Das Dorf lag schon ein Stück hinter ihm. Er nahm den längeren aber weniger steilen Weg über einen der Pässe im Osten. Als Kinder waren sie manchmal bis hier gewandert, hatten sich aber selten weiter gewagt. Die Alten sagten, die Vernichtung läge hinter den Bergen und noch immer würde jeder sterben der damit in Berührung käme. Die Aufseher hatten mal etwas von Strahlung gefaselt aber beinahe jedes belauschte Aufsehergespräch bekam im Dorf den Status einer Legende.
An der Spitze des Passes lag wieder die groß weite Welt vor ihm. Wiesen so weit das Auge reichte, am Horizont einige Berge und Wälder. Und er marschierte. Als er am Abend an einem Waldrand ankam legte er sich unter die Bäume und schlief die ganze Nacht ruhig. Er stand auf und lief einfach weiter. Kam an einen blauen See, sah ein rotes Gebirge. Er lief immer weiter und nichts hielt ihn auf. Wenn er Früchte fand probierte er sie und aß sie wenn sie schmeckten. Sein Proviant würde lange reichen. Er sah Tiere, erlegte sogar einige. Bisher fehlten ihm weder der Strom, noch die Wärme oder die Bildung und die hochgeschätzte Kultur in seiner kleinen Heimatgemeinde.
Und eines Tages sah er von einem Hügel etwas in der Ferne. Ein Gebiet, das dunkel und irgendwie aufragend auf der Ebene steckte, als hätte jemand Felsblöcke in die Erde gerammt. Er erinnerte sich noch an Geschichten von einer erhabenen Zivilisation. Von Türmen die sich kühn der Sonne entgegenstreckten. Von gewaltigen Städten. Von einem Volk, dass im Staub ihrer eigenen Vernichtung ums Überleben gekämpft hatte. Dies mussten die Überreste einer Stadt sein. Er lief den Hügel hinab, auf die Ruinen zu.
Verbrannte Häuser und verfallene Straßenzüge führten in die Geisterstadt. Gewaltige Brände hatten die Stadt im letzten Weltkrieg zerstört. Trümmer lagen auf den Straßen. Staunend ging der Junge durch die Trümmer wie durch ein Mausoleum der Geschichte. Keiner seines Volkes hatte dies seit vielen Jahrzehnten gesehen. Als er tiefer in das Stadtzentrum vordrang, da standen Wolkenkratzer zu Seiten der Straße und er fühlte sich vor den Giganten wie ein Prophet am Fuße des Olymp. Einer der Giganten war umgerissen worden und lag nun quer über der Straße und versperrte ihm den Weg.
So wich er von der sicheren Straße ab und betrat vorsichtig die Gebäude. Der Marmorboden unter seinen Füßen gab dumpf Geräusche von sich die im gewaltigen Foyer verhallten. Wie die ganze Stadt war es auch hier menschenleer.
Die Aufseher hatten verhindern wollen, dass er dies sah. Sie wollten nicht, dass er sich hier zurechtfand. Die Schrift an den Wänden, die Zeichen, waren andere Zeichen als er sie in der Schule gelernt hatte. Nun erinnerte er sich auch, dass diese Zeichen so simpel und künstlich gewirkt hatten. Die Bücher kalt und leblos. Dies war die wahre Schrift seines Volkes. Schön und unregelmäßig. Nicht diktiert sondern in einer langen Geschichte gewachsen.
Statuen füllten den Raum, ein großes goldenes Emblem hing am Ende der Halle über der Rezeption. Nichts davon kannte er aus seinem Dorf. Die Aufseher hatten behauptet, sie würden seine Kultur erhalten wollen doch warum durften sie im Dorf diese Kunst nicht sehen? Warum hatte er nie etwas von diesen Schätzen kennen gelernt. Die Aufseher hatten die Kultur ihnen vorenthalten. Es machte ihn wütend. Er erkundete das Gebäude weiter. In einem Raum fand er verrostete, metallene Objekte. Sie hatte Ähnlichkeit mit den Dingern die die Aufseher trugen. Er hatte sich oft gefragt wofür sie da waren. Eine von ihnen untersuchte er und als sich mit einem Mal ein Schuss löste, das ein Loch in die Wand bohrte, war es ihm klar: Es war eine Waffe. Die Aufseher trugen also Waffen. Und nie hatten sie etwas darüber gesagt.
Warum waren sie bewaffnet, wenn sie Freunde waren? Es war doch in dem Dorf nie zu Handgreiflichkeiten gekommen. Die Alten wussten, was die Waffen waren und hatten es nie gesagt. Sicherlich hatten sie Angst, dass ihren Kindern und Enkeln etwas getan würde.
Im Keller machte der Junge eine grausige Entdeckung: skelettierte Leichen. In halbverrotteten Kleidern. Kleinere Skelette klammerten sich an die Größeren. Manche hatten selbst Waffen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken bei dem Gedanken an die Katastrophe die sein Volk heimgesucht hatte. Dies sollte tatsächlich eine Tat seines eigenen Volkes gewesen sein? Seine eigenen Leute sollten, mit was für fantastischen Waffen, zugeschlagen haben und auf ein Mal alles vernichtet haben das sein Volk je erbaut hatte bis auf eine handvoll Überlebender? Überlebende die zufällig nur kurz nach der Katastrophe von den gnädigen Aufsehern gefunden wurden die ihnen völlig uneigennützig ein Gehege gebaut hatten?
Die Kelleranlage war noch Größer. Ein Bunker, mit vielen Räumen und vielen Leichen. Seine Befürchtungen sollten sich bestätigen. Undeutlich und dumpf drangen Geräusche zu ihm, wie von Stimmen. Er ärgerte sich, keine der Waffen genommen zu haben, aber er folgte den Stimmen. Er lugte um die Ecke und sah zwei Aufseher. Doch sie waren völlig anders gekleidet als sonst und sie sprachen nicht in seiner Sprache sondern eine ihm unbekannte. Sie hatten große Löcher in die Wand gebohrt, sie hatten die Leichen untersucht. Ihre Geräte standen im Raum herum.
Sie waren es gewesen! Die Aufseher, die ganze Zeit. Es machte alles soviel Sinn! Das Verbot die Siedlung zu verlassen, der Standort der Siedlung so fernab dieser Stadt. Die Lügen über die Gefahren für Leib und Leben außerhalb des Tales. Nicht zu vergessen, dass sie ihnen nicht die eigene Schrift und Kultur lernten, sie nicht wussten, dass sie Waffen trugen. Sein eigenes Volk hätte doch nie kaltblütig die eigenen Städte in Schutt und Asche gelegt. Hätte dafür gesorgt, dass Frauen und Kinder leidend in den Bunkern liegen.
Die Aufseher waren es gewesen! Sie hatten ihren Planeten verwüstet. Nun plünderten sie seine Welt. Die Überlebenden hatten sie sicher eingesammelt um ein Sklavenvolk heranzuzüchten und die Alten schwiegen. Sie wurden ganz bestimmt um das Leben ihrer Kinder und Enkel erpresst.
Eine Hand auf seiner Schulter. Und eine Stimme. Ein Aufseher sprach in seiner eigenen Sprache zu ihm. Er drehte sich um und blickte grimmig in die hässliche Fratze des Zerstörers. Erstaunt rief der etwas in den Nebenraum. Er wollte Hilfe rufen! Es musste eine Rebellion geben! Er musste nach Hause, seinen Leuten die Augen öffnen und die Aufseher von seiner Welt verjagen. Die Freiheit die sein Volk hatte musste zurückerobert werden und sei es um den Preis ihrer Existenz. Der Junge holte aus und versetzte dem Fremden einen starken Schlag, in einem kurzen Kampf schlug er ihn nieder und nahm ihm seine Waffe ab. Der Probeschuss war verblüffend. Sie hatten offenbar bessere Waffen als sein Volk es gehabt hatte. Kein Wunder, dass sie unterlegen waren.
Die anderen Beiden liefen nun zu ihm, er ergriff die Flucht. Er suchte nach Waffen in der Stadt, steckte sich so viele ein wie er konnte und rannte heim zum Dorf. Der Kompass der Aufseher war ein Fehler gewesen. Sie hatten ihn ihm gegeben damit er immer einen Anstoß hatte in schlechten Zeiten heim zu kehren. Jetzt kehrte er zurück um sein Volk zu befreien.
Nur wenige Tage hatte die Reise nach Hause gedauert, er wurde getrieben von seiner Wut auf die verlogenen, betrügerischen Aufseher. Er würde niemals Freiheit finden auf seiner Welt, solange die Aufseher hier waren. Vom Hügel sah er sein Dorf. Friedlich und Unschuldig lag es da, wie sein ganzes Leben schon. Doch nun sah es völlig anders aus. Er war gewachsen an seinen Taten. In der Nacht schlich er sich ins Dorf zurück und rief heimlich die Jugendlichen seines Dorfes zusammen, berichtete ihnen von allem was er gesehen hatte und verteilte die Waffen unter ihnen. Wutentbrannt war die Menge, wütend auf die Aufseher.
Vor der Basis der Aufseher begannen sie ihren Angriff. Sie nahmen die arglosen Torwachen gefangen und drangen blitzschnell in die Struktur ein. Wen sie unterwegs trafen nahmen sie gefangen. Die Feinde waren völlig überrumpelt von dieser Tat.
Der Junge schlug die Türen des Büros auf. Der Oberaufseher sah von seiner Arbeit auf und wurde kaum danach schon am Kragen gepackt und in einen Kreis gestellt aus dem mehrere Waffenläufe auf ihn zielten. Nun würde ihm der Prozess gemacht. „Was ist hier los?“ Fragte der Aufseher. „Was soll dieser Unsinn. Legt die Waffen runter, ihr verletzt noch Jemanden.“ Einige lachten leicht, der Junge setzte sich finster in den Sessel. Der war furchtbar unbequem aber auch nicht für sein Volk gemacht. „Hast du die Freiheit gefunden die du suchtest?“ Fragte ihn der Aufseher. „Freiheit fand ich. Doch noch etwas viel Wichtigeres fand ich. Die Wahrheit! Ich fand die Ruinen unserer Kultur! Ihr habt uns unser Erbe vorenthalten. Schlimmer! Ihr und eure ganze Bande haben doch erst meinen Planeten verwüstet!“ „Wir sollen was?“ begehrte der Aufseher sofort auf, wurde aber von den Waffenläufen zurückgestoßen.
„Wir werden diese Basis besetzt halten. Solange bis auch der letzte Aufseher diesen Planten verlassen hat. Und natürlich auch dann nur wenn wir das nachkontrolliert haben.“ „Bis dein Volk die Technologie und Größe erreicht haben wird diesen Planeten wieder zu kontrollieren werden noch Generationen vergehen!“ warf der Aufseher ein. „Ja aber ihr habt nun die Kontrolle! Über unsere Welt! Unsere Welt die wir einst kontrolliert haben. Wie viele von euren Soldaten sind noch auf der Oberfläche?“ „Du hast das Falsche gesehen! Ich kann dir die Wahrheit sagen!“ wollte sein Gegenüber ihm erklären, aber der Junge war nicht interessiert und brüllte seinen alten Aufpasser an: „Wie viele von euch sind noch hier.“ Nach einem kurzen Zögern kam die Antwort: „Nur ein paar Hundert aber es sind keine…“ „Das reicht! Fesselt ihn hier und seine Kollegen im Nachbarraum. Warten wir darauf, dass sie uns einen Unterhändler schicken.“
Mit der Waffe fühlte er sich stark. Das war die Freiheit die er gesucht hatte. Der Morgen graute. Die Sonne ging über dem Dorf auf, doch zum ersten Mal war das Dorf frei. Die Dorfbewohner liefen zusammen und blickten fassungslos auf die Taten der Jugendlichen. Der Junge stellte sich auf einen Eimer und erklärte der Versammelten Menge was er gesehen und gefunden hatte. Manche stimmten ihm zu und riefen sogleich Zustimmung, andere hatten Angst vor dem Zorn der Aufseher. Doch aus den Mengen trat eine der Alten hervor und kam zu dem Befreier. „Mein Junge. Du begehst einen Fehler.“ Er verengte die Augen. „Einen Fehler? Ist die Freiheit ein Fehler? Wir sind nun frei wie ein Vogel.“ „Und was bedeutet Vogelfrei?“ „Das bedeutet so frei wie ein Vogel.“ „Das bedeutet Rechtlosigkeit! Ein Vogel ist frei zu tun was er will, doch er hat auch keine Rechte. Brich diese Rebellion ab, sonst sterben auch die letzten Reste unseres Volkes.“ „Du hast doch die Errungenschaften unseres Volkes gesehen als du jung warst. Ich möchte nicht, dass unser Volk und unsere Kultur Kriegsbeute werden für die Zerstörer.“
Die Alten hatten natürlich die meiste Angst. Doch in den Worten der Frau war noch mehr. Würde er es nicht besser wissen, er würde denken sie ist beschämt und verlegen. Sie zog ihn sanft von dem Eimer herunter. „Da ist noch mehr. Komm, wir gehen zum Aufseher. Ihr müsst reden.“
In dem Büro saß der Aufseher nun gefesselt auf der Erde. Er hatte Verfärbungen im Gesicht. Jemand musste ihn geschlagen haben. Das hatte der Junge nicht gewollt, aber er war nun hilflos dagegen. „Nun, Junge, du hast deine Freiheit gefunden und die Ruinen deines Volks und hast die Fehler deines Volkes wieder begangen. Du nimmst uns die Freiheit nun.“ Erklärte der Aufseher leise, er hatte seine Würde nie verloren. „Die Alte Frau sagt ich begehe einen Fehler.“ Gab der Junge zu. „Erkläre mir diesen Fehler!“ Der Aufseher tat das, was für sie ein Lächeln war.
„Lügen, es sind alles Lügen. Die Strahlung außerhalb des Dorfes lag schon vor Jahrzehnten unter den tödlichen Dosen. Die Schrift die ihr lernt ist nicht die Schrift deines Volkes.“ Das wusste der Junge schon, er wollte mehr wissen. „Doch nicht wir haben dir diese Lügen erzählt. Wir waren ein Volk wie ihr es wart. Wir erkannten im Staub sterbender Sterne unser Schicksal. Kühn sprangen wir in die Leere des Weltalls und suchten in den Weiten des Kosmos nach anderen wie uns. Wir haben keine gefunden. Nur Ruinen. Für lange Zeit sah es so aus, als hätte sich jede Spezies selbst ausgerottet bevor sie den Sprung ins All schafften. Wir glaubten darum lange an unsere eigene Unsterblichkeit, daran, dass wir Glück hatten. Doch wir fanden auch die Ruinen von Zivilisationen die uns überlegen gewesen waren.
Und eines Tages fanden wir diese Welt. Und sie war am Rande der Vernichtung. Nur sehr wenige hatten den großen Krieg hier überlebt. Wir sammelten sie ein. Wir wollten sie erhalten. Zum ersten Mal fanden wir Wesen wie uns. Auch wenn du denkst, wir wären unterschiedlich. Mein Volk stand einst genau am Rande der Selbstvernichtung wie deines. Und es waren nur Zufälle und glückliche Wendungen die uns das Überleben sicherten. Doch die Wesen, diese Außerirdischen, eure Großeltern, schämten sich dafür, ihren eigenen Planeten verwüstet zu haben. Sie schämten sich für ihre Kultur, für ihre Städte. Sie waren angewidert von allem was wie ihr Volk war. Wir konnten dies nicht begreifen. Wir lieben dein Volk und eure Kultur. Aber wir respektierten den Wunsch der Leute die ihr nun Alte nennt.
Wir haben in der Jugend deines Volkes die Legende verbreitet, es wäre gefährlich das Dorf zu verlassen. Haben euch eine falsche Schrift gelehrt. Vielleicht war das falsch. Doch es war der Wunsch eurer Leute. Sie schämen sich für ihre Kultur, für alles was ihnen den Untergang gebracht hatte. Das Gewissen lastet schwer auf ihnen. Wir begreifen dies, da auch unsere Geschichte voller Schrecken war und wir gerne so manches Kapitel leugnen würden. Und die anderen die du in den Ruinen sahst waren keine Soldaten oder Bergarbeiter. Es waren Wissenschaftler. Archäologen die versuchen eine umfassende Enzyklopädie deiner Kultur zu erstellen. Wenn ihr möchtet dass wir gehen, gehen wir. Das war schon immer so.“
Der Junge war bleich geworden und hatte sich zu der Alten umgedreht, die sich weinend abwandte. Die Waffe fiel auf den Boden, kurz gefolgt von den Knien des Aufständischen. Was hatte er getan und welches Unrecht verübt. Vielleicht war sein Volk ja so gewalttätig gebaut und er hätte furchtbareres seinem Volk antun können als es in die Freiheit oder endgültige Vernichtung zu führen. Der Aufseher erhob sich und bekam von einem der Aufständischen die Fesseln durchgeschnitten.
„Ich weiß was du fühlst.“ Sprach er dem Jungen sein Mitgefühl aus. „Mein Heimatplanet kennt furchtbare Kapitel und wir rühmen uns nicht mehr dafür überlebt zu haben wo andere untergingen. Ich werde heimgehen wenn du das möchtest. Und deinem Volk die zweifelhafte Freiheit überlassen die du anstrebst. Vielleicht haben auch wir Fehler gemacht indem wir euch belogen. Darum lass uns ab jetzt unsere neue Freundschaft auf Ehrlichkeit bauen und nicht auf Lügen.“ Er half dem Jungen auf die Beine.
„Beginnen wir mit mir.“ Sagte der Aufseher: „Ich heiße Paul und mein Heimatplanet heißt: Die Erde.“

 

Hi!

Ich muss sagen, dass ich von dieser Geschichte enttäuscht bin. Den an sich sprachlich runden Eindruck stören einige Fehler, z.B.

„In Ordnung, gute Reise.“ Antwortete der Aufseher beiläufig. -> „In Ordnung, gute Reise“, antwortete der Aufseher beiläufig. (Von der Sorte gibt es zahlreiche)

Schau nochmal drüber, Dir werden auch noch ein paar groß geschriebene Adjektive etc. auffallen.

Duzend -> Dutzend

Du versuchst Dich durchaus an einem sprachlich mitreißenden Stil, und wenn Du weiter daran arbeitest, gehst Du in die richtige Richtung. Im Moment sind das nur Ansätze, z.B. direkt am Anfang. Der Rest ist sprachlich auf niedrigem Niveau, zu häufig verwendest Du das Verb "sein", die Sprache wirkt oft irgendwie "alt", die Sätze sind einfach aufgebaut.

Jetzt zum Inhalt.

Du startest mit dem simplen Szenario von "Flucht ins 23. Jahrhundert" - eine isolierte Gruppe versucht auszubrechen, in diesem Fall ist es ein strahlender, mutiger Held. Soweit, so banal. Der findet dann Reste der eigenen Zivilisation und nutzt seine Freiheit zur Ausübung von Gewalt. An sich ist das ein wichtiges Thema, aber Du behandelst es oberflächlich, gehst nicht den Ursachen auf die Spur, sondern hebst den moralischen Zeigefinger :teach: so hoch wie Du kannst. Dabei erzählst Du von ganzen Völkern, was ihnen zugestoßen ist und warum. Das ist eine ärgerliche Vereinfachung, die in der Trivial-SF leider recht häufig ist. Zig Milliarden Menschen passen nicht in diese Schublade. So einfach ist das einfach nicht.

Am Schluss fügst Du noch als gezwungene Pointe einen klassischen Rollentausch an - völlig überflüssig, den warnenden Zeigefinger bemerkt man auch, wenn die Einwohner die Menschen sind und nicht die Aufseher.

Fazit: Sprachlich schwach bis mäßig, inhaltlich simpel mit viel zu fettem moralischen Zeigefinger.

Uwe
:cool:

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom