Was ist neu

Versuchung

Mitglied
Beitritt
25.06.2002
Beiträge
39

Versuchung

Und nun lag sie da, bis auf ein Hauch von Nichts entblößt, sich an die weichen Daunen vertraulich schmiegend, als ob sie nie etwas Anderes getan hätte. Wieder einmal musste ich feststellen, wie vollkommen sie doch war. Diese Augen, auch wenn sanft geschlossen, so voller Lebenslust. Ihr Mund, so zart wie die harmonischen Farbenspiele eines Herbsthimmels. Und dieser Körper, der brüderlich Eins wird mit den flackernden Schimmern des Kerzenlichts. Ihre wahrlich göttlichen Brüste rieben sich sanft in ihren Händen in den Schlaf, und genossen den Traum der Versuchung.
Ach, könnte ich einmal noch dem Drang nicht widerstehen, einmal noch den süßen Duft ihrer Haut riechen, mich einmal noch an den sanften Zügen ihrer Wangen ergötzen! Nein, es kann nicht sein!
Ich greife gezielt, streichele genussvoll und dringe mit der warmen Klinge des heilenden Dolches tief in sie ein. Schon schnell träufelt der süße Melonensaft aus ihren wohlgeformten Rippen. Ich schmecke ihn, fühle mich bestätigt, genieße den Augenblick. Ohne Reue durchtrenne ich diesen makellos lebendigen Körper. Sie schläft. Findet ihre Ruhe. Stück für Stück werden wir Eins, es schmeckt gut, nimmer zertrennt, auf ewig zusammen. Sie gedeiht. In mir. Die Versuchung.

 

Das Exzessive soll in "Versuchung" lediglich als Mittel zum Zweck, als Zugangspol zu einer weitaus tieferen Essenz dienen. Es mag sein, dass diese Geschichte in der Kategorie "Romantik/Erotik" nicht ganz so trefflich aufgehoben ist, doch man sollte trotzdem über den Rand der Erwartung blicken und den meiner Meinung nach wichtigen philosophischen Kern zu erhaschen versuchen, ausdehnbar auf sämtliche Ereignisse unserer Zeit.

Liebe Grüße,
Werther

 

Hallo Sighard!
Gut, diese Kritik kann ich nachvollziehen, doch ich muss Dir gestehen, dass ich mich nicht nach Sprachklischees moderner Geschichten richte. Der Stil der meisten Kurzgeschichten aus meiner Feder ist wohl eher dem Klassisch-Romantischen zuzordnen. Es ist einfach so, dass ich einen Gedankenweg aufschnappe und ohne großartig an den literarischen Wert zu denken losschreibe. Danach lege ich die Geschichte ohne Korrektur beiseite, bevor ich mich -emotional etwas distanzierter- nochmal daransetze, wobei ich allerdings lediglich kleine Korrekturen in Satzstellung etc. vornehme, jedoch keineswegs im Bereich des Schreibstils, weil dies meiner Meinung nach die Idee des Autors generell verfälscht. Daher dieses etwas wüste Stil-Gemisch, mit dem ich mich aber durchaus identifizieren kann. Vielleicht kannst Du das nachvollziehen.

Außerdem spielt die Romantik in der Szenerie, in der Immanenz dieser Geschichte eine große Rolle: sie wird sowohl im Bewegungsspiel des Objektes mit der Umgebung als auch in der Vereinigung gen Ende schier verkörpert. Zunächst wollte ich die Story "Sieg über die Begierde" nennen. Vielleicht denkst Du mal darüber nach, dass hier der schweißtreibende Sieg über die physische Anziehung mit all seiner Überwindung im Mittelpunkt steht, sowie die unwillentliche Niederlage gegen die Romantik.

Liebe Grüße,
Werther

 

Wer denkt, dass der Titel "Sieg über die Begierde" für diese Geschichte passender als "Versuchung" ist? Bin mir nicht ganz schlüssig, denn "Sieg über Begierde" geht schon einen entscheidenden Schritt in den Background, in die Interpretation der Geschichte hinein.

Würde mich über Rückmeldung diesbezüglich und natürlich über Meinungen zur Story sehr freuen...

Liebe Grüße,
Werther

 

Ich würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere seine Empfindung bezüglich "Versuchung" äußern würde. Die Geschichte bedeutet mir sehr viel, und auch die Diskussion über den richtigen Titel ist mir wichtig.

Liebe Grüße,
Werther

 

Hallo Werther,

ich komme deinem Aufruf nach und äußere mich hiermit zu deiner Story.

Ich muss Gérard recht geben – deine Geschichte wirkt auch auf mich extrem kitschig. Das könnte natürlich daher kommen, dass ich mit dem klassisch-romantischen Schreibstil überhaupt nichts anfangen kann, ich sag dir ganz ehrlich, dass mir diese bittersüßen Sätze fast wehtun! :aua:

Ganz besonders arg finde ich:

Ich greife gezielt, streichele genussvoll und dringe mit der warmen Klinge des heilenden Dolches tief in sie ein.
Es gibt sicher Leute, die diese Stilrichtung gut finden, ich gehöre halt nicht dazu. :)

Lieber Gruß
Liz

 

Irgendwie erinnert mich das Ganze (Stil) an Richard Wagner - "Niebelungen". Ich denke, er hätte das kleine Drama kraftvoll, um nicht zu sagen wuchtig, musikalisch in Szene gesetzt. Könntest Du Dir das vorstellen Werther? Gruß Ernst

 

zeit, wieder mal richtig böse zu werden. werther nimms mir nicht übel, aber ich werd' kein gutes haar an deiner geschichte lassen.
erstmal:

bis auf ein Hauch von Nichts
'Hauch' ist bei mit immer noch männlich, also müsste es heißen 'bis auf einen Hauch'
Ihre wahrlich göttlichen Brüste rieben sich sanft in ihren Händen in den Schlaf,
eingeschlafene füße sind schlimm genug!
Ach, könnte ich einmal noch dem Drang nicht widerstehen,
geht's nicht noch komplizierter? vor allem da noch was nachkommt muss man den satz zweimal lesen, um ihn zu verstehen. und wenn das der hinweis auf die versuchung/sieg über die begierde sein soll und der tiefere sinn dann ist, dass die vorfreude die schönere freude beim sex ist, dann prostmalzeit. bin anderer ansicht.
Nein, es kann nicht sein!
kennt ihr diesen otto-film, wo er mit laute herumkaspert und singt "nein, nein, nein, es kann nicht sein, ich bleibe keusch ich bleibe rein!" ?
und dann der schwulst zum abschluss! nicht gegen essen beim geschlechtsverkehr und nichts gegen die vergöttlichung des eigenen gliedes, aber das geht ja wohl hart an die schmerzgrenze des guten geschmacks. und zwar von der falschen seite.
wie kann denn die versuchung wachsen, wenn man ihr gerade nachgegeben hat?
der rest ist schon von gerard gesagt worden.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom