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Vernissage

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11.04.2011
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Vernissage

„Lass uns hingehen!“, nervte die Dicke.
„Nein.“
„Aber warum nicht? Bitte, Anica – bitte!“
„Rosa, hör auf!“
„Aber … - Anica, ich brauche diese Vernissage.“
„Und wozu?“
„Das habe ich dir längst erzählt. Der Künstler ist Hoppes Sohn. Professor Hoppe, verstehst du nicht?“
„Mmh“, murmelte Anica. Dann riss sie mit einem „Fuck!“ das oberste Blatt von ihrem Skizzenblock, seufzte und setzte ihre Arbeit auf der noch jungfräulichen nächsten Seite fort.

„Anica?“
„Mmh.“
„Ich sag dir was, Süße: Du allein hast mich in dieses Scheiß Studium getrieben. Stände ich nicht unter deiner Fuchtel … Herrgott, ich würde als Drummerin durch Amerika touren, jede Menge Spaß haben und …“
„… schon bald in der Gosse liegen.“
„Du forderst doch immer eine Verbesserung meiner Leistungen.“
„Und was hat das mit dem Professor zu tun?“
Mit einem Mal begriff sie. „Himmel, Rosa? - Du würdest ihn doch nicht etwa…?“
„Schau mich an, Süße. Dieser Körper ist eine Waffe.“

„Dieser Körper ist vor allem dick“, entgegnete Anica - und bereute es sofort. Nicht Rosas Gefühlen wegen – die Dicke konnte das ab. Was sie ärgerte, war ihre offensichtliche Fehleinschätzung. Denn Rosa, mit ihren blonden Kriemhildzöpfen und den riesigen blauen Augen - sah unwiderstehlich aus. Mehr als das, sie war begehrenswert, den hungrigen Studenten ein üppiges Mahl. Ein einziges Schnuppern genügte - sie rieben ihre Nasen an ihrer Pfirsichhaut und verfielen ihr.
Was hatte sie selbst da entgegenzusetzen?
Zur Hölle, sie war ein Hungerhaken und nur der Louis-Brooks-Haarschnitt ihrer tiefschwarzen Haare hielt die Kerle davon ab, sie für einen Jungen zu halten.
Dabei vögelten sie sie.
Taten es vermutlich aus Rache - weil sie ihnen unendlich überlegen war, sie in jeder Diskussion auflaufen ließ und noch nachtrat. Sie war eine schlechte Gewinnerin – also benutzten sie ihren zerbrechlichen Körper, glaubten, sie damit von ihrem Sockel zu stürzen.
Okay, das war nur einer der beiden Gründe. Der andere war Scheiße, richtig Scheiße: Es waren die Geräusche, die sie dabei machte, ihre ekstatischen Ausraster. Sie sprachen sich herum und wurden verdammt noch mal schon langsam zur Legende. Dabei hatte sie immer wieder versucht, normalen Sex zu betreiben. Vergeblich, sie konnte es nicht; tobte dabei und kratzte, verbiss sich in ihre Hälse und Ärsche.
Anfangs gefiel es ihnen. Sobald sie aber kamen, schrien sie auf vor Schmerz. Sahen sie komisch an, erfanden jämmerliche Ausreden und flohen in die Nacht.
Bei Rosa blieben sie liegen. Frühstückten mit ihr, schmatzten Toast mit Marmelade. Die Dicke drückte sie wie Babys an ihre Brust - und die Idioten verfielen ihr.

„Es ist die Galerie ‚Polke“, quengelte Rosa. „Extrem angesagt, der Schuppen.“
„Und wenn es das MOMA wäre“, nuschelte Anica. Betrachtete abschätzig die Skizze in ihrer Hand – dann zog sie den Bleistift quer über das Blatt und riss es ab. „Wir haben keine Zeit für so was. Wir haben zu tun.“
„Ach Scheiße. Seit Wochen sperrst du mich in diese muffige Bude!“
„Muffig? Wonach muffelt es denn?“
„Nach Lehrbüchern. Und deiner Ignoranz“, fauchte Rosa - und sprang unversehens, katzengleich, auf ihr gemeinsames Bett. Kam über sie mit ihren neunzig Kilo Enthusiasmus - Anica zuckte zusammen und versuchte sich, eine Sekunde zu spät, zur Seite zu rollen.
„Ich brauche diesen Professor, sonst kann ich einpacken“, keuchte die Dicke und packte ihre dünnen Gelenke. Kriemhild-Rosa, begriff Anica, würde ihr die Ärmchen brechen, das Bett zerschlagen und die Vorhänge herunterreißen bei einer Absage.
„Im Übrigen glaube ich“, fuhr Rosa fort, „dass wir bei dieser Sache einen mordsmäßigen Spaß haben werden!“
„Die – ser Sa - che?“ keuchte Anica. Wand sich und schlüpfte geschickt unter ihrer schwitzenden Freundin hervor. „Spaß? - Was hast du vor?“
Rosa griente. Legte ihr die Arme um die Schulter, beugte sich vor und begann, ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Berührte ihre Ohrmuschel dabei und roch nach wildem Honig.
Anica hörte stirnrunzelnd zu. Schließlich - ob sie es wollte oder nicht - kamen ihr die Tränen vor Lachen.
„Also gut“, sprudelte sie und Rosa quiekte auf wie ein kleines Schweinchen.

Wie Heuschrecken sprangen sie das Treppenhaus hinunter.
„Wieso kostet meines dasselbe? Es hat nur die halbe Menge Stoff!“, nervte Anica die Verkäuferin eines Kiezgeschäfts und handelte zwei kurze, schwarze Abendkleider auf einen Ramschpreis herunter, bevor sie den sündhaft teuren Lippenstift aus der Auslage stahl.

Zwei Stunden später standen sie, durstigen Vampiren gleich, an der Bar. Berührten sich wie zufällig, strichen sich über die bloßen Arme und formten ihre Münder zu bedeutungsvollen O’s und A’s. Die Männer - ob in Begleitung oder ohne - glotzten sehnsüchtig; zerrten an den Seilen wie der an seinen Mast gefesselte Odysseus beim Anblick der homerischen Sirenen.
Sie gingen zur Toilette. Klauten in perfekter Symbiose - Nicken, Ablenken, Zugreifen - einer Tussi das Parfüm. Dieselten sich ein und schwärzten die Augenränder.
Dann staksten sie ein wenig herum.
Dockten an die Führung des Künstlers an und folgten seinen Erläuterungen.

Die Fotografien waren grässlich.
Eine mit Kunstblut beschmierte, nackte Japanerin.
Eine auf einem Pferd reitende, nackte Japanerin.
Eine schmerzhaft verrenkte, nackte Japanerin.
Die anorektische Asiatin blickte mit ihren Mangaaugen erschrocken in die Kamera – der Professorensohn erzählte etwas von fragiler Leichtigkeit.
„Wohl klar, mit fünfunddreißig Kilo“, ätzte Anica, laut genug für alle.
„Oh, sie verstehen nicht“, wehrte sich der Künstler. „Es handelt sich hier um artifizielle Weiblichkeit.“
„Eher ausgemergelte Morbidität!“, schimpfte sie. „Hervortretende Knochen und Gelenke. Kalziummangel, Krämpfe, Konzentrationslager!“
„Jetzt halt deinen Mund!“, zischte Rosa und zog sie aus dem Brennpunkt. „Wir haben eine Strategie, schon vergessen?“
„Diese Sammlung ordinärer Fantasien hat mit Kunst so viel zu tun wie eine Amöbe mit Quantenphysik!“, rechtfertigte sich Anica.
Rosa zwinkerte ihr zu: „Zeit, Farbe in den Abend zu bringen!“

Sie schoben ihre Dekolletés angriffslustig nach vorn. Mengten sich unter die intellektuellen Grüppchen. Selbstverstümmelung als Kunstform und der ästhetische Anspruch von Balkanerotik: darum drehten sich die Gespräche.
Anica warf beiläufig ein, wie sehr sie sich auf das „Projekt“ freue.
„Lange kann es ja nicht mehr dauern“, flötete sie selbstvergessen. „Ich spüre schon eine gewisse Übelkeit.“
„Welches Projekt?“

Rosa übernahm. Scherte wild mit den Händen durch die Luft, während sie berichtete: Der Künstler habe Brech- und Abführmittel in die Häppchen gespritzt, das „Projekt“ sei ein gemeinsames Kotzen und Kacken, welches spätestens zu Mitternacht seinen Höhepunkt erreichen und in Schwarzweiß festgehalten würde. Der Lichtbildner verspreche sich aus den totenbleichen Gesichtern der Damen und den in den Ecken hockenden Herren mit heruntergelassenen Hosen eine neue Serie, womöglich den Höhepunkt seines Schaffens! „Die Toiletten werden natürlich abgeschlossen!“ - damit beendete sie ihren Vortrag.
Das Buffet leerte sich zusehends, schließlich auch die Vernissage. Der Kreis um den Künstler wurde kleiner und schließlich gehörten die Sirenen zu seinen letzten Gästen. Anica nahm Hoppes Frau ins Schlepptau, zog sie wie eine alte Bekannte zum Buffet und fragte sie bei mehreren Gläsern nach ihren neuesten Charityprojekten aus.
Auftritt Rosa!

Sie befeuchtete ihre blutigroten Lippen und tanzte, den barocken Hintern schwingend, dem Professor entgegen.
Welch ein Zufall! Ob er sie nicht kenne, keine seiner Vorlesungen hätte sie jemals verpasst … Da gäbe es leider ein Problem mit ihren Noten - nur eine mündliche Prüfung könne sie jetzt noch retten.
EINE MÜNDLICHE PRÜFUNG!
Rosa kam ihm sehr nah. Verströmte Pheromone, legte ihre feuchten Hände auf seine Schultern, streifte den Stöckelschuh ab und drückte ihr riesiges Bein zwischen seine Schenkel. Ihre Hand fuhr hinab und … ertastete Begeisterung!
Jetzt bloß keine halben Sachen. Der Lehrer landete mit offener Hose in einem Vorbereitungsraum und die Win-win Situation nahm ihren Lauf.

Mit Anica rauchte sie die Zigarette danach. Sie saßen schon wieder auf ihrem gemeinsamen Fensterbrett über den Dächern und Schornsteinen der Stadt.
„Ich werde fortgehen“, flüsterte Rosa und schnippte ihre Kippe in die Nacht. Anica sah dem abwärts trudelnden, rotglühenden Punkt nach. Ihre Unterlippe bebte.

„Wie könnten wir uns jemals trennen?“, brach sie endlich hervor. „Wir können uns nicht trennen, Rosa. Es wäre eine Amputation. Wir würden unsere Herzen brechen, wozu soll das gut sein, mmh? Um erwachsen zu werden? Warum sollten wir? Warum einen Samenspender heiraten, warum einen Winzling großziehen? Um ihn vom ersten Tag an in ein Schema zu pressen; ihn zu vergewaltigen, zu einer Kopie unser selbst? Warum arbeiten und tanzen und wieder arbeiten ein Leben lang? Ach Scheiße Rosa - ich bin so müde, ich will das alles nicht.“
„Aber ich will. Will eine lockige, lachende Tochter kriegen; keine Kopie, sondern einen einzigartigen Mensch. Will eine Band gründen und Schlagzeug spielen bis den Leuten die Ohren abfallen. Will ihren Applaus, Anica. Mein Leben wird … okay sein, vielleicht nicht besonders lang, aber okay.“
Anica zündete sich eine neue Zigarette an. Zog daran, so heftig wie ein hungriges Baby an seiner Flasche.
„Und wann?“, fragte sie.
„Irgendwann. Ich werde einfach weg sein – und dir eine Karte schicken aus den Staaten.“
„Vielleicht gehe ich ja vorher. Bekomme einen Job im MOMA.“
„Als Klofrau?“
„Ich werde auf jedes deiner Konzerte gehen und dich gnadenlos auspfeifen.“
Rosa lächelte. Dann drückte sie ihrer Freundin einen Kuss auf den Mund - nicht den üblichen Gutenacht-, sondern einen langen, weichen Rosa-Kuss. Und spürte erschrocken Anicas Vibrieren - den ganzen mageren Körper ihrer Freundin in einem stummen Weinkrampf.

„Scheiße … Du springst jetzt aber nicht aus dem Fenster, oder?“
„Wegen dir doch nicht.“
„Na dann ist es ja gut. Komm mit ins Bett, Süße. Lass uns kuscheln.“
„Mmh“, murmelte Anica und schnippte ihre Zigarette weg.
„Kuscheln klingt gut.“

 

Hallo nastro

Wie ich sah, hast du was Neues gewagt, das meine Neugierde weckte. Mit den ersten Zeilen ergab es mir umgehend ein szenisches Bild, die Informationen reihen sich da unaufdringlich, Studentin, die eigentlich Drummerin sein wollte.

Nicht Rosas Gefühlen wegen – die Dicke konnte das ab.

Hier las ich den zweiten Teil des Satzes mehrmals, die Worte auf der Zunge zerfliessen lassend. In der Sinngebung deute ich ihn wohl schon richtig, aber es klingt mir fremd, doch ist er wahrscheinlich eine regionale Redensart.

Denn Rosa, mit ihren blonden Kriemhildzöpfen und den riesigen blauen Augen, sah … nicht mehr und nicht weniger als unwiderstehlich aus.

:D Es ist zwar nicht mein ideales Frauenbild, aber ich sehe sie direkt vor mir, als ob sie ausdrucksstark auf der Bühne in Bayreuth stehe.

Rosa sprang auf ihr gemeinsames Bett, das es bedenklich knirschte.

Das tat mir weh in meinen tauben Ohren. Ein Bett, das knirscht, als wäre die Matratze mit Kies gefüllt? Auch unter dem Ballast einer Walküre, meine ich, müsste da wohl eher ein knarren oder meinetwegen ein quietschen zu hören sein. Ein quieken hingegen nur im Doppelpart, der folgt ja auch noch.

„Diese Sammlung ordinärer Fantasien hat mit Kunst so viel zu tun wie eine Amöbe mit Quantenphysik!“, rechtfertigte sich ihre Freundin.

:lol: Aber, aber …

Mit spitzer, feiner Feder hast du da wieder eine Geschichte vorgelegt, die sich mir als köstlich anbot. Erst dachte ich, sie falle diesmal aber kurz aus, doch sie ist in sich gerundet und genau richtig in der Länge.

Sehr gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

und vielen Dank für Deine - abgedroschener Begriff, aber wahr - konstruktive Kritik. Da ich Deine Kritiken beinahe alle lese, weiß ich diese gut einzuschätzen. Aber eh wir uns hier weiter Honig ums Maul schmieren zu den angesprochenen Punkten:

1. "Die Dicke konnte das ab", ja, das sagt man bei uns so. Leider bin ich derzeit derartig mit Arbeit vollgepackt, dass ich mir die Geschichte noch nicht mal laut selbst vorlesen konnte. Werde bei der Überarbeitung auf diese Stelle achten.

2. "Blonde Kriemhild"- Ja, Nibelungen-Fan bin ich ganz arg, vor allem die Fritz Lang Verfilmung hat es mir angetan. Die Kriemhild dort stellt für mich eine der eindrucksvollsten Frauen der ganzen Filmgeschichte dar - und das mangels Ton nur über ihre Augen!

3. "knirschte" - siehe 1.

Ansonsten noch zu sagen, das die Damen eigentlich anders heißen, ich die - meiner Meinung nach - passenderen Namen wegen Angst vor geistigen Diebstahl geändert habe. Alldiweil die Vernissage-Passage für meinen Roman gedacht ist.

Da dieser momentan etwas stagniert, werde ich mich in den nächsten Wochen mit weiteren zwei KG's melden.

Nochmals ganz herzlichen Dank!

 

Leider bin ich derzeit derartig mit Arbeit vollgepackt, dass ich mir die Geschichte noch nicht mal laut selbst vorlesen konnte. Werde bei der Überarbeitung auf diese Stelle achten.
Entschuldigung, ich hab den Text angefangen zu lesen, hab ihn abgebrochen, weil mich gestört hat, dass die Leute sich gegenseitig ständig beim Namen nennen, fand ihn aber durchaus interessant genug, um jetzt zu sehen, was Anakreon meint, und dann les ich sowas von dir. :)

Also bitte. Wenn du keine 5 Minuten hast, um den Text vorm Einstellen noch mal laut zu lesen, warum soll ich mir dann 20 Minuten oder länger nehmen, um ihn zu kommentieren?

Ich merk das in letzter Zeit häufiger, die Leute stellen einen Text ein, der erste Kommentator schreibt ihnen 30 Tippfehler raus, und der Autor sagt: Vielen Dank, ich hab jetzt keine Zeit, das zu korrigieren, ich hab so ein vollgepacktes Leben. Ja, mei. :)
Da kommt der nächste Kritiker und sucht noch mal die 30 Fehler raus, oder wie? Oder soll er dann 1 Woche warten, bis es zeitlich passt?

Also nix für ungut, aber versetz dich mal in einen Kritiker, der nach einem Text sucht, den er kommentieren kann und dann liest er sowas ... das wirkt abschreckend
Quinn

 

Hallo Quinn,

ähm, seh ich anders - beziehungsweise habe ich mich wohl unklar ausgedrückt. Selbstverständlich ist dieser Text Dutzende Male gelesen und verbessert, bevor ich ihn hier eingestellt habe. Wenn ich laut lesen sage, meine ich kein Durchlesen innerhalb 5 Minuten - sondern etwas in der Art: Mit dem Auto raus aufs Feld, Sitz nach hinten - leider nicht mehr rauchen - und lesen und drüber nachdenken. Später Freunden, der Familie vorlesen.
Texte mit 30 Rechtschreib- und Grammatikfehlern wirst Du von mir nicht finden. Möchte mich jetzt aber nicht angepisst geben, weil Wochenende ist und ich das mal bezogen auf andere Autoren sehe.
Also wirklich konstruktive Kritik heute bei Dir leider nur im Absatz 1 - die Namen werden zu häufig genannt. Mmh, ist mir auch beim Schreiben aufgefallen, es ist ein sehr gesprächiger Text, mach ich eher selten, ist viel Dialog. Werde mich ganz besonders den Dialogen nochmal widmen, Schreibratgeber bieten dazu eine Menge Lesestoff. Name nennen oder nicht ist sicher auch immer erstmal aus dem Bauch raus, es sind junge Mädels, die sich sehr genau kennen, auch wollte ich eine klare Zuordnung, wer jetzt was spricht. Drahtseilakt, kann man sicher anders lösen, also ich denke drüber nach und Danke Dir für den - versteckten - Tip.

 
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Hallo nastro,

beim Lesen dachte ich, dass das Thema für ein Buch geschrieben worden sein müsste und wir einen Part davon zum Lesen erhalten. Da ist soviel Geklärtes zwischen Anica und Rosa, was ich als Leser weiß nicht wissen zu können und der Text auch keine Anstalten macht, etwas davon herzugeben. Die Intimität der Dialoge schließt mich aus dem Geschehen aus.

Die Schreibe an sich gefällt mir, jedoch der Aufbau der KG sieht nicht so aus, als wäre der Text für hier und jetzt und uns geschrieben.

Liebe Grüße
bernadette

 
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Hallo Bernadette,

Du hast Recht. Doch obwohl es eine Vorgeschichte gibt, bei den Beiden, und auch eine hinterher, hoffte ich, das es als KG funktioniert. Ich wollte unbedingt eine KG - mit der Vernissage als Hauptteil - daraus machen. Die Ausstellung allein - mmh, gefiel mir nicht, war mir zuwenig, ich wollte eine Geschichte ringsherum und versuchte es mit den ganz unterschiedlichen Plänen der Mädchen, der Findungsphase zweier Studentinnen. Das Ganze mit eher offenem Ende, Rosa mit Anica schlafen zu lassen wäre ebenso möglich gewesen wie Anica springen zu lassen. Deine Kritik gibt mir auf jeden Fall zu denken - funktioniert das Stück als KG?

Danke, nastro.

 

Deine Kritik gibt mir auf jeden Fall zu denken - funktioniert das Stück als KG?

reicht dir die Aussage im Beitrag von mir vor der Frage nicht?:

bernadette schrieb:
Die Intimität der Dialoge schließt mich aus dem Geschehen aus.

 

Hier nun die Überarbeitung. Ich danke allen Kommentatoren, letztlich hat jeder von Euch zur Änderung einiger Zeilen des Textes beigetragen. Er gefällt mir jetzt besser, beinahe schon gut.
Im Einzelnen: anakreon, das knirschende Bett ist weg ;)
Quinn: Dreißig mal laut gelesen und so einiges verbessert.
Bernadette,

Die Intimität der Dialoge schließt mich aus dem Geschehen aus.

Darüber habe ich am längsten nachgedacht. Habe mehr Handlung in den Dialog gebracht, da werden jetzt Skizzenblätter abgerissen u.ä. Dann meintest Du:

... der Aufbau der KG sieht nicht so aus, als wäre der Text für hier und jetzt und uns geschrieben.

Natürlich ist die Szene ein Ein-Tages-Ausschnitt aus dem womöglich jahrelangen WG-Leben der Beiden. Aber sehr viele KGs sind ja wohl Ausschnitte, können doch gar nicht alle abgeschlossenen Geschichten sein. Es war und ist jedenfalls nicht meine Absicht, hier ein Stück Roman als KG getarnt zu präsentieren, sondern das Teil soll gemeinsam mit anderen KGs als Sammlung veröffentlicht werden. Obs mittlerweile zur KG reicht, darüber bin ich mir immer noch nicht klar. Wird bei meinen nächsten drei Geschichten leichter, die sind in sich wirklich geschlossen.

Zuletzt – hoffe, dies ist der rechte Platz dafür – die Bitte, folgende Passagen auf richtige Kommasetzung zu checken. Denn bei diesen Stellen bin ich mir trotz stundenlangen "Kommasetzungsregellesen" unsicher:

Sobald sie kamen, schrien sie auf vor Schmerz.
Und sprang unversehens, katzengleich, auf ihr gemeinsames Bett.
Anica zuckte zusammen und versuchte sich, eine Sekunde zu spät, zur Seite zu rollen.
Scherte wild mit den Händen durch die Luft, während sie berichtete:
Die Dicke befeuchtete ihre blutigroten Lippen und tanzte, den barocken Hintern schwingend, dem Professor entgegen.
Um ihn vom ersten Tag an in ein Schema zu pressen; ihn zu vergewaltigen, zu einer Kopie unser selbst?
……………………
Der sich die Zeit nimmt zu einem kompetenten Kommentar, hat was gut bei mir.
Gute Nacht, nastro.

 
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Hey.

„Dieser Körper ist vor allem dick“, entgegnete die Kroatin - und bereute es sofort. Nicht Rosas Gefühlen wegen – die Dicke konnte das ab. Was Anica ärgerte, war ihre offensichtliche Fehleinschätzung.
Es gibt 2 Sachen ,die Sportjournalisten machen und die sprachlich in einem literarischen Text oft schwierig sind. Sie nehmen statt den üblichen „inquit-Formeln“ (Das sind Varianten des Verbs „sagen“) komische andere Verben: „Feuer“, warnte er vor dem Feuer. Oder „Hilfe“; rief er um Hilfe. „Was machst du denn da?“, zog er sie mit den Augen aus. Sowas.
Und zum anderen können sie keinen Namen wiederholen, sondern müssen immer ein anderes Wort nehmen. Deshalb wissen wir von jedem Sportler das Alter und wo er geboren wurde. „so der Leimener“ usw.
Du machst das hier mit „die Dicke“ und „die Kroatio“ – da frag ich mich, wenn einer sagt: „Die Dicke“ – wer erzählt das denn? „Die Kroatin“ ist wirklich extremes Sportreporterdeutsch.
Das sind Marotten, die man sich besser nicht angewöhnt.

„Du bist es, die eine Verbesserung meiner Leistungen fordert.“
Das klingt nicht sehr organisch. Würde jemand so einen Satz sagen außerhalb eines sehr formalen Gesprächs. Wahrscheinlich nicht mal da.

Zur Hölle, sie war ein Hungerhaken und nur der Louis-Brooks-Haarschnitt ihrer tiefschwarzen Haare hielt die Kerle davon ab, sie für einen Jungen zu halten.
Der Text hat viele Marotten so im Kleinen. Dieses „Zur Hölle“, „hungerhaken“, „Kriemhildezöpfe“ – ich frag mich, was für eine Person da erzählt? Wilder Mix aus 80er Jahren und Bildungsbürgertum und weiß der Geier wer „Louis Brook“ ist und wo das herkommt.
Sie war ein Hungerhaken – wer denkt denn so? Eine 20jährige Kunststudentin denkt „Hungerhaken, Kriemhildezöpfe“.

Natürlich taten sie das, und Anica glaubte zu wissen, warum: Sie war die Jahrgangsbeste und damit eine Trophäe.
Also … „Jahrgangsbeste“ an einer Uni? In dem Studienfach? Insgesamt? Und Männer wollen die Jahrgangsbeste vögeln? Und damit dann angeben? Also andere Kunststudenten oder allgemein alle? Ich stell mir grade vor, wie 2 Mathematikstudenten 2 Anlisten und 3 Juristen zusammenstehen und einer sagt: Hier, ich hab auch die eine da gevögelt. Die ist Jahrgangsbeste ’92 in Kunst!
Und die anderen sagen: Wow, du Tier.
Ist das irgendwie zärtlich ihr Selbstbild als Egomanin gezeichnet?

Vergeblich, sie konnte es nicht; tobte dabei und kratzte, verbiss sich in ihre Hälse und Ärsche. Was ihnen anfangs gefiel – aber später nicht mehr. Sobald sie kamen, schrien sie auf vor Schmerz. Sahen sie komisch an, erfanden jämmerliche Ausreden und flohen in die Nacht.
Jo, wirkt wie Eyecandy. So für den Leser einen Knochen hingeworfen.
Humble bragging ein bisschen. Dabei fand sie sich selbst nicht einmal schön, ihre riesigen Brüste passten überhaupt nicht zu ihrer schmalen Taille.

Wir keine Zeit für so was.
Wir haben keine Zeit für so was.

Die Dicke griente.
Das ist trashig schon. Ich find dieses „Die Dicke“ – also, das muss man doch als Autor merken, dass das irgendwie nicht passt.
Ich hab das Gefühl ich les hier eine Masturbationsphantasie irgendwie. Die Mädchen kabbeln sich und dann tollen sie und dann werden sie ganz verschwitzt. Und für jeden ist was dabei, die eine ist mütterlich und die andere ist schlank und die kratzt ein bisschen und die andere nimmt dich zwischen die Brüste.
Der Text kommt unangenehm anzüglich rüber.

hängten sich in die Seile wie der an seinen Mast gefesselte Odysseus beim Anblick der homerischen Sirenen.
Also das „Homerische“ kann man sich ganz sparen, das ist in Odysseus schon drin. Und du meinst doch soas wie „Zerrten an den Seilen“ – dass Odysseus gefesselt fast wahnsinnig geworden ist, weil er sich losreißen wollte. Von was genau werden die Männer in dem Text gefesselten und wie können sie icih „in die Seilen hängen“. (Zumal das eine Metapher aus dem Boxsport ist für: Stehend KO).
Also gemeint ist doch eigentlich: Die beiden Frauen wirkten auf die Männer so verführerisch wie die Sirenen auf Odysseus. Das willst du doch sagen. Warum sagst du es dann nicht? Da kommt der „Mast“ noch, und „Seile“ – das passt doch gar nicht mehr dann.

Das Problem ist halt, dass du den Mädchen da alles durchgehen lässt, die können sich wie in einer Wunscherfüllungsphantasie benehmen, haben immer Recht, niemand widerspricht ihnen, niemand stellt sie, keiner tut irgendwas. Es ist überhaupt kein Widerstand in der Geschichte.
Da stellt sich eine in einer Vernissage hin und sagt: „KZ-Kultur“, ein gescheiter Professor setzt sie dann in 20 Sekunden Matt und auf den Arsch. Oder wenn sich irgendeine da den Lippenstift klauen lässt, die Verkäuferin lässt sich „sofort“ runterhandlen, es wird irgendeine Geschichte erzählt über Abführmittel im Essen, das sind so Lausbubenstreiche, ohne jede Konsequenz, alle anderen in der Geschichte sind irgendwie ein bisschen dumm.
Die Geschichte wirkt wie ein Porno.
Einleitung: Dicke schläft mit wem. Dünne schläft mit wem. Beide kabbeln sich.
Hauptteil: Dreier mit dem Professor.
Schluss: Lesbennummer.
So.
Also was mich gestört hat, war dieses „indirekte Sprechen zum Leser“, wenn da die Frauen beschrieben werden auf eine Art, dass sie einfach bestimmte, sexuelle Archetypen sind, die harmonieren. Wie soll man das sonst verstehen?
Junge, unabhängige Frauen benehmen die sich so wie hier? Das sind doch Klischees. Die magersüchtige Immigrantin, die gleichzeitig die Klassenbeste ist und in Läden Lippenstift stiehlt.
Also gut, der Text steht in „Romantik/Erotik“ – aber .. es wär dann ehrlicher zu sagen: Ich versuche nicht Niveau vorzutäuschen, sondern erzähle, um was es geht.
Aber ich hab bei der Geschichte nicht das Gefühl, menschenähnlichen Wesen bei irgendwas zuzusehen, sondern das sind mit Superkräften ausgestatte wandelnde Klischees. Der ganze Text hat schon den Anstrich eines Pornos im Detail.

Frag dich doch mal: Welche "wirklichen" Widerstände eine der beiden Figuren in dem Text hier überwinden muss.
Und welche "wirklichen" Schwächen jede der Figuren hat (nicht im Sinne von: Die ist so dick, dass sie mütterlich wirkt; oder: Die ist so kratzbürstig und aggressiv, dass sie nur wilden Sex haben kann).


Wahrscheinlich ist das nicht der kompetente Kommentar, den du dir gewünscht hast, aber ich kann dir halt nur meine Meinung anbieten.

Deine Grammatikbonusfragen:

Sobald sie kamen, schrien sie auf vor Schmerz.
Richtig.

Und sprang unversehens, katzengleich, auf ihr gemeinsames Bett.
Kann man so machen. Ginge auch komplett ohne Kommata. Man kann Kommas bei so Sinneinheiten relativ frei setzen, wenn man deutlich machen möchte, dass man das als Einschub gedacht hat. Und es auch so vorlesen würde. Da ist die deutsche Sprache nicht so rigoros. Man darf nur nicht Sinneinheiten sinnlos zerreißen.

Anica zuckte zusammen und versuchte sich, eine Sekunde zu spät, zur Seite zu rollen.
Ist das gleiche. Das sind Einschübe, die kann man mit Kommata abgrenzen, muss es aber nicht. Es gingen auch Gedankenstriche: und versuchte sich – eine Sekunde zu spät – zur Seite zu rollen. Hier würde man sie eher weglassen.

Scherte wild mit den Händen durch die Luft, während sie berichtete:
Das ist richtig so.

Die Dicke befeuchtete ihre blutigroten Lippen und tanzte, den barocken Hintern schwingend, dem Professor entgegen.
Kann man so machen, kann die Kommas auch weglassen.

Um ihn vom ersten Tag an in ein Schema zu pressen; ihn zu vergewaltigen, zu einer Kopie unser selbst?
Das ist ja wörtliche Rede. Da sind Kommasetzung und der Satzbau freier. Hochsprachlich ist die Konstruktion nicht, weil der „um … zu“-Satz nicht alleine stehen kann und an irgendwas hängen muss. „Zu einer Kopie unser selbst“ – na ja, aus dem Kontext wird das klar. Wenn der Satz alleine steht, sieht er falsch aus, aber im Kontext ist das schon okay.

Gruß

 

Es gibt 2 Sachen ,die Sportjournalisten machen und die sprachlich in einem literarischen Text oft schwierig sind. Sie nehmen statt den üblichen „inquit-Formeln“ (Das sind Varianten des Verbs „sagen“) komische andere Verben: „Feuer“, warnte er vor dem Feuer. Oder „Hilfe“; rief er um Hilfe. „Was machst du denn da?“, zog er sie mit den Augen aus. Sowas.
Und zum anderen können sie keinen Namen wiederholen, sondern müssen immer ein anderes Wort nehmen. Deshalb wissen wir von jedem Sportler das Alter und wo er geboren wurde. „so der Leimener“ usw.
Du machst das hier mit „die Dicke“ und „die Kroatio“ – da frag ich mich, wenn einer sagt: „Die Dicke“ – wer erzählt das denn? „Die Kroatin“ ist wirklich extremes Sportreporterdeutsch.

Darüber habe ich jetzt mehrere Tage nachgedacht … Die ständige Verwendung von Synonymen, sei es für Namen oder Verben beten uns Schreibratgeber immer wieder vor – vermutlich hat das auch bei mir ganz gut – wenn nicht zu gut - gefruchtet.
Sportreporterdeutsch, richtig, das geht mir auch auf den Sack. Jedes Motorradrennen ist eine „Rundenhatz“; beim „Leimener“, den „Zahlinger“ und vielen anderen sind es allerdings kleine Orte, die ohne den jeweiligen Athleten kein Aas kennen würde. Ich war bei einer „Kroatin“ der Meinung, dass man das auch mal erwähnen kann, das sie Kroatin ist, zumal ich es – und da schwanke ich jetzt – für die Geschichte nicht unwichtig fand. Eine Klischee-Migrantin wollte ich dabei keinesfalls erzeugen und gerate ins Grübeln, wenn es so rüberkommt. Ich wollte gern zwei sehr verschiedene Mädchen, die dennoch dicke Freundinnen sind, ein Plädoyer für die Freundschaft, wenn man so will. Dick-dünn, deutsch-kroatisch, fraulich-jungenhaft, faul-fleißig. Erzählungen leben von Gegensätzen, genau diese wollte ich gern reinbringen. Vielleicht war es Spur zu viel? – Weiß nicht.
Ich probiere jetzt mal, das Ding – ohne in die Ich-Perspektive zu rutschen- einzig aus Sicht von Anica zu zeigen. Dann fallen schon mal die „Kroatin“ und ein Teil der vielen Namenswiederholungen weg. Die Dicke …gefällt mir und bleibt deshalb stehen.

Das klingt nicht sehr organisch. Würde jemand so einen Satz sagen außerhalb eines sehr formalen Gesprächs. Wahrscheinlich nicht mal da.

Stimmt, geändert.

Dieses „Zur Hölle“, „hungerhaken“, „Kriemhildezöpfe“ – ich frag mich, was für eine Person da erzählt? Wilder Mix aus 80er Jahren und Bildungsbürgertum und weiß der Geier wer „Louis Brook“ ist und wo das herkommt.
Sie war ein Hungerhaken – wer denkt denn so? Eine 20jährige Kunststudentin denkt „Hungerhaken, Kriemhildezöpfe“.

80er Jahre versteh ich Dich nicht. Bildungsbürgertum auch nicht.
Hungerhaken ist allgemeiner Sprachgebrach. Louis-Brooks ist nahezu perfekt: Unterschwellig bekannt (google sie mal!) - doch nicht tausendmal gehört wie es meinetwegen bei Madonna der Fall wäre. Der von mir hochverehrte Stephen King macht das andauernd: die genauen Bezeichnungen amerikanischer Sportler, Fastfood Ketten usw. in den Satz schieben. Wir haben diese Sachen noch nie gehört, können uns aber irgendwie denken, was er meint - schieben nebenbei unseren Grips an und erzeugen so Bilder in unserem Kopf. Es hätte auch Beth Dito gepasst, aber die hat einen anderen Haarschnitt.
Kriemhild, die Nibelungen, das sollte jeder Kunststudentin und eigentlich auch sonst jedem ein starkes Bild vermitteln, bei mir tut es das jedenfalls. Ich sehe diese zunächst sanfte, später starke und rachsüchtige Frau sofort vor mir und das ist ideal für (m)eine Geschichte.

Also … „Jahrgangsbeste“ an einer Uni?

Gebe ich Dir Recht, geändert.

Jo, wirkt wie Eyecandy. So für den Leser einen Knochen hingeworfen.
Humble bragging ein bisschen.

Musste ich googeln, diese Begriffe, kannte ich nicht.
Sehe das anders, nee, kein hingeworfener Knochen.

Dabei fand sie sich selbst nicht einmal schön, ihre riesigen Brüste passten überhaupt nicht zu ihrer schmalen Taille.

Wo hast Du das denn gefunden? Sie hat sehr kleine Brüste.

Ich hab das Gefühl ich les hier eine Masturbationsphantasie irgendwie.

Du solltest mal eine Masturbationsphantasie von mir lesen …;)

Die Mädchen kabbeln sich und dann tollen sie und dann werden sie ganz verschwitzt. Und für jeden ist was dabei, die eine ist mütterlich und die andere ist schlank und die kratzt ein bisschen und die andere nimmt dich zwischen die Brüste.
Der Text kommt unangenehm anzüglich rüber.

Finde ich eigentlich nicht. Ich bin ein Mann und die Rubrik ist „Romantisches/Erotisches. Erotik stellt sich bei mir ein bei: Attraktivität (Sehen), einer angenehmen Stimme, welche nicht nur Blödsinn von sich gibt (Hören), einem angenehmem Parfüm, Pheromonen (Riechen), einer gepflegten Haut (Tasten, Schmecken). Diese fünf Sinne gehören meiner Ansicht nach auch in eine erotische Geschichte rein, was ist daran anzüglich?

Und du meinst doch soas wie „Zerrten an den Seilen“ ...

Danke, geändert.

Da stellt sich eine in einer Vernissage hin und sagt: „KZ-Kultur“, ein gescheiter Professor setzt sie dann in 20 Sekunden Matt und auf den Arsch.

Huch, wo steht denn das? Jedenfalls nicht in meiner Geschichte!

Oder wenn sich irgendeine da den Lippenstift klauen lässt, die Verkäuferin lässt sich „sofort“ runterhandlen, es wird irgendeine Geschichte erzählt über Abführmittel im Essen, das sind so Lausbubenstreiche, ohne jede Konsequenz, alle anderen in der Geschichte sind irgendwie ein bisschen dumm.

Dieser Streich findet ja nie statt, die beiden haben ihn frei erfunden. Wenn er stattfinden würde, hätte der Künstler selbst das Abführmittel gespritzt.

Die Geschichte wirkt wie ein Porno.
Einleitung: Dicke schläft mit wem. Dünne schläft mit wem. Beide kabbeln sich.
Hauptteil: Dreier mit dem Professor.
Schluss: Lesbennummer.

Ich hoffe, Du meist wirklich meine Geschichte - denn all diese Dinge kommen darin nicht vor. Es gibt weder Dreier noch Lesbennummer.

Frag dich doch mal: Welche "wirklichen" Widerstände eine der beiden Figuren in dem Text hier überwinden muss.

Der Widerstand kommt zum Schluss: Anica wird leiden wie ein Tier unter der Trennung, die für ihre Freundin kein Problem darstellt. Dieses Leiden findet allerdings in der Zukunft statt. Ist ja legitim bei einer Geschichte, das Geschehen in die Zukunft oder Vergangenheit nach der Geschichte zu legen. Mittlerweile funktioniert die ganze Filmindustrie so (Prequels/Sequels)

Wahrscheinlich ist das nicht der kompetente Kommentar, den du dir gewünscht hast, aber ich kann dir halt nur meine Meinung anbieten.

Nee, ist doch in Ordnung ich bin ja nicht aus Zucker.

Ganz herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar,

Nastro.

 

Hi,

Wir haben diese Sachen noch nie gehört, können uns aber irgendwie denken, was er meint - schieben nebenbei unseren Grips an und erzeugen so Bilder in unserem Kopf. Es hätte auch Beth Dito gepasst, aber die hat einen anderen Haarschnitt.
Jo, das klappt, wenn man die Beispiele kennt, wenn man sie nicht kennt, kennt man sie nicht: Mein Kritikpunkt war hier auch, dass ich keine 20jährige Kunststudentin höre, sondern dich als Autor mit diesem wilden Mix aus den verschiedenen Sache. Da wird in 4 verschiedene kulturelle Töpfe gegriffen: Hungerhaken (das ist kein normaler Begriff mehr, der ist "veraltend"; nennt man das), Kriemhildezöpfe, Luis-Brooks usw.
Frag dich halt mal selbstkritisch: Wieviel davon hätte die Kunststudentin gesagt und wieviel davon sage ich.
Und, ich lehn mich mal aus dem Fenster: Man kriegt ja so mit, dass du einen Nordic-Fimmel hast, aber den muss ja nicht jeder deiner Figuren dann haben, oder?

Das mit den popkulturellen Zitaten bei King und so ... schwierig. Da könnte man auch ewig drüber reden. Es passt sicher manchmal aber nicht immer. Und natürlich ist Madonna dann etwas abgefrühstückt, aber wenn ich als Leser - in so einem Text, das ist ja nicht Dantes Inferno - Referenzen höre, die ich nicht auf Anhieb sehe, bin ich kein großer Fan von.

Darüber habe ich jetzt mehrere Tage nachgedacht … Die ständige Verwendung von Synonymen, sei es für Namen oder Verben beten uns Schreibratgeber immer wieder vor – vermutlich hat das auch bei mir ganz gut – wenn nicht zu gut - gefruchtet.
Dann liest du furchtbare Schreibratgeber.


Huch, wo steht denn das? Jedenfalls nicht in meiner Geschichte!
Da:
„Eher ausgemergelte Morbidität!“, schimpfte sie. „Hervortretende Knochen und Gelenke. Kalziummangel, Krämpfe, Konzentrationslager!“
Konzentrationslager kürzt man allgemein als "KZ" ab.
Der Vorwurf ist hier: Kz-Ästhetik.

Ich hoffe, Du meist wirklich meine Geschichte - denn all diese Dinge kommen darin nicht vor. Es gibt weder Dreier noch Lesbennummer.
Das ist alles so verschämt und verdruckst geschrieben, ich dachte es wäre ein Dreier.
Wenn zwei Frauen eine "Zigarette" danach rauchen ... naja. Ich dachte die gehen da halt zu dritt mit dem Professor weg.
Und am Ende der lange tiefe Kuss und das war schon ... also man konnte das alles so lesen, ich weiß jetzt nicht, wie weit du das verändert hast, aber ich hab das durchaus so gelesen. Es steht ja "sie küssen sich richtig" und "das arme Mädchen zittert so" usw.
„Na dann ist es ja gut. Komm mit ins Bett, Süße. Lass uns kuscheln.“
Hier usw.
Dann nehme ich den Dreier zurück, es bleibt aber dabei, der Text ist in so fern anzüglich und platt manipulierend, weil er halt verschämt diese Sex-Szenen setzt. Das erste, was wir von den beiden Figuren erfahren, ist es, wie sie aussehen und auf welche Weise sie mit Männern schlafen, dann gibt es diese "Best Friends Forever to the rescue!"-Sequenz in der Mitte und am Ende das da halt.
Was haben denn andere dazu gesagt? Anakreon fand es sicher ein erquicklich Leseerlebnis und sonst?
Es ist auch blöd, du findest die Geschichte ja offensichtlich ziemlich gut, und ich muss sagen: Ich seh hier wenig Gutes. Wäre halt jetzt wichtig, noch andere Meinungen zu kriegen, von Leuten, die sich ernsthaft mit so einem Text auseinander setzen wollen. So bist du in einer Defensivhaltung und ich bin wieder der Böse. Passt mir auch nicht. Aber ich find du hast da schon bestimmtes Schreibratgeberwissen und -kram ziemlich in den falschen Hals gekriegt.

Der Widerstand kommt zum Schluss: Anica wird leiden wie ein Tier unter der Trennung, die für ihre Freundin kein Problem darstellt. Dieses Leiden findet allerdings in der Zukunft statt. Ist ja legitim bei einer Geschichte, das Geschehen in die Zukunft oder Vergangenheit nach der Geschichte zu legen. Mittlerweile funktioniert die ganze Filmindustrie so (Prequels/Sequels)
Das zum Beispiel. Das ist dummes Zeug. Ein "prequel" und ein "sequel" rechtfertigt keine Geschichte ohne Konflikt. Zu sagen: Ja, hier ist kein Konflikt, den gibt es dann nachher. Das ist legitim, weil es ja auch Spiderman 2 gibt, ist wirklich Blödsinn.
Da hast du einige Sachen einfach nicht richtig verstanden oder bringt es böse durcheinander.

Gruß
Quinn

 

hallo nastro, hallo quinn,

ich fand die geschichte *eigentlich* ganz gut. Sie las sich flott, teilweise gar pointiert, stellenweise interessant, die beiden protagonistinnen sind ein völlig überspanntes, aber durchaus die geschichte farbig machendes doppelpack.

ich finde, geschichten müssen nicht immer "real" sein, aber die absurdität könnte man noch mehr steigern (die beiden treiben es noch bunter) oder herunterdimmen, in richtung glaubwürdigkeit (dann gäbe es ab und zu gegenreaktionen, z.B. von der frau, der das parfum geklaut oder vielleicht auch nur ausgeliehen wurde).

Über manche Dinge musste ich stolpern, wie Kriemhildzöpfe, aber warum eigentlich nicht, es gibt ja tatsächlich ein comeback opulent geflochtener altmodischer zöpfe, insofern finde ich dieses detail eigenwillig und passend.

Zitat:
„Eher ausgemergelte Morbidität!“, schimpfte sie. „Hervortretende Knochen und Gelenke. Kalziummangel, Krämpfe, Konzentrationslager!“
Konzentrationslager kürzt man allgemein als "KZ" ab.
Der Vorwurf ist hier: Kz-Ästhetik.

> hier würde ich mich Quinn anschließen.

p.

 

Was haben denn andere dazu gesagt? Anakreon fand es sicher ein erquicklich Leseerlebnis und sonst?
Es ist auch blöd, du findest die Geschichte ja offensichtlich ziemlich gut, und ich muss sagen: Ich seh hier wenig Gutes. Wäre halt jetzt wichtig, noch andere Meinungen zu kriegen, von Leuten, die sich ernsthaft mit so einem Text auseinander setzen wollen. So bist du in einer Defensivhaltung und ich bin wieder der Böse. Passt mir auch nicht.
Na, wo sind denn die anderen? Und jetzt bitte nicht wieder den Spruch: Kommentiere Du erstmal - ich bin doch auf dem Weg der Besserung ;)
Nö, Quinn, geht wirklich in Ordnung, Du darfst gern böser Bube sein, solange es etwas bringt, und das scheint es ja durchaus zu tun, sonst hätte ich nix geändert.

@petdays, Danke für Deinen Kommentar.

 

Hallo nastro und Quinn

Zitat von Quinn:
Was haben denn andere dazu gesagt? Anakreon fand es sicher ein erquicklich Leseerlebnis und sonst?

:lol: Es stimmt schon, dass ich Texte manchmal gütig betrachte. Dies ergibt sich mit meiner beginnenden Altersmilde, die sich einstellt, wenn man die entsprechenden Charakteristika ein Leben lang pflegte. Gestern teilte mir jedoch ein Autor mit, der sich aus diesem Forum (vorläufig) verabschiedete, ich sei zu „pädagogisch“. Selbst denke ich eher sachlich darauf hinzuweisen, wenn mir etwas nicht stimmig erscheint, anderes aber bestehen lasse, auch wenn es mir nicht unbedingt entspricht. Ich nehme nicht in Anspruch, nach Kriterien der Literaturkritik abzuwägen, wobei ich ebenso nicht denke, dass ein Kritiker frei von Subjektivität ist. So treten eben verschiedene Meinungen auf und die Beste – was dies auch immer sein mag – soll verbindlich gelten.

Zitat von Quinn:
fand ihn aber durchaus interessant genug, um jetzt zu sehen, was Anakreon meint, und dann les ich sowas von dir.

Es beruhigt mich, wenn meine ruhige Meinung doch Anreiz bietet, sie selbst am betreffenden Text zu messen. Ich lese auch immer andere Kritiken und teile nicht immer jedes Detail, was dem Interesse an den Formen der Interpretationen mir keinen Abbruch tut. Vielmehr finde ich es bereichernd.

Ich habe die Geschichte nun nochmals gelesen, die vorgenommenen Änderungen mehr ahnend als klar bestimmen zu können. Geändert hat sich meine Meinung nicht, wie ich sie abgab. Unterschlagen hatte ich sicher, dass mir die Szene mit den „Häppchen“ persönlich nicht entsprach, doch es sollte eine Performance sein, die mir eher als billiges Happening des Künstlers vorkam, denn als künstlerisches Ereignis. Insgesamt aber, auch wenn es von der Realität abgehoben und überzeichnet wirkt, war es mir durchaus vergnüglich und lesenswert. In einer Kritik zu einem bekannten Autor las ich kürzlich, er verstehe es, Literatur und Unterhaltung zu verbinden. Wenn man es nach solchen Kriterien benennen möchte, fragte sich, welche der beiden Gewichtungen mehr Leser anlockt?

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo nastroazzurro,

Und wozu?“
„Das habe ich dir längst erzählt. Der Künstler ist Hoppes Sohn. Professor Hoppe, verstehst du nicht?“
Hier hab ich das Gefühl, du benutzt zu sehr den Dialog als Mittel um Information zu transportieren. Das ist ein bisschen wie in Fernsehserien, wo sich zwei Spezialisten über ein Mordopfer unterhalten und dabei einer dem anderen erklärt, was dieser längst wissen muss, damits der Zuschauer halt auch weiß.

„Ich sag dir was, Süße: Du allein hast mich in dieses Scheiß Studium getrieben. Stände ich nicht unter deiner Fuchtel … Herrgott, ich würde als Drummerin durch Amerika touren, jede Menge Spaß haben und …“
Hier ist das ähnlich. Das klingt für mich einfach nicht natürlich.

Taten es vermutlich aus Rache - weil sie ihnen unendlich überlegen war, sie in jeder Diskussion auflaufen ließ und noch nachtrat. Sie war eine schlechte Gewinnerin – also benutzten sie ihren zerbrechlichen Körper, glaubten, sie damit von ihrem Sockel zu stürzen.
Das die so toll und intelligent ist, wird eigentlich nur behauptet. Das hat für die spätere Handlung keinen Effekt. Das Problem ist dabei, dass diese Überlegenheit so groß sein soll. Sie ist nicht intelligent, nein sie ist unendlich überlegen. Dabei würde es weniger doch auch tun.
Im Prinzip geht es doch darum, dass Anica denkt, ihre Freundin ist viel geiler als sie. (Was ich übrigens das eigentliche Thema der Geschichte finde. Also dieses Verhältnis, in dem die Dicke viel stärker ist als die Dünne.)

Und da passt der Prof nicht richtig rein. Der führt von dieser Beziehungskiste weg. Der ist außenstehen und hält eigentlich nur als Beweis her, dass die Dicke alle bekommt. Aber das nimmt im Verhältnis zu viel Raum ein.

Was mich auch stört ist, dass der Prof wirklich gar nicht gegen hält. Ich meine, Rosa runiert die Vernissage mit ihrer Behauptung. Würde der da gegenhalten, wäre die weg vom Fenster. Der könnte die eigentlich total bloß stellen, stattdessen hat er Sex mit ihr. Das funktioniert bei mir nicht wirklich. Das klingt vereinfacht - du willst von A nach B und palnierst alle Probleme ein. So in die Richtung.

„Wir können uns nicht trennen, Rosa. Es wäre eine Amputation. Wir würden unsere Herzen brechen, wozu soll das gut sein, mmh? Um erwachsen zu werden? Warum sollten wir? Warum einen Samenspender heiraten, warum einen Winzling großziehen? Um ihn vom ersten Tag an in ein Schema zu pressen; ihn zu vergewaltigen, zu einer Kopie unser selbst? Warum arbeiten und tanzen und wieder arbeiten ein Leben lang? Ach Scheiße Rosa - ich bin so müde, ich will das alles nicht.“
„Aber ich will. Will eine lockige, lachende Tochter kriegen; keine Kopie, sondern einen einzigartigen Mensch. Will eine Band gründen und Schlagzeug spielen bis den Leuten die Ohren abfallen. Will ihren Applaus, Anica. Mein Leben wird … okay sein, vielleicht nicht besonders lang, aber okay.“
Und das ist so die große Geste. Das ist so Formelhaft. Weil ich nicht verstehe, weshalb sie keine Kinder will. Wirklich nur aus dem Gedanken, dass die Erziehung einer Vergewaltigung gleichkommt? Ich kann das persönlich nicht fassen.
Und dann steuert Rosa so ganz in die andere Richtung. Das ist mir so offensichtlich, zu krass, dieses Streben in zwei Richtungen. Das könnte man auch subtiler machen.

Es ist wirklich so, ich finde dieses Freundinnenproblem gut. Das Anica sich ganz über Rosa zu definieren scheint und sonst nur die Leistung hat und das Rosa da lockerer ist. Aber deine Figuren wirken zu überzeichnet auf mich. Rosa die Wuchtbrumme und Anica die Überfliegerin. Das könntest du leiser machen, gilt auch für die Vernissage - und da vorallem mehr darauf achten, dass es nicht zum Selbstzweck wird, sondern die Beziehung der beiden ausleuchtet.

Ich hoffe, du kannst was damit anfangen.

Gruß,
kew

 

Hallo Kew,

herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Ganz allgemein haben Eure Hinweise zu diversen Änderungen geführt und der Geschichte damit gutgetan.
Ob sie nun fertig ist - keine Ahnung. Fällt immer schwer, das zu beurteilen, zu sagen: Deckel drauf, fertig. Aber irgendwann muss man ja, oder?
Ich werde das Gehörte weiter mit mir rumtragen, drüber schlafen und vielleicht eines Nachts mit einer weisen Eingebung hochschrecken, welche mich zur optimalen Lösung führt.

 

Servus nastro,

dein letzter Kommentar klang zwar so, als hättest du mit dieser Geschichte weitgehend abgeschlossen, aber ich möchte dich dennoch beglücken. :D

Weiter oben fragtest du, ob die Geschichte als Kurzgeschichte durchginge. Ich denke, die Antwort ist ganz einfach: Nein.
Im größeren Zusammenhang hat der Text sicher seine Berechtigung und funktioniert prima, aber hier, so alleingestellt, zeigt er keinen Konflikt o.ä. Also am Ende schon, aber du sagst uns damit einfach: "Guckt mal, ein Konflikt!" - und lässt uns stehen. Einen Konflikt anzureißen und den Rest dem Leser überlassen - also das ist mir dann doch ein bisschen zu wenig. Sorry.

Und der Professor, ja ... er existiert doch nur, um Kriemhild ordentlich zeichnen zu können, oder? Dabei tust du das doch schon ganz ordentlich vorher, die Vernissagenpassage ist irgendwie unnötig, könnte man fast sagen. Und dann heißt die Geschichte aber auch noch Vernissage. :hmm:

Was mir noch auffiel, ist dieser überdeutliche Cut, der mit dem Rauchen der Zigarette danach eingeleitet wird. Ich verstehe ihn nicht. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nur diese kleine Geschichte habe, um mir auf alles einen Reim zu machen. Du hast die Geschichten vorher und nachher im Kopf, deshalb funktioniert es bei dir, nehme ich an.

Um es noch mal ganz klar zu sagen: Ich finde deine Geschichte nicht pornographisch, überhaupt nicht. Ich habe anscheinend auch alles richtig verstanden, von wegen kein Lesbensex etc. Sie ist schon ganz richtig angekommen bei mir, es hat Spaß gemacht, sie zu lesen. Trotzdem ist es keine Kurzgeschichte; man merkt, dass sie Teil eines größeren Ganzen ist, das viele wichtige Fragen erst beantworten kann.

Nichtsdestotrotz: Gern gelesen!

PSS

 

Hallo maria,

... obwohl da die Geschichte von zwei richtigen Schlampen (ganz ehrlich, anders kann ich sie nicht beschreiben) erzählt wird, hat mir die Geschichte echt gut gefallen. Du berührst damit nicht nur meine perver Seite, was eigentlich nicht so schwer, sondern du lässt mich mitfühlen ...
Wär ich zwar nicht drauf gekommen, aber Schlampen ist ein passendes Wort. Es ist an sich ein gutes Wort, Rosenstolz hatte mal 'nen Titel mit Namen "Schlampenfieber", in Nürnberg gibt es ein "Schlampenfest", man kann aus dem Wort eine Menge machen.

Wow, ich wünschte, ich hätte eine Freundin, die so etwas locker hinnehmen würde :)
Zum Glück habe ich so einen Kumpel. Wenn überhaupt, hat man vermutlich nur einen, reicht ja auch.

Die Diebstähle, die deutlich einen Charaktermuster der beiden darstellt, wird nur kurz und fast nebenbei von dir erwähnt und ich finde das Klasse. Ich lese es und im nachhinein irgendwo denke ich mir: BITCH!

Genau das habe ich versucht - wenn es mir gelungen ist, freut mich das.

Hallo PSS,

Weiter oben fragtest du, ob die Geschichte als Kurzgeschichte durchginge. Ich denke, die Antwort ist ganz einfach: Nein.
Und literarisch betrachtet, gebe ich Dir da recht - und betrachte "Vernissage" als kurze Geschichte oder einfach als Text. Allerdings finde ich KG.de in dieser Beziehung immer etwas zu streng wertend. Über schlechte Texte wird weniger Aufhebens gemacht als über das beinahe täglich wiederkehrende Thema: Ist denn das überhaupt eine KG? Ist ein bissel typisch Deutsch, wir reden gern alles schlecht, was vielleicht gar nicht so übel ist (von Sammer find ich das allerdings klasse ;) )

Und der Professor, ja ... er existiert doch nur, um Kriemhild ordentlich zeichnen zu können, oder? Dabei tust du das doch schon ganz ordentlich vorher, die Vernissagenpassage ist irgendwie unnötig, könnte man fast sagen. Und dann heißt die Geschichte aber auch noch Vernissage. :hmm:
Oh, mir ist die reine Vernissage tatsächlich das Wichtigste. Bin selbst recht oft auf solchen Veranstaltungen. Es gibt noch einen zweiten Text, wo den Mädels völlig andere Sachen unterlaufen, viel Nachdenklicher als diese. Ich hatte also die Qual der Wahl, vielleicht gibts ja noch Vernissage-Reloaded hier. Aber der Schluss auf dem Fensterbrett ist tätsächlich dazu erfunden, es geht um die Vernissage.

Du hast die Geschichten vorher und nachher im Kopf, deshalb funktioniert es bei dir, nehme ich an.
Ja, Anicas Leben habe ich zu großen Teilen, von drei bis zweiundvierzig Jahren im Kopf, danach ist alles offen. Wäre die finanzielle Lage geklärt, würde ich jetzt kündigen, mich in mein Zimmer einschließen und alles aufschreiben ;) Sprich, es wird in ein paar Jahren einen Roman geben, wo die Schlampe - unter anderem Namen - Prot wird. Dennoch sollte Vernissage nie Testballon für einen Roman sein, nicht das jetzt wieder sowas diskutiert wird. Dies sollte eine für alle erträgliche und vielleicht sogar erfreuliche KG sein.


@maria + PSS
heute ist wirklich mein Tag. Erst bringt mir der Postbote das erste von mir Gedruckte ins Haus, dann überrascht ihr mich mit Kommentaren zu einer Geschichte, die ich, KGseitig, eigentlich als erledigt betrachtet habe. Danke!
Ja, die Geschichte ist - falls nichts Weltbewegendes mehr kommt -so wie sie ist fertig. Ich danke allen Beteiligten, vor allem Quinn, für ihren Einfluss auf die erfolgten Änderungen. Viele neue Ideen warten darauf, zu Papier gebracht zu werden, bzw. endlich in eine optimale Form.

 

«Even more he liked an old German song of Johannes
Jeep about the clear sea and the voices of sirens, sweet
murderers of men, which boggled Bloom a bit:
Von der Sirenen Listigkeit
Tun die Poeten dichten.
These opening bars he sang and translated extempore.
Bloom, nodding, said he perfectly understood and
begged him to go on by all means which he did.»​

Warum land ich nun hier, einer der seit einer Generation keine Vernissage mehr besucht hat,

nastro?,

wenn doch scheinbar schon alles gesagt ist von den Vorrednern (Vorschreiber wäre ja was ganz anderes). Von Odysseus bis zur Kriemhild (die in allen Handschriften des Nibelungenliedes wie auch allen andern Geschichten um den Drachenfels eher etwas von einer Märchenprinzessin hat als von einer Dickmamsel), kurz das vermeintliche „Bildungsbürgertum“ (was soll daran so schlecht sein?) gibt noch’n bissken Senf dazu.

Beginnen wir scheinbar mit der Zeichensetzung (is’ auch nur einmal, und wahrscheinlich aus Flüchtigkeit, geht ja sonst):

„Also gut“[,] sprudelte sie und Rosa quiekte auf wie ein kleines Schweinchen.
Aber wichtiger erscheint mir die Frage: Quieken Meerschweinchen?
Oder anders gefragt: Wie klein ein Ferkel – ob Wild- oder Hausschwein wäre wurscht – zu Beginn des Lebens ist, weiß ich, aber wo fängt ein „kleines“ Schweinchen an und wo wäre die Grenze zwischen kleinem Schwein und Schweinchen zu ziehen? Warum also der Komparativ des Diminutivs?, - wäre eines nicht entbehrlich?

Und noch’n tierisches Problem:

Wie Heuschrecken sprangen sie das Treppenhaus hinunter.
Du meinst die gemeine Hausheuschrecke (daher der Begriff des „Heimchen“, trotz der niedlichen Bezeichnung noch nicht domestiziert!), die sich gelegentlich in Wohnräume verirrt und ebenso gelegentlich in der Damenwelt helleres Etnzücken auslöst als die dickste Kreuzspinne - und hieße die Grimhildchen.
Aber von Heuschreckenschwärmen in Wohnhäusern hab ich selbst unter alttestamentarischen Plagen noch nix gehört.

… wie der an seinen Mast gefesselte Odysseus beim Anblick der homerischen Sirenen.
Wie beim Adjektiv „klein“ (s. o.) m. E. entbehrlich, Quinn hatte das schon angesprochen. 's wäre notwendig, wenn etwa der Ulysses (s. o. Zitat) mit der Odyssee verwechselt werden könnte und somit Joyce mit Homer.

… und in Schwarzweiß festgehalten werden würde.
Warum das verdoppelte werden? Wäre jedes für sich nicht gleich bedeutsam?
… und in Schwarzweiß festgehalten werde[…]
oder
… und in Schwarzweiß festgehalten […] würde.

Das soll’s dann itzo gewesen sein,

sagt der Friedel,

dem die beiden Schlampen gar nich' ma' ungefällig wären ...

 

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