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Vertrautes

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08.07.2010
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Vertrautes

Wir hatten nur ein Zelt und wenig Proviant mitgenommen. Marie stand neben mir und betrachtete die Feuerstelle, wo neben einem Häufchen Asche auch etwas Holz und Stroh lag.
„Na toll.“, sagte sie. „Wie sollen wir das bitte anbekommen.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht probieren wir es mit Reiben, also einen Stock nehmen und so lange drehen, bis ein paar Funken kommen.“
Marie schaute mich unbeeindruckt an. „Dann mach mal bitte, Schlaumeier.“
Ich griff ein Stück Holz, kniete mich vor die Feuerstelle und begann, das Stück Holz hin und her zu drehen. Fünf Minuten später gab ich auf.
„Hat ja gut geklappt.“, sagte Marie. Sie hatte die Arme vor ihrer Brust verschränkt. „Falls du mich suchst, ich bin im Zelt und labe mich an kaltem Dosenfutter.“
Ich blieb bei der Feuerstelle und probierte es weiter. Irgendwann gab ich dann doch auf und ging zu Marie ins Zelt.
Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden. In ihrer linken Hand hielt sie eine Dose Ravioli, mit der Rechten löffelte sie den Inhalt in sich hinein.
„Jetzt weiß ich, wie sich ein Hund fühlt.“, sagte sie.
Ich setzte mich daneben und griff in meinen Rucksack, aus dem ich eine Flasche hervorzog.
„Oh, der Herr hat für alles gesorgt. Dosenfutter von Aldi, Wasser aus der Leitung.“
Während sie sprach, schaute sie mich nicht an. Sie schmatzte weiter an den Ravioli und blickte dabei stets in die Dose.
„Hör mal, wenn du –“
„Ich weiß, was du jetzt sagen willst.“, sagte Marie, „Wenn ich mich nicht wohl fühle, dann können wir auch wieder zurückfahren.“
„Willst du wieder zurückfahren?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“
Die leer gegessene Dose stellte sie ab und wischte sich mit dem Unterarm den Mund sauber. Wir schwiegen. Sie legte sich auf den Rücken und betrachtete das Dach des Zelts. Ich kauerte in meiner Ecke und nippte dann und wann am Leitungswasser.
Dann überwand ich meine Scheu und sprach sie an.
„Wollen wir reden?“
„Wüsste nicht worüber.“
„Na über uns, über die Beziehung, was alles schief gelaufen ist und so.“
Marie drehte sich zu mir um und schaute mir das erste Mal direkt in die Augen.
„Na schön.“, sagte sie, „Fang an.“
„Ich? Eigentlich wollte ich ja von dir hören, was –“
Sie zog eine Braue hoch.
„Du wolltest reden, also fang an.“
Ich holte Luft, gönnte mir eine Pause, um meine Gedanken zu sammeln und fing an.
„Also schön.“, sagte ich. „Kennst du Anne?“
„Die Kleine von der Bar?“
Ich nickte. „Ich habe mich hin und wieder mit ihr getroffen. Wir haben was getrunken und sind einmal raus zum See gefahren. Da ist es passiert.“
„Was passiert?“
„Du weißt schon.“
„Ihr hattet Sex?“
Marie schaute auf den Boden und mir dann wieder in die Augen.
„Das ist krass.“, sie nickte. „Na ja, doofe Sache.“
„Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
„Frank, es ändert doch nichts an der Lage. Ich wohne übergangsweise bei meiner Mutter, du bist in der Wohnung, wir leben getrennt. Außerdem konntest du noch nie gut lügen.“
„Aber ich dachte-“
„Was? Dass ich hier in Tränen ausbreche, dir gestehe, dass ich die ganze Zeit an dich denke und dich wieder haben will?“
Sie schüttelte den Kopf. „Akzeptiere die Fakten, Frank.“
Ein paar Strähnen fielen ihr ins Gesicht.
„Aber warum bist du dann überhaupt mitgekommen?“, fragte ich sie.
Sie hatte wieder die Dose zur Hand genommen. Nachdenklich kratzte sie mit dem Löffel am Boden herum.
„Wenn ich ehrlich bin, ich weiß es nicht.“
Wir legten uns auf den Boden und schauten beide zur Zeltdecke. Dann schwiegen wir.
„War eine blöde Idee vom von Herrn Jansen, das mit dem Survival- Training und so.“, sagte ich.
„Ja.“, sagte sie. „Ich glaube, er dachte, wir gehen einfach mal in den Wald, bewältigen ein paar Aufgaben gemeinsam und finden dann wieder zueinander und dieser ganze Ich bin Pädagoge mein ganzes Leben Single und erkläre trotzdem Pärchen wie es wieder läuft aus dem Lehrbuch Scheiß.“
Ich lachte. Nach einer Weile stieg sie mit ein und es gab nur die Geräusches des Waldes und unser Lachen.
Sie drehte sich zu mir um.
„Das ist nicht das erste Mal, das uns jemand einen Ratschlag geben wollte und dann das genaue Gegenteil passiert.“, sagte ich.
„Weißt du noch, wo wir in Spanien waren?“, fragte sie.
„Klar weiß ich das noch.“
„Tom meinte, als Paar muss man auch mal schick Essen gehen.“
„Und wir dachten, das würde bei uns klappen.“
„Ja, ich weiß es noch. Ich hatte dieses rote Kleid an und wir saßen in diesem teuren spanischen Restaurant. Du fragtest den Kellner die Karte rauf und runter, entschiedst dich dann für das günstigste Gericht und wolltest eine Karaffe Leitungswasser.“
„Man soll doch sparen, wo man kann.“
„Und jedenfalls.“, sie kicherte. „Haben wir dann eh die Hälfte stehen lassen, weil das alles ganz furchtbar schmeckte. Du gabst dem Kellner den Betrag auf den Cent genau. Mir war das saupeinlich. Dann gingen wir raus, kauften uns eine Flasche Sangria und setzten uns an den Strand, wo wir uns schworen, nie wieder etwas tun, was uns andere empfehlen.“
„Haben wir den Obdachlosen damals wirklich nach dem Weg ins Hotel gefragt?“
Sie grinste. „Ja. Vorher wolltest du aber noch schnell ins Wasser hüpfen, weil dir so warm war.“
„Der Portier hat nicht schlecht geguckt, als wir klitschnass und mit grinsenden Gesichtern vor ihm standen, was?“
„Ja.“, sagte sie und ihre Augen schimmerten. „Das war ein wirklich schöner Abend.“
Wir schwiegen.
„Hier ist auch ein See.“, sagte ich dann. „Wollen wir vielleicht-“
„Ja!“
Wir rannten durch den Wald. Sie schrie etwas Verrücktes, ich warf ihr mein T-Shirt an den Kopf.
An der Uferstelle stand sie vor mir. Sie zog sich die Schuhe aus und hüpfte dabei von einem Bein auf das andere. Dann zog sie Shirt und Hose aus. Ich tat es ihr gleich. Unsere Sachen lagen verstreut auf dem Boden.
Nackt rannte sie hinein. Sie hatte immer noch eine gute Figur. Das Wasser spritzte zur Seite, sie ließ sich fallen. Ich kam hinterher und spürte das eiskalte Wasser an meinem Körper.
„Es ist herrlich.“, sagte sie.
„Es ist scheißekalt.“, sagte ich.
„Lass uns eine Runde schwimmen.“
„O.K.“
Wir machten ein Wettrennen, wer zuerst an einem kleinen Steg war. Sie war die erste, ich kam keuchend einige Sekunden nach ihr an.
„Du warst aber auch mal schneller.“, sagte sie.
„Seitdem du weg bist, mache ich keinen Sport mehr.“
„Warum? Zu faul für das Fitness-Studio?“
„Nein, mir fehlt einfach jemand, der mich vor Marvin beschützt.“
„Lächelt er dich immer noch an, wenn ihr in der Umkleide seid?“
„Manchmal auch beim Hanteltraining.“
Ich sah, wie Marie mit den Armen ihre Kreise zog. Plötzlich verzerrte sie das Gesicht und tauchte mit dem Kopf unter. Es war schon später Abend. Ich sah nur die Umrisse ihres Kopfes, der sich von mir entfernte.
Sie tauchte bei einem Ruderboot auf, das in der Nähe lag.
„Erster!“, schrie sie und hielt sich mit ihren Armen am Boot fest.
Ich schwamm zu ihr. Statt mich ebenfalls festzuhalten, bewegte ich mich zum Ufer und ging auf den Steg. Um den See lag ein dichter Wald. Auf der gegenüberliegenden Seite waren ein paar Segelboote.
Ich stieg in den Ruderkahn und legte mich nackt auf den Rücken.
„Was tust du da?“, fragte sie mich.
„Ich lass mich trockenen.“
„Aber es ist fast Nacht.“
„Dann dauert es halt ein wenig länger. Zur Not warte ich auch auf die Sonne.“
„Das tust du nicht.“, sagte sie sarkastischem Unterton.
Sie schwamm zum Ufer, lief den Steg entlang und blieb vor mir stehen. „Jedenfalls tust das nicht ohne mich.“, sagte sie protestierend und stieg zu mir ins Boot. Sie legte sich neben mich und beide schauten wir zum Himmel.
„Das ist nicht dein ernst.“, sagte ich.
„Was denn?“
„Fandest du Sternegucken nicht immer zum kotzen?“
„Tue ich auch.“
„Und was ist das?“
„Hey, ich liege nur neben dir und mach das, was du machst.“
„Und wenn ich jetzt einfach schlafe?“
„Dann schlafe ich auch.“
„Na dann, Gute Nacht!“
„Gute Nacht!“

Die Morgensonne weckte uns recht früh. Es war ein wenig kühl, aber die warme Sommersonne lenkte die heißen Strahlen auf unsere beiden Körper.
Ich sah, wie Marie neben mir lag. Sie lag zu mir gedreht und ihre Hand, ein Teil des Gesichts und ihrer Brust lagen auf meinem Oberkörper. Dann wurde sie wach.
Wir liefen das Stück durch den Wald zurück, sammelten unsere Kleider auf und kamen angezogen am Zeltplatz an. Ich baute das Zelt ab, sie packte die Sachen zusammen.
Bepackt liefen wir zum Auto. Niemand sprach ein Wort. Um uns herum war es grün, duftete nach frischer Erde, saftigem Gras und Laub. Wir liefen ein Stück und kamen nach einigen Kilometern zu einem winzigen Parkplatz, wo mein Geländewagen stand.
Im Auto machte sie das Radio an und lehnte sich zurück.
„Setzte du mich bei meiner Mutter ab.“
„Wenn du das willst.“
Sie nickte. „Ja.“
Ich startete den Motor.
„Danke noch mal.“, sagte sie und lehnte sich zurück. Aus dem Radio drang ein kurzes Stück tanzbarer Popmusik. Marie meinte einmal, der Musik fehle der Tiefgang. Vielleicht hat sie damit Recht. In diesem Moment schien es sie jedoch nicht zu stören.
Wir fuhren wieder zurück.

 

Hi Diamant,

und herzlich Willkommen hier!
Deine KG gefällt mir gut. Du hast so einen flüssigen Schreibstil, den man einfach so runterlesen kann, ohne sich an komplizierten Satzstellungen die Zähen auszubeißen.
Dass die beiden am Ende Deiner KG nicht wieder zusammen sind, finde ich toll. Sonst ist es immer so, dass die beiden wieder zusammen kommen usw.
Bei Dir nicht, was Deiner KG noch etwas besonderes gibt.
Die Geschichte an sich ist etwas Klischeehaft, aber Deine Umsetzung finde ich klasse.
So, und jetzt zu einigen Fehlern und Kritiken.

„Na toll.“, sagte sie.„Wie sollen wir das bitte anbekommen.“

„Na toll,” sagte sie,„wie sollen wir das bitte anbekommen?”
kein Punkt sondern Komma und dann klein weiter. Den Fehler machst du immer.

„Hat ja gut geklappt.“, sagte Marie.

„Hat ja gut geklappt KEIN PUNKT,”sagte Marie.

„War eine blöde Idee vom von Herrn Jansen, das mit dem Survival- Training und so.“, sagte ich.

„War eine blöde Idee von Herrn Jansen, das mit dem Survivaltrainig und so,” sagte ich.

„Ja.“, sagte sie. „Ich glaube, er dachte, wir gehen einfach mal in den Wald, bewältigen ein paar Aufgaben gemeinsam und finden dann wieder zueinander und dieser ganze Ich bin Pädagoge mein ganzes Leben Single und erkläre trotzdem Pärchen wie es wieder läuft aus dem Lehrbuch Scheiß.“

„...und dieser ganze, Ich-bin-Pädagoge-und-mein-ganzes-Leben-Single-und-erkläre-Pärchen-wie-es-wieder-läuft, aus dem Lehrbuch Scheiß.”
Ist sonst eine Stolperfalle...
und ich würde auch nur „Lehrbuch Scheiß” nehmen, hört sich besser an. ;)

Nach einer Weile stieg sie mit ein und es gab nur die Geräusches des Waldes und unser Lachen.

Geräusche

„Das ist nicht das erste Mal, das uns jemand einen Ratschlag geben wollte und dann das genaue Gegenteil passiert.“, sagte ich.

„Das ist nicht das erste Mal, dass uns jemand einen Ratschlag geben wollte und dann das genaue Gegenteil passiert.“, sagte ich.
gaaaaanz böser Fehler!!

Sie schrie etwas Verrücktes, ich warf ihr mein T-Shirt an den Kopf.

Sie schrie etwas verrücktes, ich warf ihr mein T-Shirt an den Kopf.
wie ist es??

Nackt rannte sie hinein. Sie hatte immer noch eine gute Figur.

Die Beschreibung ist so in den Raum gestellt und passt nicht rein.

Sie war die erste, ich kam keuchend einige Sekunden nach ihr an.

Sie war die Erste, ich kam keuchend einige Sekunden nach ihr an.
Der Artikel steht sogar schon davor.

„Das tust du nicht.“, sagte sie sarkastischem Unterton.

„Das tust du nicht.“, sagte sie mit sarkastischem Unterton.

„Das ist nicht dein ernst.“, sagte ich.

„Das ist nicht dein Ernst.“, sagte ich.

„Na dann, Gute Nacht!“
„Gute Nacht!“

„Na dann, gute Nacht!“
gute Nacht!“

Die Morgensonne weckte uns recht früh. Es war ein wenig kühl, aber die warme Sommersonne lenkte die heißen Strahlen auf unsere beiden Körper.

Ein kleiner Wiederspruch in sich...

„Setzte du mich bei meiner Mutter ab.“

„Setzte mich bei meiner Mutter ab?
oder
„Setzt du mich bei meiner Mutter ab.“

Aber trotz den Fehlern gefällt mir Deine KG! :thumbsup: :thumbsup:
Das sind auch nur die, die ich gefunden habe...
LG Saiana

 

Hi, vielen lieben Dank für das positive Feedback und die Ausbesserungen :)

 

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