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vergänglich

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26.09.2017
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vergänglich

Es war ein kühler, regenarmer Spätsommer als sie sich kennenlernten. Obwohl sie beide gebunden waren, waren sie eigentlich schon auf der Suche nach jemand Neuem. Und sie lachten so viel an diesem Abend. Später knutschte er mit einer anderen. Sie tauschten keine Nummern.
Aber sie wollte ihn gerne wieder sehen und so ging sie eine Woche später zu demselben Ort und traf ihn tatsächlich wieder. Sie tranken und lachten und redeten und tanzten zusammen. Es war so leicht, sie gab ihm ihre Nummer.
Obwohl sie es halbwegs versuchten, klappte es mit keiner Verabredung. Nicht zu viel anbieten, Angst vor Ablehnung. Und so kam es, dass sie sich erst als der Herbst schon halb vorbei war, zufällig wieder begegneten. Er freute sich so sehr sie wieder zu treffen. Und die Freude war echt. Sie verbrachten die Nacht zusammen und Gefühle übernahmen das Ruder. Sie lag in seinen Armen, sicher, beschützt, begehrt. Er roch nach zu Hause.

Sie gingen ins Kino, saßen nebeneinander. Nervös, angespannt, aufgeregt. Im Nachhinein konnte keiner der beiden sagen, welcher Film lief. Sie saßen einfach nebeneinander, den Blick auf die Leinwand und doch so abgelenkt. Sie wollte so gern, dass er ihre Hand nahm. Legte sie selbst im Dunkeln unübersehbar auf die Armlehne. Doch er nahm sie nicht. Der Film war vorbei, der Saal wurde erleuchtet. Er schlug vor, direkt in den nächsten Film zu gehen. Neue Chance, neues Glück. Und ja, sie setzten sich ohne Kinokarten in den nächsten Kinosaal und kaum hatte der Film begonnen, nahm er ihre Hand in seine Hand und ihre Hand in seine Hand. Ihre Beine lagen auf seinen Beinen und sie saßen wildumschlungen in ihren Sesseln und sie fühlten, dass es richtig war und nichts richtiger hätte sein können.
Sie ließen ihre Studien schleifen und gaben sich ganz dem Zusammensein hin. Es gab nur sie beide im Hier und Jetzt und alles andere war unwichtig. Und sie waren verrückt nacheinander.
Zu ihrer Geburtstagsfeier kam er zu spät. Er schenkte ihr Pärchen-Handschuhe und das war das Romantischste, das sie je bekommen hatte. Ihr Herz öffnete sich.
Einige Wochen später fand sie in seinem Kleiderschrank ein weiteres, noch eingepacktes Paar dieser Handschuhe. Gedacht als Backup für irgendeine andere Geburtstagsfeier. Und ihr Herz krampfte sich.

Sie sehnte sich nach jemandem zum Anlehnen, nach Sicherheit, Anerkennung und bedingungsloser Liebe. Sie wusste, dass es nicht einfach sein würde und niemals sein könnte. Es würde Arbeit und Kompromisse bedeuten. Aber genau das wollte sie, denn sie wollte ihn.
Er war immer in Aktion, immer in Projekte eingespannt. Sie war sein Ruhepol. Er baute die Wohnung für sie um. Er setzte Ideen in der Garage in Dinge um, er baute ein Haus. Und er tat alles für sie, solange er nicht über Unangenehmes reden musste.
Und so vergingen Monate, Jahre und die wirklich wichtigen Dinge konnten nicht besprochen werden. Die Kompromisse machte sie allein mit sich aus und verlor sich dabei. Sie war still geworden und traurig. Die Leichtigkeit verflogen. Traute Einsamkeit.

Was hoffnungsvoll begann, endete jäh. Denn obwohl er noch gebunden war, war er eigentlich schon auf der Suche nach jemand Neuem.

Für sie war es Liebe. Und für ihn vielleicht auch.

 

Hey vanillezucker,
deine Geschichte ist wirklich interessant. Sie beginnt recht schleppend, nimmt dann aber doch noch Fahrt auf und ehe man sichs versieht ist man auch schon am Ende. Ein sehr abruptes Ende, aber in diesem Fall passt es ganz gut, vorallem mit der 'Schleife' in den letzten zwei Absätzen.

Später knutschte er mit einer anderen. Sie tauschten keine Nummern.

Vom Bezug her etwas unklar.

Er schenkte ihr Pärchen-Handschuhe und das war das Romantischste, das sie je bekommen hatte. Ihr Herz öffnete sich.

Kitschlevel over9000, aber das ist in dem Fall schon ok.

Einzig die häufige Verwendung des Wortes "Und" macht mir zu schaffen, vorallem weil sehr viele Sätze damit beginnen. Das ist sehr ungewöhnlich und kann auch als stilistisches Mittel eingesetzt werden, allerdings ist in diesem Fall die Dichte eindeutig zu hoch. Am besten passt es im letzten Satz.

Gut gefällt mir, dass du die Charaktere namenlos lässt. Namen würden bei dieser Geschichte nicht zur Geltung kommen und wären nur unnötiger Ballast.

Alles in allem war deine auf jeden Fall lesenswert Geschichte lesenswert und hat mich an meine eigenen Erfahrungen zurückblicken lassen. Sehr gut, weiter so.

Gruß

ProjektEli

 

Hallo Vanillezucker,


dein Text erreicht mich nicht.
Das liegt vor allem daran, dass er sich wie ein Bericht liest. Ich würde dir zuallererst empfehlen, szenischer zu schreiben. Dann wirst du auch merken, dass es kaum möglich (nicht unmöglich) ist, eine Kurzgeschichte zu schreiben, deren inhaltliches Geschehen sich über Monate und Jahre hinzieht. Allein vom Umfang her.
Du wirst hier auf der Seite gelungene Geschichten finden, die vom Kennenlernen oder Abschiednehmen handeln. Sieh dich hier ruhig mal um. Entscheide dich vielleicht erst einmal für eine der beiden Szenarien und gehe dann so richtig in die Materie rein, um Leser (bestenfalls) auch emotional zu erwischen. Lass sie in deine Geschichten eintauchen. Lass' im Kopf eine Filmszene ablaufen und zeige uns, was darin geschieht, beschreibe das nicht einfach. Eine gute Möglichkeit hierfür bieten auch Dialoge.


Es war ein kühler, regenarmer Spätsommer[Komma] als sie sich kennenlernten.
Gerade die ersten Sätze sind maßgebend, um in der heutigen Zeit, die inflationär mit der geschriebenen Sprache umgeht, Aufmerksamkeit zu erregen. Gelingt das nicht, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Text ungelesen weggeschmissen, überlesen oder einfach weggeklickt wird.
Aus verschiedenen Gründen finde ich deinen Anfangssatz nicht gelungen - z. T. ist das natürlich auch Geschmackssache, klar.

- Es war
Das rockt nicht, Vanillezucker, das klingt nach Standardeinleitung, das klingt veraltet, nach Märchen.

- kühler, regenarmer Spätsommer
"regenarmer" könntest du streichen, das hat keinen Mehrwert, da ich den Sommer - stünde er nur so da - ohnehin nicht mit Regen in Verbindung bringen würde. Hättest du "verregneter" geschrieben, könnte ich einen kleinen Mehrwert erkennen, da du mit der klassischen (Sommer-)assoziation brechen würdest = mehr Aufmerksamkeit.

- Wetterbeschreibungen generell (mMn)
Damit lockst du wohl kaum noch jemanden an - behaupte ich jetzt einfach mal -, erst recht nicht, wenn klassische Formeln benutzt werden. Bestenfalls überliest der geduldige Leser sie.
Scheißt du drauf, und sagst dir: So What! Mir ist das Wetter halt wichtig (:)), wegen der Stimmung zum Beispiel, solltest du dir mehr Raum geben, um sie zu erschaffen, um Atmosphäre zu bilden. Also weiter darauf eingehen und ergänzen (bsp. durch Jahreszeit typische Gerüche, Bilder, Farben, Begebenheiten (Weinlese oder so), whatever).

Mal zum Gegenüberstellen (ohne behaupten zu wollen, das wäre besser geschrieben). Mir geht es nur darum, wie man evtl. etwas mehr Neugierde wecken könnte (allerdings ist das sehr subjektiv jetzt, und recht spontan):

Die Zeit der heißen Nächte war vorüber, das Grün der Blätter schon verblasst, die Jagdsaison begann aufs Neue.

Und oder ...

Sie hatten ihre Partner, aber sie pirschten durch die Stadt, auf der Suche nach der wahren Liebe.
An diesem Abend, auf dieser Party begegneten sie sich zum ersten Mal.


Lass dir was einfallen, Vanillezucker.


Und sie lachten so viel an diesem Abend. Später knutschte er mit einer anderen. Sie tauschten keine Nummern. Aber sie wollte ihn gerne wieder sehen und so ging sie eine Woche später zu demselben Ort und traf ihn tatsächlich wieder.
Zeige uns das doch: Worüber lachten sie? Wie kamen sie ins Gespräch? Was waren da für Leute? Wer war diese Tussi, mit dem er knutschte? Ist er später alleine gegangen oder in Begleitung? Was für ein Ort war das? Dialoge, Namen, Geräusche, Gerüche, Gespräche, Emotionen! ...
Sie tranken und lachten und redeten und tanzten zusammen. Es war so leicht, sie gab ihm ihre Nummer.
Was tranken sie? Wie viel tranken sie? Worüber lachten sie? Wie tanzten sie? Auf was für Musik? Auf einer Tanzfläche? Auf den Tischen? Bei Freunden?

Und so kam es, dass sie sich erst als der Herbst schon halb vorbei war, zufällig wieder begegneten. Er freute sich so sehr sie wieder zu treffen. Und die Freude war echt. Sie verbrachten die Nacht zusammen und Gefühle übernahmen das Ruder. Sie lag in seinen Armen, sicher, beschützt, begehrt. Er roch nach zu Hause.
Ich könnte mit der Fragerei weitermachen, Vanillezucker, aber ich denke, du verstehst schon, worauf ich hinaus will.


Ich breche hier mal ab. Mag sein, dass du Leser für diese Art von Text gewinnen kannst, mich jedenfalls nicht.
Ich fände es spannend, wenn du hier ins Detail gehen, dich szenisch daran versuchen würdest. Dann würde ich gerne nochmals reinlesen.

Und nicht vergessen: Ich gebe hier nur eine Meinung von vielen ab. Ganz subjektiv. Auf andere wirkt dein Text vermutlich völlig anders.


Danke fürs Hochladen


hell


PS: Willkommen hier, Vanillezucker.

 

Hallo und Herzlich Willkommen bei den Wortkrieger, vanillezucker!

Normalerweise ist das hier nicht so mein Lieblingsgenre, aber du hast es aufgrund zweier Aspekte geschafft, dass ich doch bei deiner Story "hängen geblieben" bin:

1) Die Geschichte ist nicht zu lang, um mich rauszuschießen
2) Du hast eine angenehme Schreibe - dein Stil passt gut zu der Erzählung, die Wortwahl, der Rythmus und das Erzähltempo stimmen auch. Insofern ein großes Lob von mir für deinen Stil - da kann ich auch darüber hinwegsehen, dass in deiner Geschichte kein Horror vorkommt!;)

Das Ende gefällt mir jetzt nicht so sehr - das ist mir zu schnell und passt irgendwie nicht so richtig in das übrige Erzähltempo. Aber der Rest ist wie gesagt sehr schön erzählt.

Also mir hat dein Debut gefallen.

Grüße vom EISENMANN

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Vanillezucker,

zu Deiner KG hätte ich ein paar Anmerkungen, die wahrscheinlich etwas miesepetrig wirken.
Aber mir geht’s gut, die Sonne scheint – alles paletti. Nur mit Deinem Text komme ich nicht so richtig klar.
Gleich zu Beginn werde ich ausgebremst:

Obwohl sie beide gebunden waren, waren sie eigentlich schon auf der Suche nach jemand Neuem. Und sie lachten so viel an diesem Abend. Später knutschte er mit einer anderen.
Das krieg ich nicht auf die Reihe. Sie haben sich eben kennengelernt – und schon knutscht er mit einer anderen? Da müsste die Romanze normalerweise vorbei sein, oder?

Dann dauert es ein bisschen, aber alles wird gut:

Sie verbrachten die Nacht zusammen und Gefühle übernahmen das Ruder. Sie lag in seinen Armen, sicher, beschützt, begehrt.
Ach, wie schön! Klingt leider etwas phrasenhaft und abgenutzt. Da würde ich doch gern Näheres erfahren, allerdings müsste der Autor ins Detail gehen, was wiederum mehr Aufwand / Arbeit bedeutet (Ich habe nämlich das Gefühl, der Text wurde zu schnell geschrieben, denn auch der folgende Ablauf ist unlogisch, ebenfalls hättest Du beim Korrekturlesen manchen Stolperstein entdeckt und somit vermieden).
Nach der gemeinsamen Nacht gehen sie ins Kino. Doch er nahm noch nicht einmal ihre Hand – frisch verliebt, nach einer gemeinsamen Nacht!
Im nächsten Film, gleich danach, aber doch. Und zwar kräftig:
... kaum hatte der Film begonnen, nahm er ihre Hand in seine Hand und ihre Hand in seine Hand. Ihre Beine lagen auf seinen Beinen und sie saßen wildumschlungen in ihren Sesseln ...
Wie zwei Leute ‚wildumschlungen’ (Klischeefalle!) in zwei Sesseln sitzen können, ist mir anatomisch und ergonomisch ein Rätsel. Und das Fette liest sich nicht gut.
Dieses ‚wildumschlungen’ finde ich für eine anspruchsvolle kleine Geschichte tödlich. Ich werde als Leser mit Trivialausdrücken nicht froh.

Sie wusste, dass es nicht einfach sein würde und niemals sein könnte
.
Unlogisch. Wenn etwas nie sein kann, muss man sich nicht den Kopf zerbrechen, ob es nicht einfach sein würde:D.

Jetzt kommt der Action-Mann:

Er baute die Wohnung für sie um. Er setzte Ideen in der Garage in Dinge um, er baute ein Haus.
Dass er erst die Wohnung umbaut, und erst danach ein Haus, finde ich merkwürdig. Aber sei’s drum.

Traute Einsamkeit.
Kleiner Joke. Na ja.

Einige Wochen später fand sie in seinem Kleiderschrank ein weiteres, noch eingepacktes Paar dieser Handschuhe. Gedacht als Backup für irgendeine andere Geburtstagsfeier. Und ihr Herz krampfte sich.
Das ist böse. Finde ich gut gemacht. ('krampfte sich' klingt unrund - vielleicht besser 'krampfte sich zusammen')
Das Ende ist wie der Anfang und so geht es traurigerweise immer weiter und weiter. Das ist eines der großen Probleme unserer Zeit. Keine Verpflichtungen eingehen, Rückendeckung sichern – so wird es alles beliebig. Austauschen, wegwerfen, neu kaufen / verlieben.
Diese Idee, Vanillezucker, ist nicht neu, trotzdem kann sie unter die Haut gehen. Allerdings müsste der Text weniger belanglos sein, sondern versuchen, den Leser zu packen. Fast jeder kennt diese Problematik – da gäbe es sicherlich eine große Resonanz.

Wie gesagt – mir scheint dieser Text nicht sorgfältig gearbeitet zu sein. Das ist gerade bei diesem Thema sehr schade.
Alles meine unmaßgebliche Privatmeinung.

Trotz aller Mäkelei einen schönen Gruß!
José

 

Es gilt hierorts ein Dogma, der erste Satz einer Geschichte sei der wichtigste, weil er als eine Form von Einladung in den Text gilt -

und damit erst einmal hallo und herzlich willkommen hierorts,
Vanillezucker,

was objektiv gesehen falsch ist, was Du hier wunderbar beweist und den Lehr- und Glaubenssatz mit einem einzigen Buchstaben falsifizierst.

Schon das erste Wort ist entscheidend und das ist als Adjektiv korrekt geschrieben, aber seit der Einführung der Majuskel zu Zeiten der Karolingischen Renaissance in die altfränkische / althochdeutsche Schriftsprache gilt die Großschreibung zumindest für Satzanfänge - ob nun vollständiger Sätze oder Ellipsen und Überschriften.

Aber keine bange, Du korrigierst halt

[V]ergänglich
und die erste Hürde ist genommen. zu allem andern wurde ja jetzt genug gesagt (wie etwa, dass die Geschichte dem Bericht näher stehe als einer Erzählung, was durchaus zutrifft), Probleme, die fast jeder anfänglich hat und so bleib ich bei diesem Text, weil das interessanteste Thema neben den Formen des Lebensendes gewählt wird. Wie nebenbei werden formale Fehler aufgezeigt werden - wobei selbstverständlich Doppelnennungen zu andern Kommentatoren auftreten können/müssen, weil ja noch nix korrigiert ist.(!), gewschweige eine Reaktion bisher erolgte.

Das erste offensichtlich Problem beginnt mit dem ersten Satz, wenn die vergleichende Konjunktion "als" einen vollständigen Satz einleitet

Es war ein kühler, regenarmer Spätsommer[,] als sie sich kennenlernten.
und nach dem Komma verlangt.

Beim zwoten ist es die unglückliche Doppelung des waren-Handels und vor allem das Indefinitpronomen

Obwohl sie beide gebunden waren, waren sie eigentlich schon auf der Suche nach jemand Neuem.
Das einfachste, ein "waren" einzusparen, ist die Re-Verbalisierung der Suche, etwa der Form "..., suchten sie (eigentlich) schon nach ...". Mit dem Mut zur Ellipse lassen sich sogar beide umgehen, etwa "Obwohl (sie) beide gebunden, ..." Warum setz ich zwomal die Klammer?
Das sie - steht schon im vorherigen, dem ersten Satz, und wird nun durchs wichtige "beide" auf zwo reduziert (hätten ja auch drei oder mehr sein können. Im Paar, eben den "beiden" steckt die neue Nachricht für den Leser. Und das "eigentlich" ist so entbehrlich wie ein Kropf! Es ist so bedeutungsschwanger wie die Betonung, dass etwas wahr/ehrlich usw. sei. Denn gerade die Überbetonung durch diese Adjektive lässt an den Aussagen zweifeln. Warum soll etwas selbstverständliches betont werden? Frag jedenfalls ich mich (und das ist gewisslich wahr, um es mal biblisch auszudrücken). Versuch's mal selber!

Und sie lachten so viel an diesem Abend.
Warum das Füllsel "so"? Ist "viel" nicht genug? "So" wird es aber auch nicht präziser. Viel ist eben als unbestimmbare Menge Zahlwort und zugleich Eigenschaft genug - allemal mehr als wenig/er und unendlich mehr als überhaupt nicht gelacht zu haben.
Für Frauen scheint - statistisch gesehen - Humor und Witz des anderen Sympathieträger zu sein und zudem gilt lachen als gesund (außer, man lachte sich tot, was aber immer noch besser ist, als im Schmerz zu enden). Burschen wie ich meines dagegen i. d. R. bierernst! Kannze mir glauben!

Später knutschte er mit einer anderen.
Ist doch kein Verbrechen - oder?

Sie tauschten keine Nummern.
Wer - die beiden ("sie" vom Anfang) oder alle drei (wobei es für die andere Hälfte der "beiden" eher logisch ist, es sei denn - ich spinn mal weiter - die "andere" wäre der anderen Hälfte der "beiden" bekannt. Aber das wird sich hoffentlich ... Wart ich's ab!)

Aber sie wollte ihn gerne wieder sehen und so ging sie eine Woche später zu demselben Ort und traf ihn tatsächlich wieder.
Das gibt's, dass die/der Verliebte (ohne "Nummer" - wobei mir auffällt, dass dann wahrscheinlich nicht mal die Namen ausgetauscht wurden ...) wie besoffen an den Ort der Glückseligkeit zurückkehrenund zumindest wie ein Raubvogel umkreisen ...

Sie tranken und lachten und redeten und tanzten zusammen.
Da hat ein Vorredner schon drauf hingewiesen - den inflationären Gebrauch des "und". Hier find ich ihn sogar gelungen, weil Kommas da eher Atempause und im schlimmsten Falle Stolperfallen für die Tanzenden (auch abhängig vom Trunk!) bedeuten.

Es war so leicht, sie gab ihm ihre Nummer.
Na, endlich! Weiß denn der eine vom andern jetzt auch schon den Namen - oder muss ers über einen Anruf erfahren?

Obwohl sie es halbwegs versuchten, klappte es mit keiner Verabredung.
Ist doch klar, bei halbherzigen Versuchen. Oder trau'n sie sich nicht? Ist eine/r schüchtern scheues Rehlein - wie ich, aber ehrlich!

Und endlich mal 'ne Ellipse!

Nicht zu viel anbieten, Angst vor Ablehnung.
Nee, "Angst" ist immer was unbestimmtes, selbst wenn die "Ängste" mit präzisen Bezeichnungen wie "Platzangst" etwa versehen sind. "Furcht" wäre konkreter, wenn schon "Ablehnung" genannt wird. Um einen Kontrast zu erzeugen zwischen den ellipsoiden Teilen, ruhig zwo Sunstantive "Furcht vor ..."

Und so kam es, dass sie sich erst* als der Herbst schon halb vorbei war, zufällig wieder begegneten.
* Komma (siehe weiter oben) oder alternativ ein Gedankenstrich, der das Komma hervorragend in diesem Fall ersetzt.

Er freute sich [...] sehr[,] sie wieder zu treffen.
"So" (siehe oben) weg und Komma zum Infinitivsatz, obwohl der Infinitiv mit zu mit dem Reförmchen von 1996/2006 grundsätzlich vom Komm befreit ist. Da gibt's dann viele Ausnahmen wie die hier, dass ein Komma zu setzen sei, wenn die Infinitivgruppe von einem Substantiv abhänge. Ist hier nicht so leicht zu erkennen, wenn man nicht daran denkt, dass das Personalpronomen (in dem Fall das "sie") Platzhalter für "sie" als Frau, Person und Namen steht.

Mein Tipp: Grundsätzlich Komma vor Infinitivgruppen (uralte Regel der Vor-96-er und, wenn ich das mal richtig gesehen hab, spätestens seit den mrächenhaften Brüder Grimm, die ja wie nebenbei als Juristen die Germanistik mitbegründeten.)

Und die Freude war echt.
Ein Adjektiv, das wie ehrlich, echt wahr, eigentlich Skepsis auslöst, zumindest bei mir, selbst wenn es ehrlich gemeint ist. Warum nicht das geradezu biblische "Und die Freude war ohne Falsch"? Schließlich ist die Liebe - oder was man dafür hält - älter als Luther und das Alte Testament und das Gilgamesch-Epos zusammen ... Im Tierreich fällt mir dazu sogar ein Beispiel ein: Kolkraben, durchaus wie alle anderen Krähen, sind gesellige/soziale Tiere, unter denen aber das Paar ein Leben lang zusammenbleibt.

Sie verbrachten die Nacht zusammen und Gefühle übernahmen das Ruder. Sie lag in seinen Armen, sicher, beschützt, begehrt. Er roch nach zu Hause.
Ja gut, ich bin gespannt nach den kollektiven Europapokalpleiten, was der Deutschlandachter am Sonntag so fertigbringt. Aber das Ruder zu übernehmen ist vielleicht gut, wenn eine schwimmende, unbestimmte Beziehung beschrieben werden soll - vor allem ist das nur ein Ruder gegenüber pluralen Gefühlen. Da ist Konkurrenz und Streit vorprogrammiert. Wie wäre es mit - Gott sei dank gibt's in der Gefühlswelt keinen Gender-Quatsch - "Gefühle übermannten sie". Was ja vielleicht sogar buchstäblich zu nehmen ist.

So, genug, jetzt musstu selber gehen lernen (was natürlich schlecht mit paarweise übereinanderliegenden Beinen geht - da im Kino musstu auf jeden Fall Ungereimtheiten ausbügeln, wenn er zwomal ihre Hände nimmt, ungewollt von Dir wahrscheinlich - mein Beitrag wird sonst arg viel länger als der zu besprechende Text, denn der Schlusssatz

Für sie war es Liebe. Und für ihn vielleicht auch.
- das "und" weist ja darauf hin, dass es auch als ein Satz formuliert werden kann - dass "Liebe" ein vielverwednetes, vor allem aber missbrauchtes Wort ist.

Über die Bandbreite, was Liebe sei, hat sich im Dezember 2013 das Zeit Magazin (Die Zeit Nr. 52, 2013, eingestellt unter http://www.zeit.de/2013/52/was-ist-liebe) ausgelassen. Und über die Verwandtscht des Verbes und Substantivs zur Liebe öffnen sich überraschende Zusammanhänge.

Aber jetzt wart ich mal erst die erste Reaktion deinerseits ab.

Bis dann!

Friedel

 

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