Was ist neu

Verrückt?

Mitglied
Beitritt
21.03.2016
Beiträge
6
Zuletzt bearbeitet:

Verrückt?

Nur ein Schritt und es war vorbei. Nur ein Schritt und ich würde eine beachtliche Höhe in die Tiefe stürzen. Für mich eine sehr willkommene Vorstellung, doch leider hatte ich nicht mit Lars gerechnet.
„Wow, Amy, du stehst so nah am Abgrund, ich glaube, du hast deine Höhenangst erfolgreich überwunden.“ Ich seufzte tief. „Ja da hast du wohl Recht.“ Abgesehen davon, dass ich nie unter Höhenangst gelitten habe. Ich wandte mich vom Abgrund ab. Er hatte mir erfolgreich den Moment versaut.
„Komm, Lars. Wie wärs, wir gehen wieder in die Klasse und hören den überklugen Weisheiten unseres Lehrers zu.“
„Okay.“
Wir gingen durch den leeren Flur, die Tür zum Klassenzimmer noch wenige Meter entfernt.
„Du Amy…“
„Mh?“
„Du wolltest dich nicht wirklich umbringen, oder?“
„Nein weißt du, ich stand nur zum Spaß da oben zwei Zentimeter vorm Absturz.“
„Du glaubst doch nicht echt, was der Typ dir letzte Woche erzählt hat, dass du nur noch einmal sterben musst, um ein Todesengel zu werden?“
Wütend drehte ich mich zu ihm um.
„Selbst wenn ich nicht zum Todesengel werde, viel passiert ja nicht, ich bin ein paar Stunden weg und wache wieder auf, so wie es immer ist. Ich hab nur einfach kein Bock mehr auf die ganze Scheisse hier.“ Ich fasste den Entschluss und ging an ihm vorbei wieder auf die Treppe zu.
„Amy, was hast du vor?“
„Es ist mir egal, ob du daneben stehst oder nicht, mach was du willst.“
„Du willst dich doch nicht ernsthaft da runter stürzen?“
„Genau das habe ich vor.“
„Ich bitte dich, Amy, in einer Woche bist du 18, dann kannst du machen was du willst und bist von deiner Familie weg. Mach dir das doch nicht kaputt.“
Er lief mir hinterher die Stufen hinauf. Nichts würde mich jetzt noch aufhalten. Wuchtig stieß ich die Tür zum Dach auf und ging bis zur etwas erhöhten Kante. Ich blickte nach rechts und sah ihn wieder, wie ich ihn letzte Woche gesehen hatte. Rote Augen, schwarze Haare, in seinem gleichfarbigen Kapuzengewand. Ich lächelte ihn an, den Tod, in seiner ganzen Erscheinung.
„Sag dem Jungen nichts von mir, er kann mich nicht sehen. Ich finde es gut, dass du dich endlich entschieden hast, du musst nur springen um dein endloses Leben in meinem Dienst zu beginnen.“ Entschlossen trat ich auf die Kante und ließ mich fallen.

Entsetzt starrte ich ihr hinterher, als sie tatsächlich sprang. Der Weg die Treppen hinunter verschwamm vor meinen Augen. Sie hatte es tatsächlich getan, sie war tatsächlich gefallen, wie ein Engel ohne Flügel.
Als ich sie dann endlich erreichte, hatte sich auf dem Pflaster unter ihr bereits eine Blutlache gebildet. Hinter mir kamen andere Leute aus dem Gebäude und blieben in einiger Entfernung stehen. Bald ertönten Sirenen, die einen Notarzt ankündigten. Ich kniete mich neben sie und strich ihr eine Strähne aus dem schönen Gesicht. Ihr letzter Gedanke kam auf mich zugeflogen und setzte sich in meinem Kopf fest, schlug dort Wurzeln und nährte sich von dem Entsetzten dass er in mir auslöste. Menschen zogen mich von ihr weg, untersuchten sie und stellten ihren Tod fest. Ärzte, die nichts mehr ausrichten konnten. In mir ertönte der Gedanke wieder und wieder.
Der Tod, ich habe ihn geträumt, er war nur eine Halluzination, ich will nicht wirklich sterben.
Die Menschen liefen geschäftig um mich herum. „Wer war die Tote und der Mann, den wir an ihrer Seite gefunden haben?“ Eine Frau antwortete: „Beide Patienten aus unserer psychiatrischen Station, aus dem Jungen werden sie nichts Brauchbares herausbekommen. Wir werden versuchen, mit den Kameras den Unfallhergang zu rekonstruieren.“
Als ich das hörte, ging ich zurück ins Haus, die Stufen hinauf bis aufs Dach. Als ich an der Kante nach rechts sah, stand da ein junger Mann. Rote Augen, schwarze Haare und ein gleichfarbiges Kapuzengewand. Ich wusste, es war der Tod. Er lächelte mich an und öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen: „Lars, hör mir zu…“

 

Nur ein Schritt und es war vorbei.

Da er den Schritt noch nicht getan hat, wäre es vorbei. Er mutmaßt, es liegt nicht in der Vergangenheit.

„Wow, Amy, du stehst so nah am Abgrund, ich glaube, du hast deine Höhenangst erfolgreich überwunden.“ Ich seufzte tief. „Ja da hast du wohl Recht.“ Abgesehen davon, dass ich nie unter Höhenangst gelitten habe. Ich wandte mich vom Abgrund ab. Er hatte mir erfolgreich den Moment versaut.

Redet Amy mit sich selbst? Es ist schwer, die einzelnen Sprecher auseinanderzuhalten, wenn du das so runter ratterst.

„Komm, Lars. Wie wärs, wir gehen wieder in die Klasse und hören den überklugen Weisheiten unseres Lehrers zu.“

Äh. Was? Gerade eben will sie noch runterspringen und auf einmal hat sie diese Krise überwunden? Sorry, aber das geht nicht so schnell.

Wir gingen durch den leeren Flur, die Tür zum Klassenzimmer noch wenige Meter entfernt.

Was war die Tür? Noch wenige Meter entfernt. Ein einzelnes Wort kann einen großen Unterschied machen, denn so kann ich auch annehmen, dass die Tür einige Meter vor oder hinter ihnen läuft.

„Du glaubst doch nicht echt, was der Typ dir letzte Woche erzählt hat, dass du nur noch einmal sterben musst, um ein Todesengel zu werden?“

Öhm. Na klar. Irgendein Typ erzählt, dass sie soundso oft sterben muss und dann ist sie irgendein übernatürliches Wesen - und sie glaubt das sofort? Hier besteht viel mehr Erzählbedarf. Ich konsumiere die Geschichte und komm da nicht mit. Ich habe den Eindruck, als würden mir wichtige Dinge fehlen.

„Selbst wenn ich nicht zum Todesengel werde, viel passiert ja nicht, ich bin ein paar Stunden weg und wache wieder auf, so wie es immer ist.

Kenny ... bist dus?

„Ich bitte dich, Amy, in einer Woche bist du 18, dann kannst du machen was du willst und bist von deiner Familie weg. Mach dir das doch nicht kaputt.“

Das ist keine gute Argumentation. Sobald man 18 wird, gibts keinen Knall und man wacht auf einmal in der eigenen Wohnung auf. Da muss man schon noch das ein oder andere Behördengängchen machen.

„Sag dem Jungen nichts von mir, er kann mich nicht sehen. Ich finde es gut, dass du dich endlich entschieden hast, du musst nur springen um dein endloses Leben in meinem Dienst zu beginnen.

Jetzt fehlt mir nur noch L ...

Ich kniete mich neben sie und strich ihr eine Strähne aus dem schönen Gesicht.

Nach einem Fall aus großer Höhe sollte von dem schönen Gesicht nicht mehr viel übrig sein als ein Brotaufstrich. Du solltest mal anhand eines Apfels überprüfen, was die Schwerkraft mit zu Boden stürzenden Objekten macht.

Ihr letzter Gedanke kam auf mich zugeflogen und setzte sich in meinem Kopf fest, schlug dort Wurzeln und nährte sich von dem Entsetzten dass er in mir auslöste.

Das verstehe ich nicht.

**********

Na gut, wo fange ich an?

Zuerst: Der ganze Text war unheimlich verwirrend. Der Twist am Ende hats nicht besser gemacht. Die Gespräche sind so dahin geplätschert und das ganze Theater war vorbei, bevor es richtig anfangen konnte. Von der Erzählstruktur her stimmt fast nichts.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass die zwei Figuren Patienten in einer Anstalt sind, da führst du die Leser sogar noch auf die falsche Fährte, indem du von einem Schulhaus sprichst. Wenn man das Ende dann erreicht und mit dem Twist konfrontiert wird, fühlt man sich eher verarscht als überrascht.

Dazu fehlen mir, als Leser, viele wichtige Infos. Ich hab keine Ahnung, ob die beiden suizidgefährdet sind oder ob sich dort tatsächlich ein mythisches Wesen herumtreibt. Ich tendiere zu Zweiterem, da Lars am Ende dasselbe Viech sieht, das Amy auch gesehen hat. Aber auch hier: Verschenktes Potenzial! Es gibt Fälle, in denen nicht sehen mehr ist. Hier ist das nicht der Fall, da dieser Plotpunkt die Figuren lenkt.

Während ich gelesen habe, haben sich die Figuren in meinem Kopf von echten Menschen in Animefiguren verwandelt ... das ganze Thema erinnert mich an einen gewissen Shinigami aus Death Note. Ich glaube, deine Inspiration kommt auch irgendwo aus der Ecke, denn die Art der Erzählung ist beinahe japanisch.

"Haha, nichts und niemand kann uns jetzt noch aufhalten, aber was ist das? Irgendjemand hat einen MacGuffin aus der Luft gezaubert, der uns genau diese Situation versaut und sonst zu überhaupt nichts zu gebrauchen ist!" und so weiter. Dort werden auch aus dem Stehgreif die Dinge herbeigezaubert, die man gerade zur Narrative braucht; in die Ecke schreiben gibt's da nicht. In Japan funktionierts, aber die meisten Leute hier sind spitzfindiger und lassen sich nicht so einfach übers Ohr hauen.

Zum Abschluss: Es stecken noch einige Zeichen- und Tippfehler im Text, die du dir auch nochmal vornehmen solltest.

 

Hej Bellasinya,

das ist wirklich eine verrückte Geschichte, denn niemals bin ich davon ausgegangen, dass Selbstmörder soviel Ernergie, Wut und Gesprächsbedarf haben. Und so war ich überhaupt nicht darauf eingestellt, dass die Unterhaltung zwischen deinen Protagonisten tatsächlich darauf hinaus laufen wird.

Und ehrlich gesagt, hat mich das dann leider gar nicht in deine Geschichte verwickelt. Sie lief an mir vorbei und war dann tatsächlich zu Ende.

Zusätzlich irritiert mich der wechselnde Ich-Erzähler zum Schluss, denn die Zeit bis zum Ende ist zu kurz, um mich auf ihn einzulassen.

Den Tod figürlich darzustellen mit wenigen Adjektiven ist nicht sehr geschickt und eher kindlich, so dass die Situation und der Kurzschluss des Mannes konstruiert wirkt und nicht zwangsläufig oder überhaupt emotional.

Dein Sprachstil hat mir allerdings größtenteils zugesagt. :)

Freundliche Grüße, Kanji

 

Hallo NWZed, Hallo Kanji,

erst einmal Vielen Dank für die Rückmeldung. Dies ist eine Geschichte die wirklich schon lange auf meiner Festplatte rumliegt und die ich für mich typisch mystifiziert habe, weil ich die Welt kenne und dabei häufig den Leser vergesse, und was er alles nicht weiß. Also nochmal komplett überarbeiten, beziehungsweise es ganz anders angehen :)

Viele Grüße, Bellasinya

 

Hallo Bellasinya,

die Geschichte ist tatsächlich mal was anderes und den Gedanken, gerade mit dem Tod als Person, find ich nicht schlecht.

Leider geht mir das ganze viel zu schnell und die Geschichte kann sich garnicht richtig entwickeln.

Zudem fehlt mir das Leben bei deinen Personen. Bei so einem Thema finde ich die Körpersprache der Personen sehr wichtig, da du so die emotionale Ebene der Personen auch ein wenig mehr einbringst.

Ich blickte nach rechts und sah ihn wieder, wie ich ihn letzte Woche gesehen hatte. Rote Augen, schwarze Haare, in seinem gleichfarbigen Kapuzengewand. Ich lächelte ihn an, den Tod, in seiner ganzen Erscheinung.

Dort könnte man zum Beispiel die Reaktion des Jungen auf die Körpersprache des Mädchens beschreiben.

Den Wechsel der erzählenden Personen find ich allerdings wieder spannend :-)

LG GeschichtenPott

 

Hallo Bellasinya und Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern!

Also nochmal komplett überarbeiten, beziehungsweise es ganz anders angehen :)

Bevor ich auf deine Geschichte eingehe, nur mal kurz zu deinem Statement hier. Dazu kann ich nur sagen: Ja und Nein!
Natürlich sollte der Leser im Idealfall schon kapieren, um was es in der Geschichte geht bzw. wie die jeweiligen Figuren so sind. Und eine Handlung darf auch gerne verständlich sein. Aber - vergiss bei all diesen Aspekten trotzdem nicht, dass das hier deine Geschichte ist. Unsere Feedbacks sind -abgesehen von formalen Fehleranalysen- mehr oder weniger subjektive Eindrücke, die von Leser zu Leser variieren. Lies dir die Anmerkungen durch und entscheide dann, was du davon gebrauchen kannst (und willst!) und setz das dann entsprechend um. Aber schreib deine Geschichte bloß nicht unter dem Aspekt, den Lesern zu gefallen. Das isr nicht nur unauthentisch, sondern die Geschichte muss vor allem dir gefallen und dich überzeugen - dann kommt das (positive) Feedback meist von allein.
Sorry, wenn das jetzt klugsch...wätzerisch und so oberlehrerhaft belehrend wirkt - ich wollt's nur mal klar stellen!:)

So, jetzt aber mal zu deiner Story. Also ich fand sie jetzt durchaus nachvollziehbar, jedenfalls im großen Gesamtbild. Zunächst dachte ich auch, es würde sich um Schüler bzw. jugendliche Problem-Kiddies handeln, und nicht um Patienten einer psychiatrischen Einrichtung.
Das erklärt zumindest in gewisser Hinsicht die Wahnvorstellungen deiner Figuren. Wenn man jedoch hinter die vordergründige Kulissse schaut, dann könnte man durchaus auch auf den Gedanken kommen, das Gevatter Tod und die Transformation zum Todesengel durchaus real sind.
Also mir gefällt das Spiel mit verschiedenen Möglichkeiten und Alternativen.

Dein Sprachstil gefällt mir eigentlich schon recht gut und ich fand die Geschichte durchaus unterhaltsam. Insgesamt eine solide Arbeit.

Etwas Manöverkritik habe ich jedoch dennoch.
Zum einen gefällt mir der Titel "Verrückt?" nicht besonders. Das klingt so erklärend, du nimmst die Pointe vorweg und erweckst den Eindruck, als wolltest du dem Leser mit der Holzhammermethode erklären, um was es eigentlich geht. Das würde ich ändern.
Zum anderen finde ich es relativ unwahrscheinlich, dass zwei Patienten (ausgerechnet!) in einer Psychiatrie einfach so aufs Dach spazieren können. Ich meine, du lässt einen Pyromanen doch auch nicht an ner Tanke rumlaufen, nicht wahr?
Und nach dem Tod von Amy fand ich es auch recht unglaubwürdig, dass Lars die ganze Zeit bei der Toten bleiben kann. Der würde -wie gesagt: er ist Psychiatrie-Patient!!!- spätestens vom nächst besten Pfleger weggebracht werden.
Und einen Punkt hab ich abschließend noch zu bemängeln - mir haben der Wechsel der Erzählperspektiven und die Sprunghaftigkeit zwischen 1. und 3. Person nicht so besonders gefallen. Aber da sind wir wieder bei meinem eingangs erwähnten Wichtigtuer-Gelaber: Die Geschichte muss ja dir gefallen, und wenn du diesen Wechsel so haben willst, dann lass ihn tunlichst drin.:)

So, liebe Bellasinya, ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen!

Viele pyschiatrische Grüße aus der Gummizelle schickt dir der Eisenmann

 

Hallöchen Bella :)

Vorneweg: Mir hat deine Geschichte grundlegend gefallen, auch wenn der Twist am Ende mit der Irrenanstalt etwas zu plötzlich kam; aber das wurde ja schon erwähnt.

Sprachlich und von der Rechtschreibung her wäre mir nichts aufgefallen, was zu kritisieren wäre, also :thumbsup:

Die Charaktere bleiben etwas farblos, aber es ist auch oft verdammt schwer, in einer so kurzen Geschichte "gute" Charaktere zu zeichnen. Da würde ich bescheiden empfehlen, die Charaktere vielleicht noch etwas auszuschmücken mit kleinen Macken, wie sprachlichen Besonderheiten oder dergleichen.

Dass Lars dann am Schluss den Todesengel sieht, hat mir sehr gut gefallen; ich liebe es, wenn eine Geschichte Übernatürliches andeutet, ohne es zu bestätigen :)

Mir freundlichen Grüßen,

NerdLion

 

Hallo Bellasinya!

Mir gefiel deine Geschichte, oder sagen wir besser: der erste Teil. Die Auflösung mit der Psychiatrie beißt sich mit Infos aus dem ersten Teil. Beispiel: "Amy, in einer Woche bist du 18, dann kannst du machen was du willst und bist von deiner Familie weg." Wenn sie in der Psychiatrie festsitzt, wird ihr der Geburtstag nicht weiterhelfen, und von ihrer Familie ist sie ohnehin schon weg, nicht?

Ich empfehle dir, dich auf den Fantasyaspekt zu konzentrieren. Die Sache mit dem Todesengel und wie er dieses Mädchen beeinflusst, ist interessant. Daraus ließe sich einiges machen.

Grüße,
Chris

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom