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Verschrottungsprämie 2109

Seniors
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04.08.2002
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Verschrottungsprämie 2109

Die Mutter aller Krisen setzte mir schon fast drei Monate lang zu. Mein Gehirn lief die ganze Zeit auf Hochleistung, um einen Ausweg zu finden. Und schlussendlich hatte ich beschlossen, Schrotter zu werden. Eine gebrauchte LOPIK gab es zum Glück ganz günstig bei Ebay. Nach mehreren Tests waren die Akkus fast leer, doch ich fühlte mich bereit für den ersten Einsatz. Das Kampfsystem sah von weitem aus wie ein Klettergurt mit vielen Anhängseln. Seine Hauptwaffe, ein fünf Terawatt Laser befand sich an der Spitze eines dünnen Metallhelms, der wie eine Reiterkappe aussah. Ich schnürte ihn fest. Die Infusionsschläuche in seinen Riemen verwuchsen augenblicklich mit meiner blassen Wangenhaut. Für einen Moment spürte ich ein leichtes Brennen, dann war die Verbindung perfekt.
Die Systemzeit zeigte 4 Uhr 30 morgens. Ich hatte mich versichert, dass der Regenerator meine Frau nicht vor zwölf Uhr mittags aus ihrem künstlichen Tiefschlaf holen würde.
Sie wusste nicht, dass ich arbeitslos war. Verdammte Krise, verdammte evolutionäre Roboter, verdammtes Haus, das wir auf Kredit gekauft hatten.
Im Fernseher liefen die Nachrichten. Bei uns hatte es diese Nacht keine Kämpfe gegeben. In Indien war es schlimmer. Geschah ihnen recht. Sie hatten mit ihren evolutionären Robotern zuerst die Preise gedrückt und schließlich den gesamten Weltmarkt zerstört. Kolonnen von Polizeirobotern marschierten durch die Straßen. Unbeeindruckt von den Granaten, die links und rechts neben ihnen einschlugen. Ich hatte genug gesehen und schaltete ab.
Als ich das Datenkabel der Lopik mit dem Anschluss über meinem Bauchnabel verband, kam das System sofort hoch und wies mich darauf hin, dass ich seine Akkus nachladen sollte. Ich ignorierte die Warnung und stapfte nach draußen. Mein Defender zirpte, als er meinen ID-Chip las und öffnete dann die Stahltüre. Draußen vor dem Zaun patrouillierte ein Roboterpolizist. Seine roten Scanneraugen fixierten mich, während er meinen ID-Chip auslas. Ihn interessierte auch die Genehmigung für die LOPIK. Hätte ich mir denken können. Nachdem er sie überprüft hatte, schwebte er auf seinen Hooverfeldern grußlos davon.
Arroganter Kerl.
Vor der U-Bahn standen gleich vier Polizisten. Hinter ihnen lagen ein paar Obdachlose in ihren Kartons. Es stank nach Pisse.
Der Zylinder der U-Bahn raste in die Station, bremste, die großen Tore öffneten sich, ich stieg ein, wich der Jugendgang aus, deren Mitglieder mich durch ihre billigen Datenbrillen misstrauisch beäugten, und stieg hoch in den dritten Stock.
Ein Kerl in meinem Alter hing zusammengekauert in einem Polstersessel. Der Scanner der LOPIK zeigte mir die Zusammensetzung seins alkoholhaltigen Atems an. Ich richtete probeweise das Fadenkreuz auf den Typen. Die Software war drei Monate alt und ich konnte mir keine Updates mehr leisten. Darum fuhr ich auch in einen anderen Teil der Stadt. Bei mir um die Ecke wohnten zu viele Inder. Sie wissen ja, wie die sind. Die programmieren dich zum Straßenkehrer um, wenn du einen Moment nicht aufpasst.

Endstation. Ich blickte mich nochmal nach dem Besoffenen um. Zwei Jahre. Rechnete ich mir aus und dann würde es vorbei sein, mit ihm. Im Osten begann die Morgendämmerung. Ich ging in der Mitte der leeren Straße, denn die Müllberge hatten alle Gehsteige eingenommen. Als wäre die Wirtschaftskrise nicht schlimm genug, gab es täglich neue Streiks. Die Müllabfuhr war am schlimmsten. Viel schlimmer noch als die Fluglotsen. Mit denen konnte ich mitfühlen, denn ihre sündteure Steuersoftware war plötzlich nur noch zum Wing Commander spielen gut.
Ich blickte über den kleinen Platz. In der Mitte stand ein mit Graffiti übersäter Essensautomat. Meine LOPIK zeigte mir die Verteidigungssysteme der Häuser an.
„Standard Defender 2099 mit einem Hochleistungslader. Zwei unabhängige Drohnen und im System integriert ein uralter 69er Watchdog.“ Pfeile leuchteten kurz auf meiner Netzhaut auf, dann verebbte die Stimme. Ich brachte der LOPIK kurz etwas Ehrfurcht entgegen. Dann überwog wieder der Frust. Ich hätte auf der Universität bleiben bleiben sollen und niemals in die Versicherungsbranche wechseln. Wenig Gehalt. Aber sicher. Mit jedem Schritt wurde ich frustrierter. Plötzlich sah ich auf der anderen Seite eine männliche Gestalt mit rötlich leuchtenden Brillen. Unsere beiden LOPIKS starrten sich an. Mikrowellen und Infrarotdaten wurden hektisch ausgetauscht. Ich erfuhr, dass seine Software älter war, aber upgegradet mit einem panzerbrechenden Granatwerfer, welcher locker an seinem Gürtel schwebte. Donnerwetter! Dass er mit so einer Waffe einfach spazieren gehen durfte. Sie kostete neu mehr als meine Wohnung. Der Schrotter nickte mir zu. Sein Gesicht war braun gebrannt und von tiefen, horizontalen Falten durchzogen.
Ich tat so, als hätte ich ihn nicht bemerkt. So war das also. Hätte ich mir ja denken können, dass ich nicht der Einzige war. Und dann kam ich mir ziemlich blöd vor und eine innere Stimme sagte: “Kehr um, dafür bist du nicht gemacht!“
Ich dachte an all die nicht bezahlten Rechnungen, meinen neuen Schweber, für den ich mir den Treibstoff nicht mehr leisten konnte, und ging weiter.
Aus einem Tanzschuppen drang Musik. Alte Musik. Mein Herzschlag beschleunigte. Ich trat näher, doch zwei pyramidenförmige Türsteher schüttelten nur den Kopf. Ich tippte an meinen Hut und ging um die Ecke. Das Gebäude war alt, ein Backsteinbau aus dem neunzehnten Jahrhundert. Eine enge Gasse führte zur Rückseite. Ich stieg über Plastiksäcke und komatöse Junkies. Aus einem Auto ohne Räder starrte mich jemand an. Die LOPIK zeigte mir, dass er ein Illegaler war. Ich ignorierte ihn und ging weiter.
Ich duckte mich ins Dunkle und beobachtete die Hintertüre. Eine kleine weiße Halogenlampe beleuchtete die abplatzende graue Farbe. Hoffnungsvoll schlich ich zur Tür, machte sie langsam auf, und starrte in das Gesicht und sechs verschiedene Waffenöffnungen eines Türstehers. Die elektronischen Systeme der LOPIK schrien grell auf. Ich taumelte zurück, aktivierte den Nebel, doch er grinste nur und ließ mich laufen. Ich raste um die Ecke, doch dann gingen meine Speeder zur Neige. Ich wurde müde und setzte mich einen Moment hin.
Wo waren die ganzen alten Knacker, die dem Aufschwung im Wege standen? Ich stapfte ziellos weiter in die Vorstadt, dort wo sich halb verfallen Häuser mit ausgebrannten Ruinen abwechselten. Und dann hatte ich Glück. Ein Haus ohne Defender. Ich zerschnitt mit dem Laser den Metallzaun. Ein Alarm ging los, aber das scherte mich wenig. Die LOPIK pumpte die letzten Speeder in meinen Kreislauf. Ein Kerl mit einer UZI erschien am Fenster. Bevor er ihren Lauf nur einen Zentimeter in meine Richtung bewegte, hatte der Laser seinen Kopf weggebrannt. Die LOPIK behauptet, er wäre eine Prämie wert. Ich biss die Zähne zusammen, schloss die Türe auf, um zu verhindern, dass jemand den Körper entfernt. Eine Bombe ging hoch, doch die LOPIK reagierte souverän und ein Airbag dämpfte die Explosion ab. Drinnen war noch einer. Ich konnte ihn nicht sehen, doch die Minilaser vorne am Gürtel hatten 200 Millisekunden ihre liebe Not, den Kugelhagel aus einer weiteren UZI abzuwehren. Endlich erfasste ihn ein Mikrowellensensor der LOPIK und zehn Millisekunden später fiel die UZI und drei Finger auf den staubbedeckten grauen Betonboden. Schritte entfernten sich. Ich hastete in den ersten Stock, sah meine Beute an, schnitt den ID-Chip heraus und fuhr dann zur Zweigstelle des Wirtschaftsministeriums, das für die Verschrottung zuständig ist. Circa fünfzig andere Schrotter warteten schon vor mir. Ein schwarzhaariger Typ mit bleichen, dünnen Lippen sah mich abschätzig an. Seine LOPIk war noch immer aktiviert. Ich konnte mir den dauernden Energieverbrauch nicht leisten. Der ganze Vormittag verging mit Warten. Ich schaltete meinen Musikplayer ein und es ging mir langsam besser. Die Tussi am Schalter schlich mit den ID-Chips zum Testplatz und überwies den Schrottern erst nach einem Tiefenscann die Prämie. Endlich bin ich dran. Ohne meine Stimuli stand ich nur mehr kraft meines eigenen Willens. Mit zittrigen Fingern legte ich den ID-Chip in ihre Hand. Sie wischte missmutig die eingetrockneten roten Tropfen ab und ging zurück zum Tester.
Nach einer Ewigkeit schlurfte sie wieder zum Schalter.
„Abgelehnt“, nuschelte sie. „Die Verschrottungsprämie gilt nur für inländische Individuen Baujahr 2049 und jünger. Dieses Individuum war kein europäischer Staatsbürger.“
„Aber meine LOPIK hat ihn korrekt identifiziert!“
Sie schaute mich ausdruckslos an. „Sein Chip war gefälscht. Lassen sie doch mal ihre Software updaten. Viel Glück beim nächsten Mal.“

Zu Hause ist Elena bereits wach. Ihre Augen sind feucht. Ich muss nichts gestehen.
Wortlos ergreift sie meine Hand.
„Ich kann mir doch auch einen Job suchen“, sagt sie und kuschelt sich an mich. Ihre Tränen rühren meinen Gefühlskernel und ich beginne ebenfalls zu weinen. Liebeshormone fluten mein System. Wir stehen einige Zeit fest umschlungen schließlich löst sie sich von mir, und trocknet ihre Tränen. Im Steuern der Gefühle ist sie mir als Naturmensch einfach voraus. Mein Gefühlskernel braucht einige Minuten, bis er mein Stimmungsbild anpassen kann. Sie wartet taktvoll, bevor sie sagt:
„Du siehst schrecklich aus. Geh ins Schlafzimmer und gönn dir mal eine lange Pause.“
Mir bleibt ohnehin nichts anderes übrig. Zu viele Bilder schwirren in mir herum. Draußen scheint die Sonne. Wie gut, dass am Dach Solarzellen montiert sind. Ich stecke mich an das Energienetz an. Wohltuend registriere ich, wie sich meine Akkus aufladen. Noch ist nicht alles verloren. Wenn wir genug Energie sparen, kann ich die LOPIK mit dem Haussystem aufladen. Ich beginne mit dem Säubern und defragmentieren meiner Festplatten. Während ich in einem wahrhaft traumlosen Schlaf liege, fasst mein Betriebssystem das erste Verschrotten zusammen, notiert die wichtigsten Erfahrungen und lösche alles Überflüssige. Die Bilder von der blutigen Leiche werden auch gelöscht. Ich hasse Gewalt so wie alle Menschen der zweiten Generation. Die Bilder sind zwar gelöscht, doch mein unabhängiger Gefühlskernel speichert ein Schuldgefühl. Als Schrotter werde ich lernen müssen, damit zu leben.

 

Hallo Jynx,
Danke für deinen Kommentar.
Ich war mir auch nicht sicher, wo ich es einstellen sollte.
Verschieben ist okay. Da hast du sicher mehr Erfahrung, wo die Geschichte besser hinpasst.

allerdings war mir die Geschichte insgesamt zu kurz
oh mein Gott und ich habe eine Seite rausgekürzt, damit die Geschichte nicht zu lang wird :heul:
Aber im ernst: Normalerweise muss ich kürzen und normalerweise tut das meinen Geschichten gut. Wenns wirklich zu wenig ist, dann werd ich noch ein paar Zeilen schinden ;)

lg
bernhard

 

nette sache

also mir hat die story gut gefallen. nicht ganz so schrecklich spannend aber sehr stimmungsvoll. hat wirklich viel atmosphäre. nur am ende, da hab ich mich verwirrt gefühlt. ich dachte die ganze zeit, der protagonist wäre ein mensch. aber am ende bekomme ich dann plötzlich das gefühl, dass er ein roboter ist. und vielleicht überhaupt alle roboter sind. aber sicher bin ich mir nicht. das lässt mich ein bisserl unangenehm verwirrt zurück.

und ich hätte auch gerne mehr davon gelesen. vielleicht warst du diesmal zu streng mit dir beim kürzen?

 

Moin.
Gute Geschichte, der leicht abgehackte, gehetzte Stil hat mich gefesselt. Ich habe auch das Gefühl, dass es sich um einen Roboter handelt, mit allerdings sehr menschlichen Gedanken (Siehe die Inder).
Mir gefielt besonders der letzte Satz. Was Menschen/Roboter nicht alles für Geld tun :)
Beste Grüße, Earl Hickey.

 

Hallo Bernhard,

gute Idee, gut umgesetzt. Besonders der Twist am Ende hat es mir angetan, läßt er doch ausreichend Raum für Spekulation.
Die Geschichte liest sich schön flüssig, keine unnötigen Schnörkel, Bilder entstehen von alleine.

Allerdings hat mich der Zeitenwechsel etwas irritiert. Als der Prot seine erste Schrottung beginnt, wechselst du ins Präsens. Hättest du dies im letzten Abschnitt getan, hätte ich es eher verstanden. An dieser Stelle verwirrt es mich.

Fazit: gerne gelesen, macht Lust auf mehr. Länge und Action empfand ich als genau richtig.

lg
Dave

 

Hallo Zusammen,
Danke für eure Kommentare:
@ Jynx:

und ich hätte auch gerne mehr davon gelesen. vielleicht warst du diesmal zu streng mit dir beim kürzen?
caroline Helene ist auch deiner MEinung, während ich aus Earl Hickeys und dave Nocturns Kommentare eher Zustimmung zum knappen Stil herauslese.
Zuerst Mal werde ich sie so stehen lassen und sollte ich eine passende Ausschreibung oder Anthologie ohne Zeilchenbegrenzung finden, dann werde ich die Geschichte noch etwas erweitern. Ich glaube bei den letzten 5 Geschichten habe ich imme verzweifelt gekürzt um die MAximale Zeichenanzahl einzuhalten - das ist mir halt in Fleisch und Blut übergegangen.
@caroline Helene:
das lässt mich ein bisserl unangenehm verwirrt zurück.
Das tut mir leid. Nachträgliche Erklärung: Er ist ein Androide. Durch und durch einem Menschen nachgebaut, aber im Grunde doch ein Roboter.
@ earl hickey
der leicht abgehackte, gehetzte Stil hat mich gefesselt
Danke.
Ich bin der Meinung, dass so ein Stil bei einer typischen 2 - 3 Seiten langen Kurzgeschichte am besten funktioniert. Auch wenn es Gegenstimmen gibt.
@ Dave: Danke für dein Lob.
Allerdings hat mich der Zeitenwechsel etwas irritiert. Als der Prot seine erste Schrottung beginnt, wechselst du ins Präsens. Hättest du dies im letzten Abschnitt getan, hätte ich es eher verstanden. An dieser Stelle verwirrt es mich.
Ich glaub, da hast du recht. Hab da auch lange hin und her überlegt und werde wohl deiner Empfehlung folgen
Länge und Action empfand ich als genau richtig.
Dieses Statement gefällt mir am besten ;)

LG
Bernhard

 

Von 451 bis 2109 ist eine verdammt lange Zeit und ein noch längerer Weg,

lieber Bernhard,

und ich bin froh, dass ich statistisch gesehen noch gerade mal 18 Jahre vor mir hab und nicht in die Weltbürgerkriegswelt ein- oder untertauchen muss/brauch (was eine kühne Behauptung ist, weiß doch keiner eine vernünftige Prognose fürs nächste halbe Jahr zu geben, es sei denn, er macht auf Zweck-Optimismus). Da hastu uns eine negative Utopie vorgesetzt, dass man gar nicht weiß, ob man lieber in der ausgehenden Antike, dem heraufdämmernden Mittelalter oder in ausufernder technischer, bei hinterherhinkender gesellschaftlicher Entwicklung eines Neutopia leben wollte.

Gleichwohl hat die Kleinkrämerseele in mir ein paar Schnitzer - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - entdeckt:

>Das Kampfsystem sah von weitem aus, wie ein Klettergurt mit vielen Anhängseln.< Komma ist entbehrlich.

>Ich hatte mich versichert, dass der Regenerator meine Frau nicht vor zwölf Uhr mittags aus ihrem künstlichen Tiefschlaf holen würde.< Ist das nicht sicher, dass die Frau aus dem Tiefschlaf geholt "wird"?

> ..., ich stieg ein, wich der Jugendgang aus, die mich durch ihre billigen Datenbrillen misstrauisch beäugten, und ...< die Jugendgang - die mich ... "beäugte" oder "deren Mitglieder" mich beäugten.

>Ich brachte dem LOPIK kurz etwas Ehrfurcht entgegen.< LOPIK bisher und hernach wieder von weibl. gramm. Geschlecht ...

>Ich taumelte zurück, aktivierte den Nebel, doch er grinst nur, und ließ mich laufen.< grinst + e, Komma zwischen nur + und entbehrlich.

> ..., doch die Minilaser vorne am Gürtel haben 200 Millisekunden alle Hände voll zu tun, ...< Unfreiwillig komisches Bild, find ich.

> ... und 10 Millisekunden später ...< zehn, besser ausschreiben.

So wenig oder viel für heute.

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedl,
Vielen Dank deine Kleimkrämmerseele. Ich habe alle ihre Verbesserungsvorschläge übernommen bis auf diesen:

>Ich hatte mich versichert, dass der Regenerator meine Frau nicht vor zwölf Uhr mittags aus ihrem künstlichen Tiefschlaf holen würde.< Ist das nicht sicher, dass die Frau aus dem Tiefschlaf geholt "wird"
Nachdem er sich ja desswegen versichert, weil er zweifelt, denke ich, dass hier das "würde" gerechtfertigt ist.

LG
Bernhard

 

Nix zu danken, schon gar nicht einer Kleinkrämerseele,

lieber Bernhard,

Zweifel sind immer besser als allzu viel (Selbst)Sicherheit.

Gruß

Friedel

 

Eine Story wie ein Ego-Shooter, mit hanebüchener Pointe am Schluss.
Das Tempo stimmt, aber "ich hab zwar so getan, als sei der Prot ein Mensch, aber ätsch, er ist ein Robot". Da ist z.B. irgendwo von einem "Kerl im gleichen Alter" die Rede, der ein Alkoholproblem hat. Und sowas sollen Gedanken eines Roboters sein?
Roboter, die sich verhalten wie Menschen, sind billige Pointenlieferanten, keine Roboter. Und Unfug. Lass den Schluss doch einfach weg. Das "Schrotten" davor reicht völlig, das kommt ganz gut rüber.

Uwe
:cool:

 

Hallo Bernhard,

ich hatte Spaß beim Lesen der Story, sie liest sich gut.
Mir war verhältnismäßig schnell klar, dass der Prot kein (reiner) Mensch ist, deshalb habe ich mit dem Ende kein Problem.
Dadurch sind die folgenden Stellen für mich Zöger-Punkte, da ich den Figuren das nicht abnehme:

Der Scanner der LOPIK zeigte mir die Zusammensetzung seins alkoholhaltigen Atems an. Das Zusammentreffen mit ihm war eine Warnung. Wenn ich nicht schnell Geld beschaffte, würde ich genauso enden wie er.
Mein Herzschlag beschleunigte.
Ihre Augen sind feucht.
Ich bin mir nicht sicher, ob Elena doch ein Mensch ist. Wer weiß, was in dieser Welt noch alles geht?
Aber das wäre hart, wenn ein Roboter/Androide einen Mensch heiraten würde/könnte.
So liberal wird die Welt wohl doch nicht werden.
In meinen Augen ist das Ende aber wichtig, da der Prot trotz der heftigen Niederlage ans Weitermachen denkt, was die Hoffnungslosigkeit dieser Zeit ausdrückt.
Ach ja, ich fände es gut, wenn er einen Namen bekäme, immerhin hat seine Frau einen.

Feiner Happen. Danke

Harri

 

Hallo Uwe, Harri
Zuerst Mal vielen Dank fürs Lesen und die Kommentare:
@ Uwe:

"Kerl im gleichen Alter" die Rede, der ein Alkoholproblem hat. Und sowas sollen Gedanken eines Roboters sein
Der Held ist ein Cyborg, kein Roboter. Ganz bewußt habe ich den _Herzschlag erwähnt und die "Speeder" die in seinen KReislauf gepumpt wurden.
Wenn du die Entwicklung der Roboter in der SF ganz grob verfolgst, ist meine Version nur eine logische Weiterentwicklung, wie sie mit DATA in Star Treck immer mehr Richtung Vermenschlichung geht. Und genau darauf läuft meiner Meinung die Entwicklung auch hin. Einen Biochip mit dem Nervensignale ausgelesen werden, gibt es schon. Der nächste Schritt ist dann logischerweise, dass elektronische informationen zu einem NErvenchip gesendet werden. Wenn diese Hürde erst mal genommen ist, dann steht dem Mensch/Roboter dann ist ein Cyborg schon Realität.

@Harri:

Ich bin mir nicht sicher, ob Elena doch ein Mensch ist. Wer weiß, was in dieser Welt noch alles geht?
sie ist ein Mensch. Darum werden ihre Augen auch feucht - seine übrigens auch, denn der Körper ist teilweise menschlich.
Ich werde aber nochmal versuchen, das klarer herauszustreichen. Beim ersten"zöger Punkt gebe ich dir recht. Da werde ich nochmal drüber gehen. Freut mich jedenfalls, dass es dir gefallen hat.
So liberal wird die Welt wohl doch nicht werden.
na hoffentlich doch. Es wird nämlich keine Androiden geben, die ihre Frauen schlagen ;)

LG
Bernhard

 

Okay, Cyborgs gehen in Ordnung, technisch optimierte Menschen halt.
Aber der letzte Satz stört mich immer noch. Wann ist ein Wesen ein Roboter und wann ein Mensch? Das ist nicht leicht zu beantworten, aber für mich zählt das Gehirn. Wenn das Gehirn ein Computer ist, das Bewusstsein eine Software, dann ist ein Wesen kein Mensch. Zurück zum letzten Satz: Da ist die Rede vom Löschen von Erinnerungen, als müsse man nur einen passenden rm-Befehl eintippen, oder einen Unterordner des Verzeichnisses "Erinnerungen" in den Papierkorb schieben. Er will seine Festplatte defragmentieren, wozu hat er die, speichert er seine Erlebnisse darauf? Hat er noch ein Gehirn, in dem Menschen gewöhnlich ihre Erinnerungen speichern? Das kann man nicht so einfach manipulieren. Ist das Bewusstsein noch menschlich-biologisch (anscheinend, warum sollte er sonst die Bilder der Leiche löschen wollen?) aber der Speicher digital? Kann das funktionieren? Oder ist sein Gehirn komplett digital, simuliert aber menschliche Gefühle? Interessante Fragen, denen die Story aber nicht nachgeht. Das ist mein eigentlicher Vorwurf. Auf mich wirkt die Story, als hättest Du Dir nicht besonders viele Gedanken über das Wesen Deines Prots gemacht, sondern ihn um Plot und Pointe willen so gebaut, wie er ist, selbst wenn das viele Fragen aufwirft.

Versteh mich nicht miss: Ich finde die Story ordentlich geschrieben, aber ich beklage mich ständig hier in der Rubrik über mangelnde Tiefe. SF ist Ideenliteratur, aber auch Zukunftsanalyse. Viele Leser mögen mit vergleichsweise billigen Gags zufrieden sein, die die SF im Gegensatz zu anderen Genres erlaubt. Mir ist das aber zu wenig. SF ist wie der Blick in die Kristallkugel eines Wahrsagers, bloß mit Hand und Fuß. SF kann Fragen aufwerfen, die wir heute noch nicht stellen. Und die Antworten können wir verdammt gut gebrauchen. Je früher, desto besser.

Lies mal "Der Zweihundertjährige" von Asimov. Das ist die berühmteste Abhandlung über die Frage, wann ein Roboter ein Mensch ist. Du wirst feststellen, dass Deine Story im Vergleich zu genannter Geschichte wie eine billige, undurchdachte Pointenstory wirkt. Man muss ja keine tiefschürfende, ausufernde Philosophie in eine Kurzgeschichte packen. Aber etwas Plausibilität und Tiefe ist auch nicht verkehrt.

Ist vielleicht mal wieder an der Zeit, dazu aufzurufen, hier in der SF-Rubrik mehr zu wagen. Denkt dran, dass die SF euch mehr Freiheiten lässt als die meisten anderen Genres. Nutzt sie, schreibt überraschende, freche Storys, die den Leser vom Hocker hauen, weil er selbst nie auf die Idee gekommen wäre, und weil sie so plausibel sind, dass sie schmecken wie die Realität in ein paar Minuten.

Setzt euch hin, lasst euch von Nachrichten oder Forschung inspirieren, und haut knackige Storys raus. Ran an die Tasten!

:cool:

 

Hallo Uwe

Oder ist sein Gehirn komplett digital, simuliert aber menschliche Gefühle? Interessante Fragen, denen die Story aber nicht nachgeht. Das ist mein eigentlicher Vorwurf. Auf mich wirkt die Story, als hättest Du Dir nicht besonders viele Gedanken über das Wesen Deines Prots gemacht, sondern ihn um Plot und Pointe willen so gebaut, wie er ist, selbst wenn das viele Fragen aufwirft.
Ja, da hast du recht
Und da werd ich mir nochmal die ganze Sache durch den Kopf gehen lassen.
Danke für die Anregung!
LG
Bernhard

 

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