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Verdammte Maschinen!

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24.09.2013
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Verdammte Maschinen!

Diese verdammten Maschinen! Irgendwie hatte ich ja schon immer einen Hass auf die Dinger. Nun gut, Hass ist vielleicht ein wenig übertrieben, das Wort wird ohnehin viel zu inflationär gebraucht, aber eine Abneigung kann man es auf jeden Fall nennen. Ich weiß nicht einmal genau woher sie rührt, wohl aus meinem Unverständnis. Ich konnte einfach noch nie verstehen, was die Leute an dieser ganzen Technologisierung fanden. Gut, die Sachen die uns wirklich das Leben erleichtern und dafür sorgen, dass wir älter als 50 werden und uns den Alltag wirklich erleichtern sind ja in Ordnung. Ich nutze sie ja selber. Rasenmäher, Waschmaschine, Auto...
Doch zumindest das Auto nicht einmal gerne. Ich bin noch nie gern Auto gefahren. Ich erinnere mich noch an das spöttische Gelächter und die dämlichen Sprüche, „ein echter Mann liebt Auto fahren!“. Fahrt doch alle gegen den nächsten Baum ihr Deppen, ich bin immer Rad gefahren und das hat mir gut getan. Also ich kann heute zumindest in den 2. Stock gehen ohne nassgeschwitzt und ohne wie ein Verdurstender keuchend dort anzukommen, demnächst wohl immer noch?

Trotzdem nutze ich natürlich das Auto, weil es einfach zu praktisch ist. Aber elektrische Dosenöffner? Wenn ich es nicht mehr schaffe eine Dose mit einem Handelsüblichen Öffner aufzumachen, sollte man mich vielleicht nicht mehr alleine in die Küche lassen. Soviel überflüssige Technik! Jeder kennt doch die Horrorszenarien wie bei Terminator. Die Maschinen erheben sich und wenden sich gegen den Menschen. In gewisser Weise tun sie das doch jetzt schon. Wie viele Dreher haben denn ihren Job an eine automatische Fräsmaschine verloren und sind jetzt arbeitslos oder fegen die Fabrikhalle? Mit ein bisschen Glück sind sie in der Konstruktion gelandet.
Wenigstens eine Sache die Maschinen noch nicht besser können. Die eigentlich doch beeindruckendste Maschine von allen, mit dem leistungsfähigsten Computer, der existiert, ist doch der menschliche Körper selbst.

Eine Meldung aus einem Schmerzrezeptor ans Gehirn, direkte Reflexhandlung gesendet aus dem Rückenmark dazu die Ausschüttung eines interessanten, perfekt abgestimmten Cocktails aus Hormonen und schon spürt man die Pein nicht mehr. Erst war da dieser stechende Schmerz, doch nun ist er weg. Ich sehe alles mit einer ungeheuren Klarheit, wie in Zeitlupe. Ich habe ja sogar Zeit mir grade diese komischen Gedanken hier zu machen. Faszinierend. Ich will aber auch gar nicht genau wissen wie sich die sieben Tonnen Druckkraft anfühlen, die meinen Mittelfuß grade zerquetschen und mich auf den Boden hebeln. Wie gut dass ich immer Sicherheitsschuhe trage, die helfen mir ja im Moment richtig... so wie ein Feuerlöscher in der Hölle. Oh nein, ich kann mein eigenes Blut aus dem zerquetschten Schuh fließen sehen. Alles verschwimmt langsam vor meinen Augen, ich schaue durch eine wabernde Luftspiegelung. Der Krach der Anlagen wird immer leiser, die Schreie der Menschen um mich herum sind seltsam verzerrt und gedämpft. Eine helle Schemenfratze erscheint über meinem Gesicht, kommt mir ganz nah, sagt irgendwas, ich lasse los, höre nur noch das Wummern meines Herzschlags, ich lasse mich fallen. Stille. Dunkelheit.

„Tja Herr Schmeling, da haben Sie aber mindestens drei Schutzengel gehabt.“ Eine Dame in weiß steht neben mir und hantiert über meinem Kopf. Ich bin mir nicht sicher ob ich sie hübsch finde oder nicht, doch ihre Stimme ist angenehm. Ich liege noch immer auf dem Rücken. Oder doch schon wieder? Ich bin verwirrt, kann meine Gedanken nicht richtig ordnen. Das ist doch nicht mehr die Firma mit meinem verdammten Arbeitsplatz. Ich versuche mich aufzusetzen, Schmerzen schießen aus den verschiedensten Regionen meines rechten Beines in mein Hirn. Die Dame lächelt mich an, etwas spöttisches, aber doch wohlwollendes glänzt in ihren Augen.
„Sie scheinen ja langsam wieder ganz da zu sein. Sie haben Besuch, ich schicke ihn herein.“ Die Dame in weiß verlässt den Raum. Ich schaue mich um. Ich liege in einem weißen Bett mit Metallstreben, an der Fensterseite des Raumes. Rechts neben mir ist ein weiteres Bett, allerdings leer. Weiß tapezierte Wände mit dem obligatorischen Monet Kunstdruck daran. Ein typisches Krankenhauszimmer. Ich hänge an einem Tropf. Mein Rechts Bein ist dick bandagiert. Ich will gar nicht wissen was für ein Medikamentencocktail durch meine Venen fließt, geschweige denn wie es unter den Bandagen aussieht. Es klopft. Ein Mann in den späten Vierzigern mit Vollbart betritt den Raum, ohne dass ich ihn herein gebeten hätte. Er lächelt gequält. Es handelt sich eindeutig um Jörg Zimmermann, unseren Betriebsratsvorsitzenden. Er erkundigt sich nach meinem Befinden und macht mir ein „Angebot“ für das ich seinen Kopf gerne mit dem Bettpfosten bekannt machen würde. Sie würden auf eine Klage verzichten, ich sei ja gestraft genug. Sie und klagen, dass ich nicht lache! „Jörg, willst du mich verarschen?! Ihr könnt froh sein wenn ich nicht klage!“
„Nun Achim, du hast ganz eindeutig gegen die Sicherheitsbestimmungen verstoßen als du eigenmächtig das Wartungsgitter entfernt hast und den Lichtschrankenschutzschalter deaktiviert hast.“
Ich bin fassungslos! Die Klappe war offen als ich den Arbeitsplatz erreichte, ich meldete dies sogar, doch unser Schichtleiter meinte ich solle mich nicht anstellen und dort arbeiten, als ich mich weigern wollte drohte er mir mit Abmahnung, das wäre Arbeitsverweigerung. Jörg interessierte das alles nicht. „Wir haben keine schriftliche Arbeitsanweisung gesehen Achim, das kannst du nicht beweisen. Aber damit das ganze nicht an die große Glocke gehängt wird bieten wir dir einen unbefristeten Vertrag, wenn du dich still verhältst. Natürlich solltest du der Krankenkasse bestätigen, dass das ganze dein eigenes Verschulden war.“.
Meine Fassungslosigkeit kann nicht weiter steigen. Dann grinst das Arschloch mich auch noch an und will mir die Hand schütteln. Ich sehe die ausgestreckte Hand nur an und starre ihm dann mit Verachtung in die Augen. Er dreht sich um und geht. Die Schuld an der ganz großen Scheiße trägt nicht die Maschine, sondern ein Mensch. Ein Mensch? Der Kerl ist letztendlich doch nicht mehr als ein Roboter, programmiert von der Geschäftsleitung. Verdammte Maschinen!

 

Hi Kaffeekönig,

ich habe erst kürzlich eine Dokumentation gelesen über die Erpressungen und Nötigungen, die mit Arbeitsschutz und Arbeitsplatzerhaltung so reizend einhergehen. Ich muss sagen, ich hatte da einoges erwartet, aber die Realität war dann schlimmer. Also deine kleine Erpressungsarie, vorgetragen von einem Betriebsratsmitglied ist da leider ein erbärmliches und realistisches Beispiel.
Ich mag es auch, dass du überhaupt eine Geschichte mit dieser Thematik gewählt hast, ist mal was anderes.
Aber - ich finde leider auch, dass du dir mit deiner Herangehensweise selbst ein Bein stellst. Ich meine damit diese Spielerei, als Protagonist so ein kleiner Technologiegegner zu sein und dann, wenn der echte Mensch grausamer ist zu ihm als jede Maschine, ihn nicht als Mensch sehen zu wollen, sondern als Roboter der Geschäftsleitung.
Die Idee, dass deine Hauptfigur das, was ihr angetan wird, verharmlost, die finde ich auch nicht schlecht. Gehört ja zum normalen Arbeitsleben heutzutage dazu, dass man Mobbing, Bossing, Arbeitshetze, missbräuchliche Einflussnahmen etc als Arbeitsnehmer normal findet, damit selbst verharmlost, sich die Zumutungen einleuchten lässt, weil man eben auf diesen Arbeitsplatz angewiesen ist. Aber du nimmst mit deiner Aufmachung weder die Erpressung noch den verharmlosenden Umgang des Prots so wirklich ernst und opferst das stattdessen dem halbwitzigen Räsonnieren über das Verhältnis deines Prots zu Maschinen.

Schon gleich am Anfang arbeitest du da gegen dich selbst, denn die Einführung ist viel viel viel zu lang. So, wie du da beginnst, glaubt man, du wolltest einen Blog schreiben. Spätestens nach dem ersten Absatz sind dir zwei von drei Lesern weggehüpft, weil die eine Geschichte wollen und keinen Blog. Und dann kommen noch mal zwei Absätze. Die Leser kommen gar nicht bis dahin, wo deine eigentliche Geschichte losgeht. Also das würde ich sowieso mal kürzen und eindampfen auf einen sehr interessanten und wirkungsvollen Einstieg.

Aber selbst wenn du das gemacht hast, find ich es immer noch schade, dass diese Szene zwischen Icherzähler und dem Betriebsratsfuzzy, die ja ziemlich krass sein könnte, dann in den "Witz" mündet, dass der ein von der Leitung programmierter Roboter ist.
Zu letzterem Punkt wünsch ich dir noch andere statements, da spielt ja vielleicht mein Geschmack eine Rolle und wie ich die Geschichte lieber gesehen hätte.
Aber bei dem Anfang mein ichs nicht als Geschmack, sondern ganz handwerklich aufbautechnisch, das müsste konzentriert werden auf einen wirklich knackigen Beginn, der den Leser mit Volldampf in die Geschichte lockt.
Ansonsten:
Schön, dass du da bist, ein herzliches Willkommen, auch wenn ich es als letztes erst schreibe. Ich wünsche dir viel Spaß hier beim Lesen und beim Schreiben und vielleicht ja auch beim Kommentieren.
Bis die Tage
Novak

 

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