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Viele Frösche - aber nur ein Prinz

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26.08.2009
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Viele Frösche - aber nur ein Prinz

23. Juni Donnerstag: Der Tag der Taktiken und der Girlpower!?

Wir saßen auf der Bank im Schatten einer Birke und lachten über irgendetwas, doch wenn ich es mir recht überlege, hatte keiner eine Ahnung, worüber wir lachten. Nicole fing an zu kichern und dann hörte man auch schon Jule ein bisschen albern und plötzlich prusteten wir alle los. Was ich mit alle meine? Die ganze Clique, sie besteht aus: Julia, Melanie, Jennifer, Nicole, Jule, Christina, Kim und mir Isabel.
Es war eine gewöhnliche Freistunde. Heute ist Donnerstag, oder? Ja. Genau!! Puhh... zum Glück ist heute nicht Dienstag sonst hätten wir nach dieser Freistunde Französisch und noch Englisch! In der 8ten und 9ten Stunde und auch noch kurz vor den Sommerferien! Nicht das ich was gegen die Fächer habe, aber wenn es Mittag ist, dann ist mein Gehirn auf Eis essen, shoppen oder sonst was eingestellt aber nicht auf Schule, und besonders auf Fremdsprachen hab ich dann echt kein Bock mehr! Aber warum müssen der Schulrat und die anderen doofen Lehrer uns immer so quälen? Aber ich versuch so gut wie möglich mitzumachen und aufzupassen, im Gegensatz zu den Jungs. Die hören nur „piep“ ab der 8ten Stunde. Da passt es doch, das wir Donnerstags immer Kunst haben. Relaxen und labern! Ab und zu auch unsere Musik hören und vor uns hinträumen. Julia – meine beste Freundin – winkte vor meinem Gesicht herum.
„Noch da oder schon in einer anderen Welt?“
„Ich tipp mal auf ´ne andere Welt... aber das kann man sich bei diesen Gesprächsthemen auch allzu gut vorstellen, oder?“
„Ja, irgendwie und irgendwo schon.“
Ich guckte zu den anderen Girls. Sie kichern immer noch. Gern würde ich sagen: „Hey Leute, es reicht, der Witz ist vorbei, obwohl es überhaupt keinen gab, sicher wisst ihr nur nicht, was ihr sonst anderes machen sollt!“ Aber ich lasse es. Erstens will ich ihnen nicht den Spaß verderben. Zweitens denke ich, dass sie sowieso bei jedem Wort loslachen, weil sie (im Zeitpunkt) keine Sprache verstehen und drittens: Ich hab besseres zu tun.
„Julia und ich gehen mal, wir kommen später vielleicht wieder, aber macht euch nicht zu große Hoffnungen.“ Melanie konnte sich dem lachen entreisen und meinte mit einem schiefen Grinsen: „Viel zu viel zu tratschen heute, ne? Aber lasst mich da bitte aus dem Spiel, ich hab ´ne verdammt saubere Weste!“
Julia grinste nur. Wenn die wüsste! Julia und ich tratschen über jeden und wenn’s mal nicht zu tratschen gibt, reden wir über Tratsch, der schon länger her ist, wie Herr Winter unser Erdkundelehrer immer sagt: „Wer den vergangenen Stoff nicht kennt, kennt auch den jetzigen nicht.“ Wenn er diesen Satz nämlich sagt, schreiben wir meist ein Wiederholungstest oder machen 10 Minuten Abfragung zum letzten Stoff. Und das hat ihre brave Schülerin von ihnen abgeguckt, Herr Winter. Ich grinste.
„Was´n los?“, fragte Julia mich. „Du kennst mich doch, ich lebe in zwei Welten!“
„Schon klar...aber könntest du JETZT in der normalen Welt bleiben, bitte?“
„Wieso das d...“, ich konnte nicht aussprechen da uns gerade die Schaar von Jungs entgegen lief. Sie liefen immer in einer großen Gruppe. In der Mitte war immer der Häuptling. Der Coole, der Boss. Neben ihm die Vertreter und immer so weiter. Ganz am Ende und an der Seite sind dann die Loser. Aber komischerweise dürfen die auch mitlaufen! Bei uns Mädchen laufen nur die Coolen in einer Schaar, alle anderen können sich verkuschen. Na ja, andere Länder andere Sitten. Oder Besser: Anders Geschlecht, andere Sachen die man nicht versteht. Ich werde mal etwas bei der Werbung. Bei meinem Talent! Auf jeden Fall ist es wichtig, das man nichts sagt, wenn man ihnen entgegenläuft. Das gilt auch anders rum. Sie dürfen uns auch nicht ansprechen, das ist einfach eins der ungeschriebenen Gesetzte! Klar, reden wir alle, aber nur in der Klasse. Auf dem Schulhof wäre das ein Regelverstoß der schlimmsten Art, gleich nach: „Du darfst deines Kumpels Girlfriend / Boyfriend nicht anflirten.“ Und so. Na ja, vielleicht nehme ich das alles viel zu ernst, sie sitzen ja auch ziemlich oft bei uns und labern mit uns AUFM SCHULHOF, aber wenn sie da so rumlaufen ist es doch schon blöd, sie anzusprechen, finde ich. Oberpeinlich!! Aber auf jeden Fall liefen ich und Julia einfach vorbei. Als plötzlich jemand das Schweigegebot brach. Es war Martin, unser Klassenclown.
„Hey, könnt ihr Kim sagen, dass Timo nix mehr von ihr will? Dankeee!“ Ich dachte mich trifft der Schlag, nicht weil Martin uns angesprochen hatte, sondern dass Timo mit Kim Schluss machte! Mit Kim!! Kim sah nicht sonderlich gut aus, ich finde sie sogar (na ja wie soll ich sagen?) hässlich, aber sie ist eine Sportskanone, dünn, braungebrannt und zu dumm, um einen Jungen abzulehnen. Ihre Haare waren am Anfang kurz und braun, aber jetzt hat sie sie sich blond gefärbt und Verlängerungen dran gemacht, so kann sie jetzt immer mit ihrem langen, falschen Haar rumschwenken und es andauernd kämmen. Ich finde es sieht einfach grässlich aus, aber den Jungs gefällt es, was ich sehr erschreckend finde. (Nichts gegen Kim, sie ist zu uns Mädels eigentlich immer ganz nett, aber sobald ein Junge auftaucht mutiert sie zum Monster! Würg.)
Kim war jetzt 4 Monate mit Timo zusammen und hat sich überall, wirklich überall, seinen Namen hingeschrieben. Ihr Mäppchen ist mit seinem Namen voll geschrieben, ihr Handy, ihr Handyhintergrund, ihr Ranzen, ihr Sport-T-Shirt und, und, und. Sie trägt natürlich eine Kette und ein Armband mit seinem Namen. Ihr Handyanhänger ist ein „T“ und alle ihre Schulhefte sind mit „Timo“ beschmückt. Selbst ihre neuen weißen Turnschuhe haben auf der linken Seite ein kleines „Timo“ stehen. Sie ist verrückt, nicht nur verrückt verliebt, auch richtig verrückt. Wer schreibt schon auf seine Turnschuhe den Namen seines Freundes, bitte? Ich hab sie schon darauf angesprochen, was sie macht wenn es mal aus ist. Sie hat total entsetzt geguckt und gemeint: „Es wird nie aus sein. Er sagt mir jeden Tag, dass er mich total liebt und er nie mit mir Schluss machen will.“ Außerdem beschützt sie ihn immer. In Englisch hat er ein Wort so falsch ausgesprochen, dass alle lachen mussten. Selbst er selber. Außer Kim. Sie war ganz ernst und guckte uns grimmig an, weil wir mitlachten. Sie ist total verrückt nach ihm, es ist schon langsam angsteinflößend! Und jetzt macht er Schluss.
Erst fängt sie sicher an zu heulen und zieht vielleicht sogar ihre tollen, neuen Turnschuhe aus und wirft sie in den Müll, dazu auch ihre Hefte, ihr Handy, Ihren Ranzen, ihr Sport-T-Shirt, ihre Kette, ihr Armband und zu guter Letzt auch noch ihr Mäppchen. Ich stelle mir es total lustig vor, dass sie ohne Kleider und ohne Schulzeug in den Klassensaal kommt!
Ja, ich bin gemein. Aber sie hat es echt verdient, langsam ging sie mit ihrem Timo allen voll auf die Nerven, sicher auch Timo selbst, deshalb hat er sicher Schluss gemacht.
„Sollen wir es Kim wirklich sagen?“, fragte Julia. „Wenn wir es ihr nicht sagen dann jemand anders, außerdem wusste sie selber, dass es irgendwann vorbei sein musste!“
Sie guckte auf ihre Füße und nickte dann: „Du hast Recht, ist ja auch ihr Problem wenn sie alles mit „Timo“ voll kritzelt.“
Ich grinste: „So gefällt meine Julia mir.“
Wir liefen zu der Clique, die sich beruhigt hatte, und wollten Kim gerade irgendwie verklickern, dass Timo sie abserviert hatte, als Kim plötzlich mit einer zuckersüßen Stimme erzählte: „Wisst ihr Leute, ihr denkt sicher ich spinne weil, ich immer und überall nur an Timo denken muss, aber ehrlich. Das hat einen guten Grund: Timo hat mich am Samstag geküsst!“
Ich dachte sie sagt so was wie: „...hat gefragt ob ich ihn heiraten will,“ obwohl das sehr unwahrscheinlich ist, wer heiratet schon mit 13? Aber küssen? Das ist ja gerade nichts besonderes!
Nicole guckte abweisend: „Das hast du oft genug gemacht, Kim!“ Sie schüttelte den Kopf: „Nicht so! Anders...es war...er hat... .“ Ich dachte ich platze vor Neugier: „Rück schon raus!!“ „Es war ein Zungenkuss!“, sagte sie schrill. Ich stockte. Mein Atem blieb still. Wie konnte er nur so was tun? Erst küsst er sie SO und dann macht er Schluss?! Ich merkte, dass Julia auch total erschrocken war. Bei ihr ist es ähnlich abgelaufen, ihr Ex-Freund Kai wollte sie unbedingt küssen, sie wollte aber nicht und als sie ihm das aber gesagt hatte, machte er Schluss, so ein Depp. Und jetzt macht Timo wieder das selbe? Jetzt ist für mich alle Hoffnung verloren! Sicher werde ich nie den Richtigen finden und alle anderen Mädchen auf der Welt auch nicht.
Hey Jungs, wieso seid ihr alle solche Vollidioten? Wenn es wirklich noch einen normalen Jungen auf der Welt gibt, soll er bitte vor mir stehen bleiben und mich verdammt noch mal ansprechen! Jemand tippte mir auf die Schulter und ich drehte mich von den Mädchen weg.
„Hi Isabel, was machst du denn? Tagträumen?!“, meinte die Stimme.
„Kann schon sein, aber wenigstens habe ich meine Tagträume nur in den Freistunden und nicht in den Deutschstunden.“ Ich machte ihn gerne fertig. Wen? Oliver. Er ist schon nett, aber für ihn mache ich auch keine Ausnahme, ich bin zu jedem Jungen total frech und wenn er mich einwickeln will, dann rede ich mich raus und lasse ihn ein bisschen baumeln.
„Ich kann ja nix dafür, dass die Lehrerin so spitze ist und es einem überhaupt nicht langweilig wird!“, meinte Oliver. Ich merkte, dass ich ganz vergessen habe, dass neben mir sicher das totale Chaos entstand.
„Oliver, ich glaub ich muss was besprechen. Sorry?“, ich lächelte.
„No Problem, die Jungs denken eh, dass ich mir nur ein Wassereis holen gegangen bin und wenn die wüssten, dass ich sie angelogen hab und sie umsonst gewartet haben wäre ich so gut wie tot.“
Er grinste. Ich grinste. Drehte mich dann aber um ging zu meinen Mädchen. Alle fragten Kim, wie es so war und wie sie es angestellt hatte. Und das Verblüffende (oder eigentlich weniger Verblüffende) war, dass Julia auch Tipps wollte! Ich zog sie zu mir und fragte sie mit einem Ton in der Stimme der alles verriet: „Hast du vergessen, was wir Kim sagen müssen?“ „Müssen? Können wir es ihr nicht morgen sagen? Nein, nicht können, wir müssen sogar, sie wird total zusammenbrechen, wenn wir es ihr heute noch sagen.“ Da hatte sie Recht.
„Ich hab da eine Idee, warte!“ Ich rannte weg. Als ich ihn sah.
„Oliver! Komm mal!“
Er drehte sich um und grinste. „Was ist denn?“, fragte er immer noch mit dem Grinsen im Gesicht.
„Kannst du Timo sagen, dass er Kim selber sagen soll, dass er Schluss macht. Du weißt es ja, oder?“ Wieso frage ich eigentlich? Oliver ist mit Martin der Stellvertretende von Timo, dem Oberboss.
„Klar weiß ich das und ja ich sag´s ihm.“ Ich schenkte ihm das süßeste Lächeln. „Wir sehn uns!“, rannte wieder zu der Clique und sagte Julia Bescheid, dass Timo es ihr selber sagen wird. Ich hakte mich bei Julia ein und wir gingen ins Schulhaus und ließen Kim schwärmen. Sie soll das letzte Mal genießen. Als ich vor Schock stehen blieb. Knutscht Timo da nicht gerade mit Hanna aus der Parallelklasse? Oh mein Gott! Der hat es aber eilig! Zum Glück ist Kim nicht hier. Das würde ihr das Herz zerreißen. Ich guckte zu Julia und wir schüttelten heftig die Köpfe. Es gibt so viele Schulen und der dümmste Idiot muss natürlich in Unsere! Na ja, wenigsten sind wir, Julia und ich, nicht die Verarschten. Kim tat mir irgendwie schon ein bisschen Leid. Pauvre Kim! Wer das gerade nicht verstanden hat, pauvre heißt arme auf Französisch. Und wirklich, Kim kam genau in diesem Moment rein, oh Kim! Wieso musst du unbedingt alles falsch machen?! Einen Moment sagte sie nichts. Ich dachte ich hörte ihr Herz brechen. Aber falsch gedacht, anstatt zu heulen schrie sie: „Du Schwein, wie ich so einen wie dich lieben konnte ist mir ein Rätsel. Aber eins möchte ich deiner neuen Tussi mit auf den Weg geben: Er küsst miserabel, ehrlich da küsse ich ja lieber einen warzigen Frosch! Und wenn du ihn doch küsst, wasch dir den Mund aus. Er hat sich er seit 2 Wochen seine Zähne nicht geputzt. Und noch was, er ist der geizigste Mensch der Erde, im Kino bezahlt er dir nichts und du musst dir dein Popcorn selbst bezahlen. Er holt sich selbst aber keins und nimmt von dir. Und ja, sein Hirn ist amputiert!“ Gut gemacht Kim, ich hätte es nicht besser hin bekommen!

24. Juni, Freitag: Verdammt schrecklicher Geschmack!?

Ich war schon in meiner ¾ Jeans und einem rosa Top, als ich nach draußen schaute. Shit! Es regnete, und wie!! Vielleicht könnte ich nur einen Regenschirm mitnehmen, ich ging auf meinen kleinen Balkon und blieb ein Moment stehen. War ich schon eingefroren? Verdammt, war das kalt! Jetzt kann ich mich gleich umziehen. Ich zog eine schwarze Jeans und ein rotes T-Shirt mit schwarzer Aufschrift: „Kiss me before my boyfriend comes back!“ an.
Ich finde die Aufschrift total mega. Dann zog ich noch ein roten Gürtel an, setze mir ein roten Haarreif ins Haar und zieh meine schwarzen Ballerinas an, natürlich auch meinen roten Parker. Ich guckte mich noch einmal im Spiegel an. Nicht schlecht! Ich tuschte mir die Wimpern, fuhr mit Lipgloss über meine Lippen und trug Glitzer-Lidschatten auf. Ich öffne die Zöpfe, die ich gestern Abend geflochten habe und sehe eine super Lockenpracht.

Als ich an der Bushaltestelle stand, hatten sich schon mindestens 7 Personen hier versammelt. Darunter auch Martin, unser Klassenclown. Er steigt jeden Tag bei mir ein, weil er auch um die Ecke wohnt. Normalerweise reden wir ein bisschen, was wir so auf hatten und so ein Kram, aber heute war er mit Miranda im Gespräch vertieft. Ich kannte sie flüchtig und wollte auch nicht mehr aufbauen. Sie geht in unsere Parallelklasse und wir wechseln meist nur: „Hallo“, „Wie geht’s?“, „Mir auch.“ Oder „Aha“, miteinander. Ansonsten kaum was. Sie ist ein Mädchen zweiter Klasse und man würde ihr keinen zweiten Blick schenken. Sie trägt ihr Haar in einem Zopf gebunden, hat meistens eine Gammel-Jeans an, ein langweiliges Oberteil und abgetretene Turnschuhe. Ihr Gesicht ist nicht gerade überwältigend, ich finde sie ja eigentlich nicht besonders hübsch. Ich hab sie meistens nur in ihrer Gammel-Jeans und einem gelb, grün, blau, rot... T-Shirt ohne Aufschrift gesehen.
Wenn es kälter war, trug sie noch eine Strickjacke und wenn es warm war, faltete sie ihre Jeans einfach höher. Ihre Schminke finde ich richtig hässlich. So grelle Farben wie quietschgelb, purpurrosa, froschgrün oder so. Sie benutzt nur ihren schrecklichen Lidschatten sonst nichts. Keine Tusche, Lipgloss, nichts! Martin schaute ihr total in die Augen. Und sie wurde so purpurrosa, wie ihre schreckliche Schminke. Oh Shit, das bedeutete bestimmt, Martin hat sich in das Mauerblümchen Miranda verliebt! Die Streberin, die in den Pausen immer Hausaufgaben machte und kaum Freunde hatte. Die passte doch überhaupt nicht zu ihm. Martin war der geborene Clown der sich immer zum Vollidioten machte und für jeden Spaß zu haben war. Miranda aber schämte sich immer und war meistens außerhalb des Geschehens.
Ich sah den Bus von der Ferne kommen. Und wirklich! Martin stieg Händchen haltend mit Miranda in den Bus und setzte sich dann auch noch neben sie. Ich wollte mir das mal genauer angucken und schlich mich leise auf den Platz hinter ihnen. Sie guckten sich an und ich sah, wie Martin sie begeistert anschaute. Seine Lippen kamen immer näher an ihre und dann pressten die beiden ihre Lippen auf einander! Wäääh, so was sollte man verbieten! Ein gut aussehender Junge und ein Freak küssen sich! Igitt! Martin du machst einen großen Fehler. Sicher wird Melanie sich die Augen ausheulen, wenn sie Martin mit Miranda sieht. Sie war einmal mit ihm zusammen, hat aber Schluss gemacht und wollte vor einiger Zeit wieder mit ihm gehen, hat es ihm aber nicht gesagt! Aber es ist auch ihr Pech, wenn sie Schluss macht und sich dann wieder verliebt. So dumm kann man ja ehrlich nicht sein, stimmt`s Melanie?

Am Anfang hat sie es ja nicht mal bemerkt. Da Miranda nicht in unsere Klasse geht, hat sie erst in der großen Pause gemerkt, dass „ihr“ Martin mit der öden Miranda Händchen hielt. Zuerst guckte sie nur wie vereist zu ihm rüber. Dann floss ihr die erste Träne über die Wange und plötzlich begann sie zu schluchzen und rannte ins Mädchenklo. Sie war meine Freundin, eine gute sogar, aber ich wollte sie jetzt nicht trösten. Zwischen uns war im Moment dicke Luft. Sie erzählte mir nichts mehr und lachte hinter meinem Rücken über mich. Das ging an mir vorbei. Aber was sie letztes Mal abgezogen hatte, brachte das Fass zum Überlaufen. Just for fun, hatte sie gesagt! Sie ging zu Fabio und sagte ihm einfach ich wolle mit ihm gehen! Natürlich behob ich das wieder, aber das glaubte mir der Depp nicht und meinte nur: „Ja, ja, manche sagen es offen und manche halten´s geheim.“
Jetzt denkt dieser Idiot ich sei in ihn verknallt und er schreibt mir dauernd SMS ob ich nicht mit ihm ins Kino wolle, ich habe aber immer geschrieben: „Wenn die Hölle zufriert vielleicht, sag mir Bescheid wenn´s so weit is´“
Jetzt schreibt er immer: „Schon zugefroren?“ Und ich antworte immer: „Nein, du bezahlst doch noch immer die Rechnungen für die Heizung, stimmt`s, Herr Teufel?“ Der nervt ehrlich. Und wenn die jetzt heult, soll die mal nicht verlangen, dass ich sie tröste. Sie ist in meinen Augen eine doofe Kuh. Julia hatte auch keinen Wert darauf genommen, sie zu trösten - im Gegenteil. Eingehakt liefen wir auf das Mädchenklo, wuschen uns die Hände (nicht weil sie schmutzig waren, sondern damit wir Melanie sahen) und beachteten sie gar nicht. Obwohl selbst ein Blinder sie gesehen hätte, ihr ganzes Make-up ist verschmiert und sie schluchzt ohne Ende. Außerdem redet eine Schaar von Mädchen auf sie ein. Vor dem Mädchenklo sahen wir das Mauerblümchen ganz verträumt zu ihrem Schatz rübergucken. Er schaute auch ab und zu zu ihr und lächelte verschmitzt. Erst jetzt bemerkte ich, dass er eigentlich ganz gut aussieht, was man aber von Mauerblümchen – Miranda - nicht sagen konnte. Sie hatte total zerzaustes Haar, was ich im Bus gar nicht bemerkt hatte. Um so öfter ich sie anschaute, um so hässlicher wurde sie – vor meinen Augen und vor Julias auch: „Die ist ja absolut das Letzte! Muss Martin sich das wirklich antun? Das macht ja sein gutes Image kaputt.“
Ich nickte. „Ich frag mich auch, wann die Jungs bemerken, dass Martin mit einem Loser zusammen ist.“
Wohl nie. Ich hörte, wie der Oberboss Timo sagte: „Die sieht ja fresh aus. Nicht so gut wie meine Hanna, aber schon fresh.“
„Fresh“, das ist das Lieblingswort der Jungs, wobei die Mädchen immer „mega“ sagen. Außerdem hörte ich, wie Martin zu Oliver meinte: „Jetzt haben ich und Timo zwei freshe Girls, was ist mit dir?“ Oliver guckte auf den Boden, hob dann wieder sein Kopf und meinte mit einem Grinsen: „Die hab ich schon. Eine Frage der Zeit, bis wir zusammen sind. Ich guck mal, was sie von mir hält.“ Die beiden Anderen nickten. „Mach das, Kumpel“, sagte Timo lässig.

25. Juni Samstag - Falsche Vermutungen und schlechtes Gewissen!?

Es ist 13 Uhr, wo bleibt sie denn nur? Das Training beginnt in 10 Min., länger wartet Viktoria, unsere Trainerin, sicher nicht. In den letzten Minuten sauste Julia mit zerzaustem Haar in die Umkleidekabine. Ich stand schon fertig da während sie sich anzog.
„Wo warst du denn nur?“, fragte ich sie während sie ich ihre Sporthose anzog.
„Ich musste noch packen, Trainingszeug, Schwimmkram und meinen Schlafanzug! Du musst ja immer so viel planen.“
Ich zuckte mit den Schultern: „Wieso auch nicht? Beeil dich Viktoria wird sonst noch ganz motzig!“ Alle anderen standen schon da und machten Aufwärmübungen. Wir waren nicht besonders viele, nur 10, aber das reichte. Ich war schon einmal beim Handball mit Jennifer und Julia, da sind 20 und das ist mir viel zu stressig, deshalb sind Julia und ich in ein kleineres Grüppchen gegangen.
„Also Leute, wollen wir ein kleines Spiel machen?“
Positives Gejaule.
„Na gut, okay, teilt euch selber auf, ja?“
Ich ging sofort mit Julia, ihrer größeren Sis (15) und Annika zusammen. Annika kannte ich gut aus dem Mädchen-Handball-Verein, also hier, außerdem ist sie eigentlich ganz nett und eine gute Spielerin. Nicht so gut wie Julia und ich, aber besser als der Durchschnitt. Ein Handballspiel machte meinen Kopf immer frei. Ich konnte diese Bemerkung von Oliver nicht vergessen. Ich wollte nichts von ihm, aber von wem will er was? Wen meint er: „Die hab ich schon...“? Ich hab noch kein Mädchen bei ihm gesehen außer Christina, aber das ist jetzt schon ein Jahr her. Ich hab auch gehört, dass Nicole in ihn verknallt gewesen sei. Aber auch das war drei Monate, mindestens, her. Also blieben aus der Clique noch: Julia, Jennifer, Jule, Melanie, Kim und ich. Aber wenn er sich nun in eine von den Losern verknallte? In Verona, Leni, Sandy oder Caroline? Aus den Parallelklassen wie Timo und Martin wollte er sicher keine. Er mag die Parallelklassen nicht besonders, hat er einmal gesagt. Wer weiß...
“Isabel, renn!“
Ich merkte, dass der Ball in meine Richtung flog. Ich konnte ihn fangen und schlug ihn zu Annika, sie schoss ein Tor. Mein Team jubelte.

Nach 1 ½ Stunden Training zog ich mich um und redete mit Annika über das gute Spiel.
„Wenn´s weiter so bleibt sind wir die Spitzenreiter beim nächsten Turnier“, schwärmte sie.
„Bestimmt hast du Recht, ich geh jetzt mit Julia ins Schwimmbad, wir sehn uns am Dienstag, okay?“ Sie nickte.
„Logo!“
Ich umarmte sie kurz und ging dann mit Julia davon.
“Ich freu mich auf die Abkühlung, es ist verdammt heiß dieses Jahr!“, sagte sie erstaunt.
„Aber so was von heiß!“

Ich sprang ohne Schaudern ins kühle Nass. Was bei Julia ganz anders aussah. Sie ging ganz langsam ins Wasser.
„Ich bewundere deinen Mut.“
Ich grinste: „Das ist kein Mut, du bist bloß feige!“
Ich ging immer weiter zurück ohne nach hinten zu schauen. Großer Fehler! Ich lief direkt in jemanden rein.
„Sorry, wollt ich n...“, mir blieb die Spucke weg. Vor mir stand der bestaussehendste Typ den ich je gesehen hatte, außer vielleicht... Oliver...?
Seine gebräunte Haut erinnerte mich an Oliver, er war auch braun gebräunt, und das auch im Winter. Mir gefiehl seine karamellfarbende Haut. Ich verbannte diesen Gedanken sofort! Der Typ ist gar nicht wie Oliver. Er hat blondes Haar und blaue Augen nicht so wie Oliver mit seinem schokofarbenen Haar und seinen smaragdgrünen Augen. WIESO vergleiche ich ihn andauernd mit Oliver? Ich beschloss ohne langes Nachdenken ihn einfach anzusprechen.
„Das wollte ich nicht, oder besser, Hi, ist alles okay?“, sagte ich ganz lässig und grinste.
Er grinste zurück: „Na klar, wieso denn auch nicht, Süße.“
Waaaas?! Hatte er da gerade „Süße“ gesagt?!
Ich sagte schnippisch: „Ich bevorzuge den Namen Isabel, wenn’s dir recht ist.“
Er guckte erst total entsetzt, lächelte dann aber wieder als ob nichts wäre.
„Jo, okay Isabella. Also, ähm, wie alt bist du denn eigentlich?“
Ich guckte ihn an. So ein Depp: „Ich heiße Isabel, nicht Isabella! Verstanden? Ich bin 13 und du sicher 6, so wie du dich verhältst!“
Er wurde feuerrot: „Sorry. Ich benehme mich wie der Letzte, also ja, ich bin 14. Aber das willst du jetzt sowieso nicht mehr wissen wo du ja gemerkt hast, dass ich ein Vollidiot bin.“
Wie süß! Ich dachte ehrlich das er ein Depp ist, aber jetzt, fand ich ihn so verletzlich und niedlich!
„Ach komm, du bist ja eigentlich ganz in Ordnung!“
Ich hatte ganz vergessen dass ich doch mit Julia hier war! Sie aber nicht: „Hey Isabel, wer ist denn dein neuer Freund hier?“
Er wurde ziemlich rosa.
„Hi, ich bin Eric und du bist...?“
Sie lächelte: „Ich bin Julia, Isabels beste Freundin.“
Eric drehte sich wieder zu mir um: „Ähmm... krieg ich eventuell deine Handynummer?“
Wow. Das kam aber plötzlich. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Wir gingen an seinen Platz und er speicherte meine Nummer ein. Er verabschiedete sich und meinte dass er jetzt nach Hause müsse. Als er verschwand sagte Julia ganz schrill: „Wow, der steht voll auf dich, ich würde mich nicht wundern, wenn er mit dir gehen will.“
Ich seufzte: „Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich will! Außerdem hat er mich ja nicht mal gefragt. Und ich liebe ihn auch auf keinen Fall.“
Sie grinste ein bisschen und meinte dann leise: „Ich meine wenn du so wieso auf Oliver stehst dann...“
Ich guckte sie entgeistert an: „Ich steh kein bisschen auf den! Das war wohl ´ne falsche Vermutung von dir!!“
Sie seufzte: „Du willst also doch was von Eric?“ Ich weiß nicht. Na ja, er ist eigentlich doch ganz süß.
„Na ja, keine Ahnung, vielleicht.“

Später, als Julia und ich in den Federn lagen und tuschelten, bimmelte mein Handy. Ich nahm es zur Hand und las, dass ich eine neue SMS hatte.
„Julia, ich hab ´ne SMS, hoffentlich nicht von Fabio!“
Ich guckte von wem sie war. Unbekannter Absender. Komisch! Ich machte die SMS auf und las:

***
Hi Isabel, ich bin´s, Eric, vom Schwimmbad. Weißt du noch? Ich wollt dich fragen, ob du mit mir ins Kino gehen willst. Da läuft grad so ein guter Film, da wollt ich hin und wenn du noch mitkommen würdest, dann wäre es noch 1000 Mal besser. Was meinst du? Schreib bitte, bitte zurück.
Dein Eric.
PS: Ich mag dich.
***

Wie unheimlich süß!! Ich zeigte die SMS Julia. Die war auch total begeistert.
„Der will bestimmt was von dir! Sonst würde er sich nicht solche Mühe machen. Und erst Recht nicht fragen, ob du mit ihm ins Kino willst! Das ist ja fast schon ´ne Frage, ob du mit ihm gehen willst.“
Ich schüttelte heftig den Kopf: „Bestimmt nicht, der kennt mich doch gar nicht. Nur einmal vom Sehen! Da kann er sich doch nicht verlieben!“
Sie grinste.
„Jungs ist es doch egal wie man so vom Charakter ist, das Aussehen ist denen doch am Wichtigsten!“ Ich guckte sie ein bisschen schräg an.
„Woher willst du das denn wissen?“
„Na denk doch mal an Kim und Timo. Er wollte erst mit ihr gehen als sie blondes, langes Haar hatte!“
Ich hob meine Augenbrauen: „Die sah aber dann doch noch viel schrecklicher aus!“
Sie zuckte die Schultern: „Für Jungs eben nicht. Und für Timo bestimmt nicht, der würde jede mit langen blonden Haaren nehmen! Wie sein neuster Fang, Hanna schreit doch gerade danach mit ihm zu gehen!“
Ich grinste: „Stimmt, aber sag mal, soll ich ihm wirklich schreiben?“
Sie machte große Augen und sagte schrill: „Natürlich, was denkst du denn? Und du sollst natürlich auch zusagen. Am besten noch am Freitag!“
Ich überlegte. Soll ich? Ein Kribbeln machte sich bemerkbar. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Doch nicht wegen...? Nein, nicht wegen Oliver. Isabel, er will nichts von dir und du nichts von ihm. Außerdem, überleg mal! Es gibt einen viel besseren Typen! Auf seiner Stirn steht ja fast schon geschrieben dass er in dich verknallt ist! Ich nickte zu Julia: „Okay, ich mach´s.“
Ich holte mein Handy und nach wenigen Sekunden war die SMS auch schon fertig:

+++
Hi Eric, klar, ich würde gerne mit dir ins Kino gehen. Wann hast du denn Zeit? Wie wäre es mit Freitag? Wollen wir in die Abendvorstellung, die läuft so gegen 19.10 Uhr. Ist das okay? Ich will nicht fragen in welchen Film du gehen willst, das überlasse ich deinem guten Geschmack ;-). Deine Isabel. PS: Ich mag dich auch! Ruf mich an wenn du nicht kannst oder so. Ansonsten sehen wir uns um 18.40 Uhr vorm Kino, okay?

26. Juni Montag Neue Schulband gesucht!?

Ich konnte einfach nicht aufhören ihn anzuschauen. Wieso? Wieso verdammt noch mal? Ich weiß ganz genau dass er nichts für mich ist. Wir sind doch so unterschiedlich. Er mag Mathe. Ich hasse Mathe. Er hasst Geschichte. Ich mag Geschichte. Ich spiele kein Instrument, ich mag es lieber zu singen. Er spielt E-Gitarre, kann aber keinen Ton singen. Ich spiel Handball, er geht zum Geräte-Turnen.
„Isabel, denkst du, du kannst am Unterricht teilnehmen und gleichzeitig Oliver begutachten, oder geht nur eine Sache auf einmal?“, sagte unser Englisch-Pauker Herr Hirte, der gerade seine Arme auf meinen Tisch stützte. Ein schallendes Gelächter von allen Seiten. Ich fühlte mich irgendwie als ob ein Feuer in meiner Birne brannte! Ich war bestimmt so rot wie eine überreife Tomate. Ich schaute noch mal zu Oliver. Er schaute stur ins Englischbuch damit man nicht sah dass sein ganzes Blut in seinen Kopf geschossen war. Er sah trotzdem total süß aus. Ich wendete mich schnell um. Es hat nur eine Sekunde gedauert dass ich Oliver angeschaut hatte und der Englisch Fuzzi hat auch nichts bemerkt.
„Oder schaust du Herrn Oliver nur an, weil seine Socken zwei verschiedene Farben haben?“
Schon wieder prusteten alle los. Ich schaute verwundert auf Olivers Schuhe. Er hatte wirklich zwei verschieden farbige Socken an! Eine schwarze und eine rote! Oliver wurde immer röter im Gesicht bis man dachte dass ein Vulkan in seinem Schädel explodierte.
„Is this right, Isabel?”
Ich wusste nicht was ich machen sollte. Sollte ich ihn bis aufs Letzte blamieren oder mich? Himmel und Hölle was nun? Zum Glück läutete die Glocke die Pause ein und ich rannte los. Ich hatte sogar vergessen auf Julia zu warten. Ich konnte nicht auf sie warten, sonst hätte mich Herr Hirte noch weiter ausgefragt und Himmel wäre ich dann tot! Ich schaute mich um. Kaum jemand war auf dem Schulhof. Die Meisten gingen ganz gemütlich und langsam auf den Pausenhof. Und rannten nicht so wie ich. Es war mir so zu Mute als ob ich gleichzeitig lachen, weinen und schreien wollte.

Ich ging zu Julias und meinem Geheimplatz. Nur wir beide kannten ihn. Sonst niemand. Es war eine kleine Bank die so von Büschen umkreist wird das man sie nicht sehen kann. Wir haben sie zufällig entdeckt und hielten uns seitdem ziemlich oft da auf. Ich setze mich auf die Bank und wartete auf meine Julia. Und sie kam auch gleich. Mit einem gigantischen Grinsen auf den Lippen.
„Du hättest mir gleich sagen können dass du in Oliver verknallt bist.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Bin ich gar nicht denke ich zumindest. Ich kann mir auch nicht erklären warum ich nicht aufhören kann an ihn zudenken.“
Sie legte die Hand auf meine Schulter.
„Das ist Liebe! Oder mindestens die Hormone. Die finden dass Oliver der perfekte Partner für dich ist.“
Ich guckte sie finster an. Was will sie schon über meine Hormone wissen. Wieso müssen sie denn unbedingt aus dem Winterschlaf kommen, wenn ich Oliver begegne und nicht Eric? Eric ist perfekt für mich. Nicht nur deshalb weil er auf mich steht. Seit er mir am Samstag diese SMS geschrieben hat, haben wir viele Gemeinsamkeiten gefunden. Er hasst Mathe und mag Geschichte, er hat keine Geschwister, spielt kein Instrument und geht auch aufs Gymnasium. Bloß nicht auf meine Schule. Und bei Oliver und mir passt einfach gar nichts zusammen.
Plötzlich sagte Julia schrill: „Weißt du was, es gibt heute ein Casting für die neue Schulband! Du kannst doch gut singen, oder?“
Ich nickte. Aber was hatte das eine mit dem anderen zu tun? „Ich habe doch gerade das Problem wenn ich überhaupt gerne mag und dass ich beide nicht genug kenne um zu wissen wer der Richtige ist! Nicht das, dass ich nicht in der Schulband bin!“
Sie grinste.
„Du wirst sehen, eins hängt mit dem anderen zusammen. Den einen lernst du heute im Kino besser kennen und den zweiten in der Schulband!“
Ich guckte verwirrt.
„Hä, das verstehe ich jetzt nicht!“
Sie schnaufte: „Geh einfach hin!“

Und ich bin auch hingegangen. Was Julia sagte wird schon stimmen - auch wenn ich keine Ahnung hatte was sie meinte.
Es standen viele Mädchen und Jungs vor der Aula. Manche hatten ihre Instrumente in der Hand, andere waren wohl zum Singen gekommen. Es ging immer einer aus der Aula hinaus. Sie hatten alle traurige Mienen. Und es wurden immer weniger die warteten. Als das Mädchen vor mir, das Saxophon spielte, nicht mehr zurück kam, verstand ich es. Wer nicht gut genug war, wurde raus geschickt und die weiter kamen, blieben in der Aula. Die Jury, hatte ein Junge hinter mir gesagt, ist Herr Brandmeier, einer der Musiklehrer. Er war der offizielle „Leiter“ der Band und macht immer Proben mit der Band. Spielte aber nicht selber mit. So etwas wie unsere Handball-Trainerin, nur mit Musik eben.
Mein Herz pochte. Ich war dran. Ich klopfte an der Tür. Ich hörte ein gedämpftes „Herein“ und drückte mit schweißnasser Hand die Klinke runter. Ich sah in der Aula nur Herrn Brandmeier, die anderen waren wohl in dem Raum nebenan. Umso besser.
„Hallo, du willst bitte was spielen?“
„Ich will singen und kein Instrument spielen“, sagte ich gequält.
„Ach so, na dann, was willst du denn vorsingen?“
„Den Titelsong von „Titanic“.“
Er nickte.
„Dann fang mal an.“
Ich räusperte mich und dann fing ich an zu singen. Es klappte eigentlich ganz gut. Ich traf die Töne und stockte nicht. Als ich fertig war nickte er und lächelte mich an.
„Das war wirklich gut, so eine Sängerin könnten wir gebrauchen.“
Er zeigte auf den Raum nebenan und mein Herz machte Luftsprünge vor Freude. Als ich in den Raum eintritt blieb mein Herz aber wieder stehen. Er stand da. Er - Oliver! Das wollte mir Julia also sagen. Er hatte seine E-Gitarre neben sich stehen und schaute mich an. Als ich seinen Blick erwiderte wurde er rot wie ein Feuermelder und drehte sich schnell um. Ich wusste nicht genau ob ich mich wagen sollte zu ihm zu gehen, oder ob ich hier lieber stehen bleiben und wie ein öder Freak aussehen wollte. Da sah ich das Mädchen das vor mir gestanden hatte. Sie war noch nicht in der Siebten, das war mir klar. Sie war wahrscheinlich eine Sechstklässlerin. Ich gesellte mich zu ihr.
„Hi, du bist also auch dabei!“, fragte ich und lächelte ein bisschen.
Sie seufzte und meinte: „Ja, aber ich glaub, dass ich nicht in die Band komme. In der nächsten Runde werde ich sicher verlieren.“
Ich guckte entsetzt. Nächste Runde? Wie viele Runden gibt es denn? Ich dachte das wäre schon die Entscheidung gewesen!
„Wie viele Runden gibt es denn eigentlich?“ Sie zuckte die Schulter.
„Eigentlich 3, aber wenn es sehr viele gute Sänger und Spieler gibt, dauert es vielleicht länger.“
Ich schaute mich um. Es gab 5 Gitarristen, 3 Schlagzeuger, 3 Saxophone, 3 Keyboards und 3 Sänger! Das hieße dann, dass es in der Band zwei Gitarristen, einen Schlagzeuger, ein Saxophon, ein Keyboard und einen Sänger gibt. Ich war ja auch so dumm. Dachte ich etwa wirklich dass ich eine von drei Sängerinnen war? Bestimmt waren die anderen viel besser. Es waren seltsamerweise drei Mädchen. Na ja! Die anderen beiden Mädchen waren Zwillinge! Wow, und was für Zwillinge! Sie hatten beide ewig langes wasserstoffblondes Haar das hier und da lockig war, hellblaue Augen, die durch einen hindurch sahen, lange Beine, volle Lippen und eine Oberweite, die man erst von einem Mädchen in der Neunten erwartete.
Ich fragte Johanna, das Mädchen mit dem Saxophon, ob sie die beiden kannte.
„Klar kenn ich die, die gehen in meine Klasse, nicht wundern dass sie viel älter aussehen, sie sind beide einmal sitzen geblieben und ob sie dieses Jahr weiterkommen ist auch noch ´ne Frage. Sie sind einfach strohdumm, aber an Jungs mangelt es ihnen nicht. Im Gegenteil, du willst gar nicht wissen wen sie schon alles geknutscht haben. Diese Liste reicht von 5te Klasse bis 10te Klasse.“
Ich war geplättet. Manchmal ist es gemein dass Mädchen die so aussehen auch noch singen können. Aber eins hat deren gute Fee vergessen. Den Verstand, von dem ich genug besitze.
„Wie sieht es mit singen aus?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich will dir ja keine Angst machen, aber die sind einfach unfair gut. Ich weiß gar nicht welche besser ist.“
Oh, oh! Das heißt nichts Gutes. Ich drehte mich zu Oliver um. Er schaute aber nicht zu mir, sondern zu den ZWILLINGEN! Kaum zu glauben. Kann es sein dass selbst der vernünftigste Typ auf die reinfällt? Nein, bestimmt nicht. Er guckte die beiden nur an. Was soll schon sein? Oliver steht eh auf das volle Paket. Talent, Schönheit UND Klugheit... dachte ich zumindest. Ich kann nur hoffen, dass sie so doof sind, dass sie ihren Namen nicht kennen und Oliver sie bei dem ersten Versuch sie anzusprechen gleich wieder fallen lässt. Ich überlegte mir kleine Handlungen wie Oliver sich umdrehte und mit den Augen rollte, weil die beiden sich noch immer nicht entscheiden konnten, ob die eine Sandra oder die andere so heißt. Oder heißt eine von ihnen doch Susi? Und die andere doch Katie oder Sophie?
Plötzlich kam Herr Brandmeier herein. Oh mein Gott, wenn ich singen muss bin ich voll am Ende.
„Jetzt die Saxophone. Spielt bitte „I need Love“.” Und so weiter und so fort, es wurden immer weniger Teilnehmer, was nun? Er nickte und nickte, nach einer halben Ewigkeit sagte er dann doch: „Oliver, Lucas und Jamie. Herzlichen Glückwunsch und nun zuletzt unsere Sängerinnen Marianna, Marina und Isabel“, Marianne und Marina , Himmel was für Namen, so gleich! „ihr singt „Dancing Queen okay?“
Zum Glück dieses Lied. Das ist Mams Lieblingslied und sie hört es andauernd. Zuerst fing Marina an, oder war es doch Marianna? Und dann noch Mal eine der beiden. Sie waren echt total gut. Meine Knie wurden ganz weich. Ob ich das schaffe? Ich fing an und es klappte wie geschmiert und als ich merkte dass ich gar nicht so schlecht war, wurde ich immer lauter. Als ich fertig war, klatschte Herr Brandmeier.
„Für die Sängerinnen brauchen wir nicht weiter zu machen, die Gewinnerin ist Isabel.“
Die beiden Mari(an)nas rümpften die Nasen. Sie tuschelten und schauten mich eisig an.
„Jetzt spielt jeder seinen Song noch mal und ich verkünde die Entscheidung.“
Alle spielten gut und ich hätte mich an Herrn Brandmeiers Stelle nicht entscheiden können. Er aber schon.
„Also die neuen Bandmitglieder sind: Nick, Johanna, Mandy, Oliver, Jamie und Isabel, ihr wart sehr gut, Leute. Herzlich Willkommen bei unserer Band. Wie wollt ihr denn eigentlich heißen?“

3. Juli (Montag) Vorbei für immer!?

Ich stand vor der Schultür. Da kann ich nicht rein - nie im Leben!
Was wenn Oliver mich anstarrt? Oder wenn er so tut, als ob ich gar nicht existiere? Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und öffnete die Tür, als ich das Unmögliche sah. Meine Augen brannten, mein Herz raste wie wild, mein Verstand war wie weggeblasen und das Einzige woran ich denken konnte war: 'Wie kann er nur?!?!' Oliver stand wirklich da und knutschte mir Mari(an)na! Ich kann nicht mehr. Ich krieg keine Luft mehr. Mein Herz bleibt gleich stehen. Oder es zerbricht in tausend kleine Stücke, die man nie wieder kleben kann...Es ist vorbei, für immer vorbei. Wie kann er nur? Wieso? Ich lief zu Julia. Sie merkte sofort, dass ich gleich losheulen würde.
„Was is los?”
Ich schüttelte den Kopf und sie wusste, dass ich hier weg wollte. Irgendwohin, wo uns niemand sah. Sie öffnete die Tür des Mädchenklos und wir gingen rein. Mein Stimme zitterte und ich konnte mich selber kaum verstehen: „Ju-u-u-ulia es i-ist vorbei! A-Alles i-i-ist gelaufen!“
„Was is passiert?“
Ich versuchte meine Stimme unter Kontrolle zu kriegen.
„Oliver hat eine Andere! Sie knutschen auf dem Gang. Alles is vorbei. Er hasst mich. Es ist alles meine Schuld. Ich hasse diese Blondine, ich hasse Oliver, ich hasse Eric, ich hasse mich selbst!“
Ich fing an, schrecklich zu heulen, als die anderen aus der Clique ins Klo rein stürmten. Sofort bemutterten mich alle. Fragten was los ist und all das. Ich kann ihnen doch nicht einfach sagen, dass ich in Oliver verknallt war. Als auf einmal Nicole sagte: „Es is wegen Oliver, nicht war?“
Ich schaute sie geschockt an. Woher wusste sie das?
Jennifer sprach für sie weiter: „Jeder von uns wusste, dass du für ihn schwärmst. Das hat man sofort gemerkt. Und da er jetzt mit dieser Blondine aus der 6ten zusammen is, is ja auch wohl klar, weswegen du heulst.“ Waren meine Gefühle für alle so klar außer für mich? Wusste jeder, dass ich Oliver verdammt gern mag, außer mir selber? Sogar unser Englisch-Fuzzi hatte es im Unterricht bemerkt.
Christina schüttelte den Kopf: „Weißt du warum ich mit im Schluss gemacht habe? Weil er andauernd Dinge über dich erzählt hat. Ich war damals total wütend, aber als ich dann merkte, wie sehr du ihn auch magst, war es mir klar, dass es nichts gebracht hätte, mit ihm zusammen zu bleiben, weil ihr beide zusammen gehört! Ich kann gar nicht glauben, dass er mit dieser Blonden zusammen ist, obwohl er doch in dich verliebt ist!“
Ich kann es aber glauben. Er hasst mich wirklich. Er hasst mich so sehr, dass er mich am liebsten aus der Welt hätte, bestimmt. Es ist aus und vorbei. Jule quetschte sich durch die Mitte: „Hey Leute, ich hab die Idee! So können wir testen, ob er dich liebt oder diese dumme Blondine! Also hört zu....“

Ich ging direkt auf Fabio zu.
„Hey Fabio, na wie geht’s?“
Er wurde leicht rot und versuchte dann cool zu antworten, was ihm aber nicht gelang: „Gut und...äh...dir? Äh...geht’s dir auch gut? Du weißt schon...äh...ja... .“
„Klar geht’s mir gut und zwar gewaltig. Schon seid ich dich heute morgen gesehen habe.“ Er wurde feuerrot! Alle Jungs um uns herum fingen an zu kichern. Oliver stand auch da. Mit der Wasserstoff Blondine im Arm. Er schaute aber nicht sie an. Sondern Fabio und mich. Und sein Blick war nicht gerade nett.
„Ich dachte wir können uns ja mal treffen. Was meinst du?“
„Äh... klar... äh... wann hast du... äh... Zeit?“
“Immer wann du willst, ruf mich einfach an, meine Handynummer hast du ja. Bye Schatz.“
Ich ging weg, drehte mich noch mal kurz um und zwinkerte ihm zu. Alle Jungs johlten wie Affen. Außer Oliver. Er schaute auf den Boden. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

Ich konnte einfach nicht hinschauen. Wie sie da liefen. Wie sie lachten. Es ist so schwer einfach zu sagen, dass es gelaufen ist. Das geht einfach nicht! Ich wünschte, ich hätte ihn nie kennen gelernt, ich wünschte ich hätte mich in jeden anderen Typen verknallt. Aber das geht alles nicht. Ich musste einfach aufhören, an ihn zu denken. Aber das ist gar nicht so leicht. Ich sitze gerade in meinem Sitzsack mit einer heißen Tasse Fruchttee. Neben mir liegt eine Schüssel mit Erdbeeren. Ich mampfte ab und zu welche, hätte aber trotz des guten Geschmacks lieber Schokolade. Aber die macht dick. Und das war das letzte was ich jetzt noch gebrauchen kann. Vielleicht sollte ich Julia anrufen? Wir könnten ein bisschen joggen. Oder shoppen. Joggen verbraucht viel mehr Kalorien, aber ich könnte auch ein paar neue Klamotten brauchen. Ach, was rede ich mir da ein. Ich kann so viel abnehmen und so viele Klamotten kaufen wie ich will. Oliver liebt trotzdem diese Marina (hab raus gefunden das es Marina ist).
Aber soll ich jetzt den ganzen Tag hier rumsitzen und vor Trauer umkommen?
Ich wollte gerade zum Telefon greifen und Julias Nummer eintippen als mein Handy piepte. Hat Julia mir vielleicht ´ne SMS geschrieben? Ich machte sie auf.
Von Eric, was will der denn?

Hey Isabel,
echt schade, dass du letztes Mal so schnell weg musstest.
Mir ist im Moment total langweilig.
Willst du vielleicht in den Park? Schreib bitte zurück.
In 10 min. am Park?
Eric ;-)

Ich wollte gerade schreiben dass ich keine Zeit hab, als ich mich um entschied.
Ich hab ja so oder so nichts vor. Da kann ich ja auch ´ne halbe Stunde in den Park. Vielleicht ist Eric ja wirklich besser als Oliver, na ja, ich geh einfach hin. Danach hab ich ja immer noch Zeit mit Julia shoppen und/oder joggen zu gehen.
Ich öffnete meinen Kleiderschrank. Ich zog weiße Shorts an, ein rosa Top und meinen weißen Haarreif. Mehr nicht. Ich schlüpfte in meine rosa Flip-Flops und machte mich auf den Weg. Es war sehr warm, aber ein angenehmer Wind glich alles wieder aus. Der Park war nur ein paar Minuten von hier entfernt. Ich schaute mich auf den Straßen um. Nur ein paar Omas waren zusehen. Die anderen Leute sind bestimmt im Freibad. Ich könnte auch ins Freibad gehen. Aber es ist bestimmt so voll, dass man sich kaum bewegen kann. Vielleicht ist Oliver auch da. Ich schlug mir den Gedanken aus dem Kopf. Er ist da, mit seiner Blondine. Aber das ist ja auch egal, er interessiert sich überhaupt nicht für mich, also musste ich es auch nicht versuchen. Da war ich schon am Park. So eine doofe Idee. Im Park ist es total langweilig. Ich war da schon lange nicht mehr. Früher sind Jennifer, Sandy (eine der Außenseiter) und ich immer mir dem Roller durch den Park gefahren. Das war noch in der 4ten, als ich Julia noch nicht gekannt habe und Jennifer, Sandy und ich beste Freundinnen waren. Kaum zu glaube wie sich Sandy verändert hat. Oder hab ich mich nur so verändert?
Dann war ich in der 5ten mit der Clique hier immer Inliner fahren. In der 6ten sind wir dann mit den Inlinern immer durch die City gefahren oder ins Freibad. Aber nicht mehr in den Park. Jetzt wo wir in der 7ten sind, gehen wir nicht mehr mit Inlinern irgendwo hin. Lieber gehen wir shoppen. Aber auch nicht mehr mit allen acht, meist nur noch mit 4 oder 5. Weil jeder irgendwo hin muss. Auf Turniere oder Veranstaltungen, Geburtstage oder einfach nicht darf. Das war früher nicht so. Die meisten hatten noch keine Idee, wo sie hingehen sollten. Erst ab der 6ten haben sich alle dann nur noch einer Aktivität verschrieben. Tanzen, singen, Fußball, Handball, Reiten, Volleyball, Kirche (Messdiener) oder sonst was. Ich schaute mich um. Eric war schon wieder zu spät. Ich setzte mich auf die Bank und fand schon wieder ich sollte lieber gehen. Was wollen wir im Park schon machen? Das ist ja Kindergartenkram! Aber da war er auch schon. Zu spät um sich zu verziehen. Vielleicht ist es auch besser so. Vielleicht aber auch nicht!

„Oh, hey Isabel. Das ist mein kleiner Cousin Tim. Sag „Hallo“ zu Isabel.“
Da stand wirklich ein kleiner Knirps neben ihm und winkte mir zu. Ich hab nichts gegen Kinder, und der Kleine ist auch süß, aber ich dachte Eric wollte mit mir in den Park und nicht für seinen Cousin den Babysitter spielen! Er bemerkte, dass ich etwas überrascht war und meinte: „Meine Tante ist gerade gekommen und meine Mam hat mich dazu gezwungen ihn mit zu nehmen. Sorry.“
„Ach, macht nichts. Der Kleine findet hier sicher einen Spielkameraden. Wie alt ist der denn?“
„Er ist vier geworden.“
“Oh, okay. Gehen wir rein?“
„Klar.“
Der Kleine ist wirklich süß. Er ist sofort zur Rutsche gelaufen und spielt mit einem niedlichen kleinen Mädchen. Sie haben echt viel Spaß. Wenn der Eine rutscht schreit der andere „Juhu“ und anders rum. Ich war total angetan und schaute die beiden die ganze Zeit an. Eric wurde langsam nervös. Typisch Jungs, fühlen sich immer vernachlässigt.
„Bist du für meinen Cousin hergekommen oder für mich?“
“Für dich, jetzt mach dir Mal keine Sorgen. Ich verlieb mich schon nicht in ihn!“
“Und in mich?“
Himmel, Hölle! Was sollte ich jetzt den sagen. Der will also ehrlich was von mir! Ich schluckte.
„Äh, was, ich hab grad nicht zugehört, die beiden sind ja einfach zu süß.“
Hoffentlich war das ein Ausrutscher und er wiederholt es nicht.
„Ach nee, vergiss es!“ Er wirkte leicht gereizt.
„Was ist denn, du hast deinen Cousin mitgenommen und jetzt darf ich nicht sagen, dass er süß ist?!“
„Du bist doch für mich hergekommen und nicht für ihn.“
“Mensch, das ist ein kleiner Junge, sag nicht du bist auf ihn eifersüchtig? Und außerdem, du hast ihn mitgenommen, obwohl nur wir uns verabredet haben, also sag ich dir nur eins: Selbst Schuld.“
„Ich wusste ja nicht, dass du dich gleich in alle Jungs auf einmal verknallst!“
“In alle Jungs!? Du hast sie wohl nicht alle, dein Cousin ist ein kleiner Junge und du bist krankhaft eifersüchtig. Du machst mir echt Angst. Sag Bescheid, wenn du wieder normal tickst!“
Ich drehte mich um und ging. Also das brauche ich mir echt nicht gefallen zulassen. Eric mit dir ist es vorbei! Und zwar für immer. Und mit dir Oliver...so wie es aussieht auch...!

Kaum war ich zu Hause, klingelte das Telefon. Man, was wollen die alle von mir!? Kann ich mich nicht eine Minute lang ausruhen?

„Hallo, hier ist Isabel.“
“Hi. Man, Isabel, du kannst nicht glauben, was passiert ist!“ Das war die quirlige Stimme von Julia.
„Was ist denn?“
„Ich bin soooo... verliebt! Du kannst das dir gar nicht vorstellen! Er ist so traumhaft. Ich ticke gleich aus!“
„Ich dachte du wolltest dich nie wieder verlieben, seit dem Vorfall mit Kai!“
„Ach Quatsch, ich hab gesagt ich will mich nie wieder in einen Jungen verlieben, der so ist wie Kai, aber er ist eine Ausnahme... Seufz!“
„Wer ist bitte schön er?!“
„Ich weiß seinen Namen nicht, aber er sieht sooo... toll aus. Und er ist mindestens 16.“
„16? Du bist doch nicht das Mädchen das ältere Jungs mag.“
„Jetzt schon. Also nichts gegen dich, aber Jungs in unserem Alter sind echt voll dumm.“
“Na ja. Die meisten Jungs in unserer Klasse wurden mit sieben eingeschult und sind 14...“
„Ach, das sagst du nur weil Oliver UND Eric 14 sind!“
„Ich mag keinen von denen. Und das solltest du wissen.“
“Egal jetzt, also ich will das du mitkommst und ihn anschaust.“
„Okay, ich komm mit. Wollen wir jetzt vielleicht ein bisschen joggen oder shoppen?“
“Joggen. Ich komm dich abholen in 15 Minuten. Bye.“
“Bye. Bis gleich.“

Es klingelte. Julia.
„Hi Julia.“
“Hey, komm jetzt endlich.“
„Hä, wie jetzt?“
„Wir wollten doch joggen, also beeil dich endlich!“
„Wieso beeilen, es wartet doch keiner auf uns.“
„Doch. Komm. Der Musikshop macht um 19.00 Uhr zu!“
„Musikshop? Was? Wollten wir nicht joggen?“
„Ich erklär es dir später. Los.“

Wir rannten also zum Musikshop in die Innenstadt und nicht in den Wald. Julia hat manchmal Ideen. In den Musikshop. Was will sie da bitte? Und das unbedingt heute? Ich wollte etwas für meine Ausdauer tun und keine CDs anhören!
Als wir vor dem Musikshop standen sagte Julia ganz piepsig:
„Da ist er! Ist er nicht wunderbar?“
Ich sah nur einen Mann um Mitte vierzig der sich eine Elvis CD anhörte.
„Leidest du an Geschmacksverirrung?“
“Schau doch der! Der sich gerade das alte Album von „Green Day“ anschaut!“
Ach so der, im kleinen Musikladen stand wirklich ein Junge von sechzehn Jahren.
Er war aber riesig und wirkte auf den ersten Blick viel älter. Man sah aber, dass er nicht über sechzehn sein konnte, an dem nervösen Gehabe, wie er mit der Kassiererin umging. Sie war bestimmt um die 19 oder 18 und kaute lustlos Kaugummi. Sie hatte hellbraunes Haar, dass ihr bis zum Kinn ging und seitlich gescheitelt war. Ähnlich wie bei „Rihanna“ bloß eben in hellbraun. Sie trug einen kurzen Jeansrock und ein weißes Top mit pinker Aufschrift. Sie fragte ihn was. Er zuckte nervös die Schultern. Sie verdrehte die Augen und lief zu den CDs hin. Ich erblickte die grellpinken Highheels passend zum Top. Pure Weiblichkeit, zu viel für den 16 Jährigen. Sie nahm eine andere CD und zeigte sie ihm. Auch von „Greenday“ aber diesmal das neuere Album. Er nickte. Sie kassierte beide CD ab und übergab sie ihm. Er nickte. Sie nickte. Er blieb wie angewurzelt stehen und schaute sie an. Sie sagte etwas Mürrisches und er ging, der Verzweiflung nahe.
„Na, ist der nicht süß?“
“Ähm, also ich weiß nicht...“
„Ich hab spioniert. Er geht jeden Montag in diesen Laden.“
Ich hatte eine böse Vorahnung: Der Typ ist bestimmt in die Kassiererin verknallt. So wie der sich benahm!
„Er kommt raus, benimm dich cool!“
Mich cool benehmen, bin ich den nicht immer cool? Also wirklich.
Ich lehnte mich so cool wie möglich an die Fensterscheibe des Musikshops. Julia stand neben mir dem Hysterieausbruch nahe. Als er raustrat hatte Julia riesige Augen und seufzte. Er verdrehte genervt die Augen. Er wollte schon gehen da meinte Julia, ganz zittrig und leise: „Hi du.“
Er nickte einmal und sagte „Hi“ drehte sich dann aber wieder abrupt um. Jap, er hatte null Interesse an der armen Juli! Sie hatte sich das scheinbar ganz anders vorgestellt und war total frustriert. Aber, was hat sie den erwartet? Er ist eben viel zu alt.
„Juli, kein Stress! Der hat dich echt nicht verdient, zu dieser Tussi im Laden benahm er sich wie der letzte Idiot und kaum draußen war er wieder obercool.“
Sie schüttelte den Kopf: „Der Typ war aber obersüß!! Ein Bild von einem Mann.“
„Das ist es ja, such dir besser ein Bild von einem Jungen, Männer hast du später genügend.“

 

Hallo Dreamlight,

und ein Herzliches Willkommen von mir im Forum.

Dafür das Deine Geschichte sehr lang ist, liest sie sich recht flüssig. Bemerkenswert flüssig und ohne großartige stilistische Brüche, wenn ich mir Dein Alter so anschaue. Und ich glaube, als Leser auch bemerken zu können, dass Du Spaß an der Geschichte (am Schreiben?) hast.

Die Thematik, naja ist nicht ganz so meines, aber es liegt mit Sicherheit daran, dass ich einfach ein paar Jahre älter bin und es nicht mein Alltag und meine Sorgen sind. Mich würde sehr interessieren, wie Gleichaltrige Deinen Text empfinden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass denen die Beschreibung des hin und her/ auf und ab des Problems "Jungenwelt" noch einiges mehr abgewinnen könnten.

Zwei Ratschläge möchte ich Dir gern noch mit auf den Weg geben.
Der erste betrifft die Spannung in einer Geschichte.
Man sollte dem Leser am Anfang eine Frage aufzeigen (also nicht ausformulieren; sondern eine Situation schildern, aus der sich die Frage ergibt), deren Antwort er in der Geschichte suchen kann. Bei Dir könnte sie sein, findet sie ihren Prinz?
Da Du Oliver als "Objekt der Begierde" :D aber recht spät einführst (so ab der Mitte, suche ich als Leser in Deiner Geschichte also erst im zweiten Teil nach einer Antwort. Alles davor ist zwar nett, aber spannungslos und Du wirst auf dieser langen Strecke viele Leser verlieren, die dann nicht weiterlesen.
Der zweite Rat schließt sich sozusagen daran an, die Antwort, die man hofft zu finden, das Ende.
Klar können diese offene sein. Der Leser kann sich ja denken, wie es weiter geht. Aber Dein Ende lässt mich doch sehr unbefriedigt zurück. Da könnten jetzt noch Seitenweise weitere Jungs auftreten und abtreten, ab was ist mit ihr? Will sie noch einen Prinzen oder hat sie erst mal die Schnauze voll?
Oliver knutscht eine andere, okay, damit ist er vorerst von der Liste, aber war er nun der Prinz? Oder nur eine kurze Hoffnung, bevor er Frosch wurde?
Das vermag ich nicht so recht rauszulesen. Und Dein Titel schreit förmlich nach einer Antwort auf diese Frage. Wer ist der eine Prinz?

Dann gäbe es noch einiges zu Textkram/ Stilistik. Aber ich will Dich hier nicht erschlagen und das ist eh eine Sache von viel lesen und anderen auf die Finger schauen. Ich denke, mit den ersten zwei Vorschlägen hast Du bei Deiner nächsten Geschichte genug zu grübeln ;), sofern diese, für Dich relevant sind und Du sie nachvollziehen kannst.

Viel Freude Dir hier im Forum und beim Schreiben!
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Dreamlight!

Ich fand den Text süß. Mir kommts vor, als hättest du viel Spaß beim Schreiben gehabt.

Ich finde, dass du gut beobachten kannst. Die Sache mit den Jungs, wie sie sich in der Gruppe verhalten, der Boss in der Mitte, die Loser am Rand, und die Mädchen, die die "zweite Klasse" einfach komplett ausgrenzen und neben denen erst garnicht gesehen werden wollen, so ists ja wirklich.

Auch die ungeschriebenen Gesetze: Wer darf wen wo ansprechen, das fand ich gut.

Oder das Händewaschen, um die Heulende zu sehen. Nicht weil die Hände schmutzig sind, natürlich.

Es gehört ja was dazu, diese Dinge zu erkennen, und noch mehr, sie auch wiederzugeben.

Ich finde allerdings, dass der Text zu lang ist. Du erzählst viel zu viel. Aus manchen deiner Szenen könnte man eigene Geschichten machen. Insgesamt passiert zuviel Nebensächliches, und das lenkt (mich zumindest) vom Thema ab.

Du schreibst ja wirklich alles auf. Jeden Handgriff, jedes Gespräch, jede Begegnung. Nun ists aber so, dass nicht alles wichtig ist für eine Geschichte. Auf ganz, ganz viele Dinge kann man verzichten.

Ich weiß schon, wie das ist: Wenn man anfängt mit dem Schreiben, dann weiß man das ja noch nicht. Und man denkt, lieber mehr schreiben als zu wenig. Ziel ist es, nur die Dinge aufzuschreiben, ohne die es nicht geht. Und alles andere wegzulassen. Das ist schwer, und man lernt es durchs Lesen auch nicht wirklich. Denn man liest ja auch, was nicht da steht, wenn man ein Buch liest.

Schau dir dein Lieblingsbuch an und lies eine Seite. Überlege dir, was du dir gedacht hast, wie du dir die Leute vorstellst, wie sie aussehen, ohne dass es mit Buchstaben im Text steht.

So kannst du üben, Dinge aufzuschreiben ohne Buchstaben dafür zu verwenden.

Deine Rechtschreibung ist teilweise grausig. Schau dir das nochmal an, mir ist der Text zu lang, um dir alles rauszuschreiben. :)

Schöne Grüße,

yours

 

hey dreamlight.

Ich finde deine Geschichte voll süss, Isabel kann ich auch gut verstehen,
war öfters in solchen Situationen, da steht ein prinz direkt vor deiner nase und
du verliebst dich in das arschloch, das weeeit weg ist. Am anfang jedoch wechselt die zeitform ausversehen, solltest du vielleicht, auch wegen rechtschreibung, nochmal durchlesen.
Denk an das Sprichwort; es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Also üben, üben, üben. Ich schreibe seit 7 Jahren, bin jetzt 14 und habs irgendwie immer noch nicht so richtig draussen. Grins.
Wünsch diir gaaanz viel Glück beim weiterschreiben.
Lg CherrybellKiss

 

Hey Dreamlight!

Die Geschichte ist mir genauso unsympathisch wie die Protagonistin. Hab mich während des Lesens lange gefragt, warum jemand so ein Mädel als Protagonistin wählt, aber eigentlich ist deine Isabel eine ganz arme Sau, weil sie sich diese Fassade aufgebaut hat, hinter der sie sich geschickt verstecken kann und ihre "Probleme" und "Sorgen" in Oberflächlichkeit ertränkt.

Was dir erstaunlich gut gelungen ist, ist die Charakterisierung, ich nehme dir ab, dass die Jugend von heute so ist. Aber auch der konsequente Stil hat mich überzeugt, das muss man auch erst einmal schaffen.

Viele Passagen müssten radikal gekürzt werden, weil sich das ganze so arg in die Länge zieht und man fragt sich, wo das ganze hinführen soll und dann kommt das Ende so überraschend. Eigentlich ist das ja gar kein richtiges Ende, offen hin oder her. Der Konflikt ist, welches der richtige für das Mädel ist - und natürlich ist es Oliver - aber wie kriegt sie ihn letztendlich? Viele Kurzgeschichten lassen eine Frage offen im Raum stehen, damit der Leser was zu grübeln hat, aber deine Frage ist keine Grübelfrage, also musst du sie beantworten. :) Also schön weiterschreiben.

JoBlack

 

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