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Verdammt, ich bin unschuldig!

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28.06.2009
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Verdammt, ich bin unschuldig!

"Verdammt, ich bin unschuldig!", ruft der Mann wütend zu seinem Peiniger. Doch dieser lässt sich nicht ablenken. Routiniert zieht er die Lederriemen an den Armen und Beinen so fest zusammen, wie er nur kann. Dann greift er nach der flackernden Laterne, und postiert sich neben den Gefesselten um abschließend: "Befehl ausgeführt, Herr Hauptmann!", zu rufen. "Gut, dann könnt ihr jetzt draußen vor der Tür Stellung beziehen." , antwortet der Angesprochene und winkt in gewohnter befehlshaberischer Weise zur schweren Holztür. Als der Soldat die modrige Kerkerzelle verlassen hat, kreist der Hauptmann langsam, wie ein Geier der auf seine Beute wartet, um den Gefangenen herum.

"Ich ... ich habe nichts getan!", beschwört er ein weiteres mal. "Genug jetzt!", schneidet ihm der äußerst korpulente Hauptmann das Wort ab. "Uns interessiert es nicht, wer schuldig oder unschuldig ist", fährt er fort "erzähl uns lieber alles was du weißt! Das ist deine - einzige - Möglichkeit, ungeschorren aus dieser Sache raus zu kommen!", ermahnt er ihn. "Ich habe euch doch schon alles gesagt, was ich weiß. Ich habe beim Großen Eber einen über den Durst getrunken, was sollt' ich auch sonst machen wenn der Kerl mir einen Humpen nach dem anderen ausgegeben hat?! Da kann man doch nicht einfach Nein sagen?", meinte er völlig unverständlich zum dicken Hauptmann. "Da kommt also ein wildfremder Kerl zu dir", er stockt und sieht zu seinem Gefangenen um sich zu vergewissern, dass er ihm folgt, ehe er seinen Bericht fortsetzt "und dann füllt er dich einfach so ab, ohne jeglichen Grund! Und du erinnerst dich rein „zufällig“ an nichts mehr, weil du so stock besoffen warst! WIESO?", brüllt er ihn dann plötzlich an, sodass ein wenig Speichel auf dem Gesicht des Gegenübers landet. "HÖR ENDLICH AUF MIT DEINEN MÄRCHENGESCHICHTEN DU VERHURRTER TRUNKENBOLD!", schnaubend ballt er die Hand zu einer Faust und versetzt dem hilflosen Mann einen wuchtigen Schlag in die Magengrube, der ihm sämtliche Luft aus den Lungen presst. Keuchend beist jener schmerzlich die Zähne zusammen, und trotz seines rebellischen Charakters schluckt er mühsam alle Flüche, die er in den Jahren als Obdachloser im Armenviertel von Raufels auswendig gelernt hat, hinunter, da er genau weiß, dass es für ihn nur schlimmer zurück kommt. Der Gardehauptmann tretet zurück und betrachtet mit großer Genugtuung die Schmerzen, die er trotz seinem Übergewicht noch verursachen kann und klopft sich gedanklich auf die Schulter.

Nun fischen seine Wurstfinger in der Uniformtasche herum, bis sie vorsichtig ein goldenes Amulett mit einem Diamanten hervorziehen und es vor dem schmerzverzerrten Gesicht des Bettlers baumeln lassen. Das Gold glänzt in den feuchten Augen des Sträflings. Jener blickt auf und erstarrt. „Wunderschön.“, meint dieser hypnotisch, so sehr zieht ihn das diamantbesetzte Goldamulett in den Bann. So sehr, dass die Schmerzen augenblicklich vergessen sind. Eilig steckt der Uniformträger das Amulett wieder in seine Tasche zurück, als fürchte er, dass der Inhaftierte ihm das kostbare Amulett wegzaubern könnte. Nach einer kurzen Verschnaufpause bricht der korpulente Hauptmann das Schweigen. „Das haben wir in deiner Tasche gefunden. Es wurde zwei Tage zuvor aus dem Haus des Juwelenhändlers Jakob Kulping gestohlen. Ein spektakulärer Einbruch.“, fügt er nach kurzem Zögern hinzu. Der Obdachlose gibt sich geschlagen und schluckt schwer, da er realisiert hat, in welch‘ auswegloser Situation er momentan steckt. Und niemand glaubt ihm.
Das Schweigen genügt dem Dicken als Antwort, ehe er weiter spricht, „Niemand, nicht mal ein Geisteskranker würde so was wertvolles einem versoffenen Schwein wie dir geben.“, er betrachtet die heruntergekommene Gestalt vor sich, tastet dann vorsichtshalber noch mal nach dem Amulett in seiner Tasche. „Du kannst mit deiner Tarnung jetzt endlich aufhören.
Wirklich brillant gespielt aber jetzt wurdest du trotz deiner großartigen Schauspielkunst erwischt, du weißt was das für dich bedeutet?“, der Angesprochene blickt auf die Ausbeulung, die das Amulett in der viel zu engen Tasche verursacht, dann nickt er traurig. Die Gedanken kreisen bereits. Henker, Schafott, Tod, Morsan‘s Reich.
Doch der Hauptmann unterbricht seine Suiziden Gedanken. „Wenn du uns deinen Hehler und deine Hintermänner ans Messer lieferst, werden wir dir vielleicht „nur“ Steinbruch bis zum Tod gewähren.“, dann klopft er ihm aufmunternd auf die verdreckte Schulter, was unglaublich deplaziert wirkt. „Also, was hältst du von dem Vorschlag?“, der Gefesselte schaut zu ihm auf, als würde er Licht am Ende des Tunnels sehen. Obwohl er wirklich nur ein armer Bettler, Hurenbock und Säufer war, musste er jetzt auf die schnelle irgend einen Hehler finden und ihn ans Messer liefern.

 
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Hallo Namenlos,

willkommen auf KG.de.

Du traust Dich gleich zu Anfang an eine historische Geschichte, das ist schon mal mutig, denn historische Stoffe sind nicht einfach zu schreiben.

Was diese "Geschichte" hier betrifft, so ist es eigentlich nur eine Szene, in der ein Hauptmann seine Macht gegenüber einem Bettler ausspielt, den er gefangen genommen hat. Interessant wäre nun eine Fortsetzung der Szene.
Wen nennt der - leider namenlose - Bettler, damit er selbst dem Schafott entkommt? Wie geht die Szene weiter? Und vor allem: In welcher Zeit spielt das Ganze? Das konnte ich anhand des kurzen Textes nicht einordnen, da Du keinerlei historische Eckpunkte lieferst.

Du solltest Dich dringend mit der wörtlichen Rede auseinandersetzen, da habe ich einige Fehler bemerkt. Vor allem solltest Du bei einem Sprecherwechsel eine neue Zeile beginnen, damit es übersichtlicher wird. Außerdem wusste ich an manchen Stellen nicht, wer gerade spricht, der Hauptmann oder der Delinquent.

Ein paar Sachen liste ich Dir mal auf:

Dann greift er nach der flackernden Laterne, und postiert sich neben den Gefesselten um abschließend: "Befehl ausgeführt, Herr Hauptmann!", zu rufen. "Gut, dann könnt ihr jetzt draußen vor der Tür Stellung beziehen." , antwortet der Angesprochene und

- Kein Komma nach "Laterne"
- der Doppelpunkt ist unnötig
- das Komma nach Hauptmann!" muss weg
- der Punkt nach "beziehen" ebenfalls

Als der Soldat die modrige Kerkerzelle verlassen hat, kreist der Hauptmann langsam, wie ein Geier der auf seine Beute wartet, um den Gefangenen herum.

- Komma nach "Geier"

"erzähl uns lieber alles was du weißt! Das ist deine - einzige - Möglichkeit, ungeschorren aus dieser Sache raus zu kommen!", ermahnt er ihn.

- die Bindestriche können mE raus
- ungeschoren

was sollt' ich auch sonst machen wenn der Kerl mir einen Humpen nach dem anderen ausgegeben hat?! Da kann man doch nicht einfach Nein sagen?",

- Komma nach "machen"
- ?! Doppelte Satzzeichen sind unüblich. Das Fragezeichen reicht völlig.

WIESO?", brüllt er ihn dann plötzlich an, sodass ein wenig Speichel auf dem Gesicht des Gegenübers landet. "HÖR ENDLICH AUF MIT DEINEN MÄRCHENGESCHICHTEN DU VERHURRTER TRUNKENBOLD!",

Diese besondere Hervorhebung in der wörtlichen Rede durch die Großschreibung ist unnötig und auch unüblich. Du schreibst im Redebeisatz ja von "brüllen", da wird das deutlich genug.

Außerdem: verhurter
und ein Komma nach "Märchengeschichten"

!", schnaubend ballt er die Hand zu einer Faust und versetzt dem hilflosen Mann einen wuchtigen Schlag in die Magengrube, der ihm sämtliche Luft aus den Lungen presst.

Schnaubend und das Komma weg => Das ist ja kein Redebegleitsatz, sondern ein neuer Satz, der die Tätigkeit des Hauptmanns beschreibt.

Keuchend beist jener schmerzlich die Zähne zusammen, und trotz seines rebellischen Charakters schluckt er mühsam alle Flüche, die er in den Jahren als Obdachloser im Armenviertel von Raufels auswendig gelernt hat, hinunter, da er genau weiß, dass es für ihn nur schlimmer zurück kommt.

- beißt
- kein Komma vor "und"
- zurückkommt

Der Gardehauptmann tretet zurück und betrachtet mit großer Genugtuung die Schmerzen, die er trotz seinem Übergewicht noch verursachen kann und klopft sich gedanklich auf die Schulter.

- tritt zurück

„Wunderschön.“, meint dieser hypnotisch, so sehr zieht ihn das diamantbesetzte Goldamulett in den Bann. So sehr, dass die Schmerzen augenblicklich vergessen sind.

- Punkt nach wunderschön kann weg
- Wortwiederholung: so sehr

Ein spektakulärer Einbruch.“,

- auch hier ist der Punkt am Ende der wörtlichen Rede zuviel.

Das Schweigen genügt dem Dicken als Antwort, ehe er weiter spricht, „Niemand, nicht mal ein Geisteskranker würde so was wertvolles einem versoffenen Schwein wie dir geben.“, er betrachtet die heruntergekommene Gestalt vor sich, tastet dann vorsichtshalber noch mal nach dem Amulett in seiner Tasche.

- Punkt hinter "spricht"
- was Wertvolles
- Komma weg nach "geben"

du weißt was das für dich bedeutet?“, der Angesprochene blickt auf die Ausbeulung, die das Amulett in der viel zu engen Tasche verursacht, dann nickt er traurig.

- Komma weg vor "der" und neuer Satz

Doch der Hauptmann unterbricht seine Suiziden Gedanken.

Suizid ist Selbstmord. Den Bettler erwartet bestenfalls eine Hinrichtung, also kann er keine suiziden Gedanken haben, das passt nicht.

„Wenn du uns deinen Hehler und deine Hintermänner ans Messer lieferst, werden wir dir vielleicht „nur“ Steinbruch bis zum Tod gewähren.“, dann klopft er ihm aufmunternd auf die verdreckte Schulter, was unglaublich deplaziert wirkt.

- Punkt weg nach "gewähren"
- Komma auch weg, neuer Satz.
Dass es deplaziert wirkt, kannst Du weglassen. Das merkt der Leser auch selber.

„Also, was hältst du von dem Vorschlag?“, der Gefesselte schaut zu ihm auf, als würde er Licht am Ende des Tunnels sehen.

Auch hier wieder: Komma weg nach der wörtl. Rede, da kein Redebegleitsatz, sondern ein neuer Satz.

Obwohl er wirklich nur ein armer Bettler, Hurenbock und Säufer war, musste er jetzt auf die schnelle irgend einen Hehler finden und ihn ans Messer liefern.

- auf die Schnelle

Ich würde mich über Verbesserungsvorschläge freuen. Ich habe das Gefühl, dass viel zu wenig Charakter, viel zu wenig Emotion drin steckt.

Solche Zusätze gehören sowieso nicht in die Geschichte, sondern in ein Extraposting darunter.

Wie schon erwähnt, eine Szene, die den Anfang einer Geschichte bieten könnte. Was die Gefühle und den Charakter der Figuren angeht, kannst Du noch nachlegen. Beschreibe die Szene genauer. Wo findet das ganze statt? Der Leser erfährt nur wenig über die Zeit, in der das spielt. Was trägt der Bettler? Wie heißt er? Was geht alles in ihm vor, während der Hauptmann um ihn herumwandert und ihn anklagt?
Außerdem hältst Du die Perspektive nicht ganz durch, mal erzählst Du aus der Sicht des Bettlers, mal aus der des Hauptmanns. Entscheide Dich für eine Perspektive und bleib dabei.

Soviel von mir.
Liebe Grüße
Giraffe :)

 

Hallo Namenlos,

herzlich willkommen hier!

Die Charakterisierung deiner Hauptfigur ist wie du befürchtest, zu dünn.
Gleich im ersten Absatz sind einige Gelegenheiten verschenkt, den Protagonisten dem Leser vorzustellen und näher zu bringen.

"Verdammt, ich bin unschuldig!", ruft der Mann wütend zu seinem Peiniger. Doch dieser lässt sich nicht ablenken. Routiniert zieht er die Lederriemen an den Armen und Beinen so fest zusammen, wie er nur kann.
Der Prot. wird vorgestellt als „der Mann“. Da ist es unmöglich, sich mit ihm zu verbünden. Warum auch? Die Figur ist dem Autor nicht einmal einen Namen wert, da kann sie nicht wichtig sein.

Er ruft seinem Peiniger zu: "Verdammt, ich bin unschuldig!" Das muss ich nicht glauben, ich kennen den Mann ja nicht. Nun ist es in diesem frühen Stadium schwer, so schnell den Aussagen einer Figur Glaubwürdigkeit zu verleihen. Nur in deiner Geschichte bleibt dieser Zweifel bis zum Schluss, und dadurch wird der ganze Text langweilig. Man lernt den Gefangenen nicht richtig kennen, kann sich nicht in ihn hineinversetzen, nicht für ihn hoffen und bangen.

Eine Möglichkeit, der Figur sofort Glaubwürdigkeit zu verleihen:
Sie mit Namen vorstellen und den Satz "Verdammt, ich bin unschuldig!" nicht aussprechen, sondern denken lassen.
Verdammt, ich bin unschuldig! Was wollen die von mir, fragte sich Konrad, als sein Peiniger die Lederriemen … Oder so ähnlich.

Der Peiniger zieht die Lederriemen routiniert fest, und zwar so fest er kann, berichtet der Erzähler. Das ist äußerst problematisch, in vielfältiger Hinsicht.
1. Der Erzähler verrät hier mehr über den Peiniger, als zuvor über den Gefangenen. Er sagt, dass der Peiniger routiniert vorgeht, es also seit langem sein Beruf oder seine Aufgabe ist Gefangene zu fesseln; und er zieht die Riemen so fest er kann.
Der Erzähler lenkt hier mehr Aufmerksamkeit auf eine Figur, die sich gleich darauf als Nebenfigur erweist, als auf seinen Prot. Der Leser kommt hier leicht auf den Gedanken, der Peiniger wäre die Hauptfigur.

2. Der Erzähler selbst bringt sich in Schwierigkeiten, weil er sich mit der Bewertung „so fest er kann“, die nur aus dem Innenleben der Nebenfigur erfassbar ist, zum allwissenden Erzähler aufschwingt. Diese Eigenschaft wird nachfolgend zu wenig genutzt, um sie als sinnvolle Erzählweise zu erkennen.
Eine Möglichkeit zur Abhilfe:
Beschreibe besser nur die Innenwelt des Gefangenen und von den anderen Figuren nur das, was man von außen erfährt, hört und sieht. Also beschreibe, wie sich das Festzurren der Riemen für den Gefangenen anfühlt, nicht ob der Peiniger noch fester ziehen könnte oder nicht.

Ich empfehle, die Geschichte aus Sicht des Gefangenen zu schreiben. Entscheiden kann ich das nicht. Das ist deine Aufgabe.

So, damit hätten wir die ersten beiden Sätze hinter uns und nehmen uns die nächsten zwei vor.

Dann greift er nach der flackernden Laterne, und postiert sich neben den Gefesselten um abschließend: "Befehl ausgeführt, Herr Hauptmann!", zu rufen. "Gut, dann könnt ihr jetzt draußen vor der Tür Stellung beziehen." , antwortet der Angesprochene und winkt in gewohnter befehlshaberischer Weise zur schweren Holztür.
… winkt in „gewohnt“ befehlshaberischer Weise … Falls du den Erzähler nur aus Sicht des Gefangenen berichten lassen möchtest, müssen solche Behauptungen wie „gewohnt“ (in Bezug auf den Hauptmann) raus. Der Gefangene, und somit auch der Erzähler, können über die Gewohnheiten des Hauptmanns nichts wissen. Ob die Geste despotisch wirkt, können die beiden dagegen sehr wohl beurteilen.
Achte im weiteren Text auf solche Details.

"Ich ... ich habe nichts getan!", beschwört er ein weiteres mal. "Genug jetzt!", schneidet ihm der äußerst korpulente Hauptmann das Wort ab. "Uns interessiert es nicht, wer schuldig oder unschuldig ist", fährt er fort "erzähl uns lieber alles was du weißt! Das ist deine - einzige - Möglichkeit, ungeschorren aus dieser Sache raus zu kommen!", ermahnt er ihn.
Langsam glaube ich wirklich, der Hauptmann ist der Protagonist.
Eine Liste der Dinge, die ich an dieser Stelle (nach einem Fünftel des gesamten Textes!!!) von den zwei Figuren weiß:

Der Gefangene: Er ist ein Mann, ein Gefangener, der behauptet unschuldig zu sein.

Der Hauptmann: Er ist ein Mann, er hat einen Beruf, er ist dick, er ist herrisch, er sorgt bei seinen Untergebenen für Disziplin, er will etwas herausfinden, er ist geneigt, dem Gefangenen eine Chance zu geben.

Tja, ziehe deine Schlüsse daraus selbst. Ich meine, der Erzähler verwirrt den Leser soweit, das man nun nicht mehr weiß, ob der Hauptmann oder sein Gefangener die Hauptfigur sein soll.

"Ich habe euch doch schon alles gesagt, was ich weiß. Ich habe beim Großen Eber einen über den Durst getrunken, was sollt' ich auch sonst machen wenn der Kerl mir einen Humpen nach dem anderen ausgegeben hat?!
Es gibt keinen Grund, hier einen Monolog als Rückblende zu bringen.
Mach es doch authentischer. Der Hauptmann fragt und foltert. Der Gefangene antwortet oder eben nicht, sagt die Wahrheit oder lügt.
Zerteile das Ganze. Dann hast du auch mehr Gelegenheit, die Hauptfigur dem Leser näher zu bringen. Zwischen Frage und Antwort und den Handlungen könntest du zeigen, wie der zu Unrecht (?) Beschuldigte sich fragt, wie und warum er in diese Zwangslage geraten konnte und was er dagegen tun kann.

Denn: Notleidende und ungerecht behandelte Prots erwecken beim Leser Sympathie durch Mitleid. Die halbe Miete, eine Figur für den Leser interessant zu machen.
Auch die Umgebung kannst du dazu nutzen, den Prot leidend zu zeigen. Beispiel (wieder etwas zurück im Text):
„Als der Soldat die modrige Kerkerzelle verlassen hat, … „ schreibst du dort. Genügen würde: „Als der Soldat die Kerkerzelle verlassen hat, … „ dann könntest du die modrig riechende Luft besser verwenden. Lass den Gefangenen die nach Moder stinkende Luft riechen, ihn, der als Bettler oder Landstreicher frische Luft gewohnt ist, und zeige, wie er darunter leidet, wie er sich in dem dunklen engen Kerker nach Freiheit und dem Anblick weiter Felder sehnt.

… schnaubend ballt er die Hand zu einer Faust und versetzt dem hilflosen Mann einen wuchtigen Schlag in die Magengrube, der ihm sämtliche Luft aus den Lungen presst. Keuchend beist jener schmerzlich die Zähne zusammen, und trotz seines rebellischen Charakters schluckt er mühsam alle Flüche, die er in den Jahren als Obdachloser im Armenviertel von Raufels auswendig gelernt hat, hinunter, da er genau weiß, dass es für ihn nur schlimmer zurück kommt.
Über „Mann“ brauch ich nix mehr sagen, nur darüber, das es noch schlimmer geht: „jener“ ist gemeint, jener fremde unwichtige Hansel dort hinten. So weit sollte sich ein Erzähler nie von seiner Hauptfigur distanzieren, nicht einmal wenn diese ein Serienkiller ist.

Wo kommt den plötzlich der „rebellische Charakter“ her und was soll ich mir darunter vorstellen? Rebelliert er etwa gegen zerkochte Knödel in der Armenküche? Ne, so bringst du mir den Prot nicht näher. Entweder du erzählst mir von seinem Rebellenleben, oder du verschweigst es.

In diesem Plot ist, wie du siehst, viel Raum, um Mitleid für den Prot zu erregen. Mitleid allein kann genügen, aber man kann noch etwas anderes ins Feld führen, um den Leser an den Prot und damit an die Geschichte zu fesseln.

Schreibe etwas über seine Ziele, Wünsche und/oder Hoffnungen und seine Furcht. Hat er vielleicht einen Hund als treuen Begleiter und muss nun fürchten, dass dieser bei irgendeinem Hungerleider im Kochtopf landet? Wer sich um seinen Hund sorgt, ist sympathisch.
Es viele Möglichkeiten, beim Leser Sympathie für die Figur zu wecken.

Wenn du diese Grundsätze (irgendwie) umgesetzt hast, brauchst du dir über „fehlende Emotionen“ und „zu wenig Charakter“ keine Gedanken mehr machen. Das alles kommt dann von ganz alleine und auch dort wo es entstehen soll, nicht (direkt) auf dem Papier sondern im Kopf des Lesers. Und ein Spannungsbogen, hoppla, ist dann plötzlich auch da, weil der Leser sich jetzt mit der Hauptfigur identifizieren kann und mit ihr leidet und hofft.


Gruß

Asterix

 

Danke für die Kritik und eure Mühe, es gut verständlich zu präsentieren. Ich habe durch eure Posts schon sehr viel gelernt und werde bei der nächsten Geschichte versuchen das alles umzusetzen.

Vielen Dank nochmal.

 

Danke für die Kritik und eure Mühe, es gut verständlich zu präsentieren. Ich habe durch eure Posts schon sehr viel gelernt und werde bei der nächsten Geschichte versuchen das alles umzusetzen.

Vielen Dank nochmal.


Deine Antwort ist nett und höflich, aber …

Es geht hier, in diesem Forum, nicht darum, allgemeine Schreibtipps zu verteilen, sonder speziell auf einen vorliegenden Text möglichst hilfreich und fair zu reagieren, damit der Autor seinen Text verbessern kann. Auch gehen wir hier keiner Diskussion aus dem Wege, ganz im Gegenteil.

Dein nächster Text wird mit Sicherheit ganz andere Stärken und Schwächen aufweisen, als die obige Geschichte. Das liegt an der Natur der Dinge, möchte ich mal ganz ohne weitere Erklärung sagen.

Man kann seine Schreibe nur verbessern, wenn man an seinen Texten arbeitet, nicht indem man gute Vorsätze vor sich her schiebt. Ist reine Erfahrung.

In einem anderen Forum, der Name ist mir grad entfallen, hat deine Geschichte nach vier Wochen noch keinen Kommentar erhalten. Mmh, woran das wohl liegen mag?

Gruß

Asterix

 

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