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Verschmähte Kunst
Der Schädelbasisbruch kam am Ende der Straße, gleich dreieinhalb Zentimeter vor der rot-braun gestrichenen Mauer.
Zehn Meter und einskommazwei Sekunden brauchte der bis zu dem Moment des recht intensiv scheinenden Treffens mit dem in neon-gelb gestrichenen linken Kotflügel des Möbeltransporters noch zum schon gar nicht mehr ästhetisch ausschauenden Körper unter dem linken Vorderrad gehörende Kopf, bis er nach grazilem Flug und mit lautem Getös doch dann in stiller Andacht die Arbeit des verdutzt dreinschauenden Malers bewunderte.
Sie schien ihm nicht zu gefallen, denn er ergoss eine gräulich-klebrige Masse, die mit beträchtlicher Geschwindigkeit die drei-einhalb Zentimeter überwand, um das Werk des Künstlers zu ruinieren.
Wäre nicht just in diesem Augenblick das linke Auge dem Maler mit vorwurfsvollem Blick entgegengekullert, hätte er sicher interveniert.
So blieb dem Gedemütigten nur die Möglichkeit, den Störenfried mit gezieltem Tritt in die Schranken zu weisen, wo der bereits herannahende Zug die ohnehin schon gespaltene Persönlichkeit ein zweites mal auf metaphorisch-physischem Wege inszeniert hätte, wäre nicht der sich zum Protest öffnende Mund an der gleichförmigen Schuhsohle des Künstlers steckengeblieben.
„Welch ein Glück, dass ich heut zwei mal rot-braun kleckerte“, sagte der Maler, als er müde vom anstrengenden Tage seine Schuhe dreieinhalb Zentimeter vorm Bett abstellte und nur einskommazwei Sekunden später in wohlige Träume versank um sich von dieser schweren Arbeit etwas zu stärken.