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Verhängnisvolle G. Schichten: Ein verhängnisvolles Kampfgespräch
Das Verhängnis begann, als wir uns diebisch über etwas freuten, das uns Reichtum und Wohlstand bescheren sollte, uns aber die Gesetzgebung einen Strich durch die Rechnung machte. Da war es augenblicklich mit der Freude vorbei. Wir konnten die Rechnung nämlich nicht von der Steuer absetzen, weil das Finanzamt Rechnungen, durch die ein Strich gemacht wurde, aus Gründen nicht anerkennt, die herauszufinden so knifflig sind, daß es im Vergleich dazu als eine poplige Leichtigkeit erscheint, einen Hundertmeterlauf zu gewinnen obwohl man im Gegensatz zu den Mitstreitern auf Händen läuft.
Also machten G. und ich gedankenverloren einen Spaziergang durch den Park. Gedankenverloren deshalb, weil wir kurz nachdem wir losgegangen waren unsere Gedanken verloren. Das hinderte uns aber nicht daran, an diesem sommerlichen Abend ein intensives Gespräch zu führen. Allerdings führten wir es, wie es die Gesetzgebung vorsah, an einer Leine. Es handelte sich nämlich um ein sehr großes Kampfgespräch. Und Kampfgespräche mußten seit kurzem an der Leine geführt werden. Andernfalls lief man Gefahr, daß es auf irgendeinem Hinterhof erschossen wurde.
Unser Gespräch nahm ziemlich gefährliche Ausmaße an, als G. mich mit einer Salve von Personalpronomen löcherte. Das ließ ich mir nicht bieten und konterte mit einem ekligen Verb, das G. auf die Barrikaden brachte. Ich schnappte mir einen Finalsatz und schubste sie damit von den Barrikaden herunter. G. rappelte sich schneller wieder auf als ich erwartet hatte und warf mir unverhofft eine Handvoll Negationspartikel ins Gesicht. Ich war kurzzeitig außer Gefecht gesetzt, schaffte es aber dann, G. eine Artergänzung substantiv in den Unterleib zu rammen. Jetzt war auch sie geschwächt. Benommen ließen wir uns auf einer Parkbank nieder und atmeten einige Male durch, bevor wir in die letzte Runde gingen.
Zunächst überraschte mich G. mit einer Reihe von nichtflektierbaren Wortarten, was ich als unfair empfand. Eigentlich wollte ich das Gespräch an dieser Stelle abbrechen, aber dann hatte ich die Idee, von einigen Hilfsverben Gebrauch zu machen und würgte G. ein Plusquamperfekt rein das es in sich hatte. G. kam tatsächlich ins wanken, schaffte es aber noch, mir ein Schwankendes Genus zwischen die Beine zu wuchten. Ich krümmte mich. Das war das Ende unseres Kampfgesprächs, das G. knapp für sich entschieden hatte.
Als wir den Park verließen, fanden wir zum Glück unsere Gedanken wieder. Sie waren völlig unversehrt. Wir umarmten uns und fingen an, uns diebisch über etwas zu freuen, das uns Reichtum und Wohlstand bescheren sollte. Dann kam die Gesetzgebung und machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es war bereits dunkel, als wir einen Schuß hörten und wußten, daß wieder einmal ein Kampfgespräch in irgendeinem Hinterhof sein Leben gelassen hatte. Kopfschüttelnd gingen wir nach Hause – auf Händen.