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Versteckspiel

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19.03.2003
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Versteckspiel

Wir hatten Verstecken gespielt. Ich war dran mit suchen. Ich lief durch unser Haus. Es war ein Haus, in dem mehrere Wohnungen waren. Wir wohnten Erdgeschoss. Vor dem Haus war ein Garten und der gehörte zu den Wohnungen unten. Ich liebte diesen Garten. Stundenlang konnte ich darin sitzen und mit meinen Puppen spielen. Ich war oft alleine im Garten, einmal habe ich alle Blumenköpfe abgeschnitten und meinen Puppen daraus eine Suppe gekocht. Sie schmeckte ihnen, doch dann ...,mit Tränen in den Augen, versuchte ich den Tulpen die Köpfe wieder aufzustecken. Meine Mutter war da sehr, sehr böse auf mich.
Im Garten war auch ein Sandkasten. Ich buk viele kleine Küchlein und dann kam Carsten und haute sie alle entzwei. Carsten wohnte über uns. Aber ich habe ihn nie besucht. Meine Mutter hatte gesagt, ich sollte nicht mit ihm spielen. Er wäre komisch und seine Zähne wären faulig. Seine Mutter passte nicht auf, dass er sie gut putzte. Und weil er vorne an der Haustür pinkelte, als meine Schwester rausging. Ich hätte es auch gerne gesehen, nachdem sie es erzählt hatte. War doch witzig. Meine Mutter schimpfte über ihn, weil sie musste das danach wegputzen. Wir im Erdgeschoss mussten auch das Podest putzen. Irgendwann fing es an, wenn wir Kinder aus unserer Straße Carsten sahen, riefen wir, "iii", ob er nun unten nackig war, oder auch nicht. Nackig waren in jenem Sommer nur unsere Füße, der Rest von uns nicht, aber Carsten zeigte uns dann seinen Pillermann und pinkelte. Wir lachten und liefen vor ihm weg. Beim Räuber und Gendarm musste er immer den Gendarm spielen. Wir anderen waren die Räuber. Carsten lief uns immer hinterher und wir riefen "iii" dabei.
Ganz oben wohnte Onkel Wolf. Er war Finanzbeamter. Er soll meinem Bruder geholfen haben, beim Finanzamt zu lernen. Jetzt war Onkel Wolf aD. Ich wusste nicht, was "Adeee" und ein Finanzamt ist, aber ich glaubte, es war etwas Besonderes. Die Stimme meiner Mutter wurde immer anders, eine Tonlage höher, wenn sie es beim Kaufmann an der Ecke erzählte. Da stand sie oft, sehr zu meinem Leid, weil ich Hummeln im Hintern hatte. Ich sah zwar nie eine, wenn ich mich durch meine Beine nach hinten durch bückte und mir unter den Rock guckte. Da war nur der Schlüpfer. Mehr nicht. Also hörte ich nicht auf Mutter und manchmal flog dann eine Ohrfeige, dass es nur so klatschte. Mein Vater war Dachdecker. Ich war einmal bei ihm mit zur Arbeit. Er hatte mit ganz heißem Teer ein Dach auf eine Garage geklebt. Das stank vielleicht. Ich war sehr stolz, was mein Vater so konnte. Mit der Stimme meiner Mutter und ein bisschen durch die Nase, wie der olle Wolf, erzählte ich es den anderen Kindern. Mein Vater trug mich auf Händen, so stark war er. Ich liebte es, wenn er mich huckepack nahm und wieherte.
Meine Mutter war immer zu Hause. Aber sie war immer beschäftigt. Meist mit meiner kranken Schwester. Sie hustete immer so komisch, ihre Augen quollen ihr aus dem Gesicht, aber nicht so wie mein Vater, der spuckte immer braunen Schleim vom Tabak. Mein Bruder wohnte nicht mehr bei uns. Er musste ausziehen, weil es zu eng bei uns war. Er wohnte bei Oma und war Onkel Wolf sehr dankbar für die Stelle im Finanzamt. Manchmal kam er uns besuchen. Er hatte schon eine Freundin und er fuhr ein weißes Käfer Cabriolet. Das war Klasse. Alles von seinem Lehrgeld bezahlt. Daher war der olle Wolf von oben auch ein besonders netter Onkel. Ich mochte Onkel Wolf aber nicht. Er hatte mich ganz genau gesehen, als ich nach dem Klingelstreich zu langsam war, um abzuhauen. Er sprach so komisch durch die Nase und er hatte einen Eierkopf. Seine Frau war irgendwie unsichtbar. Aber sie war in der Wohnung, als ich einmal da war. Er hatte mich gefragt, ob ich etwas Süßes möchte. Und dann war ich mit rauf gegangen. Die Wohnung sah ganz anders aus, als unsere. Dunkle polierte Möbel standen vor schrägen Wänden, an denen man sich den Kopf stieß. Vielleicht hatte Onkel Wolf deswegen keine Haare auf dem Kopf. Ein weiteres Mal war ich in der Wohnung, da war meine Mutter mit. Sie war ganz rot im Gesicht und ihr flog ein bisschen Spucke beim Reden aus dem Mund und auf den polierten Tisch. Dabei durften wir Kinder nicht spucken. Sie hatte zu ihm gesagt, ich wäre mit ihr mitgekommen, um mich zu entschuldigen. Ich wusste nicht, warum ich mich entschuldigen sollte. Meine Mutter hatte gesagt, ich hätte etwas gesagt, das man nicht sagen darf. Ich weinte, weil ich es tun musste und ich weinte, weil ich nicht verstand, was ich so Verbotenes gesagt hatte. Ich dachte nur an den Ausklopfer, und mein Geheimnis war verraten und da waren sie sehr, sehr böse auf mich. Dabei hatte ich nicht geklingelt, das war Carsten und das Versteck im Keller hatte er sich gesucht. Mir war unheimlich, woher Mutter mein Geheimnis sonst wissen konnte. Ich glaube, sie hatte mich vom Spielen reingerufen. Sie rief mich aus dem Fenster mit Vor- und Nachnamen. Das machte sie nur, wenn ich etwas ausgefressen hatte. Sonst nannte sie mich Püppchen oder Sternchen. An ihrer Stimme hörte ich, dass sie von meinem Geheimnis wusste. Konnte sie etwa zaubern? Oder doch nicht? Immer wieder fragte sie mich, was ich gesagt hatte. Weil sie so wütend war, habe ich mein Geheimnis vergessen. Ich konnte es nicht sagen, da wurde sie noch wütender. Ich wollte nicht mitgehen. Meine Beine waren Gummi. Sie zerrte mich nach oben.

Ich will nicht Entschuldigung sagen, aber ich muss. Ich habe Angst. Die Frau von Onkel Wolf ist wieder da. Sie ist die Einzige, die nicht wütend ist. Ich glaube, sie ist traurig. Sie soll traurig gewesen sein, weil sie keine Kinder hat, hat mir meine Mutter mal erklärt. Deswegen freut sie sich sich, wenn wir zu Besuch kommen. Als ich es endlich gesagt habe, ist Onkel Wolf friedlicher. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Es hört sich falsch an, was er spricht. Alles ist falsch. Das fühle ich. Ganz tief innen. Ich höre aber nur: Ich habe was falsch gemacht, aber er verzeiht mir. Ich fühle, dass es nicht wahr ist. Aber ich will, dass es vorbei ist. Ich sage, was beide hören wollen. Ich will ihn nie wieder sehen, ich mag ihn nicht. Schnell weg. Meine Mutter bedankt sich für sein Verständnis. Ich bin am Ausklopfer vorbeigekommen. Die unsichtbaren Hummeln im Hintern waren wieder da.

Wir hatten doch nur gespielt. Ich war dran. Ich suchte im Keller nach Carsten. Ich wollte da nicht rein gehen, das war mir verboten, aber ich fand den doofen Carsten einfach nicht. Der Keller hatte mehrere Gänge. Ich durchsuchte sie. Das Licht war ausgegangen. Ich hörte etwas, da war was oder wer. Ich tastete nach dem Lichtschalter und als das Licht wieder anging, war als ob mir etwas in die Hose rutschte. Ich erinnere mich an den großen Eierkopf, der geleuchtet hat. Er glänzte. Er tauchte aus dem Dunklen auf. Ich erkannte Onkel Wolf und war erleichtert. In meiner Erleichterung hatte ich ihm wohl etwas gesagt. Er hob die Hand zur Faust. Sie schwebte über mir, du darfst nicht im Keller spielen, hatte er immer wieder und wieder gesagt, aber es bleibt geheim, wenn ich nie wieder im Keller spiele. Ich wollte nur noch weg, meine Hummeln stachen mich, Mutter hatte wohl doch Recht, ich war froh, er würde nichts sagen, meine Mutter benutzte sonst den Teppichklopfer auf den nackten Po, um nach den Hummeln zu schlagen. Ich war ihr zu rebellisch, sagte sie. Die Hände dazwischen zu halten, half mir und den Hummeln auch nicht. Und wenn es nicht genug war, erzählte sie es meinem starken Vater. Er nahm seinen Puschen, der machte weniger Striemen. Ich weinte immer laut, damit sie endlich aufhörten. Rebell hörte sich gut an. So wie Räuber.

Ich habe Verstecken gespielt und die anderen gesucht. Ich glaube, Carsten hatte sich im Keller versteckt. Ich habe ihn gefunden. Ich glaube, ich habe gelacht, als ich Onkel Wolf erkannt habe.

Ich war ja mal in seiner Wohnung, oben im Dach. Ich glaube, ich habe etwas zu ihm gesagt und dabei gelacht, aber eigentlich war mir nicht nach Lachen, auch nicht nach "iii". Es war doch dunkel im Keller und ich hatte Carsten gesucht. Er war der letzte. Ich wollte schon umdrehen und als das Licht anging, entdeckte ich zuerst Onkel Wolf, dahinter Carsten und ich fragte, was er in seinen Po gesteckt hat. Und dann lief ich weg. Ich glaube Carsten war hinter mir. Er weinte und war langsam, seine Hose bummelte ja um seine dünnen Beinchen. Ich weiß nicht, ob ich da noch gelacht habe. Ich rannte, rannte zu den Anderen und an den Pfahl. Hab Dich! Du bist! Eins, Zwei, Drei, Vier Eckstein, alles muss versteckt sein.

 

Hola Goldene Dame,

ich bin der Silberne Herr José und habe mir erlaubt, Deine Geschichte zu lesen.

Sie ist durchgängig in Kindersprache verfasst:

Sie war ganz rot im Gesicht und da war viel Spucke im Mund.
Ich bin am Ausklopfer vorbei gekommen.

Mir gefällt das über die gesamte Länge der Geschichte nicht. Kurze, einfältige Sätze, die nirgendwohin führen – wenn wir mal das banale Ende vergessen. Es beginnt zu nerven. Fast unwillig habe ich zu Ende gelesen. Der Text dreht sich karussellartig im Kreis und nachdem ich wieder und wieder dasselbe lese, führe ich unauffällig den Handrücken zum weit aufgesperrten Mund. Geschichten dieses Inhalts gibt es wie Sand am Meer.

Mag sein, dass alles wohlbedacht ist und so sein soll – doch wenn es mir schon nicht unbedingt um ein großartiges Leseerlebnis geht, dann doch bitte etwas Lesevergnügen ( das ich hier leider nicht finden konnte).

Grundsätzlich sollte ein Autor versuchen, sich zu profilieren. Nicht nur durch seine Art zu schreiben, sondern auch durch neue Ideen. Wenn er aber ein uraltes Thema wählt, dann muss er schon verdammt gut sein, denn es wäre möglich, dass seine Geschichte mit ihren tausend Vorgängern verglichen wird.

Goldene Dame, zu gern hätte ich gelobt und applaudiert, doch dieses Mal sind mir die Hände gebunden.
Es hilft nichts – wir müssen uns weiterhin anstrengen.
Alles Gute!
José

 

Hallo Goldene Dame

Wir haben Verstecken gespielt. Ich war dran mit suchen. Ich lief durch unser Haus. Es war ein Haus, indem mehrere Wohnungen waren. Wir wohnten Erdgeschoss. Carsten wohnte über uns. Aber ich habe ihn nie besucht. Meine Mutter hatte gesagt, ich solle nicht mit ihm spielen. Er ist komisch und seine Zähne sind faulig. Seine Mutter passt nicht auf, dass er sie putzt.[

Ich bin kein Experte (also eigentlich das Gegenteil von Experte), aber ist dir hier nicht ein Zeitfehler unterlaufen?

Beste Grüße,

Sonne

 

Hallo Goldene Dame,

ich steige mal sofort ein …

Es war ein Haus, indem mehrere Wohnungen waren.
in dem

Ich war dran mit suchen.
Meine Mutter schimpfte über ihn, weil sie musste das danach wegputzen.
Der Satzaufbau klingt kindlich. Gut.

riefen wir, iiiiiii,
"iii"
Es hat sich bei solchen Ausrufen etc. etabliert, max. drei Zeichen zu benutzen. ;)

Sie war ganz rot im Gesicht und da war viel Spucke im Mund.
Aha.

Sie hatte zu ihm gesagt gesagt
1 x „gesagt“ reicht

Ich habe was falsch gemacht,
Insgesamt wird mir zu oft erzählt, dass er/sie was falsch gemacht hat.
Es wiederholt sich zu oft. Auch das mit dem Geheimnis.

Beim Lesen bin ich auch öfter über die verschiedenen Zeiten gestolpert. Hier z.B.:

Ich lief durch unser Haus.
Meine Mutter hatte gesagt, ich solle nicht mit ihm spielen. Er ist komisch und seine Zähne sind faulig.

Der letzte Absatz, vermute ich mal, soll so etwas wie die Realität sein, wie sie für ihn (es ist doch ein er, oder?) sein soll/muss, wie er sie sich einredet?
Wenn das so sein soll, müsste doch Onkel Wolf gar nicht mehr vorkommen, sondern nur Carsten.

Konnte mir gut vorstellen, was da im Keller passiert ist. Das hast du gut rübergebracht.
Probleme hatte ich nur mit den Zeiten und den ständigen Wiederholungen.

Hoffe, du kannst was mit meinem Kommentar anfangen.
Wünsche dir einen schönen Tag.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
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Hola josefelipe
Bist du Spanier oder ist das nur dein Etikett? Deine beißende Rhetorik ist jedenfalls umwerfend gut.
Kennst du:
Reden ist Silber Schweigen ist Gold ?

ich habe mir erlaubt, in dieser Geschichte mit diesem Sinnspruch zu brechen, wie alle Missbrauchten es machen sollten. Und ich gebe dir Recht, es ist ein uraltes Thema, denn Kindesmissbrauch ist so alt wie die Menschheit. Und mein Ziel war es tatsächlich, dass diese Geschichte mit der von Linkas Geschichte "Die Schnecken" verglichen wird.
Und das hat folgenden Grund. Linkas Geschichte hat mich getriggert und ich fand, den Zynismus unpassend, aber auch das ist mein persönliches Ding. Zuerst dachte ich, sie hat den Tätern Tür und Tor geöffnet, Opfer bleibt Opfer. Und damit will ich aufräumen. Die Opfer wollen ja reden, aber man hört ihnen nicht zu. Reden ist Silber Schweigen ist Gold.
Vielleicht lesen diese Geschichte ja ein paar Pädos. Damit sie wissen, heute wird genauer geguckt.

Das besondere meiner Geschichte ist, da sind authentische Warnzeichen verarbeitet. Wäre schön, wenn andere Erwachsene sich Gedanken machen, wenn sie das lyrische Ich in der Wirklichkeit wieder erkennen.

Weisst du was Körpererinnerungen sind? Ich weiss nicht wie oft ein Autor versucht hat, das Gefühl von Dissoziation zu beschreiben. Das ist mein Versuch gewesen.

Im Übrigen gebe ich dir Recht, die Erzählstimme ist die eines Kindes. Du nennst es einfältig. Ich denke eher, dass man verlernt hat, Kindern zuzuhören. Ich habe versucht, es nach deiner Kritik besser zu machen. Wenn es dir trotzdem nicht gefällt, ist es mir bei dir :D Furz. Das Thema, so umgesetzt, magst du eben nicht. Kann ich mit leben. Im Übrigen schaue ich mir auch die Texte meiner Kritiker an, dann weiß ich die Kritik auch so wertzuschätzen, wie sie gemeint ist.


Hallo schwarze sonne,

Ich hoffe ich konnte den Tempus bereinigen. Danke für Lesen.

Hallo GoMusic

Danke für die Fehlerlese, ich bügel Fehler und Stilblüten gerne glatt und aus.

einen kreativen Tag wünsche ich Euch!

 

Hallo Goldene Dame!

Beklemmend schilderst du aus kindlicher Perspektive, wie ungerecht die Regeln der Erwachsenenwelt sind.

Sexualität zwischen einem Erwachsenen und einem Kind gilt zu Recht als schmutzig, wenn man Schmutz als Symbol für moralische Unreinheit sieht. Beschmutzt und besudelt erscheint aber nicht der "saubere" Herr Wolf, weil er pädokriminell ist, sondern sein Opfer Carsten, dem "faulige Zähne" zugeschrieben werden - das ist zutiefst ungerecht, ist victim blaming, aber leider in patriarchalischen Gesellschaften üblich - es hat sich ja auch sprachlich niedergeschlagen: Nennt man jemanden wie Herrn Wolf "Kinderschänder", so schwingt mit, dass man sein Opfer unbewusst als Träger von Schande und moralischer Besudelung sieht.

Leider färbt diese zutiefst ungerechte Einstellung der patriarchlischen Erwachsenen auf die Kinder ab, die Carsten im Räuber-und-Gendarm-Spiel intuitiv die Rolle des Gendarmen zuweisen. Denn einem wie Carsten laufen Mädchen nicht nach. Vor einem wie ihm läuft man davon, weil er schmutzig und eklig erscheint. Auch sein öffentliches Urinieren wird nicht als psychosomatische Reaktion auf das zugefügte sexuelle Trauma erkannt.

Dein Text ist eine eindrucksvolle Anklage!
Grüße
gerthans

 

Hallo gerthans,

schön mal wieder von dir eine Kritik unter einem meiner Texte zu lesen. Bei dir hat die Geschichte funktioniert. Wunderbar!
Ich habe aber auch deutlich nach josefelipe schwarze sonne und GoMusic Kritiken nachgebessert.

Danke Euch!

 

Hallo Goldene Dame

deine Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits fand ich den Erzählton gut, die kindliche Stimme, unsicher, naiv und unpräzise. Der Plot ist allerdings etwas holzschnittartig, da hättest du mehr Platz gebraucht, eine detailliertere Geschichte. Der Schatten wird spürbar, aber er bleibt im Nebel. Klar, auf diese Art und Weise verdrängt das Kind das Erlebte und Gesehene, aber bleibt doch ein kleines Stück zu wenig, um mich, den Leser, so richtig im Herz zu treffen.

Paar Stellen aus dem Text:

Ich hätte es gerne gesehen, als sie es erzählte.
komischer Satz, ich habe es mir vorgestellt=?

und wir riefen iii dabei.
würde ich apostrophieren

Ich wusste nicht, was adeee
das auch

mit ihm mit zur Arbeit.
klingt nicht gut

Er hatte mit ganz heißem Teer ein Dach auf eine Garage geklebt.
macht man das so? habe ich nier gesehen...

dass ich Angst hatte, gleich kommt der Ausklopfer, und dass mein Geheimnis von ihm verraten worden war, weil er sehr, sehr böse auf mich war.
das ist eine intensive Passage, davon bräuchte die Geschichte mehr...

Ich fühle, dass es nicht wahr ist. Aber ich will, dass es vorbei ist. Ich sage, was beide hören wollen. Ich will ihn nie wieder sehen, ich mag ihn nicht. Schnell weg. Meine Mutter bedankt sich für sein Verständnis. Ich bin am Ausklopfer vorbei gekommen.
auch hier spüre ich die Gefühle, da passt der Sound richtig gut...

Und dann lief ich weg. Ich glaube Carsten war hinter mir. Er weinte. Ich weiß nicht, ob ich da noch gelacht habe.
ist mir zu schnell zuende, Carsten bleibt im Ungefähren und was das Ganze mit der Prot macht, erfahre ich auch nicht...

Hpffe du kannst was mit anfangen :Pfeif:
viele Grüße
Isegrims

 
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Hallo maria.meerhaba,

Ich begrüße dich und deine kritischen Worte gerne.

Allein dieser kurzgehackte Stil mit den ganz kurzen Sätzen sorgt ja dafür, dass sich keine Nähe bildet, sondern man ein Zuschauer bleibt, der alles sieht, aber nichts dafür fühlt.

genau das passiert ja bei einer Dissoziation. Die Opfer spalten die unangenehmen Gefühle ab und speichern sie getrennt vom Geschehen teilweise sogar im Körper ab. Und wegen der Authentizität des lyrischen Ichs, ist das von mir gewollt. Daher bleibt es auch bei den abgehackten Sätzen und der Darstellung der Figuren, ist auch der Wahrnehmung des Kindes zu schulden.

Du hast doch auch Kinder. weißt du warum diese den Kopf zu Seite legen und lächeln, wenn sie ausgeschimpft werden? Das ist ein Verlegenheitslächeln. Kinder sind keinen kleinen Erwachsenen.

Vielleicht lernen die Erwachsenen, Dank meines meinem lyrischen Ich anders zuzuhören.


Das würde mich freuen. Danke für deine Gedanken. Sie fordern mich!

Liebe Grüße nach Österreich

Goldene Dame

 
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Hallo Goldene Dame,

ich habe deine Geschichte beim erstenmal Lesen nicht gleich verstanden, zwar die Thematik schon, aber nicht die Abläufe. Nach deiner Bearbeitung ist sie für mich gut nachvollziehbar und eindeutig. Aber auch so weit geglättet, dass die Verwirrung und das Unverständnis des Kindes über das Verhalten der Erwachsenen (und zwar aller, Mutter ebenso wie "Onkel Wolf") auf der Strecke bleibt. Ich finde, beide Versionen haben ihre Vorzüge.

Du verweist auf autobiografische Elemente und auf therapeutische Absichten deiner Textgestaltung. Du setzest sehr auf den emotionalen Aufschrei und den flammenden Aufruf gegen das Schweigen. Das verstehe ich als eine Möglichkeit, die Thematik zu präsentieren.

Aber es gibt auch andere textgestalterischer Ansätze. Ein lakonischer Sprachduktus, scheinbar unberührt und an Veränderung nicht interessiert, kann Leid ebenso nachdrücklich dokumentieren, eben nur anders. Ich weiß nicht, ob man deswegen dem Autor unterstellen darf, er stabilisiere die schlechte Realität.

Dieses Forum ist eine Textwerkstatt, so hab ich das verstanden. Der Streit darüber darf heftig sein, ist sogar hier gewünscht. Für ethisch/moralische Auseinandersetzungen mit dem Autor, nicht mit dem Text, sind PN ganz gut geeignet. Diese Schiene wird uns ja zum Glück hier auch geboten.

In der jetzigen Form hat mich dein Text beeindruckt.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Und mein Ziel war es tatsächlich, dass diese Geschichte mit der von Linkas Geschichte "Die Schnecken" verglichen wird. Über diese Geschichte habe ich mich bestimmt noch mehr geärgert als du über meine.

Ich mag es nicht, wenn dieses Thema auf Kosten von Klicks hier eingestellt wird. Und das hat folgenden Grund. Linkas Geschichte hat mich getriggert und ich fand, sie hat den Tätern Tür und Tor geöffnet, Opfer bleibt Opfer. Und damit will ich aufräumen. Die Opfer wollen ja reden, aber man hört ihnen nicht zu. Reden ist Silber Schweigen ist Gold.


Danke für die Werbung!

Es tut mir Leid, dass ich an dieser Stelle nichts über deine Geschichte schreibe, aber dazu bin ich im Moment zu wütend. Deine Unterstellung, meine Geschichte würde Tätern Tor und Tür öffnen, ist dermaßen unverschämt und zeugt von einer derartigen Ignoranz, dass mir die Worte fehlen.

 

Hallo Isegrims,

mit deinen Anmerkungen kann ich was anfangen. Ich denke, ich kann das eine oder andere intensivieren. Danke schon mal im voraus. Mal sehen wie es danach wird.

Hallo wieselmaus

Du hast Recht. In der Vorabversion war Verwirrung und Unverständnis deutlicher. Aber nach der ersten Kritik, dachte ich mir, es wäre besser, den Leser einfacher zur Reflexion einzuladen.

Du hast auch Recht, dass ich vielleicht über das Ziel hinausgeschossen bin, mit meiner Ansicht über Linkas Geschichte und der Behauptung, es würde ein schlechtes Bild manifestieren.
Getriggert wurde ich aber, das ist leider Realität. Und das geht bestimmt vielen so.


Tut mir Leid Linka, ich bin da vorbelastet durch den Tod meines Bruders. ich wollte eigentlich nicht dass es so harsch klingt. :hmm:


Danke fürs Lesen und Kommentieren:shy:

 
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Hallo Goldene Dame,

super, die kindliche Sicht, Verwirrtheit, Rebellion und die erzwungene Unterwerfung! Jetzt hast du auch sehr bildhafte Details eingebaut, die mich an meine Kindheit erinnern. Teppichklopfer, düstere Keller und böse Onkels.
Dazu ein großartiger Schluss, der alles zusammenfasst.
Bei uns klang es so:

Eins, zwei, drei, vier Eckestein,
Alles muss verstecket sein,
Wer nicht verstecket ist,
Der muss sein.

Ziemlich gruselig, wenn man dies im Kontext liest.

Bin äußerst angetan.
wieselmaus

 

Danke wieselmaus, das freut mich, und Dank maria.meerhaba und Isegrims und deiner Denkanstöße, finde ich die Geschichte jetzt auch viel plastischer.

 

Hallo Goldene Dame

Ich rannte, rannte zu den Anderen und an den Pfahl. Hab Dich! Du bist! Eins, Zwei, Drei, Vier Eckstein, alles muss versteckt sein.
jetzt ist es ein großartiger Schluss, läuft mir beim Lesen warm und kalt den Rücken runter, gerade weil es in einem Kinderreim versteckt ist...

:Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo Goldene Dame,

ein literarischer Text kann Einsichten vermitteln, ohne emotional zu berühren. Und er kann berühren, ohne Einsichten zu vermitteln. In manchen Fällen gelingt dem Autor mit einem Text beides gleichzeitig. Und in vielen Fällen ist das alles nicht nur abhängig von den Fähigkeiten des Autors, sondern eben auch von der subjektiven Rezeption des Lesers. Aus diesem Grund wundern mich die unterschiedlichen Kommentare zu Deiner Geschichte nicht.

Ich weiß nicht, ob es bei mir an einem Mangel von Empathie liegt, ich benötige jedenfalls mehr Details aus dem Seelenleben einer Figur, bis ich sie als reale Person wahrnehme und entsprechendes Mitgefühl entwickle. Ich finde auf jeden Fall, dass es Dir gelingt, die kindliche Perspektive auf die Ereignisse darzustellen, aber es ist in meiner Empfindung gewissermaßen eine prototypisch kindliche Perspektive, irgendwie ein allgemeines Kind, kein spezielles.

Woher kommt bei mir dieser Eindruck an mangelnder Individualität? Kann ich nicht richtig erklären, denn Du führst ja Details aus dem Leben dieses Kindes an: Wohnsituation, Beziehung zur Mutter, zum Vater usw. Es liegt vielleicht daran, dass ich das Kind nicht außerhalb der Konfliktzone kennenlerne. Ich weiß nicht, welche Hobbies das Mädchen hat, ob sie (gern) zur Schule geht, welche Freundschaften sie pflegt usw.

Natürlich drückt der Text meine Stimmung, erzeugt so ein vages Gefühl von Betroffenheit, aber ich nehme das Ganze eben primär als Literatur wahr und sehe die Protagonisten nicht als lebendige Personen vor mir. Mein Gehirn sagt: Das ist Kunst. Um mich aber wirklich betroffen zu machen müsste es sagen: Das ist die Realität.

Ich denke, es ist sehr schwierig, das von Dir gesteckte Ziel in einer Kurzgeschichte zu erreichen. Aber ich denke, Du könntest es durchaus schaffen, denn Du verstehst die Einzelheiten, die Merkmale und Charakteristika dieser bedrückenden Situation sehr gut. Damit bist Du vielen Autoren voraus, die gern darüber schreiben würden, sich aber nicht auskennen. Meiner Empfindung nach wäre jetzt der nächste Qualitätssprung, den Leser dazu zu bringen, zu glauben, er würde dieses Mädchen kennen.

Es gibt eine Kurzgeschichte von Tschechow, die mich jedes Mal umhaut, wenn ich sie lese. Es geht dabei um einen Kutscher, der seinen Sohn verloren hat, aber trotzdem arbeiten muss, weil er so arm ist. Er versucht, mit seinen Fahrgästen ein Gespräch zu beginnen, um sich seinen Kummer von der Seele zu reden, erntet aber nichts als Spott und Verachtung. Am Ende des Tages wendet er sich an sein Pferd, weil es das einzige Lebewesen zu sein scheint, das bereit ist, ihm zuzuhören. Die Geschichte ist sehr kurz und transportiert mit erstaunlicher Wucht, wie elend das Leben eines Menschen sein kann ...

Gruß Achillus

 
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Hallo Achillus,
Das Schwierigste bei der Gestaltung dieses Textes ist es ja tatsächlich bei dem Kind zu bleiben. Ein Kind in diesem Alter ist ja praktisch noch nicht "fertig". Ein Kind zu erkennen, welche Wesenheit es trägt, ist schwer zu erfassen. Mein Versuch, die Räuberin und Rebellin auferstehen zu lassen, ist natürlich sehr allgemein. Ich habe mir vorgestellt, Ich habe auch versucht, die Tragik des Geschehens deutlich zu machen, dass das Kind den Missbrauch an Carsten nur teilweise bewusst wahrgenommen hat. Aber immerhin hat es den Missbrauch mehr wahrgenommen als alle anderen. Ich wollte auch zeigen, wie ignorant die hier beschriebenen Erwachsenen mit Kindern umgehen, ihre Bedürfnisse zu aller erst sehen, und das die Bedürfnisse des Kindes nicht gesehen wurden, gar störend waren, obwohl das Kind doch durchaus lernbereit und wissbegierig war. Das Kind als lyrisches Ich war Zeuge und es hat sich seiner Situation angepasst und das ist die Ursache, warum auch Carsten nicht gesehen wurde. Missbrauch hat viele Facetten, die wollte ich zeigen.
Ich finde es gut, dass du diesen Aspekt der Geschichte von Tschechowa aufgreifst, alleine deine Inhaltsangabe haut mich um. Ich werde sie mal googeln und lesen. Vielleicht lerne ich daraus etwas dazu.
Danke für deine Worte zu meiner Geschichte

Hallo Isegrims, danke dass du nochmal vorbei geschaut hast. Ja diese Kinderreime sind echt gruselig und wenn man sich dazu noch den Ton der Gesänge vorstellt ...

 

Hallo Goldene Dame,

Schwamm drüber!
Es ist doch auch interessant zu sehen, wie verschiedene Autoren ähnliche Themen auf ganz unterschiedliche Art und Weise anpacken.
Jetzt vertragen wir uns für den Rest unserer Wortkriegerzeit, okay? :)

Liebe Grüße,

Linka

 
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Hallo Bea Milana

Die Geschichte hat einen Zeitbruch.
Die ersten drei Absätze sind die Geschichte an die sich das Lyrische Ich zunächst klar bewusst erinnert, warum es zu dem Teil im 4. Absatz gekommen ist. Der 5 und 6 Absatz enthält die Anteile des Vergessens des Geheimnisses, die sich zeitlich im Ablauf vor dem 4. Absatz ereigneten. Es sind 2 Versionen was in dem Keller sich ereignet haben könnte, so dass es zu dem Teil in den Absatz 4 kommt.
die letzten beiden Absätze sind Erinnerungen, die unbewusst waren und wieder ins Bewusstsein rücken. Zeitlich finden die Erinnerungen aber nach dem zuvor erinnerten Geschehen statt.

Also, die Protagonistin erinnerte sich ganz klar, sie hatte gespielt, wurde reingerufen, sollte sich entschuldigen für etwas das im Keller stattgefunden hat, an das sie sich aber zum Zeitpunkt der Entschuldigung nicht mehr erinnern konnte. Das sind die kindlichen Erinnerungen an das Geschehen. Warum sie sich nicht erinnern kann, soll aus den Abschnitten 1 bis 4 deutlich werden. Später hat sie aber Erinnerungen, die sie zeitlich nicht zuordnen kann. Sie versucht es in den Absätzen 5 und 6 die Erinnerung zeitlich zuzuordnen. Das sind dann die Körpererinnerungen, Intrusionen die aufgrund von Therapie, und Gesprächen später zeitlich zugeordnet werden können.

Für mich war das ganz schwer auch in die richtigen Tempi einzuordnen. Der 4. Absatz ist daher im Präsens geschrieben, damit deutlich wird, hier ist der Bruch, hier ist der Grund zu finden, warum die Ereignisse zuvor falsch erinnert sein könnten. Absätze 5 und 6 sind daher eine Erinnerungskorrektur zu den Zeitgeschehen Absätzen 1bis 3 wobei der 5. Absatz zuerst erinnert wurde und die Erinnerung des 6. Absatzes zuletzt also quasi gegenwärtig aktuell erinnert wurde. und es schließt ein, was auch schon zuvor richtig erinnert war, daher der PQP.

Ganz ehrlich, das habe ich nach Gefühl so eingeordnet. :hmm:


Ob das Geschehen tatsächlich richtig erinnert wurde, oder doch noch verdrängt ist, weil das Lyrische Ich doch selbst betroffen ist, ist auch möglich. Genauso gut kann es aber auch sein, das der Bruder missbraucht wurde und die Familie drüber sprach und die Geschichte im Keller mit Onkel Wolf sich so abspielte, dass das Lyrische Ich im Keller war und gesagt hat: ich dachte schon du hättest mir auch deinen Pimmel gezeigt und die Anwesenheit Carstens zum Schutz erinnert wurde. Wer weiß?

Danke für dein Feedback.

 
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„...und di zwû helleegiln,
unkûsche und girekeit,
vorsteckit gar sîn tuchtikeit“
aus dem Grimmschen Wörterbuch,
Stichwort „verstecken“​

Es war doch dunkel im Keller und ich hatte Carsten gesucht. Er war der letzte. Ich wollte schon umdrehen, und als das Licht anging, entdeckte ich zuerst Onkel Wolf, dahinter Carsten und ich fragte, was er in seinen Po gesteckt hat. Und dann lief ich weg.
Wie kann ein emotionaler Kühlschrank an Deine Geschichte herantreten,

liebe GD,

aber wort- und grußlos über Dich hinwegsehen geht gar nicht, zumal wir seit drei Jahren und mehr nicht mehr miteinander geredet, pardon, uns nix mehr geschrieben haben. Zuletzt über Pseudokrupp & co., die hier ja auch mitschwingen.

Dann aber hoff ich zu wissen, wie einsteigen, als Du gegen Ende der Tragödie selbst die Vorlage wie in der (gar nicht) kindlichen Frage im von mir gewählten Eingangszitat wie schon im Titel anbietest.

„Stecken“,

das mit jeder Vorsilbe von ab... und an... über ver... bis zu… einen anderen Sinn ergibt, wenn einer „ein Ding wegsteckt“ ist es etwas gänzlich anderes, als wenn er ein Ding oder sei‘s er selber (sich) versteckt. Im genannten Verb fallen zwei Verben zusammen, die im ahd. getrennt waren und sich nur durch Betonung unterschieden – stecchēn (= fest haften, stecken bleiben, so der Herkunftsduden) und stecchen (= stechend befestigen, ebd.), wobei nicht nur die Nähe zu „stechen“ (= nl. „steken“), sondern auch zum „Stich“ hervortritt, was in der heutigen am häufigsten verwendeten/gemeinten Bedeutung des Verbes ver-stecken, nämlich „verbergen, verdecken, versperren“, verloren geht.

Ist das Brauchtum zu Ostern, Eier als Symbol der Auferstehung und kommenden Lebens zu verstecken, nahe beim Versteckspiel der Kinder, so das erwachsene Versteckspiel, sich hinter der Maske und im Deckmantel des ehrbaren Bürgers zu verbergen alles andere als ein Spiel. Da wird selbst die alte, unverdächtige Speise-/Vorratskammer, das cellarium zum geheimen Ort und Hinterhalt, dem Versteck zur bösen Tat, von der Dritte - und sei's nur der einzige Zeuge - gemeinhin ausgeschlossen sind.

Üblicherweise wird diese Art Versteckspiel auf den Kopf gestellt im Blinde-Kuh-Spiel, wenn das Opfer den Täter suchen und vor allem die Tat beweisen muss – hier aber der jungen Zeugin ein Stich als von Hummeln versetzt verletzt wird.

Der Abzählreim

"Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
Keiner!
Und wenn er kommt?
Dann laufen wir!"​
vertauscht die Rollen im
"Dreh' dich nicht um,
der Plumpsack geht herum.
Wer sich umdreht oder lacht,
kriegt den Buckel schwarz gemacht."​

Und es waren nicht die Moralisten der schwarzen Adenauerzeit, da noch Zucht und Ordnung herrschten. Der Schwarze war der/die/das Fremde, das heute aus Afrika und der Levante herüberschwappt und sich ein sicheres Versteck sucht, wenn der Zufluchtsort sich verweigert und unsicher wird.

"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder ..."
klingelts mir in den Ohren, wenn von Carsten erzählt wird
Carsten wohnte über uns. Aber ich habe ihn nie besucht. Meine Mutter hatte gesagt, ich sollte nicht mit ihm spielen. Er wäre komisch und seine Zähne wären faulig. Seine Mutter passte nicht auf, dass er sie gut putzte. Und weil er vorne an der Haustür pinkelte, als meine Schwester rausging.
so ist an sich vorherbestimmt, dass Carsten und vor allem der gute Onkel Blinde Kuh spielen ...

Jetzt war Onkel Wolf a.[...]D.

Muss der Wolf als das personifizierte Böse genannt werden oder wegen seines zweiten Namens, Isegrim (ahd. isan = Eisen, grim = Grimasse, Maske), der mit der/dem eisernen Maske/Helm? Vielleicht sogar eine Art Tarnkappe, wenn das offene Antlitz verweigert wird.

Meist mit meiner kranken Schwester. Sie hustete immer so komisch, ihre Augen quollen ihr aus dem Gesicht, aber nicht so wie mein Vater, der spuckte immer braunen Schleim vom Tabak.
Wer Pseudokrupp übersteht, widersteht - so der Mythos - allem Unbill - so ist der Pott gewesen ...

Ich weinte, weil ich es tun musste[,] und ich weinte, weil ich nicht verstand, was ich so Verbotenes gesagt hatte.

Ich dachte nur an den Ausklopfer, …
Ein bewährtes Strafinstrumentarium, das bei uns in Kandigirra zunächst vom Holzlöffel über den Teppichklopfer reichte, der zugleich Symbol des Fortschritts wurde, nachdem er sich „kaputt“ geprügelt hatte durch ein „unkaputtbares“ Plastikteil ersetzt wurde. Die etwas anderen Waffen einer Frau ... die sich sonst auf den Gatten bezog, wenn der erst von der Schicht käme ... Und dann war der Vater groggy, verschob die Strafe auf irgendwann im Nirgendwann, dass Frau Mutter selbst Hand anlegen musste.
Sie rief mich aus dem Fenster mit Vor- und Nachnamen. Das machte sie nur, wenn ich etwas ausgefressen hatte.
Denkwürdig genug, gleiche Erfahrungen ...

Deswegen freut sie sich [...], wenn wir zu Besuch kommen.
Ich bin am Ausklopfer vorbei gekommen. Die unsichtbaren Hummeln im Hintern waren wieder da.
vorbeikommen

, Mutter hatte wohl doch Recht,ch war froh,

Genug für heute vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht

 

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