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Verzweifelt erträumt

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26.12.2009
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Verzweifelt erträumt

Sie sitzen zusammen auf der Couch. Es ist dunkel im Raum. Dunkel bis auf das Licht, das aus dem Fernseher flackert. Der Ton ist nicht zu laut und nicht zu leise. Und sie sitzen da. Sie und er. Allein.

Sie hat sich nichts so sehr gewünscht, als endlich mit ihm allein zu sein und jetzt merkt sie, dass es alles andere als einfach ist. Schon oft hat sie sich ausgemalt, was sie alles mit ihm tun würde. Aber jetzt, jetzt wo sie endlich alleine mit ihm ist, traut sie sich kaum zu atmen.

Sie traut sich kaum zu atmen, denn wenn sie es tut, könnte es sein, dass sie ihn berührt. Nein, das stimmt nicht ganz. Sie berührt ihn ja eigentlich schon. Es könnte bloß sein, dass er spürt, dass sie sich bewegt. Wenn sie atmet.

Also versucht sie so flach wie möglich zu atmen – mit dem Ergebnis, dass ihr unheimlich schwindelig wird. Oder wird ihr schwindelig, weil er so dicht bei ihr sitzt?

So dicht, dass sie die Wärme seines Körpers spüren kann.
So dicht, dass sie spüren kann, wie er atmet.
Der DVD-Player spielt den Film ab.

Sie hat ihn mitgebracht. Völlig unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, als sie in der Videothek vor all diesen Regalen stand. Und nur daran denken konnte, heute abend mit ihm allein zu sein.
Er hat den Film in seinen DVD-Player eingelegt, während sie sich auf die Couch gesetzt hat. Dann hat er sich zu ihr umgedreht, sie angesehen und gegrinst – sie liebt dieses Grinsen. Hat es vom ersten Tag an geliebt. Und dann hat er sich neben sie gesetzt. So nah wie er jetzt eben bei ihr sitzt.
Und seit diesem Moment – Sauerstoffmangel. Hervorgerufen durch zu flache Atmung.

Nachdem der Vorspann vorbei ist und der Film losgeht, sieht er sie an und fragt: „Ist dir kalt?“
Sie dreht den Kopf zu ihm um, sieht ihn an. Sieht in seine Augen, die sie fragend ansehen. Und sie sieht dieses Funkeln, dieses Glänzen in seinen Augen, dass sie seit der ersten Sekunde um den Verstand bringt, wann immer sie es sieht.
„Was?“ fragt sie, so, als hätte sie ihn nicht verstanden. Dabei hat sie das sehr genau.
„Ob dir kalt ist.“
„Kalt? Äh...“ Sie kommt sich so bescheuert vor. Nicht einmal die einfachste Frage kann sie beantworten, so durcheinander ist sie.
„Ich hätte hier eine warme Decke ... also falls du frierst...“ er lächelt sie an, zieht eine Augenbraue nach oben und sieht sie auf diese jungenhafte Art an, die ihr einen Schauer über den Rücken jagt.
„Oh ... ja ... gerne“, stammelt sie vor sich hin.
Ihr Hirn ist Brei. Aber das schlimmste daran ist: es ist zwar Brei – aber noch nicht Brei genug, um nicht mitzukriegen, wie bescheuert sie sich hier gerade verhält.

„Ok, also dann – aufgepasst.“
Er überspielt ihre Unsicherheit einfach – tut so, als würde er es gar nicht merken, breitet die Decke aus und legt sie über ihre Beine. Auch über seine Beine, beugt sich dann ein Stück über sie und stopft die Decke hinter ihren Rücken. Oh Gott! Ihr Herz schlägt so heftig, dass er es einfach hören muss! Und sie macht sich Gedanken über ihre Atmung.
Er zieht sich von ihr zurück, nachdem er sich vergewissert hat, dass die Decke auch tatsächlich feste zwischen ihr und der Rückenlehne eingekeilt ist, setzt sich gerade hin und sieht sie an.
Sie folgt seinen Bewegungen, sieht ihm dabei zu, wie er die Decke feststeckt und sich dann wieder zurück zieht. Ihr Blick wandert von seiner in schwarz gekleideten Schulter nach oben zu seinem Gesicht, über seinen Mund, seine Nase zu seinen Augen, die sie schon wieder ansehen und er beginnt erneut zu lächeln: „Besser!“ Keine Frage, eine Feststellung.

Sie nickt ihm einmal fast unmerklich zu, kann ihren Blick aber nicht von seinen Augen abwenden. Er erwidert ihren Blick, sein Lächeln verschwindet und er sieht sie ernst an. Verdammt – sie kann nicht mehr klar denken!
Seine Augen, die sie ansehen, sein Körper so nah neben ihrem, die Wärme beider Körper, die sich unter der Decke ausbreitet – sie bekommt eine Gänsehaut! Trotz der Wärme.
Und in diesem Moment, in dieser Sekunde, durchbricht die Stille das scharfe, laute Geräusch einer Geige der Filmmusik und sie zuckt heftig zusammen. Ihr ganzer Körper zuckt und es ist ihr wahnsinnig peinlich. Er lächelt sie an und fragt: „Alles ok?“
„Verdammt! Ja.“ Der innige Moment zwischen den beiden ist vorbei und sie versinkt fast im Erdboden vor Scham. Wann ist sie das letzte Mal so erschrocken? Es muss schon Jahre her sein. Er hält sie jetzt bestimmt für ein Weichei. Sie dreht den Kopf Richtung Fernsehgerät und flucht ganz leise: „Scheiße.“, während er sich auf seinem Platz bewegt, seinen Arm hebt und sagt: „Komm her!“ Sie sieht ihn wieder an – hat sie ihn richtig verstanden? Ihr Herz pocht schon wieder schneller als sie sieht, dass er tatsächlich seinen Arm hebt, um ihr Platz zu machen, so dass sie sich an ihn kuscheln kann. Und jetzt ist ihr Hirn gar nicht mehr so breiartig in ihrem Schädel. Sie lächelt ihn an, er erwidert das Lächeln und dann kuschelt sie sich zu ihm. Die Beine winkelt sie seitlich neben sich an, legt sie auf die Couch, die Fersen an ihrem Po und lässt sich seitlich an seinen Körper gleiten. Hmmmmm, das ist gut. Sie legt ihrenKopf an seine Schulter, er legt den Arm hinter ihrem Nacken über ihre Schulter und seine Hand baumelt ein paar Zentimeter neben ihrem Oberarm.

Sie genießt diesen Moment sehr, schließt kurz ihre Augen, nimmt alles in sich auf: seine Körperwärme, seinen Geruch – einfach wunderbar! – und die Bewegung seines Brustkorbs, der sich gleichmäßig hebt und senkt, als er ein- und ausatmet. Sie seufzt wohlig, kann es nicht verhindern – aber das stört sie auch kein bisschen. Es drückt einfach das aus, was sie in diesem Moment fühlt – Zufriedenheit, Geborgenheit, Glück.

Sie folgt nun der Handlung des Films. Zumindest versucht sie es. Es gibt immer wieder Szenen, bei denen sie sich ein wenig dichter an ihn kuschelt, einmal muss sie sogar die Augen hinter ihrer zur Faust geballten Hand verstecken. Er findet das wahnsinnig süß – ein kurzes, sanftes, rauhes Lachen verlässt seine Kehle und er zieht seinen Arm ein Stück aus ihrem Nacken zurück, legt ihn auf die Rückenlehne der Couch und beginnt mit seinen Fingerspitzen ganz sanft ihren Nacken zu kraulen. Verdammt! Sie musst ihre Augen schließen, ihr Kopf sinkt kraftlos an seine Schulter und sie atmet tief und zitternd ein und dann sehr lange aus.
„Hmmmmmm“, flüsterst sie ganz leise. Seine Fingerspitzen streichen zart über die weiche Haut ihres Nackens, verlieren sich in ihrem Haaransatz, streichen dann sanft über ihre Wirbel nach unten bis zum Rand ihres Shirts. Gott! Sie bekommt eine Gänsehaut – am ganzen Körper. Die Augen immer noch geschlossen, schmiegt sie ihren Kopf an seine Schulter, an seine Brust und wieder an seine Schulter. Und als sie dort – an seiner Schulter – wieder ankommt, die Augen nach wie vor geschlossen, nimmt sie erneut seinen Duft wahr. Aber intensiver dieses Mal – den Duft seiner Haut. Sie hebt langsam ihre linke Hand, berührt sanft seine Wange. Genießt das Gefühl seiner Haut unter ihren Fingerspitzen. Streicht sanft über seinen Kiefer, nach vorne zu seinem Kinn und dort verharrt sie mit Zeige- und Mittelfinger. Seine Fingerspitzen streichen sanft am Rand ihres T-Shirts entlang und sie hebt ihren Kopf von seiner Schulter und öffnet langsam, ganz langsam die Augen, sieht ihn an. Er sieht sie an. Das Licht des Films scheint zu ihnen herüber, flimmert über ihre Gesichter und sie erkennt gerade so, dass seine Pupillen stark erweitert sind. Seine Augen sind fast schwarz und trotzdem verliert sie sich darin. So, wie er sie ansieht. Die Bewegung seiner Fingerspitzen in ihrem Nacken wird langsamer, bis sie schließlich ganz erstarrt. Sie sieht auf seine Lippen – verdammt, er hat wahnsinnig sexy Lippen und sie möchte wissen, wie es sich anfühlt, ihn zu küssen. Ihre Finger, die noch immer an seinem Kinn verweilen, wandern langsam hinab, lösen sich davon und ihre Hand legt sich flach auf seine Brust, ganz sanft. Sie spürt sein Herz – spürt wie kräftig es schlägt und ihr Blick wandert erneut von seinen Lippen zu seinen Augen. Und dann – endlich! Langsam, fast unmerklich beugt er seinen Kopf ein wenig zu ihr herüber. Seine rechte Hand legt sich sanft, sehr sanft auf ihre linke Wange, seine Finger streichen zart ihr Haar hinter ihr Ohr, bleiben dann darüber liegen und umfassen ganz vorsichtig ihren Kopf. Er sieht auf ihren Mund, den sie in diesem Moment ein kleines Stück öffnet. Ein letzter kurzer Blick von ihm in ihre Augen, bevor sie diese schließt. Und dann spürt sie seine Lippen auf ihren – Wahnsinn!

Zunächst nur ganz zart, fast zurückhaltend, tastend, erkundend. Nur, um sich dann in der nächsten Sekunde voll, warm und trotzdem sanft auf ihre Lippen zu legen. Oh Gott! Ihr Körper zittert, als er beginnt ganz vorsichtig an ihrer Unterlippe zu ziepen und im nächsten Moment spürt sie wie seine Zunge sich zart an ihren Lippen vorbeimogelt und sie kommt ihm erwartungsvoll entgegen. Ihr Herz schlägt heftig in ihrer Brust, als ihre Zungen sich berühren und er sie sanft, sehr sanft liebkost und ihr wird heiß dabei. So sitzen sie da – in dieser Position, dieser Haltung und küssen sich. Sanft, aufregend, sexy! Sie denkt an alles und an nichts. Aber vor allem an nichts und dieser Kuss erscheint ihr endlos und ist doch – als er seine Lippen irgendwann ganz vorsichtig von ihren löst – viel zu schnell vorbei. Sie hält ihre Augen geschlossen, ihre Lippen ein kleines Stück geöffnet und er legt seine Stirn an ihre.
„Hey“, flüstert er heiser.
Widerwillig öffnet sie ihre Augen – hat Angst, dass dieses schöne Gefühl auf ihren Lippen, das sie noch immer spüren kann, verschwinden könnte.
„Ja?“ flüstert sie ebenfalls.
Er streicht ihr mit seinem rechten Zeigefinger sanft über die Wange und sie hört, dass er zu lächeln beginnt. Sie sind sich so nah. Langsam und immer noch widerwillig öffnet sie ihre Augen, sieht ihn an.
„Bleibst du heute nacht?“
Sie seufzt tief, lächelt ihn dann ebenfalls an und flüstert: „Ja.“
Und in der nächsten Sekunde spürt sie seine Lippen wieder auf ihren und dieser Kuss übertrifft den ersten noch um ein vielfaches. Ihr wird schwindelig davon und Halt suchend schlingt sie ihre Arme um seinen Nacken und legt ihre Beine über seinen Schoß. Seine rechte Hand wandert sanft über die Außenseite ihres linken Oberschenkels, streicht zart darüber bis zu ihrem Knie, über ihr Schienbein und wieder zurück nach oben. Und dann löst er seine Lippen sanft von ihren, lässt sie über ihre Wange, ihren Kiefer bis hin zu ihrem Ohr gleiten. Von dort an bahnt er sich mit Lippen, Zunge und Zähnen sanft seinen Weg über ihren Hals nach unten zu der Stelle, an der ihr Hals in ihre Schulter übergeht.

„Verdammt ....“ ist alles was sie heiser flüstern kann, als sie gemeinsam nach hinten gleiten und sie ihr rechtes Bein zwischen ihm und der Rückenlehne durchstreckt, so dass er nun zwischen ihren Beinen auf ihr liegt. Als sie dann in liegender Position angekommen sind, bringt er sein Gesicht ganz nah vor ihres, sieht sie an, sieht ihr in die Augen. Sie kann seinen Atem auf ihren Lippen spüren, als er ihr ganz zart über die Wange streicht und sie ansieht. Sie schmiegt ihren Kopf in das Polster der Couch und sieht ihn mit schräg gelegtem Kopf an. Er sagt nichts. Sie sagt nichts. Dann streicht er ihr sanft mit seinem Zeigefinger über die Lippen – ein aufregendes Gefühl, das ihr sofort eine Gänsehaut über den Körper jagt. Ihre Hand legt sich sanft in seinen Nacken und sie beginnt vorsichtig darüber zu streichen. Über die zarte Haut seines Nackens übergehend in seinen Haaransatz und sie sieht, wie sich sein Blick verliert, spürt, dass er ebenfalls eine Gänsehaut bekommt. Und dann schließt er seine Augen und küsst sie. Und noch während sie ihre Augen schließt, weiß sie genau, dass dieser Kuss ihr all das verspricht, was sie sich die ganze Zeit über so verzweifelt erträumt hat.

Und in dieser Nacht werden all diese Träume Wirklichkeit.
#

 

Hallo KM82,

ich habe den Text leider nicht zu Ende lesen können, schreibe dir aber wenigstens, wieso nicht. Ich bin ein Leser, der als unbeteiligte Person über eine Handlung erzählt bekommen möchte - und ich kann es einfach nicht ertragen, permanent mit du ... dich ... angesprochen zu werden. Ich bin diese Person nicht und möchte sie auch nicht sein.

Von daher mein Tipp fürs allererste: Schreibe den Text entweder in die erste oder dritte Person um, denn so wirst du nicht viele Lesefreunde finde.

Trotzdem natürlich ein herzliches Willkommen hier auf kg.de :).

Viele Grüße
bernadette

 

Hallo KM82,

herzlich willkommen hier!

Du hast dir nichts so sehr gewünscht, als endlich mit ihm allein zu sein
Ich mit irgendeinem Ihm endlich allein. Das ist absurd. Kann und will ich mir nicht vorstellen.

"Sie hat sich nichts so sehr gewünscht, als endlich mit ihm allein zu sein..."
Das wäre für mich spannend! Da würd ich gern weiterlesen.

Gruß

Asterix

 

Hallo KM82,
ich kann die Meinung meiner Vorposter zwar nachvollziehen, muss aber gestehen, dass es mir nicht so ging - ich konnte mich wunderbar mit dem "Du" deiner Geschichte identifizieren. Diese oder eine ähnliche Situation bin ich in Gedanken mindestens schon hundertmal durchgegangen und hätte ich sie aufgeschrieben, müsste das ungefähr so aussehen. Dein "Er" hatte also für mich gleich ein Gesicht, von deinem "Du" ließ ich mich gerne ansprechen. Das funktioniert allerdings auch nur, wenn du als Leser gerade jemanden wie mich erwischst - für die meisten anderen wird es sehr schwer sein, sich mit deinen Figuren zu identifizieren (was, wie bei asterix und bernadette, auf Widerwillen stößt).
Ich selbst schreibe auch manchmal gerne in der Du-Form, meistens aber nur, wenn ich damit tatsächlich nicht den Leser, sondern eine bestimmte Person ansprechen möchte.
liebe Grüße
stacybell

 
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Hallo Asterix,
danke für Deinen Beitrag zu meinem Text - ich freue mich ehrlich über offene Meinungen und werde dies in meiner nächsten Geschichte unbedingt berücksichtigen. Ich habe das von diesem Standpunkt aus (dass jemand sich das evtl gar nicht vorstellen MÖCHTE) noch gar nicht betrachtet und werde es auf jeden Fall berücksichtigen.
Danke!
Liebe Grüße
KM82

Hallo Stacybell92,
ganz lieben Dank für Deinen Beitrag. Genau aus diesem Grund habe ich den "Er" nicht sehr genau beschrieben, denn ich vermute, dass so gut wie jeder schon einmal solche Situationen im Kopf durchlebt hat ... mit dem entsprechenden "Er" natürlich.
Was ich nicht wirklich bedacht habe - aber Dank Asterix und Bernadette zukünftig auf jeden Fall berücksichtigen werden - ist, dass ein männlicher Leser natürlich mit dieser Geschichte nicht unbedingt etwas anfangen kann, weil er es sich nicht vorstellen möchte ...
Ich bin froh für jede Art der Kritik - nein Verbesserungsvorschläge - und bleibe fleißig weiter dran!
Ganz lieben Dank für Dein Interesse!
Liebe Grüße
KM82

 

Salve KM82 und herzlich willkommen bei KG.de,

zuerst eine Formalität: alle Antworten bitte in ein Posting.

Nun aber zum Text.
Tatsächlich fiel es mir schwer, ihn bis zum Ende zu lesen, nicht nur wegen der Du-Anrede (die mag ich auch nicht).
Er ist mir einfach zu wenig gehaltvoll, und damit meine ich nicht, dass er in die melancholischsten Seelengründe absteigen muss - bloß nicht. Nichts kann eine Liebesgeschichte effektiver killen.
Zuerst nochmal zur Du-Anrede: Sie verführt den Autoren dazu (wie es auch Dir passiert ist), viel zu wenig über seine Figuren zu verraten. Da werden ein Du und ein ich, er, wir, sie, wer auch immer aufeinander losgelassen. Die beiden kennen sich, der Erzähler kennt sein Du, es muss nicht mehr über Selbstverständlichkeiten geredet werden.
Nur der Leser bleibt außen vor. Er weiß nicht, was die Figuren aneinander fasziniert, was ihre dominanten Charakterzüge, Gewohnheiten und Verhaltensweisen sind, nicht wie sie aussehen oder was sie sonst im Leben so treiben, wenn sie sich nicht gerade in der Geschichte befinden.

Außerdem pasiert in Deinem Text nicht viel. Männlein und Weiblein verbringen einen DVD-Abend und küssen sich. Die Frau ist schüchtern und romantisch-verträumt, der Mann fürsorglich, selbstsicher und mindenstens zwanzigmal sanft, zart und vorsichtig, zum Teil sogar mehrmals in einem Satz.

Das ist ein wunderschöner Tagtraum, wenn man gerade dreißig Seiten Datensätze in eine Exel-Tabelle eingeben muss. Aber für eine Geschichte darf mehr Handlung da sein, die Charaktere dürften vielschichtiger agieren, vor allem nicht so vorhersehbar. An irgendeinem Punkt muss sich das Ganze brechen, sonst bleibt es hübsch, aber fade.

Ein guter Anfang für die sprachliche Überarbeitung wäre, alle Wortwiederholungen zu markieren, und durch andere Wörter zu ersetzen, vielleich sogar ersatzlos zu streichen.

In dem Augenblick zwischen Nichtberührung und Berühung passiert tatsächlich ganz viel, doch die Fülle dieses kurzen Momentes auszuschöpfen, brauch einiges an Übung.

LG, Pardus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Pardus,
danke für Deine Willkommens-Grüße - und danke auch für den Hinweis mit dem Posting! Ich bin noch etwas unbeholfen, das wird sich aber ganz bestimmt bald ändern! :-)

Ich weiß auch nicht so genau, ob ich Dir auf Deine Nachricht auch wieder per "Posting" antworten soll oder doch lieber direkt - daher mach ich es einfach mal so und danke Dir für einen kurzen Hinweis, sollte dies der falsche Weg sein.

Ein ganz großes Dankeschön für Deine ausführliche Erläuterung zu meinem Text. Das ist super! Leider sagen mir meine sonstigen "Leser" (im privaten Bereich) immer nur "gut" oder "nicht gut" - aber ohne jegliche Verbesserungsvorschläge.

Ich werde mir meinen Text noch einmal "vorknöpfen" und versuchen, ihn besser werden zu lassen.

Dazu hätte ich aber zu zwei Deiner Punkte noch kurzen Erklärungsbedarf bzw. evtl. kannst Du mir ein kurzes Beispiel geben:

"... die Charaktere dürften vielschichtiger agieren... " - was genau meinst Du damit?

"An irgendeinem Punkt muss sich das Ganze brechen..." - wie stell ich das an?

Es wäre super, wenn Du mir dazu noch ein kurzes Feedback geben könntest.

Danke!

Liebe Grüße
KM82

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo KM82,

dann werde ich mal versuchen, alle Klarheiten zu beseitigen ;).

"... die Charaktere dürften vielschichtiger agieren... " - was genau meinst Du damit?
"An irgendeinem Punkt muss sich das Ganze brechen..." - wie stell ich das an?
Eigentlich geht es bei beiden Punkten um das Gleiche, nur bezieht sich der eine auf die Figuren, das andere auf Handlung und Atmosphäre.

Spannung entsteht immer da, wo Gegensätze auseinanderstreben - wie die Enden eines Bogens, die auseinanderziehen und so die Sehne gespannt halten.
In der Realität agieren und empfinden Menschen widersprüchlich. Sie wollen sich öffnen und schreien den Partner an. Sie machen im Beruf die Untergebenen rund und schöpfen anschließend Suppe in der Obdachlosenküche.
Deine Figuren haben nur eine Dimension, sie haben in sich kein "Aber". Diese eine Dimension entsprich dazu noch dem Liebesgeschichtenklischee, in der ersten Antwort habe ich das kurz angerissen.

Aus der Falle kommt man eigentlich nur heraus, wenn man sich, bevor man eine Geschichte schreibt, Gedanken über die Figuren macht. Man muss sie kennen lernen, bevor man sie auf die Leserschaft loslässt, und zwar muss man sie so gut kennen, wie einen alten Freund. Von dem weiß man auch alle Schrullen und negativen Eigenschaften, und mag ihn trotzdem.

Die Frau könnte aus der Schüchternheit heraus zum Beispiel rumzicken. Der Mann könnte allzu nassforsch vorgehen. Oder sie könnten den schlechtesten Sex ihres Lebens haben, und doch zusammenbleiben, weil sie sich so sehr lieben (guter Sex ohne Gefühle ist inzwischen auch schon wieder ein Klischee).

Das mit der flachen Atmung ist schon ein erster Schritt in die richtige Richtung: sie sollte sich freuen, dass er ihre Nähe sucht, stattdessen denkt sie an ihre Atmung - erkennst Du das "Aber"?

Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen.

LG, Pardus

 

Hi Pardus,

perfekt! Lieben Dank! Damit kann ich echt was anfangen!!!! Ich mach mich in einer ruhigen Minute mal "dran" und stell die Änderung dann hier rein.

Ganz lieben Dank für Deine Mühe!

Schönen Abend noch!

Liebe Grüße
KM82

 

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