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Versuch zum Zukunftsbegriff

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09.12.2007
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Versuch zum Zukunftsbegriff

Guten Tag, es ist 8:52 Uhr und sie hören Radio zweilive. Aus. Schluss. Zwei Brötchen, auf wieder sehen, Bus verpasst, aufs Fahrrad, erste Stunde, Autor dessen Name ich vergaß, abschalten. Klingeln. Der nächste bitte. Zwanzig Minuten Pause. Zwei Brötchen, weiter, stream of consciousness, abschalten. Wochenende? Ist erst Dienstag, danke, weiter, die Uhrzeit? Zu spät, zu spät, Akten ordnen, Kaffe kochen, geht nicht weiter, doch, Pressemeldung, neu schreiben, 12:50 Uhr Evolutionstheorie nach Darwin, Strichmenschen unterm Tisch. Steh ich irgendwann da vorne? Nein, nicht mein Fall. Weiter, in der Schlange, Pech gehabt, wie spät? zu spät.
Kaffeepause, Chefmeeting, abgezählt.
Philosophie, der Sinn des Lebens, weiß ich nicht. Die Zukunft ist zu fern. Wenn gleich das jetzt ist, war jetzt schon gerade und niemand denkt darüber nach. Sie kommt, ist schon da, nicht ganz, das Reich Gottes? Nein, glaub ich nicht. Zukunft sind die Kinder, der Kindes Kinder. Mein Tod? Das Individuum als unwichtig? Bin ich unwichtig? Wie spät? zu spät. Englisch abgewählt, falsche Berufswahl, einmal auf Neustart bitteschön, kein Problem, noch einmal Französisch wählen? Ja? Mein Kind: braune Haare, schlank, Sportler, fünfunddreizig Euro zwanzig, dankeschön, der nächste bitte. Zurück? Englisch abgewählt, egal. Die Zukunft ist planbar, ja, Menschen machen Fehler, klar, Menschen machen Fehler in der Zukunftsplanung, ja. Nein? Englisch abgewählt. Noch einmal Neustart. Zukunft ist nur einmal. Darwin. Ist mein Kind besser als ich? Bin ich nur da um die Zukunft zu zeugen? Kinder sind die Zukunft. Bin ich nur da um die Zukunft zu zeugen?
Selbstmord. Drei Tage im Gespräch, danach Englischklausur, nun doch. Kein Französisch. Guten Tag, es ist 8:52 Uhr und sie hören zweilive Radio. Aus. Schluss. Wiederauferstehung? Glaub ich nicht. Das Leben nach dem Tod? Wozu lebe ich? Ist das Leben nach dem Tod ein Leben nach der Zukunft? Ist die Zukunft das Leben nach dem Tod? Wozu leben? Selbstmord=Erlösung? Weiter, Klausur verhauen, Studienmesse. Bachelor, Master, besser mit Auslandssemester, am liebsten sechsundzwanzigjähriger mit drei Fremdsprachenkenntnissen, ledig und fünf Jahren Berufserfahrung gesucht. Nummer abgerissen, angerufen, Telefonschleife. Drücken sie bitte die zwei. Nein danke, der nächste macht’s. Bin ich ersetzbar? Du sagst nein, aber natürlich nicht. Aber ich bin es. Die Lücke wird geschlossen, wenn ich nicht da bin, wenn du nicht da bist. Die Welt ist voll; sechs Milliarden Menschen. Kapitalismus regiert. Du bist nicht wichtig, auch wenn du es denkst. Zukunft für dich. Du lebst für dich. Kinder sind die Zukunft, zeuge ich MEINE Zukunft? Meine Zukunft? Guten Tag, letzter Sendetermin von zweilive Radio; morgen ffm. Dankeschön, der nächste bitte. Doch ersetzbar, hat nichts gebracht, der Englischkurs, brauchte doch Französisch. Einmal Neustart, ausverkauft. Umschulung, Bachelor of Arts, Arbeitsamt. Wählen sie ihre Interessen. Weiß ich nicht. Danke, bis morgen, der nächste bitte. Doch ersetzbar, du sagst nein. Doch nein. Warum nicht? Weißt du nicht. Ich auch nicht. Die Kinder sind die Zukunft. Meine Zukunft? Keine Zukunft. Nur solange sie jung sind. Ausrede zählt nicht. Regen, Schauer, kalt, alleine, obschon Kinder. Wo ist die Zukunft? Einkaufen. Danke. Sie hörten zweilive Radio mit Paul Rahden, auf wieder sehen, der nächste bitte.

 

Hallo Chemie-WC,

und herzlich Willkommen auf kg.de :).

Zwar ist mir unerklärlich, wie man sich so einen Nick zulegen kann, aber jedem das seine :D.

Deine Geschichte erscheint mir wie ein Liedtext - das ließe sich sicher gut vertonen. Ein wenig wirkt es auch wie ein Essay - was es hier ja gar nicht gibt ;).

Schreib mal alle kleinen Zahlen in Worten, das ist dann optisch schon besser.

Ich kann mir leider auch nicht des Eindrucks erwehren, dass du diesen Text einfach so runtergeschrieben hast - lange daran rumgefeilt hast du jedenfalls sicher nicht, sonst gäbe es keine so Fehler wie Kaffe. Und- nur mit vielen rhetorischen Fragen kann keine Geschichte funktionieren, besonders nicht in Philosophie.

Liebe Grüße
bernadette

 
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Hm, naja, ich dachte eigentlich eine Geschichte verarbeitet zu haben. Dieser - du nennst es Essay - soll eigentlich die "Geschichte" eines Menschen in zwei Lebenssituationen aufgreifen. Und zwar habe ich versucht das Schulleben mit dem Berufsleben EINER Person zu vertextlichen und die Fragen, die den Zukunftbegriff umschreiben, in beiden Zeitebenen verbunden (jedenfalls habe ich es versucht).
Vielleicht wirkt es aufgrund dieser extremen Vermischung nicht wie eine Geschichte, doch im Prinzip habe ich versucht die Schwierigkeiten der heutigen Zukunftsplanung in eine Geschichte zu verpackenund letztendlich auf die Rolle des Individuums in der Zukunft zu beziehen.
Als Ergebnis halt die Ersetzbarkeit des Menschen in der heutigen Kapital- und leistungsorientierten Gesellschaft anhand des Beispiels dieser einen Person.
Klar sind die Gedankengänge im Vordergrund und die "Handlungen" des Protagonisten sind nicht beschrieben, jedoch denke ich, dass eine Geschichte ebenso im Kopf der Figur ablaufen kann...

Vielleicht ist meine Intention jetzt etwas klarer und vielleicht stände unter einer Deutschklausur auch "Thema verfehlt", es ist halt Philosophie, ein schweres Pflaster, an dem ich mich versucht habe.

PS: Zu meinem Namen: Man kann davon ausgehen, dass dieser Name überall frei ist, deswegen habe ich ihn gewählt, denn ich hasse es, überall verschiedenen Namen zu wählen ;)

PS: Es war eine dreißigminütige Aktion ;)

 

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