Was ist neu

Verlage, die sich bezahlen lassen

Seniors
Beitritt
01.09.2005
Beiträge
1.161
Zuletzt bearbeitet:

Verlage, die sich bezahlen lassen

Moin,

wer von euch hat Erfahrungen mit Verlagen, bei der Autoren einen gar nicht so geringen Kostenbeitrag zur Veröffentlichung ihrer Geschichten leisten müssen im Allgemeinen und dem R.G. Fischer Verlag in Frankfurt im Besonderen?

Bei Fischer habe ich nämlich Manuskripte meiner Kurzgeschichten eingeschickt und zwei Wochen später ein Angebot für die Veröffentlichung in einer Anthologie ("Deutsche Erzähler") bekommen. Erst habe mich riesig gefreut, auf Seite 2 des Angebots musste ich dann aber an Eduard Zimmermann denken:

"... blablabla, um unsere Kosten sicher decken zu können, müssten sie zwölf Exemplare selbst abnehmen und eine Pauschale von xy Euro pro Seite leisten ..."

Das klang mir irgendwie nach einer dubiosen Firma, der die Vertreter die Produkte erst abkaufen müssen, um sie dann in Eigenregie weiter zu verkaufen, und wenn sie drauf sitzen bleiben, haben sie Pech gehabt.

Wer kennt den Fischer Verlag? Ist der seriös? Wird der gelesen? Der von mir verlangte Betrag ist mir nämlich ein bisschen zu happig, als dass ich ihn nur um der Genugtuung willen, zu Hause ein Buch (oder zwölf) mit meinem Namen drin stehen zu haben, zahlen würde.

Schon mal Danke für eure Antworten,

JC

 

Proof, um den ging es hier schon mal. Hoffe, das hilft dir weiter :)

Bruder Tserk

 

Dank dir Tserk für die schnelle Antwort!

Interessante Duskussion ... sieht aus, als hätt ich gerade 600 Euro gespart. :bounce:

 

Ja, das Geschäft mit der Eitelkeit ... wenn ihr in der Zeitung mal wieder was von einer 14jährigen Jungautorin lest, die ihren ersten Fantasy-Roman veröffentlicht hat, guckt mal nach dem Verlag. Ich habe das ein paar Mal gemacht, und die ach so netten Verlage, die der Jugend eine solche Chance geben, entpuppten sich als DKZ-Verlage.
Nun habe ich nicht grundsätzlich ein Problem mit DKZ-Verlagen - es handelt sich um ein Dienstleistungsunternehmen wie andere auch -, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie jungen Hobby-Autoren der Mund wässrig gemacht wird, auf dass sie ihre Eltern beknien, doch die paar Euro für ihren Fantasy- oder Pferderoman locker zu machen. Und wer möchte seiner lieben Kleinen schon den sicheren Autoren-Ruhm versagen?
Leider wird diese Masche auch bei Ausschreibungen immer beliebter: Da verpflichtet sich der Autor dann, x Exemplare der Anthologie abzunehmen oder pro Druckseite x Euro zu bezahlen.

Wessen KG-Sammlung oder Fantasy-Roman bei allen Nicht-DKZ-Verlagen abgelehnt wurde, sollte über BoD nachdenken, wenn es nur darum geht, das eigene Manuskript gedruckt zu sehen.

 

gbwolf schrieb:
Nicht, dass ich die Sache deswegen irgendwie gut finden würde ...

Das Problem ist halt, dass die Dienstleistung an sich völlig okay ist: Man möchte seine bewegte Lebensgeschichte (in einem bayerischen Kuhdorf geboren, zur Hauptschule gegangen, mit Otti Fischer mal Schweinsbraten gegessen, bei "Fliege" in der zweiten Reihe gesessen und gewunken, mit einer Hundefriseurin verheiratet), die aus völlig unverständlichen Gründen von Bertelsmann und Bastei nicht in Millionenauflage gedruckt wurde, endlich als Buch veröffentlicht sehen und keine Arbeit damit haben.
Im Idealfall bringt ein DKZ-Verlag das Buch in Form, lässt ein Cover anfertigen und druckt ein paar hundert Stück. Fertig. Man wurde reell bedient!
Nur sollten meiner Ansicht nach solche Verlage ganz klar darauf hinweisen, dass sie lediglich gegen Bezahlung Bücher drucken lassen. Ob auch nur ein Stück davon verkauft wird, spielt keine Rolle; es gibt kein Marketing; an Zeitungen werden keine Rezi-Exemplare verschickt; keine Pressearbeit; etc.
Tatsächlich aber werden oft Illusionen erzeugt: "Nein, wir drucken natürlich nicht jedes Buch! Ihre Nacktschnecken-Poesie hat uns ehrlich beeindruckt!" "Viele bekannte Autoren mussten auch erst mal was investieren" "Keine Angst: Nach dem fünfzigtausendsten verkauften Exemplar haben Sie die Investition wieder drinnen"

Ich kenne da den Fall eines Autors, der seine KG-Sammlung bei einem DKZ-Verlag veröffentlicht hat, und zwar gegen einen sehr stattlichen Betrag. Es wurde auch fürs Lektorat bezahlt. Dabei enthielt bereits der Klappentext - der ja quasi das Aushängeschild eines Buches sein soll! - einige Rechtschreibfehler (zweimal "das" statt ", dass"!!!), und von der Existenz des Beistrichs dürfte man bei diesem Verlag auch nichts gehört haben. Und da hört sich für mich der Spaß dann wirklich auf: Für Leistungen kassieren, die nicht erbracht werden. (übrigens scheint der Verlag nicht mehr zu existieren)

Man sollte also auch bei DKZ-Verlagen genau darauf achten, welcher seriös arbeitet.

Eine Frage noch an Proof: Waren in den € 600 die 12 Exemplare Eigenabnahme bereits enthalten oder hätten die extra bezahlt werden müssen? Und welche Leistungen hätte der Vertrag enthalten? Mir erscheint der Betrag extrem niedrig.

 

Nur sollten meiner Ansicht nach solche Verlage ganz klar darauf hinweisen, dass sie lediglich gegen Bezahlung Bücher drucken lassen.

Da muss ich jetzt mal der Fairness halber dazu sagen, dass in den mir geschickten Infomaterealien eigentlich ziemlich klar gesagt wurde "Erwarten sie bloß nicht zuviel".

Mir erscheint der Betrag extrem niedrig.

Ich habe zwei Geschichten eingeschickt. Eine fünf Seiten, eine acht. Nachdem ich das mit dem Zuzahlen verstanden hatte, hab ich mich von den acht Seiten in Gedanken schon mal verabschiedet.

12 Exemplare à 25 Euro sollte ich abnehmen, = 300 Euro. Damit gelten zwei Seiten als bezahlt. Bleiben drei. Pro Seite 80 Euro = 240 Euro. Macht 540. 600 habe ich draus gemacht, weil's besser klingt. Bin ja Erzähler. :D

Jetzt geht die Suche nach Zeitschriften, die veröffentlichen, weiter. Hat da übrigens jemand einen Tipp?

 

Ach so, alles klar! Habe ich überlesen. :Pfeif:

Hier eine Literaturzeitschrift ohne Genre-Beschränkung:
http://kurzgeschichten.biz/
Da wurde mal eine Story von mir abgedruckt. Sehr gute Aufmachung, inklusive Lektorat! Geld gibt´s keines, aber ein Belegexemplar.

http://www.caligo-zeitschrift.de.vu/
Diese neue Zeitschrift kenne ich nicht. Scheint aber auch sehr seriös zu sein.

Die anderen, die ich kannte, wurden leider längst wieder eingestellt. Literaturzeitschriften ziehen bei uns einfach nicht. Versuche es lieber in Anthologien, also bei Wettbewerben - irgendwann klappt es bestimmt. Aber achte darauf, dass du ein Belegexemplar bekommst. Das ist das Mindeste.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Proof,

nach meinen Berechnungen nimmt ein Verlag nach diesem Prinzip (Pro Seite 80EUR von den Autoren verlangen und die armen Deppen dann zur Abnahme von jeweils 10 Exemplaren a 25 EUR verdonnern) auf einen Schlag EUR 25.000 für die Buchproduktion ein. Diese kostet die zweifellos maximal ein Zehntel nach dem BoD Prinzip, wahrscheinlich eher noch weniger. Verbleibt ein stattlicher Gewinn, ohne dass die überhaupt einen Finger rühren müssen, um das Buch zu vermarkten. Warum sollten sie auch? Wer wird später ernsthaft EUR 25,00 für eine Anthologie mit völlig unbekannten Autoren bezahlen?

Oder soll das Buch im Handel etwa weniger kosten? Egal. Leser würden das Buch nicht mal für die Hälfte kaufen.

Da würde ich ja noch lieber ein Buch nur mit meinen Geschichten direkt über BoD drucken und das in einer überschaubaren Auflage. Das ist dann auf jeden Fall um Einiges günstiger und kaufen wird das am Ende auch keiner. Freunde und Bekannte wollen das in der Regel geschenkt kriegen. Aber es ist wenigstens ein Buch nur mit deinem Kram, und du kannst es später mal deinen Enkeln unter die Nase halten und sagen: "Schaut mal, ihr kennt sowas zwar gar nicht mehr, aber das ist ein Buch."

Verlage, die sich ihre Leistungen bezahlen lassen, behandeln die von dir erbrachte Leistung (=Geschichten) wie Dreck - sie vertrauen dieser Leistung nämlich in Wirklichkeit nicht, und missbrauchen die Gutgläubigkeit und die Träume der Autoren nur für den eigenen finanziellen Vorteil. Sie verarschen 98% der Autoren um mit 2% seriöse Vorzeigeprojekte zu machen.

Das ist, als wenn ich in einer Firma einen Job annehme, und dafür bezahlen müsste, so lange, bis die Firma sicher ist, ob sie durch meine Arbeitskraft wirklich einen finanziellen Nutzen erzielt. Und somit ist das absolute Verarschung.

Und Vorsicht auch vor Literatur-Agenturen, die füttern auch mit Lob und guten Beurteilungen von Geschichten an, um dir dann, wenn sie dir das Gefühl gegeben haben, ein wirklich toller Hecht zu sein, finanziell mehr oder weniger subtil das Fell über die Ohren zu ziehen.

Das sind durchweg unseriöse Wichser!

Grüße von Rick

PS. Bei dem Buch bin ich mal von 200 Seiten und 33 verschiedenen AutorInnen ausgegangen, damit die Rechnung eingiermaßen nachvollziehbar wird!

 

Mann, Mann, Mann

wo soll das denn hinführen?
Da ich in solchen Dingen noch sehr unbedarft bin - und mich in dem Glauben wiege, wenn ich denn mal einen Roman fertig habe, von dem ich wahrlich überzeugt bin, wird alles schon klappen - erschüttern mich solche Meldungen immer wieder auf's neue.

Mein einziger Trost ist, dass es ja auch immer wieder mal Jungautoren schaffen dicke Erfolge zu feiern.
Die Frage, die sich dabei nur aufdrängt ist, hatten die einfach Glück, weil gerade jemand das Buch Probe gelesen hat, der gnädiger Stimmung war, oder sind die wenigen Auserwählten tatsächlich so viel besser als der Rest der schreibenden Masse?
Meine Meinung tendiert ja eher zu ersterem. Leider.
Und dann noch eine Frage, selbst wenn man es schafft gut vermarktet zu werden, das Buch also vll gar ein Hit wird, sieht der Autor dann auch wirklich Geld? Oder ist man da dank Knebelverträge immer der Dumme?

So oder so eine miese Abzocke, wahrscheinlich vergleichbar wie in der Musik-Branche.

Aber letztlich schreiben wir ja alle für uns selbt, aus Leidenschaft und innerer Notwendigkeit, gell? :hmm: :dozey: :shy: :confused: :D

 

Ein Lektor erkennt z.B. an einer Leseprobe das otential eines Autors und er erkennt vor allem, ob er mit jemandem zu tun hat, der bei Bedarf innerhalb eines halben Jahres ein weiteres Buch nachlegen kann, bzw., der innerhalb eins Monats das Ding komplett überarbeitet.
wie soll er denn das beim ProbeLesen feststellen? :confused:

Außerdem wird doch in großen Verlagen vorgesiebt, oder?
Bis das Werk zu jemand gelangt, der Verantwortung übernehmen könnte, kann es schon abgeschmettert werden, weil der Vorkoster gerade einen schlechten Tag hat (oder einen lesefaulen?!)

Aber das hat eigentlich alles schon nichts mehr mit den DKZV zu tun
da hast du natürlich recht, ging mir nur sofort durch den Kopf und wollte raus...

 

Das mit dem Praktikum ist eigentlich eine gute Idee, da sammelt man bestimmt so einiges an nützlichen Informationen und EIndrücken.
Jetzt muss aber erstmal das Examen bewältigt werden.
Wenn ich zu den traurigen gehöre, die Jahre auf ihren Vorbereitungsdienst warten dürfen, dann werde ich meine Fühler mal in diese Richtung ausstrecken...
Danke in jedem Fall für deine lehrreichen Infos :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom