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Ich öffne die Tür und trete in den schwach beleuchteten Raum. Ich erkenne ihn nicht wieder. Bin ich schon einmal hier gewesen? Obwohl ich mich nicht an diesen Ort erinnere, spüre ich eine vertraute Wärme, die sich auf mich legt, als ich über die Schwelle trete. Ich schließe die Tür und versichere mich, dass sie sicher ins Schloss gefallen ist. Als ich mich zu dem Raum umdrehe, spüre ich erneut die drängende Wärme. Sie ist ein Versprechen, ein wortloser Appell des Vertrauens, der durch die Tür nicht entweichen kann.
In der Mitte des Raumes brennt schwach ein Feuer im Kamin. Sein Knistern zerreißt die Stille, die wie dunkle Wolken das Zimmer füllt. Ich bin schon einmal hier gewesen. Es ist lange her, eine Erinnerung aus einer anderen Zeit, einem anderen leben, einst beständig und stolz, nun schwach und brüchig. Sie speist das klägliche Feuer, das verzweifelt von ihrer verbliebenen Kraft zehrt.
Vor dem Kamin sitzt er. Ein vergessenes Gesicht dreht sich zu mir. Ein Blick voll Bedauern, der mich mit Scham erfüllt. Wie konnte ich es vergessen, das Versprechen, das ich mir selbst gab? Das unstete Flackern des Feuers erlischt. Dunkelheit vertreibt die Wärme. Kalte Stille bedeckt den Raum. Die matten Augen wenden sich ab und fallen kraftlos zu.
Das Versprechen war Zuversicht. Das Vertrauen war Hoffnung.

 
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Hallo Jusel und herzlich willkommen bei den Wortkriegern.

Dein erster Text hier - und Du versuchst wohl etwas "schweres". Bei einem so kurzem, komprimiertem und gleichnishaftem Text sollte alles Stimmen, da ist jedes falsch gesetzte Komma fatal, jedes undeutliche Adjektiv verwirrend.

Ich überlege die ganze Zeit, was ich herauspicke, aber bei der Kürze werde ich wohl alles mal kommentieren, was mir einfällt:

Ich öffne die Tür und trete in den schwach beleuchteten Raum.
Ich würde eher das Wort eintreten verwenden, und nicht nur treten.

Ich erkenne ihn nicht wieder. Bin ich schon einmal hier gewesen?
Ich finde diesen inneren Dialog nicht passend. Das "Ich erkenne ihn nicht wieder" ist zum einen schon eine Aussage, die impliziert, dass man schonmal da gewesen ist, sosnt würde man ja garnicht versuchen sich zu erinnern, daher ist die Anschließende Frage sinnlos.

Obwohl ich mich nicht an diesen Ort erinnere, spüre ich eine vertraute Wärme, die sich auf mich legt, als ich über die Schwelle trete.
Was hat das nicht erinnern mit der Wärme zu tun? Ja - ich verstehe zwar, was Du damit sagen willst, aber irgendwie finde ich den den Zusammenhang (über das "obwohl") nicht stimmig.

Ich schließe die Tür und versichere mich, dass sie sicher ins Schloss gefallen ist.
Warum muss die Tür sicher im Schloss sein? Das bleibt bis zum Schluss offen, daher reicht hier eigentlich völlig: "Ich schließe die Tür." Das andere ist unnützer Ballast.

Als ich mich zu dem Raum umdrehe, spüre ich erneut die drängende Wärme.
"Zum Raum umdrehen" obwohl man bereits im Raum ist, finde ich ein sehr unglückliches Bild. Was ist eigentlich eine "drängende Wärme"? Wo drängt sie denn hin?
Außerdem ist er doch schon im Raum - warum kommt die Wärme da nochmal angekrochen?

Sie ist ein Versprechen, ein wortloser Appell des Vertrauens, der durch die Tür nicht entweichen kann.
Die Wärme ist also ein Symbol für ein Versprechen. *uff*. ok - das ist Dein Bild ;)
Aber wo kommt das Vertrauen plötzlich her? Und dann kann "der Appell" nicht durch die Tür entweichen? - Weil sie zu ist? Ist das der Grund, warum die Tür zu sein musste?
Ich finde hier sind zu viele Symbole für eine Sache, die selbst unbenannt bleibt, im Spiel (Wärme, Versprechen, Apell, Vratrauen)

In der Mitte des Raumes brennt schwach ein Feuer im Kamin.
Ich kenne gaaanz wenige (um genau zu sein EINEN) Raum, bei dem ein Kamin in der Mitte des mRaumes steht - und da ist das Feuer nichtmal vom EIngang zu sehen, daher empfand ich das Bild als unglücklich gewählt, weil ich mir den Raum dadurch schlecht vorstellen kann.

Sein Knistern zerreißt die Stille, die wie dunkle Wolken das Zimmer füllt.
Den Vergleich bekomme ich nicht zusammen! Kistern ist wie die Bewegung von Wolken? Ein Ton wird mit Bewegung verglichen? Äpfel und Birnen sind beides wenigstens noch Obst - und die sind schon schwer zu vergleichen ;)
Update: Da hab ich mich verlesen, da die Stille ja mit der Wolkenbewegung verglichen wird. Gut. "passt dann" doch, der Vergleich. Der Sachverhalt des Verlesens macht aber vielleicht deutlich, wie schwer dein Text zu lesen ist ;)

Ich bin schon einmal hier gewesen.
Also doch :D

Es ist lange her, eine Erinnerung aus einer anderen Zeit, einem anderen Leben, einst beständig und stolz, nun schwach und brüchig.
Sind Erinnerungen nicht immer aus einer anderen Zeit? Das Bild mit dem "anderen Leben" finde ich bei dem Text unpassend, da ich wirklich schon daran dachte, es sein wirklich ein anderes Leben - eine andere Person. Aber ich denke, genau das willst du gerade nicht!

Sie speist das klägliche Feuer, das verzweifelt von ihrer verbliebenen Kraft zehrt.
"Sie" muss ja die Erinnerung sein. Da die Erinnerung aber erst im vergangenem Satz wiedergekommen ist, von was hat sich das Feuer denn vorher ernährt? Das hääte dann ja eigentlich schon aus sein müssen, da er sich vorher nicht erinnert hatte.

Vor dem Kamin sitzt er.
"er" - warum nicht "jemand".

Ein vergessenes Gesicht dreht sich zu mir.
Gibt es ein vergessenes Gesicht aus der perspektive eines Ich-Erzählers? Ich denke nicht. Denn wenn er weiß, dass er es vergessen hat, dann erinnert er sich ja, ist also in diesem Moment dann nicht "vergessen".

Ein Blick voll Bedauern, der mich mit Scham erfüllt.
mhm - wer bedauert denn wen? das bleibt leider offen.

Wie konnte ich es vergessen, das Versprechen, das ich mir selbst gab?
ok - hier kommst Du zur Sache, leider verrätst du (auch später) nicht, was das Versprechen war.

Das unstete Flackern des Feuers erlischt.
"Das Feuer erlischt." würde genügen.

Dunkelheit vertreibt die Wärme. Kalte Stille bedeckt den Raum.
ja - ich weiß was du damit sagen willst, aber so ganz geschickt finde ich das auch nicht.

Die matten Augen wenden sich ab und fallen kraftlos zu.
..zu dem Satz habe ich mal nix zu sagen!

Das Versprechen war Zuversicht. Das Vertrauen war Hoffnung.
Bedeutungsschwangere Worte die im Unkonkretem leider untergehen.

Fazit: ich habe vielleicht eine Ahnung, was Du mit dem Text aussagen möchtest. Aber für mich stimmen die gewählten Bilder nicht, und daher komme ich gar nicht dazu, über die Aussage weiter nachzudenken.

Ich hoffe das hilft Dir weiter

viele Grüße
pantoholli

 

Erst mal vielen Dank für die Mühe und die Verbesserungsvorschläge.
Viele der angesprochenen Punkte sind mir selbst schon beim Schreiben aufgefallen.
Die Tatsache, dass der Text in seiner einstündigen Produktionszeit etwa 5x das Genre gewechselt hat, hat dabei wohl nicht unbedingt geholfen ;)
Deine Vorschläge helfen mir definitiv weiter. Vielleicht noch eine abschließende Frage:
Zerreißen und neu anfangen oder korrigieren und ausbauen? Ich denke einige Sätze mehr würden dem Text ganz gut tun. Was denkst du?

 

Zerreißen und neu anfangen oder korrigieren und ausbauen?

gute Frage, kommt darauf an, wie nahe der Text an dem dran ist, was Du wolltest ;)

 

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