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Verfluchtes Erbe

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28.05.2001
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Verfluchtes Erbe

Verfluchtes Erbe

Es war Herbst. Dunkle Wolken hingen über der Stadt, als William sein Haus verließ. Er war in Eile, denn sein Wecker war irgendwann in der Nacht stehen geblieben. Willy hatte verpennt. Wie so oft.

Es schien ein Morgen wie jeder andere zu sein. Er verbrühte sich in der Dusche, als 3 Nachbarn beschlossen, ihre morgentliche Notdurft gleichzeitig hinunterzuspülen. Sein Toast war verbrannt wie immer und die zerplatzten Frühstückseier hatten sich in die üblichen avantgardistischen Proteinskulpturen verwandelt, in denen kleine Stückchen der geborstenene Schale steckten. Der Kaffesatz fand unbeirrbar seinen Weg in Willys Tasse und irgendein Arschloch hatte seine Morgenzeitung geklaut. Alles wie immer.
Er hatte kein Glück im Leben. Keiner in seiner Familie hatte jemals Glück gehabt. Sein Vater war beim letzten Umzug von dem herabfallenden Klavier erschlagen worden, seine Mutter an einem Karamelbonbon erstickt. Seine Sippe schien vom Pech verfolgt.

Aber Willy war nicht dumm. Er nahm den Highway No. 34, immer ein Ohr an der Verkehrsdurchsage. Der Verkehr war zähflüssig und kam schließlich zum Stillstand. 10 Minuten stand er im Stau, als das Radio ihn informierte, dass ein Lastwagen mit giftigem Sondermüll umgestürzt war, Kilometer 266 auf Highway No. 34. Ein Schild neben der Leitplanke verkündete die beruhigende Mitteilung, er befände sich erst auf Kilometer 257, also offensichtlich weit genug entfernt von diesem Disaster. Nur 3 Stunden später hatte er die Unfallstelle passiert. Es war schwül, und Willy war bereits durchgeschwitzt, als ihm der linke Vorderreifen platzte und er den Streifenwagen rammte. Die Beamten nahmen grinsend seine Personalien auf, aber beim Reifenwechsel halfen sie ihm nicht.

Im Umkreis von 3 Meilen um seinen Arbeitsplatz war Parken äußerst schwierig. Willy erspähte einen Parkplatz, doch leider genau vor einem Hydranten und ein untrüglicher Instinkt sagte ihm, er solle sich heute vielleicht nicht auf sein Glück verlassen. Unser arg gebeulteter Protagonist umkurvte noch 8 weitere Blocks, dann fuhr er Richtung Downtown, stellte seinen Wagen ab und nahm sich ein Taxi. Das heißt, er hatte vor, sich ein Taxi zu nehmen, doch egal, an welche Kreuzung er sich stellte, die gelben Flitzer schienen immer eine Querstraße entfernt vorbeizufahren. Nach einer weiteren Stunde – er hatte sich ein Taxi rufen wollen, doch sein Handy schien sich unerklärlicherweise in einem Funkloch zu befinden, und alle Telefonzellen in der Gegend waren zerstört – kam ein Cab angebraust, und hielt vor unserem verzweifelt winkenden Helden. Gerade noch rechtzeitig. Wohl nicht rechtzeitig genug, um Williams Job zu retten. Sein Boss hatte ihn sowieso schon auf dem Kieker, die Firma sollte “schlanker” werden und eine vierstündige Verspätung, genau an dem Tag, da William eine Präsentation für den wichtigsten Kunden der Firma vorstellen sollte, würde die Wahl des Kollegen, von dem man sich “schweren Herzens” trennen musste, immens vereinfachen. Um seinen Job zu retten, kam das Taxi wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig genug, aber es fuhr rechtzeitig genug los, dass Willy noch mitbekam, wie ein paar Jugendliche seinen Wagen aufbockten, nachdem sie fachmännisch die Radmuttern gelöst hatten.

Der puertoricanische Taxifahrer behauptete felsenfest, sein Taxameter sei defekt und William musste den doppelten Preis zahlen. Kaum dass er das Taxi verlassen hatte, und mit einem Kloß im Hals vor seinem Firmengebäude stand, sich mit fast masochistischem Genuss ausmalte, wie sein Boss ihn in der Luft zerfetzen würde, begann der Wolkenbruch.

Es war Herbst. Dunkle Wolken hingen über der Stadt. Es regnete in Strömen. Demoralisiert und durchgeweicht ging Willy mit gramgebeugtem Haupt auf den Eingang zu. Existierte so etwas wie Schicksal? Anscheinend.

Murphys Gesetz.

“Es hat sich bitter an deinen Nachfahren gerächt, Großvater!”, schrie William Murphy zornig gen Himmel, rutschte auf dem nassem Laub aus und zog sich eine komplizierte Beckenfraktur zu.

 

Da ich diesen Ein-Wort-Marathon gestartet habe, erlaube ich mir ihn zu beenden.

Ich kenne Murphys Gesetze, und glaube auch an sie (so ein bissl' jedenfalls ;)). An sich finde ich die Geschichte gut, ich kann sie nur nicht geniessen - zu gross ist mein Mitleid mit dem armen Kerl, der das Schicksal zum Feind hat.

Keine Ahnung wieso das so ist (ich würde nicht sagen, dass ich selbst überdurchschnittlich Pech hab'); thats just the way it is !

Murpheysche Grüsse,

Batch

 

Naja, unser geheiligter Webmaster übertreibt etwas...

Göttlich? Hm... nö!

Gelungen. Ganz nett, würde ich sagen! Und das war´s auch schon. Was zum Schmunzeln, Kopfnicken und weg damit!

Ich würde mich mal interessieren, was die Leser sagen, wenn Alpha die Worte "Murphys Gesetz" weggelassen hätte. Nun, öhm... ja, also die zukünftigen Leser, hm.

Ach, und... äh, Zaza?

"Langweilig" sagt man heutzutage nicht mehr. Viel besser kommt der Satz:

"Dise Geschichte is langweili"

Hach...

 

Gähn! So eine Geschichte am frühen Morgen!
Naja! besser als eine Broschüre für das Ideenmanagement zu entwerfen!
Wie würde es Alpha sagen, wenn er wüsste was ich sagen möchte?
Ick wees nich!
Was hast du dir dabei gedacht? Lass ich mal das ganze Unglück dieser Welt einem Einzelnen passieren, ist bestimmt unterhaltsam?
Also unterhaltsam ist sie nicht besonders. Sie lässt sich dank deines hervorragenden Stils sehr gut lesen. Aber Stoff zum Nachdenken hinterlässt sie nicht.
Ich glaube ich hätte doch lieber an der Broschüre arbeiten sollen.

 

Zitat

Ich würde mich mal interessieren, was die Leser sagen, wenn Alpha die Worte "Murphys Gesetz" weggelassen hätte.

Die würden sicher sagen: "Ey, da hat einer die Pointe geklaut!"

 

Also, nach einem total nervigen Tag und den Anstrengungen, mit denen heute sicher keiner von uns gerrechnet hätte, muss ich sagen, dass ich diese Geschichte gar nicht so übel fand. Nein, mal im Ernst. Egal ob gefrustet oder nicht. Mir gefällt sie.
Du gibst einem das Gefühl, dass es immer schlimmer kommen könnte. Klar die Geschichte ist nicht realistisch aber darauf kommt es dabei ja gar nicht an. Ich fand sie einfach echt unterhaltsam!Gut gemacht
lyrik

 

Hallo Alpha,

Habe die Geschichte auf deine Empfehlung hin gelesen. War das dein ernst? Die Pointe am Ende ist einfach nur schwach, und das davor lediglich eine mühsame Aneinanderreihung von Willys Schicksalsschlägen. Sozusagen ein unkomischer Witz, der in die Länge gezogen wurde, um als Kurzgeschichte recycled zu werden.

Na ja, shit happens,

I3en

 

Hey Leute,
ich glaube ihr seid zu verwöhnt.
Also ich habe mich gut amüsiert über die kleine Geschichte obwohl ich noch nicht mal die Pointe verstanden habe. Vielleicht liegt das daran, dass ich noch nicht solange hier bin und meine Ansprüche dementsprechend niedrig sind.

Gruß, Drumsmasher

 

Hey Leute,
ich glaube ihr seid zu verwöhnt.
Ja, sind wir. Von echten Autoren, die echte Bücher herausbringen,
so wie, ähm... Alpha.

;)

[ 24.04.2002, 07:22: Beitrag editiert von: I3en ]

 

Ich will ja niemandem nix Böses nich' unterstellen, aber für mich sieht das fast so aus, als wolle Alpha hier jemanden persiflieren. Wen? Na, die Würmer unter uns, die nicht pausenlos von Musen geknutscht werden und deshalb immer dieselben Theman aufwärmen müssen, um diese dann unter Verrenkungen und Wehen als Geschichte in die Welt zu setzen. Wie ich, wie viele andere hier.
Hand aufs Herz: Isses so....?

 

Ach Pip,

du sprichst mir aus der Seele( so ich denn eine habe... ;) ) Wahrscheinlich sitzt oder saß Alpha fröhlich-feixend vor dem Bildschirm und hat sich köstlich über alle ernstgemeinten Kritiken beölt, ähm amüsiert, mein ich natürlich.
Nur was hat er daraus gelernt? Wahrscheinlich, so hoff ich wenigstens, dass er sich auch noch so sehr Mühe geben kann, eine arg langweilige Geschichte zu schreiben, es gelingt ihm einfach nicht, sie völlig abtörnend rüberzubringen.

Es ist ihm einfach nicht perfekt gelungen, seinen hervorragenden Schreibstil runterzufahren und auf das Aussageniveau der Geschichte abzusenken.
Nun, eigentlich müßte er damit von der Erkenntnis beseelt sein ( wenn er denn eine Seele hat... ;) ), dass sein Versuch mißlungen ist. :D :p
lakita

 

Warum nimmt Alpha eigentlich nicht Stellung zu seinem Text? Hier fliegen ja mittlerweile schon schwere Anschuldigungen durch den Raum. :naughty:

 

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