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Verstehst du es jetzt?

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21.04.2015
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Verstehst du es jetzt?

Sarah seufzte, als es an der Haustür klingelte, und legte das Buch ins Gras. Sie streckte ihre Arme aus und erhob sich von dem Liegestuhl, den sie vor ein paar Minuten in den Garten gestellt hatte, anstatt ihre Hausaufgaben zu machen. Langsam schlenderte sie durch das Wohnzimmer und öffnete die Tür. Vor ihr lag der leere gepflasterte Weg, der auf die Straße führte. Sie sah sich um, konnte aber niemanden sehen. Gerade wollte sie wieder hineingehen, als ihr der Zettel auffiel, der mit Tesafilm am Holz befestigt worden war.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Zuckerstück! Dein Geschenk wartet schon auf dich. Zuerst musst du aber ein paar Hinweisen folgen. Erinnerungen an unsere lange Freundschaft werden dir dabei helfen.
Nummer eins: Wo hast du mir gebeichtet, dass du Fettes Brot in Wahrheit nicht ausstehen kannst und nur meinetwegen mit auf das Konzert gekommen bist?

Keine Unterschrift. Aber Sarah wusste auch so, dass Lisa diese Nachricht geschrieben hatte. Zuckerstück.
Sarah zerknüllte den Zettel, zog die Haustür hinter sich zu und setzte sich aufs Rad. Vorbei an Ein- und Mehrfamilienheimen radelte sie die Sperlingstraße entlang und bog an der nächsten Kreuzung links ab. Sie stellte ihr Fahrrad vor der in die Jahre gekommenen Turnhalle ab, in deren Keller sich das Jugendzentrum befand, und ging die Stufen hinunter.
Hier hatte sie ein paar Tage nach dem Konzert mit Lisa gesessen. Sie tranken Puschkin Blutorange, den ihnen Thomas aus der Elften besorgt hatte, und Sarahs Kopf fühlte sich schon ganz weich an.
Die Worte purzelten einfach aus ihrem Mund. „Das hab’ ich nur dir zuliebe gemacht. Ich kann die drei Typen nicht ausstehen. Und die Mucke ist auch scheiße!“
Lisa hatte sie angestarrt, ganz steif war ihre Haltung geworden. Sie trank einen Schluck, stierte vor sich hin und sagte dann achselzuckend: „Halb so wild. Lieb, dass du trotzdem mitgekommen bist.“
An der Eingangstür zum Aufenthaltsraum hing ein weiterer Zettel.

Du hast dich also erinnert, bravo! Ich weiß noch genau, wie enttäuscht ich im ersten Moment von dir war. Ich kann Lügen nicht ausstehen! Andererseits war es ein toller Freundschaftsbeweis, dass du etwas getan hast, worauf du eigentlich keine Lust hattest. Mir zuliebe.
Nummer zwei: Hier habe ich vergebens auf dich gewartet.

Sarah sah auf und stieß die Luft aus. Ich kann Lügen nicht ausstehen! Das gefiel ihr nicht. Sie rutschte auf der Bank hin und her und rieb ihre feuchten Handflächen an der Hose trocken. Das hier fühlte sich seltsam an. So wie ihre Freundschaft.
Als sie noch klein waren, hatten sie jeden Tag miteinander gespielt, hatten die umliegenden Felder erkundet, sich geheime Plätze auf den Ästen großer Bäume gesucht und zusammen gehalten, Ausreden erfunden, wenn sie zu spät nach Hause kamen. Lisa brachte Sarah zum Lachen, sie verteidigte sie vor jedem, der es wagte, schlecht über sie zu sprechen oder es auch nur anzudeuten. Das imponierte Sarah, es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Doch seit sie zusammen aufs Gymnasium gingen, wurde Lisas Beschützerinstinkt erdrückend, Sarah hatte das Gefühl, sich dafür rechtfertigen zu müssen, was sie tat oder mit wem sie sich traf, und das machte sie wütend.
Hier habe ich vergebens auf dich gewartet. Sarah verzog das Gesicht. Das war fast ein halbes Jahr her. Sie hatten sich an ihrem Geheimplatz verabredet, oben auf dem Flachdach ihrer Schule. Über die Äste eines Baumes konnte man hinter dem Gebäude hinaufklettern und heimlich Zigaretten rauchen. Doch dann hatte Valerie angerufen und gefragt, ob Sarah nicht Lust hätte, mit zum Rodeln zu kommen. Sie mochte Valerie, sie war lustig. Entspannt. So wie Lisa früher gewesen war. Sarah hatte sofort zugesagt und eilig ihre Sachen gepackt. Lisa hatte sie vollkommen vergessen.
Am nächsten Schultag bekam sie dafür die Rechnung serviert. Alle kriegten mit, wie Lisa ihr mitten auf dem Hof eine Szene machte. Es war peinlich, einfach nur peinlich. Sie entschuldigte sich, doch innerlich war sie stinksauer. Danach meldete sie sich kaum noch bei Lisa, aber die schien das nur anzuspornen, bei jeder Gelegenheit zu betonen, wie besonders ihre Freundschaft sei.
Sarah stand auf und stieg auf ihr Fahrrad. Sie wollte das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Schwer atmend kletterte sie auf den nächsten Ast. Von hier aus konnte sie die Kante des Schuldachs greifen und sich hinaufziehen. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und verfluchte diese verdammte Schnitzeljagd. Das war so typisch für Lisa. Von allem zu viel. Seit Valerie und Sarah sich öfter trafen, war es noch schlimmer geworden. Sarah hatte manchmal das Gefühl, Lisa wäre immer bei ihr, klammerte sich von hinten fest an sie und sah ihr bei allem über die Schulter.
Vor ihr führte das mit Steinen aufgefüllte Dach zur Turnhalle am Ende des Gebäudekomplexes. Rechts und links gingen Seitenarme ab, alle paar Meter ragten Erhebungen empor, in denen die Deckenfenster der einzelnen Schulzimmer verankert waren. Sarah lief los und bog auf den ersten Seitenarm nach rechts ab. Hier musste es sein, das war ihr Stammplatz. Sie ging um den Betonklotz herum und suchte die Wände mit den Augen ab. Nichts. Ihr Blick fiel auf die Steine unter ihren Füßen. Sie ging in die Hocke und schob die Steine rund herum zur Seite. Nach ein paar Minuten raschelte es zwischen ihren Fingern. Sarah ließ sich fallen und lehnte sich an die Wand. Noch ein Zettel.

Deine Entschuldigung damals war gelogen. Ich habe es dir angesehen, du hattest gar keinen Bock mit mir zu reden. Geschämt hast du dich für mich. Für uns. Ganz rot warst du im Gesicht und hast ständig nach links und nach rechts geschaut, anstatt dich auf MICH zu konzentrieren.
Aber ich schätze, eine tiefe Freundschaft muss auch Streit aushalten können, richtig?
Nummer drei: Du bist oft dort, obwohl du mir nichts davon sagst. Mit Flo, Dennis, Basti und all den anderen. Mich fragst du nie, ob ich mitkommen will.

Sarah spürte, wie Übelkeit in ihr aufstieg. Was wollte Lisa von ihr? Wozu das Ganze? Sie wollte nicht weitermachen. Früher hatte sie Schnitzeljagden gemocht. Aber diese hier nicht.
Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und wählte Lisas Nummer.
„Hängst du fest?“, antwortete diese fröhlich nach dem zweiten Klingeln.
„Was soll das?“ Sarah umklammerte das Telefon.
„Was meinst du denn, Zuckerstück?“
„Hör auf, mich so zu nennen! Ich hab’ keinen Bock mehr! Was willst du?“
„Fühlt sich blöd an, was?“ Lisa klang noch immer bestens gelaunt. „Komm schon. Wo bist du?“
„Auf dem Dach“, zischte Sarah.
„Dann hast du es bald geschafft.“
„Ist mir egal, ich fahre jetzt nach Hause.“
„Das tust du nicht.“ Lisa lachte, aber da lag etwas in ihrer Stimme, das Sarah erstarren ließ. „Du wirst weitermachen.“
„Was soll der Scheiß?“
„Spiel – mit! Ich weiß nicht, was ich sonst tun werde.“ Lisa legte auf.

Sarah fuhr so schnell sie konnte. Ein Gedanke trieb sie an, der sich immer tiefer in sie hineinfraß. Vor ein paar Wochen hatte Lisa einen Satz gesagt, der nun vor ihr schwebte in dicken roten Buchstaben. Ohne dich bin ich verloren!
Sarah hatte nicht gewusst, wie sie darauf reagieren sollte und hatte Lisa unbeholfen in den Arm genommen. Aber nun schlug ihr Herz hart gegen die Brust, sie musste sich beeilen und diese absurde Schnitzeljagd zu Ende bringen, bevor … Sarah schüttelte den Kopf. Das war verrückt. Würde Lisa sich wirklich etwas antun? Sie kannte sie schon ihr halbes Leben lang, aber Sarah fiel es in letzter Zeit schwer, ihre Freundin zu greifen. Diese Andeutung, sie war nicht die erste gewesen. Sarah hatte es nicht ernst genommen. Bis jetzt. Da gab es etwas in Lisa, das ihr kalte Schauer über den Rücken jagte, in diesem Moment auf dem Fahrrad fühlte sie es ganz deutlich.
Sie bog nach links in den Park ab. Hinter dem Spielplatz standen drei Tischtennisplatten, bei denen sie sich seit ein paar Wochen abends mit den anderen traf. Ohne Lisa. Flo war ein smarter Typ aus der Oberstufe, er hatte einen Dreitagebart, ein breites Kreuz und dunkle warme Augen. Wie sollte sie eine Chance haben, an ihn heranzukommen, wenn Lisa ständig an ihr hing? Valerie war anders. Sie verstand die unsichtbaren Zeichen, Sarahs Blicke, wenn sie mit ihm allein sein wollte. Lisa würde das vollkommen ignorieren. Dennoch nagte das schlechte Gewissen an Sarah. Sie hätte von Anfang an ehrlich sein sollen. Sich nicht darauf verlassen, dass diese Freundschaft mit der Zeit einfach einschlafen würde.
Sie sprang vom Fahrrad, ließ es in die Hecke fallen, lief zu den Tischtennisplatten und umrundete sie. Nirgendwo war ein Zettel angebracht. Ihr Blick huschte über die Bänke, das Gras, die Büsche, die um den kleinen Platz herum gepflanzt worden waren. Sie begann, auf ihrer Unterlippe zu kauen. Wo konnte er sein? Sie bückte sich und inspizierte die Unterseiten der Steinplatten. Ihr Herz machte einen Satz. Dort, unter der mittleren war ein Stück Papier zwischen Platte und Tischbein eingeklemmt worden.

Sitzt du hier mit ihnen und redest schlecht über mich? Wir sind uns so nah, wir kennen uns schon so lange, alle meine Geheimnisse habe ich dir erzählt. Doch mitnehmen willst du mich nie. Valerie schon. Die schöne, lustige Valerie. Sie ist dir lieber. Stimmt’s? Sie wird dich mir wegnehmen, ich spüre es.
Nummer vier: Letzte Woche wollte ich mit dir ins Kino. In diesen Film mit Tom Hanks. Aber du warst plötzlich KRANK. Fahre dorthin, wo du an dem Abend WIRKLICH warst. Dein Geschenk wartet auf dich.

Sarahs Hände zitterten. Wie war Lisa dahinter gekommen? Es war falsch gewesen, zu behaupten, sie sei krank. Mies von ihr, dass sie heimlich zu Valerie gefahren war, aber sie hatte keine Lust gehabt auf Diskussionen. Sarah zerriss den Zettel – es reichte jetzt, endgültig. Was bildete sich Lisa eigentlich ein? Energisch riss sie ihr Fahrrad aus der Hecke. Lisa wollte die Wahrheit? Die sollte sie bekommen.

Vor dem Mehrfamilienhaus, in dem Valerie wohnte, standen dunkelgraue Mülltonnen auf dem Gehweg. Sarah stand mit aufgerissenen Augen davor, immer wieder glitt ihr Blick über die Buchstaben, die mit weißer Kreide auf die Vorderseiten geschrieben worden waren.
Hier entlang, ZUCKERSTÜCK!
Sarah sah hinauf zu den Fenstern des dritten Stocks. Hinter dem zweiten von links bewegte sich der Vorhang, ganz leicht nur, aber es reichte aus, damit Sarah aus ihrer Starre erwachte. Mit festem Schritt ging sie auf das Haus zu und klingelte bei Valerie. Der Türsummer ertönte sofort. Sie nahm jeweils zwei Treppenstufen auf einmal. Als sie im dritten Stockwerk ankam, sah sie, dass die Tür zu Valeries Wohnung offen stand. Sie atmete tief durch und ging hinein.
Im Flur herrschte Stille, Valeries Eltern arbeiteten oft bis spät in den Abend und ihr kleiner Bruder schien bei Freunden zu sein. Sarah schloss die Tür hinter sich und lauschte. Valeries Zimmer lag am Ende des Flurs auf der linken Seite. „Valerie?“, rief sie und ging langsam darauf zu. Aus dem Raum drang ein gehässiges Lachen.
„War ja klar, dass du zuerst nach ihr fragst.“ Lisas Stimme klang kalt.
Sarahs Wut verflog, ein anderes Gefühl legte sich auf ihre Schultern. Etwas Kaltes, Schweres, das ihr die Luft zum Atmen nahm. Sie zwang sich, weiter durch den Flur zu gehen. Vor Valeries Zimmer blieb sie stehen und hielt die Luft an. Vorsichtig schob sie die Tür auf und erstarrte. Bunte Luftballons schwebten an der Decke. Von der Lampe hingen Luftschlangen herunter. Lisa saß auf dem Bett und grinste. Sie trug Valeries Lieblings-T-Shirt und eine ihrer Hosen. „Happy Birthday!“, rief sie und breitete die Arme aus.
„Was soll das? Wo ist Valerie?“
„Valerie, Valerie, ich kann diesen scheiß Namen nicht mehr hören.“ Lisa schwang die Beine vom Bett und stand auf. Sarah wich einen Schritt zurück.
„Was denn, hast du Angst vor mir?“ Lisa lachte. „Ich wollte dir doch nur eine Freude machen. Dir etwas schenken, das du nie vergessen wirst.“
„Was willst du?“
Lisa funkelte sie an. „Wir waren unzertrennlich, wir zwei. Ich hab’ alles für dich gemacht. Du bist einfach …“, sie sah verträumt an die Decke, „… mein Gegenstück. Ich darf nicht zulassen, dass uns das jemand kaputt macht.“
Sarah stand wie festgenagelt vor ihr. Ihr Blick huschte durch das Zimmer. Außer ihnen war niemand da. Sie schluckte. Ihre Kehle fühlte sich enger an als sonst, sie spürte Schweißtropfen an ihrem Nacken herunterlaufen.
„Wo ist sie?“, fragt sie noch einmal. Sie ballte die Hände zu Fäusten.
„Verdammt, Sarah!“ Lisa stampfte mit dem Fuß auf und schüttelte den Kopf. „Hast du überhaupt gehört, was ich gesagt habe? Du bist mein –“
„Halt den Mund!“ Sarahs Stimme überschlug sich. „Du hast sie doch nicht mehr alle. Was soll dieser ganze Mist hier? Willst du eine Entschuldigung von mir? Die wirst du nicht bekommen. Es reicht. Wo – ist – sie?“
Lisas Gesicht zuckte und plötzlich lächelte sie wieder. „Beruhige dich, das ist doch dein Geburtstag. Valerie ist Sekt besorgen, wir wollten mit dir anstoßen."
Sarah musterte sie misstrauisch. „Wieso sollte sie ... Ihr mögt euch doch gar nicht."
„Wir haben uns ausgesprochen." Lisa trat vor den Spiegel, drehte sich herum und warf die Haare hinter die Schultern. „Die hübsche, tolle Valerie und ich. Sie wird sich in Zukunft ein bisschen mehr zurücknehmen. Vor allem, wo sie jetzt doch weiß, was für eine kleine Lügnerin du bist." Lisa drehte den Kopf und sah Sarah fest in die Augen.
„Was hast du ihr erzählt?" Sarah ging einen Schritt auf sie zu und spürte, wie ihre Fingernägel sich in die Handflächen bohrten.
„Süß", lachte Lisa und strich gedankenverloren über die Luftschlangen, die in Wellen vom Schrank herunter hingen. „Hat da jemand Angst um die frisch gewonnene Freundin?"
„Blödsinn!" Sarah riss die Papierschlange von der Lampe. „Valerie glaubt dir sowieso kein Wort, sie kann dich nicht ausstehen."
„Ach, ist das so? Mir hat sie erzählt, dass sie ganz scharf auf deinen Florian ist und froh wäre, wenn du endlich die Finger von ihm lässt."
Entgeistert starrte Sarah sie an.
Lisa schloss die Augen und nickte, ganz langsam bewegte sich ihr Kopf auf und ab. „Ja, Zuckerstück, ich weiß von Flo. Auch wenn du mir nie von ihm erzählt hast. Ich kenne dich nun mal, ich kenne dich besser, als alle anderen. Begreif das doch endlich." Sie ging auf Sarah zu und streckte ihr die Hände entgegen.
Angewidert schlug Sarah sie weg. „Fass mich nicht an!"
Lisa schnappte nach Luft. Plötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einer wütenden Fratze, die Wangen liefen rot an und ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. „Behandel mich nicht wie ein Stück Dreck!"
Sie griff nach ihr und erwischte ihr Handgelenk. Sarah schrie auf und schlug um sich. Sie traf Lisa am Hinterkopf, taumelte kurz, fing sich wieder und stieß sie aufs Bett. Ein tiefes Brüllen entfuhr Lisas Kehle, sie sprang auf und stürzte sich auf Sarah. Die beiden Mädchen fielen zu Boden, wälzten sich umher und stießen an den Schreibtisch, von dem eine Vase herunterfiel und zerschellte. Lisa griff nach einer Scherbe, riss Sarahs Kopf an den Haaren zurück und holte aus. Im letzten Moment drehte Sarah sich zur Seite und trat Lisa in den Bauch. Sie jaulte und krümmte sich auf dem Teppich zusammen. Sarah rappelte sich auf und rannte in den Flur. Vorbei am Zimmer der Eltern, der Küche, dem Bad -
Sie schrie auf. Stand vor dem Badezimmer und starrte hinein. Alles war voller Blut. Das Waschbecken, die Fliesen, selbst der Spiegel. Der Badewannenvorhang war zugezogen. Sarah schnappte nach Luft. „Was hast du getan?“, flüsterte sie und hielt sich eine Hand vor den Mund. Mit der anderen griff sie nach dem Vorhang, zählte bis drei und riss ihn zur Seite.
Valerie hatte die Augen geschlossen. Sie trug ihr gelbes Sommerkleid, das Sarah so mochte. Doch es sah anders aus als sonst, es war übersät mit dunkelroten Flecken. Die Hände lagen auf ihrem Bauch, die Beine waren angezogen, als hätte sie Schmerzen. Sarah fing an zu weinen. Durch Valeries Hände sickerte dickes, hellrotes Blut.
Panisch wühlte Sarah in ihrer Tasche und zog das Handy heraus. Es fiel ihr aus der Hand, sie heulte auf, bückte sich und hob es wieder auf. Sie drückte drei Nummern, doch bevor sie bei dem grünen Hörer ankam, hörte sie ein Geräusch hinter sich. Sie fuhr herum und starrte in Lisas Gesicht. Lässig lehnte sie am Türrahmen und sah auf sie herunter.
„Verstehst du es jetzt?“

 

Hallo RinaWu!

Deine Geschichte gefällt mir sehr. Sie hat mich sofort gepackt und bis zum Schluss mitgerissen.

Du hast dich also erinnert, bravo! Ich weiß noch genau, wie enttäuscht ich im ersten Moment von dir war. Ich kann Lügen nicht ausstehen! Aber andererseits war das doch ein toller Freundschaftsbeweis, oder?
Nummer zwei: Hier habe ich vergebens auf dich gewartet.
Spätestens hier war mir klar, dass Lisa etwas im Schilde führt, Sarah in eine Falle locken will. Von da an hatte ich direkt ein bisschen Herzklopfen und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Generell mag ich diese Art von Geschichten sehr. Ich hatte im ersten Moment daran gedacht, dass Lisa Sarah etwas antun will. Schön, dass du mich dann mit dem Suizidmotiv erst einmal in die Irre geführt hast, um das ganze dann mit einer dritten Variante aufzulösen!

Das Thema Freundschaft, die damit leider immer wieder verbundenen Besitzansprüche, die Eifersucht und das daraus resultierende Abwenden des "Verfolgten" hast du sehr gut umgesetzt. Man kann sich in die Gefühlslage beider Mädchen intensiv hineinversetzen. Ich verstehe, dass Sarah die Freundschaft zu Lisa zu eng wird, dass sie ausbrechen will, weil ich fühlen kann, wie kompromisslos und rigoros Lisa in den letzten Wochen agiert hat.

Auch der Schluss ist packend und Lisa verliert in der letzten Szene nichts an ihrem unheimlichen, bedrückendem Auftreten, das du zuvor geschickt aufgebaut hast und das mir an der ein oder anderen Stelle eine Gänsehaut beschert hat. Genau meins!

Ein paar kleinere Kritikpunkte habe ich auch noch:

Frau Robold von gegenüber lief gebückt durch ihren Kräutergarten und wässerte die Beete. Sie blickte auf die zerknitterte Papierkugel hinunter
Natürlich weiß ich, dass du Sarah meinst. Aber es liest sich so, als würde Frau Robold auf die Papierkugel blicken.

„Du musst aber mitmachen, ansonsten funktioniert es nicht.“
sonst fände ich hier besser

Vor ein paar Minuten hatte es an der Tür geklingelt, doch als Sarah aufmachte...
Hier gefällt mir der Tempuswechsel nicht so gut.

„Hängst du fest?“, antwortete sie fröhlich nach dem zweiten Klingeln.
die oder diese würde mir hier besser gefallen

Mach – weiter! Ich weiß nicht, was ich sonst machen werde.“
Dopplung. Vielleicht könntest du am Anfang "Spiel mit!" oder "Hör jetzt bloß nicht auf! schreiben.

Sie sprang vom Fahrrad, ließ ihr es in die Hecke fallen
"ihr" muss weg

Sie bückte sich um inspizierte die Unterseiten der Steinplatten.
und

Lisa trat mit dem Fuß auf und schüttelte den Kopf
Ist mir hier zu schwach, besser: stampfte

Fazit: Meinen Geschmack hast du mit deinem Text zu 100% getroffen! Vielen Dank dafür :-)

Liebe Grüße
Jane

 

Liebe Jane,

Wow, danke für deinen tollen Kommentar. Es freut mich, dass die Geschichte dich packen konnte. Richtig, ich wollte vor allem die Zuspitzung dieser Freundschaft beschreiben. Ich vermute fast, jeder kennt das. Jeder hatte schon mal eine Freundin oder Freund, der auf unangenehme Weise immer besitzergreifender wurde. Das ist für mich persönlich ja der Killer in jeglicher Art von Beziehungen. Man kann für den anderen Wärme, Liebe, Stolz, Verantwortung empfinden. Alles legitim in einem "gesunden" Rahmen, aber Besitzansprüche und Eifersucht machen alles kaputt. Und ich spreche nicht davon, dass man deshalb nicht ab und zu Eifersucht empfindet, in meiner Beziehung fühle ich das manchmal auch kurz, einfach weil die Liebe für mich ein sehr brüchiges Konstrukt ist. Aber in Freundschaften sollte das kein Thema sein. Nichts ist schlimmer, als Neid oder Eifersucht unter Freunden. Leider bei Mädchen oft verbreitet. Ich habe hier eine Erfahrung aus meiner Jugend verwurstet, die zum Glück nicht so ausging, wie meine Geschichte, das habe ich der Spannung wegen noch schön auf die Spitze getrieben =)

Deine Verbesserungsvorschläge waren super, habe sie gleich alle umgesetzt, vielen Dank.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

ich mag Blut und extreme Situationen wenig, also habe ich an mich gehalten, um die Geschichte zu Ende zu lesen. Das Ende habe ich mir sehr bald gedacht: Eifersucht, die zur Obsession wird. Handwerklich gut gemacht, mir sind keine groben Fehler aufgefallen. Für mich gehört die Geschichte in die Horror/Krimi- Kiste. Das ist die Kiste, die ich fest verschlossen halte. Aber wenn ich von meiner Benachzugung absehe, eine gute Geschichte.

Liebe Grüße

Jobär

 

Lieber jobär,

danke, dass du meine Geschichte dennoch zu Ende gelesen hast, auch wenn das nicht dein Genre ist. Ich verstehe, dass man sich dem Thema Horror eher verschließt, darüber habe ich schon oft diskutiert, auch im Freundeskreis. Ich selbst würde meine Geschichte weder bei Horror noch bei Krimi einordnen. Eher Richtung Psychothrill / Spannung. Aber auch da gibt es bestimmt unterschiedliche Meinungen.

Freut mich dennoch sehr, dass du den Text als gut verbucht hast.

Liebe Grüße
RinaWu

 
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Liebe RinaWu,

auch wenn du nicht unter Horror firmirst, so ist das doch eine Stephen-King-Geschíchte, mit einer ordentlichen Portion Splatter am Ende.

Ich nehme dir sofort ab, dass die Freundschaftsgeschichte auf persönlichen Erfahrungen beruht, wenn auch ohne das blutige Ende (Dann hätte ich davon mal in der Zeitung gelesen, wohne ja um die Ecke;))
Es fängt immer so harmlos an, Mädchengezicke eben, vor allem, wenn dann noch erste Liebesgeschichten im Anmarsch sind. Und auch die angedeutete homoerotische Strömung ( "Zuckerstück", "Du bist einfach ... mein Gegenstück") ist nicht ungewöhnlich. So eine Phase machen viele Mädchen durch.

Also alles stimmig.

Ich schreib's ungern, aber die eine oder andere Stelle könntest du kürzen. Ich glaube, bei der Beschreibung der Fundorte gehst du sehr in die Breite, wo ich doch gar nicht abwarten kann mit meiner Vermutung, was am Ende passiert.

Das Ende ist für mich psychologisch plausibel. Warum sollte Lisa ihrem Zuckerstück, ihrem Alter Ego, was antun? Da richtet sich die Aggression doch lieber gegen Störenfriede von außen. Die Aggression nach innen kann ja noch kommen.

Eine Frage habe ich noch:

Letztes Jahr im Sommer waren sie auf dem Konzert gewesen. Ihre Eltern hatten sie hingefahren und direkt danach wieder abgeholt.

Wessen Eltern sind das? Ich meine, wenn Lisa die Band so toll findet, warum fahren dann Sarahs Eltern die Teenager zum Konzert? Soll da ein soziales Gefälle angedeutet werden? Wenn nicht, würde ich den Satz streichen.

Gute Geschichte, und Glückwunsch, dass du neben deinem Roman noch Zeit dafür gefunden hast.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 
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Hallo RinaWu,
Ich bin ja schon so weit von meiner eigenen Jugend entfernt, aber als Mutter ihr hoffentlich noch nah. Es ist ein Lebenszeitabschnitt, indem viele Jugendliche ihr Leben beenden, und ein Erlebnis wie dieses, dass eine Befürchtung auch wahr wird, ist tragisch, wenn man die Distanz wahren kann, oder sogar traumatisch, wenn man es nicht kann.
Ich finde die Geschichte gut geschrieben, das Ende hätte ich mir versöhnlicher gewünscht. Valerie überlebt und Lisa wird auch geholfen. Sarah wusste ja, dass mit Lisa etwas nicht stimmt und sie hätte z.B. aus dem Spiel aussteigen können, indem sie sich Hilfe holt und die "Opferolle" die Lisa ihr zugedacht hat, nicht annimmt oder teilt. Man denkt immer, Jugendliche können das nicht, aber sie werden oft unterschätzt. Ich erwarte von Jugendliteratur, dass sie Erkenntnisse konstruktiv in der Erzählung einwebt und Heranwachsende ermuntert, statt zu verstören und damit das negative Lebensbild aufzuhellen, statt es weiter zu verdüstern. Das hat deine Geschichte nicht geleistet. Sie macht nur eins: Betroffen.
Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Ich erwarte von Jugendliteratur, dass sie Erkenntnisse konstruktiv in der Erzählung einwebt und Heranwachsende ermuntert, statt zu verstören und damit das negative Lebensbild aufzuhellen, statt es weiter zu verdüstern. Das hat deine Geschichte nicht geleistet.

Liebe Goldene Dame,

da bin ich grundsätzlich ganz deiner Meinung. Aber ich persönliche verstehe RinaWus Text eben nicht als Jugendliteratur, sondern als Geschichte FÜR Erwachsene ÜBER das oft schwierige, undurchdringliche Sozialgeflecht bei Jugendlichen. Insofern würde es mich vielleicht sogar eher stören, wenn sie hier einen positiven Ausblick, einen konstruktiven Vorschlag für einen besseren Lebensweg geben würde.

Viele Grüße
Jane

 

Hallo jane
Wenn die Geschichte für Erwachsene eine Mitteilung über Jugendliche und deren Sozialgeflecht sein soll, und nur Betroffenheit oder Kopfschütteln bei denen bewirken soll, wäre sie für mich als Leser nur noch beliebig. Das ist sie aber nicht, weil im Ansatz ja erkennbar ist, dass Sarah taff genug ist und sich die Optionen ihres Handelns bewusst ist.
LG
Goldene Dame

 

Liebe wieselmaus,

vielen Dank für deine Gedanken zu meiner Geschichte. Schön, dass du diese leichte Schwingung Lisas in Richtung verliebt sein gespürt hast. Ich wollte das kurz durchschimmern lassen, aber eben nicht als plakative Feststellung: Lisa steht auf Sarah.Sondern eher auf ein Gefühl, das sie vielleicht selbst noch nicht ganz greifen kann. Am Schluss bemerkt sie jedoch sehr wohl, dass Sarah sich von ihr in die Ecke gedrängt fühlt und benutzt das Wort ZUCKERSCHNUTE als Waffe. Ob nun aus Trotz oder Grausamkeit, weiß ich selbst noch nicht so genau.

Die Beschreibung der Fundorte, ja ... Es kann gut sein, dass ich da zu sehr ausschweife. Für den Moment würde ich sie so stehen lassen wollen und abwarten, was die anderen dazu sagen. Ich wollte über diese Orte nicht hinwegflitzen, weil sie wichtige Stationen bei der Schnitzeljagd sind und ich wollte, dass sie dem Leser bildlich vor Augen erscheinen. Das sehe ich mir noch einmal genauer an, danke für den Hinweis.

Ja, ich finde auch, Lisa am Schluss gewalttätig gegenüber Sarah werden zu lassen, wäre nicht plausibel. Mir gingen da die gleichen Gedanken durch den Kopf, wie dir.

Den Satz mit den Eltern habe ich korrigiert, das habe ich schlichtweg übersehen. Danke für deinen wachsamen Blick.

Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende,
liebe Grüße
RinaWu


Hallo Goldene Dame,

zu allererst, danke, dass du meinen Text gelesen hast.
Ich habe meine Geschichte ehrlich gesagt überhaupt nicht vor dem Hintergrund geschrieben, Jugendliteratur zu verfassen. Mein Ziel war eher das Darstellen einer Beziehung zwischen zwei Mädchen, die eskaliert. Ich hätte auch zwei Frauen wählen können, die Auswahl des Alters hat in der Tat bei meinen Überlegungen nur insoweit eine Rolle gespielt, als dass man mit 14/15 in der Regel noch viel unsicherer ist, als mit 30. Nicht zuletzt erschien mir die Idee der Schnitzeljagd passender für Heranwachsende, als für Erwachsene. Geschrieben ist der Text aber ganz klar für Erwachsene. Ich möchte damit weder soziale Geflechte darstellen, noch Erkenntnisse daraus gewinnen lassen. Es ist aber interessant, dass du ihn so gelesen hast.

Als ich vierzehn war, bekam ich selbst von meiner damaligen besten Freundin eine solche Schnitzeljagd geschenkt. Als ich dann hier das Thema der neuen Challenge las, kam mir die sofort in den Kopf, ich wusste aber nicht gleich,was ich daraus machen wollte. Dann dachte ich an andere Erfahrungen, die ich in Freundschaften mit Frauen gemacht habe und bin auf die Idee gekommen, eher eine Art Psychodrama daraus zu machen. Was, wenn man bei einer Schnitzeljagd nicht an Schönes erinnert wird, sondern an Schlechtes. An Dinge, für die man sich vielleicht sogar schämt. Das war so mein Grundgedanke.

Ich denke nicht, dass es glaubwürdig wäre, wenn Lisa während der Schnitzeljagd die Polizei ruft. Sie ist zwar besorgt, aber doch noch unsicher. Sie kann ihre Freundin nicht mehr einschätzen, dass sie aber tatsächlich krank ist, realisiert sie während des Rätsellösens meiner Meinung nach noch nicht. Sie schwankt zwischen Sorge, Wut und schlechtem Gewissen und will letztendlich einfach zum Ende kommen und mit Lisa ein für allemal brechen.

So zumindest waren meine Gedanken beim Schreiben.
Liebe Grüße
RinaWu


Liebe janehumphries,

danke, dass du dich noch einmal geäußert hast!
Aber ich persönliche verstehe RinaWus Text eben nicht als Jugendliteratur, sondern als Geschichte FÜR Erwachsene ÜBER das oft schwierige, undurchdringliche Sozialgeflecht bei Jugendlichen. Insofern würde es mich vielleicht sogar eher stören, wenn sie hier einen positiven Ausblick, einen konstruktiven Vorschlag für einen besseren Lebensweg geben würde.
Definitiv ist sie FÜR Erwachsene. Ob ich damit nun das schwierige Sozialgeflecht bei Jugendlichen beschreiben wollte, weiß ich nicht genau. Es diente wohl eher als Hintergrund für diese Zuspitzung der Beziehung zwischen zwei Menschen. Ich stimme dir zu, ein positiver Ausblick war für mich bei dieser Geschichte keine Option, ich wollte sie relativ kompromisslos enden lassen. Und ich muss ja dazu sagen, ob Valerie wirklich tot ist, weiß man gar nicht. Sie braucht vielleicht dringend Hilfe und könnte noch überleben. Aber das auszuformulieren, hätte für mich persönlich nicht zum Grundton meiner Geschichte gepasst.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe RinaWu,

sehr spannend, ich bin da atemlos durchgerauscht. Fängt schon sehr mulmig an und hält dann was es verspricht. Für mich ist das eine Horrorgeschichte, die ihren schlimmsten Horror daraus zieht, dass sie mitten aus der Realität entspringt, wie du schon schreibst:

Ich vermute fast, jeder kennt das

"Zuckerstück", wie ekelhaft ist das denn! Diese sich steigernde Aggressivität in den Briefen, man möchte Sarah zurufen "Steig aus!" und will gleichzeitig unbedingt wissen, was als nächstes kommt.

Das Ende war dann doch eine Überraschung für mich, ich hatte zuerst damit gerechnet, dass Lisa versuchen wird Sarah eine Falle zu stellen und ihr etwas anzutun. Natürlich hatte ich die Hoffnung auf Rettung. Oh, das Ende ist schon sehr bitter. Mir geht es ein bisschen so wie jobär, das ist nicht ganz mein Genre, aber ich finde, du hast das sehr gut gemacht.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo Chutney,

vielen Dank für deine Worte, es freut mich, dass du atemlos durchgerauscht bist! Ich merke anhand der Kommentare, dass meine Geschichte wohl doch mehr in die Horror-Rubrik gehört, als ich persönlich eigentlich dachte. Da werde ich wohl noch ein Stichwort ergänzen.

Zuckerstück an sich mag ich als Spitzname eigentlich sogar ganz gerne, aber es kann schnell in eine Richtung abdriften, die unangenehm wird. Oder, wie du es treffend benennst, sogar ekelhaft. Es ist schön zu lesen, dass die steigende Aggressivität in den Briefen spürbar ist, ich hatte da meine Bedenken, wollte aber auch nicht zu explizit werden.

Ich verstehe, dass das Ende nicht für jeden etwas ist. Wirklich. Gut finde ich allerdings, dass du in eine andere Richtung gedacht hast und ich dich dann mit dem Schluss überraschen konnte.

Vielen Dank für das Lob und einen schönen Abend.
Liebe Grüße von RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Zu dieser Schnitzeljagd nach den Horrorclowns,

liebe Rina,

sind ein paar Zeilen Schiller dem Dante Friedchen eingefallen, der an sich einen weiten Bogen um das Genre macht

"... Da werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz; noch zuckend, mit des Panthers Zähnen zerreißen sie des Feindes Herz ..."

besonders, wenn Freundschaft als Besitz/Eigentum angesehen wird und von Eifersucht getragen in Feindschaft umschlägt … "Nichts Heiliges ist mehr, es lösen sich alle Bande frommer Scheu; der Gute räumt den Platz dem Bösen, und alle Laster walten frei. Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
verderblich ist des Tigers Zahn; jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn."

Im ahd. friunt wie im mhd. vriunt war noch in der ersten Silbe zu erkennen, worauf Freundschaft gründet, ahd. frī/mhd. Vrī = frei, und in der alten Rechtsordnung bedeutete es zugleich "zu den Lieben (i. S. von Sippe) gehörend" und eigentlich „lieb / erwünscht“ zu sein.

Eine winzige Flüchtigkeit ist anzuzeigen

Sie hatte gelacht und mit dann mit gesenkter Stimme erklärt:
(wahrscheinlich war das mit schon im Kopf, als ein "r" zu "mi" zu setzen war.

Und hier

In den Wochen danach meldete sie sich immer seltener bei Lisa, aber die schien das nur anzuspornen, ihr immer öfter zu sagen, wie besonders ihre Freundschaft war.
wäre m. E. der Konjunktiv der „Freundschaft“ zuzufügen.

Interessiert gelesen vom

Friedel,
der sich nicht den Hinweis verkneifen kann, dass schon zu Lebzeiten Schillers in Weimar über einige Passagen der Glocke gelacht wurde.

Schönen Restonntag noch!

 

Hej RinaWu,

bei deiner freundschaftlichen Eskalationsgeschichte hier bin ich dir nicht immer gern gefolgt.
Sie wirkte größtenteils auf mich wie ein amerikanischer Film. Kompakte Story, dafür gleichförmige, absehbare Dialoge und stringenter Verlauf auf das Finale.

Das klingt jetzt nicht so positiv :hmm:, aber aufgrund deines schreibenden (kann man das so sagen :D) Talentes ist die Geschichte selbstverständlich gut lesbar. Aber es ist nicht deine Geschichte. Ich vermisse den Rinawu'schen Ton.

Zudem kommen die Längen. Du bist großartig darin, Charaktere zu zeichnen und mir die Umgebung zu zeigen, aber hier ging es mir zeitweise zu sehr ins Detail und die Beziehung der Protagonisten zueinander blieb dargestellt.

Leider ist das alles wenig nützlich und auch nur der Leseeindruck eines Fans, den du verwöhnt hast.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo lieber Friedrichard,

schön, von dir zu lesen =)

Ja, eine Freundschaft kann sehr schnell kippen, wenn einer der beiden Besitzansprüche anmeldet, die der andere als einengend empfindet. Da werden aus Freunden schnell Feinde. Ich finde ja, dass eine Freundschaft die offenste und toleranteste zwischenmenschliche Beziehung sein sollte, im Idealfall hat man das dann auch mit seinem Partner.

Danke für deinen wachsamen Blick, die Flüchtigkeitsfehler habe ich ausgebessert.

Liebe Grüße an dich,
RinaWu


Liebe Kanji,

es ist schade, dass du meiner Geschichte nicht gerne gefolgt bist, das tut mir leid. Danke dennoch für's Lesen und Kommentieren. Hm, es ist natürlich schön zu lesen, dass es für dich einen RinaWu'schen Ton gibt, das ist ein tolles Kompliment. Ich glaube, ich weiß, was dir hier fehlt. Dennoch fühlt sich der Text für mich nach mir an.

Die Längen werde ich mir noch einmal ansehen. Ich habe vor ein paar Wochen mit einer Literaturagentin telefoniert wegen meines Romans, und sie sagte mir, ich soll bei der Bearbeitung vor allem auch auf das Atmosphärische achten, meine Hauptfigur bei allem was sie sieht, schmeckt, riecht, fühlt, begleiten. Das habe ich wohl zu sehr mit in diese Geschichte genommen. Roman und Kurzgeschichte sind zwei paar Stiefel, ich glaube, hier bin ich vielleicht ein bisschen durcheinander gekommen. Auch wenn ich es wichtig finde, die Orte zu beschreiben, an denen sie die Botschaften findet, kann ich das vielleicht noch kompakter machen.

Hab noch einen schönen Sonntag,
liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,


ich finde die Idee mit der Schnitzeljagd gut. Das alleine hält mich schon bei der Stange und scheint mir bestens geeignet, Spannung aufzubauen.
Der Schluss ist mir zu heftig, obwohl ich eigentlich nichts gegen brutale Verläufe habe; hier hätte mir aber eine bedrohliche Situation ausgereicht - kann dir auch nicht erklären, wieso das so ist.
Zudem fände ich es reizvoller, wenn du den Schlussakkord nicht in einem Wohnhaus, sondern in freier Natur gesetzt hättest. Das würde zudem Fragen umschiffen, die sich mir aufdrängen. Wo sind die Eltern? Hat Valerie ausgerechnet an Sarahs Geburtstag sturmfrei (das muss ja längerfristig geplant gewesen sein)? Hört niemand die Schreie? Etc.

Was mir so aufgefallen ist:

Sarah zerknüllte den Zettel in der Hand und sah sich um. Die Straße vor ihrem Haus lag ruhig da, nur Frau Robold von gegenüber lief gebückt durch ihren Kräutergarten und wässerte die Beete. Sarah blickte auf die zerknitterte Papierkugel hinunter und verdrehte die Augen.
Du könntest da Streichungen vornehmen, wenn du willst. Mit was sollte sie den Zettel auch sonst zerknüllen?
Zerknüllen und Zerknittern ist mir zu ähnlich, letzteres könnte auch weg.
Dass du die Nachbarin beim Namen nennst, scheint mir auch überflüssig. Du gibst ihr damit zu viel Bedeutung, finde ich.

Vor ein paar Minuten klingelte es an der Tür ...
Tempusfehler, meine ich. PQP.

Sie hatte gelacht und mit dann mit gesenkter Stimme erklärt:
Da stimmt was nicht.

Hinter ihr klapperten ihre Eltern am Frühstückstisch mit Besteck und unterhielten sich über Politiker, die Sarah nicht kannte.
Der Satz klingt komisch. Ich würde das Geklapper rausnehmen.

Ich habe den ganzen Ablauf am Anfang auch nicht recht kapiert:
Sie zerknüllt den Zettel, dann die Rückblende mit der Geschenkankündigung, dann klingelt es an der Tür, sie entdeckt die Nachricht, liest sie, (müsste sie nicht jetzt erst den Zettel zerknüllen), dann fährt sie los (und lässt die Papierkugel liegen?).
Ich finde das unnötig verkompliziert.
Du könntest mMn auch getrost auf den ganzen „Dieses Jahr wird der Wahnsinn“-Einschub verzichten. In der Nachricht steht ja schon, dass es sich um ein Geburtstagsgeschenk handelt.
Kannst ja mal darüber nachdenken, ob du das nicht geradliniger erzählen möchtest.

Sie setzte sich auf ihr Fahrrad und überlegte einen Moment. Letztes Jahr im Sommer waren sie auf dem Konzert gewesen, Lisas Mutter hatte sie hingefahren und direkt danach wieder abgeholt. Ein paar Tage später saß sie mit Lisa vor dem Jugendzentrum ...
Spontaner Vorschlag:
Sie setzte sich aufs (Fahr)rad und überlegte einen Moment. Letzten Sommer waren sie auf dem Konzert gewesen, Sarahs Mutter hatte sie gefahren. Ein paar Tage später saß sie mit Lisa vor dem Jugendzentrum ...
Fände ich geschmeidiger und dadurch, dass du Sarahs Mutter fahren lässt, vermeidest du die unschöne Lisas-Lisa-Verbindung.
Kannst du ja mal überdenken.

Die Sperlingstraße zog sich am südlichen Ortsrand entlang, vorbei an Ein- und Mehrfamilienheimen mit ordentlichen Vorgärten und weißen Gartenzäunen. Es roch nach frisch gemähtem Gras und einem letzten Hauch von Morgenfrische. Bald würde der Asphalt flimmern, wenn die Mittagssonne ihre heiße Decke über dem Ort ausbreitete. An der nächsten Kreuzung bog Sarah nach links ab. Der Weg führte direkt ins Feld, kurz davor stand jedoch eine in die Jahre gekommene Turnhalle auf der rechten Seite, in deren Keller sich das Jugendzentrum befand. Sie fuhr auf den Parkplatz vor dem Gebäude, stellte ihr Fahrrad ab und ging die Stufen hinunter.
Da sind schöne Beschreibungen, gute Bilder drin, ich würde trotzdem eindampfen. Mir ist das too much.

Aber andererseits war das doch ein toller Freundschaftsbeweis, dass du etwas getan hast, das du eigentlich nicht magst. Mir zuliebe.
Klar, man könnte sagen, sie schreibt das halt so.
Spontane Idee:
Andererseits war es ein toller Freundschaftsbeweis, dass du etwas getan hast, worauf du eigentlich keine Lust hattest. Mir zuliebe.

Über die Äste eines Baumes konnte man hinter dem Gebäude hinaufklettern und dort oben unsichtbar für alle anderen heimlich Zigaretten rauchen. Sie waren oft dort oben.
Finde ich übererklärend, zudem würdest du die Doppler vermeiden.

Lisa machte ihr eine peinliche Szene vor der Schule, mit verheulten Augen, tropfender Nase – das volle Programm.
Mir ist das zu viel.

In den Wochen danach meldete sie sich immer seltener bei Lisa, aber die schien das nur anzuspornen, ihr immer öfter zu sagen, wie besonders ihre Freundschaft war.
Ließe sich vermeiden.

Mal exemplarisch:

Sie drehte sich nach allen Seiten um. Es war still hier oben, ein leichter Wind wehte und kühlte Sarahs verschwitztes Gesicht. Vor ihr führte das mit Steinen aufgefüllte Dach zur Turnhalle am Ende des Gebäudekomplexes. Rechts und links gingen in regelmäßigen Abständen Seitenarme ab, die in die Biologie- und Chemie-Klassenräume führten. Von hier oben sah es aus wie ein schwebender Weg. Aus dem Dach ragten alle paar Meter Erhebungen, in denen die Deckenfenster der einzelnen Schulzimmer verankert waren. Schornsteine nannte Lisa sie. Sarah lief los und bog auf den ersten Seitenarm nach rechts ab. Hinter dem zweiten Schornstein musste es sein, das war ihr Stammplatz. Sie ging um den Betonklotz herum und suchte die Wände mit den Augen ab. Nichts. Ihr Blick fiel auf die Steine unter ihren Füßen. Verdammt nochmal! Sie ging in die Hocke und schob die Steine rund herum zur Seite. Nach ein paar Minuten raschelte es zwischen ihren Fingern. Sarah ließ sich fallen und lehnte sich an die Wand. Noch ein Zettel.
Mir geht es einfach zu lange, bis du auf den Punkt kommst. Ich finde, du könntest deinen Text insgesamt etwas verdichten.

Leider wird mir die Zeit gerade knapp. Ich schaue sicher nochmal rein und schreibe mehr zum Text.

Mein vorläufiges Fazit:
Gute Idee, spannend aufgebaut. Du könntest mMn noch mehr Spannung erzeugen, indem du schneller auf den Punkt kommst und auf allzu große Ausschmückungen verzichten würdest. Insgesamt empfehle ich deinem Text eine Abmagerungskur :).

Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich deine Geschichte gerne gelesen habe.


Danke fürs Hochladen


hell

 

Hallo hell,

vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar. Ich habe fast alle deine Vorschläge dankend angenommen und umgesetzt.

Den Anfang des Textes habe ich verändert, er ist nun kürzer und linearer und hoffentlich liest es sich dadurch besser. Auch die Beschreibungen der Orte, an die Sarah fährt, habe ich nun ein wenig gekürzt. Ich kann mich schwer davon trennen, sehe aber ein, dass es, so wie es war, die Handlung zu sehr ausgebremst hat. Hoffentlich ist es so schon besser, bzw. flüssiger.

Es wäre eine Möglichkeit, das Ende auch draußen in der Natur stattfinden zu lassen. Mich reizte allerdings gerade, dass Lisa sich bei Valerie einnistet, ihre Sachen anzieht, die Wohnung schmückt und auf Sarah wartet. Das gefiel mir besser, als das Finale an einem weiteren ihrer Treffpunkte zu verorten. Das Problem mit der leeren Wohnung habe ihn nun mit einer zusätzlichen Info hoffentlich schlüssiger gemacht. Klar, es stimmt, warum niemand Valerie hört, weil sie vermutlich schreit, als Lisa auf sie losgeht, bleibt ein Problem. Andererseits könnten viele der Parteien in der Arbeit sein oder schlichtweg nicht aufmerksam genug, was ihre Nachbarn angeht.

hell, vielen Dank für diese hilfreichen Anmerkungen, ich habe das Gefühl, der Text hat nun mehr Tempo bekommen.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe RinaWu,

ein überraschendes Ende … Oh, du hast mittlerweile das Stichwort „Horror“ angetackert. Dann passt das ja :thumbsup:

Habe bereits die erste Version gelesen …
Sauber und flüssig geschrieben – wie all deine Texte.

Die Schnitzeljagd gefällt mir. Sie hält die Spannung aufrecht.
Mit den genannten Orten wie der Turnhalle, den Tischtennisplatten usw. triffst du genau ins Schwarze. Das hält m.E. viele an der Stange.
Erinnert an die eigene Kindheit/Jugend. :D

Und der episodenhaften Aufbau erinnert mich an deine Horror-Clown-Story. :Pfeif:

am südlichen Ortsrand entlang, vorbei an Ein- und Mehrfamilienheimen mit ordentlichen Vorgärten und weißen Gartenzäunen.
Ich habe den Sinn noch nicht verstanden, warum hier eine saubere Wohlfühlwelt aufgebaut wird (Sarah?). Es fehlt der Kontrast (Lisa?).

Der Weg führte direkt ins Feld, kurz davor stand jedoch eine in die Jahre gekommene Turnhalle auf der rechten Seite, in deren Keller sich das Jugendzentrum befand.
Ist jetzt sehr sehr pingelig: Unter „normalen“ Turnhallen habe ich noch nie einen Keller gesehen (in dem auch noch ein Jugendzentrum passen könnte), und ich habe schon viele Hallen gesehen. Vielleicht eine halbe Etage tiefer als die Turnhalle, also ebenerdig, das kenne ich. :shy:

Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und wählte Lisas Nummer.
Das finde ich gut. Wäre sie jetzt weiter gerannt, hätte ich es ein wenig unglaubwürdig gehalten, warum sie das Spielchen noch weiter mitmacht.

Das tust du nicht“, (PUNKT)Lisa lachte, aber da lag etwas in ihrer Stimme, das Sarah erstarren ließ.

Von der Lampe hingen Luftschlangen herunter. Lisa saß auf dem Bett und grinste. Sie trug Valeries Lieblings-T-Shirt und eine ihrer Hosen. „Happy Birthday!“, rief sie und breitete die Arme aus.
Hier hast du das eigentlich erwartete Ende eingeleitet. Zwar eine gestörte Freundin, aber immerhin.
Außerdem hast du mich an einen meiner Lieblingsfilme erinnert: The Game.

Sehr schön. Hat mir sehr gut gefallen.

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Liebe RinaWu,

eine schön zu lesende Geschichte, die auch spannend geblieben ist bzw. immer spannender geworden. Dabei könnte man ja meinen, das wiederkehrende Muster - neue Botschaft, nächster Schritt - müsste langweilig werden, aber das ist nicht so. Allerdings habe ich einen anderen, besseren Ausgang erwartet, nämlich in jedem Fall so, dass Lisa in Sarah verliebt ist und sich bei der Begegnung am Ende dann vielleicht sogar manches klärt. Der dramatische Schluss hat demgegenüber noch einen ganz anderen Schwung, gefallen hat er mir, wenn ich mir auch nicht ganz sicher bin, ob ich ihn nicht etwas dick aufgetragen finde.

Wie Schmetterlinge im Bauch, nur ohne die Vorfreude.
Das habe ich erst nicht verstanden, im Nachhinein schon. Treffend ist der Vergleich sicher, aber kann sein, dass er sich nicht sofort erschließt.

„Das hab’ ich nur dir zuliebe gemacht.
- das klingt ja noch nett. Dann aber:
Ich kann die drei Typen nicht ausstehen. Dämliche Mucke, einfach dämlich!“
Ziemlich hart, oder? Da hätte ich auch gestarrt.

Der Weg führte direkt ins Feld, kurz davor stand jedoch eine in die Jahre gekommene Turnhalle auf der rechten Seite, in deren Keller sich das Jugendzentrum befand.
Hier fällt mir gerade auf: Dadurch, dass du die Episode schon erzählt hast, ist das Jugendzentrum jetzt nur noch der Ort, wo Sarah den Zettel findet. Vielleicht könnte es reizvoll sein, auch die Hintergrundgeschichte zum Rätsel erst hier (ganz) zu erzählen?

Etwas an diesen Worten gefiel ihr nicht. Ich kann Lügen nicht ausstehen!
Das ginge Vielleicht knapper, z.B.: "Ich kann Lügen nicht ausstehen! Das gefiel ihr nicht." Oder so. ("Etwas" ist ja unspezifisch, und dann kommt es aber doch ganz konkret, was Sarah nicht gefällt.)

„Hängst du fest?“, antwortete diese fröhlich nach dem zweiten Klingeln.(...)
„Spiel – mit! Ich weiß nicht, was ich sonst tun werde.“ Lisa legte auf.
Hübscher Dialog übrigens. Man kann sich schön gruseln. Lisas Leichtigkeit ist ja nicht unbedingt leicht zu schlucken, im Sinne von: ob man dir das abnimmt, aber ich finde, hier klappt das.

Diese Andeutung, sie war nicht die erste gewesen. Die Worte waren immer andere, die Bedeutung die gleiche.
Das könnte vielleicht weg? Ohne Beispiel klingt mir das ein bisschen nach Leerlauf. Ich glaube, man braucht es nicht.

Hatte sie ihr aufgelauert und sie verfolgt?
Würd' ich auch weglassen...

Sehr schön finde ich die kleine Szene mit dem Handy, nicht nur als Verzögerung. Aber das ist mir nicht klar:

Sie drückte drei Nummern, doch bevor sie bei dem grünen Hörer ankam,
Notrufe gehen doch, ohne dass man den Code eintippt..?! (Ach nee, doch verstanden: Sie will gar nicht die Notruftaste drücken, sondern sie wählt...)


„Verstehst du es jetzt?“
Feiner Schluss, herrlich paradox.

Eins ist mir beim Lesen immer wieder aufgefallen: Du hast viele ganz genaue Beschreibungen der Umgebung. Die finde ich für sich genommen alle gut gemacht, aber manchmal hatte ich den Eindruck, dass es dann doch nicht immer so wichtig ist, wie es in den Einzelheiten dort aussieht. Erstmal ist das eine Qualität, wirklich schön, wie klar du die Szenerie entwirfst. Aber - ich ziehe doch mal eine Beispiel raus -

Vor ihr führte das mit Steinen aufgefüllte Dach zur Turnhalle am Ende des Gebäudekomplexes. Rechts und links gingen in regelmäßigen Abständen Seitenarme ab, die in die Biologie- und Chemie-Klassenräume führten.
- muss man wissen, dass es die Turnhalle und die Bio- und Chemieräume sind? Eine echte Frage, die ich habe, denn mir gefällt wirklich auch die genaue Zeichnung. Es geht mir auch gar nicht mal um Freiräume für die Phantasie oder so, die bräuchte ich da, glaube ich, nicht. In dem Fall geht es mir wirklich nur um die länge des Weges, sozusagen: Umwege strengen immer auch an.

Ach, und noch was: Das Blut, das durch Valeries Hände sickert. Dann lebt sie noch und wird vielleicht gerettet? Ich fand die leise Offenheit für einen nicht maximal katastrophalen Ausgang da ganz schön. Aber war das auch Absicht so?

Ja, schöne Geschichte.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber GoMusic,

danke, dass du vorbeigeschaut hast! Ja, nach den ersten Rückmeldungen habe ich gemerkt, dass das Stichwort "Horror" bei meiner Geschichte wohl ganz gut wäre und habe es ergänzt.

Es ist schön, dass dich die Orte, die ich eingebaut habe, an deine eigene Jugend erinnern. Ein bisschen was davon sollte nämlich tatsächlich durchschimmern.

Die saubere Wohlfühlwelt baue ich (angedeutet) auf, damit der Schluss umso einschneidender ist. Ich wollte damit ausdrücken, wie behütet Sarah aufwächst und welcher Situation sie sich dennoch am Ende der Geschichte stellen muss.

Zu deiner "normalen" Turnhalle ;) Das Jugendzentrum ist 1 zu 1 dem Jugendzentrum nachempfunden, dass es in meinem Heimatort gab. Die Turnhalle war unterkellert und das Jugendzentrum hatte einen Teil der Kellerräume. Es gab kleine Kellerfenster, die nur wenig Licht reinließen, deshalb war es da drinnen auch immer ein bisschen schummrig. Ich habe mir das also tatsächlich nicht einfach wild ausgedacht.

Sehr gut, dass du das Telefonat mit Lisa passend fandest. Ich dachte mir auch, Sarah einfach weiterrennen zu lassen, ohne sich aufzulehnen, wäre nicht glaubwürdig.

Vielen Dank und liebe Grüße
RinaWu


Hallo erdbeerschorsch,

auch dir, herzlichen Dank für deine hilfreichen Anmerkungen!

Hier fällt mir gerade auf: Dadurch, dass du die Episode schon erzählt hast, ist das Jugendzentrum jetzt nur noch der Ort, wo Sarah den Zettel findet. Vielleicht könnte es reizvoll sein, auch die Hintergrundgeschichte zum Rätsel erst hier (ganz) zu erzählen?
Ja, gute Idee! Ich habe das umgebaut. Anfangs nur eine kurze Erinnerung und als Sarah dann beim Jugendzentrum ist, beschreibe ich die Szene, in der Sarah gesteht, dass sie die Band nicht ausstehen kann. Danke dafür!

Deine vorgeschlagenen Streichungen habe ich vorgenommen, teilweise auch noch andere. Die Beschreibungen der Orte habe ich schon jeweils zur Hälfte eingestampft, weil sie mehreren Lesern zu viel des Guten waren. Deine Frage ist nicht unerheblich: Muss man alle Einzelheiten der Umgebung kennen? Meine Antwort: Wahrscheinlich nicht. Habe zum Beispiel den Ort mit den Tischtennisplatten nun viel knapper beschrieben oder auch die Turnhalle. Bei dem Dach finde ich es wichtig zu wissen, wie es genau aussieht, damit man Sarah auch wirklich zu dem Versteck folgen kann. So war meine Idee bei dieser Detailgenauigkeit.

Das Blut, das durch Valeries Hände sickert. Dann lebt sie noch und wird vielleicht gerettet? Ich fand die leise Offenheit für einen nicht maximal katastrophalen Ausgang da ganz schön. Aber war das auch Absicht so? Du bist der Erste, der das anspricht. Das freut mich total, denn genau so ist das durch Valeries Hände sickernde Blut gemeint. Vielleicht wird sie noch gerettet ...

Vielen Dank für deine Worte.
Liebe Grüße
RinaWu

 

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