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Verspätung

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12.11.2017
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Verspätung

Plätschernd fällt leichter Regen auf das Straßenpflaster. Es ist Herbst, kühl aber nicht kalt. Und grau. Alles scheint grau und trostlos zu sein, während ich mich auf den Weg ins Büro mache. Ich bin extra etwas früher los um nicht wieder in Zeitnot zu geraten, was mir öfters passiert wenn ich in Gedanken abschweife, so wie jetzt wieder. Ich denke an den Urlaub am strahlblauen Meer, dem gelb-warmen Sand, den grün bewachsenen Dünen, nur um diesem alles beherrschenden Grau zu entfliehen.

Platsch!
Direkt vor mir ist ein Portemonnaie in eine Pfütze gefallen, es ist leuchtend pink. Eine Frau eilt hektisch zwischen den, in gedeckten Farben gekleideten, Passanten davon. Ihre halb offene Handtasche scheint jeden der Passanten wie beim Staffellauf abzuklatschen. Doch was mir eigentlich auffällt ist ihre Jacke, sie leuchtet orangenfarben durch all das Grau. Ich überlege nicht lange, hebe das Portemonnaie auf und eile ihr hinterher, beginne sie durch das graue Dickicht zu verfolgen, die orangene Jacke immer im Blick. „Schwalbe!“, schallt es seitlich aus einem Straßencafé, „er hat ihn doch nicht mal berührt!“, höre ich noch, während ich weiter versuche die Jacke nicht aus den Augen zu verlieren. Völlig außer Atem hole ich sie schließlich ein, strecke meine Hand nach ihrem Ärmel aus und greife zu. „Entschuldigen Sie mal, ich habe es eilig! Was wollen sie? Lassen sie mich…“ „ Ich, äh, hier, das haben sie da hinten…“. Ich schaue in ihr Gesicht, braune Haare, roter Lippenstift, die Augen hinter einer bronze-schimmernden Sonnenbrille versteckt. Komisch, denke ich, so hell ist es doch gar nicht? „Hören Sie: Danke, dass sie mein Portemonnaie gefunden haben, wirklich, danke! Aber ich bin gerade sehr in Eile, entschuldigen Sie, dass ich mich jetzt nicht großartig bei Ihnen bedanken kann, ich muss jetzt wirklich weiter…“ „O-Okay“ stammele ich etwas überrumpelt, da ist sie auch schon wieder weg. Infolgedessen versuche ich meine Gedanken zu ordnen, es gelingt mir nicht wirklich. Ich erreiche erst die Bushaltestelle, dann mein Büro, und beide natürlich mal wieder mit Verspätung.

 

Hallo Mausbiber,
es fällt mir schwer in deinem kurzen Text ein konkretes Ziel der Handlung zu sehen. Wahrscheinlich steht viel zwischen den Zeilen, was sich mir aber nicht richtig erschließen will. Also versuche ich alles mögliche in die wenigen Fakten hinein zu interpretieren.
Du hast den tag Romantik gewählt: Kennen sich beide? Das wirkt nicht so.
Er denkt an den Urlaub zurück: ist dort etwas passiert, was ihn verändert hat?
Er fährt ins Büro: üblicherweise morgens. Dennoch sind (abendliche) Fußballspielkommentare zu hören.
Sie ist tierisch in Eile und trägt eine Sonnenbrille, obwohl die Sonne nicht scheint: Flüchtet sie vor jemanden z. B ihrem prügelnen Ehemann?

Du beschreibst sehr blumig. Allerdings ergeben manche Vergleiche keinen Sinn. Wie kann ein Strahl blau sein? Meinst du Stahlblau? Wie ist der Sand gelb-warm?

Sie erklärt sehr lang und ausführlich, warum sie gerade keine Zeit hat sich großartig zu bedanken. Das hätte sie in der selben Zeit erledigen können.

Ihre halb offene Handtasche scheint jeden der Passanten wie beim Staffellauf abzuklatschen.
Den Satz finde ich super.

Der Rest bleibt für mich leider im Dunkeln. :shy:

Viele Grüße
wegen

 

Hola Mausbiber,

nachdem ich Deinen Mini-Text gelesen habe, frage ich mich, ob das wirklich eine Kurzgeschichte sein soll. In Deinem Profil schreibst Du:

Ich möchte Geschichten mit anderen teilen.
Das dürfte schwierig sein, denn zu teilen gibt’s nicht viel. Und wenn die tatsächliche Verspätung, nur weil sie mit dem Titel korrespondiert, die Pointe sein soll, dann ist mir das zu wenig.
Verwunderlich, dass Du nicht mehr bietest, denn Du schreibst zügig und beinahe fehlerfrei, aber ich muss jetzt schließen, mein Komm sollte nicht länger als Deine KG sein.

José

 

Hallo Mausbiber,

herzlich willkommen hier.

Mit einer kurzen Geschichte zu starten ist schon mal eine gute Idee. Da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man Feedback bekommt.

Und obwohl deine Geschichte so kurz ist, würde ich noch Teile streichen – den ganzen ersten Absatz zum Beispiel.

Zum einem ist er sehr überladen mit Adjektiven – manche mögen das, mir gefällt es nicht. Außerdem sind es sehr gewöhnliche Gedanken und Adjektive. Es ist Herbst, es ist grau. Im Urlaub hat man blauen Himmel und warmen Sand. Wenn die Geschichte nicht so kurz gewesen wäre, hätte ich hier aufgehört.
Meiner Meinung nach kannst du diesen Absatz komplett streichen und direkt hier einsteigen:

Direkt vor mir ist ein Portemonnaie in eine Pfütze gefallen, es ist leuchtend pink.

„Schwalbe!“, schallt es seitlich aus einem Straßencafé, „er hat ihn doch nicht mal berührt!“, höre ich noch,
Das hat mich verwirrt. Warum ist das wichtig?

„Entschuldigen Sie mal, ich habe es eilig! Was wollen sie? Lassen sie mich…“
Wenn mich jemand fremdes am Ärmel packt, würde ich anders reagieren. Will man mich ausrauben? Oder ist was passiert? Kommt wahrscheinlich drauf an, wie derjenige aussieht. Aber ich erkläre nicht, dass ich es eilig habe.

Den Text fände ich als Einstieg in eine Geschichte nicht schlecht, denn er macht neugierig. Warum hatte es die Frau so eilig? Und warum trug sie eine Sonnenbrille? So ist aber etwas unbefriedigend.

Vielleicht magst du ja noch etwas mehr dazu schreiben?

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
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Hallo an alle!
Schonmal vielen Dank für das prompte Feedback, damit hatte ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet. Zu sehen, dass sich Menschen mit meiner "Kurzt-Geschichte" beschäftigt haben freut mich riesig! Ich werde natürlich auch auf jeden Kommentar noch einmal extra antworten. Soviel noch zum Allgemeinen, ich habe früher gerne ab und an ein kleines Gedicht geschrieben, versucht Bedeutungen in möglichst wenig Worten so zu verdichten, dass sie trotzdem noch zum verständlich bleiben. In einer Kurzgeschichte ist das sicher nicht im gleichen Maße notwendig, ich persönlich finde das Reizvolle an Kurzgeschichten aber ihre Wagheit, Offenheit und all die sich daraus ergebenden Interpretationsmöglichkeiten. Für mich sind Kurzgeschichten ein Mittel um die Fantasie auf Trab zu bringen und ein offenes Ende soll ja genau das bewirken ;-)

Vielen Dank für eure berechtigte und konstruktive Kritik :)


Hallo wegen,

vielen Dank für dein Feedback, ich gehe mal der Reihe nach auf alle Anmerkungen ein:

Nein, die beiden kennen sich nicht, aber das ist meiner Ansicht nach auch nicht für alle Formen der Romantik notwendig, Romantik kann ja auch einseitig geschehen (finde ich). Der "Verfolger" entwickelt in dieser Geschichte so etwas wie romantische Gefühle für die Frau. Diese entstehen dadurch, dass er in einer von Grau geprägten Welt auf jemanden trifft, der dort nicht hineinpasst (oder zu passen scheint), und dies verknüpft er mit den "farbigen" Gedanken aus dem ersten Absatz, welche ja stark positiv besetzt sind.
Der "farbenfrohe" Urlaub stellt den Kontrast zur "grauen" Alltags/Arbeitswelt dar. Verändert hat ihn dort nichts, aber er empfindet beide Welten als stark voneinander abgegrenzt. Da er sich in der grauen Welt nicht wohlfühlt, flüchtet sich seine Fantasie in die farbenfrohe.
Du hast recht, dieser Satz ist eine Art Anachronismus den ich so gar nicht beabsichtigt hatte, und der mir tatsächlich erst durch dich aufgefallen ist, danke :). Man könnte ihn sicherlich ändern, allerding sollte er auch Inhaltlich eine Art Stolperstein darstellen, um einen aus dem Tritt zu bringen. Wenn dies durch den Anachronismus verstärkt wird ist das ja gar nicht so schlecht ;)
Warum die Frau in Eile ist, wollte ich bewusst im Unklaren lassen, da habe ich selbst unterschiedliche mögliche Vorstellungen. Die Sonnenbrille ist ein weiterer Baustein, durch den sie nicht zur umgebenden grauen Welt passt (zu passen scheint).
"Strahl-blau" soll eine Verkürzung von strahlend blau sein, die mir auch noch nicht so ganz gefällt. Es weckt die Assoziation zu stahlblau, wie du ebenfalls bemerkt hast, und stahlblau ist mir eigentlich zu kühl. Andererseits wollte ich strahlend blau nicht ausschreiben, ich hätte meine Zeichensetzung einheitlich machen sollen, also "strahl-blau" "gelb-warm" "grün-bewachsen", vielleicht wird es so etwas deutlicher. (Aber so ganz glücklich bin ich damit auch nicht)

Du hast vollkommen recht, sie hätte in der Zeit einige "Dankeschöns" loswerden können, dies soll bei dem Leser aber die Neugier wecken, warum sie denn nun eigentlich so in Eile ist. Darauf Zielt ja im Grunde die ganze Handlung ab. Und genau diesen "Spannungsbogen" so unbefriedigend aufzulösen war mein Mittel um zum Nachdenken zu animieren ;)

Vielen Dank für dein Lob!

Das war schon so gewollt, aber meine Erklärungen bringen ja vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel ;)

Viele Grüße
Mausiger


Hallo josefelipe

Den Mini-Text (einigen wir uns doch auf "Mini-Geschichte" ;) ) hatte ich vor inzwischen 3 oder 4 Jahren geschrieben, wusste aber nicht ob und mit wem ich sie teilen soll. Mich hat sie aber immer wieder beschäftigt und so habe ich mich entschlossen, sie doch mal irgendwie öffentlich zu machen. Und da bin ich nun auf euer Forum gestoßen und dachte mir, ich guck mal was drauß wird.
Ich beschäftige mich gerne mit Kurzgeschichten, die Interpretationsspielräume lassen und nach solchen wollte ich auch hier im Forum gucken. Insofern ist meine Profilbeschreibung sicher noch ausbaufähig und vor allem der Kürze der mir zum Registrierungszeitpunkt verfügbaren Zeit verschuldet.
Danke für dein Lob und deine Kritik :)

Mausbiber

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

vielen Dank für die nette Begrüßung!

Der erste Absatz ist gewollt mit Adjektiven überladen, und auch im Rest der Geschichte war es mein Ziel, die Adjektive so zu verwenden, dass sie nur die bedeutenden Aspekte der Welt betonen (Also Farben, das Fehlen von Farben, und Hektik). Gleichzeitig sollten für die graue Welt auch wirklich nur die notwendigen Adjektive verwendet werden, wohingegen in der farbenfrohen Welt eine "Adjektiv-Verschwendung" stattfindet. Das hätte ich vielleicht noch etwas ausarbeiten können.
Die Verwirrung des Lesers war die Hauptaufgabe der "Schwalbe" (mission accomplished ;) ), auch wenn es natürlich leicht ist soetwas hinterher einfach zu behaupten... sie sollte den Leser aus dem Tritt bringen, ins Straucheln, aber nur kurz und nicht so sehr, als dass er sich während dem Lesen der restlichen Geschichte zu sehr damit befasst. Ein Stolperstein eben.

Du hast Recht, die Frau reagiert nicht gerade "typisch". Sie ist an sich ja aber auch nicht "typisch". Ich wollte damit ihr großes Selbstbewusstsein parallel zu ihrer Eile zum Ausdruck bringen.

Das der Text auch bei anderen Neugier weckt finde ich toll! Und deine Idee, ihn zum Einstieg zu einer Geschichte zu machen ebenfalls. Ich kann mir das gut als eine Abfolge kurzer Ausschnitte aus dem Leben des Protagonisten vorstellen. Damit hast du meine Fantasie jetzt angeregt :). Ich hatte bislang gar nicht darüber nachgedacht diese Geschichte weiterzuführen bzw. weitere Geschichten dazu zu schreiben. Danke :)

Viele Grüße,
Mausbiber

 

Hallo Mausbiber,

und willkommen hier.

Bitte sei doch so nett und fasse in Zukunft deine zeitgleichen/zeitnahen Antworten an mehrere Kommentatoren in einen einzigen Post zusammen. Dann ist das übersichtlicher und "überschwemmt" nicht die Startseite. ;)

Ich habe das für die ersten drei nachgeholt.

Wünsche dir viel Spaß hier.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Bitte sei doch so nett und fasse in Zukunft deine zeitgleichen/zeitnahen Antworten an mehrere Kommentatoren in einen einzigen Post zusammen.

Danke! Und sorry, das merke ich mir für die Zukunft.

Beste Grüße gleichfalls,
Mausbiber

 

Hallo Mausbiber.

Ich denke an den Urlaub am strahlblauen Meer, dem gelb-warmen Sand, den grün bewachsenen Dünen, nur um diesem alles beherrschenden Grau zu entfliehen.

Ich denke an das Meer, dem Sand und den Dünen?

Natürlich kannst du jetzt sagen, das ist Kunst. Ich wäre der letzte der dir das übelnehmen würde :D

Verbesserungsvorschlag: Ich denke an das Meer, den Sand und die Dünen.

PS: Das habe ich von Friedrichard gelernt. Der nennt das Präposition oder so. Der hat jede Menge solcher hilfreichen Ratschläge, redet aber manchmal ein bisschen komisch.

 

Hallo Analog,

Danke für deinen Vorschlag, ich denke allerdings, er würde die Bedeutung des Satzes verändern (und ist grammatikalisch nicht notwendig).
Vom Satzbau her denkt die Figur ja zunächst an den Urlaub, welcher für sie eine große Bedeutung hat. Und diesen konkretisiert sie dann (Den Urlaub an dem Meer, den Urlaub an dem (gelb-warmen) Sand (Sandstrand wäre hier besser, dann würde ich mir allerdings auch noch eine Ergänzung zum Meer überlegen, damit es auch zweisilbig wird, dann wird der Satz gleich runder), den Urlaub an den Dünen...).

Viele Grüße
Mausbiber

 

Hallo Mausbiber,

Das war schon so gewollt, aber meine Erklärungen bringen ja vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel
:Pfeif: Meinste nicht, deine Geschichte sollte auch ohne deine (nachträglichen) Erklärungen funktionieren?

Du bügelst alle Kommentare unter deiner Geschichte mit "das ist so gewollt" ab und nimmst keine Vorschläge auch nur in Erwägung. Ist deine Geschichte für dich rundum perfekt? Wenn das so ist, herzlichen Glückwunsch.

Aus deinem Profil:

Ich möchte Geschichten mit anderen teilen.

Viele Grüße und noch viel Erfolg beim Teilen.
wegen

 

Hallo wegen,

Meinste nicht, deine Geschichte sollte auch ohne deine (nachträglichen) Erklärungen funktionieren?
Das sollte sie natürlich und ich habe diese Geschichte genau mit der Absicht geteilt dies herauszufinden. Eure Kommentare haben mir einige Punkte gezeigt die man verbessern sollte, und ich dachte das würde man an meinen Antworten auch erkennen. Und auch, dass meine Profilbeschreibung mangelhaft ist ;)

Da ich hier ja erst seit ein paar Tagen Mitglied bin, kannst du mir aber vielleicht noch einen Tipp geben:
Ich möchte meine Geschichte überarbeiten. Gibt es eine gängige Möglichkeit die Ursprungsgeschichte so zu überarbeiten, dass die Änderungen als Änderungen erkennbar bleiben? Ich würde ungern immer wieder erneut die gesamte Geschichte in überarbeiteter Fassung posten, da ich das Gefühl habe, dass würde das Forum "zuspammen". Das einzige was mir spontan einfiele wäre, durchgestrichene Wörter aus Word einzufügen, aber vielleicht kennst du ja eine bessere Möglichkeit?

Viele Grüße
Mausbiber

 

Hallo Mausbiber,

du kannst, wie du es jetzt schon tust, den jeweiligen Vorschlag zitieren und kommentieren.
In dem Feld deiner Geschichte, editierst du den Text über "bearbeiten" und überspeicherst die alte Version, da deine Änderungen für weitere Leser irrelevant sind.

Viele Grüße
wegen

 

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