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Verlieren

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08.07.2003
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Verlieren

Und das erste mal verstehe ich, wie du dich gefühlt haben könntest. Aber woher sollte ich auch wissen, was es heißt, zu lieben? Wie hätte ich auf die Idee kommen sollen, mir oder sogar dir (lachhafte Vorstellung) einzugestehen, dass ich nie genau wusste, was dieses große, in meinen damaligen Augen längst abgenutzte Wort bedeutet? Es tut mir leid, dass ich dich nicht ernst genommen habe und es tut mir leid, dass gerade ich dir soviel bedeutet habe.

Das erste mal erschlagen von Gefühlen. Das erste mal in den Himmel geküsst. Das erste mal ein verlorener Verstand, der sich aus lauter Hilflosigkeit in jede Peinlichkeit hineinrettete. Das erste mal tiefste Verzweiflung bei seinem Anblick. Und schließlich der erste Absturz, der meine Gedanken tagelang lähmte und mich ins Bett zwang. Und immer wieder dieser unsagbar traurige Hoffnung ihn irgendwann zufällig wieder zu treffen, wenn er alles vergessen hat und ich alles gut machen kann. Meine große, einseitige Liebe.

Und du hast nichts mit ihr zu tun. Dein verletzter Stolz trieb dich an, weiter um mich zu kämpfen, bis zur Aufdringlichkeit. Du hast dich erniedrigt, hast uns beide gequält, obwohl ich mit meinen Gedanken in einer neuen Welt war. Du, mein ehemaliges, anstrengendes Sofa, wurdest zu einem einzigen Störfaktor in meinem auf einmal heiligen Universum. Angekrochen kamst du, um dich plötzlich auf mich zu werfen, mich böse anzustarren und mir Vorwürfe zu machen. Und ich war betrunken und dein Anblick ließ mich beinahe erbrechen. Aber würdest du jemals auf die Idee kommen, so etwas zu merken? Kannst du nicht sehen, dass du der Idiot in der Geschichte warst? Ich habe dich zum Gespött gemacht. Meine Freunde, die dir so cool vorkommen, lachen über dich, denn jeder Messerhieb aus deinem Mund wird gegen dich verwendet und springt dir 10fach in den Rücken. Ja, so war das, wenn man sich in mich verliebt hat.

Sein Anblick ist mein Zaubertrank, jede seiner Bewegungen lässt meine Knie weicher werden und ein Blick aus seinen Augen entscheidet über mein Selbstwertgefühl. Blind meinen Gefühlen folgend schmachtete ich an, jede klare Entscheidung war mir vergönnt. Ich gab mich hin und vertraute auf seinen vernebelten Blick, der meine verzweifelte Erscheinung in ein anderes Licht zu werfen vermochte. Als wir uns näher kamen, war ich bereit alles zu opfern, für ihn, für ihn. Das war neu und verwirrte, doch der vorsichtigste Kuss aller Zeiten erklärte mich für einen Moment lang zur glücklichsten und verlorensten Seele aller Zeiten. Ohne Nachzudenken hatte ich ihm geschenkt, was ich mir nie zugetraut hätte. Weg war all die kühle Berechenheit, da war ein grenzenloses Vertrauen.
Und dann der Schlag. Keine Berührung mehr. Keine Nähe. Er wolle mich nicht verletzen, aber da sei diese Unsicherheit.
Aber ich war mir doch so sicher.
Stuttgart, sagte er.
Alles zerriss. Doch ich bewahrte den Rest meines Stolzes und wir leisteten uns einen kühlen Abschied und er küsste mich auf die Wange.
Ich wurde krank.

Als wir telefonierten warst du hart und ließest deine ganze kummervolle Seele auf mich prasseln und ich wollte nichts davon wissen. Ich hatte meinen eigenen Schmerz und du wolltest nicht aufhören deinen in der ganzen Welt zu verbreiten. Jedes Gespräch mit dir ist schlimmer als das davor, jede Drohung, jede Beleidigung wird wiederholt und immer kommt noch was hinzu. Aber dein Ziel, mich fertig zumachen, kannst du nicht mehr erreichen.
Das hat ein anderer in zwei Tagen geschafft.

 

Ein Outing, das hart klingt, aber wahrscheinlich noch viel härter ist als beschrieben!

 

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