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Vergoldeter Schmerz

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17.08.2016
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Vergoldeter Schmerz

Börsenkurse wechselten in rascher Abfolge, grüne und rote Zahlen, am unteren Rand lief ein Textband mit Kurznachrichten. In einem Kasten sah man einen Traktor über ein staubiges, abgeerntetes Feld fahren. Der Ton war abgestellt. Mit der Espressotasse am Mund schaute er auf den Flat-Screen.
»Schlechte Weizenernte«, murmelte er. »Wie gedacht.« Die Mundwinkel hoben sich zu der Andeutung eines Lächelns. Sein Blick blieb aber unbeteiligt. Das hat mir wieder dreihunderttausend eingebracht, dachte er. Dann wandte er sich vom Bildschirm ab.
Benedict Winter stand barfuß neben dem sechsflammigen, freistehenden Herd, den er nie benutzte, in seiner obszön großen, offenen Küche, die genauso makellos weiß war wie seine Leinenhose und das bis zum dritten Knopf geöffnete Hemd, und schaute in das sich in einem raffiniert angelegten Bogen öffnende Wohnzimmer.
Und jetzt? Biotech? Seltene Erden? Langweilige DAX-Shorts? Er würde sich darum kümmern müssen, die Gewinne rasch wieder zu investieren. Noch heute. Nur so blieb alles im Fluss. Vielleicht mal wieder etwas in Asien probieren?
Er stellte die Tasse ab und schlenderte ins Wohnzimmer. Auch hier herrschte Weiß vor. Weißer Teppich, weiße Ledercouch und dazu passende Sessel, die sich vor dem offenen Kamin gruppierten, weiße Wände. Der große, rechteckige Esstisch wirkte fast wie ein Fremdkörper. Dunkles, gestreiftes Makassar-Ebenholz, elegant zusammengesetzt, so dass sich auf der Tischplatte ein sternförmiges Muster zeigte.
Benedict stellte sich an die Panoramascheibe und blickte in den parkähnlichen Garten hinaus. Von der großzügigen, vollkommen leeren Terrasse führte ein gekiester Weg über die sanft abfallende Rasenfläche bis zum Teich mit den kostbaren Fischen. Alte Obstbäume, perfekt gepflegt von zwei Gärtnern, standen in voller Blüte. Links, nur halb zu sehen, der Tennisplatz. Plötzlich fiel ihm auf, dass die brusthohe Hecke, die einen Teil der Terrasse umgab, an einigen Stellen schon wieder etwas auswuchs. Gar nicht schön. Andererseits, was machte das schon? Er hatte das Haus ohnehin seit zwei Jahren nicht mehr verlassen. Das letzte Mal, dass die Terrasse benutzt wurde, musste zur Einweihungsfeier gewesen sein. Mit drei Kollegen der Investmentbank, die er kurz darauf verlassen musste, weil er mit seinen privaten Anlagen bereits ein Vielfaches von dem machte, was sein Chef in dem Laden verdiente, hatte er vor vier Jahren dort gestanden mit Bier, Whisky und Sushi und die gespielt lockeren Beifallsbekundungen entgegengenommen, mit denen sie ihren Neid auf das Haus, den Garten, das Geld von Benedict nicht überspielen konnten. Er hatte sie danach nie wieder eingeladen. An ein oder zwei Abenden hatte er sich in jenem Sommer noch einen Stuhl nach draußen gestellt und den Sonnenuntergang angeschaut. Aber auch das ging bald nicht mehr. Seitdem blieb die Glastür geschlossen.
Benedict strich sich das dichte braune Haar nach hinten, verfolgte den Flug eines Vogels am Himmel, die Flügel ausgebreitet im leichten Sinkflug, als das Mobiltelefon brummte. Er zog es aus der Hosentasche. Eine Nachricht von Roxana: Wann können wir uns denn jetzt mal sehen?
Roxana war schön, zumindest, wenn man den Fotos trauen konnte, die sie ihm schickte. Er hatte die Chats mit ihr überraschenderweise genossen. Nur, wo sollte das hinführen? Auf diese Art, online, den Schein zu wahren, war kein Problem. Aber dann? Sie würde etwas von ihm erwarten, dass er nicht erfüllen konnte. Natürlich würde sie das. Die normalste Sache der Welt. Sich treffen, reden, lachen, berühren. Wie sollte das gehen? Wie sollte er das schaffen? Und unweigerlich würden dann die Fragen kommen. Und nach den Fragen, die er nicht beantworten wollte, die Enttäuschung. Er nahm sich zum wiederholten Mal vor, sein Profil zu löschen.
Sein Blick ging zurück zu dem Flachbildschirm, der in einer Ecke der Küche angebracht war. Immer noch wechselten Zahlen – Aktienkurse, Währungen, Rohstoffe – in raschem Tempo. Benedict nahm die Informationen in sich auf, ließ sich treiben auf dem Strom der Daten, versuchte, in diesen Zustand des totalen Fokus zu kommen, auf der Suche nach etwas Auffälligem, einem Muster, seinem nächsten Treffer. Fast wie ein Schachspieler, der in der Verteilung der Figuren auf dem Brett die bestmögliche Fortsetzung sucht. In sechzig Prozent der Fälle wurde er fündig. Das war zumindest seine Marke, die er sich nach vielen Jahren und hunderten von Stunden der Analyse von Kursentwicklungen, Indikatoren, Pressemitteilungen, geostrategischen Entwicklungen und purer Mathematik gesetzt hatte. Er hatte ein System entwickelt und es immer weiter verfeinert, geschliffen von Erfolgen, noch mehr von Niederlagen. Kein bloßer Algorithmus, viel zu statisch. Obwohl er sich durchaus verschiedener, selbst geschriebener Programme bediente. Aber das Ganze war komplexer, organischer. Und er war das Zentrum. Sechzig Prozent Erfolgsquote war seine Maßgabe, darauf hatte er seinen Ansatz abgestellt. Konservativ genug, um eine ausreichende Wahrscheinlichkeit auf Erfolg zu haben. Ambitioniert genug, um auch misslungene Investments abfedern zu können. Alles eine Frage der Verteilung und natürlich der Selbstbeherrschung. Er hatte genug gierige, von zufälligen Erfolgen blinde Anleger erlebt, die sich kopfüber in ein ach so sicheres Investment stürzten und mit einer falschen Entscheidung alles verloren hatten. Einige von ihnen durchaus mit exorbitanten Gehaltsschecks in ihren Bankerjobs. Das würde ihm nicht passieren, denn er wich nie von seinem System ab. Niemals. Und sein commitment war absolut.
Das Telefon klingelte. Die Hausleitung. Er riss sich vom Bildschirm los und ging durch die Eingangshalle in das Arbeitszimmer. Auf dem Schreibtisch stand das Telefon, eine geheime Festnetznummer. Altmodisch, aber wirksam. Nur eine Person hatte diese Nummer.
„Hallo Mama.“ Benedict kniff die Augen zusammen, rieb mit Zeigefinger und Daumen über die Lider.
„Hallo Benny. Geht es dir gut?“
Niemand außer seiner Mutter hatte ihn jemals so genannt. Er ließ ihr diesen Namen, gestattete ihr diese letzte Form von Nähe.
„Sicher. Warum sollte es nicht?“
„Du hast dich nicht gemeldet.“
Wie immer: Vorwürfe, nichts als Vorwürfe.
„Ich hatte zu tun", sagte Benedict, bemüht ruhig zu bleiben.
Er atmete tief ein, lehnte sich gegen den Tisch. Die Jalousien waren heruntergelassen, die Lichter an der Zimmerdecke stark gedimmt. An der gegenüberliegenden Wand waren in drei Reihen übereinander, Rahmen an Rahmen, fünfzehn Flat-Screens angebracht. Auch hier: Börsenkurse, Charts, News im stummen Wechsel. Scheinbar sagte jetzt doch der erste Zeuge im Finanzskandal aus. Das konnte interessant werden, er musste da unbedingt dran bleiben.
„Ich mache mir Sorgen, wenn du dich nicht meldest. Wir haben doch eine Vereinbarung.“
„Ich weiß, Mama. Es tut mir leid."
„Schon gut. Jetzt höre ich ja deine Stimme.“
Kurzes Schweigen. „Isst du auch genug?“
Benedict lächelte müde. „Natürlich.“
„Wirklich? Ich könnte ...“
„Glaub mir, Mama. Alles gut.“
„Ich mache mir halt Sorgen.“
„Ich weiß. Es tut mir leid“, sagte er wieder. Automatisch. Es war wie ein Tanz, immer rundherum. Wann würde er sich daraus lösen?
„Wann sehen wir uns denn endlich? Ich ... so lange habe ich dich nicht gesehen.“
Benedict atmete kraftlos aus. „Ich weiß nicht. Es ist immer noch schwierig. Viel zu tun auch.“
„Das sagst du seit fast einem Jahr. Benny ...“ Er hörte sie leise schluchzen, hatte aber nicht die Kraft, tröstende Worte zu finden.
„Also gut“, sagte sie schließlich. „Du rufst Donnerstag an?“
„Ja.“
„Versprich es!“
„Versprochen.“
„Nicht vergessen.“
„Nein, ich denke daran.“ Seine Hand krampfte sich um den Rand der Tischplatte. Er war erstaunt über den ruhigen Ton seiner Stimme.
„Ich hab‘ dich lieb, mein Sohn. Und ich glaube fest daran, dass der Herr ...“
„Mach’s gut Mama.“ Er unterbrach das Gespräch, legte das Telefon langsam auf die Station zurück. Seitdem der Diabetes sie in den Rollstuhl gebracht hatte, steigerte sie sich noch mehr in diesen Jesus-Quatsch rein. Er wunderte sich immer wieder darüber, dass jemand ernsthaft davon überzeugt sein konnte, irgendeine metaphysische Gestalt würde die Kraft oder auch nur das Interesse haben, das Leben eines Menschen zu bestimmen.
Aber so war sie ja immer gewesen, hatte sich von anderen Kraft und Richtung erhofft. Unfähig, ihr Leben selbst zu leben oder gar zu bestimmen. Erst war es Benedicts Vater gewesen, nach dessen Tod dann Benedict selbst, der ihr Stärke geben sollte. Dabei war er doch selbst fast noch ein Kind gewesen. Und immer diese Ängste. Krankhaft. Gefährlich. Zerstörerisch. In ihren seelischen Abgrund hatte sie ihn gerissen. Nie wieder würde er ihr das gestatten, dafür hatte er zu lange gekämpft – und zu viele bleibende Wunden davongetragen. Manchmal hasste er sie. Hasste sie für das, was ihm jetzt im Weg stand. Das, was aus ihm geworden war. Und dann wieder hatte er ihr Bild vor Augen. Eine fette Frau, mit geschmacklosen Klunkern aus Lapislazuli um den Hals und die Handgelenke, die chronisch entzündeten Beine umwickelt mit Lagen von Verbänden, das Gesicht schlaff, schon lange ohne Glanz, die Mundwinkel in mürrischer Abneigung gegen jeden und alles festgefroren. Auch wenn er es nicht wollte, sie tat ihm leid. Und konnte man so jemanden hassen?
Die Türklingel holte ihn aus seinen Gedanken. Benedict griff zur Fernbedienung auf dem Schreibtisch und holte sich mit einem Knopfdruck das Bild der Überwachungskamera über der Toreinfahrt auf den Bildschirm. Der Lieferservice. Er nahm das Telefon in die Hand.
„Hallo.“
„Ihre wöchentliche Lieferung, Herr Winter.“
„Sie wissen ja Bescheid.“
Benedict gab einen Code auf dem Handy ein und beobachtete, wie das mächtige Tor zur Seite rollte und der Lieferwagen über den gekiesten Weg in Richtung Haus fuhr. Er ging mit langsamen Schritten durch die Eingangshalle. Durch die gläserne Flügeltür, die in das Wohnzimmer führte, fiel das rosarote Licht der untergehenden Sonne auf den weißen Marmor. Er betrat die Küche und hörte das Rummsen der Kisten und Flaschen, die vom Lieferservice hinter der Tür des Seiteneingangs abgestellt wurden. Benedict stellte sich vor die Tür und wartete. Als er das Klopfen hörte, nahm er einen Umschlag von der Anrichte und schob ihn unter der Tür hindurch. Zweihundert Euro Trinkgeld. Kurz darauf wurde der Motor angelassen und das Knirschen von Kies war zu hören. Erst als alles wieder ruhig war, öffnete Benedict die Tür und trug die Lebensmittel hinein. Er entnahm einem Karton eine Flasche Rotwein und entkorkte sie. Hundertzwanzig Euro, dachte er, eigentlich sollte ich sie mit jemandem teilen. Gläser, die leise klingend aneinanderstoßen, im Hintergrund leise Musik, ihre Hand haltend.
Er musste lächeln bei diesem verrückten Gedanken. Er konnte ja nicht einmal dem Mann vom Lieferservice die Tür öffnen.
Aus dem Vitrinenschrank nahm er eines der auf Hochglanz polierten, penibel aufgereihten Kristallgläser in die Hand. Zweimal in der Woche kam die Reinigungskraft und hatte zuletzt in Ermangelung von Aufgaben die Gläser gewienert. Benedict goss sich ein, stellte sich an die Glasfront zum Garten. Die Sonne war nur noch ein schwaches rosafarbenes Licht hinter den Bäumen. Langsam trank er den Wein, während es im Zimmer dunkel wurde. Als das Glas leer war, spülte er es in der Küche aus und stellte es zurück in den Schrank.
Dann ging er in sein Arbeitszimmer. Er hatte noch die ganze Nacht.

 

Hej @Fraser ,

ein armer, reicher und unsympathischer Protagonist, der sich auch im Verlauf der Geschichte nicht läutert, sondern der sich in seinem Handeln, seiner Einsamkeit erklärt, die Schuld dem Verlauf seines Lebens gibt. Ein schöner, wenn auch unbefriedigender Fall.

Aber auch das ging bald nicht mehr.
Da ahne ich ... nichts, aber ich hoffe, es erklärt sich, warum und was sich ändert. Leider fällt mir im Verlauf nichts auf.
Auf diese Art, online, den Schein zu wahren, war kein Problem, aber dann würde es größer werden, die Fragen würden kommen. Fragen, die er nicht beantworten wollte.
Ich kann da leider nicht folgen. Was ist denn das Problem? Dass er reich ist, dass er einsam ist, dass er in einer Blase lebt... :confused:

So habe ich die Geschichte des kleinen Benni leider nicht so ganz verstanden, obwohl sie mich auf der kurzen Strecke unterhalten hat.

Ein winziger Leseeindruck und freundlicher Gruß. Kanji

 

Hallo Fraser,

was für ne arme Sau, der Benny!

Deine Darstellung des kaltblütigen, perfektionistischen Börsenhändlers fand ich sehr eingängig, auch durch die fachlichen Details zu Algorithmen und Kaufstrategien. Das hat mir gut gefallen. Du bedienst das Klischee des Zähne bleckenden Bankers ohne Skrupel. Und dass er am Ende vereinsamt und isoliert in seinem Glaspalast steht, ist nicht ganz so überraschend. Vielleicht ließe sich die Fallhöhe noch etwas steigern. Oder du könntest seine ‚Beziehung‘ zu Roxana ausbauen. Gibt er sich im Chat arm und gewöhnlich und will diesen Schein waren? Über diese Scharade würde ich gern mehr erfahren. :) Kann sie ihn gar retten? Die Challengewörter sind gut untergebracht.

Textkram:

neben dem sechsflammigen freistehenden Herd, den er nie benutzte, in seiner obszön großen, offenen Küche,
Das kommt wertend rüber. Braucht es das?
und schaute in das sich in einem raffiniert angelegten Bogen öffnende Wohnzimmer.
Das auch.
An der gegenüberliegenden Wand waren in drei Reihen übereinander, Rahmen an Rahmen, fünfzehn Flatscreens angebracht.
Flat-Screens. Hast du am Anfang richtig.
Ich könnte...“
Vor den Auslassungszeichen ein Leerzeichen, wenn nicht das Wort selbst abgeschnitten ist.
„Das sagst du seit fast einem Jahr. Benny...“
Mehrmals im Text.
r betrat die Küche und hörte das Rummsen der Kisten
Rums
Zwei Mal in der Woche kam die Reinigungskraft
Zweimal. Zahlwort.

Danke für die Geschichte.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo @Kanji ,
Vielen Dank für deinen Kommentar, auf den ich leider erst jetzt antworte.
Ich kann mich noch gut an deinen Kommentar zu meinem Challenge-Beitrag "Segel setzen" erinnern. Scheinbar habe ich es auch dieses Mal nicht so richtig geschafft, dich zu überzeugen ;-) Aber gut, ich bleibe dran.

ein armer, reicher und unsympathischer Protagonist, der sich auch im Verlauf der Geschichte nicht läutert, sondern der sich in seinem Handeln, seiner Einsamkeit erklärt, die Schuld dem Verlauf seines Lebens gibt. Ein schöner, wenn auch unbefriedigender Fall.
Da ist die Ursache zweifellos bei mir zu suchen, dass ich es nicht geschafft habe, eben nicht dieses Bild zu vermitteln. Denn ich sehe Benedict gar nicht als so unsympathisch, bzw. irgendwie natürlich schön, an der Oberfläche, nach gängigen Kriterien der Beurteilung. Andererseits habe ich vor allem Mitleid mit ihm. Ja, er macht einen Haufen Kohle mit meist sicherlich ethisch fragwürdigen Geschäften, ja, er ist wohl wenig selbstreflektiert und sucht die Schuld bei anderen (seiner Mutter), aber andererseits: was für ein einsames Leben. Und im Prinzip möchte er ja da raus. Der online Flirt mit Roxana, das Trinkgeld für den Lieferdienst, das sind ja für mich dünne Schnüre, die ihn mit dem "normalen" Leben verbinden. Aber die Angst ist einfach zu groß, die Angst vor eben diesem normalen Leben. Und gleichzeitig ist er zu schwach, sich selbst in die Verantwortung zu nehmen. Ich meine, wer kennt das nicht? Anderen die Schuld zu geben, ist ja immer erst mal leichter, wenn auch nicht effektiv. Und so macht er letztendlich nur noch das, was er brilliant gut kann, mit dem er sich sicher fühlt: Muster erkennen, trades, Mathematik.

Aber auch das ging bald nicht mehr.
Da ahne ich ... nichts, aber ich hoffe, es erklärt sich, warum und was sich ändert. Leider fällt mir im Verlauf nichts auf.
Ich hatte mir für diesen Challenge-Beitrag zwei Dinge vorgenommen. Einen kürzeren Text und dass ich nicht alles auserzähle. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht. Hier möglicherwiese nicht. In meiner Vorstellung wird Benedict von vielen verschiedenen Ängsten und sich daraus ergebenden Zwängen geplagt. Eine davon ist so etwas wie Agoraphobie, er traut sich nicht, nach draußen zu gehen, er meidet (besser: vermeidet) Menschenkontakt usw. Das wurde im Verlauf der letzten Jahre immer schlimmer, mit der Konsequenz, dass er das Haus gar nicht mehr verlässt.
Auf diese Art, online, den Schein zu wahren, war kein Problem, aber dann würde es größer werden, die Fragen würden kommen. Fragen, die er nicht beantworten wollte.
Ich kann da leider nicht folgen. Was ist denn das Problem? Dass er reich ist, dass er einsam ist, dass er in einer Blase lebt... :confused:
Wie oben geschrieben, das Problem sind seine vielfältigen Ängste. Er weiß (oder redet sich ein), dass er nicht zu normalem menschlichen Kontakt fähig wäre. Die Fragen würden kommen, was ist los mit dir, warum bis du so komisch, warum gehen wir nie zu dir, warum bist du so abweisend etc. Vielleicht nur in seiner Vorstellung, aber das genügt ja, um den nächsten Schritt, das reale Aufeinandertreffen zu vermeiden.

So habe ich die Geschichte des kleinen Benni leider nicht so ganz verstanden, obwohl sie mich auf der kurzen Strecke unterhalten hat.

Ein winziger Leseeindruck und freundlicher Gruß. Kanji

Ja gut, das akzeptiere ich so. Es war wie gesagt mal ein Versuch meinerseits, eine Art Schnappschuss eines an der Oberfläche sorglosen Lebens, das aber letztendlich durch und durch verkorkst ist.

Ich danke dir nochmals fürs Lesen und Kommentieren.
Beste Grüße,
Fraser

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Hallo @wegen,
Auch dir danke ich fürs Lesen und Kommentieren.

Hallo Fraser,

was für ne arme Sau, der Benny!

Ja, so kann man es auch beschreiben ;-) Stimme dir aber zu, er ist bemitleidenswert.

Deine Darstellung des kaltblütigen, perfektionistischen Börsenhändlers fand ich sehr eingängig, auch durch die fachlichen Details zu Algorithmen und Kaufstrategien. Das hat mir gut gefallen. Du bedienst das Klischee des Zähne bleckenden Bankers ohne Skrupel. Und dass er am Ende vereinsamt und isoliert in seinem Glaspalast steht, ist nicht ganz so überraschend.
Danke für deinen Eindruck. Ich würde dir insofern wiedersprechen, als dass ich ihn nicht als kaltblütigen, Zähne bleckenden Banker sehe. Perfektionistisch ja, vielleicht wenig empathisch, aber er macht das trading ja vor allem aus einem Grund: weil er gut darin ist, sehr gut. Und weil es dadurch letztendlich das letzte ist, was ihn emotional aufrecht hält. Alles andere ist nach und nach verloren gegangen, zerbröckelt, aufgrund seiner vielfältig gelagerten Ängste und Zwänge. Und so ist die Vereinsamung und Isolation für mich nicht die Folge seines Tuns als Trader (und damit eine irgendwie "gerechte" Strafe), sondern im Prinzip selbst gewollt. Und dann auch wieder nicht, aber er kann da nicht raus mit eigener Kraft.

Vielleicht ließe sich die Fallhöhe noch etwas steigern.
Ich weiß nicht. Denn meiner Ansicht nach ist er schon vor Jahren gefallen, ist eigentlich schon unten angekommen.
Oder du könntest seine ‚Beziehung‘ zu Roxana ausbauen. Gibt er sich im Chat arm und gewöhnlich und will diesen Schein waren? Über diese Scharade würde ich gern mehr erfahren. :)
Das ist ein interessanter Gedanke, würde aber glaube ich so nicht in die Struktur dieses (gewollt) kurzen Textes passen. Ich wollte auch nicht einen Aspekt seiner Vereinsamung betonen, sondern mehr so eine Art Gesamtbild vermitteln, dargestellt durch verschiedene Stationen an dem Nachmittag. Der Blick in den Garten, den er nicht benutzt, der Chat mit Roxana, das Profil, das er löschen will, aber sich dann doch irgendwie nicht überwinden kann, das Gespräch mit der Mutter, der Lieferservice, das einsame Glas Wein in der Dunkelheit.

Textkram:
Habe ich korrigiert. Danke.

neben dem sechsflammigen freistehenden Herd, den er nie benutzte, in seiner obszön großen, offenen Küche,
Das kommt wertend rüber. Braucht es das?
Erst dachte ich, ja, das braucht es, um den Kontrast zwischen der materiellen Verschwendung einerseits und der seelischen Vereinsamung andererseits aufzubauen, aber ich denke noch mal darüber nach.
Danke für die Geschichte.
Und dir danke fürs Lesen und den Kommentar.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo @Fraser,

dass Du schreiben kannst wissen wir spätestens seit "Der letzte Gang", dennoch fehlt mir hier bei diesem Text der Fokus. Du beschreibst selbstgewählte Einsamkeit, dein Prota zieht sich komplett in sein Schneckenhaus zurück, geht noch nicht einmal auf die Terrasse, lässt sich komplett extern versorgen. Das Einzige, was ihn aufrecht hält, ist das, worin er gut ist, das Spekulieren. Und das erlaubt ihm, so zu leben wie er lebt, falls das ein Leben ist.
Du schneidest eine kleine Sequenz aus einer Endlosschleife und stellst sie dem Leser vor. Seht her, so lebt Benedict Winter. Manche Beschreibungen finde ich zu ausführlich und ich frage mich, warum soll ich mir das so genau anschauen. Was tut das zur Sache? Ich nenn mal ein Beispiel:

Benedict stellte sich an die Panoramascheibe, die fast die gesamte Front einnahm und blickte in den parkähnlichen Garten hinaus. Von der großzügigen, vollkommen leeren Terrasse führte ein gekiester Weg über die sanft abfallende Rasenfläche bis zum Teich mit den kostbaren Fischen. Alte Obstbäume, perfekt gepflegt von seinen zwei Gärtnern, standen in voller Blüte. Links, nur halb zu sehen, der Tennisplatz. Plötzlich fiel ihm auf, dass die brusthohe Hecke, die einen Teil der Terrasse umgab, an einigen Stellen schon wieder etwas auswuchs.
Du könntest viel davon streichen, denn dafür, dass Du uns ein verkapseltes, totes Leben eines Aliens vorstellst, sehe ich viel zu viel Leben. Was von dem Durchgestrichenem ist für ihn von Belang? Denn:
Er hatte das Haus ohnehin seit zwei Jahren nicht mehr verlassen
Wie kann ich etwas abstrakt schätzen? Warum so viel Aufmerksamkeit auf etwas verwenden, das mir nichts geben kann. Diesen Aufwand betreiben nur für die perfekte Hülle?

Das Problem, das ich mit dem Text habe, ist Folgendes: alles, was der Prota tut, führt zu nichts, der Text hat kein Ziel, das über das reine Vorstellen der Hauptperson hinausgeht.

Eine Nachricht von Roxana: Wann können wir uns denn jetzt mal sehen? Roxana war schön, zumindest, wenn man den Fotos trauen konnte, die sie ihm schickte. Er hatte die Chats mit ihr überraschenderweise genossen. Aber wo sollte das hinführen? Auf diese Art, online, den Schein zu wahren, war kein Problem, aber dann würde es größer werden, die Fragen würden kommen. Fragen, die er nicht beantworten wollte. Er nahm sich zum wiederholten Mal vor, sein Profil zu löschen.
Alles, was dein Prota tut, ist, sich zu entziehen, auch hier, bevor es zu heiß wird: Rückzug.
Im Gespräch mit der Mutter hält er sie am langen Arm auf Distanz und will sie möglichst schnell loswerden.

In dem Sinne ist es eigentlich ein Bericht und keine Geschichte, denn es fehlt ein Twist, ein Konflikt, eine Interaktion, eine richtige Handlung, irgendetwas, dass sein Gebilde, sein Schneckenhaus ins Wanken bringt. Damit nicht alles so bleibt, wie es immer schon gewesen war. Denn das finde ich als Geschichte persönlich zu wenig, warum sollte ich das lesen wollen? Ich fände schön, er würde aus seinem Schneckenhaus gelockt und würde konfrontiert.
Ich denke da an eine Ausreißerin, die sich in seiner Garage versteckt und seine Vorräte abfängt, oder:
Ein Vogel fliegt gegen die tolle Panoramascheibe und er fährt das halbtote Tier zum Tierarzt und lässt ihn in sein Leben, oder:
Der Gärtner springt nach getaner Arbeit nackt in den Pool, weil er weiß, der Boss kommt eh nicht raus und er will sowieso nach Neuseeland, oder oder oder. Fantasie hast Du selbst genug.
Da sind so viele Möglichkeiten, aus dem Setting, denn mehr ist es für mich erst mal nicht, eine richtig tolle Geschichte zu machen.
Peace, l2f

 

Hey @Fraser ,

ich finde deinen Text richtig, richtig geil. Ein großes Aber habe ich, kommt nach dem Eimer Kleinzeug. Warum gibt es hier nur drei Kommentare?

Erstmal Kleinkram.

Mit der Espressotasse am Mund schaute er auf den Flat-Screen. Börsenkurse wechselten in rascher Abfolge, grüne und rote Zahlen, am unteren Rand lief ein Textband mit Kurznachrichten.

Ich würde den ersten und den zweiten Satz wechseln. Mich hookt der zweite viel mehr als der davor. Was soll ich auch von der Kaffeetasse mitnehmen?

»Schlechte Weizenernte«, murmelte er. »Wie gedacht.« Die Mundwinkel hoben sich zu der Andeutung eines Lächelns. Sein Blick blieb aber unbeteiligt. Das hat mir wieder dreihunderttausend eingebracht, dachte er. Dann wandte er sich vom Bildschirm ab.

Du gehst von Anfang an auf unsympathisch. Interessant, weil ich mit Benny nicht durch Sympathie, nachher aber durch sein Leid mit ihm mitfühle. Ich baue trotzdem eine Beziehung zu ihm auf, nur nicht die, die ich dachte. Wenn es Absicht war, dann gut gemacht.

sechsflammigen freistehenden Herd

Ich meine, hier muss ein Komma nach sechsflammigen hin. Beide Adjektive beziehen sich ja auf dasselbe Wort.

Auch hier herrschte Weiß vor.

Vor würde ich streichen.

Fast wie ein Fremdkörper wirkte der große rechteckige Esstisch.

Du machst den Satz mMn. unnötig kompliziert. Würde fast rauswerfen, den Satz umstellen und Komma zwischen die Adjektive. "Der große, rechteckige Esstisch wirkte wie ein Fremdkörper."

Dunkles gestreiftes Makassar-Ebenholz

Entweder "Dunkles, gestreiftes" oder "Dunkel gestreiftes". Kommt drauf an, worauf sich das Dunkel beziehen soll.

Benedict stellte sich an die Panoramascheibe, die fast die gesamte Front einnahm und blickte in den parkähnlichen Garten hinaus.

Ich meine, es kommt ein Kmma nach einnahm, weil der Satz ja zwischengeschoben ist.

verfolgte den Flug eines Vogels am Himmel, die Flügel waren ausgebreitet im leichten Sinkflug

waren kann weg.

Eine Nachricht von Roxana: Wann können wir uns denn jetzt mal sehen?

Würde die Nachricht kursiv setzen, einfach um sie abzuheben.

Benedict nahm die Informationen in sich auf, ließ sich treiben auf dem Strom der Daten, versuchte, in diesen Zustand des totalen Fokus zu kommen, auf der Suche nach etwas Auffälligem, einem Muster, seinem nächsten Treffer.

Ich weiß nicht, wie realistisch die Szene ist. Als Bild gefällt es mir aber ziemlich gut.

Es war alles eine Frage der Verteilung und natürlich der Selbstbeherrschung.

Würde die ersten zwei Wörter streichen.

Und sein commitment war absolut.

Commitment groß.

Aber so war sie ja immer gewesen, hatte sich von anderen Kraft und Richtung erhofft. Unfähig, ihr Leben selbst zu leben oder gar zu bestimmen. Erst war es Benedicts Vater gewesen, nach dessen Tod dann Benedict selbst, der ihr Stärke geben sollte.

Was ein Arschloch. Ich würde ja andere Wörter verwenden, aber nachher bekomme ich nur Ärger mit den Mods.

Manchmal hasste er sie. Hasste sie für das, was ihm jetzt im Weg stand. Das, was aus ihm geworden war. Und dann wieder hatte er ihr Bild vor Augen.

Würde die zwei Sätze in der Mitte streichen. Das ist mit zu viel Reflektion. Unbewusst denkt er vielleicht, dass das Schicksal seiner Mutter für sein heutiges Leben verantwortlich ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er diese Sätze aktiv denkt; das würde nämlich bedeuten, dass er sein Leben nicht genießt, und das ist eine Sache, die ich den ganzen Text über hinweg durchlese. Vielleicht macht er sich das auch einfach vor und redet es sich ein, gut möglich. Aber du legst ihm hier eine Ehrlichkeit auf die Zunge, die ich Benny nicht zuschreibe.

Die Sonne war noch nur noch ein schwaches rosafarbenes Licht hinter den Bäumen. Langsam trank er den Wein, während es im Zimmer dunkel wurde. Als das Glas leer war, spülte er es in der Küche aus und stellte es zurück in den Schrank.
Dann ging er in sein Arbeitszimmer. Er hatte noch die ganze Nacht.

Schönes Bild. Zeigt, wohin Bennys weiteres Leben führt.

MMn entwirfst du eine sehr gut ausgeschriebene Situation. Benny ist, wo er ist und warum. Was mir aber fehlt, ist ehrlich gesagt Handlung. Die beschriebenen Handlungen kann ich an einer Hand ablesen. Benny guckt aus dem Fenster, liest Zahlen, sinniert über seine Vergangenheit, telefoniert kurz und trinkt dann Wein. Fertig. Mehr passiert nicht. Ich finde, du arbeitest mit der Szenerie, die du schaffst, zu wenig. Die Konflikte lösen sich, bevor sie wirklich Fahrt aufnehmen. Benny wird nicht einmal gezwungen, sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen. Das Haus verlässt er nicht, also kann er keiner äußeren Konfrontation begegnen. Entweder kommt der Konflikt zu ihm; seine Mutter hat ihn seit Tagen nicht erreicht, jetzt gibt sie ihren letzten Rest Rente für eine Taxifahrt her. Vor der Tür kann ihr Sohn sie nicht abwimmeln. Oder der Wein kommt zu spät oder wird vom Zoll beschlagnahmt, weil keine Ahnung, und Benny muss wohl oder übel seine Bude verlassen und zum Zoll. Sowas. Benny sitzt in seinem Haus wie in einer Schneekugel; jetzt brauchst du nur was, um sie richtig zu schütteln.
Ich glaube auch, dass mich der Text einfach auf einer persönlichen Ebene hookt. Ich verdanke in meinem Leben meiner Mutter eine Menge. Ohne ihren Dickschädel und ihre Kraft wäre ich sonst von Kind auf woanders gelandet. Erst in den letzten Jahren hab ich da drüber nachgedacht, und mir wird immer öfter bewusst, wie viel ich ihr verdanke. Hab lustigerweise da gestern noch mit meiner Schwester drüber telefoniert. Vielleicht hasse ich den Benny auch deshalb so sehr, weil ich sein Verhalten gegenüber der Mutter so widerlich und undankbar finde. Für den Text ist das was gutes, denke ich.

Gerne gelesen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

@Fraser, ich noch mal.

Scheinbar habe ich es auch dieses Mal nicht so richtig geschafft, dich zu überzeugen ;-)
aber bei Fremden Federn hast du es doch ganz prima geschafft. :D

Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich gebe es unumwunden zu. Auch weil du dir mit deiner Antwort unverhältnismäßig viel Mühe gegeben hast, war mein Kommentar doch so kurz und knapp und dann noch so ... mäßig.

Andererseits habe ich vor allem Mitleid mit ihm.
Das ist wohl der Grund, weswegen mich der Kerl unbeeindruckt lässt. Irgendetwas fehlt mir, damit ich mit dem mitleiden kann. So kommt mir nur Jammern auf hohem Niveau in'n Kopp. Der ist reich, der ist selfmade, aber was macht den aus, damit er mir leidtun kann?

Und im Prinzip möchte er ja da raus.
Das habe ich offenbar nicht erkannt. Woran zeichnet sich das ab? Die Frau online zu daten erschien mir ein weiteres Indiz dafür, dass er auf Menschen keine Lust hat. Er bemüht sich nicht.
Aber die Angst ist einfach zu groß, die Angst vor eben diesem normalen Leben.
Ich habe die Angst nirgendwo gespürt. Ich bin wohl einfach mit dem nicht warmgeworden, möglicherweise bin ich zu voreingenommen und habe den einfach von Anfang an nich leiden können. :lol:

Eine davon ist so etwas wie Agoraphobie, er traut sich nicht, nach draußen zu gehen, er meidet (besser: vermeidet) Menschenkontakt usw. Das wurde im Verlauf der letzten Jahre immer schlimmer, mit der Konsequenz, dass er das Haus gar nicht mehr verlässt.
So gesehen verstehe ich das natürlich. Ich konnte es nur nicht selbst erkennen. :(

Er weiß (oder redet sich ein), dass er nicht zu normalem menschlichen Kontakt fähig wäre.
Wäre es nicht möglich gewesen, einen dieser Zweifel zu zeigen? was hab ich da bloß nicht gelesen?:shy:
Hab mal geguckt, wie die andren das so gelesen haben ... mein Fehler.:rolleyes:

Ich wollte mir übrigens eben deinen Roman bei einem Anbieter meines Vertrauens kaufen ... war der doch glatt ausverkauft! :thumbsup:

Ein freundlicher Gruß ... zumindest. Kanji

 

Hallo @Fraser

Man wird hier angehalten zu kommentieren. Mir fällt das sehr, schwer gerade bei Autoren, die so gut schreiben wie du. Ich komme mir da immer etwas übergriffig vor.
Ich habe deine Geschichte gern gelesen, weil sie gut geschrieben ist. Schwer tue ich mich damit, zu verstehen, worum es dir geht.
Ein kluger Superreicher (Broker nennt man das nicht so?) Mann, der an der Börse sein Geld verdient mit einem Mutterkomplex, hat sich zurückgezogen.
Ich habe dann gedacht, kann er darf er ,wo ist hier der Konflikt.
Spannend fand ich das auch nicht, muß es ja auch nicht sein.
Ich mag diese Menschen, die erwachsen sind und all ihre Schwächen und Fehler immer noch auf ihre Kindheit und ihre Mutter schieben, nicht.
Habe keine Sympathie für deinen Prota.
Vielleicht verstehe ich auch nicht alles!

. Er ließ ihr diesen Namen, gestattete ihr diese letzte Form von Nähe.
Schön traurig.
Manchmal hasste er sie. Hasste sie für das, was ihm jetzt im Weg stand. Das, was aus ihm geworden war. Und dann wieder hatte er ihr Bild vor Augen. Eine fette Frau, mit geschmacklosen Klunkern aus Lapislazuli um den Hals und die Handgelenke, die chronisch entzündeten Beine umwickelt mit Lagen von Verbänden, das Gesicht schlaff, schon lange ohne Glanz, die Mundwinkel in mürrischer Abneigung gegen jeden und alles festgefroren.
Was für ein liebevoller Sohn.

Ist nichts in deiner Geschichte was mir sympathisch wäre. Naja vielleicht das großzügige Trinkgeld.

Ich wünsche dir einen schönen Nachmittag
Lieber Gruß CoK

 

Hi @Fraser,

Einen großen Gruß. Bin noch neu und ungeübt, gehe wie auf Eis und lese.

Ich mag den Rhythmus, die Armut des Geschehens. Alles ist tot. Das beschreibende gefällt mir. Ein Mensch der den Reichtum, die Einsamkeit mit Ästhetik füllt. Auch meint er seine Leere durch das Beherrschen seines Bereichs (Sauberkeit) und das Beherrschen von Zahl und Geschäften (Bereiche der Anderen, Gemeinschaftsbereiche) zu etwas erfülltem machen kann. Und alles das ist interessant, auch dein Stil eignet sich.
Doch wo siehst Du eine Möglichkeit deinen Protagonisten sympathisch zu finden. Er ist verklemmt. Er ist eine traurige Person in einem verlassenen Umfeld. Er ist ein Produkt, doch leider auch ein Akteur. Und als Akteur wird er zu dem Übel das wir bekämpfen müssen, wollen wir etwas ins unserer Gesellschaft retten. Für mich ist er ein Zombie, ein Toter, der Menschenleben bedroht und wenn man ihn nicht ändern, seine Macht an seinen Maschinen schnell entziehen muss. Er ist ein Prototyp der Menschen die uns unsere Lebensgrundlage weg nehmen, die Töten und Kriege auf sich nehmen. Er macht mir Angst. Er ist verrückt. Ihm muss geholfen werden und die Anderen müssen vor ihm geschützt werden.
Entschuldige meinen Ausbruch. Doch deine Geschichte es deshalb ja gerade so stark. Nichts geschieht, und trotzdem ist alles so gewalttätig.
Nur willst Du jemanden sympathischen beschreiben, der etwas verloren ist, dann hast Du es meiner Meinung nicht geschafft.
Danke für das Lesevergnügen. Danke für die die Geschichte. Danke für die Schlagkraft.

G.

 

Hallo @linktofink ,
Vielen Dank für deinen Kommentar.

dennoch fehlt mir hier bei diesem Text der Fokus.
Je mehr Rückmeldungen eintrudeln (die im Großen und Ganzen dasselbe bemängeln wie du), desto mehr muss ich mir eingestehen, dass der Versuch, nur eine Art Schnappschuss (du nennst es "Sequenz aus einer Endlosschleife") zu zeigen und dem Leser quasi den Rest zu überlassen, nicht funktioniert. Denn wie oben geschrieben, sehe ich als Autor und "Schöpfer" des Protagonisten ihn bedeutend vielschichtiger, kenne aber natürlich auch mehr von ihm.
In irgendeinem Kommentar hast du geschrieben, dass der Autor einen Wissensvorsprung vor dem Leser hat und deshalb gezielt erklären muss. Tja, das wollte ich dieses Mal wohl zu sehr ausreizen, also, es nicht tun. Ich kann verstehen, dass Benedict so zu eindimensional bleibt, ja, zu uninteressant. Mehr Einblick in seine Psyche, in seine Ängste und Zwänge und, du gibst ja weiter hinten hervorragende Anregungen, das Reiben an dieser Außenhaut durch eine unerwartete Herausforderung.
Vielleicht nehme ich diesen Gedanken nach der Challenge auf und erweitere den Text.

Also, Danke für die Kritik, das bringt mich weiter.

Beste Grüße,
Fraser

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Hallo @Meuvind,

ich finde deinen Text richtig, richtig geil.
Hoppla, doch noch jemand ;-)

Ein großes Aber habe ich, kommt nach dem Eimer Kleinzeug.
Na, das wäre ja auch zu schön gewesen ;-)

Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich konnte dem zwar nicht so recht entnehmen, warum du die Geschichte "richtig, richtig geil" findest, aber ich finde sehr wichtige Einschätzungen und Anregungen. Danke dafür.

Den Eimer Kleinkram werde ich durchwühlen und ggfs. ändern.

Du gehst von Anfang an auf unsympathisch. Interessant, weil ich mit Benny nicht durch Sympathie, nachher aber durch sein Leid mit ihm mitfühle. Ich baue trotzdem eine Beziehung zu ihm auf, nur nicht die, die ich dachte. Wenn es Absicht war, dann gut gemacht.
Da bin ich ehrlich gesagt unschlüssig. Eigentlich wollte ich ihn gar nicht übermäßig unsympathisch darstellen. Ja sicher, er ist ein Trader, da läuft viel, was moralisch kacke ist. Aber letztendlich ist das ja nur das, was er kann, was ihm Struktur gibt, was ihm geblieben ist. Das Geld wird zwar standesgemäß ausgegeben (Haus, Personal etc.), aber nicht, weil es ihm etwas bedeuten würde, sondern, tja, weil es einfach so ist. Und in dieser im Prinzip Perspektivlosigkeit, Ideenlosigkeit, Gefangenheit liegt für mich sein Leid. Und ja, letztendlich ist wohl Mitleid mit ihm die (für mich) naheliegendste Beziehung, die sich zum ihm aufbauen lässt, wenn man nicht insgesamt daran scheitert, eine Verbindung herzustellen.

Aber so war sie ja immer gewesen, hatte sich von anderen Kraft und Richtung erhofft. Unfähig, ihr Leben selbst zu leben oder gar zu bestimmen. Erst war es Benedicts Vater gewesen, nach dessen Tod dann Benedict selbst, der ihr Stärke geben sollte.

Was ein Arschloch. Ich würde ja andere Wörter verwenden, aber nachher bekomme ich nur Ärger mit den Mods.
Hm, hier möchte ich dir widersprechen. Das Verhalten seiner Mutter gegenüber ist sicherlich nicht die richtig hohe Schule. Auf der anderen Seite sind Mütter (oder Eltern generell) nicht automatisch mit dem Automatismus ausgestattet, von ihren Kindern geliebt oder gut behandelt zu werden. Da sage ich natürlich nichts Neues. Benedict hat eben unter seiner Mutter gelitten, die, anstatt für ihn stark zu sein, ihm Sicherheit zu geben, immer schwach war und von anderen verlangt hat, sie aufzurichten, durch den Tag zu bringen. Und vieles, woran er leidet, ist die Folge dieser seelischen "Übergriffigkeit", oder zumindest schreibt er es ihr zu.

Manchmal hasste er sie. Hasste sie für das, was ihm jetzt im Weg stand. Das, was aus ihm geworden war. Und dann wieder hatte er ihr Bild vor Augen.

Würde die zwei Sätze in der Mitte streichen. Das ist mit zu viel Reflektion. Unbewusst denkt er vielleicht, dass das Schicksal seiner Mutter für sein heutiges Leben verantwortlich ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er diese Sätze aktiv denkt; das würde nämlich bedeuten, dass er sein Leben nicht genießt, und das ist eine Sache, die ich den ganzen Text über hinweg durchlese. Vielleicht macht er sich das auch einfach vor und redet es sich ein, gut möglich. Aber du legst ihm hier eine Ehrlichkeit auf die Zunge, die ich Benny nicht zuschreibe.
Interessant, dass du liest, er würde sein Leben genießen. Woran machst du das fest? Für mich ist es so (und ich hatte gedacht/gehofft, entsprechende Signale gesetzt zu haben), dass er sein Leben eben nicht genießt. Sicher, materiell hat er alles, der Schein ist gewahrt, der Wein kostet eben 120 Scheine (aber genießt er den wirklich?). Du nennst es Schneekugel. Letztendlich ist es ein goldener Käfig und seine Angst vor dem Leben, die ihn in die Zurückgezogenheit getrieben hat, verhindert, dass er zu so etwas wie Genuss überhaupt fähig ist. Abgesehen von den Momenten des Tradings, der Mathematik.
MMn entwirfst du eine sehr gut ausgeschriebene Situation. Benny ist, wo er ist und warum. Was mir aber fehlt, ist ehrlich gesagt Handlung.
Akzeptiert. Ich wollte dieses Mal weniger Handlung in der Geschichte versuchen, es mehr dem Leser überlassen, sich das Davor und Danach zu denken. Aber ich verstehe, dass ein Konflikt fehlt, um die Geschichte, um ihn interessanter zu machen.

Ich glaube auch, dass mich der Text einfach auf einer persönlichen Ebene hookt. Ich verdanke in meinem Leben meiner Mutter eine Menge. Ohne ihren Dickschädel und ihre Kraft wäre ich sonst von Kind auf woanders gelandet. Erst in den letzten Jahren hab ich da drüber nachgedacht, und mir wird immer öfter bewusst, wie viel ich ihr verdanke. Hab lustigerweise da gestern noch mit meiner Schwester drüber telefoniert. Vielleicht hasse ich den Benny auch deshalb so sehr, weil ich sein Verhalten gegenüber der Mutter so widerlich und undankbar finde. Für den Text ist das was gutes, denke ich.
Tja, wie oben geschrieben, gilt das sicher nicht für alle Kind/Eltern-Konstellationen, ohne da irgendwie autobiographisch herangegangen zu sein. Aber auch Ablehnung kann ja ein Weg sein, sich einem Text zu nähern. Ich denke, nicht die befriedigendste, aber wenn es dein Weg war, ist das doch gut.

Danke noch mal fürs Lesen und Kommentieren.

Beste Grüße,
Fraser

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Wird fortgesetzt

 

Hallo @Fraser

ich habe Deine Geschichte eben gelesen und bin etwas zweigeteilt. Ich mag Deinen Schreibstil, der Text ist flüssig, ich wurde nicht rausgerissen durch Fehler oder sprachliche Haken. Kann mir alles lebhaft vorstellen. An manchen Stellen ist es mir ein wenig zu langatmig (die Beschreibungen über das ganze Börsenzeugs). Ich finds zwar gut, dass Du das andeutest, denn das gehört ja zu seinem Leben, bzw. ist sein Lebensinhalt, aber gerade im zweiten Teil könnte es deutlich kürzer sein.
Ich konnte mir den Mann gut vorstellen, bin mir allerdings nicht sicher, wie ich ihn finde. Er lebt zurückgezogen, geht nicht aus dem Haus, lässt sich von extern versorgen. Das warum hab ich nicht so ganz verstanden. Mir fehlen hier seine Gedanken. Er ist sehr distanziert, und genauso geht es mir beim Lesen. Ich kann die Distanz zu ihm nicht überbrücken. Und ich finde das schade, da er mir irgendwie leid tut und ich ihn gerne besser verstehen würde. Ich kommentiere einfach mal, was mir beim Lesen so durch den Kopf ging.

Benedict Winter stand barfuß neben dem sechsflammigen freistehenden Herd, den er nie benutzte, in seiner obszön großen, offenen Küche, die genauso makellos weiß war wie seine Leinenhose und das bis zum dritten Knopf geöffnete Hemd, und schaute in das sich in einem raffiniert angelegten Bogen öffnende Wohnzimmer.

Gut beschrieben. Ich kann mir den reichen Mann in seinem Umfeld gut vorstellen.

Alte Obstbäume, perfekt gepflegt von seinen zwei Gärtnern, standen in voller Blüte. Links, nur halb zu sehen, der Tennisplatz. Plötzlich fiel ihm auf, dass die brusthohe Hecke, die einen Teil der Terrasse umgab, an einigen Stellen schon wieder etwas auswuchs. Gar nicht schön anzusehen.

Doppelung.

Hier merkt man, wie pedantisch er ist. Naja. Steht ihm ja auch zu. Er bezahlt teures Geld für die Gartenpflege.

Er hatte das Haus ohnehin seit zwei Jahren nicht mehr verlassen.

Hier hab ich echt gestutzt und mich gefragt, warum? Anfangs dachte ich noch, vielleicht sitzt er im Rollstuhl (weil das ja eins der Challenge-Wörter ist) und war neugierig. Wollte wissen, was mit dem Kerl los ist.

An ein oder zwei Abenden hatte er sich in jenem Sommer noch einen Stuhl nach draußen gestellt und den Sonnenuntergang angeschaut. Aber auch das ging bald nicht mehr. Seitdem blieb die Glastür geschlossen.

Stell ich mir schön vor, da draußen zu sitzen und den Sonnenuntergang anzuschauen.

Und auch hier bin ich noch sehr neugierig. "Aber auch das ging bald nicht mehr." Ich frage mich natürlich warum? An der Stelle dachte ich auch immer noch, er wäre sehr krank, im Rollstuhl etc.

Er zog es aus der Hosentasche. Eine Nachricht von Roxana: Wann können wir uns denn jetzt mal sehen? Roxana war schön, zumindest, wenn man den Fotos trauen konnte, die sie ihm schickte.

Ich würde hier und da ne neue Zeile beginnen. Das liest sich so geballt.

Er hatte die Chats mit ihr überraschenderweise genossen. Aber wo sollte das hinführen? Auf diese Art, online, den Schein zu wahren, war kein Problem, aber dann würde es größer werden, die Fragen würden kommen. Fragen, die er nicht beantworten wollte. Er nahm sich zum wiederholten Mal vor, sein Profil zu löschen.

Diese Szene zeigt, dass er durchaus noch offen für weibliche Schönheit ist, sich doch irgendwie nach Kontakt/ Nähe sehnt.
Ich finde es schade, dass ich nicht erfahre, was das wohl für Fragen sein sollen, die er nicht beantworten mag.
Einerseits wirkt er selbstbewusst/ arrogant, andererseits ein bisschen wie ein Feigling.

Den Ausdruck "aber dann würde es größer werden" versteh ich nicht recht. Auf was beziehst du das "das"? Etwas ungeschickt formuliert.

Vorschlag: Online den Schein zu wahren, war kein Problem. Aber irgendwann würden die Fragen kommen. Fragen, die er nicht ...

„Wann sehen wir uns denn endlich wieder. Ich ... so lange habe ich dich nicht gesehen.“

Würde ein Fragezeichen setzen

In dem Moment war ich irgendwie total bei der Mutter. Sie hat mir leid getan. Hab mich gefragt, warum er sich nicht meldet, sie nicht sehen will, sie ihn nicht besuchen darf. Da war ich immer noch der Meinung, er wäre schwer krank, würde deswegen mit dem Leben hadern, keinen sehen wollen.

Manchmal hasste er sie. Hasste sie für das, was ihm jetzt im Weg stand. Das, was aus ihm geworden war. Und dann wieder hatte er ihr Bild vor Augen. Eine fette Frau, mit geschmacklosen Klunkern aus Lapislazuli um den Hals und die Handgelenke, die chronisch entzündeten Beine umwickelt mit Lagen von Verbänden, das Gesicht schlaff, schon lange ohne Glanz, die Mundwinkel in mürrischer Abneigung gegen jeden und alles festgefroren. Auch wenn er es nicht wollte, sie tat ihm leid. Und konnte man so jemanden hassen?

Hier wurde es für mich zwiespältig. Die Mutter hatte mein Mitgefühl. Woher der Hass? Das wird mir nicht recht klar? Da würde ich mehr in die Tiefe gehen. Was hat sie ihm denn Schlimmes angetan? Seine Äußerung "mürrische Abneigung gegen jeden und alles" passt irgendwie nicht zu dem, wie sie sich selbst präsentiert. Sie kommt bei mir durchaus mitfühlend rüber.

Hundertzwanzig Euro, dachte er, eigentlich sollte ich sie mit jemandem teilen. Er musste lächeln bei diesem verrückten Gedanken. Aus dem Vitrinenschrank nahm er eines der auf Hochglanz polierten, penibel aufgereihten Kristallgläser in die Hand.

Er kann tatsächlich noch lächeln :)

Langsam trank er den Wein, während es im Zimmer dunkel wurde. Als das Glas leer war, spülte er es in der Küche aus und stellte es zurück in den Schrank.
Dann ging er in sein Arbeitszimmer. Er hatte noch die ganze Nacht.

Hier hatte ich fast gehofft, dass er sein Onlinedate doch klar macht :D
Naja. Weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Letztendlich stehe ich irgendwie im Regen. Vielleicht ist das von Dir so gewollt, dass der Leser selbst seine Phantasie spielen lässt. Ich weiß es nicht. Letztendlich bin ich von dem Gedanken abgekommen, dass er sich selbst so einsperrt, weil er schwer krank ist. Bzw. tippe ich auf ne schwere Angst- und Panikstörung, was aber auch nicht wirklich passt von der Symptomatik her. Ich würd wirklich gern mehr über ihn erfahren.

Ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Hallo @Kanji,
Schön, noch mal von dir zu lesen.

Scheinbar habe ich es auch dieses Mal nicht so richtig geschafft, dich zu überzeugen ;-)
aber bei Fremden Federn hast du es doch ganz prima geschafft. :D
Noch mal kurz überprüft ... und: stimmt, die böse Seite war es damals.

Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich gebe es unumwunden zu. Auch weil du dir mit deiner Antwort unverhältnismäßig viel Mühe gegeben hast, war mein Kommentar doch so kurz und knapp und dann noch so ... mäßig.
Ach, Unsinn. Muss ja nicht immer alles 1:1 sein. Und letztendlich hast du in deinem Kommentar, dem ersten unter meinem Text, ja auch so ein wenig die Stoßrichtung für die weiteren Kommentierungen gegeben.

Andererseits habe ich vor allem Mitleid mit ihm.
Das ist wohl der Grund, weswegen mich der Kerl unbeeindruckt lässt. Irgendetwas fehlt mir, damit ich mit dem mitleiden kann. So kommt mir nur Jammern auf hohem Niveau in'n Kopp. Der ist reich, der ist selfmade, aber was macht den aus, damit er mir leidtun kann?
Ok, dann ist die Gegenüberstellung Geld, geiles Haus etc. <-> Einsamkeit wohl nicht ganz gelungen. Vielleicht, weil man annimmt, dass solche Menschen automatisch zufrieden sein müssten?

Und im Prinzip möchte er ja da raus.
Das habe ich offenbar nicht erkannt. Woran zeichnet sich das ab? Die Frau online zu daten erschien mir ein weiteres Indiz dafür, dass er auf Menschen keine Lust hat. Er bemüht sich nicht.
Tja, das ist wohl der große Hinkefuß bei diesem, meinem Text: er setzt zu sehr voraus, dass der Leser auch in den wenigen Informationen, die ich liefere, das in ihm sieht, was ich in ihm sehe. Aber die Kluft ist wohl doch zu groß, es wird nicht transportiert. Muss ich akzeptieren und beim nächsten Mal besser, nachvollziehbarer machen.

Aber die Angst ist einfach zu groß, die Angst vor eben diesem normalen Leben.
Ich habe die Angst nirgendwo gespürt. Ich bin wohl einfach mit dem nicht warmgeworden, möglicherweise bin ich zu voreingenommen und habe den einfach von Anfang an nich leiden können. :lol:
Hähä, das wäre nur zu menschlich. Aber nee, Begründung höchstwahrscheinlich wie s.o.

Er weiß (oder redet sich ein), dass er nicht zu normalem menschlichen Kontakt fähig wäre.
Wäre es nicht möglich gewesen, einen dieser Zweifel zu zeigen? was hab ich da bloß nicht gelesen?:shy:
Hab mal geguckt, wie die andren das so gelesen haben ... mein Fehler.:rolleyes:
Ich habe es wohl eher nicht recht geschafft zu vermitteln, was ich wollte.

Ich wollte mir übrigens eben deinen Roman bei einem Anbieter meines Vertrauens kaufen ... war der doch glatt ausverkauft! :thumbsup:
Das ist ja merkwürdig. Ist ja Print on demand mit eigener ISBN. Sollte also kein Problem sein zu bestellen oder so. Davon mal abgesehen, waren die Verkaufszahlen ja bisher seeeehr bescheiden, da könnte von ausverkauft gar nicht die Rede sein ;-)

Ein freundlicher Gruß ... zumindest. Kanji
Ein ebensolcher zurück,
Fraser

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Hallo @CoK,
Vielen Dank fürs Lesen und dass du mir einen Komentar dalässt.


Man wird hier angehalten zu kommentieren. Mir fällt das sehr, schwer gerade bei Autoren, die so gut schreiben wie du. Ich komme mir da immer etwas übergriffig vor.
Ich freue mich natürlich über diese Einschätzung von dir, würde aber deine Befürchtung "übergriffig" zu sein beruhigen wollen. Genau dafür stellt man ja seine Texte hier auf die Seite. Um Rückmeldungen zu bekommen, Verbesserungsvorschläge oder auch einfach mal gesagt zu bekommen, nee, funktioniert so nicht. Also, nicht zimperlich sein ;-)

Ich habe deine Geschichte gern gelesen, weil sie gut geschrieben ist. Schwer tue ich mich damit, zu verstehen, worum es dir geht.
Und damit bist du nicht die einzige, also mit dem Verstehen bzw. Nicht-Verstehen. Es zieht sich ja schon fast wie ein roter Faden durch die Kommentare ;-)
Und das ist doch das Gute an diesem Forum. Wenn dir einer sagt, ähm, ist nicht so dolle, dann schüttelst du das vielleicht weg. Aber wenn die Kommentare in der einen oder anderen Form auf dieselbe Grundproblematik verweisen, dann steckt da was dahinter.

Ich mag diese Menschen, die erwachsen sind und all ihre Schwächen und Fehler immer noch auf ihre Kindheit und ihre Mutter schieben, nicht.
Habe keine Sympathie für deinen Prota.
Ehrlich gesagt: ich mag die auch nicht. Ich weiß aber, auch aus eigener Erfahrung (und im Grunde ist uns das allen wohl nicht fremd), dass es in manchen Situationen erst mal das Einfachste ist, anderen die Schuld zu geben. Sich aufzuraffen und das mindset grundlegend zu ändern, ist ein Prozess, der lange dauern kann und mitunter schmerzlich ist, aber langfristig einzig zum Erfolg führt. Na ja, das hat der Benedict noch nicht ganz geschafft, aber er startet auch von sehr tief unten, seelisch meine ich. Es wäre ein langer Weg für ihn.

. Er ließ ihr diesen Namen, gestattete ihr diese letzte Form von Nähe.
Schön traurig.
Ja, das wünscht man niemandem. Der Mutter nicht, dem Sohn nicht.

Manchmal hasste er sie. Hasste sie für das, was ihm jetzt im Weg stand. Das, was aus ihm geworden war. Und dann wieder hatte er ihr Bild vor Augen. Eine fette Frau, mit geschmacklosen Klunkern aus Lapislazuli um den Hals und die Handgelenke, die chronisch entzündeten Beine umwickelt mit Lagen von Verbänden, das Gesicht schlaff, schon lange ohne Glanz, die Mundwinkel in mürrischer Abneigung gegen jeden und alles festgefroren.
Was für ein liebevoller Sohn.
Tja, manchmal ist es kompliziert ...

Ist nichts in deiner Geschichte was mir sympathisch wäre. Naja vielleicht das großzügige Trinkgeld.
Ja, das gibt die Geschichte wohl nicht zwangsläufig her. Wenn, dann läuft es wohl darüber, den Protagonisten in seinem goldenen Käfig zu bemitleiden, ihm zu wünschen, er würde da raus kommen. Physisch, und vor allem seelisch. Ich kann aber auch verstehen, wenn man auf diese Gefühle als Leser kein Lust hat bzw. es schwierig ist, diese Bahn überhaupt zu besteigen aufgrund der Textgestaltung. Es war einen Versuch wert ;-)

Vielen Dank noch mal für deinen Beitrag.

Beste Grüße,
Fraser

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Wird fortgesetzt

 

Hallo @G. Husch,
Ich freue mich, dass du mir einen Kommentar dalässt. Dass du "noch neu und ungeübt" bist, macht doch überhaupt nichts. Ich denke, man kann aus jedem Kommentar etwas ziehen.

Ich mag den Rhythmus, die Armut des Geschehens. Alles ist tot. Das beschreibende gefällt mir. Ein Mensch der den Reichtum, die Einsamkeit mit Ästhetik füllt. Auch meint er seine Leere durch das Beherrschen seines Bereichs (Sauberkeit) und das Beherrschen von Zahl und Geschäften (Bereiche der Anderen, Gemeinschaftsbereiche) zu etwas erfülltem machen kann. Und alles das ist interessant, auch dein Stil eignet sich.
Ich finde, du hast hier eine sehr gute Interpretation geschrieben. Ich denke, es ist vor allem die Einsamkeit, als Ergebnis seiner Ängste und Zwänge, die er versucht zu bekämpfen. Oder zu betäuben. Denn, wenn alles wegbröckelt, was bleibt ihm dann noch, was macht ihn noch aus?

Doch wo siehst Du eine Möglichkeit deinen Protagonisten sympathisch zu finden. Er ist verklemmt. Er ist eine traurige Person in einem verlassenen Umfeld. Er ist ein Produkt, doch leider auch ein Akteur.
Wie schon geschrieben, Sympathie ist sicherlich schwer und ergibt sich nicht unbedingt automatisch. Möglicherweise kann Sympathie hier über den Umweg des Mitleids entstehen. Wenn man mal das auf viele sicher nicht allzu anziehende Umfeld (moralisch zweifelhafte Finanzgeschäfte, Reichtum) weglässt. Ich kann aber auch verstehen, wenn man ihn nicht losgeläst davon sehen kann und ihm dadurch diesen "Gefallen" nicht tun will.

Und als Akteur wird er zu dem Übel das wir bekämpfen müssen, wollen wir etwas ins unserer Gesellschaft retten. Für mich ist er ein Zombie, ein Toter, der Menschenleben bedroht und wenn man ihn nicht ändern, seine Macht an seinen Maschinen schnell entziehen muss. Er ist ein Prototyp der Menschen die uns unsere Lebensgrundlage weg nehmen, die Töten und Kriege auf sich nehmen. Er macht mir Angst. Er ist verrückt. Ihm muss geholfen werden und die Anderen müssen vor ihm geschützt werden.
Ich lese, dass dich das sehr beschäftigt. Und hey, du hast ja Recht. Diese Art von Finanzgeschäften, dieses Schnelle, Erbarmungslose, weil maschinell kalte, losgelöst von allem, ist ein Übel. Aber ich finde es schön, dass du ihm Hilfe zukommen lassen willst, dann hat das mit dem Mitleid ja vielleicht doch etwas funktioniert?

Entschuldige meinen Ausbruch.
Kein Ding. Ist das nicht ein Ziel von Literatur, zum Nachdenken anregen, Gefühle erzeugen?

Doch deine Geschichte es deshalb ja gerade so stark. Nichts geschieht, und trotzdem ist alles so gewalttätig.
Ich glaube, du bist der erste Leser, der in der Tatsache, dass "nichts geschieht", gerade die Leistung sieht.

Nur willst Du jemanden sympathischen beschreiben, der etwas verloren ist, dann hast Du es meiner Meinung nicht geschafft.
Gut, das reiht sich wiederum in die anderen Kommentare ein ;-)

Danke für das Lesevergnügen. Danke für die die Geschichte. Danke für die Schlagkraft.
Und dir danke fürs Lesen und den Kommentar, der auch eine ziemliche Schlagkraft hatte, wie ich finde.

Beste Grüße,
Fraser

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Hallo @Silvita,
Jetzt komme ich auch dazu, dir zu antworten.
Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Hallo @Fraser

ich habe Deine Geschichte eben gelesen und bin etwas zweigeteilt. Ich mag Deinen Schreibstil, der Text ist flüssig, ich wurde nicht rausgerissen durch Fehler oder sprachliche Haken.

Danke, das klingt doch erst mal gut. Ich ahne allerdings, da kommt noch was? ;-)

Ich konnte mir den Mann gut vorstellen, bin mir allerdings nicht sicher, wie ich ihn finde. Er lebt zurückgezogen, geht nicht aus dem Haus, lässt sich von extern versorgen. Das warum hab ich nicht so ganz verstanden. Mir fehlen hier seine Gedanken. Er ist sehr distanziert, und genauso geht es mir beim Lesen. Ich kann die Distanz zu ihm nicht überbrücken. Und ich finde das schade, da er mir irgendwie leid tut und ich ihn gerne besser verstehen würde.
Ich glaube, dies ist der erste Kommentar, in dem ich lese, dass Benedict zu bemitleiden ist. Ich freue mich, dass es bei dir doch irgendwie funktioniert hat. Ja, du empfindest Distanz, und genau das ist es ja, was sein Leben ausmacht. Er hält mittlerweile alles/alle auf Distanz, das gesamte "reale" Leben. Das "Warum" erschließt sich dir nicht und ich kann gut verstehen, wenn es sich nicht so zwingend bzw. nachvollziehbar aus dem Text ergibt. Ich wollte es, wie geschrieben, dieses Mal mehr dem Leser überlassen, sich die Vorgeschichte bzw. die "Grundproblematik" aus einigen wenigen Andeutungen heraus zu erschließen und nicht alles auserzählen. Aber wenn in dir der Wunsch entstanden ist, ihn "besser zu verstehen", dann habe ich mein Ziel ja zumindest teilweise erreicht.

Benedict Winter stand barfuß neben dem sechsflammigen freistehenden Herd, den er nie benutzte, in seiner obszön großen, offenen Küche, die genauso makellos weiß war wie seine Leinenhose und das bis zum dritten Knopf geöffnete Hemd, und schaute in das sich in einem raffiniert angelegten Bogen öffnende Wohnzimmer.

Gut beschrieben. Ich kann mir den reichen Mann in seinem Umfeld gut vorstellen.
Danke, das freut mich.
Alte Obstbäume, perfekt gepflegt von seinen zwei Gärtnern, standen in voller Blüte. Links, nur halb zu sehen, der Tennisplatz. Plötzlich fiel ihm auf, dass die brusthohe Hecke, die einen Teil der Terrasse umgab, an einigen Stellen schon wieder etwas auswuchs. Gar nicht schön anzusehen.

Doppelung.
Deine textlichen Anmerkungen gehe ich in Ruhe noch mal durch.

Er hatte das Haus ohnehin seit zwei Jahren nicht mehr verlassen.

Hier hab ich echt gestutzt und mich gefragt, warum? Anfangs dachte ich noch, vielleicht sitzt er im Rollstuhl (weil das ja eins der Challenge-Wörter ist) und war neugierig. Wollte wissen, was mit dem Kerl los ist.
Das meinte ich mit den Andeutungen. Tja, für mich war es ja klar, dass er mittlerweile unter einer starken Agoraphobie oder so was leidet.
Er hatte die Chats mit ihr überraschenderweise genossen. Aber wo sollte das hinführen? Auf diese Art, online, den Schein zu wahren, war kein Problem, aber dann würde es größer werden, die Fragen würden kommen. Fragen, die er nicht beantworten wollte. Er nahm sich zum wiederholten Mal vor, sein Profil zu löschen.

Diese Szene zeigt, dass er durchaus noch offen für weibliche Schönheit ist, sich doch irgendwie nach Kontakt/ Nähe sehnt.
Ich finde es schade, dass ich nicht erfahre, was das wohl für Fragen sein sollen, die er nicht beantworten mag.
Einerseits wirkt er selbstbewusst/ arrogant, andererseits ein bisschen wie ein Feigling.

Den Ausdruck "aber dann würde es größer werden" versteh ich nicht recht. Auf was beziehst du das "das"? Etwas ungeschickt formuliert.

Vorschlag: Online den Schein zu wahren, war kein Problem. Aber irgendwann würden die Fragen kommen. Fragen, die er nicht ...

Ja, guter Punkt. Er sehnt sich , wie jeder Mensch, letztendlich nach sozialen Kontakten. Und als Mann denn wohl auch nach weiblicher Nähe. Wäre aber hoffnungslos überfordert, diese in der realen Welt zu erleben. Da bietet die online Welt eine Chance, aber er zieht sich dann doch zurück, hat Angst vor der eigenen Courage, denn der nächste Schritt wäre wohl ein reales Aufeinandertreffen ("dann würde es größer werden") und damit würden seine sozialen Unzulänglichkeiten offenbar. Die Fragen würden kommen: Warum bist du so komisch? Was ist dein Problem? Warum können wir nie ins Café gehen etc. Davor will er sich schützen, indem er es nicht einmal versucht.

In dem Moment war ich irgendwie total bei der Mutter. Sie hat mir leid getan. Hab mich gefragt, warum er sich nicht meldet, sie nicht sehen will, sie ihn nicht besuchen darf. Da war ich immer noch der Meinung, er wäre schwer krank, würde deswegen mit dem Leben hadern, keinen sehen wollen.
Es ist interessant.
Die Leser sind alle bei der Mutter. Empfinden Mitleid für sie. Liegt wahrscheinlich daran, dass man von den Kindern ein bestimmtes, ein dankbares Verhalten erwartet? Aber sie hat ihn ja seelisch belastet seit seiner Kindheit. Müssten wir nicht eher Mitleid mit ihm haben?

Manchmal hasste er sie. Hasste sie für das, was ihm jetzt im Weg stand. Das, was aus ihm geworden war. Und dann wieder hatte er ihr Bild vor Augen. Eine fette Frau, mit geschmacklosen Klunkern aus Lapislazuli um den Hals und die Handgelenke, die chronisch entzündeten Beine umwickelt mit Lagen von Verbänden, das Gesicht schlaff, schon lange ohne Glanz, die Mundwinkel in mürrischer Abneigung gegen jeden und alles festgefroren. Auch wenn er es nicht wollte, sie tat ihm leid. Und konnte man so jemanden hassen?

Hier wurde es für mich zwiespältig. Die Mutter hatte mein Mitgefühl. Woher der Hass? Das wird mir nicht recht klar? Da würde ich mehr in die Tiefe gehen. Was hat sie ihm denn Schlimmes angetan? Seine Äußerung "mürrische Abneigung gegen jeden und alles" passt irgendwie nicht zu dem, wie sie sich selbst präsentiert. Sie kommt bei mir durchaus mitfühlend rüber.
Ja, oder es ist halt ihre Masche, ein schlechtes Gewissen bei ihm erzeugen zu wollen. Aber gut, vielleicht habe ich hier auch zu sehr darauf gehofft, dass der Leser die "richtige" Transferleistung erbringt. Mehr in die Tiefe gehen wäre wohl wichtig gewesen, um die Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die ja ein großer Teil des Übels für ihn ist, besser herauszuarbeiten.

Hundertzwanzig Euro, dachte er, eigentlich sollte ich sie mit jemandem teilen. Er musste lächeln bei diesem verrückten Gedanken. Aus dem Vitrinenschrank nahm er eines der auf Hochglanz polierten, penibel aufgereihten Kristallgläser in die Hand.

Er kann tatsächlich noch lächeln :)
Hähä. Zuerst wollte ich schreiben "fast lächeln".

Naja. Weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Letztendlich stehe ich irgendwie im Regen. Vielleicht ist das von Dir so gewollt, dass der Leser selbst seine Phantasie spielen lässt. Ich weiß es nicht. Letztendlich bin ich von dem Gedanken abgekommen, dass er sich selbst so einsperrt, weil er schwer krank ist. Bzw. tippe ich auf ne schwere Angst- und Panikstörung, was aber auch nicht wirklich passt von der Symptomatik her. Ich würd wirklich gern mehr über ihn erfahren.
Danke für die ehrliche und kosntruktive Bewertung. Du stehst im Regen. Ja, ein Stück weit war es von mir so gewollt mit der eigenen Phantasie. Allerdings muss ich jetzt erkennen, dass ich wohl einen Schritt zu weit gegangen bin, da ich bei den meisten Lesern nicht das erreichen konnte, was ich eiegntlich wollte. Aber vielleicht ist das ja auch gar nicht meine Aufgabe, oder sollte es nicht sein? Klar, man wünscht sich ja nur positive Rückmeldungen, alle haben die Geschichte verstanden, fanden deine Schreibweise toll, man liegt sich in den Armen, das Ego feiert eine Party. Na ja, klappt nicht immer ;-)
Aber dass du gern mehr über ihn erfahren möchtest, ist für mich auf jeden Fall etwas, das mich freut. Das mir zeigt, ich konnte es etwas in dir bewegen. Und das ist doch schon toll.

Ich danke dir für deinen Kommentar.

Beste Grüße,
Fraser

 

Guten Morgen @Fraser

Jetzt komme ich auch dazu, dir zu antworten.
Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Gern geschehen.

Danke, das klingt doch erst mal gut. Ich ahne allerdings, da kommt noch was? ;-)

Sehr gerne.
Ja, ein bisschen was kam dann noch :)

Ich glaube, dies ist der erste Kommentar, in dem ich lese, dass Benedict zu bemitleiden ist. Ich freue mich, dass es bei dir doch irgendwie funktioniert hat. Ja, du empfindest Distanz, und genau das ist es ja, was sein Leben ausmacht. Er hält mittlerweile alles/alle auf Distanz, das gesamte "reale" Leben. Das "Warum" erschließt sich dir nicht und ich kann gut verstehen, wenn es sich nicht so zwingend bzw. nachvollziehbar aus dem Text ergibt. Ich wollte es, wie geschrieben, dieses Mal mehr dem Leser überlassen, sich die Vorgeschichte bzw. die "Grundproblematik" aus einigen wenigen Andeutungen heraus zu erschließen und nicht alles auserzählen. Aber wenn in dir der Wunsch entstanden ist, ihn "besser zu verstehen", dann habe ich mein Ziel ja zumindest teilweise erreicht.

Ja, bei mir hat das auf jeden Fall funktioniert.
Das habe ich mir gedacht, dass Du da einiges offen lassen solltest und ich hab bei meiner eigenen Challenge-Geschichte erfahren, wie es ist, wenn die Leser nach dem Warum suchen. Vielleicht findest Du ja einen Kompromiss? Nicht alles klar erklären im Text, aber doch den einen oder anderen Hinweis geben?

Das meinte ich mit den Andeutungen. Tja, für mich war es ja klar, dass er mittlerweile unter einer starken Agoraphobie oder so was leidet.

Das war bei mir da nicht klar. Im Verlauf hab ich auch auf ne Panikstörung getippt.

Ja, guter Punkt. Er sehnt sich , wie jeder Mensch, letztendlich nach sozialen Kontakten. Und als Mann denn wohl auch nach weiblicher Nähe. Wäre aber hoffnungslos überfordert, diese in der realen Welt zu erleben. Da bietet die online Welt eine Chance, aber er zieht sich dann doch zurück, hat Angst vor der eigenen Courage, denn der nächste Schritt wäre wohl ein reales Aufeinandertreffen ("dann würde es größer werden") und damit würden seine sozialen Unzulänglichkeiten offenbar. Die Fragen würden kommen: Warum bist du so komisch? Was ist dein Problem? Warum können wir nie ins Café gehen etc. Davor will er sich schützen, indem er es nicht einmal versucht.

Vielleicht solltest Du die Erklärungen so in etwa in der Geschichte einbauen.

Es ist interessant.
Die Leser sind alle bei der Mutter. Empfinden Mitleid für sie. Liegt wahrscheinlich daran, dass man von den Kindern ein bestimmtes, ein dankbares Verhalten erwartet? Aber sie hat ihn ja seelisch belastet seit seiner Kindheit. Müssten wir nicht eher Mitleid mit ihm haben?

Na, wenn Du die Mutter so positiv und mitfühlend im Text darstellst, ist doch klar, dass die Leser dann bei ihr sind. Grad bei dem Telefonat kommt sie sehr liebevoll rüber.
Und dann streust Du ein bisschen Info rein, dass es in der Kindheit vielleicht nicht so rund lief. Wie wäre es mit einem konkreten Beispiel? Ich hab keine Ahnung, warum er so unter der Mutter gelitten hat. Show, dont tell :)

Ja, oder es ist halt ihre Masche, ein schlechtes Gewissen bei ihm erzeugen zu wollen. Aber gut, vielleicht habe ich hier auch zu sehr darauf gehofft, dass der Leser die "richtige" Transferleistung erbringt. Mehr in die Tiefe gehen wäre wohl wichtig gewesen, um die Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die ja ein großer Teil des Übels für ihn ist, besser herauszuarbeiten.

Auf jeden Fall.

Danke für die ehrliche und kosntruktive Bewertung. Du stehst im Regen. Ja, ein Stück weit war es von mir so gewollt mit der eigenen Phantasie. Allerdings muss ich jetzt erkennen, dass ich wohl einen Schritt zu weit gegangen bin, da ich bei den meisten Lesern nicht das erreichen konnte, was ich eiegntlich wollte. Aber vielleicht ist das ja auch gar nicht meine Aufgabe, oder sollte es nicht sein? Klar, man wünscht sich ja nur positive Rückmeldungen, alle haben die Geschichte verstanden, fanden deine Schreibweise toll, man liegt sich in den Armen, das Ego feiert eine Party. Na ja, klappt nicht immer ;-)
Aber dass du gern mehr über ihn erfahren möchtest, ist für mich auf jeden Fall etwas, das mich freut. Das mir zeigt, ich konnte es etwas in dir bewegen. Und das ist doch schon toll.

Gern geschehen.
Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass man aus diesen konstruktiven Kritiken mega viel lernen kann und es dem eigenen Text zugute kommt. Hab ich hier bei meiner Challenge-Geschichte auch erlebt und mich hat das total weiter gebracht, meine Geschichte ist dadurch gewachsen.
Ich bin gespannt, ob und wie Du noch überarbeitest, um es ein wenig deutlicher zu machen. Ich würde auf jeden Fall gerne mehr erfahren.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Fraser,

grüß dich erst mal, und tauch direkt ein.

Benedict stellte sich an die Panoramascheibe, die fast die gesamte Front einnahm und blickte in den parkähnlichen Garten hinaus.
Gefühlt muss da vor das "und" ein Komma; ist ja ein Nebensatz, der da noch beendet werden muss - oder?

Plötzlich fiel ihm auf, dass die brusthohe Hecke, die einen Teil der Terrasse umgab, an einigen Stellen schon wieder etwas auswuchs. Gar nicht schön anzusehen. Andererseits, was machte das schon?
Spiegelt schön seinen Charakter: Die Kontrolle, die er über Dinge in seiner Umgebung zu brauchen scheint, dann aber direkt die Relativierung - so wie seine Investmentstrategie, sechzig Prozent Erfolg, aber auch Verluste, die jedoch dazu gehören..

Er hatte das Haus ohnehin seit zwei Jahren nicht mehr verlassen.
Puh...das ist schon heftig.

Er hatte genug gierige, von zufälligen Erfolgen blinde Anleger erlebt, die sich kopfüber in ein ach so sicheres Investment stürzten und mit einer falschen Entscheidung alles verloren hatten.
Erinnert mich an meine Jugend, als wir uns von der Volksbank irgendsoeinen Fond haben aufschwatzen lassen, um unser erstes Erspartes anzulegen.. Kann nur steigen oder gleichbleiben, haben sie damals gesagt. Und, was ist passiert? Haben natürlich Verlust gemacht. Seitdem habe ich nie wieder in die Richtung gedacht ;)

Nur eine Person hatte diese Nummer.
„Hallo Mama.“
Aha, da kommt jetzt also das Menschliche... Jeder noch so abgehobene, lebensfremde Mensch bleibt das Kind seiner Mutter...

Benny...“
Da fehlt ein Leerzeichen.

und hatte zuletzt in Ermangelung von Aufgaben
Klingt seltsam, glaube das Wort hab ich noch nie gehört. Hast du was gegen das herkömmliche "Mangel an.."? ;-)

Die Sonne war noch nur noch ein
Da stimmt was nicht.

Ja krass, eine verdammt traurige Geschichte, auch wenn du gar nicht mal so viel Emotionales drin hast, aber das braucht es für mich auch nicht. Das würde es vielleicht sogar kaputtmachen, denn so, mit den spärlichen Gedanken über Emotionales, zeigst du seinen Charakter gut und glaubwürdig. Klar kann man sich fragen, was denn nun dazu geführt hat, dass er so ist wie er ist. Du deutest da das Familiäre an, die Mutter. Ob das der alleinige Grund sein kann? Vielleicht nicht. Aber ich finde das ganz gut, man kann seine Gedanken spielen lassen, denn Grund genug dafür gibst du.
Ich glaube die Stelle, die mir am besten gefällt, ist die mit den 200 Euro Trinkgeld und dann das mit der 120-Euro Flasche Wein. Eigentlich müsste er die mit jemandem teilen, denkt er, und merkt dabei nicht, dass das die Wurzel seines Problems ist: Geld (UPDATE: bzw vielleicht nicht die Wurzel seines Problems, aber das Hauptsymptom, das Mittel, um sich abzulenken). Bei mir schießen da sofort Bilder in den Kopf, wie ich mit Freunden billigen Wein trinke und wir die beste Zeit unseres Lebens haben... In seiner Gleichung steht das Geld, der Wert, fest verankert, wohingegen die potenzielle Person/en, mit denen er den wertvollen Wein teilen könnte, eine unbestimmte Variable ist. Diese Variable ist beliebig und traurigerweise wird sie bei ihm nicht durch eine tatsächliche Person ersetzt. Diese Tragik sieht er nicht und darin steckt für mich das Allertraurigste.
Dazu passt genauso das Trinkgeld. 200 Euro ist ne Menge, klar, dabei kann/will er aus irgendeinem Grund noch nichtmal diesen Menschen sehen, ihm gegenüber treten, dem er so viel Geld gibt. Das ist genau das Gleiche wie mit dem Wein, für ihn zählt nur das Geld, er denkt, dass er mit den 200 Euro den Lieferanten glücklich macht - und klar wird der sich freuen, aber was ist das schon gegen eine Erfahrung, die man mit einem anderen Menschen teilen kann, das ist einfach nicht käuflich, und das wird er wohl niemals begreifen. Sehr, sehr traurig.

Hat mir gut gefallen! Außerdem hast du die Wörter der Challenge ziemlich gut eingebaut. Klar, das mit dem Lapislazuli ist wohl das Auffälligste, aber es passt auch.

Beste Grüße,
rainsen

 

Guten Abend @Fraser

Ich kenne so Leute, wie den, den du beschreibst. Die leben in einer ganz merkwürdigen Blase, nicht alle sind so er erfolgreich, wie dein Protagonist, manche haben Höhen und Tiefen hinter sich. Trauer sind ja im Grunde Spieler. Wer Ergebnisse erzielen will, muss schnelle sein, sich von einer Mange Technik unterstützen lassen und schlafen ist eben problematische wegen der verfluchten Zeitzonen, weil eben rund um die Uhr irgendwo auf der Welt was passieren kann. Die brauchen dann chemische Unterstützung und Drogen.

Du zeigst diesen Charakter, auch das Paranoide an ihm, ziemlich authentisch, wie er sich einbunkert, soziale Kontakte meidet, alles gibt, gewinnt, und damit verliert.

Was mMn fehlt, im Text nicht sichtbar wird, was sich aber nachbessern ließe, ist das Gehetzte dieser Menschen (komischerweise eher Männer, altes Jägergen), die Rastlosigkeit. Um das auch sprachlich umzusetzen, könntest du kurze Sätze, Ellipsen, Zusammenhangloses, das die Gedankensprüngen zeigt, benutzen. Für mich ist der Text viel zu ruhig, der braucht mehr Aggression, Schnelligkeit, um an Schärfe und Wucht zu gewinnen. Wie gesagt nur ein Vorschlag.

Paar Stellen:

Er stellte die Tasse ab und schlenderte ins Wohnzimmer. Auch hier herrschte Weiß vor. Weißer Teppich, weiße Ledercouch und dazu passende Sessel, die sich vor dem offenen Kamin gruppierten, weiße Wände. Der große, rechteckige Esstisch wirkte fast wie ein Fremdkörper. Dunkles, gestreiftes Makassar-Ebenholz, elegant zusammengesetzt, so dass sich auf der Tischplatte ein sternförmiges Muster zeigte.
bei der Beschreibung des Wohnzimmers reicht es glaube ich, einmal weiß zu nennen, dann hat der Leser das vor Augen
Und jetzt? Biotech? Seltene Erden? Langweilige DAX-Shorts? Er würde sich darum kümmern müssen, die Gewinne rasch wieder zu investieren. Noch heute. Nur so blieb alles im Fluss. Vielleicht mal wieder etwas in Asien probieren?
Ich glaube, der hat genauere Ideen, der arbeitet ja mit Analysesoftware.
Er hatte ein System entwickelt und es immer weiter verfeinert, geschliffen von Erfolgen, noch mehr von Niederlagen. Kein bloßer Algorithmus, viel zu statisch. Obwohl er sich durchaus verschiedenen, selbst geschriebenen Programmen bediente. Aber das Ganze war komplexer, organischer. Und er war das Zentrum. Sechzig Prozent Erfolgsquote war seine Maßgabe, darauf hatte er seinen Ansatz abgestellt. Konservativ genug, um eine ausreichende Wahrscheinlichkeit auf Erfolg zu haben. Ambitioniert genug, um auch misslungene Investments abfedern zu können. Alles eine Frage der Verteilung und natürlich der Selbstbeherrschung.
mm, ist schwierig, aber den Algorithmus würde ich gerne genauer kennen lernen
Seitdem der Diabetes sie in den Rollstuhl gebracht hatte, steigerte sie sich noch mehr in diesen Jesus-Quatsch rein.
die Diabetes
Dann ging er in sein Arbeitszimmer. Er hatte noch die ganze Nacht.
gutes Ende, könntest auch noch einen Sinneseindruck beifügen, was schmeckt er, was riecht er und eigentlich stimmt es nicht ganz, dass er die Nacht hat, sondern er braucht sie.

viele Grüße aus der Nähe der Bankentürme
Isegrims

 

Hi @Fraser,

ich habe deinen Text schon nach dem Einstellen gelesen und jetzt noch ein weiteres Mal. Der Text ist gut geschrieben, aber er lässt mich doch kalt, holt mich emotional nicht ab. Ich finde das schade, weil du ein interessantes Setting hast. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass der Protagonist nicht spannend ist. Alles an ihm ist vorhersehbar, finde ich. Er wirkt auf mich unsympathisch, egoistisch und beschuldigt andere Leute. Ich glaube, dass du hier Potential liegen lässt. Ich hätte mir gewünscht, dass es eben einen Bruch gibt, dass er aus dem Stereotyp herausfällt. Denn momentan sehe ich keine Entwicklung deines Protagonisten, die ich mir jedoch gewünscht hätte. Gibt es nicht doch einen kleinen Zugang, der ihn menschlich macht und sein System aufbrechen könnte? An ein paar Stellen, könnte ich mir schon vorstellen, dass du da ansetzen könntest. Da gehe ich gleich in der Textarbeit detaillierter drauf ein. Denn ich glaube, wenn du deinen Prota anpasst, dann würde diese Geschichte sehr viel besser für mich funktionieren. Stand jetzt wirkt dein Protagonist weiß in einer weißen Umwelt, er hat keine Farbe, nichts Überraschendes, was mich an ihn fasziniert. Er passt genau in die Rolle, die ich ich auch erwartet hatte. So, hier die Textarbeit:

Börsenkurse wechselten in rascher Abfolge, grüne und rote Zahlen, am unteren Rand lief ein Textband mit Kurznachrichten.
Finde dein Setting spannend, habe ich schon beim ersten Lesen gedacht.

»Schlechte Weizenernte«, murmelte er. »Wie gedacht.« Die Mundwinkel hoben sich zu der Andeutung eines Lächelns. Sein Blick blieb aber unbeteiligt. Das hat mir wieder dreihunderttausend eingebracht, dachte er.
Hier kam für mich raus, dass er menschlich eine Katastrophe ist. Er interessiert sich nur für sich selbst und er verdient am Leid anderer.

Er würde sich darum kümmern müssen, die Gewinne rasch wieder zu investieren. Noch heute. Nur so blieb alles im Fluss. Vielleicht mal wieder etwas in Asien probieren?
Ich finde diese Stelle interessant, aber es ist eben auch etwas stereotypisch, klar er kann gut mit Zahlen und Investments.

Benedict stellte sich an die Panoramascheibe und blickte in den parkähnlichen Garten hinaus. Von der großzügigen, vollkommen leeren Terrasse führte ein gekiester Weg über die sanft abfallende Rasenfläche bis zum Teich mit den kostbaren Fischen. Alte Obstbäume, perfekt gepflegt von zwei Gärtnern, standen in voller Blüte.
Habe diese Stelle mal rausgenommen, weil ich das sprachlich mochte. Schreiben kannst, habe ich schon bei anderen Geschichten von dir gedacht. Nur bei dieser fehlt mir etwas und wie oben schon geschildert, hängt das für mich mit deinem für mich farblos bleibenden Protagonisten zusammen.

Mit drei Kollegen der Investmentbank, die er kurz darauf verlassen musste, weil er mit seinen privaten Anlagen bereits ein Vielfaches von dem machte, was sein Chef in dem Laden verdiente, hatte er vor vier Jahren dort gestanden mit Bier, Whisky und Sushi und die gespielt lockeren Beifallsbekundungen entgegengenommen, mit denen sie ihren Neid auf das Haus, den Garten, das Geld von Benedict nicht überspielen konnten. Er hatte sie danach nie wieder eingeladen.
Genau so stelle ich mir solche Leute vor, war für mich nicht überraschend. Ich habe auf den Haken gewartet, der dafür sorgt, dass ich voller Faszination einfach weiterlesen muss wie bei deiner Koffer-Geschichte.

Sie würde etwas von ihm erwarten, dass er nicht erfüllen konnte. Natürlich würde sie das. Die normalste Sache der Welt. Sich treffen, reden, lachen, berühren. Wie sollte das gehen? Wie sollte er das schaffen? Und unweigerlich würden dann die Fragen kommen. Und nach den Fragen, die er nicht beantworten wollte, die Enttäuschung. Er nahm sich zum wiederholten Mal vor, sein Profil zu löschen.
Selbstmitleid, aber ich leide nicht mit ihm, halte ihn für egoistisch und kalt. Denn auch hier bezieht er sich nur auf die eigenen Person, er ist derjenige, der die Erwartungen nicht erfüllen kann, er ist dann nicht perfekt.

Fast wie ein Schachspieler, der in der Verteilung der Figuren auf dem Brett die bestmögliche Fortsetzung sucht. In sechzig Prozent der Fälle wurde er fündig. Das war zumindest seine Marke, die er sich nach vielen Jahren und hunderten von Stunden der Analyse von Kursentwicklungen, Indikatoren, Pressemitteilungen, geostrategischen Entwicklungen und purer Mathematik gesetzt hatte.
Wieder echt interessant, also das finde ich eine der richtig guten Stellen. Denke, dass du ein ausgesprochen gutes Grundgerüst mitbringst für die Geschichte. Ich mache das an solchen Stellen fest.

Er hatte genug gierige, von zufälligen Erfolgen blinde Anleger erlebt, die sich kopfüber in ein ach so sicheres Investment stürzten und mit einer falschen Entscheidung alles verloren hatten. Einige von ihnen durchaus mit exorbitanten Gehaltsschecks in ihren Bankerjobs. Das würde ihm nicht passieren, denn er wich nie von seinem System ab. Niemals. Und sein commitment war absolut.
Ich fände es spannend, wenn dann doch einmal etwas schiefgeht. Ich will wissen, wie er unter Druck reagiert, denn da zeigt sich ja häufig erst ein Charakter. Das werfe ich mal so in den Raum und meinte ich oben mit den Ansatzpunkten. Du beschriebst erst die perfekte Welt und er ist extrem von sich selbst überzeugt, was die eigenen Investments angeht und dann passiert ihm plötzlich ein Fehler und er muss sich seinen Dämonen direkt stellen. So etwas würde ich mir wünsche, damit er mehr Farbe bekommt und für mich greifbarer wird. Jetzt ist er mir noch zu weit entfernt, zu farblos.

Er atmete tief ein, lehnte sich gegen den Tisch. Die Jalousien waren heruntergelassen, die Lichter an der Zimmerdecke stark gedimmt. An der gegenüberliegenden Wand waren in drei Reihen übereinander, Rahmen an Rahmen, fünfzehn Flat-Screens angebracht. Auch hier: Börsenkurse, Charts, News im stummen Wechsel.
Finde, dass du gut schreibst. Ich habe diese Stelle hier auch genossen.

Seitdem der Diabetes sie in den Rollstuhl gebracht hatte, steigerte sie sich noch mehr in diesen Jesus-Quatsch rein. Er wunderte sich immer wieder darüber, dass jemand ernsthaft davon überzeugt sein konnte, irgendeine metaphysische Gestalt würde die Kraft oder auch nur das Interesse haben, das Leben eines Menschen zu bestimmen.
Er hat keine Empathie, das lese ich hier heraus und er wird mir noch unsympathischer.

In ihren seelischen Abgrund hatte sie ihn gerissen. Nie wieder würde er ihr das gestatten, dafür hatte er zu lange gekämpft – und zu viele bleibende Wunden davongetragen. Manchmal hasste er sie. Hasste sie für das, was ihm jetzt im Weg stand. Das, was aus ihm geworden war.
Dann beschuldigest er sie, hasst sie manchmal sogar. Ich finde, dass das deinen Protagonisten nur noch mehr stereotypisiert. Er ist der kalten und reiche Investor, der sich super mit Zahlen auskennt und sich nur für sich selbst interessiert.

Eine fette Frau, mit geschmacklosen Klunkern aus Lapislazuli um den Hals und die Handgelenke, die chronisch entzündeten Beine umwickelt mit Lagen von Verbänden, das Gesicht schlaff, schon lange ohne Glanz, die Mundwinkel in mürrischer Abneigung gegen jeden und alles festgefroren. Auch wenn er es nicht wollte, sie tat ihm leid. Und konnte man so jemanden hassen?
Finde ich auch heftig, dass er sie als "fette Frau" bezeichnet, es ist schließlich seine Mutter. Das sagt einiges über ihn aus. Daher habe ich es ihm auch nicht abgekauft, dass sie ihm leid tut. Das kam mir eher wie ein Alibi vor, was er sich selbst einredet.

Zweihundert Euro Trinkgeld, so wie immer.
Hier wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit anzusetzen und den Protagonisten etwas menschlicher darzustellen. Dieses "so wie immer" klingt so kalt, aber eigentlich ist das ja eine irre Summe und irgendwo sollte es ja Wertschätzung ausdrücken, aber da er mir als so kalt und egoistisch vorkommt, nehme ich ihm das nicht ab.

Hundertzwanzig Euro, dachte er, eigentlich sollte ich sie mit jemandem teilen. Er musste lächeln bei diesem verrückten Gedanken
Ein verrückter Gedanke, eine Falsch Wein jemandem zu teilen. Das bringt es gut auf den Punkt, weshalb ich deinen Protagonisten nicht leiden kann. Und das ist meiner Meinung auch das größte Problem deiner Geschichte, es passiert nichts mit ihm, keine Entwicklung, es ist eher wie ein Porträit eines kalten und herzlosen Investors, der sich im Selbstmitleid ergeht. Ich finde, dass du hier Potential verschenkst. Wie reagiert er unter Druck? Wie sieht es aus, wenn er wirklich geprüft wird? Hat er nicht doch noch etwas Gutes in sich? Ich hätte mir hier mehr Farbe gewünscht und genau das meinte ich oben damit, dass du ein gutes Setting hast, aber dein Prota mich nicht überzeugt.

Nimm dir raus, was du brauchen kannst. Wünsche dir einen schönen Abend.


Beste Grüße
MRG

 

Hi @Fraser

Wollte mich für deine Antwort bedanken. Sie hat mir gefallen. Auch freute ich mich, dass Du dich für meine Kritik interessiert und sie kommentiert hast. So entschuldige ich mich noch die unsympathische Seite deines Protagonisten unterstrichen zu habe. Es war unsinnig, denn das hatten die Anderen schon getan. Doch die Geschichte hat meine emotionale Seite angestachelt, mich aufgebracht und wütend gemacht. Ich wurde angriffslustig. Genau das wollte ich heraus streichen, das hat mir gefallen.
Ich freue mich auf weitere Lektüre.

Alles Gute und einen schönen Abend.

G.

 

Seitdem der Diabetes sie in den Rollstuhl gebracht hatte, steigerte sie sich noch mehr in diesen Jesus-Quatsch rein.

Der moderne, gebenedeite Einsiedler schottet sich ab in der Spekulation, Kursschwankungen auf dem Kapitalmarkt auszunutzen in der seltsamen „Ware“ Geld, das im Wortspiel sich seit Krösus ableitet aus dem, was gilt – und doch niemanden - wie bereits Krösus - satt macht und eher den Hunger auf mehr anfeuert bis mal wieder eine Blase platzt und Unbeteiligte bluten lässt. Oder glaubt einer wirklich, dass 2008 schon überwunden wäre? „Gekiest“ sei der Weg und „Makassar“ nicht mit „Massaker“ zu verwechseln,

lieber Fraser,

da ist eine distanzierte Sprache angemessen, finde ich.

Eine wirklich nur klein-bissken Flusenlese

Hier meine ich schlägt die Fälle-Falle zu, denn hier

Obwohl er sich durchaus verschiedenen, selbst geschriebenen Programmen bediente.
solltestu ein „an“ nach“durchaus“ setzen - „… an verschiedenen …“, dass der Dativ erhalten bleibt

sprachlos, pardon, ohne Komm

Wie immer: Vorwürfe, nichts als Vor[...]würfe.

Er hörte sie leise schluchzen, hatte aber nicht die Kraft, tröstende Worte zu finden.

„Du rufst Donnerstag an?“
„Ja.“
„Versprich es.“
„Versprochen.“
„Nicht vergessen.“
Warum wird dem Imperativ verweigert, was der Frage im eigenen Satzzeichen gegönnt wird!?

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @rainsen,
Danke dir fürs Lesen und den Kommentar.
Leider komme ich erst jetzt dazu dir zu antworten. Viel zu tun leider.

Benedict stellte sich an die Panoramascheibe, die fast die gesamte Front einnahm und blickte in den parkähnlichen Garten hinaus.
Gefühlt muss da vor das "und" ein Komma; ist ja ein Nebensatz, der da noch beendet werden muss - oder?
Danke, habe ich schon geändert.

Plötzlich fiel ihm auf, dass die brusthohe Hecke, die einen Teil der Terrasse umgab, an einigen Stellen schon wieder etwas auswuchs. Gar nicht schön anzusehen. Andererseits, was machte das schon?
Spiegelt schön seinen Charakter: Die Kontrolle, die er über Dinge in seiner Umgebung zu brauchen scheint, dann aber direkt die Relativierung - so wie seine Investmentstrategie, sechzig Prozent Erfolg, aber auch Verluste, die jedoch dazu gehören..
Ja, es ist wohl so etwas wie beginnende Resignation. Es ist ihm zwar noch wichtig, vielleicht auch wegen des Scheins, aber danach steht dann ja, warum es nicht mehr wichtig ist. Er hat sich ja immer mehr zurückgezogen.

Er hatte genug gierige, von zufälligen Erfolgen blinde Anleger erlebt, die sich kopfüber in ein ach so sicheres Investment stürzten und mit einer falschen Entscheidung alles verloren hatten.
Erinnert mich an meine Jugend, als wir uns von der Volksbank irgendsoeinen Fond haben aufschwatzen lassen, um unser erstes Erspartes anzulegen.. Kann nur steigen oder gleichbleiben, haben sie damals gesagt. Und, was ist passiert? Haben natürlich Verlust gemacht. Seitdem habe ich nie wieder in die Richtung gedacht ;)
Tja...

Nur eine Person hatte diese Nummer.
„Hallo Mama.“
Aha, da kommt jetzt also das Menschliche... Jeder noch so abgehobene, lebensfremde Mensch bleibt das Kind seiner Mutter...
Das ist wohl so. Meist ist das gut, manchmal eben nicht.

und hatte zuletzt in Ermangelung von Aufgaben
Klingt seltsam, glaube das Wort hab ich noch nie gehört. Hast du was gegen das herkömmliche "Mangel an.."? ;-)
Google sagt dazu, dass das Wort Ermangelung von den meisten heutzutage als altmodisch empfunden wird. Dann bist du wohl jünger (geblieben) als ich ;-)

Ja krass, eine verdammt traurige Geschichte, auch wenn du gar nicht mal so viel Emotionales drin hast, aber das braucht es für mich auch nicht. Das würde es vielleicht sogar kaputtmachen, denn so, mit den spärlichen Gedanken über Emotionales, zeigst du seinen Charakter gut und glaubwürdig. Klar kann man sich fragen, was denn nun dazu geführt hat, dass er so ist wie er ist. Du deutest da das Familiäre an, die Mutter. Ob das der alleinige Grund sein kann? Vielleicht nicht. Aber ich finde das ganz gut, man kann seine Gedanken spielen lassen, denn Grund genug dafür gibst du.
Freut mich sehr, dass es bei dir in die Richtung funktioniert habe, die ich mir für den Text überlegt hatte.

Ich glaube die Stelle, die mir am besten gefällt, ist die mit den 200 Euro Trinkgeld und dann das mit der 120-Euro Flasche Wein. Eigentlich müsste er die mit jemandem teilen, denkt er, und merkt dabei nicht, dass das die Wurzel seines Problems ist: Geld (UPDATE: bzw vielleicht nicht die Wurzel seines Problems, aber das Hauptsymptom, das Mittel, um sich abzulenken).
Ganz so meinte ich das nicht. Er müsste sie mit jemandem teilen, klar, auch weil es ein teurer Tropfen ist, aber eigentlich auch einfach, weil man das doch so macht. Zusammen einen Wein trinken. Aber er kann es nicht, denn das würde menschlichen Kontakt bedeuten, den er nicht mehr eingehen kann.

Bei mir schießen da sofort Bilder in den Kopf, wie ich mit Freunden billigen Wein trinke und wir die beste Zeit unseres Lebens haben... In seiner Gleichung steht das Geld, der Wert, fest verankert, wohingegen die potenzielle Person/en, mit denen er den wertvollen Wein teilen könnte, eine unbestimmte Variable ist.
Siehe oben. Unbestimmte Variable trifft es ganz gut.

Diese Variable ist beliebig und traurigerweise wird sie bei ihm nicht durch eine tatsächliche Person ersetzt. Diese Tragik sieht er nicht und darin steckt für mich das Allertraurigste.
Das ist eine Lesart, die ich auch interessant finde. Ich denke allerdings schon, dass er diese Tragik sieht. Auch wenn er wahrscheinlich nicht Tragik sagen würde. Durch eine tatsächliche Person ersetzen, das packt er eben nicht. Aber eher aus seelisch-psychologischen Gründen als aus geldverdorbenen Gründen.

Hat mir gut gefallen! Außerdem hast du die Wörter der Challenge ziemlich gut eingebaut. Klar, das mit dem Lapislazuli ist wohl das Auffälligste, aber es passt auch.
Der Lapislazuli war wahrscheinlich in allen Geschichten eher schwierig unauffällig einzubauen, wenn man sich nicht für eine konkrete "Lapislazuli-Geschichte" entschieden hat. Dafür ist es ein zu ungewöhnliches und gleichzeitig schwerlich anders als eben als Edelstein einzusetzendes Wort, denke ich.

Danke noch mal für den Komm.

Beste Grüße,
Fraser

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Hallo @Isegrims,
Auch dir vielen Dank für deinen Kommentar.

Du zeigst diesen Charakter, auch das Paranoide an ihm, ziemlich authentisch, wie er sich einbunkert, soziale Kontakte meidet, alles gibt, gewinnt, und damit verliert.
Danke für diese Einschätzung. Wobei ich versucht habe, noch eine weitere Ebene einzubauen als den reinen trading-Wahnsinn, die ihn in die Vereinsamung getrieben hat. Nämlich seine sich immer mehr gesteigerte Unfähigkeit, menschliche Kontake aufzubauen, begründet in einer Art Angststörung. Beides zusammen, sein Talent in Börsendingen und die von dir gut beschriebenen Begleiterscheinungen und diese, ich nenne es mal Psychose haben ihn dahin gebracht, wo er jetzt steht. Allein in seinem goldenen Palast.

Was mMn fehlt, im Text nicht sichtbar wird, was sich aber nachbessern ließe, ist das Gehetzte dieser Menschen (komischerweise eher Männer, altes Jägergen), die Rastlosigkeit. Um das auch sprachlich umzusetzen, könntest du kurze Sätze, Ellipsen, Zusammenhangloses, das die Gedankensprüngen zeigt, benutzen. Für mich ist der Text viel zu ruhig, der braucht mehr Aggression, Schnelligkeit, um an Schärfe und Wucht zu gewinnen. Wie gesagt nur ein Vorschlag.
Ich danke dir für den Vorschlag, den ich grunsätzlich akzeptieren kann. Allerdings wollte ich nicht so sehr diese Seite betonen, sondern eher die Einsamkeit in seinem Leben. Mit dem Hoffnung, beim Leser vielleicht so etwas wie Mitleid mit ihm zu erzeugen, sich ihm auf diese Weise zu nähern.

Ich glaube, der hat genauere Ideen, der arbeitet ja mit Analysesoftware.
Ja, da hast du Recht. Das werde ich mir noch mal ansehen.

Er hatte ein System entwickelt und es immer weiter verfeinert, geschliffen von Erfolgen, noch mehr von Niederlagen. Kein bloßer Algorithmus, viel zu statisch. Obwohl er sich durchaus verschiedenen, selbst geschriebenen Programmen bediente. Aber das Ganze war komplexer, organischer. Und er war das Zentrum. Sechzig Prozent Erfolgsquote war seine Maßgabe, darauf hatte er seinen Ansatz abgestellt. Konservativ genug, um eine ausreichende Wahrscheinlichkeit auf Erfolg zu haben. Ambitioniert genug, um auch misslungene Investments abfedern zu können. Alles eine Frage der Verteilung und natürlich der Selbstbeherrschung.
mm, ist schwierig, aber den Algorithmus würde ich gerne genauer kennen lernen
Glaub mir, ich auch. Aber dafür reichen meine Mathe-Fähigkeiten leider nicht aus ;-)

Seitdem der Diabetes sie in den Rollstuhl gebracht hatte, steigerte sie sich noch mehr in diesen Jesus-Quatsch rein.
die Diabetes
Es ist tatsächlich DER Diabetes.

Dann ging er in sein Arbeitszimmer. Er hatte noch die ganze Nacht.
gutes Ende, könntest auch noch einen Sinneseindruck beifügen, was schmeckt er, was riecht er und eigentlich stimmt es nicht ganz, dass er die Nacht hat, sondern er braucht sie.
Hm, interessant. "Brauchen" klingt für mich allerdings eher defensiv, abhängig. "Haben" dagegen klingt für mich mehr so, als hätte er die Fäden in der Hand, als könne er aktiv gestalten. Finde ich persönlich besser.

viele Grüße aus der Nähe der Bankentürme
Isegrims

Grüße zurück aus der Hauptstadt.
Fraser

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Wird fortgesetzt

 

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