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Vickys letzter Sommer

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26.07.2015
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Vickys letzter Sommer

Vicky stand vor der alten Schminkkommode in ihrem Zimmer und während sie das Spiegelbild betrachtete, trocknete sie ihre blonden, langen Haare mit einem Handtuch. Neben den verblichenen Fotos in einem Schuhkarton unter ihrem Bett war die Kommode das einzige, was ihr von ihrer Mutter geblieben war. Sie zog die Shorts über ihre schmalen Hüften streifte ihr gelbes Lieblingstop über. Das Spiegelbild gefiel ihr. Bei dieser Hitze dürfe man schließlich auch mal etwas Haut zeigen, dachte sie. Doch obwohl sie bereits dreizehn, ja fast vierzehn war, wusste Vicky genau, wie ihr Vater reagieren würde, sobald sie herunter käme. Er saß morgens immer schon am Küchentisch, mit einem großen Becher Kaffee vor sich, und die Zeitung reichte ihm knapp bis zur Nasenspitze. Wenn sie sich, wie jetzt im Sommer, mal ein bisschen freizügiger anzog, sah er sie nur kurz durch seine dicken Brillengläser über die Zeitung hinweg an und richtete seine Augen dann wieder auf den Sportteil. Ganz beiläufig fragte er stets nach einer Weile:
„Und so willst du vor die Tür gehen? Naja.“
Vicky gab ihm darauf nie eine Antwort, das war ihr zu blöd. Und er erwartete vermutlich auch gar keine Antwort. Ihm musste es schließlich nicht gefallen, wie sie herumlief, sondern ihr. Sie band sich die goldene Mähne zu einem Zopf zusammen, ging zum Fenster und riss die Vorhänge auf. Das Sonnenlicht durchflutete den Raum.
„Ein herrlicher Morgen“, dachte sie.

Ihr Vater saß bereits am Tisch, als Vicky die Küche betrat. Er schaute sie kurz über die Zeitung hinweg an.
„Guten Morgen, Prinzessin.“
„Guten Morgen, Papa“, sagte Vicky, ihrem Vater den Rücken zugewandt, und schenkte sich ein Glas Orangensaft ein.
„Hm, und so willst du vor die Tür gehen? Naja.“, murmelte er hinter der Zeitung und Vicky musste grinsen. Sie nahm einen großen Schluck und das Grinsen verging ihr, als sie sich umdrehte. Vor ihrem Vater stand eine Dose Bier. Seit er nicht mehr in der Fabrik arbeitete, fing er immer häufiger schon morgens an zu trinken und war bereits mittags voll. Aber es war nie so, dass er sie anschrie oder schlug oder gar anfasste – Gott nein! Das würde er nie tun. Sie war schließlich seine Prinzessin. Aber er wurde traurig, wenn er trank, noch trauriger als sonst. Und sie hasste es, ihren Vater so zu sehen.
„Und was hast du heute schönes vor, Prinzessin?“, fragte er und nahm einen großen Schluck aus der Dose.
„Ich will an den See. Zum Angeln“, antwortete Vicky. Bevor ihr Vater seinen Job verloren hatte, waren sie häufig gemeinsam angeln. Sie saßen dann auf den alten Campingstühlen nebeneinander am See und warfen die Köder aus. Mal redeten sie stundenlang über alle möglichen Dinge und ein anderes Mal schwiegen sie nur. So oder so, Vicky hatte diese Zeit mit ihrem Vater immer genossen.
„Willst du nicht mitkommen?“, fragte Vicky.
„Ach nein, Prinzessin. Ich …“ fing er an, aber stockte kurz. „Ich habe hier noch einiges zu erledigen“, beendete er den Satz, während er auf die Bierdose schaute. Er tat ihr leid. Aber es konnte doch nicht ihre Aufgabe sein, sich um ihn zu kümmern. Sie war schließlich erst dreizehn und er war alt genug.
„Alles klar Papa. Bis später“, sagte Vicky, griff nach ihrer Angel, schnappte sich die Köderbox und zog die Haustür hinter sich zu. Sie blieb einen Moment vor der geschlossenen Tür stehen, bevor sie sich auf den Weg machte.

Der alte Bus der Linie 202 war fast leer, als Vicky einstieg. In der Reihe hinter dem Fahrer saßen zwei ältere Damen, die sich schick gemacht hatten, wie es nur Damen dieses Alters taten. Sie trugen bunte Kostüme, dünne Handschuhe und auffällige Hüte. Mehrere Reihen dahinter saß ein junges Pärchen dicht nebeneinander, ja fast schon aufeinander. Sie flüsterten sich irgendetwas ins Ohr, mit Sicherheit etwas unanständiges, kicherten dann und küssten sich wild und feucht. In der letzten Reihe saß ein düster dreinschauender Punk mit grün gefärbten Haaren und Metall im Gesicht. Vicky entschied sich, hinter den älteren, bunten Damen Platz zu nehmen und ließ sich auf einen staubigen Sitz fallen. Es war unglaublich heiß und stickig. Draußen mussten es bereits dreißig Grad sein, doch hier im Bus waren es gut vierzig, war sich Vicky sicher. Immer wieder wischte sie sich den Schweiß von der Stirn, damit er nicht in ihre Augen lief. Sie musste an ihre Freundinnen denken, die über die Ferien an die tollsten Orte gereist waren und den Sommer vermutlich am Pool verbrachten. Ihr Vater hatte sie gefragt, ob sie auch in den Urlaub fahren wolle. Doch sie hatte gewusst, dass dafür eigentlich kein Geld übrig war, also sagte sie ihm, sie würde gerne einfach zu Hause bleiben. Aber jetzt, wo sie in diesem stickigen, alten Bus saß und durch die Scheiben auf die durstigen Felder links und rechts von der Straße blickte, wollte sie überall sein, nur nicht hier.

Vicky stieg aus dem Bus und atmete tief ein. Sie war sich sicher, dass sie keine Minute länger in dieser Hitze ausgehalten hätte. Sie stand mit ihrer Angel in der einen und mit der Köderbox in der anderen Hand auf dem Schotterparkplatz einer heruntergekommenen Fernfahrerkneipe. Der Bus fuhr weiter und unzählige Kilometer heißen Asphalts lagen vor ihm, bevor er in der nächsten Stadt Halt machen würde.
„Dann wollen wir uns mal das Abendessen angeln“, murmelte Vicky. Aber natürlich sagte sie das nur so dahin, denn wenn sie tatsächlich mal einen Fisch fing, dann ließ sie ihn wieder frei. Weder waren die Fische groß genug, um ein anständiges Mahl abzugeben, noch konnte sie sich überwinden, sie auszunehmen. Sie marschierte los und folgte einem schmalen Pfad vorbei an der schäbigen Spelunke, wie Lisa die alte Kneipe nannte. Lisa war die einzige ihrer Freundinnen, die genauso gerne angelte wie sie selbst und auch die erste Freundin, nachdem sie vor drei Jahren mit ihrem Vater hier hergezogen war. Die anderen meinten, Angeln sei ein Hobby nur für Jungs und zogen die beiden damit auf. Aber beim Angeln konnte man gut quatschen und lästern, also warum sollten nicht auch Mädchen angeln? Außerdem gab es in dieser Einöde sowieso nicht viel anderes zu tun. Und den ganzen Tag im Shopping Center rumhängen wie die anderen, das war Vicky zu blöd.

Nach einer guten halben Stunde erreichte sie den kleinen See, an dem sie früher so oft mit ihrem Vater, zuletzt aber nur noch mit Lisa geangelt hatte. Er lag still inmitten eines großen Waldgebietes und die Äste alter Laubbäume ragten von allen Seiten über das Wasser. Vicky setzte sich auf die morschen Holzbalken des kurzen Stegs, der ein paar Meter über das schilfbewachsene Ufer führte und ließ die Beine baumeln. Sie stellte die Köderbox neben sich ab und befestigte einen kleinen Blinker am Haken. Ihr Vater hatte ihr einmal gezeigt, wie man mit Lebendködern angelt, doch einem kleinen Wurm einen Angelhaken durch den Körper zu jagen – nein, das brachte sie nicht übers Herz. Furchtbar eklig war es noch dazu und sie war schließlich immer noch ein Mädchen. Sie warf die Angel aus und der bunte Blinker schimmerte kurz in der Sonne, bevor er platschend ins Wasser tauchte. Während sie so dasaß und den Blick über die ruhige Wasseroberfläche schweifen ließ, versammelte sich eine Schwadron Mücken – ein beliebter Ausdruck ihres Vaters – um ihren Kopf, die sie durch wiederholtes Wedeln mit den Armen versuchte zu vertreiben. Einige der ganz hartnäckigen Soldaten fanden den Tod durch einen Schlag ihrer flachen Hand auf der nackten Haut. Der Blinker trieb weiter im Wasser und sie dachte an Lisa, die in Australien wahrscheinlich gerade zu einem Korallenriff hinab tauchte – oder vielleicht auch nicht, da Australien in einer völlig anderen Zeitzone lag – und an ihren Vater, der mit ziemlicher Sicherheit noch immer am Küchentisch saß und Bier trank, und an ihre Mutter, die sie und ihr Vater immer noch schrecklich vermissten, auch wenn es Vicky immer schwerer fiel, sich an ihr Gesicht zu erinnern. Sie verlor sich immer mehr in diesen Gedanken und zuckte heftig zusammen, als plötzlich neben ihr ein metallener Koffer auf die Holzbalken krachte.
„Petri Heil, meine Kleine“, stöhnte ein hochgewachsener, älterer Mann und ließ sich neben ihr nieder.
„Petri Dank“, antwortete Vicky reflexartig, obwohl der Schreck immer noch tief in ihren Knochen saß. Sie und ihr Vater hatten sich auf diese Weise immer einen guten Morgen gewünscht, bevor sie zum Angeln aufgebrochen waren.
„Beißen sie heute?“, fragte der Fremde, während er einen Angelhaken durch einen sich windenden Wurm trieb.
„Bislang noch nicht“, antwortete Vicky leise und schaute schüchtern zu ihm herüber. Er hatte ein faltiges Gesicht und einen grauen Weihnachtsmannbart, der sich über der Oberlippe gelblich verfärbt hatte. Der Mann holte eine selbstgedrehte Zigarette aus der Brusttasche seiner ölverschmierten Latzhose, steckte sie sich in den Mund und zündete sie an. Nach jedem Zug legte er den Kopf in den Nacken und blies die Rauchwolke gen Himmel. Die Angel hielt er in riesigen, schmutzigen Händen und auch seine Finger erschienen Vicky unglaublich lang und unter den Nägeln hatte sich reichlich Dreck angesammelt. Sie fühlte sich irgendwie unwohl, während der Mann nur still neben ihr saß, rauchte und aufs Wasser schaute.

Vicky und der Fremde hockten eine ganze Zeit schweigend nebeneinander und die Schwadron Mücken hatte sich in zwei Einheiten geteilt und umschwirrte je einen der beiden Köpfe.
Plötzlich griff der Alte in seinen Metallkoffer und holte eine Dose Cola heraus.
„Magst ne Limo?“, fragte er, nachdem eine gefühlte Ewigkeit Stille geherrscht hatte, und hielt ihr die Dose hin.
„Nee, danke.“
„Ganz allein hier draußen?“, fragte der Alte und schaute sich um.
„Ja“, sagte Vicky und bereute diese Antwort sofort.
Er legte die Dose zurück in den Koffer, rauchte eine weitere Zigarette und sie saßen wieder schweigend nebeneinander. Doch in Vicky tobte es. Sie merkte, wie der Mann sie immer wieder anschaute. Und sie wusste, hier draußen würde niemand ihre Schreie hören. Sie fragte sich, ob sie schneller laufen könnte als der Alte. Sie rechnete sich ihre Chancen aus, sollte sie sich wehren müssen. Doch sie wurde durch ein surrendes Geräusch aus diesen Gedanken gerissen.
„Ich muss los“, sagte der Fremde und drehte die Angelspule. Vicky starrte ihn an.
„Hab heut meine Enkel bei mir. Müssen beide ungefähr dein Alter sein. Ich pass auf sie auf, wenn ihre Mutter auf Arbeit is.“
Er verstaute seinen Kram im Koffer, schnipste die Zigarette in den See und verabschiedete sich: „Viel Erfolg noch!“
Er schlurfte ein paar Schritte, blieb dann nochmal stehen.
„Pass auf dich auf, Kleine“, sagte er und setzte seinen Weg fort.
„Danke, das mach ich“, rief Vicky ihm hinterher. Sie seufzte erleichtert. Einen Schisser, so würde Lisa sie nennen, wenn sie ihr diese Geschichte erzählte. Sie hatte sich verrückt gemacht, wegen eines netten Opas, der ihr eine Cola anbot. Sie musste über diese unbegründete Panik lachen.

Es musste um die Mittagszeit sein, als Vicky merkte, dass die unerbittlich herab scheinende Sonne sie müde und träge gemacht hatte. Sie holte den Köder ein und legte sich mit geschlossenen Augen rücklings auf den Steg. Das Holz fühlte sich heiß an unter ihren nackten Armen und Beinen und die Mücken flogen unaufhörlich ihre Angriffe. Hinzu kam, dass sie allmählich Hunger und Durst verspürte. An die Verpflegung dachte Lisa sonst immer. So musste Vicky sich eingestehen, dass sie alleine vermutlich gar nicht überlebensfähig wäre und grinste bei diesem Gedanken. Es war Zeit nach Hause zu fahren. Dann merkte sie, dass sie plötzlich im Schatten lag.
„Hallo, junge Dame. Heute schon was gefangen?“, hörte Vicky eine Männerstimme über sich und schreckte auf. Sie blinzelte ein paar Mal, bevor sich die schemenhafte Gestalt vor ihr in einen Mann verwandelte, den sie kannte. Es war Tom, ein ehemaliger Arbeitskollege ihres Vaters. Er war früher häufig bei ihnen zuhause und hatte mit ihrem Vater nach Feierabend ein paar Bier getrunken. Er war immer freundlich, brachte ihr manchmal ein Kuscheltier mit und schien immer ein Lächeln auf den Lippen zu haben. Aber seit ihr Vater den Job verloren hatte, kam auch Tom nicht mehr vorbei. Aber nun stand er grinsend vor ihr und schaute auf sie herunter.
„Wie geht’s deinem Papa?“, fragte Tom und sah sie immer noch an.
„Ganz gut“, sagte Vicky und setzte sich im Schneidersitz hin.
„Das ist schön“, sagte Tom. „Das ist schön.“
Vögel zwitscherten in den Baumkronen.
„Schönes Wetter, nicht?“, fragte er.
„Ja schon.“
„Und so schön still hier draußen, nicht?“, fügte er strahlend hinzu und steckte sich ein Pfefferminz in den Mund.
„Ja schon.“
„Und, was hast du noch schönes in den Ferien vor?“, fragte Tom und ging ganz dicht vor ihr in die Hocke.
„Nichts Besonderes. Wissen Sie, Tom, ich wollte eigentlich gerade nach Hause und …“, begann Vicky, doch Tom unterbrach sie.
„Ich nehm dich mit! Kein Problem“, sagte er und sprang auf.
„Ach was, das brauchen Sie nicht.“
„Doch, doch! Was soll denn dein Papa von mir denken, es liegt doch schließlich auf dem Weg. Pack zusammen und wir düsen los.“
Tom schien richtig aufgeregt. Vicky nahm zögernd ihre Angel und die Köderbox. Gemeinsam gingen sie den schmalen Pfad entlang zum Schotterparkplatz, wo Toms Auto stand.

In einem alten Ford fuhren sie die Landstraße zwischen den ausgedörrten Äckern entlang und das Radio dudelte irgendeinen Song.
„Ich habe deinen Papa schon seit Ewigkeiten nicht gesehen“, sagte Tom irgendwann. „Wie geht’s ihm denn?“
„Ganz gut“, antwortete Vicky wieder.
„Das ist schön.“ Er schob sich noch ein Pfefferminz in den Mund.
„Mensch, aber toll, dass ich dich mal wiedersehe, Vicky“, strahlte er. „Du bist groß geworden – und so hübsch.“ Er legte die Hand auf ihr nacktes Bein und drückte etwas zu und das war ihr unangenehm. Aber sie sagte nichts.
„So ein hübsches Mädchen hat doch bestimmt einen Freund?“, fragte er, immer noch strahlend und strich ihr dabei übers blonde Haar.
Auch das war ihr unangenehm. Sie schaute aus dem Fenster und sah ihr Haus vorbeiziehen.
„Sie sind zu weit gefahren“, sagte Vicky und schaute über die Schulter zu dem sich entfernenden Pick-up ihres Vaters.
„Was? Achso. Nein, ich wollte dir noch was zeigen. Eine kleine Überraschung.“, meinte Tom nur und lächelte jetzt noch breiter.

Sie hielten auf einem fast zugewachsenen Waldweg und Vicky schaute sich nach allen Seiten um. Tom steckte sich noch ein Pfefferminz in den Mund und stieg aus dem Wagen. Sie hatte ein Gefühl in der Magengegend, wie sie es am ersten Tag in der neuen Schule hatte, nachdem sie und ihr Vater hergezogen waren. Sie wusste damals nicht, was sie dort erwarte, aber was es auch sein mochte, es war unausweichlich. Und genau dieses Gefühl verspürte sie jetzt. Tom stand lächelnd vor der Motorhaube des Fords und machte ihr mit einer Handbewegung deutlich, sie solle aussteigen. Er führte sie einen kurzen Pfad entlang, der in eine Lichtung mündete.
„Da ist er! Was sagst du?“, sagte Tom begeistert.
Vicky starrte auf einen alten Wohnwagen, der am Rande der verlassenen Lichtung stand. Die schmierigen Fenster waren mit Rollos zugezogen.
„Hier komme ich gerne her, um abzuschalten. Is ganz gemütlich da drinnen.“, sagte Tom
Er öffnete die Tür des Campers und schaute sie an.
„Wenn du magst, darfst du ihn auch benutzen - wenn du mal alleine sein willst. Komm, wir gehen rein“, sagte Tom und grinste sie wieder breit an. Vicky blieb regungslos stehen. Sie wollte nicht hinein. Das Gefühl im Bauch war nun deutlich schlimmer als damals am ersten Tag in der neuen Schule.
„Na komm schon“, sagte er lachend und zog sie schroff am Arm. Dann schloss er die Tür.

Es war heiß und stickig in dem alten Wohnwagen und es war nicht viel mehr darin als ein gepolsterter Stuhl und eine Matratze auf dem Boden. Vicky blieb an der Tür stehen und ihr war schlecht und die Beine wurden ihr zittrig. Tom ließ sich auf die Matratze fallen und klatschte mit den flachen Händen auf die Oberschenkel.
„So, da sind wir“, sagte er und strahlte sie wieder an. „Na komm schon, setz dich doch zu mir“, er klopfte dabei neben sich auf die Matratze. Sie wollte nicht zu ihm herüber gehen und sie wollte sich nicht neben ihn setzen. Aber ihre wackeligen Beine machten sich selbstständig und so saß sie dann doch neben ihm.
„Du bist wirklich schön, Vicky“, sagte Tom und massierte ihren Nacken. Sie saß nur stumm da und starrte auf ihre Hände, die im Schoß ruhten.
„Eine richtige junge Frau bist du geworden.“
Mit der anderen Hand streichelte er ihr über die nackten Beine. Sie starrte weiter hinunter. Obwohl es heiß war, lag der Schweiß eiskalt auf ihrer Haut und sie fühlte sich wie eingefroren und ihr war schwindelig. Sie schloss ihre Augen.

Ihr Kopf war zur Seite gedreht, als sie die Augen öffnete und sie sah ihr zerrissenes gelbes Top auf dem Boden des alten Wohnwagens liegen. Sein Körper lag schwer auf ihrem und sie roch seinen süßlich-minzigen Atem und weiter unten tat es schrecklich weh. Es war so stickig, dass sie kaum atmen konnte und heiße Tränen liefen ihre Wangen hinab. Ein letztes Mal rotierten die Gedanken. Sie dachte an Lisa, an ihren Vater und an ihre tote Mutter und die Bilder verschwammen. Dann war er fertig.

Vickys Vater saß auf einem alten Campingstuhl am Ufer des kleinen Sees, während die Sonne langsam hinter den Laubbäumen verschwand. Leise surrte die Angelspule in seiner Hand.
„Ich sprech nich gern drüber – aber ich denk jeden verfluchten Tag an sie. Ich vermisse sie schrecklich“, sagte er. Vicky hatte nie erlebt, dass ihr Vater tatsächlich über seine Gefühle sprach. Lieber machte er Witze oder blieb einfach stumm.
„Und ich glaube nicht, dass das jemals aufhört“, fügte er hinzu und starrte mit feuchten Augen aufs Wasser. Die letzten Sonnenstrahlen färbten den See orange.
„Das braucht Zeit“, sagte der alte Mann im Campingstuhl neben ihm. Er rauchte eine Zigarette und blies den Rauch gen Himmel. „Das braucht einfach Zeit“, wiederholte er.
Vickys Vater fuhr wieder häufiger raus zum Angeln an den kleinen See. Hier fühlte er sich ihr näher – hier, wo man sie wenige Tage nach dem Verschwinden aus dem Wasser zog, eingewickelt in eine Plane und mit wassergefüllten Lungen. Häufig traf er hier den alten Mann und sie sprachen über Vicky und Vickys Mutter und manchmal saßen sie auch einfach nur da und schwiegen, während die Sonne unterging.

 

Hola DerFred,

wieder eine gutgemachte Geschichte von Dir. Du schreibst klasse. Das liest man in einem Zug – hastunichgesehn. Ein bisschen irritiert war ich, dass ein Mädchen allein zum Angeln geht. Das ist schon nicht alltäglich, aber irgendwas musste sie wohl tun in der sonnigen Urlaubszeit. Trotzdem hätte ich mehr an Schwimmen im See gedacht – und nicht allein, denn wo soll der Spaß herkommen? Aber sie musste ja allein und ansprechbar sein, damit die Geschichte ihren Lauf nehmen konnte. Also: Ein Hauch von Konstrukt liegt in der Luft.
Nichtsdestoweniger hab ich’s gern gelesen – wie schon gesagt: Schreiben kannst Du!

Noch ein paar Fliegendreckerle:

... während sie das Spiegelbild betrachtete, ...
... ‚ihr Spiegelbild’ ... würde mir besser gefallen.

... reichte ihm knapp bis über die Nasenspitze.
... ‚knapp bis zur’ ist der gängige Ausdruck. Knapp über geht nicht.

Er tat ihr Leid.
Er tat ihr leid.

Mit dem Ende bin ich leider nicht so richtig klargekommen:

Das war Vickys letzter Sommer.
Über die Grausamkeit einer Vergewaltigung müssen wir nicht reden – nur bin ich erstaunt, dass Vicky daran gestorben ist. Schließlich ist sie fast vierzehn, sportlich und gesund. Hab ich was übersehen?

DerFred, das war wieder eine gute Lektüre!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo José!

Dir muss ich sofort antworten, denn das war ein sehr erlösender Kommentar!
Nach meinen anderen zwei Geschichten, die recht kurz waren (und die Kritik, dass die Figuren zu blass bleiben ist mir dabei besonders im Kopf geblieben), habe ich es hier mal mit einer längeren versucht und wollte ein bisschen mehr um Vicky herum erzählen. Doch kurz nach dem Einstellen kam mir sofort der Gedanke, ob das alles nicht zu langatmig ist und für den Leser schnell langweilig wird und die Geschichte gar nicht erst zuende gelesen wird.
Das es, zumindest für Dich als erster, der sie kommentiert, nicht so ist, freut mich ungemein! =)

Deine Anmerkungen werde ich übernehmen.

Mit dem letzten Satz wollte ich andeuten, dass er sie nach der Vergewaltigung tötet. Wenn er sie laufen ließe, müsste er ja damit rechnen, dass sie jemandem von seiner grausamen Tat erzählt - nicht zuletzt, weil sie ihn ja kennt.
Aber der Einwand ist bestimmt berechtigt und sollte sich noch jemand erbarmen und den Text bis zum Ende lesen und ebenfalls über das Ende stolpern, bin ich mit einem anderen Ende sicherlich besser beraten.

Also, vielen, vielen Dank - Du hast meinen freien Tag gerettet! =)

Der Fred

 

Hallo DerFred,

ich hab deine GEschichte gern gelesen. Ich bin über keinen Satz gestolpert, du schreibst wirklich gut und flüssig! Also sprachlich hab ich gar nichts gefunden, das du verbessern könntest. :)

Ich hab deine anderen Geschichten nicht gelesen, aber hier sind die Personen überhaupt nicht farblos geblieben, finde ich. Du hast jede der Situationen - in der Küche, im Bus, beim Angeln schön eingefangen.

Ich habe eigentlich schon von Anfang an geahnt, dass es in diese Richtung gehen wird und spätestens beim AUftachen von Tom war es ja eindeutig. Aber ich denke, du wolltest auch gar keinen "überraschenden Schluss" schreiben.

Jetzt habe ich gerade gesehen, dass du mit deinem letzten Satz andeuten woltlest, dass Tom sie tötet. Oha, dass es so krass endet, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte es so interpretiert, dass es insofern "ihr letzter Sommer" ist, als dass ihr Leben danach für immer anders war. Oder dass sie aufgehört hat, "ein kleines Mädchen" zu sein, verstehst du, was ich meine?
Ich weiß nicht, ob es nur an mir liegt, dass ich das Ende nicht so aufgefasst habe, wie du es meintest. Josefelipe hat es ja anscheinend richtig verstanden.

Was für mich nicht ganz stimmig ist, ist Vicky Verhalten und ihre Gefühle, als sie mit Tom mitfährt. Gerade da im Auto, da schreibst du, dass ihr die Situation unangenehm ist - wieso bittet sie ihn nicht, anzuhalten und sie aussteigen zu lassen? Traut sie sich nicht? Wenn ja, dann würde ich das verdeutlichen.
Ich persönlich hätte spätestens dann, wenn er am Pick-up vorbeifährt, wirklich Angst. Vicky kommt mir da aber noch recht gelassen vor. Du schreibst zwar, dass sie "ein Gefühl hat, wie an ihrem ersten Schultag" - aber ist das wirklich vergleichbar? In eine neue Schule zu kommen macht mir auch etwas Angst, es ist unangenehm, ich weiß nicht, was mich erwartet. Aber wenn ich im Auto mit einem fremden Mann (okay, nicht völlig fremd, aber auch ein Arbeitskollege meines Vaters) sitze, der mich anfasst, der mir komisch vorkommt und der mit mir irgendwo in die Pampa fährt, da würde ich nicht nur ein bisschen Angst bekommen, sondern Panik!

WOlltest du damit verdeutlichen, dass sie in der harmlosen Situation mit dem älteren Angler unberechtigterweise Angst hatte, und in der wirklichen gefährlichen zu naiv war? Ich glaube aber nicht, dass sie wirklich so naiv ist, oder?

Davon abgesehen, hat mir deine Geschichte - wie gesagt - echt gefallen!

Liebe Grüße,

Tintenfisch

 

Hallo Tintenfisch - und auch an Dich ein großes Dankeschön =)

Ich glaube, Du sprichst da Punkte an, über die ich wirklich noch mal nachdenken sollte:
Der Moment, als sie am Pick-up vorbeifahren sollte vielleicht etwas mehr in Vicky auslösen, da gebe ich Dir Recht.

wieso bittet sie ihn nicht, anzuhalten und sie aussteigen zu lassen? Traut sie sich nicht? Wenn ja, dann würde ich das verdeutlichen.
Genau so dachte ich -ja, dass sollte ich vermutlich tun.

Und auch das Ende sollte ich etwas deutlicher formulieren, damit der Leser das im Kopf hat, was ich im Kopf hatte.

Die Gegenüberstellung der Situationen mit dem Angler und Tom sollte das Problem aufgreifen, dass solche grausamen Dinge nicht selten von Menschen getan werden, die dem Opfer zumindest bekannt sind - wodurch zum einen die Eltern weniger aufmerksam sind (was in meiner Geschichte egal ist) aber auch die Kinder leichtfertiger reagieren, bzw. anders, als sie es vielleicht bei einem völlig Fremden täten.

Das Gefühl, wie am ersten Schultag - das war so eine Idee, da ich dachte, dass Kinder sich in solchen Situationen mit Sicherheit arg unwohl fühlen, aber ihnen vielleicht eher nicht der konkrete Gedanke kommt, dass sie möglicherweise vergewaltigt werden... so zumindest meine Vermutung. Ich dachte da an Aufklärungen von Eltern nach dem Motto: Geh nicht mit Fremden mit, die wollen wir eventuell was böses. Das ist ja meist wenig konkret und vielleicht etwas geheimnisvoll - und da könnte so ein unbestimmtes Gefühl im Magen vielleicht passen, so war meine Idee.

So, jetzt konnte ich sogar noch etwas zu meinen Gedanken hinter der Geschichte loswerden ;)

 

Hallo DerFred,

ich nochmal ;)

Ja, das habe ich mir gedacht, dass du das in deiner Geschichte verdeutlichen wolltest, wie leichtfertig KInder beim Umgang mit "nicht ganz so Fremden" sind/ sein können. Das hab ich auch mit meinen Fragen am Ende gemeint, nur vielleicht etwas unglücklich formuliert.

Ich versteh deinen Verleich mit dem ersten Schultag jetzt besser. Ich weiß nicht, ob ein Kind sich vielleicht auch tatsächlich so fühlen könnte - das kann gut sein, zumindest wird ein Kind nicht von Anfang an Verdacht schöpfen. Nur: Vicky ist schon dreizehn, da ist man nicht mehr ganz so unbedarft, meiner Meinung nach.

Und auch das Ende sollte ich etwas deutlicher formulieren, damit der Leser das im Kopf hat, was ich im Kopf hatte.
ich weiß nicht, ob du das unbedingt musst. Bisher habs ja nur ich falsch verstanden. ;)

Liebe Grüße,

Tintenfisch

 

Hallo DerFred, das ist eine sehr gut geschriebene Geschichte, die ich mit Spannung gelesen habe.
Du beschreibst die Situation beim Angeln und im Auto bis zum Wohnwagen sehr deutlich, ebenso die aufkommende Angst des Mädchens. Wirklich gut.

Enttäuscht bin ich vom Schluss. Hier verlässt du den Leser und lässt ihn im Regen stehen. Was passiert mit dem Mädchen? Die Geschichte sollte sich nicht auf den Titel stützen. Viky's letzter Sommer kann vieles bedeuten. Selbst wenn das Mädchen ermordet wird, will ich, als Leserin, wissen wie und auf welche Weise. Eine Vergewaltigung endet im Normalfall nicht tödlich, in deiner Schlussszene bin ich mir da nicht mehr sicher.

Davon abgesehen hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen.

Liebe Grüße!
Amelie

 

Hallo Amelie!

Wie ein kleines Kind freue ich mich über Deine Worte =)

Enttäuscht bin ich vom Schluss.
... so, der muss geändert werden!

Ich danke Dir vielmals für Dein Feedback.


Und Tintenfisch,

Nur: Vicky ist schon dreizehn, da ist man nicht mehr ganz so unbedarft, meiner Meinung nach.
... und wieder muss ich Dir recht geben! Hm... da muss ich nochmal gucken, ob ich das etwas runder hinbekomme.

Euch beiden und allen anderen ein dickes Dankeschön =)

 

Dann schloss er die Tür hinter ihr.

Was als erstes auffällt,

lieber Fred,

sind die Pronomen, insbesondere die Possessivpronomen - und, ich hab ja die Vorredner z. T. angeschaut, die Warnung, nicht alles, was hier zum Besten gegeben wird, blind anzunehmen, sondern erst mal auszuprobieren (gilt auch für meine Person). Manches ist halt gut gemeint, mehr nicht! Also:

Vicky stand vor der alten Schminkkommode in ihrem Zimmer und während sie ihr Spiegelbild betrachtete, trocknete sie ihre blonden, langen Haare mit einem Handtuch.
Was sich wie selbstverständlich in de Geschichte fortsetzt.

Fürchtet Vicky (oder auch der Autor) um Besitzansprüche? Gelegentlich ließe sich das Pronomen eben doch besser durch den Artikel ersetzen, denn wessen Spiegelbild könnte sie sonst noch sehn,
wessen Haare trocknen usw. usf. Müsstestu halt noch mal alles durchschauen, beim gesamten Personal.

Und dann sträubt sich mein Bauchgefühl, als schnappte die Fälle-Falle zu:

Neben ein paar verblichener Fotos in einem Schuhkarton unter ihrem Bett war die Kommode das einzige, was ihr von ihrer Mutter geblieben war.
Lass mal „ein paar“ weg und ersetz das Indefinitpronomen durch den Artikel „neben (den) verblichenen Fotos ...“ Mit dem „Paar“ wär's dann wieder anders (die Zweiheit ist halt eines der wenigen Überbleibsel des im Hochdeutschen abhandengekommenen Dual und nicht wie "ein paar" Plural).
Die Fälle-Falle hat also zugeschlagen ...

An sich hab ich nix gegen lange Sätze, aber neben den Possessivpronomen fallen dann auch die geradezu zwanghaft zusammengesetzten Hauptsätze auf. Wie hier, wo zwo Ebenen aufeinanderprallen:

Das Spiegelbild gefiel ihr und schließlich dürfe man bei dieser Hitze auch mal etwas Haut zeigen, dachte sie.
Besser zwo Sätze daraus machen, Gefallen und Gedanke sind sehr unterschiedliche Ebenen, die sich schon in der Verwendung von Indikativ und Konjunktiv offenbaren.

Hier noch ein kleines Beispiel, dass sich einfach umgestalten ließe (abgesehen von einer Stelle, die besser im Konjunktiv stünde)

An die Verpflegung hatte Lisa sonst immer gedacht und so musste Vicky sich eingestehen, dass sie alleine vermutlich gar nicht überlebensfähig war und sie grinste bei diesem Gedanken.
Wie wär's etwa so „An Verpflegung dachte sonst immer Lisa. So musste Vicky sich eingestehen, dass sie alleine vermutlich gar nicht überlebensfähig wäre, und grinste bei diesem Gedanken.“

Hier ist ein kleines „dann“erwetter

Wenn sie sich, wie jetzt im Sommer, mal ein bisschen freizügiger anzog, dann sah er sie nur kurz durch seine dicken Brillengläser über die Zeitung hinweg an und richtete seine Augen dann wieder auf den Sportteil. / Ganz beiläufig fragte er nach einer Weile dann immer
Das erste ist auf jeden Fall entbehrlich, das zwote könnte durch "nun" ersetzt werden und das dritte braucht uns nunmehr nicht mehr zu bekümmern ...

Gelegentliche echte Flüchtigkeit

Ihm musste es schließlich nicht gefallen, wie sie herumlief, sonder(n) ihr.
erkenn ich nu dieses eine Mal. Gelegentlich ginge es eleganter, etwa hier durch Weglassen
Aber es war nie so, dass er sie dann anschrie oder sie schlug oder gar anfasste – Gott nein!
Etwa derart „ Aber es war nie so, dass er sie dann anschrie, schlug oder gar anfasste – Gott nein!“

Hier ist der Punkt vorm ausl. Gänsefüßchen entbehrlich:

„Alles klar Papa. Bis später.“, sagte Vicky, griff

„Dann wollen wir uns mal das Abendessen angeln“, murmelte Vicky zu sich.
Warum das Reflexivpronomen? Es geht ohne großen Schaden zu nehmen auch ohne ...

„Magst ne Limo?“, fragte er, nachdem eine gefühlte Ewigkeit Stille geherrscht hatte(,) und hielt ihr die Dose hin.

Hier mal was ohne Hinweis. Der kommt durch Tom selbst
„Und, was hast du noch schönes in den Ferien vor“, fragte Tom und ging ganz dicht vor ihr in die Hocke.

So viel oder wenig für heute vom

Friedel

 

Hallo Friedel,

und wieder ein großes Dankeschön für Deine Zeit und Mühe!
Ein bisschen schäme ich mich ja nun - habe ich doch angekündigt, mir Deinen letzten Kommentar für die nächste Geschichte hinter die Ohren zu schreiben. Und doch ist es wieder die Flut der Possesivpronomen, die Dir übel aufstößt. Und das, obwohl ich Dir versichern kann, dass eine Menge davon bereits während meiner ersten Überarbeitung vernichtet wurden...
Also: Große Töne, dass es beim nächsten Mal besser wird, sprucke ich nicht mehr - ich werds einfach nur versuchen ;)

Also, besten Dank - auch für die anderen Anmerkungen - und einen angenehmen restlichen Tag!

Der Fred

 

Hallo DerFred!

Also, eine Vergewaltigungsgeschichte mit der bauchfreien Bekleidung der Protagonistin zu starten - das sehe ich sehr kritisch. Weil das suggeriert, dass, wenn sie sich anders angezogen hätte, das Ganze nicht passiert wäre.
Ich will dir, DerFred, diese Einstellung beileibe nicht unterstellen, aber diese Einstellung ist leider noch lange nicht ausgestorben.

So, ich hoffe, ich habe dich nicht verschreckt.

Was mir sonst noch erzähltechnisch aufgefallen ist: Vom Themenschwerpunkt finde ich den Text (für eine Kurzgeschichte) unausgewogen. Du schreibst sehr viel aus Vickys Leben (was der Vater für Probleme hat, wer so alles im Bus sitzt, wo die Freundin in Urlaub ist ...), du fokussierst halt nicht auf dein Thema. Was ist dein Thema, ganz genau?
Wie ich sehe, hattest du das Gefühl selbst. Vertraue auf dein Gefühl.

Bei der Fahrt mit Tom wirst du für meinen Geschmack zu plakativ. ("Du bist groß geworden", "So ein hübsches Mädchen hat doch bestimmt einen Freund", "Sie sind zu weit gefahren", "ich wollte dir noch was zeigen", "Pfefferminz in den Mund"). Wie aus einem Schreibleitfaden: Vorboten einer Vergewaltigung. Da rate ich dir, individueller, origineller zu werden.

Grüße,
Chris

 

Hallo Chris!

Lieben Dank für Dein Feedback =)

Oh - selbstverständlich wollte ich dem Opfer keinerlei Mitschuld vorwerfen - und du tust richtig daran, mir das nicht zu unterstellen! An eine solche Interpretation habe ich beim Schreiben gar nicht gedacht, aber ich stimme Dir zu, dass solche verqueren Ansichten noch in vielen Köpfen schwirren...

Und auch Deine weiteren Anmerkungen werde ich mir zu Herzen nehmen.

Aber gerade da Dich die Geschichte nicht überzeugen konnte, freue ich mich, dass Du bis zum Ende durchgehalten hast ;)

Vielen Dank und ein angenehmes - bei mir inzwischen schon höchst spätsommerliches, mit Hang zum Herbstlichen - Wochenende ;)

Der Fred

 

Hallo zusammen!

Ich habe nochmal etwas an der Geschichte geschraubt und ihr vor allem ein neues Ende gegeben.
Vielleicht mag ja nochmal jemand Feedback geben, ob dieses Ende die Geschichte etwas runder macht ;)

Beste Grüße und einen schönen Start in die Woche
wünscht der Fred

 

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