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Verdammt, die Mafia war hier

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03.11.2003
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Verdammt, die Mafia war hier

Die Sache beginnt in einer kleinen Großstadtkneipe namens „Centrum“ am Rande von Dortmund. Ich betrete völlig nüchtern und in der festen Absicht diesen Zustand zu ändern das aufgeräumte Lokal. Der Straßenlärm verstummt mit dem Zuklappen der Eingangstür schlagartig. Drinnen herrscht eine ordinäre Ruhe und ich könnte beim beschreiben der Stimmung getrost auf die Worte „bombig, phänomenal und ausgelassen“ verzichten.
Meine Schritte in Richtung des Kleiderständers verursachen einen unangenehmen, harten Hall, sie erinnern mich in Sachen Gemütlichkeit an die riesigen, gefliesten Kühlräume in denen Onkel Klaus-Dieter arbeitet. Ich legte meine gefütterte Jacke über das mürbe anmutende Hirschgeweih, welches offenbar zu diesem Zweck an der hinteren Eckwand angebracht worden war und nachdem ich meine zerflusten Zellstofftaschentücher aus der Hose gepult hatte, damit diese nicht ausbeult wie mit einer billigen Sackattrappe ausstaffiert, bewege ich mich zum Tresen. Mit betonter Lässigkeit wuchte ich mein Hinterteil auf einen dieser knallroten und viel zu hohen Barhocker und scanne die Umgebung nach der Bedienung ab. Negativ. „Toll“, denke ich mir, „da kann ich ja schon mal alleine anfangen“, und spiele mit dem Finger ein wenig am Zapfhahn herum. „Mist nicht angeschlossen“, ich frage mich ob die hier zuerst mit der Auferstehung Jesus Christus oder mit einem Gast in ihrer Kneipe rechnen. Um die Stille nachhaltig zu durchbrechen und so vielleicht die Aufmerksamkeit des Wirtes oder irgendeines anderen auf mich zu lenken, beginne ich allerlei seltsame Geräusche mit den unmittelbar greifbaren Gegenständen zu fabrizieren. Mit den Bierdeckeln bekomme ich beispielsweise einen relativ melodischen Drumbass hin, der auf der Dezibelskala er aber nur mickrige 3 Punkte erreicht. Ein Aschenbecher aus weißem Plastik kann da schon mehr absahnen und besitzt zudem so einen herrlich panischen Unterton, wenn er mit der Porzellanvase zusammenknallt. Freudig stelle ich beim Aufprall meiner Faust auf die Granitplatte des Tresens fest, dass diese nur eine sehr lose Verbindung zu ihrem Unterbau aufweist und sich bei horizontaler Verschiebung herrlich grunzend in mein übriges Ensemble einfügt. Gerade als ich mit einem Bierglas auf die Steinplatte einschlagend das Finale andeuten will, bricht diese in der Mitte durch und kracht mit der überstehenden Seite polternd gegen die überdimensionale Blumenvase und die stillgelegte Zapfanlage. Die Vase zersplittert in drei große und unzählig kleine Stücke und ihr Inhalt flutet augenblicklich den Schanktisch und Parkettboden. Die Zapfanlage versprenkelt den Inhalt eines Vierzig-Liter-Staropramen-Fasses gleichmäßig über hunderte von Spirituosenflaschen und cirka sechzig Prozent der Sitzmöbel im Lokal. Diese ganze Szenerie hat etwas von „Die Flotters“, wegen der Schweinerei und „Free Willy“, wegen des vielen Wassers. Zum Glück besitze ich die Gabe dass ich mich selbst in solch chaotischen Situationen auf meinen klaren Verstand verlassen kann, jedenfalls versuche ich nicht, wie die meisten Menschen, Hals über Kopf, den Unfallort zu verlassen.
In typischer Geistesgegenwart schnappe ich mir ein herumliegendes Handtuch und würge mit eisernem Griff die Bierfontäne ab. Jeder Tierarzt, der schon einmal versucht hat die aufgeplatzte Schlagader eines Ochsen abzudrücken, hätte mich bei diesem Anblick sofort für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Plötzlich knipste jemand das Licht im Nebenraum an. Wie vom Affen gebissen raste ich zu meiner Jacke, angelte sie mir mit zwei Fingern und riss nicht nur sie, sondern auch das Geweih von der Wand. Das Handtuch hatte ich in der Eile auf das Regal geworfen, wo es einige Flaschen aus dem Gleichgewicht brachte.
Ich war nun bereit, mich wie die meisten anderen Menschen zu verhalten und einfach abzuhauen. Nachdem ich die Tür scheppernd hinter mir zugeknallt hatte, warf ich schnell noch die Türklinke weg, die sich noch immer in meiner verkrampften Hand befand und raste mit dem Wagen davon.
Fast wäre ich noch in dieser scheiß Hecke hängen geblieben aber mein Allradknopf machte kurzen Prozess mit ihr.
Das einzig positive an diesen Abend war, dass ich nichts getrunken hatte, denn im betrunkenen Zustand gerate ich öfters in sehr peinliche Situationen.

 

Hi Mät,

leider hab ich nicht so recht über Deine Geschichte lachen könne. Die Pointen war allzu vorhersehbar und auch das Motiv, daß dem Protagonisten alles schief geht, ist schon ziemlich abgelutscht.

Positiv hingegen ist mir der Titel aufgefallen, der erst mit dem Ende der Geschichte so richtig klar wurde.

und auch über den Schlußsatz habe ich ein schmunzeln können:

Das einzig positive an diesen Abend war, dass ich nichts getrunken hatte, denn im betrunkenen Zustand gerate ich öfters in sehr peinliche Situationen
:thumbsup:

Von der Sprache her war die Geschichte astrein erzählt, aber die Idee selber, die dahinter steckt, ist einfach schon zu alt.

mfg stille Feder

 

Hallo Mät,

Erstmal willkommen auf KG.de

Mal eine Kurzkritik, weil ich im Moment zu kaputt bin, um ausführliche Statements abzugeben...

Deine Geschichte fand ich recht unterhaltsam. Quasi eine nette Geschichte für Zwischendurch, zwar nicht wirklich zum lauthals Loslachen, aber auf jeden Fall recht unterhaltsam.
Hat mich vom Inhalt her ein wenig an einen alten Loriot-Sketch erinnert (Wo er ein Bild geraderücken will und dabei die ganze Wohnzimmereinrichtung verwüstet). Zwar, wie StilleFeder sagt, nicht gerade eine neue Idee, aber das stört mich hier weniger. Stilistisch sauber, Holperer sind mir keine großen aufgefallen.
Sehr gut fand ich die Geschichte vor dem Hintergrund der Überschrift bzw wie diese durch den Text erklärt wird.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi StilleFeder, Hi gnoebel,

entschuldigt bitte, dass ich so spät antworte. Ich war einfach lange nicht mehr online.
Die Handlungsfolge in meiner Geschichte ist vom Aufbau her wirklich nicht neu. Das ist mir erst nach eurer Kritik bewusst geworden. Eigentlich sollte sie nur unheimlich lustig sein. Sporadisches Schmunzeln trifft zwar nicht ganz meine Erwartungen, aber immerhin (kommt ja nicht von irgendwem :huldig: (hab eure KG gelesen und fand sie alle toll)).
Danke für die Mühe die ihr euch gemacht habt meine KG zu kommentieren.:thumbsup:

Tschau
Mät

 

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