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Verloren in der Einsamkeit

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08.07.2003
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Verloren in der Einsamkeit

Liebes Tagebuch!

Heute war mal wieder ein sehr heißer Tag. Die Sonne glühte am Himmel und an den Bäumen verbrannten die Blätter. Ich war mit meinen Freundinnen am See und es versprach ein wunderschöner Tag zu werden.
Aber ach, du kennst mich ja und meine seltsamen Gemütsschwankungen, die mich ab und an heimsuchen.
Ich spielte mit meinen Zehen im heißen Sand und betrachtete das Funkeln und Glitzern der Sonnenstrahlen, die sich im Wasser brachen.
Wer könnte glauben, dass ein Mensch in diesem Augenblick unglücklich sein könnte? Niemand kann es, aber ich bin es.
Eigentlich will ich auch gar nicht, dass jemand merkt, dass ich traurig bin, denn was sollte ich sagen, wenn mich meine Freundinnen fragten, wieso ich unglücklich sei? Ich weiß eine Antwort auf diese Frage doch gar nicht. Ich weiß nur, dass ich einsam bin. Aber wie kann man einsam sein, wenn man umringt ist von seinen besten Freunden?
Ich kann es und bin es beinahe in jeder Sekunde meines Lebens.
Ich meine damit nicht " einsam sein" im herkömmlichen Sinne. Es kein kurz andauerndes Gefühl, dass wieder vorübergeht, sobald man Besuch bekommt. Vielmehr ist es eine ständige extentielle Einsamkeit, die so tiefgehend ist, dass ich mich in ihr verliere.
Ich habe diese Gefühl immer. So als wäre da eine Lücke in meinem Leben, die niemals ganz ausgefüllt werden könnte.Ich habe gemerkt, dass ich am glücklichsten bin, wenn auch nur ien kleiner Teil diese Lücke ausgefüllt wird.
Der letzte Augenblick, an dem ich für kurze Zeit der Einsamkeit scheinbar entkam, war in meinem Urlaub in Irland. Das saftige Gras erstreckte sich in alle Himmelsrichtungen, und nur im Süden befand sich die steile Felsküste, gegen die die schäumende Brandung des Meeres schlug. ich war allein. Egal wohin ich meine Augen richtete, niergends war auch nur ein einziger Beweis für Zivilisation, wie z.B. ein Haus, zu sehen. Genau in diesem Augenblick, mutterseelenallein an der irischen Küste, fand ich meinen inneren Frieden.
Heute am See war ich umringt von Menschen, und sogar von meinen Freunden, doch im Inneren war ich verlassen. Trotzdem antwortete ich auf Floskeln wie: "Hi, wie geht`s?", immer brav mit: "Danke, gut."
Was würde denn der Gesprächspartner auch sagen, wenn ich stattdessen antworten würde: "Sehr schlecht, ich werde von einer inneren Einsamkeit geplagt."? Die verständinislosen Blicke und die entstehende Distanz könnte ich nicht ertragen.
Ich habe mich heute nicht so gefühlt als sei ich tatsächlicht am See. Wie in einem Film, bestehend aus vielen bunten Bildern, liefen alle Situationen vor meinen Augen ab. Ich hörte mich lachen, obwohl ich es nicht tat und redete über Gefühle, die ich nicht hegte.
Manchmal frage ich mich, ob ich der einzige Mensch bin, der diese innere Einsamkeit empfindet. Aber wer redet schon über seine verborgenen Ängste? Sicher, Probleme , die man in Worte fassen kann, kann man einem engen Freund schildern. Aber ich rede von Absonderheiten, bei denen einem schon die Stimme versagt, sobald man überhaubt daran denkt, sie auszusprechen.
Aber wie sagt man doch so schön? Papier ist geduldiger als die Menschen es sind. Und so wirst du für immer das einzige ungetrübte Spiegelbild meienr Seele bleiben.

 

Hallo Louise!

Die Idee,einen Tagebucheintrag als eine Kurzgeschichte zu schreiben, finde ich an und für sich ganz gut.
Ich finde nur irgendwie hört es sich nicht wirklich nach Tagebuch an.
Natürlich hab ich bisher immer nur meine eigenen Tagebucheinträge gelesen, aber mal ehrlich... schreibt man so in sein Tagebuch rein?
Ich weiß nicht...
Aber schön geschrieben!

Love
Baphometha

 

Hallo Louise,

Ist dein Text autobiographisch, verfremdet autobiographisch oder fiktiv?

Ich frage dich deshalb, weil für mich davon der Blickwinkel meiner Betrachtung abhängt.

Ein bischen loben mag ich dich aber schon im voraus.
Mir hat nämlich speziell die Überlegung gut gefallen, eine Höflichkeitsfloskel einmal einfach ehrlich zu beantworten.

"Sehr schlecht, ich werde von einer inneren Einsamkeit geplagt."?

Eine spannende Frage. Was würde dann wohl passieren? Vielleicht kannst du ja so eine Situation einmal literarisch ausmalen.

Feeney

 

@Feeney: ist bestimmt möglich ;)
Danke für eure Kommentare. Rückmeldung bedeutet mir immer sehr viel, und ich bin immer sehr nervös bevor ich die ersten Zeilen lese, da in denen ja immer die erste Wertung steht.
Meinen Text würde ich wohl als verfremdet autobiographisch bezeichnen. Ich kann nur über Gefühle schreiben, die ich so schon einmal empfunden habe. In Irland war ich auch schon mal und oft am See. Ich habe einfach verschiedene Eindrücke zusammengefügt.
@Baphometa: Mh, ich habe meine Tagebücher immer so geschrieben, da sie so für mich viel wichtiger sind, als wenn ich einfach nur Tagesabläufe schildere. Für mich ist Selbstreflexion ziemlich wichtig. Doch jedem das seine;)
Vielen dank nochmal für euer Interesse.

 

Hallo Louise!
Sehr gefühlvoll geschrieben und absolut so, wie ich es oft empfinde. Man kann das Gefühl der Einsamkeit mit sich selbst zwar beschreiben, aber auf das warum? habe ich nie eine Antwort. Je mehr Leute da sind, desto einsamer fühle ich mich, auch wenn ich im Mittelpunkt stehen sollte.
Vielleicht ist es so, das man weiß, das ein anderer einen nie "wirklich" verstehen kann. Und gerade diese Floskeln machen es einem noch deutlicher..zumindest geht es mir so...

LG Joker

 

@ Joker
Ja, ich glaube auch, dass das Unverständnis viellelicht der Aausschlaggebende Punkt ist. Ist aber schön zu hören, dass es anderen Menschen auch so geht. Ich glaube man selbst trägt einfach so viele Sachen in sich, wie ein anderer niemals erfahren wird.

 

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