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Vielleicht

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16.10.2008
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Vielleicht

Vielleicht

Zittrig setzte sie an. Ein paar Töne kamen aus ihrem Mund, am Anfang noch krächzend und leise, doch nach den ersten Zeilen wurde ihre Stimme sicherer. Sie sang. Sie kam so hoch wie die Stimme der Sängerin, die aus dem MP3-Player drang. Mit Inbrunst sang meine Freundin ins Mikrofon, mit jedem Ton wurde ihre Stimme lauter und fester.
Ich schüttelte den Kopf und stöhnte. „Vergiss es. Das ist ‘ne Qual und sonst nichts.“
Langsam sank ihre Hand, die mit dem Mikro, zu Boden. Ihr Brustkorb hob und senkte sich immer schneller, ihre Lippen fingen an zu zittern. Ich wusste, was das bedeutet und stöhnte wieder, diesmal leiser, und unternahm einen Versuch, das Unvermeidliche aufzuhalten.
„Ach komm“ Ich hockte mich neben sie, versuchte, ihr ermutigend zuzulächeln. Legte ihr den Arm um die Schulter, zeigte ihr, dass ich trotzdem voll und ganz hinter ihr stand. Kraftlos sank sie in sich zusammen. Ich drückte sie fest an mich und sie heulte sich aus, über fünf Minuten heulte sie nur. Ich hab mich schon immer gefragt, woher sie die ganzen Tränen nahm. Wenn ich weinte, rannen nur ein paar dicke, salzige Tropfen an meiner Nase herunter. Aber es waren wirklich nie viele.
Mina richtete sich wieder auf. Ich schaute sie so ermutigend an, wie ich konnte, und kramte eine Packung Taschentücher hervor. Es war eine bescheuerte Idee von ihr gewesen, idiotisch, sonst nichts. Singen lag ihr einfach nicht. Sie kam zwar sehr hoch, aber dann hörte sie sich schriller an als eine Alarmsirene. Und sie traf keinen einzigen Ton.
Sie hatte sich beruhigt. Jetzt kam der schlimmste Teil. Aus vorwurfsvollen Augen schaute Mina mich an, während sie noch die letzten Tränen und schwarzen Schminkeflecken wegtupfte. Ich schluckte und schaute aus dem Fenster des unbewohnten Raumes über der alten Lagerhalle, in dem Mina und ich uns früher fast jeden Tag getroffen hatten.
„Loui, du bist so unsensibel! So schlimm kann es doch gar nicht gewesen sein! Ich hab mir solche Mühe gegeben!“ Und wieder glitzerten ihre Augen, die roten Lippen zitterten. „Und dann kommst du an und sagst so was! Du könntest ein bisschen freundlicher sein. Ich kann doch auch nichts dafür! Ich will doch nur, dass alles gut wird, du darfst mich nicht so demotivieren. Sonst bin ich irgendwann wie Jan. Willst du das etwa?!“
„Nein“, antwortete ich brav, aber ernst. Natürlich wollte ich nicht, dass sie werden würde wie Jan. Das war ihr Ex-Freund. Insgeheim gab ich ihm die Schuld an allem. Seit dem Tag, an dem Mina ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie sich verändert. War immer mehr geworden wie er. Drei Jahre war das nun her.

Es war ein schöner Herbsttag gewesen, eigentlich hatten wir ein wenig im Café sitzen und das letzte Eis der Saison genießen wollen, da schlug ich vor, in den Park zu gehen. Wie oft hatte ich mich schon dafür verflucht!
Wir gingen also in den Park und schlenderten über die Wege, lauschten mal dem Knirschen unserer Schritte, mal den Gesprächen der anderen Leute. Das hatten wir in dem Sommer oft gemacht: ziellos herumlaufen und den Gesprächen zuhören. Es war echt abartig, was Leute sich manchmal gegenseitig sagten.
Doch an diesem Tag gab es nichts Lustiges für unsere Ohren. Irgendwann gingen Mina und ich auf die Wiese. Unter einen Baum. Verdammter Baum! Verdammte Wiese! Auf einmal kam nämlich ein Typ auf uns zu, so eine Mischung zwischen Möchtegern-Cool und Angsthase, wie ich fand. Ich mochte ihn von Anfang an nicht. Er setzte sich neben uns, kam ins Gespräch. Und Mina, die hat sich in ihn verliebt. Sie wusste, dass ich ihn dumm und arrogant fand. Um mich nicht zu enttäuschen, traf sie sich erst heimlich mit ihm. Das enttäuschte mich am meisten.
Ich merkte, dass was nicht stimmte, aber da war schon alles zu spät. Die beiden waren fest zusammen, und das sollte über zwei Jahre lang so bleiben. Mina hat geraucht, gekifft, die Schule geschwänzt und auf Partys, die bis in den Morgen andauerten, Ecstasy genommen. Nie war sie mir fremder als in diesen zwei Jahren, da bin ich mir sicher, obwohl ich sie nur selten gesehen und so gut wie nie gesprochen hatte.
Aber irgendwie haben die beiden sich dann auseinander gelebt. Ich war so glücklich, als ich das erfahren habe. Die zwei Jahre über hatte ich eigentlich keine Freundin gehabt. Mina hatte ihre neuen Freundeskreise und ich hing zwar in den Pausen und auch manchmal nach der Schule mit ein paar Anderen rum, aber richtige Freunde wurden wir nie.

Frustriert knabberte Mina an einem Keks.
„Und jetzt?“, fragte sie immer wieder.
„Lern was. Was Echtes. Mach einen Abschluss.“ Es war die einzige Antwort, die ich ihr geben konnte. Sie schüttelte nur den Kopf.
„Du musst dieses Jahr für deinen Abschluss pauken, wenn ich noch in deiner Klasse wäre ... Das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Allein schaff’ ich das aber nie.“
„Und ob! Ansonsten suchst du dir einen Nachhilfelehrer ...“, fiel ich ihr ins Wort.
„Du weißt genau! Ich war nie gut in der Schule, ohne dich wär’ ich aufgeschmissen gewesen und bin es jetzt. Ich schmeiß’ die Schule.“
„Das ist keine Lösung!“ Ich schrie jetzt, blinde Wut hatte mich gepackt. „Verdammt, dieser Scheißkerl hat dich total verändert! Mann, was du da willst, klappt doch nie!“ Tränen standen mir in den Augen, mein Herz raste. Vor Enttäuschung, vor Hass. Das entging Mina natürlich nicht, verwirrte sie aber nur noch mehr. Wenn meine Augen nur ein wenig feuchter glänzten als normal, war schon was los. Aber was sollte das auch! Sängerin! Pah! Aus Mina konnte einfach keine Sängerin werden, egal wie oft sie es noch probieren würde.
Okay, zugegeben, vielleicht hätte ich nicht so direkt sein sollen, nie, wenn sie mir etwas vorgesungen hat. Sie war ja wirklich in einer beschissenen Lage. Aber ich konnte nicht anders, so bin ich eben, im Endeffekt ist es vielleicht besser, aber in dem Moment...
Meine Wut verflog und hinterließ ein Nichts, eine Leere. Es hätte mir ja genauso passieren können. „Ach verdammt, Mina.“ Ich sank tief in die Kissen, die auf dem Boden verstreut lagen. Mina sah so aus wie ich mich fühlte: wie ein Häufchen Elend. Am liebsten hätte ich geheult. Richtig. Vielleicht hätte ich mich dann besser gefühlt. Es ging nicht. Die Tränen waren da, kamen aber nicht raus.
Langsam schlich sich ein Lächeln auf Minas Gesicht. Es wollte sich nicht so ganz zeigen, konnte sich aber auch nicht mehr verbergen. Ich bemerkte es nicht, erst, als sie sich eine Zigarette anzündete, da schaute ich für einem Moment hoch.
„Was ist?“, fragte ich mürrisch.
„Loui... Das ist es!“
„Was ist es?“ Innerlich seufzte ich laut. Nicht schon wieder so eine Schnapsidee, bitte nicht, betete ich.
„Ich werd Schauspielerin!“ Entspannt lehnte ich mich zurück und betrachtete meine Freundin. Irgendwie war ich beruhigt, dass sie das sagte. Es war... vielleicht realistisch.
„Wird hart!“
„Ey, Loui, so was aus deinem Munde!“ Mina grinste mich frech von der Seite an. Einen Moment schien es mir, als wäre sie wieder die Alte.
„Ich mein’s ernst. Du musst verdammt gut schauspielern können, und so weiter.“
„Ach, Louisa, weißt du, ich glaube, du verstehst mich nicht ganz. Ich will berühmt werden! Dann mach ich ordentlich Kohle und alle werden schon sehen!“ ZACK! Da war sie wieder, die neue Mina. Da würde ich mich jetzt wohl dran gewöhnen müssen.
Mina zog wieder eine Zigarette aus der Tasche, wollte schon nach dem Feuerzeug greifen. Doch ich schnappte sie ihr weg und zündete sie stattdessen mir an.
„Mina! Was soll das, du wirst nicht einfach so berühmt. Das ist kein Beruf, kein vernünftiges Ziel. Wenn du sagst, du willst Schauspielerin werden, dich da richtig reinhängen, okay, aber so’n Scheiss... nee, nee. Nicht mit mir.“ Ich stand auf, schnappte mir meine Tasche und ging.

Ich konnte nicht richtig schlafen. Bis spät in die Nacht quälte ich mich, dann endlich sank ich in einen nicht sehr erholsamen Schlaf. Berühmt werden ... was hatte sie davon? Ich verstand es nicht.
Am nächsten Morgen in der Schule war ich schon lange nicht mehr so unkonzentriert gewesen. Ich hatte echt mehr als Glück, dass mich kein Lehrer drannahm.
Der melodische Klang des Pausengongs vibrierte in meinem Kopf, löste ein schmerzhaftes Pochen in meiner Schläfe aus. Ich ging mit schnellen Schritten auf den Hof und zündete mir fahrig eine Zigarette an. Es war eine schlechte Angewohnheit geworden, zur Zigarette zu greifen.
Es war kalt, ein kalter Herbsttag, nicht so wie der, an dem wir Jan das erste Mal getroffen hatten. Ich schmiss die Zigarette auf den Boden, zertrat sie mit meinem Absatz. Ich würde Mina suchen gehen müssen.
Der Unterricht hatte schon begonnen, als ich den Klassenraum betrat, doch das war mir ziemlich egal. Mina war nirgendwo aufzufinden gewesen, das war viel entscheidender. Ich pfefferte meine Jacke mit viel Schwung über die Stuhllehne. Mina hatte wohl wieder mal geschwänzt. Alle meine Hoffnungen waren zunichte gemacht. Ich dachte, vielleicht hätte sie sich ja doch geändert...

Seit Wochen hatte ich Mina nicht gesehen. Inzwischen war es mir egal. Ich war wieder dort, wo ich war, bevor sie erneut zu mir gekommen war. Louisa Höckmann würde eines Tages auf der Liste der Ingenieurstudenten stehen, das war mein großes Ziel. Aber erst mal musste ich einen guten Realschulabschluss schaffen, um noch auf die Oberstufe zu kommen und mein Abi zu machen. Mina ade.
Doch ich log mich damit selber an, Mina war meine einzige richtige Freundin gewesen. Ich hatte sie abgeschrieben, aber dann kam sie wieder. Jetzt ging es mir noch schlechter, jetzt, wo ich sie ein zweites mal verloren hatte. Oder sie verlassen hatte, weil ich sie seit Jan gar nicht erst wieder wirklich gehabt hatte, sie die ganze Zeit über verloren gewesen war für mich.
Ich schüttelte den Kopf. Es musste ohne Mina weitergehen. Kein Gedanke mehr an sie. Aber Mina selbst machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ich saß gerade auf einer kleinen Mauer auf dem Schulhof und zwang mich, nicht an die Zigaretten in meiner Jackentasche zu denken. Ich hatte mich in der Qualmerei verloren.
Fang niemals an zu rauchen, es ist das Schlimmste, was du tun kannst. Du sollst nicht kiffen, nicht Alkohol trinken, kein Ecstasy nehmen. Aber vor allem sollst du nicht rauchen. Du wirst abhängig, kannst nie mehr aufhören. Es wird dich von innen kaputt machen. Die Worte meiner Mutter spukten in meinem Kopf herum. Ich schnaubte. Nie hatte sie es geschafft, auch zu sagen: „So wie ich.“. Nein, das konnte sie sich ihr Leben lang, bis zu ihrem Tod vor einem Jahr, nicht eingestehen. Sie hatte einen Herzinfarkt gehabt, wegen ihrer Raucherei.
Niemand kam je in das Eck, in dem ich war, außer mir. Aber jetzt hörte ich Schritte, leise, zögerlich – Mina!
„Loui“, sagte sie leise. „Kommst du heute um vier?“
„In ... unseren Raum?“ Sie nickte. Ich nickte ebenfalls , aber schaute sie nicht an. Wieder hörte man Schritte auf dem Asphalt, sie ging weg. Ich schaute ihr nach. Wusste nicht, was ich denken sollte.

Punkt vier war ich oben, ließ meine Tasche in eine Ecke fallen und mich in die Kissen plumpsen. Mina schien noch nicht da zu sein. Die Treppe knarzte. Das war nicht nur eine Person, nein, mindestens drei oder vier. Fünf kostümierte Leute betraten den Raum. Sie wirbelten Staub auf, der mich in der Nase kitzelte. Was waren das für Leute?
Mina begann, zu sprechen: „Willst du schon gehen? Der Tag ist ja noch fern.
Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche,
Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall.“
Die fünf spielten mehrere Szenen aus Romeo und Julia und nach einer knappen halben Stunde waren sie fertig. Jetzt hatte ich auch die anderen vier erkannt. Sie waren aus der Theatergruppe unserer Schule.
"Du ziehst das jetzt durch?" Noch war ich skeptisch. Mina nickte.
"Wie kommts?"
"Ich weiß nicht ... Ich will dich nicht wieder verlieren." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich sie an und wollte schon etwas entgegnen, aber Mina redete weiter. "Außerdem... wenn ich erst mal 'ne richtige Schauspielerin bin, werd' ich ja vielleicht berühmt." Ich musste grinsen und wollte mir eine Zigarette anzünden. Das ließ Mina nicht zu: sie nahm sie mir aus der Hand und warf sie aus dem Fenster.
„Keine Zigaretten mehr. Weder für dich, noch für mich. Du machst deinen Abschluss und ich werde Schauspielerin. Alles klar?“
Ich schaute ihr in die Augen. Wild entschlossen schaute sie zurück, doch ein kleiner Hauch Unsicherheit lag dennoch in ihrem Blick. Vielleicht würde sie es schaffen. Vielleicht würde ich es schaffen. Vielleicht.
Es war nicht ganz unmöglich.

 

Hallo Lycai,
gerade habe ich nachgesehen, wie alt du bist und muß sagen: beachtlich, was du mit 14 schon so alles über Beziehungen und Liebeskummer weißt! Deine Geschichte liest sich flüssig und ich finde sie auch an manchen Stellen humorig. Allerdings ist mir das moralisierende Ende etwas zu dick aufgetragen und es ist nicht nachzuvollziehen, woher der Sinneswandel plötzlich kommt. Problematisch finde ich auch die "guten" Ratschläge der Mutter, das solltest du noch mal überdenken. Ansonsten: sicher ausbaufähig.
Willkommen auf KG.de und viele Grüße,
Jutta

 

Hallo Jutta,
danke für deine schnelle Antwort. Eine Frage habe ich aber, nachdem ich mit meiner Freundin über deinen Kommentar geredet habe, noch: Welchen Sinneswandel meinst du genau? Den, dass Mina sich jetzt wirkliche Mühe geben und Schauspielerin werden will, oder den, dass sie nichts mehr mit ihren "neuen Freunden" macht, sondern wieder mit Louisa?
Ich werde darüber nachdenken, ob und wie ich etwas am Schluss ändern werde. Auch über die Ratschläge der Mutter werde ich mir nochmal Gedanken machen.
Liebe Grüße,
Miriam

 

Hallo Lycai,

hat mir großartig gefallen, deine kleine Geschichte über die Entwicklung einer Freundschaft in all der Hilflosigkeit, der Hoffnungen und Verzweiflungen. Du hast einen guten Ton dafür getroffen, der sich nicht am Slang jugendlicher Umgangssprache orientiert und gerade deshalb glaubwürdig wirkt.
Das schreibe ich extra, nicht nur, weil es stimmt, sondern auch, damit du über die Menge der Detailanmerkungen nicht erschrickst.
Und lass dir sagen, diese Detailanmerkungen sind wenig für ein Erstlingswerk, also auch der orthografische und grammatische Zustand, in dem du deine erste Geschichte hier eingestellt hast, ist sehr erfreulich. :)

Es war ein schöner Herbsttag gewesen, eigentlich wollten wir ein wenig im Café sitzen und das letzte Eis der Saison genießen, da machte ich den Vorschlag, in den Park zu gehen.
Im Tempus bleiben. Da es eine Rückblende ist, im Plusquamperfekt. Es war ein schöner Herbsttag gewesen, eigentlich hatten wir ein wenig im Café sitzen und das letzte Eis der Saison genießen wollen, da hatte ich vorgeschlagen, in den Park zu gehen.
Wir gingen also in den Park, schlenderten über die Wege
Es bleibt Rückblende, also weiterhin Pluquamperfekt. Alternativ die Geschichte im Präsens beginnen.
Doch an diesem tag gab es nichts lustiges für unsere Ohren
Tag und Lustiges groß (Und weiterhin Plusq... - du weißt schon)
„Du musst dieses Jahr für deinen Abschluss pauken, wenn ich noch in deiner Klasse wäre... Das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Allein schaff’ ich das aber nie.“
Sagt das alles Mina? Leerzeichen vor Auslassungspunkten (es sei denn, du brichst mitten im Wort ab).
Mina sah so aus, wie ich mich fühlte
kein Komma
Am liebsten hätte ich geheult
Wirkt etwas irritierend, wenn es vorher schon heißt:
Wenn ich schon anfing zu heulen, dann war echt was los.
„Mina! Du wirst nicht einfach so berühmt. Das ist kein Beruf, kein vernünftiges Ziel.
Was mich wundert, ist, dass Loui sich und auch Mina nie fragt, warum sie denn unbedingt berühmt werden will? Mit der Realität gegen Träume angehen führt übrigens fast nie zum Ziel, insofern kann ich Louis Verzweiflung gut nachvollziehen.
Es gongte.
ach nein ... das klingt ja grausam.
Es war eine schlechte Angewohnheit geworden, zur Zigarette zu greifen.
na, immerhin eine schlechte Angewohnheit, sonst würde sie auch viel zu vernünftig wirken.
Ich kam zu spät zum Unterricht, doch das war mir ziemlich egal. Ich hatte sie nicht gefunden, das war viel entscheidender. Ich pfefferte meine Jacke mit viel Schwung über die Stuhllehne. Sie hatte wohl wieder mal geschwänzt.
Hier sind es drei, mit denen davor fünf Sätze hintereinander, die mit "Ich" beginnen. Und auch, wenn ich natürlich weiß, dass Mina wohl mal wieder geschwänzt hat, so wie es da steht, hat die Jacke geschwänzt.
Kiff, wenn du willst, aber nicht zu viel. Trink Alkohol, nimm Ecstasy, aber rauch niemals. Du wirst abhängig, kannst nie mehr aufhören. Es wird dich von innen kaputt machen. Die Worte meiner Mutter spukten in meinem Kopf herum
Das sagt die Mutter? Okay, sie ist später gestorben, im Kontext könnte man den Ausspruch als völlig zynischen Ausdruck ihre Verzweiflung über sich selbst bewerten und deshalb auch so stehen lassen, aber eine Mutter, die ihre Tochter auffordert, lieber Extasy zu nehmen, ist im ersten Moment doch sehr irritierend, zumal die Folgen von Extasy- oder auch Alkoholkonsum denen des Nikotinkonsums an Gefährlichkeit durchaus ebenbürtig sind.
Sie waren aus der Theater-gruppe unserer Schule
Theatergruppe

Lieben Gruß
sim

 

Hallo sim,
freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat :)
Ich hab deine Verbesserungen mal übernommen, auch wenn ich sagen muss, beim Plusquamperfekt hat sich alles in mir gesträubt - ich finds für mehrere Sätze hintereinander ziemlich grauenhaft. Aber leider hast du recht und es muss da hin...
An den Ratschlägen der Mutter habe ich nicht viel geändert und mehr werde ich daran auch nicht machen, irgendwie häng ich an dieser Stelle ;)
Liebe Grüße,
Miriam

 

Hallo Lycai!

Ja, das ist mal ein gut gelungener Einstand bei kg.de.

Dennoch einige Details:

Ein paar Zeichensetzungsfehler sind drin, aber nicht wirklich schlimm, außerdem solltest du mal sehen, ob du einige "so" streichen kannst und einige "doch" ersetzen.

"wurde ihre Stimme sicherer. Sie sang. Mühelos trällerte sie" => Das würde ich anders formulieren, denn das klingt für mich, als würde sie wirklich gut singen.

"Mina richtete sich wieder auf." => Den Namen würde ich schon ganz zum Textanfang einführen.

"zum ersten mal" => zum ersten Mal

"da hatte vorgeschlagen, in den Park zu gehen." => Da fehlt was. (Lass dir Zeit zum Überarbeiten.)

"Sie hatte gewusst, dass ich ihn dumm und arrogant gefunden hatte, um mich nicht zu enttäuschen hatte sie sich erst heimlich mit ihm getroffen." => Satzbau. Mach lieber zwei Sätze draus.
Und die ganzen "hatte"? Ich würde die Grundgeschichte ins Präsens setzen, dann könntest du dir das Plusquamperfekt sparen. Das würde sich schöner lesen.

"dir einen Nachhilfelehrer..." => Immer ein Leerzeichen vor die Auslassungspünktchen (es sei denn, das Wort davor ist unvollständig).

"ok" => Schreibt man: okay
"nene" => Und hier meinst du vermutlich: nee oder nee, nee

"Ich stand auf, schnappte mir meine Tasche und ging." => Irgendwie hatte ich bisher den Eindruck, dass sie bei Louisa zu Hause wären.

"sank ich in einen nicht sehr erholsamen Schlaf. Berühmt werden ... was hatte sie davon? Ich verstand es nicht. In der Schule war ich schon lange nicht mehr so unkonzentriert gewesen. Ich hatte echt mehr als Glück, dass mich kein Lehrer drannahm." => Sie schläft, aber dann hat sie Glück, dass kein Lehrer sie drannimmt? Ich würde einfügen, dass sie aufsteht und in die Schule geht.

"Das tiefe Brummen des Pausengongs" => Ein brummender Gong? (Ich hätte nichts gegen das "gongen".)

"ausser mir." => außer
"weiss" => weiß

"Trink Alkohol, nimm Ecstasy, wenn es sein muss, aber rauch niemals." => Sorry, aber auch ich muss diesen Punkt kritisieren. Als ob man von Alkohol oder sonstigen Drogen nicht abhängig werden würde! Hier denkt der Leser, dass die Mutter ein Rad abhat, gelinde gesagt.

"Punkt vier war ich oben, ließ meine Tasche in eine Ecke fallen und mich in die Kissen plumpsen. Mina schien noch nicht da zu sein." => Als Mina fragte: "Kommst du heute?" ging ich davon aus, dass Louisa zu Minas Zuhause kommen soll. Wenn das nicht so ist, solltest du das anders formulieren. Und wenn Louisa doch in Minas Zuhause ist, wie ist sie reingekommen, wenn Mina nicht da ist?
"Fünf kostümierte Leute betraten den Raum." => Oder sind dir ganz woanders, auch am Anfang der Geschichte schon? Dann bitte ein paar mehr Infos für die Leser.

Ja, wie schon gesagt, die Geschichte gefällt mir. Weiter so, ich freue mich auf mehr.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,
danke für dein Lob und besonders für deine Verbesserungen. Aber eine Frage hab ich: Wenn ich die Geschichte jetzt ins Präsens, wie muss dann die Rückblende sein ... im Perfekt?

 

Hallo Lycai,

nur mal ne Anmerkung zum Plusquamperfekt. Du hast Recht, der Abschnitt klingt scheusslich mit all den "hatte".

Ich hatte gemerkt, dass was nicht gestimmt hatte, aber da war schon alles zu spät gewesen.
Zweimal Pqupfkt muss schon gar nicht: Ich hatte gemerkt, dass was nicht stimmte. Erfuellt den gleichen Zweck.

Im Grunde hat das Plusquamperfekt nur die Funktion anzuzeigen, dass sich etwas eben vor der Szene abspielt, die eigentlich erzaehlt wird. Wenn Du das anders markieren kannst, brauchst Du es nicht.

Du hast die Rueckblende ja eingeleitet:

Drei Jahre war das nun her.
Zusaetzlich kannst Du den ersten Satz in die Vorvergangenheit stellen. Aber dann wuerde ich im Praeteritum weiterschreiben.
Und dann koenntest Du die Rueckkehr aus der Erinnerung auch noch deutlicher ausleiten.

Der Einsatz dieser Loesung rechtfertigt sich durch die Laenge der Rueckblende. Wenn sich alles straubt ist es ein sicheres Zeichen, dass sie zu lang fuer Pqupfkt ist.

Es gibt hier einen thread zum Thema. Meine Meinung: Es kommt darauf an, dass der Leser sich orientieren kann und dass es sich gut anhoert.

lg
fiz

 

Hallo fiz,
danke für deine Hilfe beim Plusquamperfekt. Hat mich weitergebracht - jetzt kann ich die Geschichte im Präteritum lassen, auch ohne die ganzen hattes.

Lg
Miriam

 

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